
Am 7. Februar war der erste Handelstag des Börsen-Debütanten BioVersys an der SIX. Das Schweizer Biotech-Unternehmen ist ein Spin-off der ETH Zürich und hat sich zu einem weltweiten Innovationsführer im Kampf gegen tödliche Pathogene entwickelt, wie sie in Hospitälern oder Kriegs- und Katastrophengebieten vermehrt auftreten. BioVersys konzentriert sich auf antibiotikaresistente Keime – eine der grössten Gefahren unserer Zeit.
Im Interview mit schweizeraktien.net spricht CEO Marc Gitzinger über Chancen und Risiken, Fortschritte und Rückschlagsgefahren und benennt die weiteren Meilensteine des Unternehmens bis zu den ersten Marktzulassungen und dem Erreichen der Gewinnschwelle. Bereits Anfang Februar erschien die IPO-Analyse zu BioVersys auf schweizeraktien.net.
Glückwunsch zum gelungenen IPO an der SIX, Herr Gitzinger! Es war ja der erste Börsengang in der Schweiz in diesem Jahr und seit Jahren der erste eines Biotech-Unternehmens. Was war Ihr Erfolgsrezept?
Marc Gitzinger: Vielen Dank. Der Schlüssel zu unserem erfolgreichen Börsengang liegt vor allem in unseren «Assets» – unseren beiden Produktkandidaten BV100 und Alpibectir, die sich bereits in fortgeschrittenen klinischen Entwicklungsstadien befinden und durch vielversprechende Daten überzeugen. Hinzu kommen unsere beiden firmeneigenen Plattformen, mit denen wir kontinuierlich neue Projekte und Produktkandidaten entwickeln können, ohne diese extern einlizenzieren zu müssen. Ein gutes Beispiel dafür sind BV200 und BV500, die sich bereits in der präklinischen Entwicklung befinden und ebenfalls grosses Potenzial zeigen.
Neben dem soliden Fundament, was bei Biotech Unternehmen immer in den Daten der Produktkandidaten liegt, denke ich, konnte auch unsere Geschichte überzeugen: BioVersys adressiert eine der grössten medizinischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, Antibiotikaresistenz. Das geht im Endeffekt uns alle etwas an, denn ohne Zugang zu wirksamen Antibiotika verlieren wir Jahrzehnte an medizinischem Fortschritt. Mit BV100 behandeln wir schwere Krankenhausinfektionen, welche durch Acinetobacter baumannii verursacht werden, und mit Alpibectir fokussieren wir auf Tuberkulose. Beide Krankheitserreger sind von der WHO unter den drei Krankheitserregern der höchsten Prioritätsstufe gelistet.
Wie ist BioVersys mit dem schwer greifbaren IPO-Fenster umgegangen?
Hier war eine gründliche Vorbereitung durch unser Team entscheidend. Ein erfolgreicher Börsengang erfordert nicht nur Fachwissen und Planung, sondern auch viel Beharrlichkeit – und natürlich ein wenig Glück beim Timing. Wenn sich das Zeitfenster öffnet, muss man bereit sein – und genau das waren wir gemeinsam mit unseren Partnern.
Was können Sie zu den Investoren sagen? Wie sind die Anteile privater und institutioneller Anleger? Wie viele Prozent der platzierten Aktien halten nun Anleger ausserhalb der Schweiz?
Historisch gesehen hat das Unternehmen eine solide Unterstützung von Schweizer Investoren. Ganz am Anfang sind wir mit Privatinvestoren und Family Offices gestartet. Im Laufe der Zeit kamen dann erste institutionelle Venture Funds hinzu, wie z.B. der AMR Action Fund, ein sektorspezifischer Fonds, und GSK, ein grosses pharmazeutisches Unternehmen. Die guten Ergebnisse unserer klinischen Phase-2-Studie für BV100 in Verbindung mit dem Börsengang machten BioVersys zu einem attraktiven Angebot für grössere institutionelle Anleger wie UBS AM und Candriam, wie auch an der SIX veröffentlicht. Zusammenfassend sind wir der Meinung, dass wir eine gute Mischung aus Privatanlegern haben, die das Unternehmen seit den Anfängen unterstützen, und grossen institutionellen Anlegern.
