Start Blog Seite 10

Schweizer Zucker: Hohe Zuckerpreise treiben 2023/24 den Umsatz auf 295 Mio. CHF

0
Die Wurzel alles Süssen. Bild: zucker.ch

Von Biozucker bis Pektin: Die Schweizer Zucker AG erfindet sich neu – und überzeugt somit als nachhaltiges Unternehmen für die heimische Landwirtschaft. Im Geschäftsjahr 2023/24 stiegen Umsatz und Cashflow vor allem dank höherer Preise deutlich an, obwohl die verarbeitete Rübenmenge rückläufig war.

Das Unternehmen setzt in Sachen Nachhaltigkeit um, statt nur Lippenbekenntnisse zum Thema ESG zu liefern. Zum Beispiel ersetzen Holzkraftwerke in Aarberg und Frauenfeld fossile Energieträger und senken den CO2-Ausstoss. Die Wertschöpfungskette ist auf Regionalität ausgelegt: Kurze Transportwege minimieren den Treibstoffeinsatz und entsprechende Emissionen. Moderne Biotechnologie hilft dem Unternehmen, seinen Einsatz von Insektiziden, Herbiziden und Fungiziden zu reduzieren. Statt dieser umweltbelastenden Mittel sollen immer resistentere Zuckerrübensorten die zukünftigen Erträge sichern.

Biogasanlagen (netto CO2-Minus und ergo verkäufliche Zertifikate) sowie Solaranlagen unterstreichen das ganzheitliche Engagement für erneuerbare Energien. Bezüglich Wärmenutzung, die in der Schweiz den grössten Anteil am Energieverbrauch hat, setzt die Zucker AG auf Niedertemperatur-Trockner in der Rübenverarbeitung.

Geschäftsjahr 2023/24: erschwerte Bedingungen, sinkender Absatz

Die Zuckerrübensaison 2023 war geprägt von extremen Wetterbedingungen und Pflanzenschutz-Herausforderungen. Während die Aussaat bis April abgeschlossen war, beeinträchtigten Trockenheit, Krankheiten und anhaltender Regen die Ernte erheblich. Insgesamt wurden 201’600 Tonnen Zucker, davon 10’600 Tonnen Biozucker, produziert. Der Absatz sank um 11% auf 223’000 Tonnen, beeinflusst durch Preisvolatilität, konjunkturelle Abschwächung und reduzierte Swissness-Anforderungen. Der Biozuckerabsatz fiel um 6%, und Futtermittelverkäufe gingen entsprechend zurück.

Trotz rückläufiger Verkaufsmenge konnte die Schweizer Zucker AG gemäss einem Aktionärsbrief vom Dezember 2024 ihren Umsatz steigern, dank der höheren Zuckerpreise (CHF 294.7 Mio. bzw. +3%). Das Rübengeld erhöhte sich auf CHF 95.6 Mio. (+10%). Nach Abzug der höheren Abschreibungen und Sonderkosten stieg auch der Gewinn leicht, auf CHF 4.6 Mio., während der Cashflow mit neu CHF 44.1 Mio. deutlich zulegte (Vorjahr CHF 25.2 Mio.). Angaben zur Dividende wurden noch keine gemacht.

Landwirtschaft und Risiken: proaktive Herangehensweise

Die Zuckerproduktion bringt diverse Herausforderungen mit sich. Die wohl grösste ist der schwankende Weltmarktpreis für Zucker. Doch auch extreme Wetterphänomene wie übermässige Trockenheit/Regen sowie Schädlinge gefährden die Anbauflächen und den Ertrag. «Wir führen Versuche durch, auch in höher gelegenen Regionen Zuckerrüben anzubauen, wo es im Sommer z.B. weniger trocken ist», sagt der Kommunikationsverantwortliche Raphael Wild. «Zudem investieren wir Millionenbeträge in die Forschung, um resistentere Sorten zu züchten und klimatische Risiken zu mindern.»

Politisch bleibt der preisliche Mindestgrenzschutz für den einzigen Schweizer Hersteller eine wichtige Stütze. «Diese Massnahmen geben uns Stabilität und Planungssicherheit in einem ansonsten sehr volatilen Markt», betont der neue CEO Oliver Nussli. Der politische Abnahme-Beitrag von 7 CHF pro 100 kg Zucker schützt die Produktion vor billigem Import – und fördert gleichzeitig den nachhaltigen Anbau, mit dem Schweizer Unternehmen im europäischen Vergleich durchaus glänzen können.

Stetige Innovation für mehr Wachstum und höhere Margen

Die Schweizer Zucker AG zeigt, wie vielfältig eine Zuckerrübe genutzt werden kann. Das Zucker-Nebenprodukt Pektin, ein natürlicher Emulgator, ist etwa in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie gefragt. Auch die Alkoholproduktion aus Melasse entwickelt sich. «Unsere Ethanol-Anlage wurde während der Corona-Krise errichtet – ein wichtiger Schritt», sagt Nussli. Mengenmässig sei man zwar dort noch auf Start-up-Niveau, «aber es sind bereits viele tausend Liter pro Jahr». Melassierte Trockenschnitzel (Tierfutter) sind hingegen schon seit Jahren eine wichtige Umsatzquelle.

Der bekannte, perlweisse Zucker bleibt indes Kern des Geschäfts. Seine Rolle gehe jedoch über die reine Süsse hinaus, erklärt der CEO. «Das Produkt verleiht Lebensmitteln auch eine andere Konsistenz, Struktur, Farbe oder längere Haltbarkeit». Am bekanntesten ist dort wohl «Zuckercouleur», also Caramel-Farbe.

Fazit

Die Schweizer Zucker AG kombiniert Tradition und Innovation: Sie punktet mit einer klaren Nachhaltigkeitsstrategie, einer vielfältigen Produktpalette und einer starken regionalen Verankerung. Nach Jahren ohne Dividende bietet das Unternehmen zudem wieder eine Ausschüttung. Im vergangenen Jahr wurden 30 Rappen je Aktie bezahlt, was auf Basis des aktuellen Kurses von 21.50 CHF je Aktie einer Rendite von 1,4% entsprechen würde. Der Aktienkurs zeigt in der Langzeitbetrachtung relative Stabilität. Im vergangenen Jahr war der Kurs getrieben von einer Aktionärsgruppe, die angesichts des hohen Cashbestandes auf höhere Ausschüttungen spekulierte und diese auch an der Generalversammlung forderte. Gemessen an den klassischen Kennzahlen sind die Aktien mit einem Abschlag auf den ausgewiesenen Buchwert von rund 70% (KBV 0.3) – und einem erwarteten Kurs-/Gewinn-Verhältnis von rund 5 – sehr günstig bewertet.

Der Kurs der auf der OTC-X Plattform der BEKB gehandelten Schweizer Zucker AG liegt nach einem Hoch im Früjhahr 2024 mittlerweile wieder auf dem früheren Niveau. Chart: otc-x.ch

Der Vorstoss in margenstärkere Nebenprodukte, wie Pektin und Biozucker, eröffnet zudem neue Wachstumschancen. Fortschrittliche Energiesparmassnahmen tragen zur Verbesserung der CO2-Bilanz bei – und steigern die Attraktivität des Unternehmens aus ESG-Sicht.

Den Chancen stehen jedoch die Risiken gegenüber: Der Zuckerpreis ist volatil und stark von strategischen Änderungen grosser Produzenten – wie Brasilien oder Indien – abhängig. Der Klimawandel, mit immer häufiger auftretenden extremen Wetterphänomenen, stellt eine ernsthafte Gefahr für die Ernte dar.

Um die Abnahme seines Hauptprodukts braucht sich das Unternehmen aber nie zu sorgen: «Wir müssen keine Werbung für Zucker machen, weil er in der Schweiz gestern wie heute eine breite Abnehmerbasis hat», so Nussli. Immerhin findet er sich in gefühlten 50% aller Lebensmittel, in der einen oder anderen Form. «Wenn Zucker, dann einfach bitte den aus der Schweiz kaufen», appelliert er.

Der Grund ist bei etwas Nachdenken naheliegend: Produkte wie exquisiter Brasilien-Rohrzucker, Ahornsirup aus Kanada oder Agavendicksaft aus Mexico reisen um die halbe Welt, um unsere Produkte zu süssen. Oft keinen Deut gesünder, notabene. Für Anleger bietet die Schweizer Zucker AG darum nicht nur finanzielles Potenzial, sondern auch die Möglichkeit, Teil einer verantwortungsvollen Inland-Produktion zu werden. Beachten sollten Aktionäre allerdings, dass sich rund 40% der Aktien im Besitz der Rübenbauern befinden – und 25% bei den Anbaukantonen. Die Interessen der Hauptaktionäre decken sich daher nicht zwingend mit jenen der unabhängigen Aktionäre.

 

Bondpartners: Solide Geschäftsentwicklung trotz schwierigem Marktumfeld

0
Der Handel mit Unternemensanleihen lief bei Bondpartners im letzten Jahr wieder gut. Bild: stock.adobe.com
Der Handel mit Unternehmensanleihen gewann bei Bondpartners im letzten Jahr wieder an Dynamik. Bild: stock.adobe.com

Das Geschäftsjahr 2024 war für den Lausanner Anleihenhändler Bondpartners nach den vorläufigen und noch ungeprüften Zahlen zwar von vielfältigen aversen Entwicklungen geprägt, doch unter dem Strich resultiert ein Gewinn von beachtlichen 2 Mio. CHF. Die Bilanzsumme ist bei gleichbleibendem Eigenkapital um 23,5% auf 126.6 Mio. CHF reduziert worden, die Eigenkapitalquote beläuft sich somit auf äusserst solide 65%. Und wie ist der weitere Ausblick?

Kennzeichnend für das abgelaufene Geschäftsjahr ist, dass Bondpartners zwar von der Dynamik der Kapitalmärkte durch einen um 26% gesteigerten Umsatz profitierte, doch die Margen schwächten sich um ebenfalls 26% ab. Das Kerngeschäft Anleihenhandel profitierte im Jahresverlauf von der global rückläufigen Inflation und ersten Zinssenkungsschritten der Notenbanken, dennoch lag das Ergebnis im Segment Trading und Arbitrage mit 7.5 Mio. CHF um 12% unter dem Vorjahresniveau. Die Umsatzaufteilung veränderte sich signifikant. Während die Zinseinnahmen um 8% auf 2 Mio. CHF kletterten und auch die Handelskommissionen um 14% auf 0.4 Mio. CHF zunahmen, sackte das Handelsergebnis um 30% auf 5.4 Mio. CHF ab.

Kursgewinne im eigenen Portfolio

Das eigene Portfolio war durch den Aufbau des Bond-Anteils in der Jahresendbewertung 1.6 Mio. CHF an unrealisiertem Gewinn mehr wert. Im Vorjahr lag der Vergleichswert allerdings bei 3.3 Mio. CHF. Zum Vorjahr verbessert hat sich dagegen der Devisen-Effekt, der zwar mit minus 1.1 Mio. CHF trotz Hedging-Aktivitäten nochmals negativ ausfällt, sich aber doch im Vergleich zu 2023 mehr als halbiert hat.

