Der Fonds LLB Aktien Regio Zürichsee investiert in kleine und mittelgrosse Unternehmen, die ihren Haupt- oder Holdingsitz in der Region um den Zürichsee haben – konkret in den Kantonen Glarus, Schwyz, St. Gallen, Zürich, Zug, Aargau, Schaffhausen, Thurgau, Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden sowie Graubünden. Er orientiert sich am Swiss Small & Middle Companies Index (SPISMC) als Benchmark und strebt einen möglichst hohen Gesamtertrag durch aktives Management an. Die Titelselektion basiert auf einer quantitativen und fundamentalen Analyse. Die quantitative Analyse erhält dabei ein hohes Gewicht. Das Fondsvermögen beträgt derzeit 57 Mio. CHF.
Der LLB Aktien Regio Zürichsee (CHF) Fonds hat 2024 in der Kategorie Schweizer Small & Midcaps den Lipper Award in Deutschland über 3 Jahre gewonnen.

Herr Kühne, es scheint, als gehe derzeit viel Vertrauen in die Berechenbarkeit der US-Handelspolitik verloren. Die Börsen reagieren mit erhöhter Volatilität, die Renditen der US-Bonds steigen. Gleichzeitig gibt der USD insbesondere auch gegenüber dem CHF stark ab. Was ist Ihr best-case-scenario bzw. Ihr worst-case-scenario mit Blick auf die Märkte?
Das schlechteste Szenario wäre eine tiefe US-Rezession, die auch andere Regionen mitzieht und das globale Wachstum belastet. Im besten Szenario stellt sich der Handelskrieg als Verhandlungstaktik heraus, und es folgen in den nächsten Wochen viele neue Handelsabkommen. Die US-Wirtschaft wächst in diesem Szenario weiterhin, und in Europa beflügelt die Aussicht auf die kommenden Fiskalpakete den Aktienmarkt.
Ihr Fonds LLB Aktien Regio Zürichsee scheint auf den ersten Blick nicht wesentlich von den Irritationen in den USA betroffen zu sein. Was hat Sie dazu veranlasst, dennoch sektoriell umzuschichten? Warum haben Sie Ihr Engagement in Immobilien reduziert?
Wir sahen primär viele attraktiv bewertete Industrietitel, die von einer Erholung in Europa profitieren würden und haben darum unter anderem den Immobiliensektor abgebaut, der sich im Rahmen der SNB-Zinssenkungen gut entwickelt hatte. Im Nachhinein war dies vor dem April noch früh. Aber wir halten an der Ausrichtung fest und glauben weiterhin an diesen kommenden europäischen Aufschwung.
Auch Ihr Engagement in den Gesundheitssektor haben Sie abgebaut. Ist dies eine direkte Folge der angedrohten US-Zölle auf Pharmaprodukte?
Nein, auch dies geschah primär aus dem Grund, dass wir Mittel beschaffen mussten, um Industriewerte aufzubauen. Aber der Gesundheitssektor hat relativ hohe US-Umsätze, das war zumindest ein Faktor.
Sie schreiben, dass Sie den Industriesektor ausgebaut haben, um von der kommenden Wachstumsphase in Europa (Infrastruktur- und Verteidigungspakete) zu profitieren. Ausserdem sei Ihnen auch eine Reduzierung der US-Umsätze wichtig, zugunsten von Umsätzen in Europa. Welche konkreten Industrie-Titel haben Sie ins Visier genommen?
Wir haben unter anderem SFS, Bossard, Forbo, Autoneum, Stadler, Zehnder, Kühne + Nagel und DKSH gekauft.
Derzeit haben Aktien von Rüstungsherstellern wie Rheinmetall u.a. einen sehr guten Lauf. Kommen für Sie bzw. die LLB ganz grundsätzlich auch Investments in die Verteidigungsbereitschaft in Frage?
Nur bis zu einem gewissen Umsatzanteil. Huber + Suhner ist beispielsweise eine der grössten Positionen im Fonds und dürfte von höheren Rüstungsausgaben profitieren.
Die grösste Position in Ihrem Fonds ist Implenia mit fast 10% Fondsanteil. Was überzeugt Sie an diesem Unternehmen?
Implenia ist ideal positioniert, um von einem Aufschwung im Bausektor in der Schweiz und in einem geringeren Ausmass auch in Europa zu profitieren. Ein möglicher Wiederaufbau der Ukraine würde den Bausektor zusätzlich auslasten. Ausserdem ist die Aktie weiterhin äusserst attraktiv bewertet.
Ebenfalls ein grosses Gewicht hat die Aktie von Temenos in Ihrem Fonds. Besteht nicht die Gefahr, dass der Anbieter von Bankensoftware von der momentanen Kursschwäche der Bankaktien mitruntergezogen wird?
Temenos verfügt über einen hohen Anteil an wiederkehrenden Umsätzen. Die Wechselkosten für Kunden sind enorm hoch, und darum verliert Temenos jährlich nur rund 3% Ihrer Umsätze. Die hohe Volatilität des Titels kann man darum fundamental nicht erklären. Der Titel ist rund 40% unter dem eigenen 10-Jahresschnitt und der Vergleichsgruppe bewertet. Eine tiefe US-Rezession würde die Wachstumspläne durchkreuzen, das ist klar. Aber das ist nicht unser Basisszenario, und deshalb bleibt das Risiko-Ertrags-Verhältnis der Aktie attraktiv.
Lassen Sie uns nochmals auf die Industrietitel zu sprechen kommen. Die Autobauer befinden sich teilweise in einer strukturellen Krise. Das betrifft natürlich auch die Zulieferer. Warum also jetzt der Aufbau der Position Autoneum?
Die Aktie ist attraktiv bewertet mit einer zweistelligen Free-Cashflow-Rendite. Ausserdem sehen wir auch den Autosektor, gerade in Deutschland, als Profiteur einer zukünftigen Erholung in Europa. Die Autoverkäufe sind schon vor der Pandemie eingebrochen und haben sich nicht erholt. Die Autos werden also länger gefahren. Aber dies kann nicht ewig so weitergehen, irgendwann müssen Autos ersetzt werden. Der Kompensationszyklus wird mehrere Jahre anhalten, wie es in vergangen Zyklen auch schon der Fall war.
Welche weiteren Titel, die Sie hervorheben möchten, haben Sie ausgebaut?
Wir haben auch Flughafen Zürich und Sensirion gekauft. Der Flughafen profitiert von strukturell steigenden Passagierzahlen, und Sensirion weist interessante Wachstumsperspektiven auf.
Zum Schluss eine Verständnisfrage: Der Fonds läuft unter dem Namen Regio Zürichsee. Nun sind in dem Fonds Titel dabei, die nichts mit dieser Region direkt zu tun haben. Z.B. Roche oder Temenos, um nur zwei zu nennen. Entspricht der Fondsname noch dem Investitionsansatz?
Bei der Gestaltung des Produktes war uns bewusst, dass wir bezüglich Sektoren und Schwergewichten im zugrunde liegenden Index teilweise eine offene Flanke haben. Wir haben deshalb bewusst die Möglichkeit eingebaut, bis 25% auch ausserhalb des Kerngebietes zu investieren. Von dieser Regelung machen wir vor allem bei besonders günstigen Situationen Gebrauch, um unseren Kunden ein noch besseres Chancen-/Risikoprofil zu bieten.
Herr Kühne, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.