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Frohe Festtage und einen guten Start ins 2025!

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Liebe Leserinnen, liebe Leser

Wir danken Ihnen für Ihre Treue im vergangenen Jahr. Für die Weihnachtsfeiertage und das neue Jahr wünschen wir Ihnen alles Gute. Bleiben Sie gesund, zufrieden und weiterhin erfolgreich an der Börse – trotz der vielen Herausforderungen in der aktuellen Zeit.

Wir freuen uns, wenn Sie auch im kommenden Jahr wieder regelmässig unsere News, Interviews und Hintergrundbeiträge zu Schweizer Aktien auf unserem Blog lesen.

Verpassen Sie auch nicht unsere vier Branchentalks im 2025. Reservieren Sie sich schon heute die folgenden Termine:

1. April:        Immobilien, Cham
27. Mai:        Industrie, Zürich
21. August   Banken, Zürich
Okt./Nov.    Tourismus, Bern

schweizeraktien.net verabschiedet sich nun in die Weihnachtspause und ist ab dem 3. Januar 2025 wieder für Sie da.

Herzlichst

Ihr schweizeraktien.net-Team

Rigi Bahnen: Neue Umsatzrekorde für 2024 in Sicht

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Auch im Winter lädt die Rigi zu einem Besuch ein. Bild: rigi.ch
Auch im Winter lädt die Rigi zu einem Besuch ein. Bild: rigi.ch

Das Wetter war in diesem Jahr insbesondere im Sommer sehr durchzogen. Doch dies hat auf die Besucherzahlen auf der Rigi offenbar wenig Auswirkungen gehabt. Wie die Rigi Bahnen AG in einem jüngst veröffentlichten Aktionärsbrief schreibt, erwartet das Unternehmen bis Ende Jahr rund 900’000 Gäste und damit ein Gästeaufkommen wie im Vorjahr. «Dank der Verbesserung des durchschnittlichen Ertrages pro Gast steigt der Nettoerlös auf über 36 Mio. CHF», heisst es weiter. 2023 erzielte die Rigi Bahn AG einen Umsatz von 34.9 Mio. CHF. Auch beim operativen Ergebnis (EBITDA) wird ein Anstieg von 10.5 Mio. CHF auf «über 11 Mio. CHF» erwartet. Damit werden die Rekordzahlen aus dem Vorjahr übertroffen.

Für 2024 erwartet die Rigi Bahnen AG nochmals einen Anstieg beim EBITDA. Abb.: Rigi Bahnen Aktionärsbrief Dezember 2024

Mit Blick auf das kommende Jahr 2025 bleibt die Rigi Bahn zuversichtlich: «Aufgrund des 150-Jahr-Jubiläums der Arth-Rigi-Bahn, verbunden mit dem Rigi-Festspiel, erwarten wir leicht höhere Gästezahlen als im Jahr 2024», schreibt die Bahngesellschaft ihren Aktionären. Beim Nettoerlös rechne man mit einer weiteren Steigerung auf rund 37.5 Mio. CHF.

Die Aktien der Rigi Bahnen AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 10.30 CHF für eine Aktie bezahlt. In diesem Jahr wurde die Dividendenzahlung wieder aufgenommen. Bei einer gleichbleibenden Dividende von 20 Rappen je Aktie rentiert der Titel mit knapp 2%.

Philipp Lütolf, Hochschule Luzern: «Auch in hohen Lagen ist die Beschneiung essenziell geworden»

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Die Hochschule Luzern hat eine ausführliche Studie zur Finanzsituation der Schweizer Bergbahnen veröffentlicht. Darin untersucht Projektleiter Philipp Lütolf die wirtschaftliche Lage der Unternehmen vor und nach der Corona-Pandemie und fokussiert auf die Themen «Dynamische Preismodelle», «Anpassung Klimawandel» und «Grossinvestoren».

Im Interview mit schweizeraktien.net erläutert Lütolf, warum «Instagrammability» gerade für kleinere Skigebiete und Ausflugsdestinationen von Bedeutung ist, wie sich ausländische Investitionen in den Schweizer Alpen entwickeln werden und wann sich ein dynamisches Preismodell für die Anbieter, aber auch die Kunden, lohnt.

Prof. Dr. Philipp Lütolf ist Dozent und Projektleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit dem Finanzmanagement von KMU mit einem Schwerpunkt auf der Tourismusbranche. Bild: zVg

Herr Lütolf, das Wachstum des Verkehrsertrags der Bergbahnen fällt laut Ihrer Studie in allen Schweizer Regionen auf 5-Jahres-Sicht höher aus als das Wachstum der Ersteintritte. Das hat in erster Linie mit gestiegenen Preisen zu tun. Trifft die Prognose von Reto Gurtner von der «Weissen Arena» in Laax zu, dass wir bald 300 CHF für einen Tagesskipass bezahlen werden?

Also in 10 Jahren von aktuell ca. 100 auf 300 CHF würde einer jährlichen Preissteigerung von ca. 12% entsprechen. Aus «Kostenentwicklungsgesichtspunkten» halte ich das daher für weniger wahrscheinlich. Aber wenn man eine jährliche Preissteigerung von 4-5% unterlegt, landet man bei ca. 150 bis 200 CHF. Das ist aus meiner Sicht realistischer.

Die Tageskartenpreisspanne beträgt in Schweizer Skigebieten im Moment etwa 3. Das heisst von ca. 35 bis ca. 120 CHF. Verglichen mit Bekleidung, Möbel oder Autos ist das eine tiefe Spanne. Es könnte daher schon eine weitere Preisdifferenzierung geben. Aber meiner Meinung nach können nur wenige Gebiete in die genannte Preisregion aufsteigen.

«Wenn es attraktive Abos gibt, dann sind die hohen Preise zu relativieren»

Für mich sehr entscheidend ist aber auch die Frage: Wo sieht man weitere Ticketpreise wie z.B. den Saisonkartenpreis, wenn die Tageskarten 200 bis 300 CHF kosten? Gemäss Geschäftsbericht der Vail Gruppe kaufen in den US-amerikanischen Gebieten nur 5% der Gäste an Kassen und bezahlen Preise zwischen 250 und 300 Dollar. Mehr als zwei Drittel der Ticketeinnahmen werden bereits vor der Saison realisiert. Nicht nur mit Saisonkarten. Auch mit Wahltagesabos. Wer vor der Saison bspw. ein 4-Tageswahlabo kauft, bezahlt pro Tag «nur» 120 USD – und nicht 300 USD pro Skitag. Wenn es attraktive Abos gibt, dann sind die hohen Preise zu relativieren. Die Bergbahnen müssen viel investieren und sich vor der Saison «committen», die ganze Saison unabhängig von den Bedingungen zu bestreiten. Also könnte man vom Gast schon auch vor der Saison ein Commitment für 4 Tage oder im Falle der Saisonkarte für mehr Tage verlangen, wenn entsprechende Angebote attraktiv sind.

Mit den Beteiligungen in Andermatt-Sedrun und Crans Montana hat die Vail Resorts Gruppe sehr viel Aufsehen erregt. Insbesondere die hohen Kassenpreise für Skitageskarten in amerikanischen Skigebieten von bis zu rund 250 USD führen hierzulande zur Besorgnis. Was hat es mit den Befürchtungen auf sich?

Das würde ich nicht befürchten. Ich glaube nicht, dass ein Skigebiet wie Andermatt-Sedrun, welches stark von Tagesgästen frequentiert ist, Preise von 250 CHF durchsetzen könnte. Dies würde alleine schon nicht funktionieren, weil die Tageskarten in Engelberg, Davos, Lenzerheide etc. dann rund zwei Drittel billiger wären. Zudem bezahlen, wie bereits erwähnt, in den amerikanischen Skigebieten der Vail Gruppe nur ca. 5% der Gäste die hohen Kassenpreise. Wenn die Tageskarten wirklich in diese Dimension gehen würden, dann bin ich mir sicher, dass es preiswerte Umgehungsmöglichkeiten in Form von Wahlabos und/oder Saisonkarten geben würde.

Werden wir in Zukunft vermehrt ausländische Investoren sehen, die in den Schweizer Alpen investieren? Was sind dabei die Chancen, was die Risiken?

Ich denke, dass dies nur punktuell der Fall sein könnte. Wenn man sich viele Gebiete mit ausländischen Investoren anschaut, wie Saas Fee, Andermatt oder Crans Montana, dann waren dies aus finanzieller Sicht nicht gerade Erfolgsstorys, bevor die aktuellen ausländischen Investoren eingestiegen sind. Dies zeigt sich jetzt ja auch gerade im Wallis, wo Christian Mars als Investor in Belalp, Hohsaas und Grächen einsteigen möchte. Obwohl die drei Unternehmen finanziell nicht gerade gut gestellt sind, scheint mir zumindest gemäss Medienberichterstattung, dass der ausländische Investor nicht gerade willkommen ist. Ausländische Investoren werden vor allem dann einsteigen können, wenn es zu finanziellen Problemen kommt und keine alternativen lokalen Lösungen möglich sind.

«Positiv an ausländischen Investoren ist sicherlich, dass sie wohl risikofreudiger sind und eher investieren»

Positiv an ausländischen Investoren ist sicherlich, dass sie wohl risikofreudiger sind und eher investieren. Negativ ist, dass die Lokalen die Kontrolle über ihre Bergbahnen verlieren. Solange es wirtschaftlich gut läuft, kann das unproblematisch sein. Aber was ist, wenn ein Skigebiet, wie z.B. Andermatt oder Crans Montana, bei den US-amerikanischen Gästen plötzlich nicht mehr so beliebt ist und für den Epic-Pass keine Rolle mehr spielt? Wird dann noch in die Skigebiete investiert? Die französische Skigruppe Compagnie des Alpes war in der Vergangenheit in Verbier, Saas Fee und Riederalp (heute Bestandteil der Aletsch-Bahnen) an den Bergbahnen beteiligt. Es kam in allen drei Fällen zu Streitigkeiten, und heute ist die Compagnie des Alpes an keinen Schweizer Skigebieten mehr beteiligt.