Kosten im Griff

Der Betriebsaufwand stieg moderat um 3,5% auf 6.8 Mio. CHF als Resultat der Indexierung der Vergütungen sowie Investitionen in die IT-Infrastruktur und die Liegenschaften. Das Brutto-Einkommen stellte sich auf 11 Mio. CHF. Der operative Gewinn nach OEPC-FINMA Standard erreichte 2 Mio. CHF. Im Vorjahr waren es 4.6 Mio. CHF. Die Reserven für generelle Bankrisiken betragen 38.7 Mio. CHF. Davon waren 0.5 Mio. CHF aufgelöst worden, während sie 2023 noch um 1.1 Mio. CHF erhöht worden waren. Die Gewinnreserven bleiben unverändert bei 35 Mio. CHF.

Eine starke Bilanz

Für die Aktionäre steht am Ende ein zurechenbarer Gewinn von 5 Mio. CHF, ein Zuwachs von 1%. Die TIER One Ratio nach Basel III beträgt zum Bilanzstichtag sehr komfortable 60,2% im Vergleich zu 46% vor einem Jahr. Damit liegt das adäquate Kapital um den Faktor 7.5 über dem geforderten Minimum. Dies unterstreicht die risikoaverse und kaufmännisch solide Geschäftsführung in einem globalen Kapitalmarkt, der zunehmend von Verzerrungen, Verschiebungen und Verwerfungen geprägt ist.

Marktfaktoren und -trends

CEO Christian Plomb schreibt in der Medienmitteilung über die Trends und Faktoren, die zu veränderten internationalen Kapitalströmen führen. Während Börse und Wirtschaft in den USA stark sind, stagniert die Konjunktur in Europa und schwächt sich in China weiter ab. Das Kapital floss in die USA, was den USD steigen liess. An der US-Börse boomten Technologie- und KI-Aktien, andere Sektoren und auch andere Börsenplätze performten teilweise weit weniger gut.

Kernkompetenz: Anleihe-Handel

Das Hauptgeschäft von Bondpartners ist aber der Anleihe-Handel. Nach der überaus starken Entwicklung in 2023 flachte sich die Zinsentwicklung 2024 unter Schwankungen ab. Kapital ist scheu. Das zeigte sich 2024 deutlicher als in den Vorjahren. Plomb führt als Gründe an: geopolitische Spannungen und Handelskriege, wirtschaftliche und politische Herausforderungen in Europa, insbesondere in Frankreich, Deutschland und UK sowie Unsicherheiten über die weiteren Notenbankpolitiken.

Ein realistischer Ausblick

Die Perspektiven für 2025 bleiben gemischt. Einerseits scheint der disinflationäre Trend weiterhin Optimismus in Zinssenkungen der Notenbanken zu begründen, andererseits jedoch sind zahlreiche Datensätze zur Wirtschaftsentwicklung nicht nach dem Geschmack der Marktteilnehmer ausgefallen. Die Konzentration auf Technologie- und KI-Aktien birgt Risiken, wenn die hohen und steigenden Erwartungen nicht erfüllt werden. Speziell am Bond-Markt stellt auch die in den meisten Ländern ungebremste Verschuldung ein nicht zu unterschätzendes Marktrisiko dar. Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihen ist in den vergangenen Monaten wieder auf aktuell 4,7% hochgeschossen. Auch der Protektionismus, die geopolitische Situation und das Klima- und Umweltproblem macht Plomb als potenzielle Quellen von Verwerfungen aus. Für den Devisenmarkt erwartet er eine volatile Entwicklung und für den Franken als «sicheren Hafen» eine möglicherweise weiterhin feste Tendenz. Doch für das Kerngeschäft Bond-Handel sieht der Kapitalmarkt-Profi eine positive Grundtendenz. Ein Signal dafür ist die seit kurzem wieder negative Korrelation von Aktien- und Anleihemärkten.

Fazit

In einem nicht ganz einfachen Kapitalmarktumfeld mit zahlreichen divergierenden Trends und auch Trendbrüchen hat der Anleihespezialist aus Lausanne für 2024 ein gutes, wenn auch nicht brillantes Ergebnis erzielt. Im Vorjahr war die Dividende von den zuvor üblichen 20 CHF je Aktie verdoppelt worden. Für das Geschäftsjahr 2024 gibt es bisher keine Aussage zur Dividende. Je nachdem liegt die Dividendenrendite bei 4,8% oder 2,4%. Aufgrund der umsichtigen Unternehmenspolitik ist weiterhin von einer akzeptablen Ergebnisentwicklung auszugehen, wenn auch extreme Marktereignisse zeitweilig sowohl positive wie negative Auswirkungen haben können. Attraktiv ist das tiefe KBV von 0.5! Eher niedrig ist die Liquidität von durchschnittlich 25 Abschlüssen p.a.

Aktie Bondpartners
Die langfristige Entwicklung der Bondpartners-Aktie zeigt eine stabile Kursentwicklung. Chart: otc-x.ch

Die Aktie von Bondpartners wird auf OTC-X gehandelt. Der letzte bezahlte Kurs liegt bei 821 CHF und wurde am 13.12.24 verzeichnet. Aktuell liegt die Geld-/Brief-Spanne bei 800 CHF zu 945 CHF.

Transparenzhinweis: schweizeraktien.net erbringt Dienstleistungen für das Unternehmen.

Hypi Lenzburg: Beteiligung an Hamburger Privatbank als Türöffner für den deutschen Markt

0
DIe Hypi setzt mit der Beteiligung an der deutschen Sutor Bank ein Signal für die weitere Expansion. Bild: hbl.ch
Die Hypi setzt mit der Beteiligung an der deutschen Sutor Bank ein Signal für die weitere Expansion. Bild: hbl.ch

Die Hypothekarbank Lenzburg befindet sich in einer Transformationsphase, die von einem Generationenwechsel begleitet wird. Anfang Juni vergangenen Jahres übernahm Silvan Hilfiker die Funktion des CEO; an der diesjährigen Generalversammlung soll seine Vorgängerin Marianne Wildi neue Verwaltungsratspräsidentin werden. Für die Zukunft wird das Duo Hilfiker/Wildi den eingeschlagenen Weg zu einer Bank, die über Kooperationen schweizweit tätig ist, weiter voranschreiten. Wie an der Medienkonferenz zum Jahresabschluss bekannt wurde, wird die liebevoll Hypi genannte Bank künftig auch in Deutschland aktiv werden. Sie beteiligte sich bereits im Oktober mit 9,9% an der Sutor Bank in Hamburg. Ziel sei es, über die Kooperation die eigene Bankensoftware Finstar und Banking-as-a-Service-Leistungen (BaaS) in Deutschland anzubieten.

9,9% Beteiligung an deutscher Privatbank

Auch wenn es auf den ersten Blick überraschend ist, dass sich die als Schweizer Regionalbank bekannte Hypi an einer traditionsreichen deutschen Privatbank mit einer Bilanzsumme von rund 4 Mia. Euro beteiligt, passt der Schritt durchaus zu der Strategie. Denn die Hypi bezeichnet sich mittlerweile als «mehr als eine Bank» und will unabhängiger vom Zinsengeschäft werden. Ein Blick in die Jahresrechnung 2024 zeigt, dass sich die in den vergangenen Jahren gestartete Diversifikation auszuzahlen beginnt. «Unsere Zielsetzung, unabhängiger vom Zinsengeschäft zu werden, ist aktueller denn je», betonte der scheidende VR-Präsident Gerhard Hanhart daher auch an der Medienkonferenz.

Weitere Zuflüsse von Neon-Kunden

Im Jahresabschluss 2024 ist der Anstieg der Kundengelder um 5,7% auf 5’698 Mio. CHF vor allem auf weitere Gelder auf Neon-Konten zurückzuführen. 156,3 Mio. CHF und damit knapp die Hälfte der Zuflüsse stammen von Kunden der Smartphone-Bank. Ähnlich sieht es im Anlagegeschäft aus: Das neue Produkt Neon-Invest steuerte rund 150 Mio. CHF zum Wachstum der Depotvolumen bei, immerhin ein Plus von 629 Mio. CHF oder 27,7% gegenüber dem Vorjahr. Kräftig gestiegen sind auch die Erträge aus dem Finstar- und BaaS-Geschäft. Hier erzielte die Hypi ein Wachstum um 6,6 Mio. CHF oder 68,4% gegenüber dem Vorjahr.

Bilanzsumme erstmals über 7 Mia. CHF

Gesamthaft hat sich die Bilanzsumme um 4,9% auf 7’229 Mio. CHF erhöht und damit erstmals die 7-Mia.-CHF-Grenze überschritten. Die Ausleihungen an Kunden wuchsen um 6,0% auf 5’377 Mio. CHF, die Kundengelder legten um 5,7% auf 5’698 Mio. CHF zu. Während beim Wachstum der Kundengelder gerade die Neon-Partnerschaft ein Treiber war, profitierte die Regionalbank im Kreditgeschäft vom Ende der Credit Suisse. Die Hypothekenforderungen stiegen gar um 6,5%. «Wir haben neue Kunden gewinnen können, da im vergangenen Jahr ein Wettbewerber aus dem Markt ausgeschieden ist», formulierte es der neue CEO Silvan Hilfiker zurückhaltend und verwies darauf, dass die Hypi ihren Marktanteil in der Region ausbauen konnte. 96% der Hypotheken seien im Marktgebiet der Regionalbank vergeben worden, nur 4% ausserhalb. «Wir kennen unsere Region und gehen daher auch keine grossen Risiken ein», so der CEO. Dies spiegelt sich auch in sehr tiefen Wertberichtigungen wider, die 2024 nur noch bei 613’000 CHF (Vorjahr: 2,7 Mio. CHF) lagen.

Gewinn geht zurück

Obwohl im klassischen Zinsengeschäft mit 106,6 Mio. CHF 5,7% mehr als im Vorjahr verdient wurde, ging der Netto-Erfolg im Zinsengeschäft wegen des höheren Zinsaufwands (+54,4%) und trotz der niedrigen Wertberichtigungen um 2,5% auf 81,6 Mio. CHF zurück. Im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft resultierte ein kleines Plus von 1,7% auf 15,7 Mio. CHF. Auffällig ist, dass zwar der Kommissionsertrag mit 13,3 Mio. CHF um 26,0% höher als im Vorjahr ausfiel, sich der Kommissionsaufwand mit 3 Mio. CHF aber fast verdreifacht hat. Grund dafür seien Erfolgsbeteiligungen der Kooperationspartner. Die Hypi kooperiert nicht nur mit Neon, sondern ist auch Partner von Fintechs wie Findependent, Finpact und Kaspar&.

Kosten steigen auf zwei Drittel der Erträge

Der gesamte übrige ordentliche Erfolg fiel mit 12,0 Mio. CHF um 49,0% höher als im Vorjahr aus. Hierin enthalten sind auch die Erträge von Finstar- und BaaS-Dienstleistungen. Mit 113,5 Mio. CHF lag der Geschäftsertrag um 2,1% über den Vorjahreswerten. Allerdings stieg auch der Geschäftsaufwand, hier vor allem die Personalkosten mit einem Plus von 12,1%, deutlich stärker an als der Geschäftsertrag. Begründet werden die Kostensteigerungen mit dem gezielten Ausbau der Digitalisierung und dem Finstar-Netzwerk. Der Geschäftserfolg erreichte 23,3 Mio. CHF (-4,8%), die Cost-/Income-Ratio (CIR) schnellte von 61,5% auf 66,7% empor. Unter dem Strich verblieb ein Gewinn von 20,5 Mio. CHF, 3,3% weniger als im Vorjahr. Die Aktionäre sollen eine gleichbleibende Dividende von 120 CHF je Aktie erhalten.

