Green Deal unter Beschuss: Was Trumps Rückkehr für Repower, Windparks und Meyer Burger bedeutet

Erneuerbare Energien geraten unter Druck

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Donald Trump ist zurück – und mit ihm die fossile Renaissance. Während Europa noch am Green Deal feilt, reisst der US-Präsident Klimaschutzpläne ein. Was bedeutet Trumps Comeback für Schweizer Wasserkraft-Pioniere, für Windrad-Giganten und Solarhersteller wie Meyer Burger? Eine Analyse über Gewinner, Verlierer und mögliche «Pläne B».

Empörung in der EU

Donald Trump ist zurück im Weissen Haus – und mit ihm eine 180-Grad-Wende in der US-Energiepolitik. Während Vorgänger Joe Biden auf Klimaschutz und erneuerbare Energien gesetzt hatte, erklärt Trump alle «grünen Fesseln» für gelöst. Sein neuer Energieminister kündigte an, Bidens «quasi-religiöse» Klimaauflagen radikal zu beenden. Fossile Brennstoffe geniessen wieder Priorität: Per Dekret setzte Trump gleich zum Amtsstart die Green-New-Deal-Agenda aus und versprach stattdessen, das «flüssige Gold unter unseren Füssen» – sprich Öl und Gas – uneingeschränkt zu fördern. Diese Kehrtwende markiert eine Abkehr von internationalen Klimazielen und führt zu Empörung in der EU. Europa und auch die Schweiz müssen sich allenfalls auf turbulente Zeiten einstellen, wenn Washington die Erneuerbaren ernsthaft auszubremsen vermag. Schweizer Haushalte spürten 2024 schon die Folgen der Energiekrise durch den Ukraine-Krieg. Letztes Jahr zahlten sie im Schnitt 18% mehr für Strom, weil Versorger die gestiegenen Beschaffungskosten weiterreichten.

Solaranlage Madrisa oberhalb von Klosters. Bildquelle: repower.com

Auswirkungen auf Schweizer Stromproduzenten – Fokus: Repower

Die Schweiz bezieht rund 60% ihres Stroms aus Wasserkraft – ein Trumpf in Sachen CO2-Bilanz. Repower, der Bündner Energieversorger mit zahlreichen Wasserkraftwerken, profitierte 2023 erheblich von den extremen Marktpreisen infolge der Energiekrise. Der Verkauf von Strom aus eigenen Kraftwerken war «an den internationalen Energiemärkten sehr profitabel», auch der Handel profitierte von der Preisschock-Volatilität. In Italien ist Repower auch in Wind und Solarkraft investiert. Die EU-Politik sollte aber sicherstellen, dass diese Assets nicht durch Trump unter Druck kommen

Trump könnte diesen Trend paradox beeinflussen. Einerseits will er Europa mehr US-Gas und Öl verkaufen – droht sogar mit Zöllen, falls die EU nicht genug «amerikanische Energie» abnimmt. Das Mehrangebot an fossiler Energie könnte die Grosshandelspreise drücken. Andererseits schafft seine Politik neue Unsicherheiten. Handelskriege und das Aufweichen internationaler Klimabemühungen erschweren Investitionsentscheidungen – vor allem in der schwer davon abhängigen Windkraftbranche mit ihren grossen Zeitfenstern bis zum Break-Even ohne Subventionen. In der Schweiz stehen Wasserkraftbetreiber wie Repower vor regulatorischen Herausforderungen: Wie lässt sich der Ausbau der Erneuerbaren stemmen, wenn der politische Rückenwind schwächer wird? Repower investiert bereits kräftig in neue Anlagen – vom modernisierten Kraftwerk Robbia bis zur geplanten Alpinsolaranlagen in Graubünden.

Prognose für Repower

Repower dürfte mittelfristig solide bleiben, muss sich aber auf volatilere Märkte einstellen. Sinkende Börsenpreise durch Trumps fossile Schwemme könnten die Gewinne schmälern. Schmelzende Gletscher werden in den nächsten rund fünfzig Jahren noch zu einer erhöhten Wasserkraftproduktion führen, während langfristig der Klimawandel zur Belastungsprobe für die Wasserkraft wird. Dario Castagnoli, Leiter Trading, Origination & IT, sieht aber keine grösseren Verwerfungen am Horizont. Denn das Wasserkraft-Portfolio von Repower ist ein sehr starker erneuerbarer Trumpf. Es ist rentabel, als flexibel einsetzbare Spitzenenergie europaweit gefragt – und die Visibilität bzgl. Investitionen ist gross (viel länger als die Amtszeit von Donald Trump). Fürs Portfolio in Italien vertraut Castagnoli auf die politische EU.

Equinor
Equinor ist ein internationales Energieunternehmen mit Hauptsitz in Norwegen. Bild: equinor.de

Auswirkungen auf die Windkraft – Fokus: Equinor & Orsted

Kaum ein Sektor steht so symbolisch für Bidens Klimapolitik wie die Offshore-Windkraft – und kaum einer gerät unter Trump so ins Trudeln. Schon jetzt kämpft die Windbranche mit massivem Gegenwind: Inflationsschocks, teure Kredite und Lieferkettenprobleme haben einen «perfekten Sturm» entfacht. Der dänische Windpark-Riese Ørsted stoppte Ende 2023 zwei Grossprojekte in den USA – und musste 5,6 Mrd. USD abschreiben. Sein Aktienkurs stürzte auf ein Drittel des früheren Werts. Auch Norwegens Equinor zieht sich aus unrentablen Offshore-Plänen zurück.