Sie machen in Ihrer Studie eine Unterscheidung in Ausflugsbergbahnen und Wintersportbergbahnen. Inwieweit ist diese Unterscheidung zielführend? Gibt es da nicht auch Überschneidungen, z.B. bei den Jungfraubahnen oder Titlisbahnen, die Sie zu den Ausflugsbergbahnen rechnen?

Die Bergbahnen am Pilatus und in der Lenk sind nicht miteinander vergleichbar. Letztere ist grösstenteils auf den Wintersport ausgerichtet. Wenn die Schneeverhältnisse in den Weihnachtsferien ungenügend sind, ist das Jahresergebnis kaum mehr zu retten. Investitionen in die technische Beschneiung sind sehr wichtig. Zudem verlangt der anspruchsvolle Gast eine grosse Pistenvielfalt, welche mit teuren Anlagen zu erschliessen ist. Die meisten dieser Anlagen verdienen von Frühling bis Herbst kein Geld. Die Ausflugsbahnen kennen die ganzen Schneesorgen nicht. Ihre Infrastruktur ist oft schlanker. Aus einer finanziellen Perspektive sind die zwei Bergbahntypen daher unterschiedlich zu beurteilen. Auch im Hinblick auf das Wachstum. Die Ausflugsbergbahnen haben in den letzten zwanzig Jahren das Gästeaufkommen deutlich gesteigert. Die Skierdays sind auf zwanzig Jahre gerechnet rückläufig. Sie haben aber recht, es gibt auch Überschneidungen. Bergbahnunternehmen, in welchen die Nicht-Skifahrer für die Mehrheit der Erträge sorgen, gelten für mich als Ausflugsbergbahnen. Beispiele: Jungfraubahn, Titlisbahnen oder Brunni Bahnen Engelberg. Übrigens, auch die Rigi Bahnen bieten noch Pisten-Skifahren an.

Nach Ihrer Studie haben die Bergbahnen die Pandemie-Einschnitte relativ gut verkraftet. Bei den Ausflugsbergbahnen habe Corona rund 260 Mio. CHF an investierbarem EBITDA gekostet, schreiben Sie. 100 Mio. CHF mussten an neuen Krediten aufgenommen werden. Sind vor diesem Hintergrund Gross-Investitionen, wie sie beispielsweise auf dem Titlis oder dem Schilthorn vorgenommen werden, vertretbar?

Weil die im stark im Geschäft mit interkontinentalen Gästen tätigen Bergbahnunternehmen in den Jahren vor Corona sehr erfolgreich waren, waren im Jahr 2020 viele nur sehr wenig verschuldet. Die Titlisbahnen hatten beispielsweise per Ende Oktober 2019 keine verzinslichen Schulden. Per April 2024 weisen sie Bankkredite von rund 16 Mio. CHF aus. Dies ist deutlich weniger als ein Jahres-EBITDA. Selbst wenn sie 100 Mio. CHF zusätzliche Schulden aufnehmen müssen, steigt die Verschuldung «nur» auf ca. 4 bis maximal 5mal EBITDA. Dies sind Werte, welche unter den Wintersportbahnen weit verbreitet sind. Weil Grossprojekte wie bei den Titlis- oder Schilthornbahnen Umsatz- bzw. EBITDA-Wachstum ermöglichen, wird die Verschuldung rasch wieder reduziert werden können. Daher sind diese Projekte aus meiner Sicht vertretbar. Um im Wettbewerb um die internationalen Gäste bestehen zu bleiben, braucht es eine moderne Infrastruktur.

«Um im Wettbewerb um die internationalen Gäste bestehen zu bleiben, braucht es eine moderne Infrastruktur»

75% der Logiernächte der für die Ausflugsbergbahnen wichtigen internationalen Gäste fallen auf lediglich gut 10% der Gemeinden. Nur 25% hingegen auf die restlichen 90%. Wie könnte man eine bessere Steuerung der Gästeströme bewerkstelligen?

Eine Steuerung der Gästeströme ist wohl sehr schwierig. Dies zeigt sich daran, dass sich in den letzten zehn Jahren bezüglich dieser Fokussierung auf wenige Orte fast nichts verändert hat. Der zu beobachtende Trend von grossen Reisegruppen hin zu kleineren Gruppen oder sogar zu Individualreisenden und die zunehmende Beliebtheit, die Schweiz mit dem Zug bzw. mit dem Swiss Travel Pass zu bereisen, könnte punktuell zu einer etwas breiteren Streuung führen. Aber es ist nun mal so, dass die Leute an die bekannten Spots reisen, welche sie kennen und welche ihnen empfohlen werden. Schweizer besuchen in den USA auch vor allem New York City, Florida oder Kalifornien. Orte wie Kansas, Nebraska oder Ohio sind ja auch nicht in unserem Fokus.

Was muss die breite Masse der Anbieter, die nicht im Fokus der international Reisenden stehen, tun, um für diese Klientel interessanter zu werden?

Ich glaube, das Wichtigste ist, Aufmerksamkeit zu bekommen. Das heisst: Es braucht «Instagrammability». Entweder muss ich die passenden Angebote dafür schaffen. Oder die Leute entdecken sie selbst. Selbstverständlich ist es unter sonst gleichen Bedingungen einfacher, wenn die neuen Angebote in einer Region sind, in welcher bereits viele internationale Gäste unterwegs sind. Ein gutes Beispiel dafür ist der Gipfelwanderweg auf dem Stoos, der in den letzten Jahren einen starken Gästezustrom spürt. Aber ein bekanntes Beispiel ist auch der Äscher, welcher sich nicht gerade in einer Hot-Spot-Region für interkontinentale Touristen befindet.

Ohne künstliche Beschneiung geht es eigentlich praktisch nirgends mehr, auch in hohen Lagen. Was raten Sie Bergbahnen in mittleren und tiefen Lagen in Bezug auf Kunstschnee? Lassen sich Investitionen in technische Beschneiung überhaupt rechtfertigen, da es ja auch in diesen Lagen tiefe Temperaturen braucht?

Die Kosten der Beschneiung sind wie eine Versicherungsprämie zu betrachten. Ohne Schnee ist der Schaden insbesondere in den Weihnachtsferien immens. Daher lohnt es sich, viel in die Beschneiung zu investieren. Klar, unter einer bestimmten Höhenlage ist eine effiziente, ergiebige Beschneiung wohl nicht möglich. Die Grenze ist schwierig zu ziehen. Nicht nur Höhenlage, sondern auch mikroklimatische Gegebenheiten wie z.B. Kaltluftseen in Tallagen oder die Exposition sind zu berücksichtigen. Wenn eine Versicherung des Skigeschäfts über die Beschneiung nicht möglich ist, dann sollte der potenzielle Schaden möglichst reduziert werden. Dies kann einerseits dadurch geschehen, dass Skisport-unabhängige Angebote geschaffen werden. Andererseits sollte man schauen, dass die Fixkosten möglichst tief bleiben. D.h. zum Beispiel, dass die Infrastruktur möglichst günstig gehalten werden muss. In beiden Fällen lassen sich schneelose Zeiten zumindest etwas besser verkraften.

«Auch in hohen Lagen ist die Beschneiung essenziell geworden»

Aber auch in hohen Lagen ist die Beschneiung essenziell geworden. Dank der Beschneiung können bereits ab dem ersten Saisontag perfekte Pisten geboten werden. Ich erinnere mich noch gut an die 80er oder 90er Jahre, als die Pisten zu Saisonbeginn oft noch ziemlich steinig waren. Dies würde der Gast heute wohl kaum noch akzeptieren.

Investitionen in die Beschneiung seien im Hinblick auf die Ertrags- und damit auch auf die EBITDA-Sicherung gegenüber Investitionen in Transportanlagen prioritär zu betrachten, so Ihre Studie. Also lieber Schnee, dafür veraltete Transportmittel?

Ohne Schnee nützen die teuersten Transportanlagen nichts. Es macht keinen Sinn, neue, teure Sessel- oder Gondelbahnen zu bauen, wenn nicht zumindest die entsprechenden Hauptpisten effizient beschneibar sind. Klar, in der Top-Liga der Skigebiete braucht es gute Transportanlagen und schneesichere Pisten. Aber in mittleren Gebieten würde ich der Beschneiung die höhere Priorität geben.

Gerade die Wintersportbergbahnen in mittleren und tiefen Lagen haben wegen des Klimawandels erhebliche Probleme, gewinnbringend zu wirtschaften. Wie sehen Sie vor diesem Hintergrund die Bemühungen vieler Bahnbetreiber, vermehrt auch in das Sommergeschäft zu investieren?

Diese Bemühungen sind wichtig. Und sie sind auch vielerorts erfolgreich. Es gibt Destinationen, etwa in Graubünden und im Wallis, welche 40 bis 50% der Logiernächte im Sommer generieren. Die Bergbahnen erzielen in diesen Gebieten im Sommer jedoch oft weniger als 20% der Eintritte und höchstens 10% der Erträge. Das Problem liegt erstens darin, dass im Sommer mehr bergbahnunabhängige Aktivitäten bestehen. Zudem haben die Gäste im Sommer stärker das Gefühl, dass Angebote (neben der Transportleistung) gratis sein sollten.