Beteiligungsstrategie

Nach der Übernahme und Integration von Swiss Bankers stellt die Beteiligung an der Sutor Bank einen nächsten Schritt in der Beteiligungsstrategie der Hypi dar. Dass es zu weiteren Beteiligungen kommen könnte, darauf deutet die Schaffung eines genehmigten Kapitals hin, das an der GV vom 15. März 2025 beantragt wird. Mit diesem Schritt sollen gemäss Gerhard Hanhart «neue Geschäftsfelder wie Embedded Finance und Banking-as-a-Service stärker gewichtet werden». Ziel sei es, die Ertragsbasis weiter zu diversifizieren und das Wachstum der Bank anzukurbeln, so Hanhart.

Fazit

Die langjährige CEO Marianne Wildi hat die Transformation der Hypothekarbank Lenzburg in den vergangenen Jahren angestossen. Mit ihrem Amtsantritt im März als VR-Präsidentin wird sie die Strategie der Bank, die Erträge breiter zu diversifizieren und unabhängiger vom Zinsengeschäft zu werden, ohne Zweifel weiter vorantreiben. Dass das Wachstum gelingt, zeigt sich vor allem bei den Kundengeldern und den steigenden übrigen Erträgen. Allerdings waren in den vergangenen Jahren auch grosse Investitionen in Personal und IT nötig, was sich in dem vergleichsweise hohen CIR von 66,7% zeigt. Auch sind nicht alle Kooperationen ein Erfolg; das gross angekündigte Projekt Coop Finance+ wurde nach kurzer Zeit wieder beendet. Neon war bisher die wohl erfolgreichste Kooperation sowie der Ausbau des Kernbankensystems Finstar.

Nun will die Aargauer Bank gemeinsam mit der deutschen Sutor Bank den deutschen Markt für BaaS und weitere Dienstleistungen erobern. Die Zusammenarbeit mit Sutor könnte aber auch dem Hypi-Kooperationspartner Neon den Schritt in den deutschen Markt ermöglichen. Bisher wird eine Expansion ins Ausland nach Angaben von Neon nicht verfolgt. Hingegen gibt es vereinzelt Gerüchte um einen Verkauf von Neon. Dies dürfte jedoch schwierig werden, da sämtliche Neon-Konten bei der Hypi Lenzburg geführt werden und diese – im Falle eines Verkaufs an eine andere Bank oder einen Finanzdienstleister – migriert werden müssten. Ein anderes Szenario könnte es daher sein, dass die Hypi im Rahmen ihrer Beteiligungsstrategie Anteile an Neon übernimmt.

Aktienkurs Hypi
Der Kurs der Hypi-Aktie blieb im vergangenen Jahr hinter dem Markt zurück. Chart: six-group.com

Die Bewertung der Hypi-Aktie an der Börse orientiert sich bisher allerdings an vergleichbaren Retailbanken. Bei einem ausgewiesenen Gewinn pro Aktie von 284 CHF beträgt das KGV rund 14, das Kurs-/Buchwert-Verhältnis liegt bei 0,6, und die Dividendenrendite beträgt 2,9%. Damit ist die Aktie fair bewertet. Erst wenn sich auch auf der Gewinnseite zeigt, dass die Hypi «mehr als eine Bank» ist, dürfte sich dies auch in einer positiven Entwicklung des Aktienkurses zeigen.

Transparenzhinweis: schweizeraktien.net erbringt Dienstleistungen für das Unternehmen.

Aktien Empfehlungen: Portfoliomanager von Schweizer Small & Mid Cap Fonds mit ihren Favoriten für 2025

0
Welche Herausforderungen und Chancen birgt 2025 für Schweizer Small & Mid Caps? Bild: stock.adobe.com

Am Anfang eines Kalenderjahres befragt schweizeraktien.net jeweils ausgesuchte Portfoliomanagerinnen und -manager (PM) zu der Performance ihrer Small & Mid Cap Fonds und holt konkrete Aktien-Empfehlungen von ihnen ein.

Die relative Schwäche der schweizerischen Small & Mid Caps dauert nun schon eine ganze Weile. Nach einer Rally im Nachgang der Covid-Krise geht es seither tendenziell seitwärts, da machte auch 2024 keine Ausnahme. Gerade mal 3,83% legte der SPIEX in 2024 zu.

Kursentwicklung des SPIEX über die letzten fünf Jahre. Quelle: six-group.com
Kursentwicklung des SPIEX über die letzten fünf Jahre. Quelle: six-group.com

Die Anbieter von Small & Mid Cap Fonds sind nicht zu beneiden. Das schlägt sich auch nieder in ihren Kommentaren zum vergangenen Börsenjahr. So stuft Marc Possa, PM des SaraSelect Fonds, das Jahr 2024 und vor allem das 4. Quartal als wohl das schwierigste je erlebte Quartal ein. «Viele der an sich gut aufgestellten Industriewerte wurden vom Markt regelrecht ausverkauft, gemieden bzw. von Hedgefonds noch short verkauft». Dies habe einen sehr negativen kurzfristigen Impact auf die Performance des Fonds gehabt, nachdem viele dieser Aktien am Anfang der Covid-Pandemie noch sehr stark nachgefragt worden seien, bedauert Possa.

Schwieriges Jahr für Schweizer Small & Mid Caps

Auch für Birgitte Olsen, PM des Bellevue Entrepreneur Switzerland Fonds, blieb das Jahr 2024 absolut und relativ hinter den Erwartungen zurück. «Die Unsicherheiten bezüglich Small & Mid Caps in Europa und der Schweiz belasten das Umfeld stark», so Olsen. In diesem Vakuum gewinne das Preismomentum vor Stockpicking.

Marcel Hess, der zusammen mit Torsten Wyss den Valex Schweiz Fonds – Small & Mid Caps verantwortet, sieht im Kurseinbruch von Novo Nordisk am 20. Dezember 2024 den Grund für die negativen Kursreaktionen bei mehreren Schweizer Pharmazulieferern und Medizinaltechnikunternehmen. Damit sei der leichte Vorsprung des Fonds bis Ende Jahr vollständig überkompensiert worden.

Nicht wirklich zufrieden mit der Performance in 2024 sind Manuel Gygax und Stefan Fuhrer, auch wenn ihr BEKB Aktien Small & Mid Caps Fonds mit +1,16% knapp positiv performte, aber hinter der Benchmark SPIEX zurückblieb. Ähnlich klingt es bei Thomas Kühne, LLB. Der Fonds habe zwar auf Benchmark-Niveau das Jahr 2024 abgeschlossen, aber das bewusste Investment im Herbst in stark gefallene Titel hätte sich bis Ende Jahr noch nicht im gewünschten Ausmass ausbezahlt. Matthias Hug, PM Format Aktien Schweiz, konstatiert, dass die auf Wachstumstitel fokussierten Anlagen der Fonds Format Aktien Schweiz und Format Aktien Schweiz mittlere und kleinere Firmen z.B. nicht mit dem «schnellsten Pferd im Stall», dem Format Aktien Schweiz Dividendentitel Fonds, mithalten konnten.

Im Gegensatz zu den meisten anderen ist Marcel Weiss, zusammen mit Patrick Hofer als PM verantwortlich für den AMG Substanzwerte Schweiz Fonds, rundum zufrieden mit der Performance in 2024. «Das Fonds-Portfolio entwickelte sich erwartungsgemäss und übertraf mit einer Jahresperformance von 6,8% den Referenzmarkt (Schweizer Small Caps) deutlich.»

Empfehlungen 2025

Die Empfehlungen für das Börsenjahr 2025 fallen sehr unterschiedlich aus. Nur drei Aktien erhielten Doppelnennungen: Ypsomed, LEM und Tecan.

Die PMs der BEKB sowie von Format Aktien Schweiz sind sich einig, dass Ypsomed weiter stark vom Trend hin zu injizierbaren Medikamenten profitieren wird. Dabei erscheine der Rücksetzer aufgrund der enttäuschenden Forschungsergebnisse von Novo Nordisk übertrieben und bilde jetzt eine Kaufgelegenheit, geben Manuel Gygax und Stefan Fuhrer zu bedenken.

Chart Ypsomed Jan 25
Kursverlauf der Ypsomed Aktie-im letzten Jahr. Quelle: six-group.com

Die Aktie von LEM sei viel zu stark abgestraft worden, sagt Marc Possa von SaraSelect. Dank einer Kostenanpassungsinitiative und dem strukturellen Bedarf an Stromflussmesssensoren sollten sich Umsätze und Margen bei LEM allmählich wieder erholen. Dieser Meinung sind auch Marcel Hess und Torsten Wyss von Valex.

Chart LEM Jan 25
Die Entwicklung der LEM-Aktie über die letzten zwölf Monate. Quelle: six-group.com

Den Laborausrüster Tecan empfehlen Matthias Hug und Thomas Kühne. Das Unternehmen sei gut im Markt positioniert und attraktiv bewertet, so Kühne. Tecan habe stark unter dem negativen Lagereffekt in der Industrie gelitten, der zu Ende gehen werde, wenn die aufgeschobene Nachfrage nach kritischen Laborausrüstungen bedient werden muss, sagt Hug.

Chart Tecan Jan 25
Kurs der Tecan-Aktie im letzten Jahr. Quelle: six-group.com

Nicht ganz einheitlich präsentiert sich das Bild bei Aktien wie denjenigen von Temenos , Barry Callebaut und VAT. Während die einen die Aktie zum Kauf empfehlen, raten andere zur Vorsicht bei einem solchen Investment.

Da herrscht schon mehr Einigkeit bei der Aktie von Swatch, der drei der neun befragten PMs mit Skepsis begegnen. Birgitte Olsen spricht von den hausgemachten Herausforderungen, die die Swatch Group belasten. Matthis Hug zufolge zeige sich Swatch weiterhin wenig investorenfreundlich. Und Adrian Peter stellt klar: Die Corporate Governance ist ungenügend. Dazu kommt die verlängerte Konjunktur-Flaute in China, die dem historisch resilienten Wachstum der Luxusgüterindustrie einen starken Dämpfer versetzt habe, so Olsen.

Chart Swatch Jan 25
Kursverlauf der Swatch-Aktie seit Anfang 2024. Quelle:six-group.com

Ausblick

Der Amtsantritt von Donald Trump am 20. Januar wird allgemein zunächst als Unsicherheitsfaktor angesehen. Werden die angedrohten Strafzölle umgesetzt, welche Branchen werden betroffen sein? Es herrscht viel Unklarheit mit Blick auf die weltwirtschaftliche Entwicklung.

Die europäische Grosswetterlage sei aktuell sehr herausfordernd, gibt Marc Possa zu bedenken. Sie könne sich daher eigentlich nur noch verbessern. Die dafür benötigten politischen Veränderungen würden allmählich ersichtlich, die aufgestaute Nachfrage dürfte sich entsprechend positiv entwickeln. Olsen bläst ins gleiche Horn wenn sie sagt, dass der Pessimus in Sachen Europäische Aktien langsam kulminiere, was zu Überraschungen führen könnte.

Gygax und Fuhrer blicken trotzt einem durch eine erwartete stabile globale konjunkturelle Entwicklung konstruktiven Umfeld für Aktien mit einer gewissen Sorge auf die europäische Wirtschaft, wo insbesondere die negative Entwicklung im Automobilsektor erhöhte Unsicherheit schafft.

