Das Wetter spielt für die Outdoor Switzerland AG, einen Anbieter von Adventure Angeboten aus dem Berner Oberland, eine entscheidende Rolle für die Geschäftsentwicklung. Im vergangenen Jahr (2024) forderte erst der regnerische Frühling und dann das durchzogene Sommerwetter das Team. Hingegen zeichnet sich nun eine gute Wintersaison ab. Im Interview mit schweizeraktien.net spricht CEO Johann Kaufmann auch über die Expansionspläne ausserhalb der Jungfrauregion, die neue Firmenzentrale in Wilderswil und betont, wie wichtig Diversifikation und regionenübergreifende Angebote für den Erfolg des Unternehmens sind.
Herr Kaufmann, nach der Akquisition von Skydive Switzerland im letzten Jahr hat die Outdoor Gruppe kürzlich die Seilpark Rigi GmbH übernommen. Planen Sie auch künftig mindestens eine Übernahme pro Jahr?
Das wäre natürlich spannend und schön, aber man muss auch die Opportunitäten dazu haben. Wir sind offen und freuen uns auf neue Projekte.
Mit dem Seilpark in Küssnacht am Rigi sind Sie erstmals ausserhalb des Berner Oberlandes tätig. Wie kam es zu der Übernahme, und was sind Ihre Ziele in der Zentralschweiz?
Der Seilpark Rigi hat eine Nachfolgeregelung gesucht. Schon bald nach dem gegenseitigen Kennenlernen haben wir gemerkt, dass die Chemie beidseitig stimmt. Der innovative Betrieb rund um die Landwirtschaft mit dem Restaurant Alpenhof von Emil Meyer und Monika Arnold ist eine grosse Chance für uns, unsere Kunden in der Innerschweiz vor Ort zu bedienen. Wir freuen uns sehr auf die gemeinsame Zusammenarbeit mit der Familie Meyer-Arnold.
Wie gross ist die Akquisition, und welche Bedeutung für den konsolidierten Umsatz hat diese? Welche Synergien erhoffen Sie sich davon?
Der Seilpark Rigi ist frequenzmässig halb so gross wie unser Seilpark in Interlaken. Wir sind überzeugt, dass wir zusammen mit der Familie Meyer-Arnold die Eintrittszahlen langfristig steigern können. Wir werden im Winter 2025 ein neues Sicherungssystem einbauen und können damit den Unterhalt über alle drei Seilparks vereinheitlichen. Die Administration integrieren wir in unser bestehendes Büro, arbeiten aber mit dem kompetenten Seilparkteam vor Ort zusammen.
«Der Seilpark Rigi ist frequenzmässig halb so gross wie unser Seilpark in Interlaken»
Derzeit entsteht in Wilderswil auf dem ehemaligen Flugplatzareal der neue Firmensitz von Outdoor Switzerland. Wie laufen die Arbeiten, und wann wird die neue «Outdoor Base» eröffnet?
Wir sind mit den Bauarbeiten auf Kurs und werden im Januar mit dem Innenausbau beginnen. In der Nacht vom 16. auf den 17. Juni 2025 werden wir die Administration und das operative Material, welches wir für die Aktivitäten brauchen, von Interlaken nach Wilderswil zügeln. Ab dem 17. Juni werden wir von Wilderswil aus operieren. Das wird eine herausfordernde Zeit für alle Mitarbeitenden. Alle sind aber sehr motiviert und freuen sich darauf, endlich genug Platz und angenehme Arbeitsplätze zu haben. Die offizielle Eröffnung wird am 21. Juni stattfinden.
Können Sie Angaben zu den Details machen, und was erwarten Sie von der neuen «Outdoor Base»?
Einerseits platzen wir in den Büros aus allen Nähten. Wir haben an drei verschiedenen Standorten Büroarbeitsplätze, das ist ineffizient. Wir sind in den letzten Jahren gewachsen und müssen nun reagieren. Es braucht eine Investition in die Substanz. In Wilderswil werden wir alle an einem Ort zusammenarbeiten. Am meisten freue ich mich darauf, unseren Gästen moderne und zeitgemässe Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Wir werden unsere Kunden in einem eindrücklichen Check-In-Bereich begrüssen dürfen. In den neuen Briefingräumen haben wir genug Platz, damit alle Gäste sitzend über die Sicherheitsinstruktionen informiert werden können. Anschliessend dürfen sie sich in modernen Garderoben mit den entsprechenden sanitären Anlagen umziehen, bevor es über die Nasszone los geht. Das wird uns qualitativ einen grossen Schritt nach vorne bringen.
