
Die Übernahme der Basler Nepple Gruppe und die Gründung der BF Import AG haben den Geschäftsgang der Auto AG Group im Jahr 2024 massgeblich bestimmt. Während die Nepple-Akquisition einen Umsatzschub von 41 Mio. CHF brachte, ist die BF Import AG bisher noch ein kleines Pflänzchen. Mit einem Gesamtumsatz von 185.3 Mio. CHF (+42,4%) erreichte das Zentralschweizer Nutzfahrzeug- und Busunternehmen eine neue Dimension. Dass der Umsatzschub noch nicht auf Stufe Gewinn sichtbar wird, begründet das Unternehmen mit Integrationskosten. Mit 4.0 Mio. CHF Jahresgewinn erzielte die Auto AG Holding dennoch das drittbeste Ergebnis. Für die Aktionäre wird es wieder eine Dividende von 14 CHF je Aktie geben.
An der A2 von Basel bis ins Tessin vertreten
Walter Huber, Verwaltungsratspräsident der Auto AG Holding, zeigte sich an der Medienorientierung dennoch sehr erfreut über den Geschäftsverlauf im vergangenen Jahr und vor allem die zwei strategischen Wegmarken, welche das Unternehmen mit der Gründung der BF Import AG und der Akquisition von Nepple überschritten habe. «Wir decken mit unseren Standorten nun die gesamte A2 ab», so Huber. Bisher waren Basel und das Tessin «weisse Flecken» im Nutzfahrzeugbereich der Unternehmensgruppe. Seit 2017 ist die Auto AG Group nach der Übernahme der Nater AG bereits in der Ostschweiz vertreten. Auch im Kanton Bern hat die Gruppe zwei Niederlassungen und verfügt somit über insgesamt zwölf Standorte.
1720 Nutzfahrzeuge verkauft
Das Nutzfahrzeuggeschäft steuerte 2024 mit 152.4 Mio. CHF mehr als drei Viertel zum Gesamtumsatz der Gruppe bei. Davon entfallen 92.8 Mio. CHF auf den Verkauf von Nutzfahrzeugen (+54,6%) und 56.1 Mio. CHF (+58,9%) auf das Werkstattgeschäft und den Ersatzteilverkauf. Insgesamt verkaufte die Auto AG Gruppe im vergangenen Jahr 1’720 Neu- und Occasionsfahrzeuge. Huber machte aber auch deutlich, dass angesichts der vollen Lager bei den Herstellern ein intensiver Wettbewerb geherrscht habe, der sich auch auf den Preis auswirkte.
Erfolgreich mit Personentransporten
Im Geschäftsbereich öffentlicher Verkehr – hier betreibt die Auto AG Rothenburg Buslinien in der Region Luzern – kletterte der Umsatz erstmals auf über 20 Mio. CHF. Die Passagierzahlen stiegen um 5,6% auf 7.6 Mio. Einsteiger, mehr als vor der Pandemie. Auch die Erlöse im Bereich der privaten Personentransporte der Tochterfirma Auto AG Bus, hier vor allem Schülertransporte, legte um 7,5% auf 8.3 Mio. CHF zu. Dies führte zu einem Anstieg des Ertrags im Bereich der Personentransporte auf 28.3 Mio. CHF.
Bei den anderen betrieblichen Erträgen in Höhe von 4.6 Mio. CHF handelt es sich vor allem um Mieterlöse aus der Vermietung der Liegenschaften der Gruppe. «Unser neuer A2 Gewerbepark war im letzten Jahr zu 88% vermietet, die anderen Liegenschaften zu 100%», so CEO Marc Ziegler. Für das laufende Jahr sei er zuversichtlich, dass die Vermietung im A2 Gewerbepark auf 95% ansteige. Obwohl der Umsatzanstieg massgeblich auf die Akquisition von Nepple zurückzuführen ist, betont Ziegler, dass die Unternehmensgruppe auch organisch um 11% gewachsen sei.
