Die Hochschule Luzern hat eine ausführliche Studie zur Finanzsituation der Schweizer Bergbahnen veröffentlicht. Darin untersucht Projektleiter Philipp Lütolf die wirtschaftliche Lage der Unternehmen vor und nach der Corona-Pandemie und fokussiert auf die Themen «Dynamische Preismodelle», «Anpassung Klimawandel» und «Grossinvestoren».
Im Interview mit schweizeraktien.net erläutert Lütolf, warum «Instagrammability» gerade für kleinere Skigebiete und Ausflugsdestinationen von Bedeutung ist, wie sich ausländische Investitionen in den Schweizer Alpen entwickeln werden und wann sich ein dynamisches Preismodell für die Anbieter, aber auch die Kunden, lohnt.
Herr Lütolf, das Wachstum des Verkehrsertrags der Bergbahnen fällt laut Ihrer Studie in allen Schweizer Regionen auf 5-Jahres-Sicht höher aus als das Wachstum der Ersteintritte. Das hat in erster Linie mit gestiegenen Preisen zu tun. Trifft die Prognose von Reto Gurtner von der «Weissen Arena» in Laax zu, dass wir bald 300 CHF für einen Tagesskipass bezahlen werden?
Also in 10 Jahren von aktuell ca. 100 auf 300 CHF würde einer jährlichen Preissteigerung von ca. 12% entsprechen. Aus «Kostenentwicklungsgesichtspunkten» halte ich das daher für weniger wahrscheinlich. Aber wenn man eine jährliche Preissteigerung von 4-5% unterlegt, landet man bei ca. 150 bis 200 CHF. Das ist aus meiner Sicht realistischer.
Die Tageskartenpreisspanne beträgt in Schweizer Skigebieten im Moment etwa 3. Das heisst von ca. 35 bis ca. 120 CHF. Verglichen mit Bekleidung, Möbel oder Autos ist das eine tiefe Spanne. Es könnte daher schon eine weitere Preisdifferenzierung geben. Aber meiner Meinung nach können nur wenige Gebiete in die genannte Preisregion aufsteigen.
«Wenn es attraktive Abos gibt, dann sind die hohen Preise zu relativieren»
Für mich sehr entscheidend ist aber auch die Frage: Wo sieht man weitere Ticketpreise wie z.B. den Saisonkartenpreis, wenn die Tageskarten 200 bis 300 CHF kosten? Gemäss Geschäftsbericht der Vail Gruppe kaufen in den US-amerikanischen Gebieten nur 5% der Gäste an Kassen und bezahlen Preise zwischen 250 und 300 Dollar. Mehr als zwei Drittel der Ticketeinnahmen werden bereits vor der Saison realisiert. Nicht nur mit Saisonkarten. Auch mit Wahltagesabos. Wer vor der Saison bspw. ein 4-Tageswahlabo kauft, bezahlt pro Tag «nur» 120 USD – und nicht 300 USD pro Skitag. Wenn es attraktive Abos gibt, dann sind die hohen Preise zu relativieren. Die Bergbahnen müssen viel investieren und sich vor der Saison «committen», die ganze Saison unabhängig von den Bedingungen zu bestreiten. Also könnte man vom Gast schon auch vor der Saison ein Commitment für 4 Tage oder im Falle der Saisonkarte für mehr Tage verlangen, wenn entsprechende Angebote attraktiv sind.
Mit den Beteiligungen in Andermatt-Sedrun und Crans Montana hat die Vail Resorts Gruppe sehr viel Aufsehen erregt. Insbesondere die hohen Kassenpreise für Skitageskarten in amerikanischen Skigebieten von bis zu rund 250 USD führen hierzulande zur Besorgnis. Was hat es mit den Befürchtungen auf sich?
Das würde ich nicht befürchten. Ich glaube nicht, dass ein Skigebiet wie Andermatt-Sedrun, welches stark von Tagesgästen frequentiert ist, Preise von 250 CHF durchsetzen könnte. Dies würde alleine schon nicht funktionieren, weil die Tageskarten in Engelberg, Davos, Lenzerheide etc. dann rund zwei Drittel billiger wären. Zudem bezahlen, wie bereits erwähnt, in den amerikanischen Skigebieten der Vail Gruppe nur ca. 5% der Gäste die hohen Kassenpreise. Wenn die Tageskarten wirklich in diese Dimension gehen würden, dann bin ich mir sicher, dass es preiswerte Umgehungsmöglichkeiten in Form von Wahlabos und/oder Saisonkarten geben würde.
