Aktien Empfehlungen: Portfoliomanager von Schweizer Small & Mid Cap Fonds mit ihren Favoriten für 2025

Das Segment der Schweizer Small & Mid Caps kommt nicht recht vom Fleck

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Welche Herausforderungen und Chancen birgt 2025 für Schweizer Small & Mid Caps? Bild: stock.adobe.com

Am Anfang eines Kalenderjahres befragt schweizeraktien.net jeweils ausgesuchte Portfoliomanagerinnen und -manager (PM) zu der Performance ihrer Small & Mid Cap Fonds und holt konkrete Aktien-Empfehlungen von ihnen ein.

Die relative Schwäche der schweizerischen Small & Mid Caps dauert nun schon eine ganze Weile. Nach einer Rally im Nachgang der Covid-Krise geht es seither tendenziell seitwärts, da machte auch 2024 keine Ausnahme. Gerade mal 3,83% legte der SPIEX in 2024 zu.

Kursentwicklung des SPIEX über die letzten fünf Jahre. Quelle: six-group.com
Kursentwicklung des SPIEX über die letzten fünf Jahre. Quelle: six-group.com

Die Anbieter von Small & Mid Cap Fonds sind nicht zu beneiden. Das schlägt sich auch nieder in ihren Kommentaren zum vergangenen Börsenjahr. So stuft Marc Possa, PM des SaraSelect Fonds, das Jahr 2024 und vor allem das 4. Quartal als wohl das schwierigste je erlebte Quartal ein. «Viele der an sich gut aufgestellten Industriewerte wurden vom Markt regelrecht ausverkauft, gemieden bzw. von Hedgefonds noch short verkauft». Dies habe einen sehr negativen kurzfristigen Impact auf die Performance des Fonds gehabt, nachdem viele dieser Aktien am Anfang der Covid-Pandemie noch sehr stark nachgefragt worden seien, bedauert Possa.

Schwieriges Jahr für Schweizer Small & Mid Caps

Auch für Birgitte Olsen, PM des Bellevue Entrepreneur Switzerland Fonds, blieb das Jahr 2024 absolut und relativ hinter den Erwartungen zurück. «Die Unsicherheiten bezüglich Small & Mid Caps in Europa und der Schweiz belasten das Umfeld stark», so Olsen. In diesem Vakuum gewinne das Preismomentum vor Stockpicking.

Marcel Hess, der zusammen mit Torsten Wyss den Valex Schweiz Fonds – Small & Mid Caps verantwortet, sieht im Kurseinbruch von Novo Nordisk am 20. Dezember 2024 den Grund für die negativen Kursreaktionen bei mehreren Schweizer Pharmazulieferern und Medizinaltechnikunternehmen. Damit sei der leichte Vorsprung des Fonds bis Ende Jahr vollständig überkompensiert worden.

Nicht wirklich zufrieden mit der Performance in 2024 sind Manuel Gygax und Stefan Fuhrer, auch wenn ihr BEKB Aktien Small & Mid Caps Fonds mit +1,16% knapp positiv performte, aber hinter der Benchmark SPIEX zurückblieb. Ähnlich klingt es bei Thomas Kühne, LLB. Der Fonds habe zwar auf Benchmark-Niveau das Jahr 2024 abgeschlossen, aber das bewusste Investment im Herbst in stark gefallene Titel hätte sich bis Ende Jahr noch nicht im gewünschten Ausmass ausbezahlt. Matthias Hug, PM Format Aktien Schweiz, konstatiert, dass die auf Wachstumstitel fokussierten Anlagen der Fonds Format Aktien Schweiz und Format Aktien Schweiz mittlere und kleinere Firmen z.B. nicht mit dem «schnellsten Pferd im Stall», dem Format Aktien Schweiz Dividendentitel Fonds, mithalten konnten.

Im Gegensatz zu den meisten anderen ist Marcel Weiss, zusammen mit Patrick Hofer als PM verantwortlich für den AMG Substanzwerte Schweiz Fonds, rundum zufrieden mit der Performance in 2024. «Das Fonds-Portfolio entwickelte sich erwartungsgemäss und übertraf mit einer Jahresperformance von 6,8% den Referenzmarkt (Schweizer Small Caps) deutlich.»

Empfehlungen 2025

Die Empfehlungen für das Börsenjahr 2025 fallen sehr unterschiedlich aus. Nur drei Aktien erhielten Doppelnennungen: Ypsomed, LEM und Tecan.

Die PMs der BEKB sowie von Format Aktien Schweiz sind sich einig, dass Ypsomed weiter stark vom Trend hin zu injizierbaren Medikamenten profitieren wird. Dabei erscheine der Rücksetzer aufgrund der enttäuschenden Forschungsergebnisse von Novo Nordisk übertrieben und bilde jetzt eine Kaufgelegenheit, geben Manuel Gygax und Stefan Fuhrer zu bedenken.

Chart Ypsomed Jan 25
Kursverlauf der Ypsomed Aktie-im letzten Jahr. Quelle: six-group.com

Die Aktie von LEM sei viel zu stark abgestraft worden, sagt Marc Possa von SaraSelect. Dank einer Kostenanpassungsinitiative und dem strukturellen Bedarf an Stromflussmesssensoren sollten sich Umsätze und Margen bei LEM allmählich wieder erholen. Dieser Meinung sind auch Marcel Hess und Torsten Wyss von Valex.

