Peter Spirig, CEO V-Zug: «Besonders stolz bin ich auf die erfolgreiche Transformation von V-Zug»

Trendumkehr der V-Zug Aktie – Chance für kontra-zyklische Investoren?

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Peter Spirig, geb. 1973, ist seit dem 1. September 2020 CEO der V-Zug AG. Bild: zvg

Die V-Zug Aktie ist zurück! In den vergangenen Wochen kletterte der Kurs von 45 CHF auf 66 CHF. Auslöser der Trendwende war die Vorlage des Jahresabschlusses. Damit könnte die jahrelange Talfahrt der Aktie beendet sein und ein neuer Zyklus begonnen haben. schweizeraktien.net spürt bei CEO Peter Spirig nach, um die Erfolgskomponenten zu identifizieren. Wie steht es um die Internationalisierung? Was sind die Ursachen der Margenexpansion? Wie weit ist die Arealtransformation vorangeschritten? Spirig gibt klare Antworten, die Anlegern zu einer verbesserten Einschätzung der weiteren Perspektiven der Aktie verhelfen. Das Aktien-Hoch im Jahr 2021 lag bei über 150 CHF. CEO Spirig verlässt V-Zug nach fünf Jahren im zweiten Quartal. Ein guter Zeitpunkt für eine Bilanz.

V-Zug hat eine schwierige Zeit hinter sich gebracht. Im Geschäftsjahr 2024 erholte sich nun die Profitabilität, und der Aktienkurs zeigt wieder nach oben. Wie haben Sie das vollbracht, Herr Spirig? Welchen Anteil hat die moderate Markterholung, und wie hat V-Zug navigiert und gepunktet?

Beides, sowohl die beginnende Markterholung als auch unsere internen Massnahmen, haben dazu beigetragen, dass sich Umsatz und Profitabilität der V-Zug wieder verbessert haben. Dabei darf man die wirklich ausserordentliche Dynamik der letzten Jahre nicht vergessen. Während der Pandemie – von Mitte 2020 bis Ende 2022 – profitierten wir von einer Sonderkonjunktur; es wurde überdurchschnittlich viel renoviert, weil die Menschen zu Hause blieben und es sich dort schön machten. Diese Sonderkonjunktur mündete ab Frühjahr 2022 in eine Lieferkettenproblematik, welche die meisten Industrieunternehmen und somit auch uns getroffen hat. Unsere Geschäftskunden bauten in der Folge zwischen Frühjahr und Winter 2022 Lager auf, sodass im Jahr 2023 weniger bei uns bestellt wurde. Ab anfangs 2024 kehren wir so langsam auf den Wachstumspfad zurück und bemerken hier, dass wir besonders dann wachsen, wenn wir neue, sich differenzierende Produkte auf den Markt bringen. Parallel dazu arbeiten wir täglich daran, gut aufgestellt zu sein, indem wir unsere Prozesse effizient und schlank gestalten.

Ihr Unternehmen schüttet planmässig erstmals seit dem Börsengang eine Dividende aus. Was können sie unseren Lesern dazu sagen?

Wir freuen uns natürlich sehr, dass der Verwaltungsrat nun angesichts der verbesserten operativen Leistung, des positiven Cashflows und der soliden Bilanz der Generalversammlung eine ordentliche Dividende sowie eine verrechnungssteuerfreie Ausschüttung aus Kapitalreserven in Höhe von zusammen CHF 0.90 pro Aktie vorschlägt.

Wie sind die weiteren Perspektiven? Da die grossen Investitionsprogramme ihren Zenith überschritten haben und Ihr mittelfristiges Ziel für die EBIT-Marge bei bis zu 13% liegt, sollte doch auch der gemäss Ihrer Dividendenpolitik ausschüttbare Gewinnanteil von 20% bis 40% entsprechend ansteigen.

Die Dividendenpolitik ist unverändert, wie auch unsere Mittelfristziele. Dementsprechend sollen auch unsere Aktionäre und Aktionärinnen in Zukunft davon profitieren.

«Die Dividendenpolitik ist unverändert, wie auch unsere Mittelfristziele»

Sie werden V-Zug nach fünf Jahren als CEO im zweiten Quartal 2025 verlassen. Wie fassen Sie die Herausforderungen, Erfahrungen und Erfolge der Periode zusammen?

Die letzten fünf Jahre bei V-Zug waren eine Zeit intensiver Veränderungen und wertvoller Erfahrungen. Ich habe gelernt, den Fokus konsequent auf den Kundennutzen zu richten, Mitarbeitende informiert und engagiert zu halten sowie offen und transparent mit allen Anspruchsgruppen zu kommunizieren. Dabei war es entscheidend, die Agilität des Unternehmens zu bewahren.

Besonders stolz bin ich auf die erfolgreiche Transformation von V-Zug: Die Marke wurde geschärft positioniert, das Produktportfolio weiterentwickelt, Prozesse wurden effizienter gestaltet und zentrale Alleinstellungsmerkmale wie Qualität, Funktionalität und Service gestärkt. Zudem hat sich unsere Unternehmenskultur spürbar weiterentwickelt – mit einer stärkeren Kundenorientierung, mehr Zusammenarbeit und grösserer Eigenverantwortung. Diese Jahre waren geprägt von Innovation und Mut zur Veränderung – ein Kapitel, das sowohl das Unternehmen als auch mich persönlich bereichert hat.

