
Immer mehr Banken reduzieren die Anzahl ihrer Geschäftsstellen und dünnen so ihr Filialnetz. Grund dafür ist der Trend zum Onlinebanking, Beratungen vor Ort sind weniger gefragt. Die Regionalbank Spar- und Leihkasse Bucheggberg (SLB) gehört mit einer Bilanzsumme vom 841 Mio. CHF zu den kleineren Regionalbanken und betreibt lediglich eine Geschäftsstelle in Lüterswil. Im vergangenen Jahr zügelte die Bank in ein neues Domizil am Ortseingang. Der dreistöckige Neubau besticht durch eine grosszügige, sehr offen gestaltete Eingangshalle mit Kundenzone sowie Besprechungsräumen, Büros und Reservefläche in den oberen Stockwerken.
CEO Thomas Vogt und CFO Daniel Sommer erklären im Gespräch mit schweizeraktien.net, warum der Neubau notwendig war und welche Rolle regionale Unternehmen beim Bau gespielt haben. Ausserdem sprechen sie über die Zukunftsaussichten der Regionalbank, die in diesem Jahr ihr 175-jähriges Jubiläum feiert, sowie regulatorische Herausforderungen und Immobilien als Diversifikation der Erträge.
Im vergangenen Jahr hat die SLB ein neues Bankgebäude für 16 Mio. CHF erstellt. Warum braucht es einen solchen Bau in Zeiten, in denen Bankdienstleistungen immer mehr digitalisiert werden?
Thomas Vogt, CEO: Die Investition in ein neues Bankgebäude sehen wir auch als Investition in die Zukunft unserer Bank. Wir sind überzeugt, dass sich die SLB auch in Zukunft weiter im Markt behaupten und wachsen wird. Hinzu kommt, dass am langjährigen Hauptsitz Investitionen in die Infrastruktur nötig wurden, damit wir die Kundenbedürfnisse nachhaltig erfüllen können. Zudem ist es uns wichtig, unseren Mitarbeitenden attraktive Arbeitsplätze anbieten zu können. Die Kapazitätsgrenze für den aktuellen Personalbestand sowie die verfügbaren Räumlichkeiten für unsere zahlreichen persönlichen Kundenkontakte waren am bisherigen Standort erreicht.
«Die Investition in ein neues Bankgebäude sehen wir auch als Investition in die Zukunft unserer Bank»

Sie schreiben im Geschäftsbericht, dass das Gebäude aus einheimischen Materialien erstellt und die Aufträge möglichst an regionale Unternehmen vergeben wurden. Was hat Sie dazu bewogen?
Daniel Sommer, CFO: Es war für uns die logische Konsequenz aus unserer Geschäftsphilosophie. Wir sind ins lokale Wirtschaftsleben als Regionalbank eingebettet. Wir kennen die Gewerbetreibenden, und sie kennen uns. Zudem war es für uns auch eine einzigartige Möglichkeit, unseren Kunden und den Unternehmen in unserem Umfeld etwas zurückzugeben. Davon profitieren beide.
Wie hat sich dies bei den Baukosten bemerkbar gemacht?
Die lokale Arbeitsvergabe ist etwas teurer. Wir haben aber klar die Erfahrung gemacht, dass dafür in Bezug auf die Qualität, die Verlässlichkeit und den Service ein deutlicher Mehrwert resultiert. Auf die Preis-/Leistung kommt es an, und die stimmte zu 100%.
Obwohl die SLB sehr stark regional verankert ist und auch beim Bau des neuen Bankgebäudes auf Holzbauweise, Wärme aus erneuerbarer Quelle und Strom aus der eigenen PV-Anlage setzt, nimmt Ihre Bank an der-ESG-Umfrage von schweizeraktien.net nicht teil. Was sind Ihre Überlegungen?
Thomas Vogt: Grundsätzlich bin ich absolut der Überzeugung, dass Nachhaltigkeit ein sehr wichtiges Thema ist, auf welches Augenmerk gelegt werden muss. Jedoch störe ich mich persönlich immer mehr an der Nachhaltigkeits- & Zertifizierungsindustrie, welche mittlerweile einer grossen Maschinerie gleicht. Wir sollten unseren Fokus lieber darauf verwenden, nachhaltig zu handeln, als dies plakativ zur Schau zu stellen. Also: weniger «Schein» und mehr «Sein»!