Marcel Hess und Torsten Wyss sind basierend auf den Bewertungen und den effektiven, zugrundeliegenden makro-ökonomischen Gegebenheiten eher zurückhaltend bis skeptisch, was die Entwicklung der Weltwirtschaft betrifft. «Wir sehen gegenwärtig nicht, woher nachhaltige Impulse für ein Anziehen des Weltwirtschaftwachstums kommen sollen», so die PMs von Valex.

Der deutliche Anstieg der USD- und EUR-Zinsen werde den Risikoappetit eher dämpfen, meint Thomas Kühne. Bei grösseren Korrekturen an den Märkten böten sich dann aber Kaufgelegenheiten. Auf einen Zinsanstieg verweist auch Adrian Peter: «Eine hartnäckige Inflation und somit steigende Zinsen sowie ein anhaltend schwaches Wachstum in Europa und China könnten sich negativ auswirken».

Etwas anders sieht das Matthias Hug: «Das globale Realwachstum bleibt solide, sodass insgesamt weiteres Umsatz- und Gewinnwachstum möglich sein wird», so der PM von Format Vermögen.

Zuversichtlich sind Adrian Lechthaler und Manuel Bottinelli: «Zu Beginn des neuen Jahres bleibt die Visibilität bei den Schweizer Unternehmen weiterhin tief. Kostenoptimierungen, Effizienzsteigerungen und neue Innovationen haben die Wettbewerbsfähigkeit jedoch gestärkt und die Basis für eine positive Wertentwicklung geschaffen.»

«Wir sind für die Aktienmärkte insgesamt positiv gestimmt, wenn auch der Jahresverlauf von teilweise erhöhten Volatilitäten geprägt sein dürfte. Das Schweizer Small & Mid Cap Segment bietet unseres Erachtens für Anleger mit mittel- bis langfristigen Anlagehorizont teilweise sehr gut Anlagemöglichkeiten, dies sowohl aus Bewertungssicht als auch in Bezug auf Wachstumspotenziale einiger Gesellschaften in diesem Anlagesegment», stimmen Weiss und Hofer in den Chor der Optimisten mit ein.

Titlis Bergbahnen: Mehr Gäste und Grossprojekt prägen das Geschäftsergebnis 2023/24

0
Noch fehlen die Gäste aus China. Dafür konnnten die Titlisbahnen im Jahr 2023/24 mehr Gäste aus Nord- und Südamerika, Indien und Südostasien begrüssen. Bild: stock.adobe.com
Noch fehlen die Gäste aus China. Dafür konnnten die Titlisbahnen im Jahr 2023/24 mehr Gäste aus Nord- und Südamerika, Indien und Südostasien begrüssen. Bild: stock.adobe.com

In den Schweizer Bergen wird derzeit viel gebaut. Auch am Titlis haben die Arbeiten für den Neubau der Bergstation sowie die Erneuerung des Titlis Tower im vergangenen Jahr begonnen. Trotz der Bautätigkeit können die Bergbahnen Engelberg-Trübsee Titlis AG (BET) auf ein erfreuliches Geschäftsjahr 2023/24 zurückblicken: Die Anzahl Gäste stieg um 3,7 %, der Betriebsertrag lag mit 85.7 Mio. CHF deutlich über dem Vorjahr. Dank eines Grundstückverkaufs erreichte der Jahresgewinn 15.0 Mio. CHF, sodass eine Dividende von 0.80 CHF pro Aktie ausgeschüttet werden kann. Allerdings zeigen sich in der Bilanz und Erfolgsrechnung auch die ersten Anzeichen des Bauprojekts Titlis, dessen Kosten mittlerweile auf 150 Mio. CHF veranschlagt werden.

3,7% mehr Gäste am Titlis

Wie die Titlisbahnen in einer Medienmitteilung schreiben, besuchten vom 1. November 2023 bis 31. Oktober 2024 über 1.1 Mio. Gäste den Titlis, was einer Steigerung von 3,7% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im Winterhalbjahr 2023/24 zählte die Bahn 607’258 Ersteintritte (+7,0%), im Sommer lag die Anzahl Gäste bei 507’471 und damit leicht über dem Vorjahresniveau. Während sich das Segment der Gruppenreisenden weiter erholte – hier verzeichneten die Titlisbahnen ein Plus von 14,8% auf 353’336 –, ging die Zahl der Individualreisenden aufgrund des verregneten Frühsommers und Herbstes um 4,7% zurück.

Zum Anstieg der Gästezahlen haben, wie in der ganzen Schweiz, auch die Reisenden aus Nordamerika beigetragen. Indien, der südostasiatische Raum und Südamerika seien ebenfalls stark gewesen, erklärt CFO Marco Leu. Hingegen registrieren die Titlisbahnen weniger als die Hälfte der Touristen aus China im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie. «Der chinesische Markt ist noch nicht wirklich da», so Leu. Er verweist allerdings auch auf die Olympischen Spiele in Paris im letzten Jahr, die viele Reisende aus den Fernmärkten aufgrund von Hotelengpässen in der französischen Metropole von einem Europa-Trip abgehalten haben. Ob und wann die chinesischen Gäste wieder in stärkerem Ausmass zurückkommen, sei schwer vorherzusagen, meint Leu.

Verkehrsertrag steigt um 7,2%

Getrieben von den höheren Gästezahlen entwickelte sich auch der Verkehrsertrag positiv; dieser stieg um 7,2% auf 50 Mio. CHF. Auch die Erträge in der Gastronomie sowie in den Shops fielen höher als im Vorjahr aus, während der Beherbergungsertrag bei 4.2 Mio. CHF stagnierte. Die Nettoerlöse erreichten 70.4 Mio. CHF (+5,6%). Der übrige Ertrag, zu dem aktivierte Eigenleistungen, Liegenschaftserträge und Einnahmen aus den Parkplätzen zählen, kletterte von 5.5 Mio. CHF auf 15.3 Mio. CHF. Hauptgrund für den kräftigen Anstieg ist der Verkauf eines Grundstücks in Engelberg, der einen einmaligen Ertrag von 8 Mio. CHF beisteuerte. Vor allem dank dieses Einmalertrags fiel der konsolidierte Betriebsertrag der BET um 13 Mio. CHF oder 18,7% höher als im Vorjahr aus und erreichte 85.7 Mio. CHF.

Personalbestand wird erweitert

Auf der Kostenseite machen sich vor allem höhere Personalkosten und gestiegene Energiekosten bemerkbar. Der Personalaufwand kletterte von 25.9 Mio. CHF um 16,0% auf über 30 Mio. CHF. Die Titlisbahnen begründen dies mit der Aufstockung des Logistik-Teams im Zusammenhang mit dem Projekt Titlis. Marco Leu präzisiert, dass auch reguläre Lohnerhöhungen und die Übergangsphase, in der sich die Gesellschaft befindet, zu der Steigerung bei den Personalkosten geführt haben. «Wir investieren derzeit in den Ausbau unseres Personalbestandes, um fit für die Eröffnung der neuen Angebote zu sein», so der Finanzchef. Es nutze wenig, mit dem neuen Titlis Tower über ein Vorzeigeprodukt zu verfügen, wenn dieses nicht optimal vermarktet und den Gästen vor Ort nicht ein einmaliges Erlebnis geboten werde. Erfreut zeigt sich Leu darüber, dass sich der Markt für Personal wieder entspannt hat und die Titlisbahnen ausreichend qualifizierte Bewerber finden würden.

Erste Kredite für Projekt Titlis

Die BET war in der Vergangenheit nahezu schuldenfrei und verfügte über eine Eigenkapitalquote von über 80%. Mit dem Beginn der Bauarbeiten am Titlis war zu erwarten, dass sich die Bilanzrelationen ändern würden. Ein Bankensyndikat aus ZKB und Raiffeisen finanziert das Projekt, für das die Bahngesellschaft die Nettoverschuldung auf maximal 120 Mio. CHF erhöhen möchte. Im Geschäftsjahr 2023/24 stiegen die Finanzverbindlichkeiten von 1.3 auf 28 Mio. CHF an, die Eigenkapitalquote reduzierte sich entsprechend auf 75 %.

In der Erfolgsrechnung stieg der Finanzaufwand daher von 0.3 auf 1.3 Mio. CHF. Unter dem Strich verblieb ein Gewinn von 15.0 Mio. CHF, nach 10.3 Mio. CHF im Vorjahr. Ohne den Grundstücksverkauf hätte der Gewinn das Vorjahresniveau allerdings nicht erreicht. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) lag mit 30.3 Mio. CHF um rund 7 Mio. CHF über dem Vorjahreswert; auch hier zeigt sich der Einfluss des Grundstücksverkaufs.

Ausschüttung bei 80 Rappen je Aktie

Dass trotz des grossen Bauprojekts den Aktionären an der Generalversammlung vom 19. Februar die Ausschüttung einer Dividende beantragt wird, begründet Marco Leu mit dem pandemiebedingten Ausfall der Dividende während der letzten vier Jahre. Ausserdem solle es ein Zeichen sein, dass man an das Projekt Titlis und den Erfolg glaube. Bereits im November 2024 hatten die Titlisbahnen erklärt, dass sie nach Abschluss der Investitionen ab dem Geschäftsjahr 2029/30 mit rund 1.5 Mio. Gästen sowie einer Steigerung des Jahresumsatzes auf 100 bis 120 Mio. CHF rechnen. Das operative Ergebnis (EBITDA) soll dann im Bereich von 45 bis 55 Mio. CHF liegen, fast doppelt so hoch wie in den vergangenen Jahren.

Erfreulicher Start ins neue Geschäftsjahr

Der Start ins neue Geschäftsjahr 2024/25 ist nach Angaben der BET gelungen. Der Ansturm über die Festtage sowie das perfekte Wetter und gute Bedingungen auf der Piste hätten zu einem neuen Rekord bezüglich Ersteintritten und Umsatz geführt, heisst es in der Medienmitteilung.

Fazit

Der Jahresabschluss der Titlisbahnen fällt auf den ersten Blick sehr gut aus. Ein zweiter Blick zeigt jedoch, dass das Ergebnis massgeblich von einem Sonderfaktor positiv beeinflusst wurde, während das operative Ergebnis ohne diesen Sonderfaktor unter dem Vorjahreswert liegt. Die Investitionen in das Projekt Titlis, sowohl in die anspruchsvollen Bauprojekte als auch ins Personal, beeinflussen das operative Ergebnis spürbar.

Aktienkurs Titlisbahnen
Der Kurs der Titlisbahnen-Aktie hat sich von seinem mehrjährigen Tiefsttstand gelöst. Chart: six-group.com

Die an der SIX gehandelten Aktien werden derzeit bei Kursen um die 40 CHF mit einem niedrigen KGV von 9 und einem Discount von knapp 20% auf den ausgewiesenen Buchwert von 48 CHF gehandelt. Bereinigt man den Reingewinn um den Einmaleffekt, so würde das KGV bei rund 19 liegen. Die Aktie rentiert bei einer Ausschüttung von 80 Rappen mit 2,0 %. Damit liegt sie unter den 3,6% einer Jungfraubahn und ist vergleichbar mit derjenigen der BVZ Holding AG (1,8%).