Chart LEM Jan 25
Die Entwicklung der LEM-Aktie über die letzten zwölf Monate. Quelle: six-group.com

Den Laborausrüster Tecan empfehlen Matthias Hug und Thomas Kühne. Das Unternehmen sei gut im Markt positioniert und attraktiv bewertet, so Kühne. Tecan habe stark unter dem negativen Lagereffekt in der Industrie gelitten, der zu Ende gehen werde, wenn die aufgeschobene Nachfrage nach kritischen Laborausrüstungen bedient werden muss, sagt Hug.

Chart Tecan Jan 25
Kurs der Tecan-Aktie im letzten Jahr. Quelle: six-group.com

Nicht ganz einheitlich präsentiert sich das Bild bei Aktien wie denjenigen von Temenos , Barry Callebaut und VAT. Während die einen die Aktie zum Kauf empfehlen, raten andere zur Vorsicht bei einem solchen Investment.

Da herrscht schon mehr Einigkeit bei der Aktie von Swatch, der drei der neun befragten PMs mit Skepsis begegnen. Birgitte Olsen spricht von den hausgemachten Herausforderungen, die die Swatch Group belasten. Matthis Hug zufolge zeige sich Swatch weiterhin wenig investorenfreundlich. Und Adrian Peter stellt klar: Die Corporate Governance ist ungenügend. Dazu kommt die verlängerte Konjunktur-Flaute in China, die dem historisch resilienten Wachstum der Luxusgüterindustrie einen starken Dämpfer versetzt habe, so Olsen.

Chart Swatch Jan 25
Kursverlauf der Swatch-Aktie seit Anfang 2024. Quelle:six-group.com

Ausblick

Der Amtsantritt von Donald Trump am 20. Januar wird allgemein zunächst als Unsicherheitsfaktor angesehen. Werden die angedrohten Strafzölle umgesetzt, welche Branchen werden betroffen sein? Es herrscht viel Unklarheit mit Blick auf die weltwirtschaftliche Entwicklung.

Die europäische Grosswetterlage sei aktuell sehr herausfordernd, gibt Marc Possa zu bedenken. Sie könne sich daher eigentlich nur noch verbessern. Die dafür benötigten politischen Veränderungen würden allmählich ersichtlich, die aufgestaute Nachfrage dürfte sich entsprechend positiv entwickeln. Olsen bläst ins gleiche Horn wenn sie sagt, dass der Pessimus in Sachen Europäische Aktien langsam kulminiere, was zu Überraschungen führen könnte.

Gygax und Fuhrer blicken trotzt einem durch eine erwartete stabile globale konjunkturelle Entwicklung konstruktiven Umfeld für Aktien mit einer gewissen Sorge auf die europäische Wirtschaft, wo insbesondere die negative Entwicklung im Automobilsektor erhöhte Unsicherheit schafft.

Marcel Hess und Torsten Wyss sind basierend auf den Bewertungen und den effektiven, zugrundeliegenden makro-ökonomischen Gegebenheiten eher zurückhaltend bis skeptisch, was die Entwicklung der Weltwirtschaft betrifft. «Wir sehen gegenwärtig nicht, woher nachhaltige Impulse für ein Anziehen des Weltwirtschaftwachstums kommen sollen», so die PMs von Valex.

Der deutliche Anstieg der USD- und EUR-Zinsen werde den Risikoappetit eher dämpfen, meint Thomas Kühne. Bei grösseren Korrekturen an den Märkten böten sich dann aber Kaufgelegenheiten. Auf einen Zinsanstieg verweist auch Adrian Peter: «Eine hartnäckige Inflation und somit steigende Zinsen sowie ein anhaltend schwaches Wachstum in Europa und China könnten sich negativ auswirken».

Etwas anders sieht das Matthias Hug: «Das globale Realwachstum bleibt solide, sodass insgesamt weiteres Umsatz- und Gewinnwachstum möglich sein wird», so der PM von Format Vermögen.

Zuversichtlich sind Adrian Lechthaler und Manuel Bottinelli: «Zu Beginn des neuen Jahres bleibt die Visibilität bei den Schweizer Unternehmen weiterhin tief. Kostenoptimierungen, Effizienzsteigerungen und neue Innovationen haben die Wettbewerbsfähigkeit jedoch gestärkt und die Basis für eine positive Wertentwicklung geschaffen.»

«Wir sind für die Aktienmärkte insgesamt positiv gestimmt, wenn auch der Jahresverlauf von teilweise erhöhten Volatilitäten geprägt sein dürfte. Das Schweizer Small & Mid Cap Segment bietet unseres Erachtens für Anleger mit mittel- bis langfristigen Anlagehorizont teilweise sehr gut Anlagemöglichkeiten, dies sowohl aus Bewertungssicht als auch in Bezug auf Wachstumspotenziale einiger Gesellschaften in diesem Anlagesegment», stimmen Weiss und Hofer in den Chor der Optimisten mit ein.

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