Werden wir in Zukunft vermehrt ausländische Investoren sehen, die in den Schweizer Alpen investieren? Was sind dabei die Chancen, was die Risiken?
Ich denke, dass dies nur punktuell der Fall sein könnte. Wenn man sich viele Gebiete mit ausländischen Investoren anschaut, wie Saas Fee, Andermatt oder Crans Montana, dann waren dies aus finanzieller Sicht nicht gerade Erfolgsstorys, bevor die aktuellen ausländischen Investoren eingestiegen sind. Dies zeigt sich jetzt ja auch gerade im Wallis, wo Christian Mars als Investor in Belalp, Hohsaas und Grächen einsteigen möchte. Obwohl die drei Unternehmen finanziell nicht gerade gut gestellt sind, scheint mir zumindest gemäss Medienberichterstattung, dass der ausländische Investor nicht gerade willkommen ist. Ausländische Investoren werden vor allem dann einsteigen können, wenn es zu finanziellen Problemen kommt und keine alternativen lokalen Lösungen möglich sind.
«Positiv an ausländischen Investoren ist sicherlich, dass sie wohl risikofreudiger sind und eher investieren»
Positiv an ausländischen Investoren ist sicherlich, dass sie wohl risikofreudiger sind und eher investieren. Negativ ist, dass die Lokalen die Kontrolle über ihre Bergbahnen verlieren. Solange es wirtschaftlich gut läuft, kann das unproblematisch sein. Aber was ist, wenn ein Skigebiet, wie z.B. Andermatt oder Crans Montana, bei den US-amerikanischen Gästen plötzlich nicht mehr so beliebt ist und für den Epic-Pass keine Rolle mehr spielt? Wird dann noch in die Skigebiete investiert? Die französische Skigruppe Compagnie des Alpes war in der Vergangenheit in Verbier, Saas Fee und Riederalp (heute Bestandteil der Aletsch-Bahnen) an den Bergbahnen beteiligt. Es kam in allen drei Fällen zu Streitigkeiten, und heute ist die Compagnie des Alpes an keinen Schweizer Skigebieten mehr beteiligt.
Sie machen in Ihrer Studie eine Unterscheidung in Ausflugsbergbahnen und Wintersportbergbahnen. Inwieweit ist diese Unterscheidung zielführend? Gibt es da nicht auch Überschneidungen, z.B. bei den Jungfraubahnen oder Titlisbahnen, die Sie zu den Ausflugsbergbahnen rechnen?
Die Bergbahnen am Pilatus und in der Lenk sind nicht miteinander vergleichbar. Letztere ist grösstenteils auf den Wintersport ausgerichtet. Wenn die Schneeverhältnisse in den Weihnachtsferien ungenügend sind, ist das Jahresergebnis kaum mehr zu retten. Investitionen in die technische Beschneiung sind sehr wichtig. Zudem verlangt der anspruchsvolle Gast eine grosse Pistenvielfalt, welche mit teuren Anlagen zu erschliessen ist. Die meisten dieser Anlagen verdienen von Frühling bis Herbst kein Geld. Die Ausflugsbahnen kennen die ganzen Schneesorgen nicht. Ihre Infrastruktur ist oft schlanker. Aus einer finanziellen Perspektive sind die zwei Bergbahntypen daher unterschiedlich zu beurteilen. Auch im Hinblick auf das Wachstum. Die Ausflugsbergbahnen haben in den letzten zwanzig Jahren das Gästeaufkommen deutlich gesteigert. Die Skierdays sind auf zwanzig Jahre gerechnet rückläufig. Sie haben aber recht, es gibt auch Überschneidungen. Bergbahnunternehmen, in welchen die Nicht-Skifahrer für die Mehrheit der Erträge sorgen, gelten für mich als Ausflugsbergbahnen. Beispiele: Jungfraubahn, Titlisbahnen oder Brunni Bahnen Engelberg. Übrigens, auch die Rigi Bahnen bieten noch Pisten-Skifahren an.
Nach Ihrer Studie haben die Bergbahnen die Pandemie-Einschnitte relativ gut verkraftet. Bei den Ausflugsbergbahnen habe Corona rund 260 Mio. CHF an investierbarem EBITDA gekostet, schreiben Sie. 100 Mio. CHF mussten an neuen Krediten aufgenommen werden. Sind vor diesem Hintergrund Gross-Investitionen, wie sie beispielsweise auf dem Titlis oder dem Schilthorn vorgenommen werden, vertretbar?