So gesehen sind die Aktien auf dem aktuellen Kursniveau fair bewertet. Allerdings ist das Potenzial, welches sich nach dem erfolgreichen Abschluss des 150-Mio.-CHF-Projekts Titlis ergibt, in den aktuellen Kursen noch nicht enthalten. Aktionäre, die heute in die Titlisbahnen-Aktien investieren, sollten daher Geduld und einen Anlagehorizont von mehreren Jahren mitbringen.

Finanzplatz Schweiz: Wachsender Impact durch grenzüberschreitende Interdependenzen

0
Die IPO-Bilanz in der Schweiz ist mager. Der langfristige Durchschnitt liegt bei zwei Börsengängen pro Jahr. Und davon entfallen viele auf Abspaltungen. Bild: Erstellt mit DALL·E, einer KI-gestützten Bildgenerierungsplattform von OpenAI

Mehr als alle anderen Märkte sind die Wertpapierbörsen global vernetzt. Im Reich der Börse geht die Sonne, abgesehen vom handelsfreien Wochenende, tatsächlich nie unter. Die Anleger verarbeiten neue Informationen in Real-Time und agieren international. Die Globalisierung bringt viele Vorteile, legt jedoch auch schonungslos Schwachstellen bloss. So wird für mehr Effizienz an den Kapitalmärkten gesorgt.

Im Alltagsgeschehen an der Börse bestimmen, so scheint es, neue Unternehmensmeldungen oder Auf- und Abstufungen von Aktien oder Sektoren durch Banken, Broker und Research-Boutiquen. Dabei geht es meist um hochkapitalisierte Werte wie UBS und Holcim oder Titel, die durch aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen thematisch in den Vordergrund gerückt werden. Beispiele hierfür sind Lonza als Contract Manufacturer und Bachem als spezialisierter Zulieferer während der Covid-Pandemie.

Herdentrieb auf hohem Niveau

Der intelligente Investor kennt die Marktmechanismen. Wenn plötzlich die «Coverage» bestimmter Small- und Mid-Caps von vielen professionellen Kapitalmarktakteuren gleichzeitig aufgenommen wird und sich dann Kurszielerhöhungen nahtlos aneinanderreihen, ist Vorsicht geboten. Die Kursverläufe von Bachem und DocMorris zeigen beispielhaft warum. Die Aktie des Peptid-Herstellers Bachem lag bei Ausbruch der Epidemie in China Ende 2019 bei 30 CHF, stieg dann jedoch sukzessive bis auf 171 CHF im Oktober 2021, also innert weniger als 2 Jahren. Seitdem kennt die Aktie trotz fortgesetzt positiver Einschätzungen nur die Richtung nach unten, von Erholungsversuchen abgesehen. Der aktuelle Kurs von 56 CHF bewegt sich auf dem Niveau, das erstmals im Juli 2020 überschritten worden war.

Chart Bachem Jan 25
Die Aktie von Bachem kletterte während der Pandemie markant in die Höhe. Chart: six-group.com

Aufstieg und Fall von DocMorris

Ähnlich ist das Muster bei DocMorris, vormals Zur Rose. Nach dem IPO 2017 war der Kurs von 150 CHF auf unter 100 CHF abgebröckelt – bis mit der Pandemie ab Ende 2019 ein Höhenflug einsetzte, der die Aktie bis Anfang 2021 auf über 500 CHF katapultierte. Es folgte ein langer und für die Aktionäre schmerzhafter Korrekturprozess, der auch von externen Faktoren wie der Erhöhung des Zinsniveaus und der Diskontierungssätze der zukünftigen Cashflows, Verzögerungen bei der Einführung des E-Rezeptes in Deutschland und der Wettbewerbsintensivierung geprägt war. Die strategische Vormachtstellung im europäischen Online-Apothekenversandhandel hat DocMorris offensichtlich zwischenzeitlich verloren.

Chart Doc Morris Jan 25
Auch der Titel von Doc Morris spürte starken Auftrieb durch Covid. Chart: six-group.com

Vom Hoffnungsträger zum Micro-Cap

Bis Mitte Dezember 2024 war die Aktie auf 25 CHF abgesunken, das bisherige Tief, das im November 2022 verzeichnet worden war. Doch es sollte nicht halten. Die deutsche Drogeriemarktkette DM verkündete den Einstieg in den Online-Apothekenversandhandel, was die DocMorris-Aktie und auch die des Konkurrenten Redcare Pharmacy abstürzen liess. Während DocMorris nun unter 20 CHF liegt, bewegt sich der Kurs von Redcare trotz der Korrektur um rund 200% über den Post-Covid Tiefständen. Die Market Cap ist mit 2.4 Mrd. Euro noch respektabel, die von DocMorris beträgt knapp 10% davon! Damit ist DocMorris in die Kategorie der Micro-Caps gewechselt.

Das Bemerkenswerte an «Himmelfahrt und Höllensturz» von ZurRose/DocMorris, wie schweizeraktien.net bereits vor 2 Jahren titelte, ist, dass die gesamte weitere Unternehmensentwicklung mit dem Zwangsverkauf der profitablen Schweizer Aktivitäten zur Bilanzsanierung von einem singulären und unkontrollierbaren Ereignis in einem Nachbarland abhängig gemacht wurden. Der jüngste Kursrutsch wegen der DM-Ankündigung ist gewissermassen nur der zuletzt gesetzte i-Punkt. Als ob nicht absehbar gewesen wäre, dass grosse Adressen wie Amazon oder auch DM-Markt mit ihrer logistischen Schlagkraft in den lukrativ werdenden Massenmarkt einsteigen würden. Nun wird eine weitere substanzielle Kapitalerhöhung durch DocMorris am Markt erwartet, obwohl das Management bei einer Investoren-Präsentation Anfang Januar hervorhob, dass keine kurzfristigen Liquiditätsengpässe drohen würden.

Finanzmarkt-Attraktivität

Wachstumsgeschichten, die sich nicht so entwickeln, wie es sich die Marktteilnehmer gewünscht hätten, sind das Eine. Die Gründe können vielfältig sein wie höhere Finanzierungskosten, Managementfehler, verschärfter Wettbewerb oder externe Schocks wie die Pandemie und der Ukrainekrieg. Ein Teil der Kursdebakel ist aber auch auf Zwänge und Versuchungen des Kapitalmarktes zurückzuführen, denen nicht alle KMU gewachsen sind, vor allem wenn sie sich in Phasen der Wachstumsbeschleunigung befinden. Ein attraktiver Finanzplatz braucht aber langfristige Erfolgsgeschichten, die ohne Börse kaum möglich wären. Erfolgsgeschichten wie Straumann, VAT oder Galderma wirken wie Magnete und sollten gerade in einer innovationsfreundlichen Umgebung wie der Schweiz neue Börsenkandidaten anlocken.

Tatsächlich ist die IPO-Bilanz aber mager. Der langfristige Durchschnitt liegt bei gerade zwei Börsengängen pro Jahr. Und davon entfallen viele auf Abspaltungen wie Medmix oder stammen aus dem Besitz der Gründerfamilien wie Klingelnberg und PolyPeptide oder Private Equity Fonds wie SIG Group und Galderma. Es handelt sich fast immer um reife Unternehmen und selten um junge innovative Unternehmen wie etwa in den USA oder an den skandinavischen Börsen. Eine solche Ausnahme ist Sensirion, die 2018 ihr IPO an der SIX vollzog und heute immerhin rund 100% höher liegt, trotz dreijähriger Korrektur.

Zahl der börsenkotierten Unternehmen schrumpft

In Wahrheit schrumpft die Zahl der börsenkotierten Unternehmen sogar. Im vergangenen Jahr fusionierten Tornos und Starrag. In jüngerer Zeit wurde Datacolor vom Hauptaktionär durch ein Taking Private von der Börse genommen. Von Roll und Schaffner Holding wurden dagegen von Industrieadressen aufgekauft. Mit Orascom Holding steht nun ein weiterer Rückzug von der Börse bevor. Auch hier ist Frustration über das mangelnde Interesse zumindest ein Grund für die Re-Privatisierung. Die Bewertung der Assets habe sich nicht im Aktienkurs niedergeschlagen. Gemessen am Emissionspreis liegt der Verlust für Erstzeichner trotz der nun gebotenen optisch hohen Prämie bei 96%.

Chart Orascom Jan 25
Seit zwei Jahren im Sinkflug: die Aktie der Orascom Development Holding. Chart: six-group.com

IPO-Pipeline

Schon für 2024 war die IPO-Pipeline der SIX gut gefüllt. In Fachkreisen wurde über bis zu 15 Kandidaten spekuliert. Vereinzelt wurden in den letzten Jahren auch konkrete Börsengänge angekündigt, jedoch stets, ohne Zeitfenster zu benennen. Ein Beispiel ist das Verteidigungs-, Luft- und Raumfahrtunternehmen RUAG, das den Börsengang seit 2019 avisiert und dann auf 2023 verschoben hat. Bei dem strategisch wichtigen Unternehmen ist die Schweizer Eidgenossenschaft alleiniger Eigentümer. Der Zeitpunkt 2025 wäre für ein IPO bestimmt gut gewählt. Die deutsche Rheinmetall Aktie hat sich in den vergangenen drei Jahren verfünffacht und kommt nun auf eine Börsenkapitalisierung von über 28 Mrd. Euro. Der Pharma-Dienstleister Swixx und der Hersteller von Verpackungsmaschinen Syntecon haben ihre Börsenpläne dagegen erst im vergangenen Jahr öffentlich gemacht. Ohne Zweifel wird die IPO-Pipeline der SIX weiterhin attraktive Börsenkandidaten aufweisen, doch Aebi Schmidt gehört nicht mehr dazu. Der Hersteller von innovativen Kommunalmaschinen ging via Reverse Merger mit der Shyft Group an die US-Technologiebörse Nasdaq. Auch der im Duft- und Aromengeschäft global bedeutsame Familienkonzern Firmenich mit Sitz in der Schweiz wählte einen ähnlichen Weg durch Fusion mit der börsenkotierten niederländischen DSM zu DSM-Firmenich und ist an der Euronext kotiert.

Effiziente Märkte und Marktineffizienzen

Für diese Vorgehensweise spricht die höhere erzielbare Bewertung, die sich am Gesamtmarkt und den Vergleichsunternehmen orientiert. Die Gesamtmarktkapitalisierung der US-Börsen lag Ende Juli 2024 bei 56.2 Billionen USD, die Chinas bei 14.1 Billionen USD und die der Eurozone bei 7.9 Billionen USD. Zum Ende des dritten Quartal 2024 lagen die durchschnittlichen KGVs in den USA bei über 20x, in Europa bei 15x und in China inklusive Hongkong bei unter 12x. Die Market Cap der Schweiz ist mit 2.7 Billionen USD in Europa zwar vergleichsweise hoch, dennoch liegen die Bewertungs-Multiples unter den amerikanischen. Marktkapitalisierung und relatives Bewertungsniveau sind Ausdruck der wirtschaftlichen Dynamik und Stabilität.

