Repower: Internationales Handelsgeschäft bleibt 2024 Zugpferd

Gewinn erreicht 138.2 Mio. CHF - 6.50 CHF Dividende für 2024 beantragt

0
144
In der Schweiz setzt Repower vor allem auf Wasserkaft, im Ausland – im Bild in Italien – auch auf Windkraft. Bild: repower.ch

Auch wenn die Kennzahlen nicht ganz an das Ausnahmejahr 2023 heranreichen, hat der Bündner Energieversorger Repower 2024 erneut ein sehr solides Ergebnis abgeliefert. Mit einem EBIT von 175.2 Mio. CHF und einem Gruppengewinn von 138.2 Mio. CHF zählt das Geschäftsjahr zu den besten in der Unternehmensgeschichte, obwohl im Vorjahr das Ergebnis – ebenfalls aufgrund eines guten Handelsgeschäfts – mit knapp 300 Mio. CHF mehr als doppelt so hoch ausfiel. Die Eigenkapitalquote legte um zehn Prozentpunkte auf 52,8% zu. Für die Aktionäre gibt es neben der ordentlichen Dividende in Höhe von 5 CHF zusätzlich eine Sonderdividende von 1.50 CHF, was zu einer Ausschüttung von insgesamt 6.50 CHF je Aktie führt.

Erneuerbare Energien und Volatilität prägen den Energiemarkt

An den Energiemärkten ist 2024, im Vergleich zu den Vorjahren, etwas Normalität eingekehrt. Allerdings blieb die Volatilität hoch, wenn auch auf einem deutlich tieferen Niveau. Insgesamt sank der durchschnittliche Spot-Strompreis an der Europäischen Strombörse (EPEX) für Deutschland 2024 auf 80 EUR/MWh (Vorjahr: 95 EUR). Getrieben wurde die Preisentwicklung vom wachsenden Anteil erneuerbarer Energien und höherer Produktion in Frankreichs Kernkraftwerken. CEO Roland Leuenberger verwies in diesem Zusammenhang auch auf eine deutliche Zunahme von Stunden mit negativen Strompreisen, was auch auf die gestiegene PV-Produktion zurückzuführen sei.

Erfolg dank Wasserkraft im Segment Schweiz

Der Schweizer Markt blieb für Repower auch 2024 mit Nettoerlösen von 1’097.5 Mio. CHF oder knapp 45% der wichtigste Ertragspfeiler. Hier profitierte Repower von guten hydrologischen Bedingungen, konnte einen Grossteil der Produktion zu vorteilhaft abgesicherten Preisen absetzen und erzielte damit trotz einer gesunkenen Energiebruttomarge ein sehr gutes Ergebnis. Belastend wirkten sich allerdings Rückstellungen aus, insbesondere für das Kraftwerk Silvaplana, sowie für Stromrabatte in der Region Moesa. Das Betriebsergebnis (EBIT) lag mit 160.3 Mio. CHF zwar deutlich unter dem Vorjahr (373.8 Mio. CHF), steuerte aber dennoch mehr als drei Viertel zum Konzern-EBIT von 175.2 Mio. CHF bei.

Im Segment Italien gehts weiter aufwärts

Deutliche Verbesserungen zeigte auch der italienische Markt. Zwar erreichten die Nettoerlöse mit 1’380.8 Mio. CHF (-14,3%) den Vorjahreswert ebenfalls nicht. Allerdings gelang es, dank einer positiven Entwicklung im Vertriebsgeschäft, das EBIT um 10,4% auf 28.4 Mio. CHF zu steigern. In Italien verkauft Repower Elektrizität und Gas an KMU-Kunden. Ausserdem ist das Unternehmen mit Repower Renewable an Solar- und Windkraftwerken in Italien beteiligt. Im vergangenen Jahr hat Repower die Beteiligungen an der italienischen Repower Renewable S.p.A. von 65% auf 100% aufgestockt sowie weitere Kraftwerksbeteiligungen in Italien erhöht.

Beitrag von Gaskombikraftwerk weiter schwach

Weniger gut lief es in Italien widerum mit der Regelenergie, die durch das Gas-Kombikraftwerk in Teverola erzeugt wird.  Man schaffe es, die Kosten und Ersatzinvestitionen für den laufenden Betrieb zu erwirtschaften, berichtet Roland Leuenberger. Mit der in Teverola produzierten Energie wird die Netzstabilität in der Region Centro Sud aufrechterhalten. Allerdings ist die Regelenergie derzeit weniger gefragt. Auch für 2025 gehe man nicht von einer Verbesserung der Situation in Teverola aus, so der Repower-CEO. Noch vor wenigen Jahren trug das Kraftwerk den Mammut-Anteil zum EBIT im Italiengeschäft bei.

Finanzergebnis deutlich verbessert

Die Gesamtleistung der Repower-Gruppe lag 2024 bei 2’485.4 Mio. CHF. Darin enthalten sind auch die Erlöse aus den übrigen Aktivitäten, darunter Systemdienstleistungen der EVUlution AG. Die «übrigen Segmente und Aktivitäten» steuerten allerdings mit minus 13.5 Mio. CHF auch 2024 einen negativen Beitrag zum EBIT bei. Gegenüber dem Vorjahr (-20.1 Mio. CHF) konnte dieser allerdings deutlich verringert werden. Insgesamt erreichte das EBIT 175.2 Mio. CHF.

Mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenden Energiekrise haben sich auch die Erträge bei Repower deutlich verbessert. Abb.: repower.ch

Geringer ausgefallen als im Vorjahr ist der Finanzverlust, was unter anderem auf höhere Zinserträge sowie geringere Zinszahlungen zurückzuführen ist. Repower konnte 2024 eine börsenkotierte Anleihe im Umfang von 150 Mio. CHF zurückzahlen. Das Finanzergebnis lag bei minus 9.2 Mio. CHF, nach 20.4 Mio. CHF im Vorjahr. Unter dem Strich verblieb so ein Gruppenergebnis von 138.2 Mio. CHF.

Weiterhin hohe Nettoliquidität

Das gute Ergebnis erlaubte eine deutliche Verbesserung der Bilanz. Zwar ging die Bilanzsumme um 15,4% auf 2’235 Mio. CHF zurück, dank einer Reduktion des Fremdkapitalanteils. Gleichzeitig erhöhte sich das Anlagevermögen um 58.5 Mio. CHF auf 1’053 Mio. CHF, getrieben durch Akquisitionen in der Schweiz und in Italien. Darunter die vollständige Übernahme der Kraftwerk Morteratsch AG sowie der Repower Renewable S.p.A. Insgesamt stieg das Eigenkapital auf 1’180.7 Mio. CHF oder 159.80 CHF pro Aktie. Die Eigenkapitalquote liegt bei 52,8%. Trotz der Investitionen konnte die Repower AG nach der Rückzahlung der Anleihe eine Nettoliquidität von 80 Mio. CHF ausweisen.

Zuversicht trotz Unsicherheiten

Trotz geopolitischer Unsicherheiten und zunehmender Marktvolatilität blickt Repower zuversichtlich ins Jahr 2025. Die Stromproduktion ist zu 100% abgesichert, auch für die Jahre 2026 und 2027 sei die Schweizer Produktion überdurchschnittlich abgesichert, so Leuenberger. Allerdings verzeichnete das Unternehmen im 1. Quartal 2025 wegen der geringen Niederschläge eine niedrigere Produktion als zu Beginn des Vorjahres. Roland Leuenberger erwartet, dass die Volatilität an den Strommärkten weiterhin hoch bleiben wird, der Strombedarf jedoch grundsätzlich aufgrund des Ausbaus von Wärmepumpen, e-Mobilität und nachhaltiger Industrieproduktion weiter zunehmen wird.

Die Strompreise dürften auch in den kommenden Jahren volatil bleiben, auch wenn sie sich derzeit auf einem Niveau von 80 bis 100 EUR/MWh eingependelt haben. Abb.: repower.ch/EEX

In Italien dürfte Repower vor allem von der staatlichen Förderung für den Ausbau der erneuerbaren Energien profitieren. In Planung sei weiterhin das Pumpspeicherkraftwerk im Campolattaro, das über eine Leistung von 572 MW verfügen soll. Das Projekt will Repower allerdings nicht allein finanzieren.

Insgesamt geht die Repower AG auch für 2025 weiterhin «von einem guten Ergebnis» aus.

Fazit

Die Repower AG konnte nach 2023 ein weiteres hervorragendes Geschäftsergebnis erzielen. Wiederum zahlte sich hier das internationale Handelsgeschäft aus, das zu einem grossen Teil für den Gewinnschub verantwortlich war.

Dank der vorausschauenden Absicherungsstrategie sind zumindest für 2025 und die zwei Folgejahre gute Ergebnisse zu erwarten. Die erwartete hohe Volatilität an den Strommärkten dürfte zudem auch das Handelsergebnis auf einem hohen Niveau halten. Mittelfristig sollten sich dann die weiteren Investitionen in die Sanierung und den Ausbau des Kraftwerksparks, auch in Italien, positiv auf die Erfolgsrechnung auswirken. Repower hat allerdings auch klar gemacht, dass nicht alle Beteiligungen an Kraftwerken in Italien gehalten werden müssen, sondern es auch immer wieder zu Verkäufen kommen kann. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, wie es mit dem Kraftwerk in Teverola weitergeht. Denn grundsätzlich investiert Repower ausschliesslich in erneuerbare Energien.

Ein weiteres Zukunftsthema ist die Wasserkraftstrategie des Kanton Graubünden. Im Zusammenhang mit dem Heimfall von Wasserkraftkonzessionen ab 2030 stellt sich die Frage, wie Kanton und Gemeinden mit diesen Konzessionen umgehen werden. Die Wasserkraftstrategie des Kantons hat zum Ziel, dass die mit der Wasserkraft verbundene Wertschöpfung erhöht werden und damit nachhaltige Erträge erzielt werden sollen. Der Kanton Graubünden ist mit 27% an Repower beteiligt. Welche Folgen die Strategie für die Beteiligung hat und ob der Kanton seine Beteiligung allenfalls ausbauen wird, ist derzeit noch offen.

Der Aktienkurs von Repower hat innerhalb der letzten zwölf Monate um mehr als 10% verloren. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Repower AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Binnen Jahresfrist ist der Kurs von 180 CHF auf zuletzt 160 CHF zurückgegangen. Auf dem aktuellen Kursniveau werden die Titel mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 8.6 und einem Kurs-/Buchwert-Verhältnis von 1 gehandelt. Die Dividendenrendite beträgt 4%. Auch künftig ist nach Aussagen des Unternehmens mit einer Dividende von mindestens 5 CHF je Aktie zu rechnen, was einer Rendite von 3.2% entsprechen würde. Gemessen an diesen Kennzahlen und den Zukunftsaussichten scheinen die Aktien, auch im Vergleich mit börsenkotierten Titeln wie BKW, günstig. Positiv zu werten ist zudem, dass Repower fast ausschliesslich auf erneuerbare Energien setzt und auch in puncto ESG-Berichterstattung hohe Massstäbe erfüllt.

Kommentar verfassen