Das Geschäftsjahr 2024 war für den Lausanner Anleihenhändler Bondpartners zwar von vielfältigen aversen Entwicklungen geprägt, doch unter dem Strich resultiert ein Gewinn von 2 Mio. CHF. Die Bilanzsumme ist bei gleichbleibendem Eigenkapital um 23,5% auf 126.6 Mio. CHF reduziert worden, die Eigenkapitalquote beläuft sich nun auf äusserst solide 65%. Die Dividende wird bei 40 CHF je Aktie belassen. Hier geht es zur Analyse des Geschäftsjahrs 2024.
Im Interview mit schweizeraktien.net beschreibt CEO Christian Plomb, warum er in seinen Geschäftsberichten immer wieder auf Illustrationen zurückgreift, die zum Denken anregen sollen und weit über das Kerngeschäft hinausgehen. Er nimmt deutlich Stellung zur weltwirtschaftlichen Lage und führt aus, was ihn beunruhigt und wo er Silberstreifen am Horizont sieht.

Herr Plomb, Ihre Geschäftsberichte bestechen stets durch die Bildauswahl, die subtile Botschaften enthält. Dies gilt auch für den Geschäftsbericht 2024. Für dieses Jahr haben Sie «Memes» als Illustrationsthema gewählt. Was steckt hinter dieser Idee?
Das Meme ist ein bekanntes kulturelles und populäres Phänomen im Internet. Es kritisiert oder verspottet ein aktuelles Thema und eignet sich daher ideal, um einen Finanzbericht auf unkonventionelle Weise zu illustrieren. Da die Ereignisse, die unsere Aktivitäten begleiten, manchmal abstrus und oft nicht sehr ermutigend, ja sogar düster sind, soll der Ansatz entschieden unterhaltsam sein und gleichzeitig auf originelle Weise Themen aufgreifen, die die letzten Monate geprägt haben.

Über der Collage des ehemaligen amerikanischer Präsidenten Ronald Reagan im Kreise seiner Berater, die scheinbar lauthals lachen, platzieren Sie den Satz: «Und dann sagte ich zu Buffet: Nur Narren kaufen Gold.» Was möchten Sie mit dieser Aussage unterstreichen?
Ich weiss nicht, welcher Witz die Leute um Reagan 1981 zum Lachen brachte, und ich bin mir auch nicht sicher, ob Buffett an diesem Treffen teilnahm, aber auch hier schien uns ein ungewöhnlicher Ton einer historischen Tatsache etwas Originalität zu verleihen: dem Aufstieg des Goldpreises, dem «barbarischen Relikt» par excellence, vor dem Hintergrund einer sich verschlechternden geopolitischen und geoökonomischen Lage. Wie zu erwarten war, ist die Grafik seit dem letzten Quartal 2023 mehr als aussagekräftig und spiegelt das bemerkenswerte Wachstum dieses Vermögenswerts wider, der Teil unseres Portfolios ist.
Der Anstieg der Renditen amerikanischer Staatsanleihen und damit deren Preiszerfall ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen
Starkes Gold, starker Schweizer Franken: Wie immer, wenn sich die Märkte volatil gebärden, flüchten die Anleger in sichere Häfen. Doch anders als bei anderen Verwerfungen steigen diesmal auch die Renditen amerikanischer Anleihen. Wie interpretieren Sie als Anleihenexperte dieses Ereignis?
Der Anstieg der Renditen amerikanischer Staatsanleihen und damit deren Preiszerfall ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, darunter den Verfall des Dollars, die Verschuldung, eine nachlassende Nachfrage nach bestimmten amerikanischen Vermögenswerten, die Entwicklung künftiger Zinssätze in Abhängigkeit von Inflation und Wirtschaftswachstum sowie die Angst, dass China seine Anleihebestände abstossen könnte. Die Marktliquidität, gepaart mit Unsicherheiten und Gerüchten, tut ihr Übriges. Dadurch ergeben sich einige Möglichkeiten, die Bewertungen von Positionen anzupassen. Es kommt auf die richtige Risikobewertung an, wobei eine sorgfältige Auswahl weiterhin unerlässlich ist.
Der Dollar verliert gegenüber dem Schweizer Franken immer mehr an Wert. Einige Experten prognostizieren bereits einen Dollarkurs von 0.75 CHF. Was bedeutet der schwache Dollar für Ihr Unternehmen, und wie reagieren Sie darauf?
Die zumindest wiederkehrende Schwäche des Dollars ist nicht nur auf die hypothetische Schwäche der US-Wirtschaft zurückzuführen, sondern vielmehr das Ergebnis des Wunsches, die Weltordnung zu dominieren, indem man die Transaktionsseite des Greenbacks bevorzugt und den Exporten den Vorrang gibt. Trump macht daraus kein Geheimnis.
Das passt uns offensichtlich nicht, da unsere Einnahmen grösstenteils in Dollar generiert werden, während unsere Ausgaben in Schweizer Franken anfallen. Einerseits müssen wir das Wechselkursrisiko abdecken und andererseits unsere Umsätze steigern. Allerdings lag der USD/CHF-Kurs vor fast 25 Jahren bei etwa 1.80 CHF − und bei fast 4.00 CHF zum Zeitpunkt der Gründung von Bondpartners. Also nichts Neues …
Kommen wir zu Ihrem Geschäftsjahr 2024. Auffällig ist die Reduktion der Bilanzsumme um 25% auf CHF 126.6 Mio. CHF. Was sind die Gründe dafür?
Der Gesamtbetrag der offenen bzw. sich überschneidenden Geschäfte am Ende des Geschäftsjahres verringert sich von Jahr zu Jahr deutlich, wodurch sich die Bilanzsumme buchhalterisch reduziert, wie wir in unseren Anmerkungen zum Tätigkeitsbericht erläutern.
Mit der Reduzierung der Bilanzsumme ging ein deutlicher Anstieg der Eigenkapitalquote einher. Während sie im Jahr 2023 noch bei rund 45% lag, steht sie Ende 2024 bereits bei 60%. Wenn Sie vom Pragmatismus sprechen, mit dem Sie das Geschäftsjahr 2025 angehen: Ist diese hohe CET1-Quote ein Zeichen dieses Pragmatismus?
Mathematisch gesehen wird sich die Bilanzverkürzung, in diesem Fall die Reduzierung der Verpflichtungen, immer positiv auf die Leverage Ratio (CET1) auswirken. Aus pragmatischer Sicht ist das Vorhandensein eines erheblichen Eigenkapitals eine Notwendigkeit, um die Nachhaltigkeit des Unternehmens zu sichern und unsere Unabhängigkeit und Solidität gegenüber unseren Gegenparteien, Korrespondenten und Clearinghäusern zu gewährleisten, wobei wir gleichzeitig die gesetzlichen Anforderungen und die Anforderungen unserer Wirtschaftsprüfer einhalten müssen. Dies gilt umso mehr, wenn das Unternehmen eine schwierige Phase auf den Finanzmärkten durchmacht. Auch hier nichts wirklich Neues.
Der Gewinn von Bondpartners sank im letzten Geschäftsjahr im Vergleich zum Jahr 2023 von 3 Mio. CHF auf 2.2 Mio. CHF. Was sind die Gründe für diesen Rückgang?
Der Rückgang des Nettogewinns ist auf einen Rückgang der Handelsergebnisse – die Volumina sind zwar wieder gestiegen, die Margen sind jedoch gesunken – und auf eine schlechtere Performance der eigenen Positionen von BPL zurückzuführen. Sowohl der Bilanzgewinn als auch das Eigenkapital bleiben im Vergleich zum Vorjahr stabil.

