BVZ Holding: Gornergrat Bahn und Glacier Express sind die Wachstumstreiber

Unwetter belastet öffentlichen Verkehr der MGBahn stark

0
213
Die NostalChic Class ist ein neues Angebot der Gornergrat Bahn. Bild: bvzholding.ch

Ein schweres Unwetter auf der Bahnstrecke zwischen Visp und Zermatt hat im Jahresabschluss der BVZ-Gruppe im vergangenen Jahr seine Spuren hinterlassen. Das Walliser Tourismusunternehmen konnte zwar mit einem Betriebsertrag von 216.2 Mio. CHF (+5,0%) einen neuen Rekord erzielen, musste aber beim Gewinn mit 23,0 Mio. CHF (-22,3%) unwetterbedingt Federn lassen. Die Unwetterschäden belasteten vor allem den öffentlichen Bereich, während die privaten Bereiche auch beim Gewinn Bestwerte erzielten. Die Aktionäre dürfen sich daher trotz des Gewinnrückgangs in der konsolidierten Jahresrechnung über eine auf 18 CHF je Aktie erhöhte Dividende freuen.

Über 800’000 Gäste am Gornergrat

Vom boomenden Tourismus in der Schweiz konnten auch die Betriebe der BVZ-Gruppe im abgelaufenen Geschäftsjahr profitieren. Zugpferd war hier ein weiteres Mal die Gornergrat Bahn (GGB), die 2024 über 808’000 Reisende von Zermatt auf den 3’135 Meter hohen Berggrat beförderten. Dies waren zwar 3,9% weniger als im Vorjahr. Dennoch stieg der Ertrag der Bahn um 2,6% auf 47.1 Mio. CHF.

Neue Rekordzahlen bei den Frequenzen konnte mit 9.2 Mio. (+6,0%) die Matterhorn Gotthard Bahn (MGBahn) erzielen, die mit ihrem 144 Kilometer langen Streckennetz von Zermatt bis Disentis den öffentlichen Verkehr betreibt. Die MGBahn erzielte 2024 einen Umsatz von 79.9 Mio. CHF – rund 6,0% mehr als im Vorjahr.

Positiv entwickelten sich auch die Beteiligungserträge und «sonstige Leistungen» mit einem Plus von 4,7% auf 48.7 Mio. CHF. Zu den Beteiligungserträgen gehören die Dividenden der 22%-Beteiligung an der Zermatt Bergbahnen AG, den 34% an der Matterhorn Terminal Täsch AG, welche das Parkhaus in Täsch betreibt, sowie dem Glacier Express.

Verwaltungsratspräsident Patrick Z’brun wies im Rahmen der Bilanzmedienkonferenz darauf hin, dass einzig die MGBahn von der öffentlichen Hand mitfinanziert und daher der Geschäftsbereich Mobilität abgeltungsberechtigt sei, die anderen Geschäftsbereiche jedoch rein «privat» finanziert seien. Zu den privaten Bereichen zählt auch der Geschäftsbereich Immobilien, der 2024 wie im Vorjahr Mieterlöse in Höhe von fast 6.2 Mio. CHF zu den Gesamterlösen der Gruppe beisteuerte.

Nach Angaben der BVZ-Gruppe trugen die als privat bezeichneten Bereiche im Berichtsjahr 101.9 Mio. CHF zum Gesamtertrag bei, weitere 79.9 Mio. CHF sind Erlöse der MGBahn sowie 34.3 Mio. CHF Leistungen der öffentlichen Hand, dazu gehören die Abgeltungen für den Personenverkehr.

Das Unwetter vom Sommer 2024 hat im Jahresabschluss seine Spuren hinterlassen. Abb. bvzholding.ch

24 Mio. CHF Gewinn im privaten Bereich

Belastet wurde die konsolidierte Jahresrechnung vor allem im Geschäftsbereich Mobilität durch die Hochwasserschäden von Ende Juni 2024, die zu mehrwöchigen Streckenunterbrüchen führten. Die Zusatzkosten im Geschäftsbereich Mobilität seien durch höhere Erträge und die öffentliche Hand abgedeckt worden, erläuterte Finanzchefin Alice Kalbermatter an der Medienkonferenz. Dies habe zu einem negativen Ergebnis in diesem Geschäftsbereich geführt und die Gesamtrechnung entsprechend belastet. Im Vorjahr resultierte hier noch ein Gewinn von 7.3 Mio. CHF. Der fünftägige Betriebsunterbruch der Gornergrat Bahn sei hingegen vollumfänglich durch Versicherungsleistungen abgedeckt worden, so Kalbermatter.

Bei den Immobilien führten Entwicklungskosten für das Projekt Central 2 in Andermatt und am Bahnhof in Zermatt zu einem niedrigeren Gewinnbeitrag. Dennoch konnten die «privaten» Bereiche gesamthaft fast 24 Mio. CHF zum konsolidierten Gewinn von 23.0 Mio. CHF beisteuern.