Ursachen und Wirkungen

Dazu kommt aber auch, dass es Markttiefe braucht, d.h. einen grossen und wachsenden Pool von aktiven Investoren sowie eine gewisse Anzahl von Vergleichsunternehmen, um den Markt zu beleben und zu einer effizienten Kursbildung beizutragen. Die Illiquidität und ineffiziente Kursbildung beim Weltmarktführer Schaffner Holding hatte zu einer Unterbewertung geführt, die der Käufer zu nutzen wusste. Biotech-Unternehmen aus der Schweiz gingen in den letzten Jahren verstärkt an die Nasdaq, weil es dort spezialisierte Investoren und Vergleichsunternehmen gibt. Der Vergleich mit den USA ist schwierig. Daher ist die bessere Frage, warum es in den in vielerlei Hinsicht gut vergleichbaren skandinavischen Ländern so gut gelingt, junge und innovative Unternehmen über die Börse zu finanzieren und so Impulse zu setzen, Perspektiven zu schaffen und zum Wachstum des Wohlstands der breiten partizipierenden Bevölkerung beizutragen. Die Schweiz liegt bei Bildung, Einkommen, Gesundheit, Innovation, Wettbewerbsbedingungen und vielen Parametern mehr auf dem gleichen hohen Niveau wie die nordischen Länder.

Michael Sieber, CFO CKW: «Wichtig für das Klima ist, dass wir die Wärmeproduktion dekarbonisieren»

0
Michael Sieber ist seit 2020 Finanzchef und stv. CEO der CKW Gruppe. Zuvor war der Dipl. Betriebsökonom Leiter Controlling Produktion & Netze und Mitglied der Geschäftsleitung der Axpo Power AG. Bild: zvg
Michael Sieber ist seit 2020 Finanzchef und stv. CEO der CKW Gruppe. Zuvor war der Dipl. Betriebsökonom Leiter Controlling Produktion & Netze und Mitglied der Geschäftsleitung der Axpo Power AG. Bild: zvg

Die Preise für Energie haben sich zwar normalisiert, bleiben aber volatil. In diesem schwierigen Umfeld hat CKW im Geschäftsjahr 2023/2024 dennoch eine respektable EBITDA-Marge von 21,6% erreicht. Im Gespräch mit schweizeraktien.net erklärt CFO Michael Sieber, wie CKW am Markt navigiert, um gleichzeitig die hohen Investitionen in die Netze und den Ausbau der erneuerbaren Energien zu stemmen und die Rentabilität hoch zu halten. Er spricht auch Klartext zu verschiedenen Energieformen und was der beschleunigten Dekarbonisierung der Energieversorgung in der Schweiz noch im Weg steht.

Im Geschäftsbericht 23/24 berichten Sie, dass CKW 1000 PV-Anlagen installiert hat oder 20 pro Woche. Ist das nachfragegetrieben, und wie könnte sich das Installationstempo in den nächsten 3-5 Jahren entwickeln?

Die vergangenen rund sechs Jahre waren geprägt von einem enormen Wachstum. CKW Gebäudetechnik hat den Zubau von Solar in dieser Zeit mehr als verzehnfacht. Inzwischen stagniert die Nachfrage in der Schweiz – und auch bei uns – auf hohem Niveau. Der Fachverband Swissolar geht davon aus, dass die Nachfrage ab 2027 wieder steigen wird. Wir teilen diese Einschätzung.

«Knapp 40% der Schweizer Gebäude werden nach wie vor mit Heizöl beheizt»

CKW expandiert kontinuierlich im Bereich nicht fossiler Energieträger. Dazu zählen auch Wärmepumpen, von denen Sie 186 im letzten Geschäftsjahr installiert haben. Wie schätzen Sie das weitere Wachstumspotenzial ein? Gemäss der European Heat Pump Association zählt die Schweiz pro 1000 Haushalte 152 Wärmepumpen, gegenüber 635 beim Spitzenreiter Norwegen, 47 in Deutschland und 15 im UK. Wo könnte oder sollte die Schweiz bis 2030 stehen?

Knapp 40% der Schweizer Gebäude werden nach wie vor mit Heizöl beheizt. Die Dekarbonisierung der Wärme bietet somit ein enormes Einsparpotenzial von schädlichen Treibhausgasemissionen. Die Ablöse kann mit Wärmepumpen erfolgen oder durch den Anschluss an ein Fernwärmenetz. Wir sind in beiden Bereichen tätig und wollen den Ausbau nachhaltiger und CO2-freier Wärmeproduktion vorantreiben.

Worauf führen Sie die zögerliche Adoption der Wärmepumpe in Europa, abgesehen von den skandinavischen Ländern, zurück? Die ökonomischen und ökologischen Vorteile sind doch für rationale Kunden gleichermassen überzeugend. Wie sind Ihre Erfahrungen?

Aufgrund der Bevölkerungsdichte eignet sich die Schweiz bestimmt besser für Fernwärmeverbünde als die skandinavischen Länder. Wenn uns dieser Ausbau gelingt, müssen wir bei den Wärmepumpen nicht zu den europäischen Spitzenreitern gehören. Wichtig für das Klima ist, dass wir die Wärmeproduktion dekarbonisieren. Weiter dürften Förderregime und das Verhältnis der Strompreise im Vergleich zu Gas- oder Heizölpreisen eine Rolle spielen. Hier bestehen deutliche Unterschiede zwischen den Ländern.

Eine Wärmepumpe muss keine riesige Investition sein. Das CKW Wärmeabo macht dies möglich: ein neues All-inclusive-Angebot für Wärmepumpen.
Eine Wärmepumpe muss keine riesige Investition sein. Das CKW Wärmeabo macht dies möglich: ein neues All-inclusive-Angebot für Wärmepumpen. Bild: ckw.ch

Sie erwähnen Fernwärme und -kälte, in deren Entwicklung Sie investieren. Wo liegen die Potenziale und Grenzen von CKW?

Wir decken heute in der Schweiz erst rund 8% des Wärmebedarfs mit Fernwärme ab. Potenzial ist damit sicher noch vorhanden. Der Aufbau eines neuen Fernwärmenetzes ist mit grossem baulichem und finanziellem Aufwand verbunden. Deshalb machen wir die Realisierung eines neuen Fernwärmenetzes von genügend Wärmeabsatz abhängig. Zudem muss an zentraler Lage die Wärme produziert werden können, beispielsweise durch ein Holzheizkraftwerk oder ein Seewasserkraftwerk. Einen solchen Standort zu finden, ist oft nicht einfach. Wenn wir bei der Fernwärme auf Wärme-Kraft-Kopplung setzen, bietet dies den grossen Vorteil, dass wir Wärme- und Stromproduktion kombinieren können.

Sogar bei der in der Schweiz als unpopulär und schwierig geltenden onshore Windenergie konnten Sie Fortschritte erreichen. Was begründet Ihren Optimismus, dass die Potenziale in der Schweiz zukünftig stärker erschlossen werden?

Wir arbeiten an mehreren Windprojekten, stehen aber zum Teil auch nach jahrelanger Projektierungsarbeit immer noch am Anfang. Es gibt noch kein bewilligtes Projekt. Hoffnung machen mir die deutliche Annahme des nationalen Stromgesetzes und die Zustimmung der Luzerner Bevölkerung zum neuen kantonalen Plangenehmigungsverfahren. Letzteres unterstützt vor allem den Ausbau der Windkraft. Auch alle Gemeinden, in denen wir Projekte planen, haben zugestimmt.

Welchen Anteil am von CKW erzeugten Energie-Mix könnte denn die Windenergie bestenfalls in 10 Jahren haben?

Im gesamten Mix wird der Anteil Windstrom wohl auch in zehn Jahren leider klein sein. Dies, obwohl die Windkraft in der Schweiz durchaus grosses Potenzial hat. Sie hat den Vorteil, dass sie den Strom zu zwei Dritteln im Winter produziert. Mit ihrem komplementären Produktionsmuster wäre sie eine wichtige und optimale Ergänzung zu Solar. Ein optimaler Mix der beiden Technologien würde die Winterstromlücke verkleinern und zu tieferen Systemkosten führen.

«Im gesamten Mix wird der Anteil Windstrom wohl auch in zehn Jahren leider klein sein»

Was wären die Alternativen?

Geht man von weniger starkem Ausbau der Windkraft aufgrund fehlender Akzeptanz aus, braucht es deutlich mehr Produktion aus Gaskraftwerken und/oder den Langzeitbetrieb eines Kernkraftwerks, um die Versorgung im Winter zu sichern.

Im Segment Gebäudetechnik erzielte CKW in den beiden letzten Geschäftsjahren 12% respektive 19% Wachstum. Der Anteil am Gesamtumsatz entspricht mit 257.4 Mio. CHF nahezu einem Viertel. Auch um Sondereffekte wie die Devestition des letzten Jahres bereinigt, erscheint die EBIT-Marge mager. Zeichnet sich eine Verbesserung ab?

Das Segment Gebäudetechnik hat dank gezielten Massnahmen die Profitabilität im vergangenen Geschäftsjahr um 10 Mio. CHF gesteigert. Das ist sehr erfreulich und bestätigt, dass unser eingeschlagener Weg der richtige ist. In den vergangenen Jahren haben wir stark in die Wachstumsbereiche E-Mobilität, Wärme und Solar investiert. Diese Investitionen sind auf Langfristigkeit ausgelegt. In der ersten Phase ist Wachstum und der Aufbau von neuen Geschäftsfeldern mit Vorleistungen verbunden (Standorte, Prozesse, Aufbau und Integration von neuen Mitarbeitenden, IT, Infrastruktur usw.). Wir sind überzeugt, dass sich die Investitionen in diese zukunftsträchtigen Geschäftsfelder in den nächsten Jahren lohnen werden.

Sie haben je 50% des selbst produzierten Stroms für das laufende und das kommende Geschäftsjahr zu guten Preisen verkauft. Kommt es dadurch zu einer erodierenden Gewinnentwicklung oder können die sonstigen Aktivitäten dies in den Folgejahren kompensieren?

Das ist korrekt. Wir haben einen grösseren Anteil unserer Stromproduktion der kommenden 24 Monate bereits verkauft. Damit sichern wir uns eine gute Ertragslage für die nächsten zwei Jahre, welche über dem langjährigen Mittelwert der Vergangenheit liegt. Bewertungseffekte aufgrund eines Allzeithochs der Energiepreise und einmalige Verkaufsgewinne können wir mit den übrigen Aktivitäten aber nicht kompensieren.

«Wir haben einen grösseren Anteil unserer Stromproduktion der kommenden 24 Monate bereits verkauft»

Die Umsatz- und Gewinnentwicklung verlief in den letzten Jahren erratisch, was wesentlich von externen Faktoren wie der Energiekrise bestimmt wurde. Wie sieht Ihr Weg zu einer stabileren Ergebnisentwicklung für die kommenden Jahre aus?

Unser Geschäftsergebnis ist oft stark geprägt von externen Einflüssen wie zum Beispiel Marktpreisschwankungen, Wertkorrekturen oder auch Sondereffekten. Unser Umfeld können wir nicht beeinflussen, aber wir können uns gut darin positionieren. Denn gerade aufgrund erratischer Energiepreise über die Jahre hinweg haben wir eine Absicherungsstrategie entwickelt, welche Marktpreisrisiken und die Volatilität der Jahresergebnisse reduziert.

Mit einer Eigenkapitalquote von 84,5% und Liquidität von über 500 Mio. CHF scheint CKW überkapitalisiert. Auch unter Berücksichtigung der geplanten hohen Investitionen in Netze und erneuerbare Energien wären höhere Dividenden durchaus möglich. Was sind Ihre Pläne für die zukünftige Ausschüttungspolitik?

Die Höhe der Dividende wird durch den Verwaltungsrat vorgeschlagen und durch die Aktionäre an der Generalversammlung entschieden. Es liegt darum nicht an mir, die Ausschüttungspolitik zu kommentieren.

