
Die 156. Generalversammlung der Hypothekarbank Lenzburg vom vergangenen Samstag stand ganz unter dem Eindruck von Abschied und Neubeginn. Abschied nahmen die zahlreichen anwesenden Aktionärinnen und Aktionäre von Gerhard Hanhart, der vor 28 Jahren erstmals in den Verwaltungsrat der Hypi Lenzburg gewählt wurde und seit 10 Jahren als Verwaltungsratspräsident fungierte. Hanhart will sich in Zukunft vermehrt seinen privaten Vorlieben widmen, aber dazu später.
Den Neubeginn markierte Silvan Hilfiker, seit 10 Monaten CEO und bei der GV erstmals derjenige, der dem Aktionariat den Geschäftsverlauf des vergangenen Jahres erläuterte.
Love Brand
«Die Hypi ist ein Love Brand», rief Hilfiker in den Saal. Wohl keine andere Bank hätte einen Kosenamen wie die Hypothekarbank Lenzburg. Einen solch populären Namen zu haben, sei einzigartig – und ein riesiges Kapital. Nicht nur für die Bank selbst, sondern auch für die Aktionärinnen und Aktionäre, für Kunden und Partner.

Erfolgreiches Geschäftsjahr
Die Hypi blicke auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2024 zurück, freute sich Hilfiker. Und das trotz einem anspruchsvollen Umfeld. Denn die zunehmend regulatorischen Herausforderungen wie Basel III, die wirtschaftlichen Unsicherheiten durch das Zinsumfeld und die geopolitischen Risiken sowie der wachsende Wettbewerb machen auch vor den Lenzburgern nicht halt. Ein leichter Rückgang des Gewinns auf 20,5 Mio. CHF verdeutlicht dies, auch wenn der Vergleich zum Vorjahr insofern nicht zielführend ist, als dass das Geschäftsjahr 2023 ein überdurchschnittliches war.
Wachstum in allen Geschäftsfeldern
Aber davon abgesehen hatte Hilfiker nur Erfreuliches bekannt zu geben. So war in allen Bereichen Ertragswachstum zu verzeichnen und damit ein gesteigerter Geschäftsertrag auf 113,3 Mio. CHF (+2,1%). Das sei ein hervorragendes Ergebnis, weil man die rückläufigen Zinserträge durch Wachstum mehr als kompensiert habe.
Und auch wenn der Nettozinserfolg, die Hauptertragsquelle der Hypi, mit 81,6 Mio. CHF (-2,5%) leicht unter dem Vorjahr lag, verwies Hilfiker auf den Zinsertrag, der mit +5,7% deutlich gesteigert werden konnte. Und dies trotz der tieferen Verzinsung der Giro-Guthaben durch die Schweizerische Nationalbank SNB.
Insgesamt aber lag das Zinsniveau im vergangenen Jahr höher als im Vorjahr. Darüber dürfen sich die Hypi-Kunden freuen: Ihre Gelder wurden höher verzinst, was sich im Zinsaufwand manifestiert, der um 54% auf 35,2 Mio. CHF anwuchs.
Aufwand nimmt strategiekonform zu
Die zweitwichtigste Ertragsquelle, das Kommissionsgeschäft, das 14% zum Geschäftsertrag beisteuerte, kletterte um 1,7% auf 15,7 Mio. CHF. Dass die Erträge im Wertschriften- und Anlagegeschäft um 24,5% gestiegen seien, mache ihn besonders stolz, sagte Hilfiker.
Auf der Aufwandseite hätten die Personal- und Sachkosten strategiekonform zugelegt. Der Ausbau der Digitalisierung und des Finstar-Netzwerks seien durch zusätzliche Personalressourcen ermöglicht worden, so der CEO.
Rekordhohe Bilanzsumme
Mit Blick auf die Bilanz betonte Hilfiker den Anstieg von 4,9% der Bilanzsumme. Erstmals sei per Ende 2024 die 7-Milliardengrenze geknackt worden. Im Fünfjahresvergleich ist die Bilanzsumme damit um mehr als 20% angestiegen, was das Wachstum der Bank eindrücklich spiegle, so Hilfiker.
Erfolgreiche Beteiligungsstrategie
Die Beteiligungsstrategie der Hypi eröffnet Wachstumschancen, blickt Hilfiker voraus. Im Zusammenhang mit der Neuausrichtung und der Stärkung des Geschäfts im Banking-as-a-Service (BaaS) konnte die Hypi im Januar 2025 erfolgreich die Übernahme der Swiss Bankers Prepaid Services AG abschliessen. Zudem konnte im Herbst 2024 eine Beteiligung an der deutschen Sutor Bank mit Sitz in Hamburg erworben werden. Das schaffe die Basis für weiteres Wachstum – in der Schweiz und in der Europäischen Union.
Nebst der Beteiligung an der Sutor Bank sei eine Kooperation geplant, mit der beide Banken neue BaaS-Produkte auf einer gemeinsamen Plattform entwickeln könnten, führte Hanhart aus. Zum Einsatz komme dabei die Open-Banking-Plattform Finstar.
Grosse Zustimmung für alle Anträge des Verwaltungsrats
Den statutarischen Teil wickelte Verwaltungsratspräsident Hanhart gewohnt zielstrebig ab. Alle Anträge des VR zur Genehmigung des Lageberichts, des Vergütungsberichts und der Jahresrechnung fanden grosse Zustimmung bei den 2094 anwesenden und vertretenen Aktionärinnen und Aktionären. Auch die Wiederwahl der Verwaltungsräte hatte die überwältigende Unterstützung der Anteilseigner.