Was geschieht mit dem alten Bankgebäude? Wird es verkauft oder anderweitig genutzt?
Daniel Sommer: Das alte Bankgebäude inkl. Land gehört der Bank. Eine Umnutzung macht aufgrund der heutigen Bedürfnisse und dem wirtschaftlichen Alter des Gebäudes keinen Sinn mehr. Die Parzelle liegt jedoch ideal süd-westlich ausgerichtet und ist für die Wohnbaunutzung gut geeignet. Wir prüfen aktuell die Realisierung einer Überbauung mit Mietwohnungen. Hierzu haben wir aus strategischen Gründen ebenfalls die Nachbarparzelle erworben.
«Wir prüfen aktuell die Realisierung eineR Überbauung mit Mietwohnungen»

Die Bilanzsumme der SLB hat in den letzten zehn Jahren von 520 auf 841 Mio. CHF um mehr als 60% zugelegt. Wie wollen Sie diesen Wachstumskurs in den kommenden Jahren halten?
Thomas Vogt: Die Entwicklung der SLB und das erreichte Wachstum in den letzten Jahren freut uns natürlich sehr. Grundsätzlich gilt es stetig und mit Elan weiterzuarbeiten, unsere bestehenden und potenziellen Kundinnen und Kunden weiterhin von unseren Fähigkeiten zu überzeugen. Wenn wir weiterhin unsere sehr persönlich ausgerichtete Kundenbetreuung pflegen, dann werden wir automatisch neue Kundinnen und Kunden gewinnen.
Wo sehen Sie Wachstumsmöglichkeiten: eher im indifferenten Geschäft oder im klassischen Hypogeschäft, und welche Pläne verfolgen Sie?
Wir sehen in beiden Geschäftszweigen weitere Wachstumsmöglichkeiten. Grundsätzlich wird das Zinsengeschäft immer unser Hauptgeschäft bleiben, in welchem wir weiterhin gesund wachsen wollen. Uns liegt aber auch viel daran, die Ertragsdiversifikation unserer Bank weiter voranzutreiben. Daher wollen wir auch im indifferenten Geschäft weiterhin Anstrengungen unternehmen, dieses weiter auszubauen.
«Grundsätzlich wird das Zinsengeschäft immer unser Hauptgeschäft bleiben»
Die Regulierung und die Refinanzierung sind zwei der grossen Herausforderungen für die Zukunft. Insbesondere kleinere Banken sind hier gefordert. Welche Antworten haben Sie auf diese Herausforderungen?
Daniel Sommer: Wir profitieren von den Erleichterungen im Kleinbankenregime der FINMA und der proportionellen Ausgestaltung der Bankenaufsicht. Die Regulierungsdichte nimmt aber in der Tat weiter zu. Die fortschreitende Digitalisierung bedingt heute insbesondere im Bereich der operationellen Risiken und der Cyber-Abwehr eine hohe Maturität der Schutzvorkehrungen. In Bezug auf die Refinanzierung nutzen wir neben Kundengeldern auch Darlehen der Pfandbriefbank und der Efiag. Eine stabile Refinanzierung und eine ausreichende Liquidität sind für unser Geschäftsmodell essenziell. Nur so können wir von Opportunitäten profitieren.
In den vergangenen Jahren haben sie auch Mehrfamilienhäuser, u.a. in Selzach, als Renditeobjekte erworben. Mit 714’000 CHF steuerten die Liegenschaften 2024 schon mehr als 5% zu den Gesamterträgen bei. Wie sieht Ihre Immobilienstrategie generell aus?
Wir fokussieren uns auf mittelgrosse Mehrfamilienhäuser ohne Renovationsbedarf im Grossraum Solothurn und den angrenzenden Berner Gebieten. Wichtig ist uns ein ausgewogener Wohnungsmix und eine gute Energiebilanz. So wird bei unserem ältesten Objekt in Lohn in diesem Jahr die Fassade renoviert und eine Pelletheizung eingebaut.