Zwei Punkte möchte ich aber festhalten: Im vergangenen Jahr wurde die ordentliche Dividende aufgrund des sehr guten Ergebnisses von 6 auf 10 Franken pro Aktie erhöht, an diesen 10 Franken will der Verwaltungsrat auch dieses Jahr festhalten. Die Pay-out-Ratio beträgt damit rund 50% des bereinigten EBIT. Und: Die letzten Jahre haben gezeigt, dass eine solide finanzielle Ausstattung wichtig ist, um auch in einem turbulenten Marktumfeld bestehen zu können.

Inwiefern kann Ihr innovatives Tarifsystem die Effizienz der Infrastruktur steigern, die Preise der Kunden senken und die Rentabilität von CKW erhöhen?

Mit dem neuen Tarifmodell erhöhen wir nicht die Rentabilität von CKW. Vielmehr wollen wir dafür sorgen, dass wir unseren Kundinnen und Kunden auch künftig günstige Stromtarife bieten können. 2025 hat der Kanton Luzern die schweizweit günstigsten Strompreise.

Mit der Abschaffung von Hoch- und Niedertarif und der Einführung eines neues Netz-Leistungstarifs wollen wir Anreize dafür schaffen, dass einerseits Solarstrom besser genutzt wird und andererseits Leistungsspitzen vermindert werden. Wenn wir es alle gemeinsam schaffen, dass die Leistungsspitzen nicht exorbitant zunehmen, können wir einerseits mehr Solaranlagen und Wärmepumpen ins System integrieren und andererseits die Netzkosten weiterhin tief halten.

Was können die Aktionäre vom laufenden Geschäftsjahr 2024/2025 erwarten?

CKW macht keine Angaben zu künftigen Jahresergebnissen. Die Aktionäre dürfen aber wiederum von einer soliden Geschäftsentwicklung im Jahr 2024/25 ausgehen.

Vielen Dank, Herr Sieber, für die informativen Antworten und Erläuterungen.

Aktienkurs CKW
Die Aktien von CKW haben sich in den letzten drei Jahren positiv entwickelt. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der CKW AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 380 CHF für eine Aktie bezahlt. Bei einer Ausschüttung von 10 CHF, die an der Generalversammlung vom 30. Januar 2025 beschlossen werden soll, beträgt die Rendite 2,6%.

Lenzerheide Bergbahnen: CEO verlässt das Unternehmen zum Ende der Wintersaison

0
Die Lenzerheide Bergbahnen und ihr CEO Thomas Küng gehen getrennte Wege. Bild: zvg
Die Lenzerheide Bergbahnen und ihr CEO Thomas Küng gehen getrennte Wege. Bild: zvg

Bei der Lenzerheide Bergbahnen AG (LBB) kommt es noch in diesem Jahr zu einem Wechsel an der Spitze. Wie das Unternehmen mitteilte, wird CEO Thomas Küng die Bündner Bahngesellschaft zum Ende der Wintersaison 2024/25 verlassen.

Thomas Küng habe während seiner Amtszeit massgeblich zum Erfolg der LBB beigetragen, lässt sich VR-Präsident Felix Frei in der Medienmitteilung zitieren. Betreffend Zielen und Führung der LBB für die Zukunft bestünden jedoch unterschiedliche Auffassungen, heisst es weiter.

Trotz der Coronakrise sowie der Energiekrise und einem schneearmen Winter sei es Küng gelungen, dass die LBB die drei besten Jahresergebnisse in der Unternehmensgeschichte erzielten konnte. Die Gesellschaft stehe finanziell gesund da.

Aktienkurs Lenzerheide Bergbahnen
Die Aktie der LBB legte im letzten Jahr deutlich zu. Chart:: otc-x.ch

Die Aktien der Lenzerheide Bergbahnen AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 11.50 CHF für eine Aktie bezahlt.

Thermalbäder: Das kalte Winterwetter spielt den Anbietern in die Karten

0
Bad Zurzach investierte im vergangenen Jahr an erster Stelle in den Kinderbereich. Bild: thermezurzach.ch

Winterzeit ist auch in der Schweiz Badezeit, allerdings nicht an Stränden und unter Palmen, sondern in heissem Thermalwasser. Deshalb mögen die Betreiber von Thermalbädern kaltes und nasses Winterwetter. Wie jetzt.

Ganz besonders erfreut zeigt sich Dominik Keller, Geschäftsführer der Thermalbad Zurzach AG, über das Geschäftsjahr 2024 und insbesondere das Winterquartal. Keller berichtet von einem breiten Wachstum in allen Bereichen. Die Besucher gingen vermehrt wieder trainieren, in die Sauna und zur Massage. Das letzte Quartal sei sogar «fantastisch» verlaufen, schwärmt Keller, wobei wir wieder beim Wetter wären.

Im benachbarten Bad Schinznach sind die Besucherfrequenzen etwa auf Vorjahresniveau, sagt Daniel Bieri, Vorsitzender der Geschäftsleitung. Seit diesem Jahr zählen Schweiz Tourismus und das Bundesamt für Kultur Bad Schinznach zu den «30 wundersamen Orten der Schweiz», das dürfte so manchen zusätzlichen Gast in den Aargau führen. Auch ohne mieses Wetter.

Wegen einer umfassenden Grossrevision blieb die Tamina Therme des Grand Resort Bad Ragaz im Sommer 2024 geschlossen. Deshalb sei ein Vergleich mit dem Sommer des Vorjahres nicht möglich, so Alexandra Ellerkamp, Kommunikationsdirektorin des Grand Resorts. Im Winter 2023/24 seien die Frequenzen mit -1,2% leicht unter der Vor-Corona-Zeit gelegen, was die Stabilität des Angebotes unterstreiche.

Die Schliessung im Sommer habe es jedoch ermöglicht, bedeutende Modernisierungen umzusetzen und das Angebot gezielt weiterzuentwickeln. 5 Mio. CHF wurden in die umfassende Grossrevision investiert. «Diese Investitionen stellen einen wichtigen Meilenstein dar, der uns langfrisitg stärkt», so Ellerkamp. Das Thema der rutschigen Böden, das durch die Presse ging, sei behoben, die Sicherheit und der Komfort für die Gäste seien damit verbessert worden.

Investitionen für jüngeres Publikum

Auch Bad Zurzach hat einiges in die Hand genommen, um das Gesamterlebnis Thermalbad attraktiver zu machen. Alleine 3.4 Mio. CHF wurden in den Kinderbereich investiert, z.B. in eine 61 Meter lange Rutschbahn. Keller möchte nicht von einem Spassbad sprechen, weist aber darauf hin, dass sich durch die Investitionen das Publikum im Durchschnitt verjüngt hat. Es sei wichtig, dass sich Kinder konzentriert an einem Ort austoben könnten, ohne die Erwachsenen, die Erholung und Entspannung suchen, zu stören.

Bedeckt hält man sich in Bad Schinznach. Auf die Frage nach den investierten Mitteln verweist Daniel Bieri auf den Geschäftsbericht 2024, der im Frühling herauskommt. Recht allgemein wird vom stetigen Ausbau und Erhalt der Technik gesprochen.

Hohe Energiekosten machen weiterhin zu schaffen

Weiterhin zu kämpfen haben die die energie-intensiv arbeitenden Thermalbäder mit den hohen Energiekosten. So tut vor allem die Verdopplung des Strompreises weh. In Bad Zurzach, wo man sich von fossilen Energien komplett verabschiedet hat, fällt deshalb der Umstieg auf elektrische Energie besonders ins Gewicht. Die Inflation, so Keller, käme dann noch erschwerend hinzu.

Auch in Bad Ragaz bleiben die hohen Energiepreise eine erhebliche Herausforderung, auch wenn sich die Situation im Vergleich zur Strommangellage in 2022 etwas entspannt habe, so Alexandra Ellerkamp. Bad Ragaz habe Massnahmen ergriffen, um diesen Belastungen zu begegnen. So stehe im Fokus die kontinuierliche Optimierung der Energieeffizienz. Man habe durch den verstärkten Einsatz nachhaltiger Lösungen den Energieverbrauch spürbar senken können.

Es verwundert nicht, dass alle drei Thermalbäder u.a. wegen der hohen Energiekosten ihre Preise erhöht haben. So wurden in Bad Schinzach und Bad Zurzach die Preise zum 1.1.2024 erhöht, Bad Ragaz zog im November 2024 nach Abschluss der umfassenden Sanierungsmassnahmen mit teurerem Eintritt nach. Diese Erhöhung sei notwendig gewesen, um den gestiegenen Betriebskosten, der Erhöhung der Mehrwertsteuer sowie den kontinuierlichen Investitionen in die Modernisierung und Erweiterung der Infrastruktur gerecht zu werden, sagt Ellerkamp.

Ausblick

Alle drei Unternehmen sind zuversichtlich, was den Geschäftsverlauf des Jahres 2025 anbelangt. Rekordhohe Umsätze über Weihnachten und Neujahr konnte Bad Zurzach verzeichnen, der Start ins neue Jahr sei überaus erfolgreich verlaufen, freut sich Keller. In Bad Ragaz ist man davon überzeugt, dass die getätigten Investitionen langfristig positive Effekte haben werden und damit die Marktposition weiter gestärkt werden kann. In Bad Schinznach hingegen birgt das Geschäftsjahr 2025 laut Bieri einige Herausforderungen, auf die nicht näher eingegangen wird. Aber auch hier geht der Vorsitzende der Geschäftsleitung davon aus, dass man die Ergebnisse wieder verbessern könne.

Fazit

Die Thermalbäder an den drei Destinationen bilden nur einen Teil der jeweiligen Unternehmen ab. Hotellerie und Gastronomie sind ein wesentlicher Pfeiler in der Diversifikationsstrategie. Zusätzlich betreiben die Grand Resort Bad Ragaz AG und die Bad Schinznach AG Kliniken und Reha-Institutionen. Bad Ragaz lockt zudem mit Spielcasino und Golfplatz.

Die im Frühjahr 2025 erscheinenden Geschäftsberichte für das abgelaufene Geschäftsjahr werden weitere Aufschlüsse geben, wie die Unternehmen das Jahr gesamthaft wirtschaftlich gemeistert haben. Aber man darf aufgrund der guten Stimmung bei den Verantwortlichen davon ausgehen, dass es keine negativen Überraschungen geben wird.

Zumindest nicht im Bäderbereich bzw. beim Thermalwasser, den Wurzeln aller drei Unternehmen.

Kritische Mineralien: Erfolgs- und Engpass-Faktor für die Schweiz

0
Offener Abbau von Kupfer und anderen Mineralien. Bild: stock.adobe.com
Die Schweiz sowie viele EU-Länder sind arm an kritischen Mineralien. Im Bild der offene Abbau von Kupfer. Bild: stock.adobe.com

Das Rohstoffland Kanada hat schon lange eine «Critical Minerals Strategy», die EU hat seit März 2024 eine Verordnung zu «Kritischen Rohstoffen». Und im Dezember 2024 hat auch der Bundesrat der Schweizerischen Eidgenossenschaft den «Bericht über die Versorgung mit mineralischen Rohstoffen, die für die Energiewende benötigt werden», zur Kenntnis genommen. Alles gut also?

