Simon Spiller übernimmt zum 15. März 2025 die Position des General Managers im Grand Resort Bad Ragaz. Bild: zVg
Neuer General Manager im Grand Resort Bad Ragaz: Ab dem 15. März 2025 übernimmt mit Simon Spiller ein erfahrener und international renommierter Hotelier die Position des General Managers im Grand Resort, wie das Unternehmen mitteilt. Gleichzeitig wird Spiller Mitglied der Geschäftsleitung des Resorts. Er tritt damit die Nachfolge von Milos Colovic an, der sich ab Februar 2025 neuen beruflichen Herausforderungen widmet.
Mit Simon Spiller gewinne das Grand Resort Bad Ragaz eine Führungspersönlichkeit mit über 25 Jahren Erfahrung in der Luxushotellerie, teilt das Unternehmen weiter mit. Die Karriere führte den gebürtigen Schweizer in einige der weltweit renommiertesten Häuser, darunter Stationen in Europa, den USA, Afrika und Asien. In seiner neuen Rolle übernimmt er die Leitung der Grand Hotels mit seinen 247 Zimmern, dem Thermal Spa und dem Kulinarik- sowie Veranstaltungsangebot. Als General Manager wird Spiller Teil der vierköpfigen Geschäftsleitung der Unternehmensgruppe, welcher zudem der CEO, CFO und Chief of People & Culture angehören.
Die Aktie des Grand Resort Bad Ragaz wird auf OTC-X gehandelt und kostete zuletzt 4’000 CHF. Seit Jahresbeginn haben die Aktien fast 20% an Wert eingebüsst.
Von Hochstimmung über Ungläubigkeit bis zur Niedergeschlagenheit: Die Börse machts möglich. Bild: stock.adobe.com
Euphorie ist ansteckend, das wissen Börsianer besser als die meisten Mitbürgerinnen und Mitbürger. Das Hochgefühl, das von steigenden Kursen und der richtigen eigenen Auswahl der Valoren ausgeht, ist einzigartig – solange es anhält. Doch was im Überschwang wie ein plausibler, ja überzeugender Investment Case scheinen mag, entpuppt sich oft auch als krasse Fehleinschätzung.
Es ist nichts Schlechtes an Euphorie. Ohne Zuversicht und Kursfantasie der Anleger würde die Börse als demokratischer Antizipationsmechanismus nicht funktionieren. Neben der Liquidität des «Markts der Märkte» ist es vor allem die Psychologie, die Kursveränderungen bewirkt. Und manchmal, in Phasen des irrationalen Überschwangs, entwickelt die kollektive Vorstellungskraft ein Eigenleben. Dies wurde in früheren Zeiten als «die Hausse nährt die Hausse» beschrieben.
Euphorie und Überschwang
Alles scheint den Akteuren möglich, solange die Kletterpartie anhält. In der jüngeren Vergangenheit ist die Ära der Internet-Hausse an der Nasdaq und den europäischen «Neuen Märkten» in Erinnerung geblieben. Auch die Hausse während der Covid-Pandemie hat teilweise stark irrationale Züge angenommen. Geschäftsmodellen oder Produkten, die durch die spezifischen Pandemie-Bedingungen temporären Aufwind verspürten, wurden in Extrapolationen sensationelle Marktwachstumsraten prognostiziert. Teilweise und zeitweilig prosperierten ja auch Lieferdienste, digitale Fitness- und Lern-Programme, Home Improvement, Homeoffice-Ausrüstungen und Ähnliches.
Vom starken Wachstum überfordert
Die Unternehmen, die sich plötzlich und unvorbereitet in «Sweet Spots» finden, sind jedoch nicht immer auf die spezifischen Herausforderungen dauerhaft starken Wachstums vorbereitet. Prozesse und Zuständigkeiten definieren, Rekrutierung, Marketing, IT, Beschaffung von Material und Kapital sind nur einige der dringlichen Erfordernisse. Publikumsgesellschaften können durchaus auch massivem Druck von Aktionärskreisen ausgesetzt sein, Opportunitäten zu nutzen, in die Expansion zu investieren, komplementäre Akquisitionen zu tätigen oder in einem Ausmass in die Produktion zu investieren, die sich als halsbrecherisch erweisen kann.
Kausalitätsketten werden zu Fallstricken
Wo einzelne Fehler eventuell noch korrigiert werden können, führt doch oft eine absehbare Ereigniskette dazu, dass ein Problem aus dem anderen erwächst. Zu ambitionierte Ausgaben führen oft zu einer Erhöhung des Fremdkapitals, und eine schwachbrüstige Bilanz wiederum zu höheren Zinssätzen. Ändert sich dann noch, wie seit 2022, das zuvor jahrelange Tiefzinsumfeld in ein wieder normales Zinsregime, kann es eng werden. Unternehmensentscheidungen folgen immer weniger der definierten Road-Map zum strategischen Ziel und immer mehr den praktischen Erfordernissen des täglichen Überlebens.
Bei einigen Valoren sind die jüngsten Kursabstürze jedoch nur die Verlängerung eines seit Jahren negativen Trends. Dem ging jeweils eine Phase irrationalen Überschwangs bei der Kursbildung voraus, sodass das Niveau, von dem aus der Absturz erfolgen sollte, bereits deutlich überhöht war. Dabei spielte die monetäre Kunstwelt während der Pandemie eine zentrale Rolle, denn Kapital war und schien auch weiterhin praktisch kostenlos verfügbar. Geringe Finanzierungskosten sind das Eine, ein künstlich eingeschrumpfter Diskontierungssatz wie für zukünftige Cashflows und die daraus resultierende höhere Bewertung an der Börse ist das Andere.
Von 20 CHF auf 500 CHF und zurück
Das Beispiel DocMorris, vormals Zur Rose, verdeutlicht die rational kaum nachzuvollziehenden Kursschwankungen der letzten 10 Jahre. Zunächst seit 2008 auf OTC-X gehandelt, lag die Aktie jahrelang um die 20 CHF. Bis zum Börsengang an der SIX 2017 vervielfachte sich die Aktie auf 150 CHF. Bis zum vierten Quartal 2019 bröckelte der Kurs auf unter 90 CHF ab, nur um mit Beginn der Pandemie in einen vertikalen Steigflug überzugehen. Bis Februar 2021 schoss die Aktie auf über 500 CHF. Danach ging es abwärts. Trotz Erholungsbewegungen zwischendurch bewegt sich die Aktie aktuell nahe den Tiefstkursen bei nur noch 29 CHF. Im Februar 2023 war auf schweizeraktien.net eine kritische und detaillierte Aufabeitung unter dem Titel «Langfristige Bilanz» veröffentlicht worden.
Der Kurs der Aktie von DocMorris erlebte während der Corona-Pandemie einen Höhenflug. Chart: six-group.com
Wettlauf gegen die Zeit
Die mangelnde Fortune hat sich offensichtlich fortgesetzt, denn der Kurs steht jetzt 40% tiefer als im Februar 2023, wenn er auch im Februar 2024 kurzzeitig fast 100 CHF erreichte. Lange hatte Zur Rose im Digitalisierungswettlauf und der strategischen Expansion durch Zukäufe die Nase vorn, doch durch Verzögerungen bei der Liberalisierung, Deregulierung und Einführung des E-Rezeptes und gleichzeitig steigende Marketingaufwendungen und Fremdkapitalkosten lief die Zeit gegen Zur Rose. Zur Rettung wurde Anfang 2024 sogar die Cash-Cow – das Schweizer Geschäft – an Migros veräussert, um die Bilanz zu entlasten.