Die Innovationsführerschaft im Hausgerätebereich wurde in den letzten Jahren entschlossen ausgebaut. Können Sie kurz die Highlights nennen und wie diese das Geschäft beeinflussen?

Wichtig ist, dass wir uns mit unseren Produkten differenzieren. Wir produzieren in der Schweiz, d.h. statt Kostenführerschaft streben wir eine führende Position in Sachen Qualität, Lebensdauer, Funktionalität, Design und Servicefähigkeit an. Das funktioniert soweit, denn es gibt viele Konsumenten, die ein langlebiges und entsprechend nachhaltiges Gerät, das sich zudem leicht bedienen lässt, sehr schätzen. Insbesondere das Thema Nachhaltigkeit wird immer wichtiger, und hier sind wir sicherlich führend.

«Das Thema Nachhaltigkeit wird immer wichtiger, und hier sind wir sicherlich führend»

Sie haben auch das Konzept «Product-as-a-Service» eingeführt. Was sind die Vorteile für den Kunden, für V-Zug, und wie entwickelt sich die Nachfrage?

Unser Geschäftsmodell «Product as a Service» wurde ausgebaut und ist nun für das gesamte Produktsortiment erhältlich, d.h. Küche und Waschraum. Dabei werden Geräte zur Nutzung angeboten, statt sie zu verkaufen, und V-Zug bleibt über den ganzen Lebenszyklus in der Verantwortung. Insbesondere kleinere Verwaltungen schätzen dieses Angebot, da sie Wartung, Reparatur oder Upgrade abgeben können – Themen, welche sie mit eigenem Personal eher aufwendig abdecken können.

Im Geschäftsbericht sprechen Sie von der weiteren Plattformisierung des Produktportfolios. Können Sie das bitte kurz erläutern?

Mit der Plattformisierung des Produktportfolios verfolgen wir das Ziel, unsere Produkte auf gemeinsame technologische und funktionale Grundlagen zu stellen. Das bedeutet, dass wir für Produktlinien, z.B. Kühlschränke, standardisierte Plattformen schaffen. Dies ermöglicht nicht nur effizientere Entwicklungs- und Produktionsprozesse, sondern auch eine grössere Flexibilität bei der Anpassung an Marktbedürfnisse. Gleichzeitig schaffen wir so Synergien innerhalb der Produktlinien, wodurch wir unseren Kunden noch mehr Mehrwert bieten können. Plattformisierung bedeutet also für uns, Komplexität zu reduzieren, Innovation zu fördern und eine nachhaltige Grundlage für zukünftiges Wachstum zu schaffen.

Die Internationalisierung der Premium-Marke V-Zug war schon zum Zeitpunkt des Börsengangs eine Priorität. 2024 entfielen aber immer noch 84% des Umsatzes auf die Schweiz. Wie lauten die Ziele für 2030 und darüber hinaus?

Die Internationalisierung ist ein Eckpfeiler unserer Strategie. Dabei wollen wir unseren Heimmarkt Schweiz auf keinen Fall vernachlässigen; dieser ist unsere Erfolgsbasis. Die Ziele für das internationale Geschäft sind ein Wachstum von durchschnittlich 10% oder mehr pro Jahr. Wir denken, dass dies realistisch zu erreichen ist mit unserer Strategie, grosse und kaufkräftige Metropolitanregionen vorranging zu adressieren.

«Die Internationalisierung ist ein Eckpfeiler unserer Strategie»

2024 eröffnete V-Zug weitere Showrooms in Sydney, Mailand, Hamburg und Berlin. Erfüllen die internationalen Präsenzen die Erwartungen?

Ja. Es ist wichtig, dass wir in den für uns ausgewählten Märkten präsent sind. Dies signalisiert, dass wir gekommen sind, um zu bleiben und dass man sich auf uns verlassen kann. Es erlaubt unseren Kundinnen und Partnern, sich vor Ort über V-Zug und unsere Produkte zu informieren, wir können die Installationen zusammen mit unseren Fachpartnern begleiten, und wir bieten einen funktionierenden Service im Markt an. Sprich: Wir haben für jeden Kundenanspruchs-Abschnitt einen Ansprechpartner vor Ort. Natürlich gibt es immer eine Anlaufphase, wenn man einen Markt erschliesst; gleichermassen konnten wir uns bis jetzt immer gut etablieren.

Ein entscheidendes Kaufargument für die Kunden ist ja die Langlebigkeit der V-Zug Produkte sowie inzwischen auch deren Recycling-Fähigkeit. Es ist eine Priorität für V-Zug, den Recycling-Anteil zu erhöhen. Wie ist der Stand der Dinge?

Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter als Recycling. Die Kreislauffähigkeit der V-Zug Geräte ist ein strategisches Anliegen, in das konsequent und bereichsübergreifend investiert wird. Basierend auf den «R-Strategien» der Kreislaufwirtschaft verfolgt V-Zug einen umfassenden Ansatz, um den Fussabdruck der Geräte entlang des gesamten Lebenszyklus zu senken. Dies fängt beim Design der Produkte an und endet bei der gezielten Rücknahme von Komponenten im Zuge des Rückbaus der Geräte. Als Grundsatz gilt: Ressourcen wie Komponenten oder Material in Güte und Wert so lange wie möglich erhalten.

«Die Kreislauffähigkeit der V-Zug Geräte ist ein strategisches Anliegen»

Die Arealtransformation umfasst viele Jahre. Was können Sie zum Entwicklungsstand sagen?

Wir haben in den vergangenen 8 Jahren ca. 300 Mio. CHF in die Arealtransformation investiert. Dabei haben wir unsere Fläche mehr als halbiert und die Effizienz deutlich erhöht. Mit dieser Transformation sind wir gut aufgestellt, um unserer Positionierung gerecht zu werden und qualitativ hochstehende, langlebige Geräte herstellen zu können.

Die Stärkung der Margen lässt vermuten, dass Ihr Programm zur Effizienzsteigerung, «Simplify», seine Wirkung entfaltet hat. Wie beschreiben Sie die Wirkung der «einfachen» Lösungen?

Die Initiative «Simplify V-Zug» hat sich das Ziel gesetzt, unsere Prozesse nicht nur zu verändern, sondern sie gezielt zu vereinfachen. Im Laufe der Zeit entwickeln sich Abläufe weiter, werden optimiert und angepasst. Gleichzeitig kann es jedoch vorkommen, dass sich dabei auch unnötige Komplexität einschleicht – sei es durch Redundanzen oder Schritte, die ursprünglich sinnvoll waren, aber im aktuellen Kontext nicht mehr notwendig sind.

Im Rahmen von «Simplify V-Zug» haben wir alle Prozesse konsequent überprüft und uns darauf fokussiert, unnötige Hürden zu identifizieren und zu entfernen, ohne dabei die Qualität zu beeinträchtigen. Dadurch agieren wir schneller, flexibler und ressourcenschonender – mit positiven Effekten auf Margen und Kundennutzen.

Der Geschäftsgang von V-Zug ist ja durchaus stark mit der Immobilien- und Bauwirtschaft korreliert? Erwarten Sie Impulse?

Der Geschäftsgang von V-Zug ist in der Tat eng mit der Entwicklung der Immobilien- und Bauwirtschaft verbunden. Wir sehen derzeit eine Erholung im Bereich Renovation, während sich der Neubau weiterhin nur langsam aus der Zurückhaltung der vergangenen Jahre befreit und das Ersatzgeschäft sich stabil zeigt. Ob und in welchem Masse sich hier zusätzliche Impulse ergeben, hängt massgeblich von den konjunkturellen Rahmenbedingungen ab. Wir beobachten die Entwicklungen in diesen Märkten daher sehr genau, um gegebenenfalls flexibel reagieren zu können.

«Der Geschäftsgang von V-ZUG ist eng mit der Entwicklung der Immobilien- und Bauwirtschaft verbunden»

Im Aktionariat entfallen 30,3% auf Metall Zug, 27% auf den Streubesitz, der Rest auf Familienaktionäre und Institutionen. Wie ist das Interesse von internationalen Investoren einzuschätzen, um die sich V-Zug ja auch bemüht?

Unsere Position als führendes Schweizer Unternehmen mit einem starken Fokus auf Innovation und Qualität hat dazu geführt, dass wir international wahrgenommen werden. Gleichwohl ist es ein kontinuierlicher Prozess, das Vertrauen internationaler Investoren zu gewinnen und auszubauen, insbesondere in einem wettbewerbsintensiven Umfeld. Wir setzen daher auf eine klare und transparente Kommunikation, um die Attraktivität unseres Unternehmens auch international weiter zu stärken

Herr Spirig, was könnte V-Zug Ihres Erachtens in den nächsten fünf bis zehn Jahren für die Aktionäre erreichen?

Als Unternehmen setzen wir alles daran, durch unsere Geschäftsergebnisse, strategischen Initiativen und unsere langfristige Ausrichtung sicherzustellen, dass unsere Aktionäre mit ihrem Investment zufrieden sind. Unser Fokus liegt darauf, nachhaltiges Wachstum zu erzielen, innovative Produkte zu liefern und operative Exzellenz zu gewährleisten.

Aktienkurs V-Zug
Nach der Bekanntgabe der Geschäfftszahlen für 2024 hat der Aktienkurs von V-Zug angezogen. Chart: six-group.com

Letztlich wird der Aktienkurs von den Marktbedingungen bestimmt, die wir nicht direkt beeinflussen können. Was wir jedoch beeinflussen können, ist unser Engagement und die konsequente Umsetzung unserer Strategie. Indem wir unser Bestes geben, schaffen wir eine solide Grundlage, die sich langfristig positiv auf das Unternehmen und damit auch auf unsere Aktionäre auswirken kann.

Vielen Dank für die klaren Aussagen, Herr Spirig, und die besten Wünsche für Ihre nächsten Aufgabe.

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