Hypi Lenzburg: Beteiligung an Hamburger Privatbank als Türöffner für den deutschen Markt

Regionalbank wächst 2024 dank CS-Aus und der Kooperation mit Neon

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Die Hypi setzt mit der Beteiligung an der deutschen Sutor Bank ein Signal für die weitere Expansion. Bild: hbl.ch

Die Hypothekarbank Lenzburg befindet sich in einer Transformationsphase, die von einem Generationenwechsel begleitet wird. Anfang Juni vergangenen Jahres übernahm Silvan Hilfiker die Funktion des CEO; an der diesjährigen Generalversammlung soll seine Vorgängerin Marianne Wildi neue Verwaltungsratspräsidentin werden. Für die Zukunft wird das Duo Hilfiker/Wildi den eingeschlagenen Weg zu einer Bank, die über Kooperationen schweizweit tätig ist, weiter voranschreiten. Wie an der Medienkonferenz zum Jahresabschluss bekannt wurde, wird die liebevoll Hypi genannte Bank künftig auch in Deutschland aktiv werden. Sie beteiligte sich bereits im Oktober mit 9,9% an der Sutor Bank in Hamburg. Ziel sei es, über die Kooperation die eigene Bankensoftware Finstar und Banking-as-a-Service-Leistungen (BaaS) in Deutschland anzubieten.

9,9% Beteiligung an deutscher Privatbank

Auch wenn es auf den ersten Blick überraschend ist, dass sich die als Schweizer Regionalbank bekannte Hypi an einer traditionsreichen deutschen Privatbank mit einer Bilanzsumme von rund 4 Mia. Euro beteiligt, passt der Schritt durchaus zu der Strategie. Denn die Hypi bezeichnet sich mittlerweile als «mehr als eine Bank» und will unabhängiger vom Zinsengeschäft werden. Ein Blick in die Jahresrechnung 2024 zeigt, dass sich die in den vergangenen Jahren gestartete Diversifikation auszuzahlen beginnt. «Unsere Zielsetzung, unabhängiger vom Zinsengeschäft zu werden, ist aktueller denn je», betonte der scheidende VR-Präsident Gerhard Hanhart daher auch an der Medienkonferenz.

Weitere Zuflüsse von Neon-Kunden

Im Jahresabschluss 2024 ist der Anstieg der Kundengelder um 5,7% auf 5’698 Mio. CHF vor allem auf weitere Gelder auf Neon-Konten zurückzuführen. 156,3 Mio. CHF und damit knapp die Hälfte der Zuflüsse stammen von Kunden der Smartphone-Bank. Ähnlich sieht es im Anlagegeschäft aus: Das neue Produkt Neon-Invest steuerte rund 150 Mio. CHF zum Wachstum der Depotvolumen bei, immerhin ein Plus von 629 Mio. CHF oder 27,7% gegenüber dem Vorjahr. Kräftig gestiegen sind auch die Erträge aus dem Finstar- und BaaS-Geschäft. Hier erzielte die Hypi ein Wachstum um 6,6 Mio. CHF oder 68,4% gegenüber dem Vorjahr.

Bilanzsumme erstmals über 7 Mia. CHF

Gesamthaft hat sich die Bilanzsumme um 4,9% auf 7’229 Mio. CHF erhöht und damit erstmals die 7-Mia.-CHF-Grenze überschritten. Die Ausleihungen an Kunden wuchsen um 6,0% auf 5’377 Mio. CHF, die Kundengelder legten um 5,7% auf 5’698 Mio. CHF zu. Während beim Wachstum der Kundengelder gerade die Neon-Partnerschaft ein Treiber war, profitierte die Regionalbank im Kreditgeschäft vom Ende der Credit Suisse. Die Hypothekenforderungen stiegen gar um 6,5%. «Wir haben neue Kunden gewinnen können, da im vergangenen Jahr ein Wettbewerber aus dem Markt ausgeschieden ist», formulierte es der neue CEO Silvan Hilfiker zurückhaltend und verwies darauf, dass die Hypi ihren Marktanteil in der Region ausbauen konnte. 96% der Hypotheken seien im Marktgebiet der Regionalbank vergeben worden, nur 4% ausserhalb. «Wir kennen unsere Region und gehen daher auch keine grossen Risiken ein», so der CEO. Dies spiegelt sich auch in sehr tiefen Wertberichtigungen wider, die 2024 nur noch bei 613’000 CHF (Vorjahr: 2,7 Mio. CHF) lagen.

Gewinn geht zurück

Obwohl im klassischen Zinsengeschäft mit 106,6 Mio. CHF 5,7% mehr als im Vorjahr verdient wurde, ging der Netto-Erfolg im Zinsengeschäft wegen des höheren Zinsaufwands (+54,4%) und trotz der niedrigen Wertberichtigungen um 2,5% auf 81,6 Mio. CHF zurück. Im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft resultierte ein kleines Plus von 1,7% auf 15,7 Mio. CHF. Auffällig ist, dass zwar der Kommissionsertrag mit 13,3 Mio. CHF um 26,0% höher als im Vorjahr ausfiel, sich der Kommissionsaufwand mit 3 Mio. CHF aber fast verdreifacht hat. Grund dafür seien Erfolgsbeteiligungen der Kooperationspartner. Die Hypi kooperiert nicht nur mit Neon, sondern ist auch Partner von Fintechs wie Findependent, Finpact und Kaspar&.