Änderungen müssen nichts Gutes bedeuten
Das Management, der Sitz der Gesellschaft und sogar der Name wurden geändert. DocMorris ist ein anderes Unternehmen als Zur Rose, und doch liegt das aktuelle KUV mit 0.4 auf dem tiefen Niveau der ausserbörslich gehandelten und weitgehend unbekannten Zur Rose von 2016! Die Market Cap von DocMorris beträgt noch 372 Mio. CHF. Es waren einmal 5 Mrd. CHF. Der einst an der Börse tiefer bewertete Konkurrent Redcare Pharmacy kommt inzwischen auf 2.9 Mrd. Euro. Die daraus resultierende Botschaft für DocMorris ist nicht ermutigend. Die heutige DocMorris droht sich im Digitalgeflecht aus Regulierung, Innovations- und Wettbewerbsdruck zerreiben zu lassen, ohne dass ein klarer Pfad zur nachhaltigen Gewinnerzielung erkennbar geworden ist. Die Aufwendungen bleiben hoch, während sich das Umsatzwachstum bei DocMorris in den ersten neun Monaten des Jahres im mittleren einstelligen Prozentbereich abspielt. Wenn finanzielle Zwänge den Takt vorgeben, Reorganisationen und Restrukturierungen daraus folgen und die strategischen Optionen sich auflösen, fehlt die belastbare Basis, um eine langfristig positive Fortführungsprognose zu stellen.
Wachstumsgeschichte Pierer Mobility
Ebenfalls für negative Schlagzeilen sorgt Pierer Mobility. Für die Aktie waren nach dem IPO Ende 2016 um die 50 CHF bezahlt worden. Das österreichische Unternehmen bedient die Märkte Fahrräder, E-Bikes und Motorräder und machte insbesondere durch die Erschliessug des phänomenal grossen Marktes in Indien auf sich aufmerksam. Nach einem Taucher auf unter 25 CHF zu Beginn der Pandemie 2020 erreichte die Aktie zum Jahreswechsel 2021/2022 Kurse von 95 CHF. Seit einem Zwischenhoch bei 85 CHF im März 2023 geht es jedoch steil abwärts. Zuletzt wurden sogar Kurse unter 8 CHF verzeichnet.
Der Kursverlauf der Aktie von Pierer Mobility verläuft stark gegen Süden. Chart: six-group.com
Zahlenwerk mit Alarmsignalen
Die Guidance für 2024 wurde am 21. Oktober gestrichen. Bis Jahresende soll geprüft werden, ob Wertberichtigungen vorgenommen werden müssen. Die Konsumnachfrage habe sich in den USA und in Europa abgeschwächt. Die Finanzziele für 2024 sind nicht mehr haltbar. Die Nettoverschuldung hatte sich 2023 gegenüber dem Vorjahr auf 757.9 Mio. Euro verdreifacht, wie die Key Figures von Pierer zeigen. Die EK-Quote sank auf 30,8%. Und der Free Cashflow fiel auf -413 Mio. Euro, nachdem er im Vorjahr fast ausgeglichen und in den Jahren davor positiv ausgefallen war. Die Anzahl der Aktien erhöhte sich 2021, im Jahr des Höchstkurses, von 22.54 Mio. Stück auf 33.80 Mio. Stück. Zum Jahreswechsel 2021/2022 belief sich die Marktkapitalisierung auf 3.2 Mrd. CHF.
Die Aktie von Meyer Burger dümpelt seit Jahren auf tiefem Niveau vor sich hin. Chart: six-group.com
Innovationsführer wird zum Milliardengrab
Bereinigt um Splits und Zusammenlegungen stand die Aktie von Meyer Burger noch im Februar 2023 bei über 500 CHF. Daraus sind jetzt 0.37 CHF geworden. In der ferneren Vergangenheit hatte sich die Aktie 2007 und 2011 auch schon bei über 3000 CHF bewegt. Meyer Burger schrieb Technologiegeschichte, blieb jedoch stets ein kleiner Innovationsführer in einem Markt, der erst noch zum Massenmarkt werden sollte. In den frühen Jahren war Solarenergie wegen der hohen Inputkosten noch nicht wettbewerbsfähig und stark von wechselhaften Subventionsprogrammen abhängig. Als die Effizienzgewinne durch technologischen Fortschritt und höhere Stückzahlen absehbar machten, dass die Erzeugung von Solarenergie günstiger als die aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe werden würde, war dies die Geburtsstunde eines neuen Massenmarktes. China erkannte die Gelegenheit und baute in der letzten Dekade nicht zuletzt durch gekonntes Kopieren und Spionage eine stark subventionierte Solarwirtschaft auf, die den Weltmarkt dominieren sollte.
Ruinöser Subventionswettlauf
In diesem Spannungsfeld von Industrie- und Geo-Politik konnte sich Meyer Burger nicht behaupten. Die Entscheidung, Solarmodule selbst herzustellen und dieses Vorhaben mit prozyklisch von der grossen Politik diskutierten Subventionen zu finanzieren, hat sich, eigentlich erwartungsgemäss, als Irrweg erwiesen. Kennzeichnend sind Wechsel im Management sowie Schliessung von Produktionsstätten und gleichzeitig der Aufbau neuer Kapazitäten an anderen Orten. Als jetzt noch der letzte Kunde, der US-Kraftwerksbetreiber Desri, die Verträge kündigte, machte plötzlich das Wort von der «Uninvestierbarkeit» von Meyer Burger die Runde. Möglich ist zwar alles, doch es tut sich ein Abgrund auf, den die Kursentwicklung der letzten 20 Monate bereits in vielen kleinen und grösseren Schritten schmerzhaft vorweggenommen hat.
Kollaps auf Raten
Bei AMS Osram, ebenfalls mit österreichischem Hintergrund, sollte mit der Übernahme von Osram der grosse Wurf gelingen. Tatsächlich stieg der Umsatz von 2.1 Mrd. Euro in 2019 auf 5.4 Mrd. Euro in 2021. Letztes Jahr waren es jedoch nur noch 3.5 Mrd. Euro. Der letzte Gewinn wurde für 2019 ausgewiesen, 2023 belief sich der Verlust auf 1.6 Mrd. CHF. Die Eigenkapitalquote ist seit 2019 von 38% auf 25% zurückgegangen. Liest man den jüngsten Quartalsbericht, so lernt man viel über Spar-, Effizienzsteigerungs-, Restrukturierungsprogramme. Einen Hinweis auf die Lage gibt die Nachricht zur Privatplatzierung einer bis 2029 laufenden vorrangigen 200-Mio.-Euro-Anleihe zu 10,5%. Die Marktkapitalisierung ist auf 564 Mio. CHF zusammengeschrumpft. Nach einem Hoch von 374 CHF in 2018 ist die Aktie inzwischen bei 5.70 CHF angekommen.
Fazit
Manche Märkte sind anfälliger als andere für schwer kontrollierbare Faktoren wie die Subventionsaktivitäten von Ländern und Regionen oder die Regulierung neuer Anwendungen von digitalen Technologien. Es sind aber letzten Endes immer die Unternehmenslenker, die über die Nutzung von Opportunitäten und das Eingehen von Risiken und Abhängigkeiten entscheiden. Der gemeinsame Nenner der vier Beispiele besteht darin, dass, vielleicht zu blauäugig, zu grosse Investitionen in Zeiten getätigt wurden, als höhere Finanzierungskosten, Wettbewerbsintensivierung und Nachfrageschwächen noch weniger klar am Horizont erkennbar waren. Doch CEOs sind keine Alleinherrscher. Insofern stellt sich durchaus die Frage, was die relevanten Kontrollorgane im Lauf der Jahre gesehen, gehört und gesagt haben – oder auch nicht.
Visualisierung des von Herzog & de Meuron entworfenen Projekt Titlis. Im Vordergrund der Antennenturm, dahinter die neue Bergstation. Bild: titlis.ch
Das Projekt Titlis, das hauptsächlich die Erstellung einer neuen Bergstation auf dem Gipfel, den Umbau und Ausbau des Antennenturms sowie die Erneuerung des Stollens zwischen den beiden Bauwerken umfasst, wird nochmals teurer als geplant. Die Investitionen beliefen sich voraussichtlich auf 150 Mio. CHF und lägen damit um rund 13% über dem im Mai 2023 kommunizierten Kostenrahmen, teilt das Unternehmen mit.
Schweizeraktien.net hat Norbert Patt, CEO der Titlis Bahnen (BET), auf die erneute Erhöhung des Investitionsbedarf angesprochen. «Seit längerer Zeit kommunizieren wir 120 Mio. CHF +/-10%. 100 Mio. kommunizierten wir in einer sehr frühen Projektphase, d.h. in der Konzeptphase.»