«Ganz am Anfang sind wir mit Privatinvestoren und Family Offices gestartet»
Bei jungen innovativen Unternehmen ist es ja vor dem Erreichen der Gewinnschwelle meist so, dass nach der Kapitalerhöhung gleichzeitig vor der nächsten Kapitalerhöhung heisst. Wie steht es um den weiteren Kapitalbedarf von BioVersys?
Mit dem Erlös aus dem Börsengang sind wir finanziell solide aufgestellt und sehen uns gut gerüstet, um BV100, unseren am weitesten fortgeschrittenen Produktkandidaten, erfolgreich zur Zulassung zu bringen. Die Entwicklung von Alpibectir erfolgt gemeinsam mit unserem Partner GSK, was unsere Ressourcen zusätzlich entlastet. Darüber hinaus konnten wir in der Vergangenheit mehrfach von zusätzlichen Förderprogrammen aus der EU, den USA, aber auch der Schweiz profitieren, die speziell für die Entwicklung von neuen Antibiotika gedacht sind.

Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist zudem unsere schlanke Unternehmensstruktur. Wir legen grossen Wert darauf, verantwortungsvoll mit dem Kapital unserer Investoren umzugehen, um unsere kommunizierten Ziele zu erreichen.
Der Gang an die Börse eröffnet ein neues Kapitel in der Unternehmensgeschichte. Was sind die nächsten Meilensteine auf Ihrem Weg?
Unser vorrangiges Ziel ist es, unsere beiden klinischen Kandidaten BV100 und Alpibectir so schnell wie möglich zur Marktreife zu bringen. Damit möchten wir Patienten, die an antibiotikaresistenten Infektionen leiden, dringend benötigte neue Therapiemöglichkeiten bieten. Parallel dazu werden wir unsere Pipeline gezielt weiter ausbauen, um innovative Lösungen gegen antibiotikaresistente Erreger voranzutreiben.
Konkret ist der nächste wichtige Meilenstein der Start unserer geplanten klinischen Phase-3-Studie für BV100. Für Alpibectir konnten wir ja schon die nächste klinische Phase 2 Studie lancieren. Natürlich arbeiten wir am kontinuierlichen Ausbau unserer Partnerschaften und Förderprogramme, die unsere Innovationskraft weiter stärken.
Tuberkulose (TB) ist eine schreckliche Infektionskrankheit, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgreich zurückgedrängt wurde. Inzwischen stellt TB jedoch wieder ein gravierendes Problem dar, wie der aktuelle Ausbruch in Kansas und die Ausbreitung in den Kriegsgebieten zeigen. TB respektive TB-bezogene Keime stehen bei BioVersys im Fokus. Wie bewerten Sie die aktuellen Entwicklungen?
Das haben Sie sehr treffend beschrieben – genau aus diesem Grund zählt Tuberkulose zu den drei globalen Prioritäten der WHO. Wir bei BioVersys haben uns gezielt auf jene Krankheitsbereiche fokussiert, die besonders schwerwiegende Folgen für die betroffenen Patienten haben und gleichzeitig durch eine hohe Resistenz gegenüber bestehenden Antibiotika gekennzeichnet sind.
«Tuberkulose zählt zu den drei globalen Prioritäten der WHO»
Neben TB gehören auch besonders sogenannte gram-negative Krankenhauskeime zu den Bakterien, die durch ihre Resistenz gegen herkömmliche Antibiotika sehr gefährlich sind. Neben den beschriebenen TB Ausbrüchen sind auch Bakterien wie Acinetobacter ein riesiges Problem, hier gab es z.B. im Unispital Zürich einen dokumentierten Ausbruch im Jahr 2022. Mit unseren Wirkstoffkandidaten setzen wir uns gezielt dafür ein, dieser Bedrohung entgegenzuwirken und betroffenen Patienten neue Hoffnung zu bieten.