Weil die im stark im Geschäft mit interkontinentalen Gästen tätigen Bergbahnunternehmen in den Jahren vor Corona sehr erfolgreich waren, waren im Jahr 2020 viele nur sehr wenig verschuldet. Die Titlisbahnen hatten beispielsweise per Ende Oktober 2019 keine verzinslichen Schulden. Per April 2024 weisen sie Bankkredite von rund 16 Mio. CHF aus. Dies ist deutlich weniger als ein Jahres-EBITDA. Selbst wenn sie 100 Mio. CHF zusätzliche Schulden aufnehmen müssen, steigt die Verschuldung «nur» auf ca. 4 bis maximal 5mal EBITDA. Dies sind Werte, welche unter den Wintersportbahnen weit verbreitet sind. Weil Grossprojekte wie bei den Titlis- oder Schilthornbahnen Umsatz- bzw. EBITDA-Wachstum ermöglichen, wird die Verschuldung rasch wieder reduziert werden können. Daher sind diese Projekte aus meiner Sicht vertretbar. Um im Wettbewerb um die internationalen Gäste bestehen zu bleiben, braucht es eine moderne Infrastruktur.
«Um im Wettbewerb um die internationalen Gäste bestehen zu bleiben, braucht es eine moderne Infrastruktur»
75% der Logiernächte der für die Ausflugsbergbahnen wichtigen internationalen Gäste fallen auf lediglich gut 10% der Gemeinden. Nur 25% hingegen auf die restlichen 90%. Wie könnte man eine bessere Steuerung der Gästeströme bewerkstelligen?
Eine Steuerung der Gästeströme ist wohl sehr schwierig. Dies zeigt sich daran, dass sich in den letzten zehn Jahren bezüglich dieser Fokussierung auf wenige Orte fast nichts verändert hat. Der zu beobachtende Trend von grossen Reisegruppen hin zu kleineren Gruppen oder sogar zu Individualreisenden und die zunehmende Beliebtheit, die Schweiz mit dem Zug bzw. mit dem Swiss Travel Pass zu bereisen, könnte punktuell zu einer etwas breiteren Streuung führen. Aber es ist nun mal so, dass die Leute an die bekannten Spots reisen, welche sie kennen und welche ihnen empfohlen werden. Schweizer besuchen in den USA auch vor allem New York City, Florida oder Kalifornien. Orte wie Kansas, Nebraska oder Ohio sind ja auch nicht in unserem Fokus.
Was muss die breite Masse der Anbieter, die nicht im Fokus der international Reisenden stehen, tun, um für diese Klientel interessanter zu werden?
Ich glaube, das Wichtigste ist, Aufmerksamkeit zu bekommen. Das heisst: Es braucht «Instagrammability». Entweder muss ich die passenden Angebote dafür schaffen. Oder die Leute entdecken sie selbst. Selbstverständlich ist es unter sonst gleichen Bedingungen einfacher, wenn die neuen Angebote in einer Region sind, in welcher bereits viele internationale Gäste unterwegs sind. Ein gutes Beispiel dafür ist der Gipfelwanderweg auf dem Stoos, der in den letzten Jahren einen starken Gästezustrom spürt. Aber ein bekanntes Beispiel ist auch der Äscher, welcher sich nicht gerade in einer Hot-Spot-Region für interkontinentale Touristen befindet.
Ohne künstliche Beschneiung geht es eigentlich praktisch nirgends mehr, auch in hohen Lagen. Was raten Sie Bergbahnen in mittleren und tiefen Lagen in Bezug auf Kunstschnee? Lassen sich Investitionen in technische Beschneiung überhaupt rechtfertigen, da es ja auch in diesen Lagen tiefe Temperaturen braucht?
Die Kosten der Beschneiung sind wie eine Versicherungsprämie zu betrachten. Ohne Schnee ist der Schaden insbesondere in den Weihnachtsferien immens. Daher lohnt es sich, viel in die Beschneiung zu investieren. Klar, unter einer bestimmten Höhenlage ist eine effiziente, ergiebige Beschneiung wohl nicht möglich. Die Grenze ist schwierig zu ziehen. Nicht nur Höhenlage, sondern auch mikroklimatische Gegebenheiten wie z.B. Kaltluftseen in Tallagen oder die Exposition sind zu berücksichtigen. Wenn eine Versicherung des Skigeschäfts über die Beschneiung nicht möglich ist, dann sollte der potenzielle Schaden möglichst reduziert werden. Dies kann einerseits dadurch geschehen, dass Skisport-unabhängige Angebote geschaffen werden. Andererseits sollte man schauen, dass die Fixkosten möglichst tief bleiben. D.h. zum Beispiel, dass die Infrastruktur möglichst günstig gehalten werden muss. In beiden Fällen lassen sich schneelose Zeiten zumindest etwas besser verkraften.