«Kosten haben eine gewisse Streubreite»
Die Abweichung erkläre sich primär mit dem höheren Aufwand für Logistik, der Materialteuerung im Bausektor sowie den gestiegenen Energiekosten. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass die Kosten für ein so umfangreiches und komplexes Projekt eine gewisse Streubreite aufweisen, so Patt. «Spezialbauten auf einer Höhe von 3’000 m ü.M. können nun mal nicht mit standardisierbaren Bauprojekten an gut erschlossenen Standorten im Unterland verglichen werden.»
Anforderungsreiche Logistik
Patt führt zum besseren Verständnis die Logistik an. «Für die Bauprojekte auf dem Titlis müssen zwischen 2025 und 2029 rund 40’000 Tonnen Abbruchmaterial ins Tal gebracht und etwa 70’000 Tonnen Material auf eine Höhe von 3’000 m ü.M. befördert werden.» Dabei würden alle Transporte und Logistikleistungen bei laufendem Betrieb der bestehenden Anlagen erbracht. Dies bedinge einen beträchtlichen Aufwand, um die Sicherheit der Gäste jederzeit zu gewährleisten und ihnen trotz Baustellen unvergessliche Reiseerlebnisse zu bieten. Zudem triebe die Teuerung die Kosten in die Höhe, fügt Patt hinzu.
Investitionsstau verhindern
Mit dem Ziel, einen Investitionsstau zu verhindern, hat der Verwaltungsrat parallel zum Projekt Titlis ein umfangreiches Investitionsprogramm mit dem Fokus auf Sanierungen und den Ersatz bestehender Anlagen gestartet. Es umfasst die Sanierung der Luftseilbahn Titlis Rotair, den Bau einer einspurigen Pendelbahn zwischen Stand und Titlis (Titlis Connect), die Installation eines Infrastrukturkanals zwischen der Talstation der Sesselbahn Ice-Flyer und dem Antennenturm.
Ertragskraft wird nachhaltig gestärkt
Das Projekt Titlis und die weiteren Investitionsvorhaben werden nach Auskunft der Betreiber die Ertragsbasis des Unternehmens deutlich erweitern und die langfristige Ertragskraft nachhaltig stärken. Die BET rechnet für die Jahre nach Projektabschluss (2029/2030) mit einer markanten Steigerung des EBITDA auf 45 bis 55 Mio. CHF.
Der Umsatz dürfte gemäss heutigen Prognosen im Geschäftsjahr 2028/29 die 100-Millionen-Grenze erreichen und danach auf 120 Mio. CHF ansteigen. Eine Zunahme in dieser Bandbreite entspreche gegenüber dem Umsatz 2022/23 von 72 Mio. CHF einem Plus von mehr als 50%.
Sukzessiver Rückgang der Neuverschuldung
Die Finanzierung aller Projekte, versichert die BET, ist durch den prognostizierten Cashflow und ein Bankensyndikat gewährleistet. Die Nettoverschuldung werde in den nächsten Jahren auf ein Maximum von 120 Mio. CHF ansteigen und sich ab 2028/29 sukzessive zurückbilden. Die BET geht davon aus, dass der Nettoverschuldungsgrad (net debt ratio) in keinem Jahr über 5 liegt und dass diese Kennzahl schon zwei Jahre nach Fertigstellung der Anlagen unter 1 sinkt. Eine Erhöhung des Aktienkapitals sei aus heutiger Sicht nicht notwendig. Auch werde während der Investitionsphase eine angemessene Dividende ausgeschüttet.
Eigenfinanzierungsgrad soll nicht unter 60% sinken
Patt fügt gegenüber schweizeraktien.net hinzu, dass die solide Finanzierung des Unternehmens der Garant dafür sei, dass derartige aussergewöhnliche Investitionen getätigt werden können. Der Eigenfinanzierungsgrad der Titlis Bergbahnen betrage während und auch nach dem Projektende immer mehr als 60%.
Deutlich mehr Besucher erwartet
«Wir rechnen ab 2029/2030 mit einer Steigerung auf bis zu 1.5 Mio. Ersteintritten, die sich relativ gleichmässig über das ganze Jahr verteilen. Zum Vergleich: 2018/2019 betrugen die Ersteintritte 1.22 Mio. Zu diesem Plus wird nicht nur die Attraktivität der neuen Anlagen des Projekts Titlis beitragen, sondern auch die neue Pendelbahn Titlis Connect.» Die Pendelbahn werde vor allem während der jeweils rund 14-tägigen Revision der Rotair Luftseilbahn im Einsatz sein und zusätzliche Frequenzen bzw. Erträge ermöglichen. «Zusätzlich wird der Durchschnittsertrag der Tickets um 25% ansteigen, da wir über ein hervorragendes, qualitatives USP verfügen werden», freut sich Patt.
Fazit
Anlässlich des Branchentalks Tourismus von schweizeraktien.net im Oktober 2024 haben Norbert Patt und CFO Marco Leu das Projekt Titlis einer Reihe von Investoren, Mitbewerbern und Journalisten vorgestellt. Das Fachpublikum war sichtlich beeindruckt von den Visualisierungen der von Herzog & de Meuron entworfenen Bauten.
Es steht ausser Frage, dass die Attraktivität des Gipfels hoch über Engelberg nochmals deutlich steigen wird.
Dass zudem die Finanzierung solide steht und auch die Kostensteigerungen verschmerzt werden können, dürften sowohl potenzielle Investoren als auch das bestehende Aktionariat begrüssen.
Allerdings werden die Besucher tiefer in die Taschen greifen müssen, um sich einen Ausflug auf den Gipfel leisten zu können. Dabei schielen die Verantwortlichen wohl in erster Linie auf die betuchte Klientel aus Fernost, den USA und anderen Erdteilen, die auch schon heute die Mehrheit der Besucher des Titlis ausmachen.
Die BET ist an der SIX kotiert, zuletzt kostete eine Aktie 38 CHF. Nach Bekanntgabe der Kostenerhöhungen hat der Aktienkurs an Wert eingebüsst.
Der Kurs der Titlisbahnen-Aktie hat seit Bekanntgabe der Kostensteigerung deutlich verloren. Chart: six-group.com
Welche Strategie in den Büros von Welinvest umgesetzt wird, bleibt Aussenstehenden verborgen.
Welinvest leidet. Diesen Eindruck vermittelt auch der Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2023/24. Als Erstes werden die geopolitischen Probleme angeführt. Es sei das vierte «Problemjahr» in Folge. Dann folgen Ausführungen zum schwierigen Immobilienmarkt in Basel. Das neue Basler Mietrecht habe das Gegenteil von dem gebracht, was der Gesetzgeber beabsichtigt habe. Weil es ein umfangreiches Genehmigungsverfahren benötige und nur ein Teil der Sanierungs- und Renovationskosten an die Mieter weitergegeben werden könne, habe es einen Einbruch an Aufträgen fürs Baugewerbe gegeben. Die Besitzer würden ihre Häuser verlottern lassen.
Negative Auswirkungen des neuen Mietrechts
Die Welinvest AG ist in zwei Bereiche aufgeteilt: in eine Immobiliengesellschaft und den Bereich Vermögensverwaltung. Der Liegenschaftsbesitz konzentriert sich auf die Region am Rheinknie. Von den negativen Auswirkungen des Mietrechts sei die Gesellschaft aufgrund ihres Immobilienbesitzes betroffen gewesen. «Leider konnten wir auch in diesem Geschäftsjahr mangels eines Angebots keine erstklassigen Liegenschaften ohne Renovationsbedarf kaufen», schreibt die Gesellschaft weiter. Von Beobachtern wird bezweifelt, dass dies Welinvest überhaupt noch beabsichtigt.
Deutlich höherer Reingewinn
Auf den ersten Blick weist Welinvest für das Geschäftsjahr 2023/24, das Ende Juni endete, ein erfolgreiches Resultat aus. Die Basler Gesellschaft konnte ihren Reingewinn im Vergleich zum Vorjahr von 8.5 Mio. auf 12.9 Mio. CHF steigern, nachdem sie im Vorjahr erhebliche Wertberichtigungen und höhere Kosten hinnehmen musste. Diese Zunahme ist jedoch vor allem auf höhere Erträge im Wertschriftenhandel und auf die Reduktion des Wertschriftenbestands zurückzuführen. Trotz stagnierender Mieteinnahmen stiegen die Einnahmen um 29,0 % auf 16.5 Mio. CHF, während der Aufwand unter 4.0 Mio. CHF fiel und sich um fast zwei Drittel verringerte.