TB ist ja auch eine Kriegsseuche. Wie sehen Sie die Gefahren?
Tuberkulose ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch Mycobacterium tuberculosis verursacht wird und vor allem die Lunge befällt, aber auch z.B. Hirnhautentzündungen verursachen kann. TB ist nicht nur eine «Kriegsseuche». Tatsächlich tragen ca. 20% bis 30% der Weltbevölkerung TB Bakterien in sich. Zum Glück bricht die Krankheit aber nicht bei allen aus. Besonders für einen Ausbruch oder eine neue Ansteckung mit TB gefährdet sind Menschen mit schwachem Immunsystem z.B. durch andere Krankheiten oder Krebsbehandlungen, durch Armut oder eben auch durch hygienische Zustände in Kriegsgebieten.
Bitte erläutern Sie in diesem Zusammenhang den interessierten Lesern auch kurz den Terminus Iraqibacter und wie er entstanden ist.
Der Begriff Iraqibacter bezieht sich auf das Bakterium Acinetobacter baumannii, das in Verbindung mit Kriegsschauplätzen – insbesondere während des Irakkriegs – bekannt wurde. Acinetobacter baumannii ist ein opportunistisches Bakterium, das in Boden und Wasser vorkommt und normalerweise nicht direkt für gesunde Menschen gefährlich ist. In Krankenhäusern und bei immungeschwächten Patienten kann es jedoch gefährliche Infektionen verursachen. Während des Irakkriegs infizierten sich zahlreiche verwundete Soldaten mit diesem Erreger, was zur Bezeichnung «Iraqibacter» führte. Acinetobacter baumannii tauchte dann vermehrt in US-Militärkrankenhäusern auf. Soldaten, die aus dem Kriegsgebiet evakuiert wurden, brachten den Erreger in die Kliniken, wo er aufgrund seiner Antibiotikaresistenz erhebliche Probleme verursacht. Derzeit gibt es leider ähnliche Berichte aus der Ukraine.
Die WHO und andere supranationale Gesundheitsinstitutionen haben den sogenannten ESKAPE-Pathogenen den höchsten Prioritätsstatus verliehen. Warum die Dringlichkeit?
Die sogenannten ESKAPE-Pathogene wurden von der WHO und anderen internationalen Gesundheitsorganisationen als besonders bedrohlich eingestuft, da sie zu den weltweit gefährlichsten und am schwierigsten zu behandelnden Krankenhauskeimen zählen.

Der Begriff ESKAPE ist ein Akronym und steht für sechs hochresistente Bakterienarten. Die Dringlichkeit ergibt sich aus der Kombination mehrerer Faktoren. Da ist zunächst die Multiresistenz der ESKAPE-Keime gegenüber vielen gängigen Antibiotika. Sie lassen sich daher oft nur schwer oder gar nicht behandeln. Dazu kommt die hohe Aggressivität dieser Bakterien. Sie verursachen oft lebensbedrohliche Infektionen, insbesondere bei geschwächten Patienten oder im Zusammenhang mit intensivmedizinischen Massnahmen. Der dritte wesentliche Faktor ist die Verbreitung in Krankenhäusern. Aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber Desinfektionsmitteln und ihrer Fähigkeit, in Krankenhausumgebungen zu überleben, stellen sie eine erhebliche Bedrohung für Patienten und Gesundheitssysteme dar.
Die wachsende Antibiotikaresistenz gefährdet nicht nur die Behandlung klassischer Infektionen, sondern bedroht auch den Erfolg moderner medizinischer Verfahren wie Operationen, Organtransplantationen und Chemotherapien, die auf wirksame Antibiotika angewiesen sind.
Können Sie einige Zahlen dazu geben?
