
Die Zahlen, die der Schweizer Casinoverband zum Geschäftsjahr 2024 vorlegt, überraschen nicht. Seit Online-Casinos in der Schweiz Geldspiele anbieten dürfen, sind die Bruttospielerträge (BSE) kontinuierlich angewachsen. Als BSE wird die Differenz zwischen den einbezahlten Spieleinsätzen und den ausbezahlten Gewinnen bezeichnet. Oder einfacher gesagt: Der Verlust der Spielerinnen und Spieler, so beschreibt es der Casinoverband. Betrugen die BSE im Onlinebereich 2020 noch 187 Mio. CHF, so kletterten sie im vergangenen Jahr auf 310 Mio. CHF. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von 8,5% und seit 2020 insgesamt ein Anstieg von 66%.
Genau umgekehrt sieht es bei den terrestrischen Anbietern aus. Hier verzeichnen laut Casinoverband praktisch alle Häuser einen Rückgang des Bruttospielertrags. Insgesamt nimmt der BSE 2024 um 5,8% auf 588 Mio. CHF ab. Die höchsten Rückgänge haben dabei die eher kleinen Häuser wie Fribourg oder Courrendlin aufzuweisen, aber auch die A-Casinos Montreux (-14,3%) oder Bern (-10,3%) verzeichnen zweistellige prozentuale Rückgänge ihrer Einnahmen.

Im Folgenden geht schweizeraktien.net auf diejenigen Casinos ein, deren Aktien auf OTC-X bzw. an der BX Swiss gehandelt werden.
Luzern
Es war das erste Casino, das 2019 mit mycasino.ch online gegangen ist. Und seither haben die Luzerner stets die Spitzenposition mit dem höchsten Online-BSE bekleidet. Im letzten Jahr stiegen die Einsätze auf 98.4 Mio. CHF, ein solides Plus von 3,7%. Daraus ergibt sich ein Marktanteil von knapp 30%.
Allerdings haben andere Onlineanbieter wie die unmittelbar folgenden Mitbewerber in Baden mit Jackpots.ch (12,9%) oder Pfäffikon mit swisscasinos.ch (12,9%) höhere BSE-Zugewinne zu vermelden. Bei kleineren Anbietern wie pasino.ch aus Meyrin (+21%) oder dem 7melons.ch des Casinos Bern (+24%) fällt die Zunahme noch stärker aus, allerdings ausgehend von wesentlich geringeren BSE.
Terrestrisch muss Luzern einen BSE-Rückgang von 4,5% auf 26.2 Mio. CHF hinnehmen. Damit befindet sich man im Mittelfeld des Rückgangs.

Baden
Im Aargau hat das Stadtcasino Baden wie die meisten anderen einen Rückgang der physischen Casinobesucher zu verzeichnen. Entsprechend sinkt der BSE um 2,4% auf 55.5 Mio. CHF, was aber ein vergleichsweise geringer Rückgang ist.
Besser sieht es im digitalen Bereich aus, wo, wie bereits gesagt, der BSE um 12,9% auf 43.1 Mio. CHF gesteigert werden konnte. Mit neuer Führung und dem Wegfall von ausserordentlichen Belastungen in 2023 können die Badener damit eine durchaus zufriedenstellende Performance vorweisen. Das von Baden und dem dazugehörenden Casino Locarno betriebene Onlinecasino jackpots.ch kann damit seine Stellung als drittgrösster Anbieterin der Schweiz behaupten.
Dies zeigt sich auch im Jahresabschluss 2024 der Stadtcasino Baden-Gruppe: So konnte der Bruttoumsatz um 1,3% auf 129.5 Mio. CHF und der Konzerngewinn auf 3.6 Mio. CHF (Vorjahr: 0.3 Mio. CHF) gesteigert werden. Als Dividende sind 10 CHF je Aktie vorgesehen.