Vergleichsweise tiefe Zinserträge
Beim genaueren Blick auf die Rechnung zeigt sich, dass sich zwar der Zinsertrag um einige Hunderttausend Franken erhöht hat. Der Bestand an Aktien hat sich aber innert Jahresfrist von 85.8 Mio. auf 61.9 Mio. CHF reduziert – und der Posten Edelmetalle von 5.5 Mio. auf 2,6 Mio. CHF. Die Gesellschaft hat also Bestände verkauft. Das zeigt sich auch am Posten flüssige Mittel, der sich im Gegenzug von 29.6 Mio. auf 45.9 Mio. CHF erhöhte. In der Liste der elf Wertschriften, die per Ende Geschäftsjahr ein Anlagevolumen von über 2.0 Mio. CHF aufweisen, finden sich auch Titel wie Nestlé, Liechtensteinische Landesbank und BASF, die in den vergangenen Monaten unterdurchschnittlich abgeschnitten haben.
32 Mio. CHF wurden ausgeschüttet
Welinvest hat wie im Vorjahr wieder eine Dividende von 800 CHF ausgeschüttet. Dafür waren 32 Mio. CHF an Cash nötig. Mit einer derartigen Ausschüttung kann die ausserbörslich gehandelte Aktie zwar als eine aussergewöhnliche Renditeperle bezeichnet werden. Allerdings ist diese Dividende nicht verdient, sondern geht mit einer Reduktion der Substanz daher. Der «Geldsegen» fliesst jedoch vor allem an den Hauptaktionär, die deutsche Familie von Finck. Die Minderheitsanteile sind breit, bei 500 Anlegern vornehmlich aus der Basler Gesellschaft, gestreut. Dass die Dividendenpolitik nicht nachhaltig ist, räumte auch das Management an der Generalversammlung ein: Welinvest werde diese Dividendenauszahlung von 32 Mio. CHF nicht noch fünf weitere Jahre stemmen können.
Dividendenrendite von 25%
In den vergangenen Tagen wurden auf der Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) einige Titel für 2500 CHF gehandelt. Das ist jedoch der Kurs nach der Dividendenzahlung. Zuvor bewegten sich die Welinvest-Valoren bei Preisen um die 3100 CHF, dies inklusive der 800 CHF Dividende. Auf dem Niveau lag die Dividendenrendite rein rechnerisch bei etwas über 25,0%, was zu diesem Zeitpunkt sicherlich attraktiv war. Ob es allerdings für das laufende Geschäftsjahr 2024/25 wieder einen Ausschüttung in ähnlicher Höhe geben wird, dazu machten Verwaltungsrat und Management an der Generalversammlung keine verlässlichen Aussagen. Insgesamt spricht wenig für die Aktien, zudem ist die Liquidität dürftig. Die Aktien tendieren seit längerem nach untern – den «Dividendenknick» im November konnten sie jeweils nicht mehr aufholen.
Aktienkurs der Welinvest AG in CHF. Den «Dividendenknick» konnten die Titel in den vergangenen Jahren jeweils nicht aufholen. Chart: otc-x.ch
Es fehlen Perspektiven
Die Wertschriftenverkäufe und die Stagnation im Immobiliengeschäft schüren Ängste, dass die Gesellschaft langfristig ausblutet – auch wenn die aktuelle Finanzlage noch solide ist. Es fehlt Welinvest an Perspektiven. An der Generalversammlung machte ein Publikumsaktionär seinem Unmut über die Strategie Luft. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse kann aber niemand ausser der Familie von Finck etwas bewirken.
Im vergangenen Geschäftsjahr ist das Wertschriftenportfolio deutlich reduziert worden. In den Jahren zuvor nahm der Immobilienbestand merklich ab. Von 16 Objekten wurden in den letzten Jahren zehn verkauft. Für die verbleibenden Immobilien dürfte es genügend Interessenten geben. So könnten sie als Paket beispielsweise auch für das lokale Immobilienunternehmen Warteck interessant sein.
Der Patron ist verstorben
Entscheidend für die weitere Entwicklung von Welinvest ist die Frage, wie es mit dem Hauptaktionär weitergeht. Welinvest gehört mehrheitlich der deutschen Industriellenfamilie von Finck. Ende November 2021 verstarb das Familienoberhaupt August von Finck, Baron aus München, mit Wohnsitz im Schloss Weinfelden und einem geschätzten Vermögen von 8 bis 9 Mia. CHF, gebündelt unter anderem auch in Beteiligungen an namhaften Schweizer Unternehmen.
Streit unter den Erben?
Noch ist nicht klar, wer die Familie in die Zukunft führt. Der älteste Sohn August François soll diese Rolle übernehmen. Das ist nicht selbstverständlich, denn lange galt der jüngste Sohn Luitpold als Favorit für diese Rolle. In den letzten Jahren des Patrons soll sich das einst enge Verhältnis zwischen Vater August und Sohn Luitpold merklich abgekühlt haben. Beobachter vermuten, dass es unter den Erben Streitigkeiten um das Familienvermögen und dessen Verwaltung gibt.
Welinvest ist im Gesamtvermögen der Familie ein kleiner Fisch. Das vergangene Geschäftsjahr hat gezeigt, dass es für die Gesellschaft (noch) keinen Plan gibt. Vielleicht geht Welinvest auch den Weg, den die Claretta Holding ging. Diese befand sich ebenfalls im Mehrheitsbesitz der Familie von Finck und wurde im Jahr 2021 liquidiert.
Der Walliser Stadler-Lieferant für Aluminium-Profile, Constellium, hatte im Sommer mit den Folgen des Rhone-Hochwassers zu kämpfen. Bild: stadlerrail.com/de/medien/
Unwetter, Überflutungen und Brände sind häufiger geworden, doch meistens finden sie weit weg statt. Das hat sich geändert – auch in Italien, Deutschland, der Schweiz und in Spanien häufen sich Naturkatastrophen. Der Schweizer Zugbauer Stadler Rail wurde nun mehrfach betroffen und muss die Guidance für 2025 und 2026 anpassen. Wo könnten weitere unerkannte Klimarisiken lauern, die den Kapitalmarkt betreffen?
Die Bilder der schlammigen Zerstörung in Valencia sind noch präsent. Die Überflutung kam umso überraschender, als Spanien ja überwiegend als wasserarme Region mit wachsender Desertifizierung bekannt ist. Extremwetterereignisse kümmern sich aber nicht um menschliche Kategorisierungen, sondern folgen ihrer eigenen Systematik. Diese wird aber trotz verbesserter meteorologischer Forschung noch immer nur begrenzt verstanden. Und wie so oft wurden auch in Valencia frühe Alarmsignale von Behörden und Bewohnern nicht so ernst genommen, wie sie es verdient hätten.
Stadler produziert an vielen Orten, darunter auch in Valencia. Die eigenen Produktionsstätten mit 3000 Beschäftigten waren von den Flutschäden gar nicht betroffen. Dafür waren 30 Zulieferbetriebe aus der Region durch Überflutungen und Schlammablagerungen in Mitleidenschaft gezogen worden, sodass die Produktion stark gedrosselt werden musste. Bis zu 200’000 Produktionsstunden müssen auf 2025 verlagert werden.
Flutschäden in Serie
Dies ist jedoch nicht der einzige Fall von Klimarisiken, von denen Stadler getroffen wird. Im September brach im niederösterreichischen Dürnrohr nach tagelangem Dauerregen ein Damm, was zur Überflutung des Stadler Inbetriebsetzungszentrums führte. Ein neuer Doppelstockzug KiSS wurde vollständig zerstört.
Und im Juni führte ein Unwetter an der Rhone zu Überflutungen, die das Werk des Stadler-Zulieferers Constellium unter Wasser setzten. Das Werk stand danach still und nahm erst Ende Oktober die Produktion wieder auf.
Was Investoren wissen sollten
Drei solche Ereignisse an drei Orten innerhalb weniger Monate – das kann kein Zufall sein. Schon seit vielen Jahren warnen nicht nur Wetterforscher, sondern auch Kapitalmarktteilnehmer wie die Rückversicherer, beispielsweise Swiss Re, vor den wachsenden Gefahren durch erkannte und unerkannte Klimarisiken. Die sind nicht abstrakt oder finden in fernen Erdteilen statt, sondern auch hier und jetzt. Nicht zuletzt hat die «Task Force on clima-related financial disclosure» internationale Standards gesetzt, wie börsenkotierte Gesellschaften ihre Stakeholder über den Umgang mit Klimarisiken informieren sollten.
