Titlis Bergbahnen: Mehr Gäste und Grossprojekt prägen das Geschäftsergebnis 2023/24

Rekordverdächtiger Start ins Jahr 2024/25

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Noch fehlen die Gäste aus China. Dafür konnnten die Titlisbahnen im Jahr 2023/24 mehr Gäste aus Nord- und Südamerika, Indien und Südostasien begrüssen. Bild: stock.adobe.com

In den Schweizer Bergen wird derzeit viel gebaut. Auch am Titlis haben die Arbeiten für den Neubau der Bergstation sowie die Erneuerung des Titlis Tower im vergangenen Jahr begonnen. Trotz der Bautätigkeit können die Bergbahnen Engelberg-Trübsee Titlis AG (BET) auf ein erfreuliches Geschäftsjahr 2023/24 zurückblicken: Die Anzahl Gäste stieg um 3,7 %, der Betriebsertrag lag mit 85.7 Mio. CHF deutlich über dem Vorjahr. Dank eines Grundstückverkaufs erreichte der Jahresgewinn 15.0 Mio. CHF, sodass eine Dividende von 0.80 CHF pro Aktie ausgeschüttet werden kann. Allerdings zeigen sich in der Bilanz und Erfolgsrechnung auch die ersten Anzeichen des Bauprojekts Titlis, dessen Kosten mittlerweile auf 150 Mio. CHF veranschlagt werden.

3,7% mehr Gäste am Titlis

Wie die Titlisbahnen in einer Medienmitteilung schreiben, besuchten vom 1. November 2023 bis 31. Oktober 2024 über 1.1 Mio. Gäste den Titlis, was einer Steigerung von 3,7% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im Winterhalbjahr 2023/24 zählte die Bahn 607’258 Ersteintritte (+7,0%), im Sommer lag die Anzahl Gäste bei 507’471 und damit leicht über dem Vorjahresniveau. Während sich das Segment der Gruppenreisenden weiter erholte – hier verzeichneten die Titlisbahnen ein Plus von 14,8% auf 353’336 –, ging die Zahl der Individualreisenden aufgrund des verregneten Frühsommers und Herbstes um 4,7% zurück.

Zum Anstieg der Gästezahlen haben, wie in der ganzen Schweiz, auch die Reisenden aus Nordamerika beigetragen. Indien, der südostasiatische Raum und Südamerika seien ebenfalls stark gewesen, erklärt CFO Marco Leu. Hingegen registrieren die Titlisbahnen weniger als die Hälfte der Touristen aus China im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie. «Der chinesische Markt ist noch nicht wirklich da», so Leu. Er verweist allerdings auch auf die Olympischen Spiele in Paris im letzten Jahr, die viele Reisende aus den Fernmärkten aufgrund von Hotelengpässen in der französischen Metropole von einem Europa-Trip abgehalten haben. Ob und wann die chinesischen Gäste wieder in stärkerem Ausmass zurückkommen, sei schwer vorherzusagen, meint Leu.

Verkehrsertrag steigt um 7,2%

Getrieben von den höheren Gästezahlen entwickelte sich auch der Verkehrsertrag positiv; dieser stieg um 7,2% auf 50 Mio. CHF. Auch die Erträge in der Gastronomie sowie in den Shops fielen höher als im Vorjahr aus, während der Beherbergungsertrag bei 4.2 Mio. CHF stagnierte. Die Nettoerlöse erreichten 70.4 Mio. CHF (+5,6%). Der übrige Ertrag, zu dem aktivierte Eigenleistungen, Liegenschaftserträge und Einnahmen aus den Parkplätzen zählen, kletterte von 5.5 Mio. CHF auf 15.3 Mio. CHF. Hauptgrund für den kräftigen Anstieg ist der Verkauf eines Grundstücks in Engelberg, der einen einmaligen Ertrag von 8 Mio. CHF beisteuerte. Vor allem dank dieses Einmalertrags fiel der konsolidierte Betriebsertrag der BET um 13 Mio. CHF oder 18,7% höher als im Vorjahr aus und erreichte 85.7 Mio. CHF.

Personalbestand wird erweitert

Auf der Kostenseite machen sich vor allem höhere Personalkosten und gestiegene Energiekosten bemerkbar. Der Personalaufwand kletterte von 25.9 Mio. CHF um 16,0% auf über 30 Mio. CHF. Die Titlisbahnen begründen dies mit der Aufstockung des Logistik-Teams im Zusammenhang mit dem Projekt Titlis. Marco Leu präzisiert, dass auch reguläre Lohnerhöhungen und die Übergangsphase, in der sich die Gesellschaft befindet, zu der Steigerung bei den Personalkosten geführt haben. «Wir investieren derzeit in den Ausbau unseres Personalbestandes, um fit für die Eröffnung der neuen Angebote zu sein», so der Finanzchef. Es nutze wenig, mit dem neuen Titlis Tower über ein Vorzeigeprodukt zu verfügen, wenn dieses nicht optimal vermarktet und den Gästen vor Ort nicht ein einmaliges Erlebnis geboten werde. Erfreut zeigt sich Leu darüber, dass sich der Markt für Personal wieder entspannt hat und die Titlisbahnen ausreichend qualifizierte Bewerber finden würden.