Montreux
Das Casino Montreux bewegt sich im Trend, wenn auch die Ausschläge nach oben bzw. unten deutlicher ausfallen als in anderen Casinos. Einem Rückgang des BSE von 14,3% im landbasierten Casino steht bei GAMRFIRST.ch ein Anstieg von 61,6% gegenüber. Unter dem Strich bedeutet das, dass am Genfersee die Einnahmen gesunken sind, gehen doch die terrestrischen Einnahmen deutlich auf 47 Mio. CHF zurück, während der Online-Ertrag auf vergleichsweise niedrige 7.3 Mio. CHF steigt. Damit gehört GAMRFIRST.ch noch zu den kleinsten Onlinecasinos der Schweiz.

Bern und Neuchâtel
Auch in Bern und Neuchâtel gehen die terrestrischen BSE stark zurück (Bern -10,3% auf 38 Mio. CHF, Neuchâtel -9,4% auf 18.3 Mio. CHF). Mit 7melons.ch legt Bern immerhin einen BSE-Sprung um 24,4% auf 8.1 Mio. CHF hin. Aber auch in Bern bedeutet das insgesamt eine Abnahme des BSE.

Interlaken
Als eines der wenigen Casinos in der Schweiz hat Interlaken mit einem Rückgang des Online-BSE zu kämpfen. Bei Starvegas.ch sanken die Einnahmen 2024 um 2,8% auf 15.5 Mio. CHF. Der Rückgang beim landbasierten BSE ist mit 1,9% auf 8.5 Mio. CHF etwas niedriger als der Durchschnitt der schweizweiten Rückgänge.

Nach wie vor schöpfen illegale Anbieter 40% der Umsätze ab
Weiterhin ein Problem stellen die illegalen Angebote dar, die gemäss einer Studie von KPMG in der Schweiz einen Marktanteil von geschätzt 40% aufweisen. «Die illegalen Anbieter müssen deshalb von den Behörden mit aller Konsequenz bekämpft werden. Das ist die wirkungsvollste Massnahme gegen Spielsucht», sagt Gerhard Pfister, Präsident des Schweizer Casino Verbands.
Die Gesellschaft akzeptiere Casinos nur unter der Voraussetzung, dass ein strikter Schutz vor Spielsucht bestehe und hohe Abgaben an die Allgemeinheit geleistet würden, so Pfister. Die Casinos hätten dabei den Tatbeweis erbracht: Es existierten über 100’000 Spielsperren und über 8 Mrd. CHF seien bereits an die AHV geflossen.
Ausblick und Fazit
In 2023 wurden mit etwas über 900 Mio. CHF so viel wie noch nie an BSE eingenommen. In 2024 lag die Summe knapp unter der 900-Mio.-CHF-Marke. Mit dem Zugewinn an BSE im Online-Bereich können die Verluste in den landbasierten Angeboten knapp ausgeglichen werden.
Es ist daher kein Wunder, dass neben den zehn bestehenden Onlinecasinos weitere Anbieter auf den Markt drängen. Nur eine Konzession für ein analoges Spiel anbietet, darf auch digital tätig werden. Das heisst, dass die landbasierten Casinos wegen der schwindenden Kundschaft weiterhin verstärkt auf das für sie günstiger anzubietende Online-Spiel setzen.
Zwar bedeuten Online-Aktivitäten deutlich höhere Marketingausgaben, insbesondere bei den kleineren und später gestarteten Anbietern. Aber andererseits lässt sich das digitale Angebot mit wesentlich weniger Arbeitskräften abwickeln. Die landbasierten Casinos weisen laut Verband ca. 2’000 Vollzeitstellen aus, die Online-Casinos 270. Damit liegt der BSE pro landbasierter Stelle bei 295’000 CHF, online bei 1.15 Mio. CHF. Aus dem Geschäftsbericht des Schweizer Casino Verbands wird allerdings nicht klar, wie der Stellen-Overhead berücksichtigt wurde. Man kann davon ausgehen, dass der Spread doch deutlich geringer ist.