Überflutungsopfer Klingelnberg
Stadler ist auch kein Einzelfall. Erst 2021 waren die Produktionsstätten von Klingelnberg, ebenfalls an der SIX kotiert, am wichtigsten Standort Hückeswagen in Deutschland überflutet worden. Dies bescherte Klingelnberg einen Millionenverlust. Eine Zuwendung aus dem staatlichen Programm «Wiederaufbau NRW anlässlich der Starkregen- und Hochwasserkatastrophe im Juli 2021» verhinderte Schlimmeres. Wie das kürzlich kommunizierte Halbjahresergebnis für das Geschäftsjahr 2024/25 zeigt, läuft es nun wieder besser. Klingelnberg konnte den Umsatz um 20% auf 127 Mio. Euro steigern und wies wieder einen operativen Gewinn aus.
Die Aktie von Klingelnberg hat sich seit den Flutschäden 2021 nicht nachhaltig erholt. Chart: six-group.com
Enormer Auftragsbestand
Stadler wird die Schäden des Jahres 2024 relativ unbeschadet überstehen. Der Auftragsbestand lag zuletzt bei 26.8 Mrd. CHF, und weitere Aufträge kommen alle paar Tage. Statt einer EBIT-Marge für 2024 von bisher mindestens 5% ist nun von maximal 2% weniger die Rede. Das bislang für 2024 angestrebte Umsatzziel von 3.5 Mrd. CHF bis 3.7 Mrd. CHF wird laut der Stadler Medienmitteilung vom 13. November wohl nicht mehr erreicht werden können. Die Guidance für 2025 und 2026 wird überarbeitet und nicht vor dem ersten Quartal 2025 kommuniziert.
Stadler-Aktie im Abwärtstrend
Stadler Rail war dieses Jahr gleich mehrfach von Naturkatastrophen an verschiedenen Orten betroffen. Chart: six-group.com
An der Börse war die Stadler-Aktie zwar schon länger angeschlagen, doch seit dem 8. November verlor sie in einer ununterbrochenen Korrekturbewegung nochmals rund ein Viertel an Wert. Beim aktuellen Kurs von 19.10 CHF liegt die 1-Jahres-Performance bei minus 42,5%, seit Anfang Jahr verlor die Aktie 36,9%.
Die Auswirkungen der gehäuften Naturkatastrophen betreffen einerseits die eigenen Produktionskapazitäten oder Lager, andererseits schlagen sie sich in Infrastrukturschäden und bei Zulieferern nieder. Beispielsweise konnten in Valencia Teile der Belegschaft die Fabrik zeitweilig nicht erreichen. Bauteile fehlen, was zu manchmal monatelangen Verzögerungen führt.
Die ohnehin dünne Umsatzrendite von Stadler dürfte in den Folgejahren noch dünner werden, aber immerhin im positiven Bereich bleiben, vorausgesetzt, das diversifizierte Unternehmen wird nicht von weiteren ausserordentlichen Belastungen getroffen. Die Erholung der Aktie dürfte wohl einige Zeit beanspruchen.
Mehrere Aussenlager von Stadler in Valencia wurden bei den Unwettern in Spanien in Mitleidenschaft gezogen. Bild: stadlerrail.com/de/medien/
Die Risiken steigen
Was der Fall deutlich macht, ist, dass der Klimawandel keine Grenzen kennt und wegen der teilweise unvorhersehbaren und gehäuften Extrem-Wetterereignisse buchstäblich jeden direkt oder indirekt treffen kann. Dabei gibt es kaum sichere Zonen. Norden und Süden, Gebirgsgegenden und Flachland, Stadt und Land sind gleichermassen betroffen. Der menschlichen Siedlungshistorie folgend, sind auch Fabrikationsstätten, Lager und Transportwege der Unternehmen häufig in Tälern und an Flüssen gelegen. Selbst kleine Bäche können bei ungewöhnlich starkem Dauerregen zu Monsterwellen ansteigen. Worauf es beim Hochwasserschutz für Unternehmen ankommt, das listet Swiss Re detailliert im «Flood Preparedness Guide» auf. Gefährdet sind aber auch Energieversorger mit ihren Dämmen, Speicherseen, Kraftwerken und Leitungsnetzen. Gerade im alpinen Umfeld werden durch auftauenden Permafrost Erdrutsche und Geröllniedergang wahrscheinlicher.
Zeitenwende – der Trump-Effekt
Während die Schäden des Klimawandels bei betroffenen Opfern, Unternehmen, Kommunen, Provinzen ständig steigen, scheint die Eindämmung der menschlichen Treibhausgas-Produktion zu versagen. In den USA als grossem Förder- und Konsumland fossiler Brennstoffe steht eine Zeitenwende an. Die Mitgliedschaft im Pariser Klimaabkommen wird von Trump bereits das zweite Mal aufgekündigt. Neuer Energieminister soll ein Fracking-Unternehmer werden. Fracking ist in Frankreich und Deutschland verboten. In den USA steigen die Krebsraten in den Kommunen, deren Grundwasser durch Fracking verseucht wurde.
Lobbyisten bestimmen Klimapolitik
Auch der Green Deal der EU ist durch intensivierte Lobbyarbeit von u.a. Automobil-, Agrar- und Chemie-Industrie sowie Wahlergebnisse mit Zuwächsen im rechten Spektrum stark verwässert worden, ein Erfolg der Allianz von Leugnern des Klimawandels. Beim aktuellen Klimagipfel COP29 in Baku sind nicht nur Lobbyisten der Öl- und Gasindustrie reichlich vertreten, sondern auch 204 Lobbyisten der Agrar-Industrie. Die ist ein wichtiger Kunde der Öl-Industrie, denn die umweltschädlichen Pestizide und synthetischen Dünger werden aus fossilen Brennstoffen hergestellt. Der Ausrichtungsort Baku ist die Hauptstadt Aserbaidschans, wo 90% der Wirtschaft auf Öl & Gas basieren.
Emissionen steigen ungebremst
Nüchtern betrachtet spricht nichts dafür, dass sich an den vom Menschen beeinflussbaren Ursachen des Klimawandels etwas zum Besseren entwickelt. Auch wenn einzelne Länder wie Österreich, Norwegen und Uruguay ihre Emissionen signifikant reduzieren konnten, der Energiehunger in China, Indien, Indonesien und vielen weiteren Ländern fügt der Nachfrage ein Vielfaches zu. Und die wird unverändert hauptsächlich mit Kohle, Öl und Gas befriedigt.
Der Titel von Swiss Re zeigt eine positive Entwicklung. Chart: six-group.com
Fakten und Zahlen
Ein wesentlicher Faktor aus Börsensicht ist die Kostenfrage. Wer bezahlt die Schäden? Sind die Extrem-Wetterrisiken überhaupt noch versicherbar? Das globale Schadensvolumen beziffert Swiss Re für 2023 auf 280 Mrd. USD. Davon waren aber nur 108 Mrd. USD versichert, was bedeutet, dass 60% der Schadensumme von den Geschädigten selbst zu tragen sind. Die versicherten Schadenssummen stiegen laut Swiss Re in den letzten 30 Jahren um 5% bis 7% jährlich. 2023 gab es 142 Naturkatastrophen, mehr als je zuvor. Die Quote von Schadenssumme durch Naturkatastrophen zu globalem BIP hat sich seit 1994 von 0,04% auf nun über 0,1% mehr als verdoppelt. Swiss Re hält bei einer Fortsetzung der etablierten Trends eine Verdoppelung der globalen Schadenssummen innert 10 Jahren für möglich.