Kosten steigen auf zwei Drittel der Erträge

Der gesamte übrige ordentliche Erfolg fiel mit 12,0 Mio. CHF um 49,0% höher als im Vorjahr aus. Hierin enthalten sind auch die Erträge von Finstar- und BaaS-Dienstleistungen. Mit 113,5 Mio. CHF lag der Geschäftsertrag um 2,1% über den Vorjahreswerten. Allerdings stieg auch der Geschäftsaufwand, hier vor allem die Personalkosten mit einem Plus von 12,1%, deutlich stärker an als der Geschäftsertrag. Begründet werden die Kostensteigerungen mit dem gezielten Ausbau der Digitalisierung und dem Finstar-Netzwerk. Der Geschäftserfolg erreichte 23,3 Mio. CHF (-4,8%), die Cost-/Income-Ratio (CIR) schnellte von 61,5% auf 66,7% empor. Unter dem Strich verblieb ein Gewinn von 20,5 Mio. CHF, 3,3% weniger als im Vorjahr. Die Aktionäre sollen eine gleichbleibende Dividende von 120 CHF je Aktie erhalten.

Beteiligungsstrategie

Nach der Übernahme und Integration von Swiss Bankers stellt die Beteiligung an der Sutor Bank einen nächsten Schritt in der Beteiligungsstrategie der Hypi dar. Dass es zu weiteren Beteiligungen kommen könnte, darauf deutet die Schaffung eines genehmigten Kapitals hin, das an der GV vom 15. März 2025 beantragt wird. Mit diesem Schritt sollen gemäss Gerhard Hanhart «neue Geschäftsfelder wie Embedded Finance und Banking-as-a-Service stärker gewichtet werden». Ziel sei es, die Ertragsbasis weiter zu diversifizieren und das Wachstum der Bank anzukurbeln, so Hanhart.

Fazit

Die langjährige CEO Marianne Wildi hat die Transformation der Hypothekarbank Lenzburg in den vergangenen Jahren angestossen. Mit ihrem Amtsantritt im März als VR-Präsidentin wird sie die Strategie der Bank, die Erträge breiter zu diversifizieren und unabhängiger vom Zinsengeschäft zu werden, ohne Zweifel weiter vorantreiben. Dass das Wachstum gelingt, zeigt sich vor allem bei den Kundengeldern und den steigenden übrigen Erträgen. Allerdings waren in den vergangenen Jahren auch grosse Investitionen in Personal und IT nötig, was sich in dem vergleichsweise hohen CIR von 66,7% zeigt. Auch sind nicht alle Kooperationen ein Erfolg; das gross angekündigte Projekt Coop Finance+ wurde nach kurzer Zeit wieder beendet. Neon war bisher die wohl erfolgreichste Kooperation sowie der Ausbau des Kernbankensystems Finstar.

Nun will die Aargauer Bank gemeinsam mit der deutschen Sutor Bank den deutschen Markt für BaaS und weitere Dienstleistungen erobern. Die Zusammenarbeit mit Sutor könnte aber auch dem Hypi-Kooperationspartner Neon den Schritt in den deutschen Markt ermöglichen. Bisher wird eine Expansion ins Ausland nach Angaben von Neon nicht verfolgt. Hingegen gibt es vereinzelt Gerüchte um einen Verkauf von Neon. Dies dürfte jedoch schwierig werden, da sämtliche Neon-Konten bei der Hypi Lenzburg geführt werden und diese – im Falle eines Verkaufs an eine andere Bank oder einen Finanzdienstleister – migriert werden müssten. Ein anderes Szenario könnte es daher sein, dass die Hypi im Rahmen ihrer Beteiligungsstrategie Anteile an Neon übernimmt.

Aktienkurs Hypi
Der Kurs der Hypi-Aktie blieb im vergangenen Jahr hinter dem Markt zurück. Chart: six-group.com

Die Bewertung der Hypi-Aktie an der Börse orientiert sich bisher allerdings an vergleichbaren Retailbanken. Bei einem ausgewiesenen Gewinn pro Aktie von 284 CHF beträgt das KGV rund 14, das Kurs-/Buchwert-Verhältnis liegt bei 0,6, und die Dividendenrendite beträgt 2,9%. Damit ist die Aktie fair bewertet. Erst wenn sich auch auf der Gewinnseite zeigt, dass die Hypi «mehr als eine Bank» ist, dürfte sich dies auch in einer positiven Entwicklung des Aktienkurses zeigen.

Transparenzhinweis: schweizeraktien.net erbringt Dienstleistungen für das Unternehmen.

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