Infektionen durch ESKAPE-Keime und Tuberkulose fordern weltweit jährlich 1.3 Millionen Menschenleben und sind zudem mit über 5 Millionen Todesfällen assoziiert. Resistente Infektionen üben durch verlängerte Behandlungszeiten und Kosten enormen Druck auf Gesundheitssysteme aus. Ohne wirksame neue Antibiotika und konsequente Hygienemassnahmen könnte diese Entwicklung Krankheiten wieder aufleben lassen, die in der Vergangenheit als überwunden galten. Die Einführung von Penicillin hat die Lebenserwartung der Menschen global signifikant beeinflusst, diese Medikamente zu verlieren, ist keine Option.
Genau deshalb geniesst die Bekämpfung dieser Pathogene höchste Priorität bei der WHO und anderen führenden Gesundheitsinstitutionen. Der dringende Bedarf an innovativen, neuen Antibiotika ist eine der grössten Herausforderungen der modernen Medizin – und zugleich eine grosse Verantwortung für Unternehmen wie BioVersys, die gezielt neue Antibiotika gegen diese Bedrohung entwickelt.
Und was bedeutet das für BioVersys?
Für BioVersys bietet sich hier eine interessante Gelegenheit. Wir zählen zu einer der führenden Firmen weltweit, die neue Antibiotika entwickeln. Somit sind wir gut positioniert, um gegen diese wachsende Bedrohung für die moderne Medizin Lösungen anzubieten.
«Wir zählen zu einer der führenden Firmen weltweit, die neue Antibiotika entwickeln»
Mit BV100, unserem am weitesten fortgeschrittenen Wirkstoff, der schon bald in die Phase-3-Studie überführt werden soll, adressieren wir gezielt das «A» in ESKAPE – den gefährlichen Erreger Acinetobacter baumannii. Dieser zählt ebenfalls zu den Top 3 Prioritäten der WHO und stellt insbesondere für immungeschwächte Patienten und in Krankenhausumgebungen eine gravierende Gefahr dar.
Mit Alpibectir entwickeln wir einen neuen Wirkstoff gegen Tuberkulose, zusammen mit unserem Partner GSK. Tuberkulose ist noch immer die Infektionskrankheit, die jährlich am meisten Todesopfer weltweit fordert, noch vor Malaria oder HIV.
Die Trump Administration hat vor kurzem die National Institutes of Health (NIH) angewiesen, keine weiteren medizinischen Studien mehr zu registrieren, die gefördert werden sollen, und sogar die laufenden Prozesse unterbrochen, obwohl Bundesrichter dagegen vorgegangen sind. Weiterhin wurden viele Direktoren gefeuert. Könnte BioVersys von den Verwerfungen auch betroffen werden?
Wir erleben sicher derzeit eine spannende Phase des Umbruchs in den USA, in der die derzeitige US-Administration erst einmal alles genau prüft und teilweise etwas unorthodox drastische Massnahmen beschlossen hat, bevor man sieht, wie es weitergeht. Derzeit ist die BioVersys aber nicht direkt betroffen, und auch die US-Förderprogramme zur Antibiotikaforschung laufen derzeit nach unsrem Kenntnisstand alle weiter. Wir beobachten die Situation natürlich aufmerksam, wollen aber auch festhalten, dass ein neues Antibiotikum für Generationen von Menschen in der Zukunft wichtig ist und unser Geschäft sich auch nicht durch kurzfristige politische Richtungswechsel auf den Kopf stellt.
Die 1961 von US-Präsident John F. Kennedy gegründete Hilfsorganisation USAid war nach Angaben der UN 2024 für 40% der weltweiten Hilfsleistungen verantwortlich, darunter Katastrophenhilfe, Impfprogramme und AIDS-Hilfe. Seit 20. Januar ist fast alles geblockt. Tausende Mitarbeiter wurden entlassen. Wie könnten die weltweiten Folgen mit Blick auf Epidemien ausfallen?
