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Der Plan der LPSO Holding, einer Offshore-Gesellschaft der Familie Sawiris, kommt nicht voran. Die Familie möchte den an der Schweizer Börse kotierten Immobilienentwickler und Hotelbetreiber Orascom Development Holding (ODH) ganz übernehmen und dekotieren lassen. Dafür unterbreitete LPSO den Publikumsaktionären ein Angebot. Die Offshore-Gesellschaft offerierte, in der Frist vom 17. Dezember bis zum 5. Februar, 13.2 Mio. Aktien zu einem Kurs von 5.60 CHF zu erwerben.
Am Ende der Angebotsfrist sind aber lediglich 43,9% dieses Angebots genutzt worden. Dank den nun angedienten Aktien erhöhte sich der Anteil der Familie Sawiris am Aktienkapital von 78 auf 87,6%. Das dürfte von den Mehrheitsbesitzern als Enttäuschung aufgefasst werden. Mit einem Aktienbesitz von unter 90% ist für die LPSO eine sogenannte Abfindungsfusion mit Barentschädigung nicht anwendbar. Ein Squeeze-Out-Verfahren wäre erst durchführbar, wenn die Aktionäre mehr als 98% der Aktien angedient haben.
OTC-Handel in Vorbereitung?
Doch für das Kaufangebot von LPSO ist eine Nachfrist von zehn Börsentagen vom 12. Februar bis zum 25. Februar vorgesehen. Für den 11. März 2025 wäre der Vollzug des Angebots geplant. Doch es gibt kaum Gründe, dass die Minderheitsaktionäre diese Nachfrist jetzt noch nutzen werden. Das Kaufangebot von 5.60 CHF je Aktie wurde von vielen als viel zu tief angesehen. Gemäss Angebotsprospekt behält es sich die Familie Sawiris vor, die Angebotsfrist nach der Nachfrist mit Zustimmung der Übernahmekommission zu verlängern.
Die Aktionäre, die nicht angedient haben, hoffen aber auf einen ausserbörslichen Handel und die Aussicht, die Aktien zu einem späteren Zeitpunkt zu einem höheren Kurs veräussern zu können. Oder sie bleiben längerfristig investiert und profitieren von einer möglichen Dividendenzahlung, welche CEO Omar El Hamamsy einmal in einen Interview ankündigte. Nach Angaben von Marktbeobachtern gebe es bereits Anstrengungen, einen ausserbörslichen Handel für die Orascom-Aktien zu organisieren.
Landreserven, Vermögenswerte und Entwicklungspotenzial
Wie weit die Meinungen über das weitere Vorgehen und zum fairen Wert der Aktien auseinanderdriften, zeigen die Aussagen von Andrin Renz, einem Minderheitsaktionär, der mit anderen Investoren, die ihre Aktien nicht angedient haben, in Verbindung steht: «Ich habe absolut kein Problem damit, in ODH investiert zu bleiben, auch wenn die Aktie nicht mehr kotiert ist», sagt Renz. Die grösste Gefahr sehe er weiterhin in einem möglichen Squeeze-Out zu einem unfairen Preis. Das ist für Renz jeder Wert unter 150 CHF.
«Selbst bei einer Erhöhung des Angebots auf über 100 werde ich nicht andienen – das Potenzial des Unternehmens reicht weit über diesen Betrag hinaus», sagt er. Man müsse sich nur die riesigen Landreserven – in der Grösse von Paris – , sämtliche Vermögenswerte und das Wachstums- und Monetarisierungspotenzial, das in jeder einzelnen ODH-Destination noch schlummere, vor Augen führen.