«Auch in hohen Lagen ist die Beschneiung essenziell geworden»
Aber auch in hohen Lagen ist die Beschneiung essenziell geworden. Dank der Beschneiung können bereits ab dem ersten Saisontag perfekte Pisten geboten werden. Ich erinnere mich noch gut an die 80er oder 90er Jahre, als die Pisten zu Saisonbeginn oft noch ziemlich steinig waren. Dies würde der Gast heute wohl kaum noch akzeptieren.
Investitionen in die Beschneiung seien im Hinblick auf die Ertrags- und damit auch auf die EBITDA-Sicherung gegenüber Investitionen in Transportanlagen prioritär zu betrachten, so Ihre Studie. Also lieber Schnee, dafür veraltete Transportmittel?
Ohne Schnee nützen die teuersten Transportanlagen nichts. Es macht keinen Sinn, neue, teure Sessel- oder Gondelbahnen zu bauen, wenn nicht zumindest die entsprechenden Hauptpisten effizient beschneibar sind. Klar, in der Top-Liga der Skigebiete braucht es gute Transportanlagen und schneesichere Pisten. Aber in mittleren Gebieten würde ich der Beschneiung die höhere Priorität geben.
Gerade die Wintersportbergbahnen in mittleren und tiefen Lagen haben wegen des Klimawandels erhebliche Probleme, gewinnbringend zu wirtschaften. Wie sehen Sie vor diesem Hintergrund die Bemühungen vieler Bahnbetreiber, vermehrt auch in das Sommergeschäft zu investieren?
Diese Bemühungen sind wichtig. Und sie sind auch vielerorts erfolgreich. Es gibt Destinationen, etwa in Graubünden und im Wallis, welche 40 bis 50% der Logiernächte im Sommer generieren. Die Bergbahnen erzielen in diesen Gebieten im Sommer jedoch oft weniger als 20% der Eintritte und höchstens 10% der Erträge. Das Problem liegt erstens darin, dass im Sommer mehr bergbahnunabhängige Aktivitäten bestehen. Zudem haben die Gäste im Sommer stärker das Gefühl, dass Angebote (neben der Transportleistung) gratis sein sollten.
«Das Sommergeschäft wird lukrativ, wenn die Bergbahnen möglichst werthaltige Angebote schaffen»
Der Durchschnittsertrag je Skifahrer beträgt in diesen Gebieten oft das 3- bis 4fache des Durchschnittsertrags eines Sommergastes. Dies bedeutet, um einen Skifahrer umsatzmässig zu ersetzen, braucht es teilweise bis zu 4 Sommergäste. Das Sommergeschäft wird lukrativ, wenn die Bergbahnen möglichst werthaltige Angebote schaffen, welche von möglichst vielen Gästen nachgefragt werden, welche die Benutzung von möglichst vielen Anlagen erfordern und welche über eine möglichst lange Saisondauer betrieben werden können. Betreffend des Gästepotenzials sind nahe am Mittelland gelegene Bergbahnunternehmen im Vorteil. Zwei Angebote, welche sich in den letzten Jahren für ihre Anbieter sehr positiv ausgewirkt haben, sind etwa der Gipfelwanderweg auf dem Stoos und die Fünf-Seen-Wanderung im Pizolgebiet. Es ist davon auszugehen, dass die Durchschnittserträge aus diesen Angeboten dem Skitageskartenpreis «relativ» nahekommen.
Inwieweit sind die Ausflugsbergbahnen im Gegensatz zu den Wintersportbergbahnen jahreszeitenunabhängig? Sie sind doch auch abhängig vom guten Sommerwetter beispielsweise.