Sie behalten Ihre Dividendenpolitik bei und schütten den gleichen Betrag wie im Vorjahr aus. Das entspricht einer Dividendenrendite von 4,85%. Es fehlt nur noch, dass der Aktienkurs anzieht …
Der Vorschlag, eine Dividende von 40% auszuschütten, bleibt unverändert. Das Ziel besteht darin, möglichst regelmässig auszuschütten, wenn dies möglich ist. Der Kurs unserer auf OTC-X notierten Aktie liegt weiterhin deutlich unter dem veröffentlichten Buchwert. Dies ermutigt uns, unsere Kommunikation mit potenziellen Aktionären fortzusetzen.

Kommen wir abschliessend noch einmal auf Ihre Ausführungen zum Weltgeschehen im Jahresbericht zurück. Besonders genervt waren Sie über Trumps Aussage, dass die Haitianer in Springfield, Ohio, Katzen und Hunde essen. Was ist die Essenz dieses Satzes? Was macht ihn so verwerflich?
Genervt ist vielleicht ein bisschen zu viel gesagt. Sagen wir eher, ich war verärgert mit einer Prise Verzweiflung. Die Situation ist ohnehin schon ziemlich kompliziert und schafft Gegensätze, da sollte man es sich nicht erlauben, dazu noch in einer Präsidentschaftsdebatte, Immigranten zu unterstellen, sie würden Haustiere essen. Schon wieder eine Lüge, die auf einem unbegründeten Gerücht basiert, das in den sozialen Medien aufkam. Dies ist beunruhigend und zeigt deutlich den Mangel an Sorgfalt und Wahrhaftigkeit einiger unserer sogenannten «Eliten». Andererseits eignet sich das Ganze immerhin für ein gutes Meme.
die vorherrschende Volatilität Kann durch eine vorsichtige, längerfristige Betrachtungsweise auch Chancen schaffen
Sehen Sie trotz der oft schwierigen Nachrichtenlage irgendeinen ermutigenden Impuls für die Märkte im Besonderen und das Wohlergehen der Welt im Allgemeinen?
Tatsächlich gibt es angesichts der allgemeinen Lage und der Fehler einiger Regierungsgremien, die sich von der amerikanischen Wetterfahne leiten lassen, derzeit wenig Grund zur Freude. Allerdings kann die vorherrschende Volatilität durch eine vorsichtige, längerfristige Betrachtungsweise auch Chancen schaffen. Auf einer allgemeineren Ebene könnte eine gewisse Form der Solidarität und des politischen und sozialen Bündnisses entstehen, ein wünschenswerter Impuls. Was die Finanzmärkte betrifft, so wäre Mässigung und Deeskalation wünschenswert, um die Unsicherheiten abzubauen, was offensichtlich nicht ausgeschlossen ist.
Herr Plomb, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.
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