Schweizer Aktien Favoriten 2024: Rückblick auf ein Jahr der Divergenzen

Aktienauswahl jenseits der «crowded-trades»

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Geruhsam gings 2024 auch an der Schweizer Börse zu. Bild: stock.adobe.com

Das abgelaufene Jahr 2024 war ein Jahr der auseinanderlaufenden Entwicklungen. Die USA blieben konjunkturell stark, Europa tendierte dagegen schwächer. An der Börse dominierte die Technologie den Rest der Aktienwelt. Die Frankenstärke setzte sich fort, und eine neue Ära der Zölle dämmerte zum Jahresende hin herauf. Die herausfordernde Gemengelage sorgte an der Schweizer Börse für zahlreiche Überraschungen.

Der SPI Extra Price-Index, der ohne Dividenden gerechnet wird, konnte 2024 gerade mal ein Plus von 1,2% vorweisen. Chart: six-group.com

Gemessen an der Entwicklung der Aktien-Indizes zählt die Schweiz dieses Jahr zu den Schlusslichtern. Der amerikanische S&P 500 stieg um 24%, der DAX um 19% und der Nikkei ebenfalls um 19%. Doch der marktbreite Eurostoxx 600 verlor über 5%. Die Schweizer Indizes bewegten sich zwischen 1% beim Small- und Mid-Cap Index SPIEXX und 4% beim SMI. Der SPI liegt mit 3% Jahresperformance dazwischen. Am ausserbörslichen Aktienmarkt zeigen die OTC-X Indizes leichte Rückgänge. Der OTC-X Liquidity Index liegt 3,6% unter dem Stand von Anfang Jahr. Fünf der 10 Branchen-Indizes zeigen ein positives Vorzeichen und fünf ein negatives.

OTC-X Liquidity-Index 2024
Der OTC-X Liquidity-Index verlor 2024 rund 3,6%. Chart: otc-x.ch

Stock-Picking gegen passives Investment

Auch innerhalb der einzelnen Industrien gibt es sowohl Gewinner wie Verlierer. Es scheint, als ob von den Investoren wieder stärker auf die jeweils spezifischen Charakteristika der einzelnen Unternehmen geschaut wird. Bisher galt eher, dass die Liquiditätsflut alle Schiffe anhebt. Das Börsenjahr war auch gekennzeichnet von einer wachsenden Anzahl von Kursabstürzen in nahezu allen Industrien. CEOs und sonstige Management-Positionen wurden verstärkt neu besetzt. Kostensenkungen sowie Reduzierung der Kapazitäten und des Personals sorgten für nicht wenige Schlagzeilen.

Anzahl der börsenkotierten Gesellschaften schrumpft

Nicht zuletzt hat auch 2024 die Anzahl der börsenkotierten Unternehmen weiter abgenommen. Zwar kamen mit Galderma ein IPO und mit Sunrise ein Spin-off neu hinzu, doch Fusionen und Taking-Private-Transaktionen forderten einen höheren Tribut. Mit Orascom steht zudem ein weiteres Taking Private vor der Tür. Und der Börsenkandidat Aebi Schmidt ist, statt 2025 an die SIX zu gehen, kurz vor Weihnachten über einen Reverse Merger mit der Shyft Group jetzt an der Nasdaq kotiert.

Neue Favoriten zur Jahresmitte

Auf der Favoritenliste erfolgte im Jahresverlauf die Trennung von Komax und LEM Holding. Deren Kurse liegen zwischenzeitlich noch tiefer. Die konjunkturelle Schwäche in den Zielmärkten hat sich im Jahresverlauf weiter verschärft. Die Krise in der Zulieferer-Industrie hatte sich am letzten Jahreswechsel noch nicht so gravierend abgezeichnet. Stattdessen waren zur Jahresmitte SKAN Holding, Galderma, SIG Group und Geberit auf die Liste aufgenommen worden. Bisher konnte allerdings nur Galderma eine überzeugende Performance liefern. Die anderen drei neuen Titel zeigen sich allerdings resilient im Ausverkauf der Small- und Mid-Caps seit Oktober und bieten weiterhin ein attraktives Einstiegsniveau. Der SPIEXX steht zum Jahresende bei 305 Punkten und damit fast 25% unter dem Hoch vom 400 Punkten im Oktober 2021.