Trend der globalen Naturkatastrophenschäden in % des globalen BIP. Grafik: Swiss Re
Fazit
Die Klimarisiken sind systematischer Natur und damit ein Faktum in der schönen neuen Welt des 21. Jahrhunderts. Daran werden auch Leugner des Klimawandels nichts ändern. Wachsame Investoren prüfen genau, wie Unternehmen mit den heute relevanten Risiken umgehen. Das sind neben den Finanzrisiken in erster Linie Cyber-, IT-, Spionage- und Klimarisiken. Risiken sind aber immer auch ein Geschäft. Je nachdem sind die Prämien für Versicherungen im Gleichschritt mit Frequenz und Ausmass der Katastrophen gestiegen. Manche Risiken sind nur sehr teuer abzusichern oder gar nicht mehr, etwa in Küstenregionen mit steigendem Meeresspiegel.
Die Rückversicherungen haben ihre Prämien zuletzt mehrfach angehoben. Trotz steigender Schadenssummen blicken Münchner Rück, Hannover Rück, Swiss Re und auch Buffetts Berkshire Hathaway als weltgrösste Rückversicherer positiv auf die weiteren Perspektiven. Allerdings hat wohl nicht jeder Erstversicherer die versicherten Klimarisiken seinerseits ausreichend rückversichert. Dies kann sich im ungünstigen Fall durchaus zu einem Systemrisiko auswachsen.
Nicht nur Wohneigentum im urbanen Raum, auch Ferienwohnungen vor alle, in den Bergregionen wie hier im Wallis haben sich weiter verteuert. Bild: stock.adobe.com
Nicht nur Wohneigentum im urbanen Raum, auch Ferienwohnungen vor allem in den Bergregionen wie hier im Wallis, haben sich weiter verteuert. Bild: stock.adobe.com
Auf dem Schweizer Immobilienmarkt herrscht weiter eitel Sonnenschein. Wie das Beratungsunternehmen IAZI anlässlich des 17. Finanz- und Immobilienkongresses in einer Medienmitteilung festhält, ist der Schweizer Markt in den letzten zwei Jahren nicht nur von einer Preiskorrektur verschont geblieben. Im Gegenteil: Die Preise für Wohneigentum und Renditeliegenschaften befinden sich weiter in einem Aufwärtstrend. Auch in den Bergregionen wird der Wohnraum immer knapper.
Ausnahme im europäischen Umfeld
Trotz einer schwächeren Schweizer Konjunktur verzeichnet der hiesige Immobilienmarkt eine Rekordentwicklung. Dies wird vor allem im Vergleich mit dem europäischen Umfeld deutlich. «Während Nachbarländer wie Deutschland (-12,2%) oder Frankreich (-4,5%) in den letzten 24 Monaten teilweise empfindliche Preiskorrekturen hinnehmen mussten, glänzt die Schweiz weiterhin als Klassenbester», schreibt das IAZI in seiner Medienmitteilung. In der Schweiz seien die Preise für privates Wohneigentum in den letzten zwei Jahren um 8,9% gestiegen. Nur Grossbritannien (+3,1%) und Italien (+3,5%) zeigten im gleichen Zeitraum positive Werte. Durch die jüngsten Zinssenkungen habe sich die Finanzierung seit 2023 wieder vergünstigt. Der Preiszuwachs für Eigenheime betrage seit 1998 hohe 130,5%, in den letzten zwölf Monaten waren es 3,8%.
Nicht nur der Markt für Eigenheime, auch der Markt für Renditeliegenschaften sei in den letzten 25 Jahren eine Erfolgsgeschichte, heisst es in der Medienmitteilung. «Viele Faktoren deuten darauf hin, dass die Branche im nächsten Jahr die Renditeimmobilien wieder aufwertet», schreibt das IAZI. Als Gründe werden die sinkenden Zinsen sowie die tiefe Inflation auf der einen Seite, auf der anderen Seite die Zuwanderung genannt, welche die Nachfrage nach Wohnraum steigen lässt.
Wohnungsnachfrage nicht nur in den Städten
Obwohl die Wohnungsnachfrage in den Metropolen sehr gross ist und zu geringen Leerwohnungsziffern führt, ist der Wohnraum auch in den Bergregionen knapp geworden. Der Markt für Ferienwohnungen in den touristischen Regionen habe in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt, schreibt das IAZI, und weist darauf hin, dass dies nach der Annahme der Zweitwohnungsinitiative noch anders gewesen sei. Erst die Covid-Pandemie habe zu dem Boom geführt, der von den Käufen von Schweizerinnen und Schweizern getrieben gewesen sei. Der sich erholende Tourismus habe nun ebenfalls dazu geführt, dass die Nachfrage nach Ferienwohnungen weiter gestiegen ist. Dies habe deutliche Preissteigerungen zur Folge. «Die Preise für Zweitwohnungen haben sich seit 2015 um 48% erhöht, während sie sich allein im Jahr 2023 um 14% erhöhten», schreibt das IAZI.
Geringe Leerstände in den Bergregionen
Die Situation sei allerdings für Einheimische und saisonale Arbeitskräfte besonders problematisch, wenn sich die Schere zwischen Mieten und Nominallöhnen weiter auftue. «Saisonniers müssen auch längere Arbeitswege in Kauf nehmen, wenn sie in der Nähe des Arbeitsplatzes keine bezahlbare Wohnung mehr finden», so die Medienmitteilung. In Zermatt würden Arbeitskräfte immer weiter ins Tal ausweichen, um von den Mietpreisunterschieden zu profitieren. Für Unmut sorgten auch Plattformwohnungen wie Airbnb. Eine Entspannung in den Bergregionen sei derzeit nicht in Sicht. Tiefe Leerstände in den Tourismusregionen deuteten auf die alpine Wohnungsnot hin. Eine Ausnahme bilde das Tessin. Dort betrage die Leerwohnungsziffer teilweise über 3%. Dennoch gibt es derzeit zahlreiche lokale Initiativen und Vorstösse, welche vor allem die Vermietung über Airbnb einschränken sollen.
Hinweis in eigener Sache: Am 1. April 2025 führt schweizeraktien.net gemeinsam mit Cham Group den 1. Branchentalk Immobilien durch.
Lidia Kurt war bisher als Beraterin für die Börse Stuttgart Gruppe tätig und wird nun CEO der BX Digital. Bild: zvg
Lidia Kurt war bisher als Beraterin für die Börse Stuttgart Gruppe tätig und wird nun CEO der BX Digital. Bild: zvg
Die BX Digital, ein Schwesterunternehmen der Schweizer Börse BX Swiss, ernennt Lidia Kurt zur CEO. Dies teilt die BX Digital mit. BX Digital verfolge das Ziel, einen transparenten, zugänglichen und liquiden Markt für digitale Vermögenswerte auf Basis der Blockchain-Technologie in der Schweiz zu schaffen. BX Digital gehört ebenso wie die BX Swiss zur Börse Stuttgart Gruppe.
Lidia Kurt habe an der Universität St. Gallen im Fachbereich Finance promoviert und sei Autorin des Buches «Digitale Assets und Tokenisierung», heisst es in der Medienmitteilung. Sie bringe umfassende Expertise an der Schnittstelle von Finanzsystemen und innovativen Technologien mit. Seit 2017 ist sie als Beraterin für Digital Assets tätig, darunter auch seit 2021 für die Börse Stuttgart Gruppe. Ausserdem hat die neue CEO der BX Digital für J.P. Morgan und Swiss Re in Zürich, London und Hongkong gearbeitet.
Die Möglichkeit, künftig erstmals digitale Vermögenswerte wie tokenisierte Aktien, Anleihen und Zertifikate auf einem regulierten Sekundärmarkt zu handeln, sei zukunftsweisend für den Finanzplatz Schweiz, so Lidia Kurt in der Medienmitteilung. Die Transaktionen könnten innerhalb von Minuten über eine öffentliche Blockchain abgewickelt werden; dies ganz ohne zentrale Finanzintermediäre wie Zentralverwahrer oder Verrechnungsstellen.
«Mit der Ernennung von Lidia Kurt wollen wir unseren dynamischen Weg fortschreiben», lässt sich Lucas Bruggeman, Verwaltungsratspräsident der BX Digital und CEO der BX Swiss, in der Medienmitteilung zitieren. Man beabsichtige, die Bewilligung der ersten Lizenz für ein DLT-Handelssystem in der Schweiz zu erhalten. Der Antrag bei der FINMA sei bereits gestellt worden, so Bruggeman.