Die unvermittelt erhobenen territorialen Ansprüche der USA mit Blick auf die rohstoffreichen Länder Kanada und Grönland zeigen, dass das bisher Undenkbare schnell Realität werden kann. Gewachsene Partnerschaften zerbrechen, Allianzen können über Nacht zu Gegnerschaften werden. Der Nachbar Kanada soll 230 Jahre nach der Grenzziehung nun als 51. Bundesstaat von den USA geschluckt werden. Frankreich bot dem EU-Partner Dänemark an, ihm in der Verteidigung des seit 600 Jahren zum Staatsgebiet zählenden Grönland gegen Verletzungen der Souveränität von aussen beizustehen.

Rohstoff-Abhängigkeit Europas

Mineralien und Metalle sind für das eher rohstoffarme Europa essenziell, um in Industrie, Technologie, Wissenschaft und Forschung an der Spitze zu bleiben. In der Vergangenheit gab es selten Engpässe in der Versorgung mit Eisenerz, Kupfer, Öl, ausser in Kriegssituationen. Doch in früheren Zeiten sicherten Kolonien und später Abbaukonzessionen den stetig steigenden Bedarf Europas, insbesondere seit Beginn der Industrialisierung.

Rohstoffhunger steigt

Viele der leicht und kostengünstig abbaubaren Ressourcen sind in den letzten 100 Jahren jedoch abgetragen worden. Neue Vorkommen zu finden, wird schwieriger und die Gewinnung teurer. Zudem ändert sich das Nachfrageprofil. Blei ist kaum noch gefragt, Kupfer, Nickel, Kobalt und Germanium dagegen mehr und mehr. Rohstoff ist nicht gleich Rohstoff. Problematisch aus europäischer Sicht ist die Tatsache, dass viele der Ressourcen an kritischen und strategischen Mineralien in einigen wenigen Ländern konzentriert sind. Rund die Hälfte des Kupfers, des Schlüsselmetalls der modernen Zivilisation, kommt beispielsweise aus Chile und Peru. Lithium kommt überwiegend aus Chile, Argentinien, China und Australien auf den Weltmarkt.

Entwicklung des Kupferpreises in den letzten 25 Jahren (in USD). Quelle: tradingeconomics.com

Kritische Mineralien für Zukunftstechnologien unverzichtbar

Kritisch heissen manche Mineralien, weil die Produktion sogar hochgradig konzentriert ist. 98% des Elements Bor wird in der Türkei abgebaut. Kobalt kommt zu 90% aus der Demokratischen Republik Kongo. Bei Germanium, Gallium, Indium, Terbium, Europium und weiteren sogenannten Seltenen Erden kontrolliert China den Grossteil der Ressourcen, aber auch die Technologien zur Förderung, Verarbeitung und Veredlung.

Wenn Mineralien «strategisch» werden

Viele der Seltenen Erden sind unverzichtbar für SmartPhones, Displays, Halbleiter, Datenzentren, Solar- und Windkraftwerke, E-Mobilität und weitere Anwendungen, deren Nachfrage anzieht. Die Exportkontingente werden von China schon seit 2010 restriktiv gehandhabt, in den vergangenen Jahren sogar verschärft. Es ist Teil des Handelskrieges mit den USA. Die Exploration nach alternativen Lagerstätten hat bisher nur bescheidene Erfolge gebracht. Etliche Projekte wurden auch von Bevölkerung oder Regierung abgelehnt oder gekippt. Ein grösseres Vorkommen im Norden Schwedens wird wohl nicht vor 2035 die Förderung aufnehmen.

Rohstoff-Insel Grönland im Visier

Dem Griff Trumps nach Grönland kommt daher eine signalhafte Bedeutung zu. Nur 57’000 Menschen leben auf einem Gebiet, das sieben mal grösser als Deutschland ist. Der grönländische Eisschild taut schnell ab, und die Bevölkerung geniesst weitgehende Autonomie, strebt aber nach vollständiger Unabhängigkeit von Dänemark. U.a. wurden bereits grosse Vorkommen von Kupfer, Nickel, Kobalt und Lithium nachgewiesen, also den Elementen, bei denen die Nachfrage in den nächsten Jahrzehnten am stärksten ansteigt. Laut der EU-Road Map zur Klimaneutralität bis 2050 impliziert diese eine Steigerung der Nachfrage für Kupfer um 1000%, bei Nickel sogar um 2000%. Beiläufig erwähnt: Die USA besetzten Grönland nach der Invasion Dänemarks durch das Deutschen Reich von 1940 bis 1945. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde eine Militärbasis eingerichtet, die bis heute Bestand hat.

Kooperation Schweiz – EU

Die Schweiz ist zwar Sitz von einigen der weltweit grössten Rohstoff-Konzerne wie Glencore und Trafigura, doch bei der Rohstoff-Versorgung verlaufen die Handelsströme überwiegend durch die EU. Im Bericht für den Bundesrat heisst es zur Versorgungslage, dass die Industrie «hauptsächlich Halbfertigprodukte und Komponenten aus der EU verarbeitet». Abnehmer sind u.a. die Industrien Maschinenbau, Elektronik, Pharma, Nahrungsmittel, Chemie, Optik. Bei einigen Mineralien, darunter Kupfer, Graphit, Kobalt, Nickel, besteht eine starke Importkonzentration auf wenige Produktionsländer. Das Gesamtprofil der Schweiz unterscheidet sich kaum von dem der EU-Länder. Auch die Interessen sind gleich.

Im Bericht für den Bundesrat heisst es zur Versorgungslage, dass die Industrie «hauptsächlich Halbfertigprodukte und Komponenten aus der EU verarbeitet». Quelle: Mediendokumentation SECO, Dezember 2024

Diplomatie, Kreislaufwirtschaft und Innovationen durch Forschung

Die Schweiz engagiert sich in der Aussenwirtschaftspolitik u.a. für die Erleichterung von Importen und den Ausbau von Handelsabkommen. Konkret soll die Informationsbasis verbessert und ein periodischer Rohstoffbericht des Bundesrates zur Monitoring- und Steuerungsgrundlage werden. Auf nationaler Ebene sollen der Dialog mit Unternehmen und Verbänden, auch KMU, verbessert und Expertengruppen eingerichtet werden. International sollen die Beziehungen mit der EU weiter vertieft und auch Kooperationen und Investitionen geprüft werden. Kernpunkte beiben für die Schweiz die Fokussierung auf die Recycling-Wirtschaft sowie die Fortführung der Umweltpolitik mit der Förderung nachhaltiger Bewirtschaftung entlang des Lebenszyklus. Von hoher Bedeutung bleibt auch die Stärkung von Forschung & Innovation, beispielsweise die Entwicklung von Alternativmaterialien zur Substitution kritischer Mineralien. Bei vielen Zukunftsindustrien spielen die ETH und ihre Umgebung sowie weitere Forschungszentren global eine führende Rolle.

Kampf um Ressourcen und stabile Versorgung

Das bisher stabile Kanada ist insbesondere seit der russischen Invasion in der Ukraine ein Hoffnungsträger für Europa geworden. Die geo-politische Landkarte hat sich in den letzten Jahren gravierend geändert. China hat selbst einen grossen Rohstoffhunger und limitiert die Ausfuhren kritischer Mineralien zunehmend. China kontrolliert auch viele Minen in Südostasien, Afrika und Lateinamerika. Russland ist zwar sanktioniert, doch die Rohstoffe finden weiterhin ihren Weg zu den Endverbrauchern, auch als Gas im Westen, nur eben jetzt als LNG, da dieses nicht sanktioniert ist. Kanada mit seinen reichen Ressourcen hat sich als zuverlässiger langfristiger Partner bei der Versorgung mit kritischen Mineralien für Europa erwiesen. Der Ausbau der Förderung erfordert allerdings erst einmal Exploration, Planung, Infrastruktur und Finanzierung.

Kontrolle der Arktis

Kanada und auch Grönland sind nicht nur reich an Rohstoffen, sondern auch relativ bevölkerungsarm. Beide Länder liegen in arktischen Regionen und haben damit entsprechende Hohheitsansprüche. Und diese grenzen an die Russlands. Dazu kommt, dass sich das ewige Eis als Folge des Klimawandels schnell zurückzieht. Die Beringstrasse wird somit immer länger eisfrei. Sie verkürzt den Transportweg zwischen den USA und Ostasien um mehr als die Hälfte. Obwohl die Arktis geschützt werden soll, gibt es dort bereits Hunderte von Öl- & Gas-Projekten. Daran sind westliche Majors ebenso wie staatliche Ölgesellschaften beteiligt. Russland ist prominent vertreten und hat schnell in der plötzlich aufgeworfenen Grönland-Frage seine territorialen Ansprüche in der Arktis bekräftigt.

Recycling als Teil-Lösung

Die Welt ist offensichtlich unsicherer geworden, vor allem für Europa. Dies betrifft Lieferketten mit essenziellen Rohstoffen ebenso wie die Verteidigung und die territoriale Integrität. Mit Blick auf den Zugang zu kritischen und strategischen Mineralien ist die Fokussierung auf effiziente Recyclinglösungen, wie in der Schweiz praktiziert, ein wichtiger Weg, um Abhängigkeiten und hohe Kosten zu reduzieren. Ziel der EU ist es, den Anteil von Recyclingmaterial beim Verbrauch von Mineralien bis 2050 auf 25% zu erhöhen.

Treiber der Nachfrage

Ob Digitalisierung, Rechenzentren, KI oder Elektrifizierung der Mobilität – sie alle treiben den Bedarf an kritischen Rohstoffen exponenziell. Beispielsweise benötigen KI-gestützte Datenzentren aufgrund der Energiedichte rund 60% mehr Kupfer. Dazu treten nicht weniger dynamische Nachfragesteigerungen durch die rapide Entwicklung in Ländern wie Indien. Dort liegt der Kupfer-Verbrauch noch bei 0.3 kg pro Jahr und Kopf der Bevölkerung. In China sind es 7.1 kg, in Deutschland 13.7 kg.

Kupfer-Verbrauch pro Jahr und Kopf. Quelle: diverse nationale Institutionen

Die aktuellen und prognostizierten Wachstumsraten in Indien liegen bei fast 7%. Indonesien ist ebenfalls zu einer Lokomotive der Weltwirtschaft geworden. Ein Teil der Wachstumsraten von 5% p.a. ist auf intensivierten Bergbau zurückzuführen. Demgegenüber bewegen sich Europa und die USA bei rund 2% BIP-Wachstum und China bei über 4%.

Fazit

In den hochtechnologisierten modernen Gesellschaften basiert nahezu alles wirtschaftliche Geschehen auf dem Vorhandensein von Kommunikations- und Versorgungsinfrastruktur, Energie, Mobilität sowie ungebremsten Güterströmen. Damit KI, Digitalisierung und Elektrifizierung funktionieren, braucht es in wachsendem Ausmass Investitionen, die zu einer grossen und steigenden Nachfrage nach Mineralien und Metallen führen. Viele davon sind aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften bislang unersetzlich und ausserdem relativ rar auf dem Planeten gesät. Die Versorgung mit diesen kritischen und strategischen Elementen ist für das Florieren der Wirtschaft essenziell. Das Thema rückt durch die aktuellen geopolitischen Krisen und Konflikte auch für die «neutrale» Schweiz umso mehr in den Vordergrund, als nun vom zukünftigen Präsidenten der USA auch offen Verletzungen der territorialen Integrität nicht ausgeschlossen werden.

GV-Termine und Veranstaltungen