Ausflugsgebiete, welche insbesondere auf Schweizer Gäste setzen, die zum Wandern oder zum Geniessen der Aussicht kommen, sind genauso wetterabhängig wie die Wintersportbahnen. Die Volatilität der Sommer- und Winterverkehrserträge ist bei den Wintersportbahnen in etwa gleich hoch. Die Ausflugsbahnen haben den Vorteil, dass sie nur wetter-, nicht aber schneeabhängig sind. Dafür hat das Wintergeschäft den Vorteil, dass Saisonkarten und Mehrtageskarten verkauft werden können, was sich stabilisierend auswirkt. An Stabilität gewinnt das Ausflugsgeschäft mit Gästen aus den Fernmärkten, welche deutlich weniger wettersensitiv sind. Am besten diesbezüglich ist sicherlich das Gruppengeschäft. Aber ein Vorteil aller Ausflugsbergbahnen ist, dass die Infrastruktur gegenüber den Wintersportbahnen schlanker ausfällt, was zu weniger Fixkosten in Form von Abschreibungen führt.
Sie widmen einen grossen Teil Ihrer Studie den Auswirkungen von dynamischen Preismodellen. Allerdings scheint sich nach den Ergebnissen kein klares Bild abzuzeichnen, ob dynamische Preise einen positiven oder negativen Effekt auf den Ertrag haben. Warum ist die Implementierung eines dynamischen Preismodells komplex, wie Sie anmerken?
Die Preisdynamik spielt ja nach oben und nach unten. In einigen Skigebieten spielt die Preisdynamik fast nur nach oben. Die Preise können, teilweise deutlich, gesteigert werden, praktisch ohne dass Gäste verloren gehen. Die Marktstellung lässt dies offensichtlich zu. Nur sehr wenige Gäste bezahlen dann weniger als vorher zu Fixpreiszeiten. Dann ist klar, dass der Verkehrsertrag und damit auch das EBITDA dank des dynamischen Preismodells steigen. Man hätte zwar die Preise auch in einem Fixpreissystem anheben können. Mit dynamischen Preisen lässt sich das jedoch etwas diskreter bewerkstelligen.
Andere Gebiete müssen aufpassen, dass sie einerseits die Preise nicht so stark anheben, dass Gäste verloren gehen. Andererseits müssen sie darauf achten, dass sie nicht zu viele Frühbucher nicht zu stark belohnen. Dies erfordert komplexe Analysen und Einschätzungen. Die Zahlen zeigen, dass es in einigen Gebieten sehr gut gelingt, in anderen jedoch weniger.
Erste Anbieter wie Andermatt-Sedrun oder Sörenberg verabschieden sich bereits wieder von dynamischen Preismodellen. Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?
Eine Gemeinsamkeit der beiden Gebiete ist ein hoher Tageskartenanteil. Unter sonst gleichen Bedingungen denke ich, dass ein dynamisches Preismodell für Aufenthalts- bzw. Mehrtagesgäste attraktiver ist. Die Sörenberg Bergbahnen haben über die Medien verlauten lassen, dass sich die Kunden eine Rückkehr zu statischen Preisen gewünscht haben. Zudem wird auf eine mangelnde Schneesicherheit verwiesen. Das sehe ich auch so. Vorauskäufe sind schwierig, wenn nicht eine sehr hohe Schneesicherheit erwartet werden kann. Ich würde nur für wenige Skigebiete ein Skiticket für die Weihnachtsferien Wochen im Voraus erwerben.
Insgesamt lässt sich nach Ihrer Studie feststellen, dass die meisten Bergbahnen wirtschaftlich gut unterwegs sind. Worauf müssen die Anbieter in Zukunft besonders achten, um weiterhin erfolgreich zu sein?
Wichtige Voraussetzung für den finanziellen Erfolg ist eine möglichst hohe und konstante Auslastung der Anlagen: Zentral ist daher die Fähigkeit, über die Wintersaison unabhängig von Wetter- und Schneeverhältnissen einen konstant hohen Ertrag zu generieren und/oder die Fähigkeit, auch über das Sommerhalbjahr einen konstant hohen Ertrag zu generieren. Wenn zumindest eine dieser beiden Bedingungen erfüllt ist, sollte eine zumindest genügende Finanzsituation resultieren. Realistischerweise verfügen nicht alle Bergbahnunternehmen über das Potenzial dazu. Da in diesen Fällen die gewünschte regelmässige (Jahres-)Auslastung kaum erreicht werden kann, müssen die Fixkosten möglichst gering gehalten werden. Wichtige Aspekte im Hinblick auf diese Zielsetzung sind etwa eine einfache, günstige Transportinfrastruktur und ein allgemein gutes Kostenmanagement. Ein Überleben ganz ohne Finanzierungen mit à-fonds-perdu-Charakter ist dann jedoch sicherlich schwierig.
Herr Lütolf, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.