Bjørn Sibbern, Global Head Exchanges SIX und André Krause, CEO Sunrise, läuten zum Handelsstart der Sunrise-Aktie die Glocke an der SIX in Zürich. Bild: six-group.com
Bjørn Sibbern, Global Head Exchanges SIX, und André Krause, CEO Sunrise, läuten zum Handelsstart der Sunrise-Aktie die Glocke an der SIX in Zürich. Bild: six-group.com
Am Freitag, 15. November, wurde der Aktienhandel des Telekom-Anbieters Sunrise an der SIX aufgenommen. Sunrise war bereits zwischen 2015 und 2021 an der SIX kotiert.
Der erster Kurs nach dem Spin-off lag bei 44.75 CHF. Nach einem frühen und kurzen Höhenflug auf 46.97 CHF sank der Kurs und stand am Ende des ersten Handelstages bei 41.80 CHF. Das Tagestief erreichte 40.50 CHF. Fast 1.5 Mio. Aktien wurden gehandelt. SMI und SPI verzeichneten am 15. November Rückgänge von rund 1,3%.
3.30 CHF Dividende je Aktie geplant
Wie einem aktuellen Medieninterview zu entnehmen ist, beabsichtigt Sunrise im kommenden Jahr, 3.30 CHF je Aktie an Dividende für das Geschäftsjahr 2024 auszuschütten. Im Vorfeld der Abspaltung von Sunrise an die Aktionäre von Liberty Global wurde eine Dividendensumme von mindestens 240 Mio. CHF in Aussicht gestellt. Auf schweizeraktien.net haben wir den Spin-off von Sunrise in einem Beitrag vom 6. November kritisch durchleuchtet.
Auf Basis des Schlusskurses des ersten Handelstages errechnet sich somit eine Dividendenrendite von 7,9%. Die Ausschüttungen erfolgen steuerfrei auf Sicht von mehreren Jahren. Das Management erwartet zwei Übergangsjahre und erst danach ein mittelfristiges Umsatzwachstum im tiefen einstelligen Prozentbereich. Die Aktie wird laut Aussage der SIX bis spätestens 22. November in die SPI-Indexfamilie aufgenommen.
Nach dem Börsengang des Kosmetikunternehmens Galderma ist Sunrise der 2. Börsengang an der SIX in diesem Jahr. Es wird sich zeigen, ob sich Sunrise an der SIX zu einer ähnlichen Erfolgsstory wie Galderma entwickelt.
Michele Blasucci ist Gründer, CEO und Hauptaktionäre der Nexus Group. Bild: zvg
Michele Blasucci ist Gründer, CEO und Hauptaktionäre der Nexus Group. Bild: zvg
In den vergangenen drei Jahren hat die Nexus Group laufend in die Entwicklung der Online-Applikationen ihrer Tochter Findea AG investiert. Diese Investitionen zahlen sich nun aus. Umsatz und Betriebsgewinn legten bei Findea zweistellig zu, während die Erträge bei Startups.ch leicht zurückgingen. Insgesamt erzielte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2023/24 per 30. Juni einen konsolidierten Umsatzanstieg um 2,5% auf 9.6 Mio. CHF. Unter dem Strich verblieb ein Gewinn von 308’000 CHF. Die Aktionäre sollen an der GV vom 20. November wieder einer Dividende in Höhe von 20 Rappen je Aktie zustimmen.
Startups.ch mit UBS als neuem Sponsor
Bei der auf Unternehmensgründungen spezialisierten Plattform Startups.ch hinterliess die Fusion von UBS und Credit Suisse (CS) ihre Spuren. Bisher war die CS Partner von Startups.ch und zahlte Vermittlungsprovisionen. Bedingt durch die Übernahme habe die CS im abgelaufenen Geschäftsjahr weniger Provisionen gezahlt, erläutert Geschäftsführer Michele Blasucci. Dies führte zu einem Umsatzrückgang um 1,9% auf 4.8 Mio. CHF bei der Tochterfirma Startups.ch AG. Zudem habe man eine geringere Bestellanzahl zu verzeichnen gehabt. Das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA erreichte bei der Startups.ch AG 0.9 Mio. CHF (-10,9%) und der Reingewinn 225’000 CHF. Zwischenzeitlich konnte mit der UBS eine Partnerschaft vereinbart werden, was sich positiv auf die Erlöse im laufenden Geschäftsjahr auswirken soll.
Findea im Wachstumsmodus
Der auf Online-Treuhanddienstleistungen spezialisierten Tochter Findea ist es gelungen, in den Wachstumsmodus zu schalten. Der Umsatz stieg um 10,4% auf 3.8 Mio. CHF. «Bei Findea tragen die grossen Investitionen der vergangenen Jahre Früchte», so CEO Blasucci. Findea hatte nicht nur in die Entwicklung des Projekts «Findea-Online» investiert, sondern auch die Organisation angepasst, um die Effizienz zu verbessern. Dies ist im Geschäftsjahr 2023/24 auch gelungen. Das operative Ergebnis (EBITDA) stieg um 24,6% auf 614’000 CHF. Die EBITDA-Marge verbesserte sich von 14,3% auf 16,1%. Findea-Online erlaube es, mit dem bestehenden Personal mehr Kunden aufzunehmen und zu verwalten, heisst es. Seit dem 1. Oktober 2024 rundet zudem das Projekt «Findea-Payroll», eine Lohnabrechnungslösung, die bestehenden Services «Accounting» und «Taxes» ab.
Bei der Websoft AG, der inhouse-Softwareentwicklungsfirma der Nexus Group, gingen Umsatz und Betriebsergebnis weiter zurück. Das Unternehmen begründet dies mit einer reduzierten Teamgrösse des Entwicklerteams. Bei der chilenischen Tochtergesellschaft Lanzate Solo kam es ebenfalls zu einem Umsatzrückgang.
Höhere Darlehen
Insgesamt erzielte die Nexus Group für 2023/24 einen konsolidierten Umsatz von 9.6 Mio. CHF nach 9.4 Mio. CHF im Vorjahr. Das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA war mit 1.9 Mio. CHF nahezu unverändert, der Gewinn ging um ein Drittel auf 308’000 CHF zurück. Grund dafür waren, neben einem höheren Betriebsaufwand und höheren Abschreibungen, auch höhere Finanzierungskosten von 184’000 CHF. Die Darlehen haben sich gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt und liegen nun bei etwas mehr als 2.3 Mio. CHF. Die Eigenkapitalquote reduzierte sich auf 24,4%. Angestiegen sind in der Bilanz auch die immateriellen Anlagen, die mit 6.9 Mio. CHF den grössten Anteil des Anlagevermögens ausmachen und auf die Entwicklung der eigenen Applikationen bei Startups.ch und Findea zurückzuführen sind.
Für das laufende Geschäftsjahr zeigt sich Michele Blasucci sehr zuversichtlich. So konnte der Umsatz in den ersten sechs Monaten um mehr als 20% gesteigert werden. Auch die Margen haben sich nach Aussagen des CEO deutlich verbessert.
Fazit
Mit dem Geschäftsabschluss 2023/24 zeigt die Nexus Group, dass die Investitionen der letzten Jahre insbesondere bei Findea zu mehr Wachstum und auch zu einer verbesserten Marge führen. Die Angaben zum laufenden Geschäftsjahr scheinen zu bestätigen, dass sich der Wachstumskurs fortsetzt. Auch wenn das Unternehmen angekündigt hat, dass es nun in die Weiterentwicklung von Startups.ch investieren will, so dürften die Entwicklungskosten in den kommenden Jahren nun tiefer ausfallen.
Schade ist, dass trotz des sich abzeichnenden Wachstumsschubs die Verschuldung weiterhin hoch ist und auch die aktivierten Eigenleistungen in den kommenden Jahren für hohe Abschreibungen sorgen werden. Kann die Nexus Group allerdings das Wachstum beschleunigen, so dürfte dies mittelfristig zu einer Reduktion der Schulden führen.
Seit Jahresbeginn hat der Aktienkurs von Nexus um rund 10% zugelegt. Chart: otc-x.ch
Die Aktien der Nexus Group werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 8 CHF für eine Aktie bezahlt. Damit liegt das KGV bei 42, die Dividendenrendite beträgt 2,5%. Gelingt es dem Unternehmen, weiter zu wachsen, so dürfte sich dies auch im Aktienkurs positiv niederschlagen. Die Abschreibungen auf die immateriellen Anlagen dürften allerdings weiterhin hoch bleiben, sodass nicht mit einem grossen Gewinnanstieg zu rechnen ist.