Kakao-Hausse und Zölle treffen Barry Callebaut

Bei Barry Callebaut gab es zwar zwei Erholungsansätze im Frühjahr und im Herbst, die die Aktie in Richtung 1600 CHF hievten, doch zuletzt ging es steil abwärts. Das könnte mit der erneuten Hausse am Kakao-Markt zusammenhängen. Der Kakao-Preis ist im letzten Monat um 22% und seit Anfang 2024 um 167% gestiegen. Da der Preisanstieg erst sukzessive bei den Endkonsumenten ankommt, stellt sich die Frage, inwieweit sich das Konsumverhalten 2025 verändern wird. Ein weiterer Faktor für die jüngste Kursschwäche sind die zu erwartenden Zölle für Einfuhren in die USA, die auch Barry Callebaut betreffen.

Illiquidität von Medartis behindert Kursentwicklung

Medartis war in 2024 eine deprimierende Aktie. Obwohl die Expansion voranschreitet, sich die Implantate gut im Markt etablieren und auch das Zahlenwerk positiv ausfällt, bleibt die Aktie im Schatten des Anlegerinteresses. Die Entscheidungsträger bei Medartis sind sich der Problematik der Illiquidität der Aktie bewusst und arbeiten an Lösungen. Das wäre für die Aktionäre wünschenswert. Auch die SIX hebt immer wieder gern ihr Engagement für KMU und deren spezifische Bedürfnisse an der Börse hervor.

Star-Performer Galderma und Weleda

Was bei der Betrachtung der Jahresperformance der Aktien auf der Favoritenliste schnell ins Auge sticht, ist die Tatsache, dass sowohl bei den börsenkotierten Titeln wie auch den ausserbörslich gehandelten mit Galderma und Weleda die zwei Top-Valoren aus dem Segment Kosmetik kommen. Dabei sind grosse Kosmetik-Aktien wie L´Oréal mit -24% und Estée Lauder mit -49% im Jahr 2024 eher schlechte Performer gewesen. Folglich ist die Outperformance von Galderma und Weleda jeweils unternehmensspezifisch begründet.

Aktienkurs Weleda 2024
Der PS von Weleda gehört zu den grossen Gewinnern auf OTC-X. Chart: otc-x.ch

Defensive Qualitäten der OTC-X Valoren

Entgegen dem schwachen Trend liegen zum Jahresende drei der ausserbörslich gehandelten Titel im Plus. Dabei sind die in 2024 ausgeschütteten Dividenden noch nicht berücksichtigt, welche – gemessen am Einstandspreis – bei allen vier Titeln über 2% betragen. Neben Weleda zeigen auch Weiss+Appetito sowie Espace Real Estate jeweils eine positive Performance und damit auch ihre defensiven Qualitäten in einem schwieriger werdenden Umfeld. Cendres+Métaux dagegen fiel zurück. Allerdings wurden im Dezember nur sieben Aktien gehandelt. Im Gesamtjahr waren es 210, so wenig wie zuletzt 2020. Einen Gegenwind stellen Nachfragerückgänge für Luxusgüter wie Uhren in China dar, doch, wie es scheint, bleibt das oberste Preissegment weiterhin gefragt. Das ist das Segment, in dem Cendres+Métaux als Zulieferer tätig ist. Wenn auch die Liquidität weiter abgenommen hat, die Aktie scheint aufgrund der tiefen Bewertung weiterhin attraktiv.


Unser Favoriten für 2025 finden Sie hier.

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