Digital Assets: BX Digital erhält Bewilligung als DLT Handelssystem der Finma

Transaktionen werden schneller und kostengünstiger

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Digitale Vermögenswerte sollen künftig auf dem DLT-Handelssystem der BX Digital schnell und effizient über die Blockchain gehandelt werden. Bild: stock.adobe.com

Es ist rund fünf Jahre her, dass das Wort Tokenisierung die Finanzbranche in helle Aufregung versetzte. Der Grund dafür war einfach: Die Verbriefung von Anlagegütern und die Abwicklung von Wertpapiergeschäften auf der Blockchain sollten die ganze Finanzindustrie völlig verändern, neudeutsch «disruptieren». Doch wie es bei Innovationen üblich ist, verlief die «Disruption» nicht ganz so schnell wie von vielen Exponenten gewünscht. Regulatorische Fragen, die fehlende Marktakzeptanz und auch der mangelnde Wille, eingespielte Prozesse aus wirtschaftlichen Gründen oder aus Bequemlichkeit anzupassen, waren nur einige Gründe.

Nun ist der BX Digital, der digitalen Tochter der Börse BX Swiss Exchange, ein entscheidender Schritt gelungen. Nach drei Jahren intensiver Arbeit hat das Unternehmen von der Finanzmarktaufsicht FINMA die Bewilligung für ein sogenanntes «Distributed Ledger Technology» – kurz DLT – Handelssystem erhalten. Damit werde die Basis für eine regulierte Plattform für digitale Vermögenswerte geschaffen, kündigte die BX Digital AG in einer Medienkonferenz an.

Abwicklung über Ethereum-Blockchain

Lidia Kurt, CEO der BX Digital, verglich die Veränderungen in der Finanzbranche an einem Mediengespräch mit der Entwicklung von E-Mail, welche die Kommunikation seit dem Einführung des Internet völlig verändert haben. Heute sei es üblich, Dokumente in elektronischer Form als pdf zu versenden. Bei einem pdf handle es sich stets um eine Kopie. Wenn digitale Vermögenswerte übertragen werden, müsse sichergestellt sein, dass das Original und im Gegenzug das Geld transferiert werde, so Kurt.

Lidia Kurt ist CEO der BX Digital. Bild: zvg

Denn im Gegensatz zur heute üblichen Finanzmarktinfrastruktur sorgt ein DLT-Handelssystem dafür, dass die Abwicklung der Transaktion bei der BX Digital über eine öffentliche Blockchain (Ethereum) läuft. Dies sei viel effizienter als der Weg über sogenannte Zentralverwahrer. «Bei Transaktionen über einen Zentralverwahrer kann es bis zu zwei Tage dauern, bis Geld gegen Vermögenswerte getauscht werden. Bei uns dauert es rund 30 Minuten», so Lidia Kurt. Den Zentralverwahrer brauche man nicht mehr, auch weitere Intermediäre fallen weg. Die geldseitige Abwicklung erfolgt direkt über die Schweizerische Nationalbank (SNB). «Das spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern ermöglicht auch den Handel von tokenisierten Vermögenswerten wie Aktien, Anleihen und Fonds zwischen Marktteilnehmern wie Banken und Wertpapierhäusern», schreibt die BX Digital auch in ihrer Medienmitteilung.

Neue Funktionalitäten und Geschäftsmodell erwartet

Im Fokus hat die neue Börse daher vor allem auch die neuen digitale Vermögenswerte, die ebenfalls in der Blockchain abgelegt sind. So erwartet BX Digital, dass das Erstellen von Strukturierten Produkten wesentlich kostengünstiger wird und die Abwicklung der Transaktionen schneller als bisher erfolgt, was finanzielle Vorteile bietet. Zudem können innovative Features genutzt und auch neue Anlageklassen erschlossen werden. «Wir stehen am Anfang der Entwicklung und wissen noch nicht, welche Geschäftsmodelle und Funktionalitäten es in einigen Jahren geben wird», so Lidia Kurt. Die BX Digital verspüre aber schon heute eine starke Nachfrage nach digitalen Vermögenswerten. Kurt verweist dabei auch auf einen globalen Trend.

Europa im Visier

Lucas Bruggeman, CEO der BX Swiss und VR-Präsident der BX Digital, unterstreicht die Aussagen von Kurt: «Das Interesse ist gewaltig. Wir konnten bereits ein Ökosystem von Partnern gewinnen und dabei Banken und Emittenten für unsere neue Finanzmarktinfrastruktur begeistern.» Bruggeman visiert dabei nicht nur den Schweizer Markt an. Als Teil der Börse Stuttgart-Gruppe werde die BX Digital ihr Angebot auch auf Europa ausweiten. Tests mit der EZB und die Abwicklung in Euro seien bereits gemacht worden, so Bruggeman.

Bis es zu den ersten Transaktionen auf der neuen Plattform kommt, wird allerdings noch etwas Zeit vergehen, denn die Plattform soll erst in sechs Monaten live gehen. Erst dann wird sich zeigen, wie gross die Akzeptanz am Markt ist und wie sich BX Digital in diesem sehr schnell wachsenden Markt behaupten kann. Dennoch darf die Bewilligung des DLT-Handelssystems als wichtiger Innovationschub für den Schweizer Finanzplatz gewertet werden.

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