Restrukturierungskosten und Goodwill belasten
Dass sich der Umsatzschub noch nicht auf Stufe Gewinn zeigte, führt Marc Ziegler einerseits auf den Margendruck im Fahrzeughandel und andererseits auf die Übernahme von Nepple zurück. «Die Nepple Gruppe schloss 2024 aufgrund von Restrukturierungkosten leicht negativ ab», so Ziegler. Im laufenden Jahr sollen aber die ersten Synergien greifen und der Zukauf auch einen positiven Beitrag zum Gewinn beisteuern.
Deutliche Spuren hat Nepple auch in der Bilanz hinterlassen. Denn das Basler Unternehmen hatte eine im Vergleich zur Auto AG Group tiefe Eigenkapitaldecke, wie VR-Präsident Huber berichtet. Hinzu kam der Goodwill in Höhe von 7.1 Mio. CHF aus der Akquisition, der direkt mit dem Eigenkapital verrechnet wurde. Man habe sich bewusst für diese konservative Methode entschieden, so Huber. Dies führt zu einem Rückgang der Eigenkapitalquote auf 33,6%. Da die Übernahme von Nepple zum Teil durch die Ausgabe neuer Aktien bezahlt wurde, hat sich das Aktienkapital um 3’725 auf 88’225 Aktien zu nominal 10 CHF erhöht.
Neue Aufträge für die Personentransporte
Obwohl sich die Auto AG Gruppe in einem herausfordernden Umfeld befindet, zeigt sich Marc Ziegler für das laufende Geschäftsjahr zuversichtlich. Dies nicht nur, weil sich die Integration von Nepple positiv auswirken soll und die im Jahr 2024 angefallenen Restrukturierungskosten wegfallen. Sondern auch, weil die Tochter Auto AG Bus einen grösseren Auftrag im Raum Zürich gewinnen konnte. Von den grossen Nutzfahrzeugen von Ford konnten bereits erste Fahrzeuge ausgeliefert werden. Bei den elektrischen Trucks der chinesischen Marke BYD brauche man noch etwas Zeit, so Ziegler. Hingehen betrage der Anteil batterieelektrisch betriebener Fahrzeuge bei den leichten Nutzfahrzeugen bereits 17%. Auch in der Immobiliensparte sieht der Trend weiterhin positiv aus.
Verwaltungsratspräsident Walter Huber zeigte sich daher an der Medienorientierung auch zuversichtlich, die für 2024 angekündigte Dividendenerhöhung im kommenden Jahr umsetzen zu können. Dies trotz der zu erwartenden Investitionen in ein neues ERP-System.
Fazit
Die Übernahme der Nepple Gruppe ist für die Auto AG Holding ein wichtiger Wachstumsschritt. Dies nicht nur umsatzmässig, sondern auch geografisch. Nun muss das Management beweisen, dass die Integration erfolgreich gelingt und zu den erwarteten Synergien führt. Wichtig ist auch, dass im Geschäft mit den leichten und schweren Nutzerfahrzeugen die Transformation hin zu alternativen Antrieben gelingt. Dank der Kooperationen mit BYD, Ford und Hyundai (Wasserstoff) ist die Auto AG hier breit aufgestellt. Hinzu kommen die Erfahrungen, welche die Gruppe aus der Elektrifizierung der Buslinien übernehmen kann.
Mit den drei Standbeinen öffentlicher Verkehr, Nutzfahrzeuge und Immobilien ist die Gruppe gut diversifiziert und kann sich auch bei Gegenwinden am Markt behaupten. Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang allerdings, dass die Eigenkapitalquote wieder auf über 40% erhöht werden kann. Ein grosser Teil des Anlagevermögens entfällt mit 74.5 Mio. CHF auf Grundstücke und Bauten sowie mit 9.7 Mio. CHF auf unbebaute Grundstücke.

Die Aktien der Auto AG Group werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 418 CHF für eine Aktie bezahlt. Auf dieser Kursbasis sind die Titel, gemessen am 2024er Gewinn von 45.33 CHF je Aktie, mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 9 bewertet; die Dividendenrendite liegt bei 3,3%. Damit sind die Aktien günstig bewertet. Setzt sich der Wachstumskurs weiter fort und tragen die Synergien aus der Nepple-Übernahme zu einer Verbesserung der Gewinnsituation bei, dürfte auch der Aktienkurs wieder anstiegen. Dieser notiert nach wie vor noch deutlich unter dem Buchwert von 701 CHF je Aktie.