«Das Sommergeschäft wird lukrativ, wenn die Bergbahnen möglichst werthaltige Angebote schaffen»

Der Durchschnittsertrag je Skifahrer beträgt in diesen Gebieten oft das 3- bis 4fache des Durchschnittsertrags eines Sommergastes. Dies bedeutet, um einen Skifahrer umsatzmässig zu ersetzen, braucht es teilweise bis zu 4 Sommergäste. Das Sommergeschäft wird lukrativ, wenn die Bergbahnen möglichst werthaltige Angebote schaffen, welche von möglichst vielen Gästen nachgefragt werden, welche die Benutzung von möglichst vielen Anlagen erfordern und welche über eine möglichst lange Saisondauer betrieben werden können. Betreffend des Gästepotenzials sind nahe am Mittelland gelegene Bergbahnunternehmen im Vorteil. Zwei Angebote, welche sich in den letzten Jahren für ihre Anbieter sehr positiv ausgewirkt haben, sind etwa der Gipfelwanderweg auf dem Stoos und die Fünf-Seen-Wanderung im Pizolgebiet. Es ist davon auszugehen, dass die Durchschnittserträge aus diesen Angeboten dem Skitageskartenpreis «relativ» nahekommen.

Inwieweit sind die Ausflugsbergbahnen im Gegensatz zu den Wintersportbergbahnen jahreszeitenunabhängig? Sie sind doch auch abhängig vom guten Sommerwetter beispielsweise.

Ausflugsgebiete, welche insbesondere auf Schweizer Gäste setzen, die zum Wandern oder zum Geniessen der Aussicht kommen, sind genauso wetterabhängig wie die Wintersportbahnen. Die Volatilität der Sommer- und Winterverkehrserträge ist bei den Wintersportbahnen in etwa gleich hoch. Die Ausflugsbahnen haben den Vorteil, dass sie nur wetter-, nicht aber schneeabhängig sind. Dafür hat das Wintergeschäft den Vorteil, dass Saisonkarten und Mehrtageskarten verkauft werden können, was sich stabilisierend auswirkt. An Stabilität gewinnt das Ausflugsgeschäft mit Gästen aus den Fernmärkten, welche deutlich weniger wettersensitiv sind. Am besten diesbezüglich ist sicherlich das Gruppengeschäft. Aber ein Vorteil aller Ausflugsbergbahnen ist, dass die Infrastruktur gegenüber den Wintersportbahnen schlanker ausfällt, was zu weniger Fixkosten in Form von Abschreibungen führt.

Sie widmen einen grossen Teil Ihrer Studie den Auswirkungen von dynamischen Preismodellen. Allerdings scheint sich nach den Ergebnissen kein klares Bild abzuzeichnen, ob dynamische Preise einen positiven oder negativen Effekt auf den Ertrag haben. Warum ist die Implementierung eines dynamischen Preismodells komplex, wie Sie anmerken?

Die Preisdynamik spielt ja nach oben und nach unten. In einigen Skigebieten spielt die Preisdynamik fast nur nach oben. Die Preise können, teilweise deutlich, gesteigert werden, praktisch ohne dass Gäste verloren gehen. Die Marktstellung lässt dies offensichtlich zu. Nur sehr wenige Gäste bezahlen dann weniger als vorher zu Fixpreiszeiten. Dann ist klar, dass der Verkehrsertrag und damit auch das EBITDA dank des dynamischen Preismodells steigen. Man hätte zwar die Preise auch in einem Fixpreissystem anheben können. Mit dynamischen Preisen lässt sich das jedoch etwas diskreter bewerkstelligen.

Andere Gebiete müssen aufpassen, dass sie einerseits die Preise nicht so stark anheben, dass Gäste verloren gehen. Andererseits müssen sie darauf achten, dass sie nicht zu viele Frühbucher nicht zu stark belohnen. Dies erfordert komplexe Analysen und Einschätzungen. Die Zahlen zeigen, dass es in einigen Gebieten sehr gut gelingt, in anderen jedoch weniger.

Erste Anbieter wie Andermatt-Sedrun oder Sörenberg verabschieden sich bereits wieder von dynamischen Preismodellen. Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?

Eine Gemeinsamkeit der beiden Gebiete ist ein hoher Tageskartenanteil. Unter sonst gleichen Bedingungen denke ich, dass ein dynamisches Preismodell für Aufenthalts- bzw. Mehrtagesgäste attraktiver ist. Die Sörenberg Bergbahnen haben über die Medien verlauten lassen, dass sich die Kunden eine Rückkehr zu statischen Preisen gewünscht haben. Zudem wird auf eine mangelnde Schneesicherheit verwiesen. Das sehe ich auch so. Vorauskäufe sind schwierig, wenn nicht eine sehr hohe Schneesicherheit erwartet werden kann. Ich würde nur für wenige Skigebiete ein Skiticket für die Weihnachtsferien Wochen im Voraus erwerben.

Insgesamt lässt sich nach Ihrer Studie feststellen, dass die meisten Bergbahnen wirtschaftlich gut unterwegs sind. Worauf müssen die Anbieter in Zukunft besonders achten, um weiterhin erfolgreich zu sein?

Wichtige Voraussetzung für den finanziellen Erfolg ist eine möglichst hohe und konstante Auslastung der Anlagen: Zentral ist daher die Fähigkeit, über die Wintersaison unabhängig von Wetter- und Schneeverhältnissen einen konstant hohen Ertrag zu generieren und/oder die Fähigkeit, auch über das Sommerhalbjahr einen konstant hohen Ertrag zu generieren. Wenn zumindest eine dieser beiden Bedingungen erfüllt ist, sollte eine zumindest genügende Finanzsituation resultieren. Realistischerweise verfügen nicht alle Bergbahnunternehmen über das Potenzial dazu. Da in diesen Fällen die gewünschte regelmässige (Jahres-)Auslastung kaum erreicht werden kann, müssen die Fixkosten möglichst gering gehalten werden. Wichtige Aspekte im Hinblick auf diese Zielsetzung sind etwa eine einfache, günstige Transportinfrastruktur und ein allgemein gutes Kostenmanagement. Ein Überleben ganz ohne Finanzierungen mit à-fonds-perdu-Charakter ist dann jedoch sicherlich schwierig.

Herr Lütolf, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Schilthornbahn: «Steilste Seilbahn der Welt» nimmt ihren Betrieb auf

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In nur vier Minuten fährt die neue Bahn ihre Gäste von Stechelberg im Lauterbrunnental ins autofreie Bergdorf Mürren. Bild: zvg
Im Rahmen einer grossen Feier eröffnete Christoph Egger (rechts), CEO der Schilthornbahn AG, die «steilste Seilbahn der Welt». Bild: schweizeraktien.net

Mitten in der Pandemie eröffnete die Jungfraubahn im Berner Oberland ihr Millionenprojekt Eiger Express, um Gäste noch schneller auf das Jungfraujoch sowie ins Wander- und Skigebiet Kleine Scheidegg zu bringen. Jetzt hat die Schilthornbahn im benachbarten Tal nachgezogen: Am Freitag wurde mit der Verbindung von Stechelberg nach Mürren die «steilste Seilbahn der Welt» eröffnet. Auch die zweite Sektion auf der Strecke zum Schilthorn ist bereits teilweise in Betrieb. Im Frühjahr 2026 soll schliesslich auch der dritte Abschnitt von Birg auf das Schilthorn vollständig in Betrieb gehen und das als «Schilthornbahn 20XX» bezeichnete Generationenprojekt abgeschlossen sein.

In vier Minuten von Stechelberg nach Mürren

In nur vier Minuten fährt die neue Bahn ihre Gäste von Stechelberg im Lauterbrunnental ins autofreie Bergdorf Mürren. Bild: zvg

Ab sofort können Fahrgäste vom Lauterbrunnental in nur vier Minuten in das autofreie Bergdorf Mürren fahren. Bisher war dies nur mit Umsteigen in Gimmelwald möglich. Die Fahrbahnlänge beträgt knapp 1’194 Meter. Während der Fahrt wird eine Höhe von 775 Metern überwunden. Zusätzlich zu den Personen können Gepäck und Waren in einem unterhalb der Kabine befestigten Container transportiert werden. Ein vollautomatischer Verladeroboter übernimmt dabei die Güterlogistik. In den zwei Seilbahnkabinen ist Platz für 85 Personen. Insgesamt können so 800 Personen pro Stunde transportiert werden – bisher waren es nur rund 320 Personen pro Stunde.

Gleichzeitig mit der Direktverbindung von Stechelberg nach Mürren wurde die erste Spur der neuen Bahn auf der zweiten Sektion Richtung Schilthorn-Gipfel, zwischen Mürren und Birg, in Betrieb genommen. Sie ist schweizweit die erste Bahn des Typs Funifor. Zu den Vorteilen des Funifor-Systems zählen die hohe Windstabilität sowie die Möglichkeit, zwei Bahnen unabhängig voneinander fahren zu lassen. Während der Wintermonate werden auf dieser Strecke sowohl die alte als auch die neue Bahn nebeneinander in Betrieb sein, um die Förderleistung im Skibetrieb zu gewährleisten. Die Eröffnung der zweiten Funifor-Spur ist nach Angaben der Schilthornbahn im November 2025 geplant.

Fertigstellung des Gesamtprojekts im Jahr 2026

Mit der Eröffnung der «steilsten Seilbahn der Welt», welche die Schilthornbahn mit über 600 Gästen feierte, ist das Projekt 20XX allerdings noch nicht ganz fertig. Es fehlt noch die dritte Sektion von Birg bis auf das Schilthorn. Seit Mitte Oktober ist der Betrieb auf der obersten Sektion zwischen Birg und Schilthorn eingestellt. Es ist geplant, dass am 15. März 2025 die erste Spur der neuen Seilbahn auf den Gipfel in Betrieb genommen wird. Die zweite Spur folgt im Frühjahr 2026, womit das Projekt abgeschlossen sein soll.

Die Kosten des gesamten Projekts wurden bisher auf rund 100 Mio. CHF beziffert. Allerdings wies der Verwaltungsrat anlässlich der Generalversammlung im Juni 2024 darauf hin, dass es zu Kostenüberschreitungen im Rahmen von rund 10% kommen könnte.