Forderungen der Kleinaktionäre
Unbestritten ist, dass die Entwicklung der Destinationen von ODH durch geopolitische und ökonomische Turbulenzen sowie die Corona-Pandemie ausgebremst wurden. Der «arabische Frühling» und die Abwertung des ägyptischen Pfundes trafen die Anlagen im Nahen Osten hart. Gleichzeitig schrieb das Unternehmen die Immobilien und Hotelanlagen, die sie in ihren Resorts erstellt hatte, aggressiv ab. Das belastete die Jahresergebnisse jeweils stark und ist mit ein Grund, dass das Betriebsergebnis in den vergangenen Jahren wenig berauschend ausfiel. Auf diese Art bildete ODH Reserven, von denen nach dem Going-Private vor allem die Sawiris Familie profitieren würde.
Das sieht auch Renz so: «Was viele nicht verstehen, Orascom hat jahrelang investiert und mehrere Destinationen aus dem absoluten Nichts gebaut – und nun, kurz vor der Erntezeit, sollen die Aktionäre hinausgedrängt werden.» Renz und seine Aktionärsgruppe stellen drei Forderungen: Eine unabhängige Bewertung aller Assets und Landreserven aller Destinationen im Unternehmens-Portfolio, eine zweite, transparente, Fairness Opinion sowie ein Video Call mit Naguib Sawiris (dem Sohn von Samih Sawiris) und dem ODH-Management.
Welche Unterlagen hatte IFBC?
In der ersten Fairness Opinion, die das Bewertungsunternehmen IFBC machte, wurden die Landreserven nicht berücksichtigt. Diese hatte das Management zuvor in ihren Investorenpräsentationen jedoch stets als nicht ausgewiesene Reserven angepriesen. «Im Falle eines Squeeze-Outs würde ich auch juristisch gegen IFBC, den Auftraggeber oder andere Akteure vorgehen. Man kann doch nicht ernsthaft behaupten, das sei der faire Wert», sagt Renz.
Ein anderer ODH-Minderheitsaktionär unterstellt, dass die Fairness Opinion von IFBC nur oberflächlich durchgeführt wurde. IFBC schreibt dazu: «Bei der Erstellung der Fairness Opinion hat IFBC die Korrektheit und Vollständigkeit der vom Management von Orascom zur Verfügung gestellten Informationen vorausgesetzt. Weiter wird davon ausgegangen, dass die erhaltenen Informationen fachgerecht und nach bestem Wissen aufbereitet wurden und damit der besten aktuell verfügbaren Einschätzung seitens des Managements von Orascom entsprechen. Die Verantwortung von IFBC beschränkt sich auf die sorgfältige und fachgerechte Beurteilung und Plausibilisierung der zur Verfügung gestellten Informationen und Berechnungen. IFBC hat weder eine aktienrechtliche Revision noch eine Due Diligence durchgeführt.»
Eine Zukunft als Dividendenperle?
Die Titel, die im Jahr 2008 zu einem Preis von 152 CHF bei Publikumsaktionären platziert wurden, fielen bis zum Zeitpunkt des Angebots im Dezember 2024 auf 3.80 CHF. In den Jahren dazwischen wendete sich das Management für drei Kapitalerhöhungen nochmals an die Aktionäre – zu kontinuierlich sinkenden Emissionspreisen.
Für die Gruppe um Renz wäre es eine valable Alternative, die Aktien an der Börse kotiert zu lassen und eine überzeugende Dividendenstrategie für die nächsten zehn Jahre zu definieren. Mehrere Orascom-Destinationen erreichen gemäss dem Minderheitsinvestoren jetzt die kritische Grösse und würden in den nächsten Jahren massive Erträge generieren – ein Potenzial, das im aktuellen Kurs ebenfalls völlig ignoriert werde. Man könnte irgendwann auch die Tochtergesellschaft Muriya im Oman an die Börse bringen und Aktionäre durch eine Sonderdividende am Wertzuwachs beteiligen. Auch mit der Tochter ODH in Ägypten, die bereits kotiert sei und sich übrigens auf einem Allzeithoch befinde, könnte man die Aktionäre mit einer klugen Strategie am Erfolg teilhaben lassen.
Danke für den Artikel!
Ich bitte ODH-Aktionäre, so rasch wie möglich mit mir in Kontakt zu treten.