Mit Trump im Oval Office droht der Windindustrie weiteres Ungemach. Biden wollte bis 2030 grosse Offshore-Kapazitäten aufbauen, Trump hingegen gilt als erklärter Windkraft-Skeptiker. Seine Regierung dürfte teure Ökostrom-Vorgaben kippen und Projektförderungen streichen. Tatsächlich geriet der «aufkeimende» US-Offshore-Sektor schon unter Biden ins Stocken – eine geplante Wind-Auktion im Golf von Mexiko fand mangels Interesse keine Bieter. Unter Trump fehlen nun erst recht politische Stützen. Folgen hat das auch für Europa: Wenn der lukrative US-Markt wegfällt, werden Konzerne wie Ørsted oder Equinor noch vorsichtiger investieren. Einige Projekte in Europa könnten auf Eis liegen, bis die Kosten sinken oder die staatliche Hilfe zunimmt.

Prognose für Windkraft

Die Windkraft steht vor einer Zäsur. In Europa dürften die Regierungen dezidiert versuchen, Trump entgegenzusteuern – etwa durch die Anpassung von Ausschreibungen oder zusätzliche Förderungen – um ihre Ausbauziele doch noch zu erreichen. In den USA hingegen wird Offshore-Wind ohne Bundesrückhalt wohl auf Sparflamme laufen, während Onshore-Wind allenfalls in klimafreundlichen Bundesstaaten weiterwächst.

Meyer Burger, einst Schweizer Solarhoffnung, ist leider heute ein «gefallener Stern». Bild: meyerburger.com

Auswirkungen auf Meyer Burger und die europäische Solarindustrie

Für das Schweizer Solarunternehmen Meyer Burger (MB), kommt Trumps Kurs zur Unzeit. Die Firma, einst ein Hoffnungsträger für Europas Solarindustrie und Innovationsführer, steckt in einer existenzbedrohenden Krise. Ende 2024 sprang MBs wichtigster Kunde – der US-Projektentwickler DESRI – plötzlich ab und stornierte riesige Modul-Bestellungen. Die Folge: Die MB-Aktie brach um über 70% ein und notierte auf Rekordtief. Das Unternehmen musste (einmal mehr) einräumen, dass ohne frisches Kapital die Fortführung nicht gesichert ist.

Trump setzt auf Protektionismus: Die Importzölle auf Solartechnik dürften also steigen, um chinesische, aber auch andere ausländische Panels vom US-Markt fernzuhalten. Mit den wahrscheinlich höheren Zöllen in den USA ist Meyer Burgers Geschäftsmodell – Solarzellen in Deutschland zu fertigen und in die Staaten zu verkaufen – dann nicht mehr tragbar. Tatsächlich hatte DESRI fast den gesamten Absatz für 2025/26 abnehmen sollen – ein Absatzmarkt, der nun wegbricht.

Prognose für Meyer Burger

Meyer Burger wird nur durchkommen, wenn es sich strategisch neu erfindet. Möglich wäre eine stärkere Fokussierung auf den europäischen Markt, wo im Rahmen des EU-Green-Deals die heimische Solarproduktion ja gefördert werden soll. Sollte die EU ihre Importquoten oder eigene Solarsubventionen erhöhen, könnte MB davon profitieren. Eugen Perger von der Research Partners AG empfiehlt das KMU daher weiterhin zum Verkauf. Das 12-Monats-Kursziel lautet 1.00 CHF (unverändert). «2025 bleibt voraussichtlich weiterhin verlustreich, die Finanzierung durch externe Partner ist dringend nötig», so Perger.

Fazit

Trumps zweite Amtszeit setzt den EU Green Deal unter Druck. Der US-Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen und das Einfrieren von Bidens Klimagesetz (IRA) durch Trump sind ein Rückschlag für die internationale Klimapolitik. Europäische Klimaschützer befürchten Nachahmer: Wenn die Nummer 2 der Emittenten ausschert, könnten auch andere Länder ihre Zusagen schleifen lassen – im Schlepptau der mächtigsten Industrienation neben China.

Der EU-Emissionshandel und der neue CO2-Grenzausgleich (CBAM) verteuern klimaschädliche Importe – damit soll auch ein «Trittbrettfahrer USA» keine unfairen Vorteile geniessen können. Experten raten der EU, jetzt erst recht klimapolitisch Flagge zu zeigen und auf Härte in der Verteidigung der Klimaziele zu setzen. Dennoch dürfe Europa aber nicht auf ein preisliches «Wettrennen nach unten» einsteigen, sondern müsse stabile Rahmenbedingungen und finanzielle Anreize für die grünen Technologien bieten.

Für die Unternehmen des Energiesektors heisst das, strategisch sehr flexibel zu bleiben. Die Energie- und Klimapolitik könnte in den nächsten Jahren stärker schwanken als zuvor. Langfristig erfolgreiche Unternehmen werden jene sein, welche die Energiewende aktiv mitgestalten, statt auf nicht endende Beihilfen und nationalen Protektionismus zu setzen. Die Schweizer Wasserkraft ist ein gutes Beispiel: Sie ist sowohl grün als auch rentabel und «moderner als je zuvor» – weil sie die Lastspitzen aus fluktuierenden Erneuerbaren (Wind, Sonne) abfangen kann. Und weil sie in einem modernen, «smarten» Stromnetz mit Konsumenten, Prosumenten und Produzenten für die nötige Netzstabilität sorgt.

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