Winterzeit ist auch in der Schweiz Badezeit, allerdings nicht an Stränden und unter Palmen, sondern in heissem Thermalwasser. Deshalb mögen die Betreiber von Thermalbädern kaltes und nasses Winterwetter. Wie jetzt.
Ganz besonders erfreut zeigt sich Dominik Keller, Geschäftsführer der Thermalbad Zurzach AG, über das Geschäftsjahr 2024 und insbesondere das Winterquartal. Keller berichtet von einem breiten Wachstum in allen Bereichen. Die Besucher gingen vermehrt wieder trainieren, in die Sauna und zur Massage. Das letzte Quartal sei sogar «fantastisch» verlaufen, schwärmt Keller, wobei wir wieder beim Wetter wären.
Im benachbarten Bad Schinznach sind die Besucherfrequenzen etwa auf Vorjahresniveau, sagt Daniel Bieri, Vorsitzender der Geschäftsleitung. Seit diesem Jahr zählen Schweiz Tourismus und das Bundesamt für Kultur Bad Schinznach zu den «30 wundersamen Orten der Schweiz», das dürfte so manchen zusätzlichen Gast in den Aargau führen. Auch ohne mieses Wetter.
Wegen einer umfassenden Grossrevision blieb die Tamina Therme des Grand Resort Bad Ragaz im Sommer 2024 geschlossen. Deshalb sei ein Vergleich mit dem Sommer des Vorjahres nicht möglich, so Alexandra Ellerkamp, Kommunikationsdirektorin des Grand Resorts. Im Winter 2023/24 seien die Frequenzen mit -1,2% leicht unter der Vor-Corona-Zeit gelegen, was die Stabilität des Angebotes unterstreiche.
Die Schliessung im Sommer habe es jedoch ermöglicht, bedeutende Modernisierungen umzusetzen und das Angebot gezielt weiterzuentwickeln. 5 Mio. CHF wurden in die umfassende Grossrevision investiert. «Diese Investitionen stellen einen wichtigen Meilenstein dar, der uns langfrisitg stärkt», so Ellerkamp. Das Thema der rutschigen Böden, das durch die Presse ging, sei behoben, die Sicherheit und der Komfort für die Gäste seien damit verbessert worden.
Investitionen für jüngeres Publikum
Auch Bad Zurzach hat einiges in die Hand genommen, um das Gesamterlebnis Thermalbad attraktiver zu machen. Alleine 3.4 Mio. CHF wurden in den Kinderbereich investiert, z.B. in eine 61 Meter lange Rutschbahn. Keller möchte nicht von einem Spassbad sprechen, weist aber darauf hin, dass sich durch die Investitionen das Publikum im Durchschnitt verjüngt hat. Es sei wichtig, dass sich Kinder konzentriert an einem Ort austoben könnten, ohne die Erwachsenen, die Erholung und Entspannung suchen, zu stören.
Bedeckt hält man sich in Bad Schinznach. Auf die Frage nach den investierten Mitteln verweist Daniel Bieri auf den Geschäftsbericht 2024, der im Frühling herauskommt. Recht allgemein wird vom stetigen Ausbau und Erhalt der Technik gesprochen.
Hohe Energiekosten machen weiterhin zu schaffen
Weiterhin zu kämpfen haben die die energie-intensiv arbeitenden Thermalbäder mit den hohen Energiekosten. So tut vor allem die Verdopplung des Strompreises weh. In Bad Zurzach, wo man sich von fossilen Energien komplett verabschiedet hat, fällt deshalb der Umstieg auf elektrische Energie besonders ins Gewicht. Die Inflation, so Keller, käme dann noch erschwerend hinzu.
Auch in Bad Ragaz bleiben die hohen Energiepreise eine erhebliche Herausforderung, auch wenn sich die Situation im Vergleich zur Strommangellage in 2022 etwas entspannt habe, so Alexandra Ellerkamp. Bad Ragaz habe Massnahmen ergriffen, um diesen Belastungen zu begegnen. So stehe im Fokus die kontinuierliche Optimierung der Energieeffizienz. Man habe durch den verstärkten Einsatz nachhaltiger Lösungen den Energieverbrauch spürbar senken können.
Es verwundert nicht, dass alle drei Thermalbäder u.a. wegen der hohen Energiekosten ihre Preise erhöht haben. So wurden in Bad Schinzach und Bad Zurzach die Preise zum 1.1.2024 erhöht, Bad Ragaz zog im November 2024 nach Abschluss der umfassenden Sanierungsmassnahmen mit teurerem Eintritt nach. Diese Erhöhung sei notwendig gewesen, um den gestiegenen Betriebskosten, der Erhöhung der Mehrwertsteuer sowie den kontinuierlichen Investitionen in die Modernisierung und Erweiterung der Infrastruktur gerecht zu werden, sagt Ellerkamp.
Ausblick
Alle drei Unternehmen sind zuversichtlich, was den Geschäftsverlauf des Jahres 2025 anbelangt. Rekordhohe Umsätze über Weihnachten und Neujahr konnte Bad Zurzach verzeichnen, der Start ins neue Jahr sei überaus erfolgreich verlaufen, freut sich Keller. In Bad Ragaz ist man davon überzeugt, dass die getätigten Investitionen langfristig positive Effekte haben werden und damit die Marktposition weiter gestärkt werden kann. In Bad Schinznach hingegen birgt das Geschäftsjahr 2025 laut Bieri einige Herausforderungen, auf die nicht näher eingegangen wird. Aber auch hier geht der Vorsitzende der Geschäftsleitung davon aus, dass man die Ergebnisse wieder verbessern könne.
Fazit
Die Thermalbäder an den drei Destinationen bilden nur einen Teil der jeweiligen Unternehmen ab. Hotellerie und Gastronomie sind ein wesentlicher Pfeiler in der Diversifikationsstrategie. Zusätzlich betreiben die Grand Resort Bad Ragaz AG und die Bad Schinznach AG Kliniken und Reha-Institutionen. Bad Ragaz lockt zudem mit Spielcasino und Golfplatz.
Die im Frühjahr 2025 erscheinenden Geschäftsberichte für das abgelaufene Geschäftsjahr werden weitere Aufschlüsse geben, wie die Unternehmen das Jahr gesamthaft wirtschaftlich gemeistert haben. Aber man darf aufgrund der guten Stimmung bei den Verantwortlichen davon ausgehen, dass es keine negativen Überraschungen geben wird.
Zumindest nicht im Bäderbereich bzw. beim Thermalwasser, den Wurzeln aller drei Unternehmen.