Fazit

Die Aktien der Schilthornbahn AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. In diesem Jahr hat der Aktienkurs rund 7% verloren. Zuletzt wurden die Aktien zum Preis von 1’255 CHF gehandelt. Insbesondere die Unsicherheit bezüglich der Baukosten, des Einnahmeausfalls wegen des baubedingten Betriebsunterbruchs sowie das Aussetzen der Dividende aufgrund der Covid-Härtefallgelder lasten noch auf dem Aktienkurs.

Haben die Aktien der Schilthornbahn ihren Boden gefunden? Chart: otc-x.ch

Hingegen reflektiert der Kurs das Potenzial, welches sich durch die enorme Kapazitätssteigerung ergeben sollte, noch nicht. Dies könnte sich allerdings ändern, sobald das Bauprojekt erfolgreich und ohne weitere Kostenüberschreitungen abgeschlossen ist und sich zeigt, dass die Kapazitätserweiterung zu dem gewünschten Erlössprung führt. Bis dahin brauchen die Aktionäre weiterhin noch etwas Geduld.

SwissShrimp: Crevettenzüchter aus Rheinfelden setzt neue Standards

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SwissShrimp setzt auf Abwärme für das Beheizen der Zuchtbecken. Zudem auf moderne Anlagen für die Verarbeitung der beliebten Krustentiere. (Bild: zVg)

SwissShrimp aus Rheinfelden zeigt, wie nachhaltige Lebensmittelproduktion aussehen kann: ressourcenschonend und qualitativ einwandfrei. Die ersten Jahre des Lebensmittel-Start-ups waren hart. Doch nun ist die Finanzierung gesichert.

«Crevetten» aus der Schweiz statt aus Ecuador? Nachhaltige Produktion statt Bedrohung der Mangrovenwälder? SwissShrimp AG ist ein Unternehmen in Rheinfelden, das Shrimps ressourcenschonend und ohne Antibiotika züchtet. Die Becken werden mit Abwärme aus der benachbarten Salzproduktion beheizt. Diese Methode spart Energie und reduziert CO₂-Emissionen erheblich. Dank der kurzen Transportwege bleiben die Shrimps zudem besonders frisch und qualitativ hochwertig.

Start-up musste erst «das Schwimmen lernen»

Seit 2019 produziert das Aargauer Unternehmen Shrimps am Standort Rheinfelden. Aktuell sind die Shrimps in drei Grössen zu haben: Medium, Large und Jumbo. Besonders beliebt sind die schmackhaften Krustentiere in der Advents- und Weihnachtszeit, zu Ostern – oder im Sommer, für Grillgerichte. «Die Jumbos sind ein Highlight in der Gastronomie, während Privatkunden oft die Large-Variante bevorzugen», sagt Matthias Laube, der neue CEO.

Das Unternehmen musste indes selber erst «das Schwimmen lernen». Im Jahr 2022 traten Produktionsprobleme auf, insbesondere bei der Überlebensrate der empfindlichen Tiere. Dies führte 2023 zu einer vorübergehenden Produktionspause, in der die Anlage gründlich gereinigt und optimiert werden musste. Matthias Laube erklärt: «Diese Phase war hart. Aber sie hat uns auch ermöglicht, unsere Prozesse nachhaltig zu verbessern – und die Basis für stabiles Wachstum zu legen.» Dank der Zusammenarbeit mit Fachleuten – und finanzieller Unterstützung durch Investoren – konnte die Produktion im Oktober 2023 erfolgreich neu hochgefahren werden.

Ökologischer Schulterschluss mit der Saline Riburg

SwissShrimp verwendet geschlossene Salzwasserkreislauf-Anlagen. Diese filtern das Wasser und bereiten es für die Wiederverwendung auf. So wird die wohl wertvollste Ressource geschont. Die Larven werden lebend importiert und in «Kinder-Zuchtbecken» an die Bedingungen vor Ort gewöhnt. Nach etwa 20-30 Tagen kommen sie in grössere «Grow-Out-Becken», wo sie innerhalb von total 70-100 Tagen zu «erntefähigen Shrimps» heranwachsen. Überschüssige Ernten friert der CH-Hersteller ein, um eine stabile Versorgung zu gewährleisten.

Die Beheizung ist doch sicher extrem energieaufwendig? «Die Becken werden durch Abwärme aus der Salzproduktion beheizt», erklärt Laube. Er betont: «Unsere enge Zusammenarbeit mit der Saline Riburg ist ein Schlüsselelement der nachhaltigen Produktion». Das leuchtet ein. Denn auch Herr und Frau Schweizer zuhause brauchen am meisten Energie pro Jahr für das Heizen.

Frische und tiefgekühlte Shrimps bietet das Unternehmen direkt über den firmeneigenen Webshop an. Vor allem Privatkunden, aber auch Gastronomiebetriebe sowie der Detailhandel können dort einkaufen.

Schweizer Salz hilft für einmal, nicht nur den Geschmack von Shrimps (und anderen Genussmitteln) aufzupeppen. Die Saline Riburg liefert auch viel Heizenergie für die Zuchtbecken von SwissShrimp. (Bild: zVg)

Lokalbezug, erneuerbare Energie, moderne Technik

SwissShrimp verbindet nachhaltige Produktion mit modernen Anlagen. Es werden keine Antibiotika oder andere bedenkliche Wasserzusätze verwendet. Das Futter ist gentechfrei und stammt von Schweizer Lieferanten. Eigene Photovoltaikanlagen reduzieren zudem den Stromverbrauch. In der Verarbeitung werden Schockfroster und Schälmaschinen eingesetzt, um einen effizienten Abauf zu gewährleisten.

Matthias Laube hebt hervor: «Wir arbeiten stetig daran, diese Stärken noch auszubauen – und die jeweils neusten ökologischen Top-Standards zu erfüllen. Umweltverträglichkeit und Innovation müssen bei einem Schweizer Unternehmen für Genussmittel einfach auf der Fahne stehen».

«Schwarze Null» als Ziel für nächstes Jahr

SwissShrimp hat seit 2019 wichtige Meilensteine erreicht. Im Jahr 2023 wurden die Anlagen nämlich aufgrund von Produktionsproblemen saniert. «Dabei haben wir neue Technologien implementiert, um fortan reibungslos operieren – bzw. aufzüchten und verarbeiten – zu können», sagt Laube.

Finanziell war das Jahr 2024 eine Herausforderung. Ein Liquiditätsengpass machte Unterstützung aus dem Aktionariat und durch Partner nötig. «Dank Kapitalerhöhungen in den Jahren 2023 und 2024 konnten wir uns wieder fangen und die Basis für die Zukunft legen». Die Investoren hätten Vertrauen in die Vision des Schweizer Crevetten-Züchters.

Was sind die Zukunftspläne? Matthias Laube nennt hier  eine verbesserte Abwasseraufbereitung, den Ausbau der Tiefkühllagerkapazitäten und die Optimierung der Prozesse für höhere Produktionsmengen. «Bis 2027 wollen wir 90 Tonnen Shrimps jährlich produzieren». Den Break-even strebt der CEO für nächstes Jahr an.

Nachhaltige Produktion statt Bedrohung der Mangrovenwälder (z.B. in Ecuador): Das Schweizer Lebensmittel-Start-Up züchtet Shrimps ohne den Einsatz von Antibiotika. (Bild: zVg)

Warum Rheinfelden-Shrimps statt Massenware?

SwissShrimp bietet dank der lückenlosen Kontrolle der eigenen Zucht stets Shrimps von herausragender Frische und Qualität. «Unsere Kunden schätzen vor allem die zarte Konsistenz sowie den unverfälschten Geschmack». Gerade letzteres ist ja so oft der Unterschied zwischen Masse und Klasse. «Das heisst natürlich auch, dass 100 Gramm bei uns mehr kosten als beim Grossisten», sagt Laube. «Ich bin überzeugt, dass Qualität und Schonung der Umwelt diesen Preisunterschied mehr als rechtfertigen.»

Der Schweizer Markt für Shrimps umfasst jährlich circa 9’000 Tonnen. «Wir haben also wortwörtlich noch Raum, bis ‘das Becken für unsere Produkte in der Schweiz voll ist’.»

Lieber günstige Shrimps, Herkunft egal? Was heute das Portemonnaie schont, trägt zur Bedrohung der Zukunft von uns allen bei. (Bild: zVg)

Das Unternehmen plant zudem, unabhängiger von Importen zu werden – und neue Produkte auf den Markt zu bringen. «Zum Beispiel möchten wir eine eigene Larvenzucht aufbauen, was uns ganz unabhängig von Importen machen würde», so Matthias Laube. Aktuell lässt er die «Crevetten-Babies» nämlich noch einfliegen – immer mit den damit verbundenen Risiken wie Flugverspätungen, medizinische Notfälle mit Passagieren usw. «Haben wir diese Herausforderung ebenfalls gemeistert, werden wir komplett vertikal integriert sein.»

Eine OTC-Investitions-Chance für 2026? Nein, der Sekundärhandel für das Start-Up ist immer noch ausgesetzt. «Der Verwaltungsrat wird sich zu gegebener Zeit mit der Wiederaufnahme befassen», so Matthias Laube.

Fazit

Die früher OTC-gehandelte SwissShrimp AG schwimmt nicht nur mit dem Strom – und geniesst auch nicht bloss das wohlig lauwarme Bad eines kompetenten Genussmittel-Produzenten. Stattdessen zeigt das 2019 gegründete Unternehmen, wie nachhaltige Lebensmittelproduktion heute den Schwimmstil vorgibt. Aktionäre der ersten Stunde brauchten zwar viel Geduld und mussten Verluste verschmerzen. Doch beides hat sich offenbar gelohnt: Für einen Genuss mit gutem Gewissen.

OTC-X Dividendenstrategie 2025: Wer bietet mehr als 3% an der Ausserbörse?