Absenkungspfad für CO2-Emissionen definiert

Durch die Unwetterereignisse hat die BVZ-Gruppe im vergangenen Jahr die Folgen des Klimawandels direkt zu spüren bekommen. Dass sich das Tourismusunternehmen intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, zeigt auch die ausführliche nichtfinanzielle Berichterstattung im Jahresbericht 2024. So wurden zwei Nachhaltigkeitsbeauftragte benannt, deren Arbeitspensum 100% umfasst. Diese werden von einer ESG-Kerngruppe unterstützt, die sich aus Repräsentanten aller Unternehmensbereiche zusammensetzt und sich zu zwölf Sitzungen im Jahr trifft.

Im Jahr 2024 wurden bereits konkrete Ziele und Massnahmen für den Zeitraum 2025 bis 2030 definiert und ein Dekarbonisierungspfad für die BVZ-Gruppe festgelegt, der im Einklang mit den Schweizer Klimazielen Netto-Null bis 20250 steht. So zielt die Strategie darauf ab, die Scope 1 und 2, also die vom Unternehmen direkt beeinflussbaren Treibhausgasemissionen, bis 2030 um 42% im Vergleich zum Basisjahr 2023 zu senken. Im Bereich der Scope 3 Emissionen, den indirekt entlang der Wertschöpfungskette entstehenden CO2-Emissionen, will das Unternehmen Netto-Null bis 2050 erreichen.

Ausbau der Partnerschaften in neuer Strategieperiode

Im vergangenen Jahr hat Egon Gsponer als CEO die Unternehmensleitung von Fernando Lehner übernommen. Gleichzeitig startete der Verwaltungsrat eine neue Strategieperiode für die Jahre 2025 bis 2028.

In dieser Periode will die BVZ-Gruppe nach den Worten von VR-Präsident Patrick Z’Brun den Unternehmenswert steigern, die Kundenorientierung erhöhen, Kooperationspotenziale realisieren, Technologien gewinnbringend nutzen und die werthaltige Unternehmenskultur fördern.

Im Bereich der Kooperationspotenziale sieht er durchaus Raum für weitere Beteiligungen, wie er auf Nachfrage von schweizeraktien.net sagte. Entlang des 144 Kilometer langen Streckennetzes der MGBahn gebe es interessante Möglichkeiten für neue sowie den Ausbau von Partnerschaften und Kooperationen, so Z’Brun, ohne konkreter zu werden.

Zuversicht für 2025

Konkreter wurde er mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr. Die Nachfrage aus den USA und Asien könne im Sommer abflachen, auch wenn die Buchungen derzeit vielversprechend seien. Die Nachfrage aus dem Inland und dem europäischen Ausland könne hingegen leicht wachsen. Insgesamt geht die BVZ-Gruppe davon aus, dass die Ergebnisse für 2025 mindestens gehalten werden. Reisen habe nach wie vor eine hohe Priorität bei den Menschen, so Z’Brun.

Fazit

Die BVZ-Gruppe hat trotz der unwetterbedingten Schäden und dem durchwachsenen Sommer ein gutes Jahresergebnis erzielt. Relevant für Investoren ist dabei das gute Abschneiden der privaten Bereiche, die umsatzmässig und auf Stufe Gewinn gegenüber dem Vorjahr zulegen konnten. Die Ausnahme bilden hier die Immobilien, was allerdings auf die Vollvermietung sowie den Entwicklungsaufwand zurückzuführen ist.

Positiv zu werten ist, dass die Schäden vor allem im subventionierten Bereich entstanden sind, in dem ohnehin keine Gewinne erzielt werden dürfen. Allerdings zeigt dies auch, wie anfällig Tourismusunternehmen im alpinen Raum für Extremwettereignisse sind, die in Zukunft häufiger vorkommen dürften. Dagegen sollen Millioneninvestitionen wie der Mattertal Tunnel schützen. Doch ohne öffentliche Gelder wären diese kaum zu stemmen. Daher ist es folgerichtig, dass sich die BVZ-Gruppe intensiv mit der ESG-Thematik beschäftigt und einen Pfad zur Absenkung der Treibhausgasemissionen definiert hat. So kann sie ihren Teil zur Senkung der Treibhausgasemissionen beitragen.

Aktienkurs BVZ
Seit Jahresbeginn haben die Aktien der BVZ Holding um knapp 8% zugelegt. Chart: six-group.com

Auf der Bewertungsseite bleiben die Aktien gemessen an Kennzahlen wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis und dem Kurs Buchwert-Verhältnis günstig. Bei Kursen um die 950 CHF liegt das KGV bei tiefen 9; der Abschlag auf den ausgewiesenen Buchwert von 1’292 CHF beträgt knapp 25%. Durch die Erhöhung der Dividende auf 18 CHF rentiert die Aktie mit 1,9%, was deutlich unter der Dividendenrendite einer Jungfraubahn Holding von 3,7% liegt. In Bezug auf die Ausschüttungen besteht daher durchaus etwas Nachholpotenzial.

Kommentar verfassen