Wie gross sind die Investitionen, die Sie in Wilderswil stemmen müssen, und wie finanzieren Sie diese?
Wir werden rund 2.5 Mio. CHF in den Innenausbau und die Infrastruktur investieren. Wir haben mit der BEKB einen sehr guten Bankpartner, welcher uns mit unseren Projekten seit Jahren sehr kompetent unterstützt.
«Wir werden rund 2.5 Mio. CHF in den Innenausbau und die Infrastruktur investieren»
Der Aktienkurs hat sich in diesem Jahr mit einem Plus von rund 28% gut entwickelt. Allerdings ist das Handelsvolumen eher gering. Was werden Sie unternehmen, damit der Handel in dem Titel liquider wird?
Der Aktienkurs hat sich dem rechnerischen Wert des Unternehmens angepasst. Ob und wie das Handelsvolumen vergrössert werden soll, ist eine strategische Frage, da möchte ich dem Verwaltungsrat nicht vorgreifen. Grundsätzlich scheinen unsere Aktionäre den Wert der Aktie zu schätzen. Für einige sind es auch Herzensaktien, welche nicht verkauft werden möchten. Ich gehe auch nicht davon aus, dass ein Aktiensplit den Handel markant anstossen würde. Somit würde theoretisch wohl nur eine AK-Erhöhung bleiben, um das Handelsvolumen zu vergrössern. Das ist strategisch bisher nicht vorgesehen.
Das Geschäftsjahr 2024 ist zu Ende gegangen. Der Sommer war im Vergleich zum Vorjahr verregnet. Welchen Einfluss hat dies auf die Gästezahlen und die Umsätze?
Wir hatten gegenüber den letzten zwei Jahren einen sehr nassen Frühling und Sommer 2024. Im Frühsommer hatten wir elf verregnete Wochenenden am Stück. Das hat sich negativ auf den Geschäftsgang ausgewirkt. Oft konnten wir wegen zu viel Wasser nicht in die Canyons oder wegen zu viel Nebel keine Tandemfallschirmsprünge anbieten. Einmal mehr hat sich gezeigt, wie wichtig unsere Diversifizierung ist. Wir konnten einen Teil der Umsatzeinbussen mit weniger wetterabhängigen Aktivitäten kompensieren. Die gute Schneelage und das tolle Wetter über Weihnachten werden uns helfen, nochmals etwas näher an das Resultat des Vorjahres zu kommen.
Welche Bereiche liefen im Jahr 2024 besonders gut, und wo besteht noch Potenzial?
Grundsätzlich hatten wir einen hervorragenden Buchungsstand in allen Bereichen. Wir sind «outdoor» unterwegs, das Wetter können wir nicht planen. Entsprechend flexibel müssen wir uns effizient organisieren. Die Jungfrauregion ist eine der bestbesuchtesten Regionen der Schweiz. Wir müssen hier realistisch bleiben: Das Potenzial wird irgendwann ausgeschöpft sein. Die Diversifizierung sowie regionenübergreifende Produkte für unsere Kunden eröffnen uns eine spannende Zukunft.
«Die Diversifizierung sowie regionenübergreifende Produkte für unsere Kunden eröffnen uns eine spannende Zukunft»
Können Sie bereits Aussagen zu den Buchungen für die Wintersaison im Bereich Schneesport machen?
Die Vorbuchungen für Weihnachten lagen etwas über dem Vorjahr; Frau Holle ist aber immer entscheidend für den Geschäftsgang. Für die Festtage 2024 hatten wir sie mit im Boot, dafür sind wir sehr dankbar. Grundsätzlich gehen wir von einer ähnlich erfolgreichen Wintersaison wie letztes Jahr aus.
Vielen Dank für das Interview.
Die Aktien der Outdoor Switzerland AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 2500 CHF für eine Aktie bezahlt. Im Geschäftsjahr 2023 erzielte das Unternehmen einen konsolidierten Nettoumsatz von 17 Mio. CHF.