Das ist in der Tat eine rhetorische Frage – und die möglichen Folgen sind besorgniserregend. Gerade in Zeiten wachsender globaler Gesundheitsrisiken ist es entscheidend, dass innovative Behandlungslösungen vorangetrieben werden und Menschen in Not Zugang zu Medikamenten erhalten. Hier hat unter anderem USAid sehr viel bewirkt. Gerade Infektionskrankheiten können sich unbehandelt schnell ausbreiten und erheblichen Schaden anrichten. Wir sind davon überzeugt, dass es in unserer Verantwortung liegt, wirksame und sichere Medikamente zu entwickeln und Menschen weltweit Zugang zu diesen Medikamenten zu ermöglichen. Alles andere ist schlicht unethisch.
Die FDA ist ja für die Zulassung neuer Therapeutika von grösster Bedeutung. Wie die Seuchenschutz-Behörde CDC und andere Healthcare Institutionen steht die FDA im Auge des Sturms. Leitende Mitarbeiter kündigen oder werden entlassen. Besteht nicht die Gefahr, dass das komplexe Zusammenspiel der Behörden und der sonstigen an der Neuzulassung von Therapeutika Beteiligten dysfunktional wird, was auch BioVersys betreffen würde?
Wie sie schon sagen, würde dies nicht nur die BioVersys betreffen, sondern alle, allen voran die Bevölkerung der USA. Derzeit gibt es sehr viel mediale Aufmerksamkeit bei diesem Thema, allerdings arbeiten wir bis anhin sehr gut mit der FDA und anderen regulatorischen Behörden auf der ganzen Welt zusammen. Ich denke nicht, dass die FDA in den USA unter der jetzigen US-Administration zusammenbrechen wird.
Das Problem der Antibiotikaresistenz wird weltweit immer akuter, und dies wird auch von Politikern aller Parteien weltweit anerkannt. Unter anderem ist dies in den Abschlussberichten aller G7-Treffen der letzten Jahre klar hervorgehoben.
Unter der Annahme, dass das Zulassungs-Prozedere in den USA, dem weltweit wichtigsten Gesundheitsmarkt, normal weiter funktioniert, wann ist dann mit den Zulassungen Ihrer ersten beiden Therapeutika zu rechnen? Und wann mit dem Break-even?
Wir rechnen mit der Marktzulassung für BV100 voraussichtlich Anfang 2028 in den USA. Unser zweiter Kandidat, Alpibectir, befindet sich noch in einem etwas früheren Stadium der klinischen Entwicklung und tritt noch nicht in die Phase-3-Studie ein. Daher wird hier die Marktzulassung erst zu einem späteren Zeitpunkt kommen. Derzeit gehen wir von einem möglichen Break-even ca. 2 bis 3 Jahre nach Markteinführung aus.
«Wir rechnen mit der Marktzulassung für BV100 voraussichtlich Anfang 2028 in den USA»
Blicken wir noch auf Ihre weiteren Kandidaten in der Pipeline? Was können Sie dazu sagen?
Wir haben in der BioVersys zwei «in-house» Technologieplattformen: Die erste Plattform ist unsere TRIC-Technologie (Transcriptional Regulator Inhibitory Compounds). Sie zielt darauf ab, die Transkriptionsregulatoren von Bakterien zu hemmen und dadurch verschiedene Stoffwechselwege in Bakterien zu beeinflussen. Wir können z.B. die Produktion von bakteriellen Toxinen stoppen oder die Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika erhöhen – ein innovativer Ansatz, um schwer behandelbare Infektionen zu bekämpfen.
Die zweite Plattform ist unsere Ansamycin-Chemieplattform, die sich auf die Entwicklung von Ansamycin-Derivaten konzentriert. Diese zielen auf die bakterielle RNA-Polymerase ab und sollen Resistenzen überwinden. Besonders im Bereich der nicht-tuberkulösen Mykobakterien (NTM) eröffnet diese Plattform neue therapeutische Möglichkeiten. Auf Basis dieser Plattformen entwickeln wir zwei vielversprechende präklinische Kandidaten.
Bitte gehen Sie ruhig tiefer und beleuchten die Details der Kandidaten.