Dabei kommt es im VR zu mehreren Mutationen. Susanne Ziegler stellte sich nicht mehr zur Wiederwahl zur Verfügung. An ihrer Stelle wurde der Rechtsanwalt Felix Muff in das Organ gewählt. Zudem trat nach 28 Jahren, davon 10 Jahre als VRP, Gerhard Hanhart aus dem VR zurück.

Er wurde sowohl von Silvan Hilfiker als auch von seinem Stellvertreter Thomas Wietlisbach gebührend verabschiedet. Dabei wurde seine Leidenschaft für das Motorradfahren mit einem Abschiedsgeschenk, bestehend aus zwei Motorradreifen, herausgestrichen.
Marianne Wildi wird neue VR-Präsidentin

Zu Hanharts Nachfolgerin wurde Marianne Wildi gewählt, deren Verdienste als operative Führungskraft der Hypi von zahlreichen Schweizer Wirtschafts-Prominenten in einer Videoeinspielung gewürdigt wurden.
Einführung eines Kapitalbands
Für die Teilrevision der Statuten fand sich mühelos die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit. Der VR beantragte eine Ergänzung der Statuten, welche die Grundlage für die Einführung eines sogenannten Kapitalbands beinhaltet. Bei Bedarf kann der VR nun durch Ausgabe von maximal 36’000 neuen Aktien das Aktienkapital um maximal 9,36 Mio. CHF auf total 28,08 Mio. CHF erhöhen. Dabei könnten natürlich auch die Altaktionärinnen und -aktionäre vollumfänglich partizipieren, beantwortete Hanhart eine entsprechende Frage aus dem Publikum.
Zufriedenes Aktionariat
Die Aktionärinnen und Aktionäre waren am Ende der GV rundum zufrieden mit «ihrer» Hypi. Nicht nur kommen sie in den Genuss einer Dividende auf Vorjahresniveau von 120 CHF, sondern sie profitieren auch ab Mitte März von attraktiven Zins-Konditionen bei dem neu geschaffenen Aktionärskonto, auf dem Neugelder bis 100’000 CHF zu 1%, Beträge darüber mit 0,5% verzinst werden. Und als besonderes Dankeschön für den Besuch der GV erhielten alle Anwesenden wahlweise Pralinen oder Cigarren.

Traditionell klang der GV-Samstag in diversen Restaurants und Lokalitäten in Lenzburg aus, wo Aargauer Braten (Schweinebraten mit Pflaumen gefüllt) und Aargauer Rüeblikuchen serviert wurden.