Das Immobiliengeschäft dient aber klar der Diversifikation unseres Hauptgeschäfts. Wir sind und bleiben eine Bank.
«Das Immobiliengeschäft dient (…) der Diversifikation unseres Hauptgeschäfts»
Wie verlief der Start ins laufende Geschäftsjahr, und welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Thomas Vogt CEO: Die SLB ist gut ins neue Geschäftsjahr 2025 gestartet. Was die finanziellen Ziele betrifft, wollen wir versuchen, das letztjährige Rekordergebnis mindestens zu egalisieren.
Ein grosses Ziel ist es, mit unseren Aktionärinnen und Aktionären sowie unseren Kundinnen und Kunden im Jahr 2025 ein gelungenes Jubiläumsjahr zu gestalten. Die SLB feiert in diesem Jahr ihr 175-jähriges Bestehen.
Auch wird in diesem Jahr die SLB erstmals mit einem Stand an der HESO, der Herbstmesse Solothurn, vertreten sein. Zudem wird sich der Bucheggberg als Ganzes im Zuge der Sonderschau präsentieren. Mein Ziel ist es, dass sich die SLB in den 10 Tagen in Solothurn authentisch und von ihrer besten Seite zeigt
Zudem freue ich mich auf das weitere «Einleben» unseres Personals im Neubau. Noch liegt der Umzug im September 2024 nicht weit zurück. Ich bin sehr froh darüber, wie gut die Prozesse und die Zusammenarbeit am neuen Standort bereits funktioniert.
«Wir wollen versuchen, das letztjährige Rekordergebnis mindestens zu egalisieren»
Der Aktienkurs ist im vergangenen Jahr über 12% gestiegen. Dennoch notiert der Titel rund 50% unter dem ausgewiesenen Buchwert. Wie setzt sich Ihr Aktionariat zusammen, und wo sehen Sie die Gründe für die Unterbewertung? Welche Massnahmen werden Sie ergreifen, um die Unterbewertung zu reduzieren?
Daniel Sommer: Wir sind eine Publikumsgesellschaft. Die Aktien sind breit gestreut und verteilen sich auf über 2000 Aktionärinnen und Aktionäre. Oft sind es Kunden unserer Bank oder sie haben einen Bezug zum Bucheggberg.
In den letzten Jahren konnten wir die Nachfrage nach unserer Aktie aus dem Eigenbestand bedienen. Aktuell übersteigt die Nachfrage jedoch das Angebot, wodurch sich die Unterbewertung tendenziell verringern wird.
Die Spar- und Leihkasse Bucheggberg feiert in diesem Jahr ihr 175-jähriges Jubiläum. Was sind die Erfolgsrezepte dafür, dass die vergleichsweise kleine Regionalbank so lange existiert und dabei einige Krisen überstanden hat?
Thomas Vogt: Das Entscheidende ist, dass man sich und seinen Grundsätzen treu bleibt. Deshalb stellen wir hohe Anforderungen bezüglich Eigenkapital, Liquidität und Kenntnisse des Marktgebietes an uns selbst.
Welche Akzente werden Sie im Jubiläumsjahr setzen, und wie werden Sie den Geburtstag feiern?
Am 16. Mai 2025 findet unsere spezielle Jubiläums-Generalversammlung statt. Es werden spezielle Acts auftreten, und was uns speziell freut und ehrt, ist, dass Bundesrat Dr. Albert Rösti die Festansprache halten wird. Zudem wird ein Jubiläumsbuch mit spannenden und teilweise auch lustigen Geschichten sowie interessanten Testimonials von Persönlichkeiten mit Bezug zu unserer Bank erscheinen.
Herr Vogt, Herr Sommer. Vielen Dank für Ihre interessanten Ausführungen.

Die Aktien der Spar- und Leihkasse Bucheggberg werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 8’000 CHF für eine Aktie bezahlt. Im Jubiläumsjahr zahlt die Bank eine Dividende von 175 CHF, was einer Rendite von 2,2% entspricht.