BV200 basiert genau wie Alpibectir auf der TRIC-Technologie und zielt darauf ab, die Toxinproduktion von Staphylococcus aureus zu unterbinden. Dieser Ansatz könnte nicht nur bei der Behandlung von Hautinfektionen, sondern auch zur Reduzierung von Entzündungen bei atopischer Dermatitis von grossem Nutzen sein. BV200 wird derzeit auch von Innosuisse über das Swiss Accelerator Programm unterstützt.
BV500 stammt genau wie BV100 aus unserer Ansamycin-Chemieplattform und zielt auf die Behandlung von NTM-Infektionen ab – ein Bereich mit erheblichem medizinischem Bedarf. BV500 wurde gezielt entwickelt, um Resistenzen zu überwinden und eine breite Wirksamkeit gegen NTM zu ermöglichen. Besonders erfreulich ist, dass wir unser BV500-Programm 2024 durch eine nicht verwässernde Finanzierung des CF AMR Syndicate stärken konnten. Zusätzlich sind wir dem EU-finanzierten RespiriNTM-Programm beigetreten, das uns weitere finanzielle Mittel für die Weiterentwicklung dieses vielversprechenden Projekts sichert. Mit diesen innovativen Plattformen und unseren Kandidaten BV200 und BV500 sehen wir uns gut aufgestellt, um bedeutende Fortschritte in der Bekämpfung schwer behandelbarer Infektionen zu erzielen.
Wie gestaltet sich die Kooperation mit Ihrem Big-Pharma Partner GSK?
Unsere Zusammenarbeit mit GSK verläuft äusserst konstruktiv und erfolgreich – ein aktuelles Beispiel dafür ist die kürzlich gemeinsam veröffentlichte Pressemitteilung zur Phase-2-Kombinationsstudie von Alpibectir, in der wir die Dosierung des ersten Patienten bekannt gegeben haben. Dieser wichtige Meilenstein unterstreicht die enge und vertrauensvolle Partnerschaft, die wir mit GSK seit nunmehr 10 Jahren pflegen.
«Unsere Zusammenarbeit mit GSK verläuft äusserst konstruktiv und erfolgreich»
Was unsere Kooperation besonders auszeichnet, ist die Tatsache, dass GSK nicht nur als strategischer Partner auftritt, sondern auch als Aktionär in BioVersys engagiert ist. Auch bei unserem erfolgreichen Börsengang hat GSK weiterhin aktiv die Beteiligung ausgebaut – ein starkes Zeichen des Vertrauens in unsere gemeinsame Vision und unsere wissenschaftliche Arbeit.
Was sind die grössten Risiken auf dem weiteren Weg von BioVersys? Und wie sieht das Best-Case-Szenario aus?
Nachdem wir wirklich sehr gute klinische Daten für BV100 und Alpibectir erzielt haben, konnten wir bereits einen Grossteil des Entwicklungsrisikos reduzieren. Bei Antibiotika liegt der Industriedurchschnitt für eine erfolgreiche Zulassung bei Start der Phase 3 bei 75%, dies ist im Pharmabereich überdurchschnittlich hoch. Neben den Entwicklungsrisiken ist vor allem für Biotech-Unternehmen auch die Finanzierung oft ein erhebliches Risiko. Dank unseres erfolgreichen IPOs konnten wir nun die nötige Finanzierung bis zur Zulassung unseres ersten Wirkstoffes BV100 auch absichern.
Worauf konzentriert BioVersys aktuell die Energien?
Als Unternehmen fokussieren wir sehr stark auf unsere Expertise im Antibiotikabereich, arbeiten mit realistischen Zielen und haben eine attraktive Pipeline an Produktkandidaten. Wir sind es gewohnt, transparent zu kommunizieren und arbeiten nun daraufhin, so schnell als möglich, unsere Wirkstoffe so vielen Patienten wie möglich zur Verfügung zu stellen.
Vielen Dank, Herr Gitzinger. Unsere Leser werden die vertieften Einblicke zu schätzen wissen.