Die Stadtcasino Baden-Gruppe behauptete sich im letzten Jahr in einem schwierigen Umfeld. Einerseits musste das Casino-Projekt in Wien auf Eis gelegt werden, nachdem ein Mitbewerber gegen die bereits erteilte Konzession Beschwerde eingereicht hatte. Andererseits machten dem Grand Casino in Baden sowie dem Tochterbetrieb in Davos rückläufige Spielerträge zu schaffen. Diese negativen Faktoren führten zu einem um 5.8% niedrigeren Konzernumsatz von 75.1 Mio. CHF, wie das Unternehmen in einem Aktionärsbrief und einer Medienmitteilung bekannt gab. Einmaleffekte von insgesamt 4 Mio. beeinflussten auch das Ergebnis spürbar, so dass die Stadtcasino Baden AG für 2015 einen Konzernverlust von 0.7 Mio. CHF ausweisen musste.
Casino in Davos verliert massiv
Der Brutto-Spiel-Ertrag (BSE) im Grand Casino in Baden verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um 5.6% auf 61.8 Mio. CHF. CEO Detlef Brose begründet diesen Umsatzrückgang vor allem mit dem Umbau des Schulhausplatzes in Baden seit Juli 2015. In den ersten Monaten nach dem Baustart sei ein deutlicher Umsatzrückgang in Höhe von 9% festgestellt worden, schrieb die Stadtcasino Baden AG in einer Medienmitteilung. Insgesamt besuchten im letzten Jahr 335’000 Gäste das Grand Casino in Baden, was einem Minus von 1% gegenüber dem Vorjahr entspricht. In Davos litt die Casino Davos AG, an der die Stadtcasino Baden-Gruppe mit 90% beteiligt ist, unter der Frankenstärke und musste einen Rückgang des BSE um 25% auf 2 Mio. CHF hinnehmen. Dies führte zu einem operativen Verlust von 650’000 CHF. Nach zusätzlichen Wertberichtigungen in Höhe von 7 Mio. CHF verblieb ein Verlust von 1.3 Mio. CHF. Der Verwaltungsrat prüfe verschiedene Optionen für das Casino in Davos, heisst es in der Medienmitteilung. Eine davon sei die Schliessung des Betriebes.
Festhalten am Wiener Projekt
Nach wie vor offen ist nach Angaben der Gesellschaft der Ausgang des Verfahrens in Wien (siehe auch Interview mit Detlef Brose vom 24. Juli 2015). Dennoch hat die Stadtcasino Baden AG ausserordentliche Wertberichtigungen in Höhe von 3.3 Mio. CHF für bisher erfolgte Investitionen in den Wiener Betrieb vorgenommen. Allerdings halten Verwaltungsrat und Geschäftsleitung an der Konzessionsbewerbung fest. „Es steht fest, dass wir das beste Gesuch mit einem herausragenden Standort eingereicht haben. Wir sind überzeugt, dass unsere Chancen für den endgültigen Lizenzerhalt nach wie vor gut sind“, lässt sich CEO Detlef Brose in der Medienmitteilung zitieren. Das laufende Verfahren werde jedoch eine mögliche Eröffnung des Grand Casinos Wien weiter verzögern. Neue Wachstumsmöglichkeiten sieht die Stadtcasino Baden-Gruppe im Online-Gaming. Gemäss dem Entwurf für das neue Spielbankengesetz können Schweizer Spielbanken dafür eine Lizenzerweiterung beantragen. Neben der Ausweitung des Angebotes auf das Online-Gaming ist die internationale Expansion eine der Massnahmen, um die Abhängigkeit von einem einzigen hochprofitablen Standort zu reduzieren.
Obwohl das Konzernergebnis negativ ausfällt, will der Verwaltungsrat an seiner bisherigen Dividendenpolitik festhalten. Die Jahresrechnung der Holdinggesellschaft Stadtcasino Baden AG weist für 2015 einen Gewinn von 1.6 Mio. CHF aus. Für 2014 wurde den Aktionären eine Dividende von 15 CHF je Aktie ausbezahlt.
Die ersten Zahlen der Stadtcasino Baden sind wenig erfreulich. Sie spiegeln aber die schwierige Lage wider, in der sich die Badener Casinogruppe insbesondere seit der Eröffnung des A-Casinos in Zürich befindet. Im Grand Casino in Baden gehen die Spielerträge stetig zurück. Ein Befreiungsschlag, welcher der Erhalt der Konzession in Wien werden sollte, ist bisher (noch) nicht gelungen. Hinzu kommt die Situation im Tourismus in Davos. All diese Punkte haben zu dem negativen Jahresergebnis geführt. Allerdings handelt es sich bei den meisten Faktoren um einmalige Belastungen. Eine Bewertung der Stadtcasino Baden-Aktien ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht einfach. Bei Aktienkursen von 495 CHF auf OTC-X wird für die Valoren etwas mehr als das Eigenkapital pro Aktie gezahlt. Dieses lag per Ende 2015 bei 464 CHF. Bei einer gleichbleibenden Dividende von 15 CHF pro Aktie beträgt die Rendite 3.0%. Beide Kennzahlen sprechen dafür, dass die Aktien derzeit nicht zu teuer sind. Höhere Kurse werden jedoch nur möglich sein, wenn es dem Unternehmen gelingt, die Erträge in Baden zu stabilisieren und zusätzliche Erträge durch neue Projekte zu erzielen. Dass man dafür einen langen Atem benötigt, zeigt das Beispiel von Wien. Für Investoren mit diesem langen Atem könnte sich der Einstieg bei Kursen um den Buchwert jedoch eines Tages auszahlen.