
Die Entstehung der Schweizer Kantonalbanken geht bis auf die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Die erste Kantonalbank, die Genfer KB, wurde 1816 gegründet. Grund für die plötzliche Nachfrage nach Bankdienstleistungen war die fortschreitende Industrialisierung der Schweizer Wirtschaft und die sich daraus ergebende Nachfrage nach Krediten.
Gleichzeitig machte sich eine Kapitalknappheit bei den Vorgängerinstituten der Grossbanken bemerkbar, was zur Folge hatte, dass traditionellen Wirtschaftszweigen – das Handwerk und die Landwirtschaft – selbst kleine Kredite verwehrt wurden. Stattdessen floss das Geld in den boomenden Eisenbahnausbau sowie in Handel und Industrie.
Als Folge dieser unverschuldeten Kapitalknappheit akzentuierte sich der Wunsch nach Staatsbanken, die durch die Gewährung von Hypothekar- und anderen besicherten Kediten einerseits und durch das Angebot an sicheren Anlagemöglichkeiten andererseits einem Bedürfnis der Bevölkerung nachkommen sollten.
Von 26 über 24 und 21 zu 13 börsenkotierten Kantonalbanken
Ursprünglich hatte jeder der 26 Kantone bzw. Halbkantone seine eigene Kantonalbank. Wirtschaftliche Probleme und selbstverschuldete Misswirtschaft führten zum Untergang der Kantonalbanken der Kantone Solothurn und Appenzell Ausserrhoden. Seitdem gibt es nur noch 24 Kantonalbanken von denen 21 über eine Staatsgarantie verfügen und deren 13 an der SIX Swiss Exchange kotiert sind (siehe Tabelle).
Leitzinserhöhungen schlagen negativ zu Buche
Um es vorwegzunehmen: Die Resultate für das Geschäftsjahr 2024 fielen nach einem guten bis sehr guten Geschäftsjahr für einige der Finanzinstitute durchzogen aus. Erwartungsgemäss hoch, aber unter den Markterwartungen, schlugen die Zinserträge zu Buche, nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins noch im Dezember 2024 um 50 Basispunkte (Bps) gesenkt hatte, während das Kommissionsgeschäft auch im 2024 Boden dazu gewann und weiterhin für eine zunehmende Unabhängigkeit einzelner Kantonalbanken vom bisherigen hohen Anteil am reinen Zinsgeschäft sorgte.
Nahezu alle Banken litten unter den rückläufigen Zinsen und den gestiegenen Refinanzierungskosten am Geld- und Kapitalmarkt. So präsentiert sich das allgemeine Zinsniveau wegen der lockeren Geldpolitik der SNB auch heute nach der jüngsten Leitzinssenkung um 25 auf 25 Bps deutlich niedriger als vor einem Jahr
Dagegen sorgte im Handelserfolg die Volatilität für schwankende Ergebnisse. Vereinzelt kam es aber auch zu Gewinnrückgängen, wie beispielsweise bei der BCV und GLKB. Während erstere jedoch trotz eines Gewinnrückganges um 6% ihre Dividende von 4.30 auf 4.40 CHF je Aktie erhöht und damit ein Zeichen ihrer Kapitalstärke und Zuversicht an ihre Aktionäre sendet, belassen andere Kantonalbanken ihre Dividende unverändert oder senken die Ausschüttungen gar proportional zum Gewinnrückgang.
Leichte Zunahme beim Geschäftsertrag wiegt Kostensteigerung nicht auf
Während die einzelnen Komponenten des Geschäftsertrags, wenn überhaupt, i.d.R. nur moderate Steigerungsraten verbuchten, sah es auf der Kostenseite anders aus. Vor allem der Personalaufwand legte überproportional zu, und der Reingewinn für das Geschäftsjahr 2024 folgte den Vorgaben nur teilweise, wie sich bei näherer Betrachtung rasch zeigt.
Von Eigenkapitalkosten-Deckung keine Rede
Mit Eigenkapitalrenditen im bestenfalls hohen einstelligen Bereich – Ausnahme: BCV mit ROE 2024 von 11,5% – ist davon auszugehen, dass nur eine geringe Anzahl der Schweizer Kantonalbanken ihre Eigenkapitalkosten, die je nach Geschäftsausrichtung des betreffenden Finanzinstituts im Bereich von 8 bis 10% liegen sollten, erwirtschaftet. Mit anderen Worten und aus Tabelle 1 ebenso ersichtlich ist die Tatsache, dass trotz eines guten operativen Umfelds die meisten Banken nach wie vor Eigenkapital vernichten. Das erklärt zumindest teilweise die recht unterschiedliche Aktienkursentwicklung der Schweizer börsenkotierten Kantonalbanken.