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Wachstumsprozess in einer lebendigen Umgebung. Bild: stock.adobe.com

Ein neues Jahr steht vor der Tür – und damit auch eine neue Dividendensaison. Für langfristig orientierte Anleger entfällt ein grosser Teil der Kapitalrendite auf die Ausschüttung. Kontinuität oder Veränderungen sind wichtig und weisen darüber hinaus auch die Richtung für die weitere Entwicklung der Aktie. Welche ausserbörslich gehandelten Valoren verdienen die Beachtung der Investoren?

Die Inflation scheint zwar rückläufig, doch viele kostentreibende Faktoren sind auch in der Schweiz am Werk. Die Aktionäre sehen zwar in jedem wirtschaftlichen Umfeld gerne Dividendenerhöhungen, doch in einer schwieriger werdenden Konjunkturlage wählen sie auch aktiv diejenigen Aktien, deren Prognosen positiv ausfallen. Kurz vor Jahresende 2024 liegen die diversen OTC-X Indizes zwischen 4% und 4,7% im Minus.

2025 wird anspruchsvoll

Auch der Ausblick auf 2025 ist gemischt und fällt für die einzelnen Industrien und Unternehmen teilweise höchst unterschiedlich aus. Nicht immer scheint die Höhe der Dividende gesichert. Das Zahlenwerk ist das Eine, die Politik des oft von Familienvertretern dominierten Verwaltungsrats das Andere. Das zeigt sich beim statistischen Spitzenreiter mit Blick auf die Höhe der Dividendenrendite: Bobst. Mit einer aktuellen Dividendenrendite von 7,6% führt Bobst die Liste an. Ausgeklammert von der Betrachtung bleiben Titel mit substanziellen Sonderdividenden oder Substanzabbau wie bei Welinvest.

Bobst CFO verspricht Dividendenkontinuität

Der Verpackungs- und Etikettierspezialist Bobst ist aufgrund der Marktstellung und des sehr spezifischen Geschäftsmodells in einer Sonderstellung. Die ist gekennzeichnet davon, dass ein grosser Teil der Umsätze wiederkehrender Natur ist. Die Umsatz- und EBIT-Entwicklung ist daher wenig elastisch. Negativ wirkt sich jedoch die Frankenstärke aus. Um allerdings weiter zu wachsen, braucht es einen neuen Investitionszyklus der Kunden, die jedoch bislang mit ihren Bestellungen von neuen Maschinen zurückhaltend sind. Per Ende September 2024 lagen die Auftragseingänge für Anlagen 20% tiefer als im Vorjahreszeitraum. Obwohl im ersten Halbjahr, das von Sondereffekten geprägt war, nur 0.47 CHF je Aktie verdient wurden, sagte CFO Tissi bei einer Analystenkonferenz im September, dass es «keinen Grund gebe, nicht die gleiche Dividende wie für 2023 zu zahlen»! Die letzte reguläre Ausschüttung hatte bei 5 CHF je Aktie gelegen. Somit scheint die Dividendenhöhe bei Bobst von 5 CHF für 2024 gesichert. Auf mittlere Sicht sollte sich jedoch für Aktionäre im Jahresverlauf 2025 abzeichnen, dass sich der Investitionsstau der Kunden allmählich auflösen wird. Im laufenden Jahr hat sich die Aktie zwischen 60 CHF und 69.95 CHF bewegt. Zeichnet sich im Jahresverlauf 2025 ab, dass die Dividende wieder gut verdient wird, dürfte die Handelsspanne erhalten bleiben. Für einen Anstieg der Aktie braucht es allerdings Signale neuen Wachstums.

Chart Bobst Dez 2024
Der Kursverlauf der Bobst-Aktie seit Handelsaufnahme auf OTC-X. Chart: otc-x.ch

Repower mit 5,2% Dividendenrendite

Wie in der Publikation des Vorjahres «Die Elite der ausserbörslichen Dividendenzahler» sind auch diesen Dezember bei der Dividendenstrategie für 2025 die Energieversorgungsunternehmen prominent vertreten und stellen die Hälfte der ausserbörslichen Dividendenzahler, die mehr als 3% Dividendenrendite bieten. Zusätzlich zur regulären Dividende von 5 CHF wurde für 2023 eine Sonderdividende von 3 CHF gezahlt. Sofern es auch für 2024 wieder eine Sonderdividende geben würde, liegt die Ausschüttungsrendite von Repower nun bei 5,2%. Trotz deutlich tieferer Energiepreise im laufenden Jah wurde mit einem EBIT von 97 Mio. CHF im ersten Halbjahr 2024 eines der besten Periodenergebnisse der Unternehmensgeschichte erzielt. Der Gruppengewinn belief sich auf 78 Mio. CHF. Auch der für das zweite Semester gegebene Ausblick ist zuversichtlich. Der Grund ist, dass die diversen Renovierungs- und Neubaumassnahmen voranschreiten, sodass neue Kapazitäten ans Netz gehen. Seit Juni 2024 ist das über vier Jahre voll erneuerte Wasserkraftwerk Robbia wieder am Netz und erhöht die Leistung um 10%. Die Investitionen beliefen sich auf 115 Mio. CHF. Trotz des im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich tieferen Gewinns ist eine weitere Erhöhung der Dividende nicht unwahrscheinlich, denn der Gewinn je Aktie wird wohl deutlich über 8 CHF liegen. Aber selbst eine unveränderte Ausschüttung, ohne Sonderdividende, entspricht einer guten Dividendenrendite von 3,3%. Sofern es wieder eine Sonderdividende geben sollte, würden die Ausschüttung sogar bei 5,2% liegen. Seit der Handelsaufnahme auf OTC-X ist die Dividende kontinuierlich angehoben worden, dennoch bleiben Investitionstätigkeit und Rentabilität hoch. Die Chancen in Italien werden gezielt wahrgenommen. Ein Wachstumstreiber sind nachhaltige Lösungen für KMU wie Solaranlagen.

Chart Repower Dez 24
Der Kurs von Repower verläuft kontinuierlich nach oben. Chart: otc-x.ch

EWJR mit 4,9% Dividendenrendite

Ebenfalls eine kräftige Dividendenerhöhung für das Geschäftsjahr 2023 gab es bei der EW Jona-Rapperswil. Nach einer jahrelang unveränderten Dividende von 200 CHF wurde diese auf 240 CHF angehoben. Der Gewinn je Aktie war 2023 kräftig von 311.18 CHF im Vorjahr auf 375.46 CHF angestiegen. Die Dividendenrendite beträgt aktuell 4,9%. Dazu trägt neben der Anhebung der Ausschüttung aber auch der Rückgang der Aktie im laufenden Jahr um 7,5% auf nun 5000 CHF bei. Durch Dienstleistungen und Beteiligungen ist EWJR seit Jahren auf Expansionskurs, auch in unregulierten Geschäftsfeldern. Hinzu kommt ein attraktives Immobilienportfolio. Dennoch wird substanziell in das Netz und die Infrastruktur investiert. Der an Fahrt gewinnende Zubau von Solaranlagen ändert die Anforderungen. Dem wurde 2023 durch die Anschaffung eines zweiten Batteriespeichers entsprochen. Rentabilität und Kontinuität kennzeichnen die Geschäftsphilosophie von EWJR, weshalb die Dividendenhöhe kaum abgesenkt werden dürfte. Unterjährig berichtet die Gesellschaft allerdings nicht, sodass es keine Indikationen zum Geschäftsverlauf in 2024 und keine Aussage zu den Perspektiven 2025 gibt.

Chart EWJR Dez 24
Seit 2019 tendiert der Kurs von EWJR gegen unten. Chart: otc-x.ch

Wachsende Ausschüttungen bei Holdigaz

Mit aktuell 4,3% Dividendenrendite ist auch die Aktie von Holdigaz attraktiv. Die Höhe der Dividende ist durch das hohe Gewinn-Niveau gut abgesichert. Im Geschäftsjahr 2023/2024 lag der Gewinn je Aktie bei 13.12 CHF, die Ausschüttung erreichte 6 CHF. Das als Gasversorger bekannte Unternehmen treibt seit Jahren die Diversifikation voran. Holdigaz ist durch den ständigen Ausbau der Kapazitäten der grösste Biogas-Produzent der Westschweiz. Zur Unternehmensgruppe zählen u.a. Recycling-, Heizungsbau-, Installations- und Wartungsfirmen. Direkt und indirekt wird auch stark in Solar- und Windenergie investiert, letzteres allerdings nur im Ausland. Der mit Strom und Biogas betriebene selbst entwickelte «Softcar» soll nach Verzögerungen bei der Zulassung ab 2026 in der Schweiz auf die Strassen kommen. Der Umsatz lag zuletzt bei 327.9 Mio. CHF, der Gewinn bei 26.9 Mio. CHF. Die EBITDA-Marge liegt bei 18,2%. Die Dividendenpolitik ist dem shareholder value verpflichtet. Die Dividenden werden sukzessive erhöht, wenn auch nicht jährlich. Im Interview mit schweizeraktien.net legt der langjährige CEO Petitpierre sowohl die Herausforderungen des Schweizer Energiemarktes als auch die Lösungen und Strategien von Holdigaz dar.

Chart Holdigaz Dez 24
Kursverlauf bei Holdigaz in den letzten 5 Jahren. Chart: otc-x.ch

Gut abgesicherte Dividende bei WWZ

Bei WWZ beträgt die Dividendenrendite 3,4%. Die Ausschüttung liegt bei 33 CHF je Aktie. 2023 wurden 83.30 CHF je Aktie verdient. Im ersten Semester 2024 ging zwar der Umsatz um 2% auf 162.8 Mio. CHF zurück, doch der Gewinn stieg um 8,9% auf 17.1 Mio. CHF, nicht zuletzt wegen eines gesteigerten Finanzergebnisses. Mehr noch als die zuvor aufgeführten Energieversorger und -dienstleister nimmt WWZ seit Jahren hohe Investitionen in Fernwärme- und Fernkälteprojekte vor. Die haben sehr langfristigen Charakter, und die Rückflüsse setzen erst langsam ein. Die Aktie hat deshalb in den letzten Jahren beträchtlich verloren, in den vergangenen Wochen jedoch scheinbar eine Trendwende vollzogen. Neben der langfristig durchaus steigerbaren Dividendenrendite ist auch die Bewertung interessant. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt bei weniger als 0.6, das KGV bei 12.