Erste Kredite für Projekt Titlis

Die BET war in der Vergangenheit nahezu schuldenfrei und verfügte über eine Eigenkapitalquote von über 80%. Mit dem Beginn der Bauarbeiten am Titlis war zu erwarten, dass sich die Bilanzrelationen ändern würden. Ein Bankensyndikat aus ZKB und Raiffeisen finanziert das Projekt, für das die Bahngesellschaft die Nettoverschuldung auf maximal 120 Mio. CHF erhöhen möchte. Im Geschäftsjahr 2023/24 stiegen die Finanzverbindlichkeiten von 1.3 auf 28 Mio. CHF an, die Eigenkapitalquote reduzierte sich entsprechend auf 75 %.

In der Erfolgsrechnung stieg der Finanzaufwand daher von 0.3 auf 1.3 Mio. CHF. Unter dem Strich verblieb ein Gewinn von 15.0 Mio. CHF, nach 10.3 Mio. CHF im Vorjahr. Ohne den Grundstücksverkauf hätte der Gewinn das Vorjahresniveau allerdings nicht erreicht. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) lag mit 30.3 Mio. CHF um rund 7 Mio. CHF über dem Vorjahreswert; auch hier zeigt sich der Einfluss des Grundstücksverkaufs.

Ausschüttung bei 80 Rappen je Aktie

Dass trotz des grossen Bauprojekts den Aktionären an der Generalversammlung vom 19. Februar die Ausschüttung einer Dividende beantragt wird, begründet Marco Leu mit dem pandemiebedingten Ausfall der Dividende während der letzten vier Jahre. Ausserdem solle es ein Zeichen sein, dass man an das Projekt Titlis und den Erfolg glaube. Bereits im November 2024 hatten die Titlisbahnen erklärt, dass sie nach Abschluss der Investitionen ab dem Geschäftsjahr 2029/30 mit rund 1.5 Mio. Gästen sowie einer Steigerung des Jahresumsatzes auf 100 bis 120 Mio. CHF rechnen. Das operative Ergebnis (EBITDA) soll dann im Bereich von 45 bis 55 Mio. CHF liegen, fast doppelt so hoch wie in den vergangenen Jahren.

Erfreulicher Start ins neue Geschäftsjahr

Der Start ins neue Geschäftsjahr 2024/25 ist nach Angaben der BET gelungen. Der Ansturm über die Festtage sowie das perfekte Wetter und gute Bedingungen auf der Piste hätten zu einem neuen Rekord bezüglich Ersteintritten und Umsatz geführt, heisst es in der Medienmitteilung.

Fazit

Der Jahresabschluss der Titlisbahnen fällt auf den ersten Blick sehr gut aus. Ein zweiter Blick zeigt jedoch, dass das Ergebnis massgeblich von einem Sonderfaktor positiv beeinflusst wurde, während das operative Ergebnis ohne diesen Sonderfaktor unter dem Vorjahreswert liegt. Die Investitionen in das Projekt Titlis, sowohl in die anspruchsvollen Bauprojekte als auch ins Personal, beeinflussen das operative Ergebnis spürbar.

Aktienkurs Titlisbahnen
Der Kurs der Titlisbahnen-Aktie hat sich von seinem mehrjährigen Tiefsttstand gelöst. Chart: six-group.com

Die an der SIX gehandelten Aktien werden derzeit bei Kursen um die 40 CHF mit einem niedrigen KGV von 9 und einem Discount von knapp 20% auf den ausgewiesenen Buchwert von 48 CHF gehandelt. Bereinigt man den Reingewinn um den Einmaleffekt, so würde das KGV bei rund 19 liegen. Die Aktie rentiert bei einer Ausschüttung von 80 Rappen mit 2,0 %. Damit liegt sie unter den 3,6% einer Jungfraubahn und ist vergleichbar mit derjenigen der BVZ Holding AG (1,8%).

So gesehen sind die Aktien auf dem aktuellen Kursniveau fair bewertet. Allerdings ist das Potenzial, welches sich nach dem erfolgreichen Abschluss des 150-Mio.-CHF-Projekts Titlis ergibt, in den aktuellen Kursen noch nicht enthalten. Aktionäre, die heute in die Titlisbahnen-Aktien investieren, sollten daher Geduld und einen Anlagehorizont von mehreren Jahren mitbringen.

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