Nach einem Einbruch der Aktienkurse im Jahr 2024 sieht der bisherige Kursverlauf im 2025 nicht berauschend, aber doch einigermassen solide aus, mit Kursgewinnen von 5% bis 11% Von den insgesamt 13 Kantonalbankaktien locken nach wie vor BCV, BEKB, LUKB und SGKB mit günstigen Bewertungen oder/und hohen Dividendenrenditen. Bevorzugt schon seit Jahren aufgrund der hohen regelmässigen Ausschüttungen und steuerfreien Kapitalrückzahlungen werden BCV und SGKB.
Basel III und seine Auswirkungen auf die Kantonalbanken in der Schweiz
Seit dem Jahreswechsel 2024/2025 gilt für Schweizer Banken das Regelwerk Basel III. Hierbei handelt es sich um das letzte Puzzleteil in der regulatorischen Antwort auf die globale Finanzkrise 2007 und 2008, deren Hauptursache viel zu tiefe Eigenkapitalausstattungen der Banken und das Eingehen zu hoher Geschäftsrisiken waren. In der Kombination führte das in der Folge fast zum Meltdown des globalen Finanzsystems. Bei Basel III handelt es sich um ein umfassendes Reformpaket des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht (BCBS), mit dem besonders die Solvenz und Liquidität im Bankensektor gestärkt werden sollen. Wie unabhängige Auswertungen zeigen, führt es im Segment der Kantonalbanken grösstenteils zu unveränderten Risikogewichtungen bzw. teilweise sogar tieferen Risikogewichtungen. So insbesondere bei den Hypothekarkrediten.
Vorsichtiger Ausblick 2025
Wir befinden uns mittlerweile im vierten Jahr des Angriffskrieges von Russland gegen die Ukraine. Ausser ein paar vagen Andeutungen betreffend eines Waffenstillstands nach Putins Gusto gibt es immer noch keine Konkretisierungen, und gemäss Militärexperten dürfte es auch so schnell keine geben.
Inmitten dieses geopolitisch spannungsgeladenen Umfelds einen einigermassen stabilen Ausblick formulieren zu können, bedarf wohl eher einer Kristallkugel als ökonomischer Modelle.
Das Tiefzinsumfeld in der Schweiz stellt Anlagesuchende vor laufend neue Herausforderungen. Einerseits ist bei den Banken weiterhin mit einer hohen Finanzierungsnachfrage zu rechnen, wenngleich in etwas abgeschwächter Form. Dies insbesondere nach den jüngsten Rezessionssignalen aus den USA und Europa, verursacht durch die protektionistische Zollpolitik der Vereinigten Staaten. Klammert man die gegenwärtigen Probleme aus, kommt man zum Schluss, dass das Anlageumfeld für die Schweiz insgesamt attraktiv bleibt.
Anzumerken bleibt, dass sich in den grossen Industrienationen die Inflationszahlen fortlaufend normalisieren, womit sich der Fokus der Zentralbanken auf die Konjunkturentwicklung verschiebt. Neue Impulse für die Finanzmärkte birgt das sich verändernde politische Umfeld in Europa und Übersee. Die im letzten Jahr vollzogene Zinswende dürfte die Aktienmärkte dennoch auch in diesem Jahr begünstigen. So haben die Zinssenkungen der Schweizerischen Nationalbank die Situation zusätzlich akzentuiert. Mit einer Normalisierung des Zinsumfelds im Jahr 2023 war dieses geprägt von vier Leitzinssenkungen. Zur gleichen Zeit spürten exportorientierte Unternehmen die weltweit verhaltene Nachfrage und die schwache Konjunktur in Deutschland, der früheren «Wirtschaftslokomotive Europas».
Wie weiter? Optimismus gepaart mit Zuversicht ist das Gebot der Stunde
Zusammenfassend halten wir fest, dass trotz aller geopolitischen und ökonomischen Unwägbarkeiten Grund genug zum Optimismus besteht.