Chart WWZ
Nach dem Sinkflug bei WWZ hat die Aktie in den letzten Wochen scheinbar eine Trendwende vollzogen. Chart: otc-x.ch

Shareholder-freundliche Dividendenpolitik von Espace Real Estate

Seit 2020 hat Espace Real Estate die Dividenden jedes Jahr angehoben. Der gute Geschäftsgang des agilen Immobilienentwicklers und -vermieters lässt es auch zu. Im ersten Semester 2024 stieg der Periodengewinn um 15,8% auf 11.4 Mio. CHF. Dieser beinhaltet Mieteinnahmen, Neubewertungserfolge und Verkaufserlöse. Aber auch der operative Periodengewinn legte um 3,1% auf 9.9 Mio. CHF zu. Espace Real Estate tätigt konstant hohe Investitionen in die Verjüngung der Liegenschaften sowie Renovierung und Ausbau. Dadurch erhöhen sich der Wert des Portfolios sowie die zukünftigen Mieteinnahmen. Die Perspektiven sind positiv einzuschätzen, und die Risiken bleiben überschaubar. Weitere Dividendenerhöhungen wären nicht überraschend. Die aktuelle Dividendenrendite beträgt 3,3%.

Chart Espace Real Estate Dez 24
Der Kursverlauf von Espace Real Estate seit 2019. Chart: otc-x.ch

Auto AG Holding setzt auf Energiewende

Ebenfalls 3,3% beträgt die Dividendenrendite der Auto AG Holding. Die Dividendenzahlung war 2020 wieder aufgenommen worden. Für die letzten beiden Geschäftsjahre wurden je 14 CHF je Aktie ausgeschüttet. Das Unternehmen nutzt die Chancen im Nutzfahrzeugmarkt, die aus der Energiewende entstehen. Die Schulbus-Flotte wird vollständig auf elektrische Energie umgestellt, was gleichzeitig einen Wettbewerbsvorteil darstellt. Durch mehrere Übernahmen wurde die Position im Markt gefestigt. Für die Marken Ford und BYD wird die Repräsentanz in der Schweiz übernommen. Die zahlreichen Liegenschaften sollen zukünftig besser, d.h. rentabler, bewirtschaftet werden. Die Werkstätten laufen gut. Gegenwärtig wirft jedoch die schleppende Nachfrage im Handel einen Schatten auf die Geschäftsentwicklung. Die Bestellungen für Nutzfahrzeuge bleiben schwach. Für 2024 und darüber hinaus zeichnet der Verwaltungsrat im Dezember-Aktionärsbrief dennoch ein aktuelles Bild, das Zuversicht ausstrahlt.

Chart Auto AG Holding Dez 24
Seitwärts-Kursverlauf bei der Aktie der Auto AG Holding. Chart: otc-x.ch

Fazit

Die Börse – und auch die Ausserbörse – sind bekanntermassen keine Einbahnstrassen. Gerade wenn Gegenwinde durch Konjunkturschwächen, Geld- und Geo-Politik aufkommen, sind die Aktien von soliden Dividendenzahlern umso wichtiger, um die Stabilität des Portfolios zu steigern. Die Auswahl sollte vor wirklich unangenehmen Überraschungen schützen.

Dividendenrendite ausgewählter OTC-X-Aktien

Kurs aktuell Dividende 2023 Div.-rendite aktuell Tendenz 2024e KGV aktuell KBV aktuelll
Bobst Group 66.00 5.00 7.6% 9.1 2.4
Repower AG 154.00 8.00* inkl. Sonderdividende 3.00 CHF 5.2% 3.8 1.0
Elektrizitätswerk Jona-Rapperswil AG 5000.00 240.00 4.8% 13.6 4.1
Holdigaz SA 141.00 6.00 4.3% 10.5 0.8
WWZ 990.00 33.00 3.3% 11.7 0.5
Espace Real Estate Holding AG 177.00 6.00 3.4% 20.2 1.0
Auto AG Holding 425.00 14.00 3.3% 7.6 0.5

Cham Group: Fusion mit Ina Invest ist auf Kurs

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Thomas Aebischer, CEO der Cham Group, mit den Plänen für das Papieri- und Pavatex-Areal. Bild: schweizeraktien.net
Thomas Aebischer, CEO der Cham Group, mit den Plänen für das Papieri- und Pavatex-Areal. Bild: schweizeraktien.net

Ende September gaben die zwei Immobiliengesellschaften Cham Group AG und Ina Invest AG bekannt, dass sie eine Fusion prüfen. Nun sind die Fusionsgespräche weit fortgeschritten, wie die Unternehmen heute mitteilten. An der ordentlichen Generalversammlung vom 31. März 2025 sollen die Aktionärinnen und Aktionäre der Cham Group über die Fusion abstimmen. Als CEO der fusionierten Gesellschaft ist Thomas Aebischer, der heutige CEO der Cham Group, vorgesehen. Weitere Details zur Fusion werden gemäss der Medienmitteilung am 28. Februar 2025 veröffentlicht.

Wohnanteil von mehr als 60%

«Durch die Fusion entstünde eine der führenden Immobiliengesellschaften der Schweiz mit einem qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Portfolio an erstklassigen Standorten in den wirtschaftsstärksten Metropolregionen der Schweiz», schreibt die Cham Group in der Medienmitteilung. Nach Fertigstellung der aktuellen Entwicklungsprojekte werde der Wohnanteil bei rund 60% liegen. Die Cham Group entwickelt derzeit das Papieri-Areal sowie das angrenzende Pavatex-Areal in Cham. Ina Invest verfügt derzeit über insgesamt 19 Bauprojekte im Raum Basel, Winterthur, Zürich und Genf. Die Cham Group betont in der Medienmitteilung die zahlreichen Synergien des fusionierten Unternehmens. «Aufgrund ihrer hohen Eigenkapitalquote würde die neue Gesellschaft ihr Entwicklungsportfolio ohne Kapitalerhöhungen aus eigener Kraft realisieren können», heisst es.

Kotierung an der SIX geplant

Derzeit geht die Cham Group aufgrund bisheriger Bewertungsüberlegungen davon aus, dass die Aktionärinnen und Aktionäre der Cham Group eine Beteiligung von rund 66% an der neuen Gesellschaft halten werden. Implenia wird voraussichtlich noch 14% an Ina Invest halten. Eine Fairness Opinion soll die Bewertungsgutachten unabhängig beurteilen. Es ist ausserdem geplant, die Aktien der fusionierten Gesellschaft an der SIX Swiss Exchange im Segment Immobiliengesellschaften kotieren zu lassen.

Thomas Aebischer designierter CEO

Wie die Cham Group weiter mitteilt, wird der Verwaltungsrat der neuen Gesellschaft voraussichtlich aus fünf bis sechs bisherigen Mitgliedern der Verwaltungsräte der beiden Gesellschaften gebildet und von Stefan Mächler, dem derzeitigen VR-Präsidenten von Ina Invest, präsidiert. Als CEO ist Thomas Aebischer, CEO der Cham Group, vorgesehen. CFO werde Daniel Grab, der bisherige CFO der Cham Group. Marc Pointet, CEO von Ina Invest, soll die Aufgabe des Chief Integration Officer übernehmen.

Strategische Partnerschaft mit Implenia

Das bisherige Outsourcing der Entwicklungs- und Baudienstleistungen an Implenia soll künftig durch eine strategische Partnerschaft ersetzt werden. Gemäss einer Mitteilung von Implenia wird Ina Invest im Jahr 2025 eine einmalige Zahlung in Höhe von 31 Mio. CHF an Implenia leisten, die allerdings bereits 2024 das Ergebnis von Ina Invest belasten wird.

Ausserdem teilt die Cham Group mit, dass sie aufgrund der erheblichen Fortschritte in ihrer Entwicklungspipeline mit einer signifikanten positiven Wertveränderung des Immobilienportfolios per Ende 2024 rechnet. Bei Ina Invest erwartet man eine leicht positive Wertveränderung des Immobilienportfolios per Ende 2024.

Aktienkurs Cham Group
Auf die Mitteilung, dass sich die Fusionsgespräche gut entwickeln, reagierten die Cham Group-Aktien mit einem Kurssprung. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Cham Group AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden Kurse von 650 CHF je Aktie bezahlt. Die Aktien der Ina Invest AG sind an der SIX kotiert. Seit der Bekanntgabe der Fusionspläne haben beide Aktien kräftig zugelegt. Der Kurszuwachs seit Jahresbeginn liegt bei rund 25%. Offenbar erwarten Anleger aufgrund der Fusionspläne und des Baufortschritts eine deutliche Höherbewertung der Aktien nach der erfolgten Fusion.

Hinweis in eigener Sache: Am 1. April 2025 findet der Branchentalk Immobilien auf dem Papieri-Areal in Cham statt. Mit dabei sind u. a. Thomas Aebischer von der Cham Group sowie Adrian Wyss von Implenia.

Weleda: Signifikantes Wachstum für 2024 erwartet

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Neue Produkte wie Pflegeserie Blauer Enzian & Edelweiss sorgen bei Weleda für Wachstum. Bild: weleda.ch
Neue Produkte wie Pflegeserie Blauer Enzian & Edelweiss sorgen bei Weleda für Wachstum. Bild: weleda.ch

Der Naturkosmetik- und Arzneimittelhersteller Weleda befindet sich im zu Ende gehenden Geschäftsjahr offenbar wieder auf Wachstumskurs. Wie das Unternehmen in einem Aktionärsbrief Anfang Dezember schreibt, habe Weleda in der Entwicklung von Produkten, im Vertrieb sowie bei Umsatz und Gewinn eine «sehr positive Entwicklung hervorbringen können». «Neue Produkte im Kosmetikbereich und eine Stärkung bewährter Pharmaprodukte haben zu einer signifikanten Umsatzsteigerung beigetragen», heisst es weiter. Weleda verweist auch darauf, dass das Unternehmen nach vielen Jahren wieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz wächst. Zudem sei Weleda im vergangenen Jahr globaler geworden. In vielen Ländergruppen wie Benelux, Osteuropa, Asien und den USA sei der Umsatz «weit überproportional gestiegen».

Gewinn soll auf das Niveau vor 2022 steigen

Auch zur Gewinnentwicklung macht das in Arlesheim ansässige Unternehmen erste Angaben. So sollen der höhere Umsatz und verbesserte Prozesse zu einem Gewinnanstieg auf das Niveau vor der Krise 2022 geführt haben. 2022 war die Weleda AG auch aufgrund der Schliessung ihrer Produktion im Elsass in die roten Zahlen gerutscht. 2023 erzielte das Unternehmen allerdings bei einem leichten Umsatzplus auf 415.8 Mio. CHF ein Betriebsergebnis (EBIT) von 13.0 Mio. CHF. 2021 lag der Umsatz noch bei 459.2 Mio. CHF und das EBIT bei 14.3 Mio. CHF.

Weleda kündigte in dem Aktionärsbrief auch Anpassungen in der Geschäftsleitung an: Ab Januar 2025 wird die dreiköpfige Geschäftsleitung aus Tina Müller als CEO und Leiterin des Geschäftsbereichs Kosmetik, Dr. Mónica Mennet-von Eiff, Leiterin des Geschäftsbereichs Pharma, und Raphael Savalle als Leiter Finanzen bestehen.

Kurs Weleda PS
Die PS der Weleda sind in diesem Jahr auf OTC-X wieder gefragt. Chart: otc-x.ch

Die Partizipationsscheine von Weleda werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. In diesem Jahr stieg der Kurs um über 20% an. Zuletzt wurden 4’150 CHF für einen PS gezahlt.

V-Zug: Christoph Kilian wird neuer CEO, Guidance bestätigt

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Christoph Kilian wechselt per 1. April 2025 von Robert Bosch zur V-Zug Gruppe. Bild: bosch-presse.de

Beim Haushaltapparate-Hersteller V-Zug Gruppe kommt es zu einem Wechsel in der Geschäftsleitung. Wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung schreibt, wird Christoph Kilian per 1. April 2025 die Nachfolge von CEO Peter Spirig übernehmen. Gleichzeitig bestätigt das Zuger Unternehmen seine Guidance für das laufende Geschäftsjahr.

Peter Spirig werde das Unternehmen nach fünf Jahren als CEO der V-Zug Gruppe im zweiten Quartal 2025 nach der Publikation des Jahresresultats 2024 verlassen, heisst es in der Mitteilung. Während seiner Amtszeit hatte Spirig die Abspaltung von der Metall Zug Gruppe und damit die Etablierung als eigenständiges, börsenkotiertes Unternehmen sowie die Transformation des Firmenareals in Zug begleitet. Gründe für seinen Abschied wurden in der Medienmitteilung keine genannt.

Neuer CEO kommt von Bosch

Der künftige CEO, Christoph Kilian, kommt vom deutschen Elektrokonzern Robert Bosch. Seit dem 1. Januar 2023 sei er Mitglied des Bereichsvorstands der Robert Bosch Power Tools GmbH und dort für drei globale Business Units und die Bereiche UX und Design zuständig, so V-Zug. Zudem habe der Diplom Kaufmann von 2019 bis 2023 das weltweite Power Tools Zubehör-Geschäft des Konzerns verantwortet.

In der gleichen Medienmitteilung bestätigt V-Zug auch die Guidance, welche mit dem Halbjahresergebnis 2024 veröffentlich wurde. Das Unternehmen rechne für das gesamte Jahr 2024 mit einem gegenüber 2023 höheren Umsatz und einer verbesserten Profitabilität, schreibt V-Zug weiter. Zudem werde an den Mittelfristzielen festgehalten.

Aktienkurs V-Zug Aktie
Die Aktien von V-Zug sind an einem Tiefpunkt angelangt. Folgt mit Christoph Kilian nun die Trendwende? Chart: six-group.com

Die Aktien der V-Zug Gruppe sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Seit der Abspaltung und dem Listing der Aktie an der SIX hat der Kurs rund ein Drittel verloren. Zuletzt wurden die Aktien bei 50 CHF gehandelt. Die Metall Zug Gruppe, deren Serie A-Aktien  ausserbörslich auf OTC-X gehandelt werden, hält rund 30% an der V-Zug Holding AG.

Healthcare-Aktien: Kennedy-Effekt – Überreaktion der Märkte oder ernsthaftes Risiko für Investoren?

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Die Unsicherheit nach den US-Wahlen wirft ihre Schatten auch auf den Healthcare- und Pharmamarkt. Bild: stock.adobe.com

Schon im Vorfeld der US-Wahlen war bekannt, dass Robert Kennedy Jr. im Fall des Wahlsieges von Trump zum Gesundheitsminister nominiert werden würde. Die Aussagen des erklärten Impfgegners und Kritikers der Pharma-Industrie erscheinen zwar skurril, müssen aber von Investoren dennoch ernst genommen werden.

Zu den schwächsten Performern des letzten Monats zählen die durch Covid bekannten Impfstoffhersteller wie Pfizer, Sanofi und Moderna. Die Kursverluste bewegen sich in der Spitze zwischen minus 5% bei Sanofi und minus 20% bei Moderna, wobei sich die Kurse zwischenzeitlich wieder teilweise erholen konnten. Das ergibt schon ein erstes Bild der Antizipation der Marktteilnehmer. Zum vollständigen Bild gehört aber auch, dass andere Vakzin-Titel wie AstraZeneca nach längerer Schwäche inzwischen eine Trendwende vollzogen haben und höher als vor vier Wochen stehen. Auch Biontech konnte nach der kurzzeitigen Kursschwäche per saldo im letzten Monat um 10% zulegen und 35% in den letzten drei Monaten. Die Kurse wurden allerdings von Fortschritten in der Onkologie-Pipeline getrieben.

Chart Moderna
Kursverlauf der Aktie von Moderna seit Jahresbeginn. Chart (in USD): nasdaq.com

Trump-Trade im Healthcare-Sektor

Auch in der breiteren Betrachtung des Pharma-Sektors zeigen sich Schwächen. Amgen verlor im letzten Monat 16%. Merck fällt schon seit dem Sommer, die Jahresperformance fällt mit minus 5,4% negativ aus. Bei Merck hat sich seit der Kennedy-Nominierung eigentlich nur der Trend verlängert. Bei Moderna ist das Bild ähnlich, allerdings extremer. Die Aktie hat seit Mai drei Viertel ihres Werts verloren. Die Folgerung drängt sich auf, dass spekulativ und kurzfristig orientierte Marktteilnehmer wie Momentum Investoren, Hedge Funds und Short Seller als Teil des sogenannten «Trump-Trades» schon vor den Wahlen einfach die von der Covid-Ära her in den USA bekanntesten und am breitesten gehaltenen Aktien von Vakzin-Herstellern sowie weitere Pharma-Titel verkauft haben – in der Erwartung, dass andere folgen. Verdienen lässt sich ja auch an fallenden Kursen.

Der Wahlkampf-Deal mit Trump

Der designierte Präsident hatte Robert F. Kennedy Jr. zum Gesundheitsminister nominiert. Es war ein Deal. Denn der Präsidentschaftskandidat Kennedy hatte erst Kamala Harris angeboten, seine Kandidatur zurückzuziehen, wenn er dafür in ihrer Administration Gesundheitsminister werden würde. Sie lehnte ab, was Trump im August initiativ als Chance zu nutzen wusste. Zuvor hatte Trump im Wahlkampf Kennedy noch als «dümmstes Mitglied des Kennedy-Clans» bezeichnet. Jetzt soll «er sich austoben», wie Trump es nennt.

Das Bild Kennedys in der Öffentlichkeit

Kennedy ist eine durchaus schillernde Persönlichkeit in der amerikanischen Politik. Er ist u.a. als Umweltaktivist, Konsument und Befürworter illegaler Substanzen, Impfgegner und Verbreiter von Verschwörungstheorien in Erscheinung getreten. Am eindrücklichsten sind seine Behauptungen, dass Bill Gates bei der Covid-Impfung Chips zur Kontrolle der Menschheit implantieren liess und dass Autismus eine Folge der Impfung wäre.

Motivation und Familienhistorie

Ein kurzer Blick auf die Familiengeschichte kann manches erklären oder zumindest in hellerem Licht erscheinen lassen. Robert Kennedy Jr. ist 1954 als drittes Kind des ehemaligen US-Justizministers und 1968 ermordeten Präsidentschaftskandidaten Robert Kennedy geboren worden. Auch sein Onkel, John F. Kennedy, war 1963 unter immer noch mysteriös erscheinenden Umständen Opfer eines politischen Attentats geworden. Seine Kindheit und Jugend war durch die erlittenen Traumata geprägt. Es ist durchaus nachvollziehbar, dass er eine tiefe Abneigung gegen den «deep state», seine Institutionen, die personellen Verflechtungen und die konzentrierte Machtfülle staatlicher Stellen entwickelt hat. Daran mag auch die historische Rolle des legendären Grossvaters Joseph Kennedy beteiligt sein. Der war von Präsident Franklin D. Roosevelt nach dubiosen Alkoholgeschäften in der Prohibition-Ära mit der Mafia, massiver Geldwäsche und dem Kauf verfallener Aktien nach dem Börsencrash von 1929 im Jahr 1934 zum ersten Präsidenten der neu geschaffenen Börsenaufsichtsbehörde SEC ernannt worden.

Reform-Agenda

Den bisherigen Aussagen und Ankündigungen von Robert Kennedy Jr., in Abstimmung mit Trump, folgend, sind umfassende Reformen aller beteiligten Institutionen geplant. Dazu zählen auch die für Zulassungen von Arzneimitteln und Nahrungsmitteln zuständige Behörde FDA sowie die Seuchenschutzbehörde CDC. Nach Kennedys Überzeugung sind alle Impfstoffe nicht sicher, darunter auch die bewährte Kombinationsimpfung von Kindern gegen Masern, Mumps, Keuchhusten und Röteln. Während der Covid-Pandemie positionierte sich Kennedy mit der von ihm bis vor kurzem geführten Organisation «Childre’s Health Defence» aggressiv gegen mRNA-basierte Vakzine und propagierte das nachweislich ineffektive Hydroxychloroquine. Die Zulassung für das Covid-Vakzin von BionTech und Pfizer sollte die FDA zurückziehen.

Kriegserklärung Kennedys an die FDA

Insbesondere die FDA war bisher Ziel von Kennedys Initiativen. Die FDA ist nur vordergründig unabhängig. Tatsächlich ist sie aber in vielerlei Hinsicht dem Department of Health and Human Service (HHS), also dem Gesundheitsministerium, unterstellt, das Kennedy führen soll. Er forderte schon im Vorfeld die leitenden Beamten auf, ihre Sachen zu packen. Programmatisch liest sich seine auf den 25. Oktober datierte Ankündigung auf X: «Der Krieg der FDA gegen die Volksgesundheit wird enden. Dies beinhaltet ihre aggressive Unterdrückung von Psychedelica, Peptiden, Stammzellen, Rohmilch, Hyperbarischer Oxygenierung, Chelattherapien, Vitaminen, sauberen Nahrungsmitteln, Nutraceuticals … sowie allem, was die menschliche Gesundheit verbessert und nicht von der Pharma-Industrie patentiert werden kann.» Hieraus wird klar, dass es für Kennedy um nicht weniger als einen fundamentalen Wandel im US-Gesundheitsmarkt geht.

Chart SKAN
Schwächelt ebenfalls: der Kurs von SKAN. Chart (in CHF): six-group.com

Fall-out an den Börsen

Der amerikanische Healthcare-Markt ist der grösste der Welt mit den höchsten Margen, aber auch den höchsten Forschungsaufwendungen. Es ist somit nicht verwunderlich, dass die Schatten nicht nur auf die amerikanischen Healthcare Player fallen, sondern auch auf international aktive Pharma-Riesen wie Novartis, Roche, Novo Nordisk, GSK. In der Schweiz sticht auch ins Auge, dass Aktien wie Bachem, Ypsomed und SKAN zuletzt schwach tendierten. Der gemeinsame Nenner hier ist, dass die genannten Unternehmen eine führende Rolle bei injizierbaren Arzneimitteln innehaben – Bachem als Produzent von komplexen Vorstoffen für die Life Sciences Industrie, Ypsomed als Hersteller von Pens und Autoinjektoren und SKAN als Hersteller von Isolatoren für die keimfreie Abfüllung von Injectibles. Neue Gen- und Zelltherapien werden überwiegend injiziert. Die genannten Unternehmen profitieren von dem Trend und den damit verbundenen Investitionen, leiden aber aktuell auch unter den Unsicherheiten. Diese erstrecken sich auf den ganzen Sektor. Novartis hat seit Oktober mehr als 10% verloren, wofür auch Gewinnmitnahmen aufgrund der Frankenstärke zumindest Teil der Ursache sein dürften. Lonza und Sandoz dagegen konnten sich zunächst auf hohem Niveau halten, tendieren jedoch seit November schwächer.

Chart Novartis
Nach dem markanten Aufwärtstrend dieses Jahr bewegt sich der Kurs von Novartis nach den US-Wahlen südwärts. Chart (in CHF): six-group.com

FDA im Visier

Es geht nicht nur um Impfstoffe im Besonderen, sondern auch um die Nahrungsmittelindustrie mit ihren zahlreichen Zusatzstoffen, von denen viele gesundheitsschädigend sind, sowie die Prozesse und die Finanzierung. Ein besonderer Dorn in den Augen von Kennedy und Trump ist die Tatsache, dass die Pharma-Industrie über sogenannte «user-fees» im Wesentlichen die Arbeit der FDA finanziert – und dadurch vielfältige Einflussmöglichkeiten hat und diese auch nutzt. Ein Krieg zwischen der mächtigen Industrie und Kennedy und Trump könnte desaströse Folgen nach sich ziehen. Die Zulassung neuer Arzneimittel könnte erheblich verzögert werden, was die Cashflows der betroffenen Pharma-Hersteller in Mitleidenschaft ziehen würde – und somit auch deren Börsenbewertungen. Investitionen und Akquisitionen würden zurückgestellt werden, junge innovative Life Science Unternehmen würden weniger Kapital erhalten, die Forschung und Entwicklung würde teilweise eingestellt werden müssen. Ein Punkt ist auch, dass die bei der FDA Beschäftigten schlechter als in der Privatwirtschaft bezahlt werden und dennoch sehr spezielle Fähigkeiten benötigen. Unsicherheiten und eine Abkehr von den bewährten Vorgehensweisen könnten zu Abgängen führen und, ebenso wie die angekündigten Entlassungen, die ganze Institution aushöhlen.

Bestätigung Kennedys durch den Senat fraglich

Bevor es jedoch zu solch drastischen Verwerfungen des Gesundheitssystems kommen kann, muss Kennedy erst einmal vom Senat bestätigt werden – eine Prozedur, die sich unter Umständen bis zu zwei Jahre hinziehen kann. Auch wenn dort die Republikaner eine Mehrheit haben, ist nicht unbedingt zu erwarten, dass alle oder auch nur die Mehrheit Kennedy im Amt des Gesundheitsministers bestätigen werden. Ebenfalls müssen die Posititionen im staatlichen Gesundheitswesen, die mit wirklicher Exekutivkraft verbunden sind, vom Senat bestätigt werden, beispielsweise der FDA Commissioner. Bedenkt man, dass der aktuelle FDA Commissioner, der untadelige und unspektakuläre Demokrat Robert Califf, 2022 nur mit 50:46 vom Senat bestätigt wurde, erscheint der relativ kontroverse Kennedy mit seinen extremen Positionen weit weniger konsensfähig. Schon während der Amtszeit von Obama war Kennedy als Leiter des Umweltamtes im Gespräch, hatte jedoch keine Aussicht auf Bestätigung des Senats wegen seiner persönlicher Schwächen. Dass er gläubiger Katholik ist, mag auch eine Rolle spielen, denn im politischen US-Establishment spielen immer noch die Protestanten die erste Geige, so anachronistisch das klingen mag. Trumps Wählerstimmen kamen hauptsächlich von Protestanten und Evangelikalen, weniger von Katholiken.

Fazit

Die Kursverluste im Healthcare Universum sind zumeist noch überschaubar und haben sich teilweise in Gegentrends umgekehrt. Die neue Administration wird erst im Januar die Amtsgeschäfte aufnehmen. Bisher handelt es sich also beim Marktgeschehen um Antizipation und zu einem guten Teil auch um Spekulation. Das Kabinett von Trump repräsentiert nach aktuellen Erhebungen ein Vermögen von fast 400 Mrd. USD. Ob diese Milliardärs-Politiker zum Wohl der breiten Bevölkerung und des Landes handeln werden, bleibt abzuwarten. Immerhin müssen die üppigen Steuergeschenke auch finanziert werden. Die Trump-Administration steht offensichtlich für Leistungskürzungen, auch und gerade im Gesundheitswesen. Verminderte Leistungen und Kappungen von Erstattungsbeträgen treffen die Mehrheit der Bevölkerung. Ein anderer Punkt sind Haftungsfragen. Bisher steht die Regierung für vieles gerade, etwa unerwünschte Folgen von Impfungen. Fallen diese weg, ist fraglich, ob sich noch Hersteller finden, die den US-Markt bedienen werden.

Viele Prozesse und Strukturen im US-Gesundheitswesen sind gesetztlich verankert, so auch bei der FDA. Diese können nicht einfach umgekrempelt werden ohne entsprechende Mehrheiten und Gesetzesänderungen. Mit gesundem Menschenverstand betrachtet ist es eher unwahrscheinlich, dass das Wesen des Gesundheitssystems der USA fundamental verändert wird, auch wenn es zu teilweise durchaus sinnvollen Änderungen Anlass gibt. Das grösste Risiko für Investoren besteht einstweilen darin, dass die Unsicherheiten wachsen und sich dies auch im weiteren Kursverlauf der Akteure widerspiegelt.

Daher empfiehlt es sich für Investoren, die weiteren Entwicklungen genau im Auge zu behalten. Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass Trump zunächst die schlimmsten disruptiven Kandiaten für die diversen Ämter benennt, nur um damit die Chancen auf Bestätigung durch den Senat für weniger extremistische Persönlichkeiten, die eigentlichen Wunsch-Kandidaten, zu erhöhen. Nicht zuletzt dürfen auch die Macht und die Einflussmöglichkeiten der Pharma-Industrie und ihrer Lobby keinesfalls unterschätzt werden. Die laufende Phase der Unsicherheit könnte bestenfalls gute Einstiegschancen bei innovativen schweizerischen und internationalen Marktführern schaffen. Zyklisch betrachtet sind Healthcare-Aktien derzeit eigentlich erste Wahl. Die historische Performance ist sowohl bei einem «soft landing» als auch bei einem «hard landing» herausragend.

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