Die Wertschöpfung der MCH Group für die Region Basel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten massiv reduziert. Bild: zvg
Die Wertschöpfung der MCH Group für die Region Basel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten massiv reduziert. Bild: MCH Group
Olma und BEA haben sich nach dem Corona-Knick wieder erholt. Die Besucher sind zurück. Doch reicht es, wenn die namensgebenden Messen Publikumsmagnete sind? Die Messebetreiber haben viel in neue Infrastruktur investiert und brauchen rentable Ganzjahreskonzepte. Angesichts der kontinuierlichen Verlagerung des Konsums ins Internet und einem geänderten Kundenverhalten – auch wenn man an Messen geht, wird dort weniger direkt gekauft – sind neue Messekonzepte gefragt. Denn mittlerweile setzen viele Unternehmen auf Onlinemarketing und E-Commerce statt auf Präsenz vor Ort. Die Kosten für Messen sind hoch, besonders wenn die Besucher nur «gaffen» und nichts kaufen.
Die Messen in der Schweiz sind aber nicht tot – sie haben sich jedoch verändert und die Betreiber sind angezählt. Das Marktumfeld ist labil: Für kleinere Ausstellungen wird es je länger, desto schwieriger, den Kopf über Wasser zu halten. In den vergangenen Jahren sind neben kleineren Messen auch bekannte Namen verschwunden: Im Jahr 2019 fanden die Publikumsmessen Züspa, Mustermesse, Comptoir-Suisse sowie die Uhrenmesse Baselworld zum letzten Mal statt. Alle diese Veranstaltungen wurden vom Basler Unternehmen MCH Group ausgerichtet.
Vom Pandemietief erholt
Bestehende Messen haben sich im laufenden Jahr dagegen eindrücklich vom Pandemietief zurückgemeldet. Die BEA meldete einen Rekord von 330'000 Besuchern und 800 Ausstellenden. In St. Gallen verzeichnete die Herbstmesse Olma im laufenden Jahr mit über 340'000 Besuchern rund 10'000 Personen mehr als im Vorjahr - und mit 620 Ausstellenden 50 mehr als im Vorjahr. In den Jahren vor Corona zog die Olma jeweils zwischen 350'000 und 360'000 Besucher an.
Doch die Lage bleibt angespannt. Insbesondere um den Olma-Betreiber, die Olma Messen St. Gallen AG, gibt es viele Fragezeichen. Boulevard-Medien haben teilweise mit grossen Lettern die existenzielle Krise des Messe- und Eventbetreibers beschworen. Tatsächlich gibt es einige Hinweise, dass eine Kapitalbeschaffung und die Wandlung in eine Aktiengesellschaft nicht wie geplant gelingen.
Die Betreibergesellschaft der Olma braucht Geld. Das Unternehmen stand im Jahr 2020 kurz vor dem Konkurs. Aufgrund der zweijährigen Ausfälle während der Corona-Pandemie und der Bauteuerung von insgesamt 26 Mio. CHF für die neue Halle 1 für 190 Mio. CHF beanspruchten die Olma Messen die Unterstützung der öffentlichen Hand in ihrer Rolle als Ankeräktionär. Stadt und Kanton schnürten mit verschiedenen Banken ein Rettungspaket und beteiligten sich mit 17 Mio. CHF.
Eine längere Frist soll es richten
Im Gegenzug sollten die Olma Messen 20 Mio. CHF Eigenkapital bei Wirtschaft und Bevölkerung beschaffen; dies, nachdem 2022 bestehende Genossenschafter bereits 5 Mio. CHF eingeschossen hatten. Zu diesem Zweck ist die Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden, die neuen Aktien sollen nach Abschluss der Kapitalerhöhung ausserbörslich an der OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt werden. Aktuell sind nach mehreren Monaten erst rund 14 Mio. CHF neues Kapital zusammengekommen. Der ursprüngliche Wunsch der Gesellschaft war, bis Ende 2024 einen Betrag von 20 Mio. CHF durch den Verkauf von Olma-Aktien zu erzielen. Die Verantwortlichen gehen nun davon aus, dass dafür mehr Zeit benötigt wird. Die Konsequenz: eine Verlangsamung der Wachstumsstrategie.
Der Neubau der in diesem Frühling eröffneten Olma-Halle 1 kostete annähernd 200 Mio. CHF. Bild: olma-halle1.ch
Auf Nachfrage von schweizeraktien.net meinte die Pressesprecherin, die Verantwortlichen seien zufrieden mit den Aktienzeichnungen. Bis Ende November würden diverse Nachbearbeitungs-Aktivitäten laufen, dann werde die Olma-Kampagne ausgewertet. Etwas Aufklärung bringt eine Anfrage bei der St. Galler Kantonalbank, ist doch das Institut Namensgeber der neuen Olma-Halle. «Die St. Galler Kantonalbank ist seit über 150 Jahren untrennbar mit der St. Galler Bevölkerung und Wirtschaft verbunden. Nähe, Verbundenheit und Tradition – das sind zentrale Werte unserer Bank. Gleichzeitig wollen wir innovativ bleiben und über unsere Region hinaus für Ideen offen sein. Dasselbe gilt für die Olma Messen St. Gallen», sagt Sprecherin Jolanda Meyer. Mit der Namensgebung habe man beide St. Galler Institutionen verbunden.
Sponsor sorgt für Auslastung
Doch es geht über Namenssponsoring und ein Zeichen der Verbundenheit mit der Region hinaus. «Als bisherige Genossenschafterin bzw. Aktionärin haben wir uns selbstverständlich an der laufenden Kapitalerhöhung beteiligt», sagt die Sprecherin. Inwiefern und in welcher Art in Zukunft der ausserbörsliche Handel der Olma-Aktien umgesetzt werden soll, ist der St. Galler Kantonalbank nicht bekannt. Das Staatsinstitut plant die neue Halle auch selbst zu nutzen – und damit für Auslastung zu sorgen. «Uns geht es immer auch um Begegnungen, um Gelegenheiten, unsere Kunden zu begeistern. Unsere Generalversammlung, eine der grössten der Schweiz, findet seit vergangenem Jahr in der SGKB-Halle statt – ebenso der Investors Day oder das Immobilienforum», so Meyer.
Es wird klar, dass die Regionen – Regierung und wichtige wirtschaftliche Vertreter – es sich nicht leisten können, dass Eventveranstalter wie die Olma Messen verschwinden würden. Laut einer Studie der Hochschule St. Gallen (HSG) werden mit den 30 Mio. CHF, welche jedes Jahr auf dem Gelände der Olma Messen umgesetzt werden, jährlich 180 Mio. CHF Umsätze in der Ostschweiz generiert. Daran hängen 1'350 Arbeitsplätze.
Gemäss der Basler MCH löst ein Franken, der beim Messebetreiber in Form von Standmieten und anderen Gebühren als Umsatz anfällt, sogar das Achtfache an Ausgaben bei lokalen Gewerbetreibenden wie Hotels, Transportunternehmen und Handwerkern in der Region aus. Deshalb ist die «Öffentlichkeit» auch in Bern für den Messebetreiber aktiv. Dort hilft die halbstaatliche BKW der Bernexpo, liquide zu bleiben.
BKW beteiligt sich an Messe-Immobilien
Der Energiekonzern übernimmt 10% der Messeplatz-Immobilien. Damit gehören neu 10% der Messepark Bern AG – und damit ein Zehntel der bisherigen Bernexpo-Hallen sowie der neuen Festhalle, die sich im Bau befindet – der BKW. Diese hat das Aktienpaket von der Messeveranstalterin Bernexpo erworben. Wie viel die BKW für das Aktienpaket bezahlt hat, geben die Beteiligten nicht bekannt. Branchenkenner gehen von 6 Mio. CHF aus. Nach dem Verkauf von 10% hält die Messeveranstalterin noch eine Minderheit von knapp 27% an der Messepark Bern AG.
Wie in St. Gallen stellt sich auch für Bern die Frage, ob es eine langfristige Strategie ist, wenn sich ein halbstaatlicher, branchenfremder Konzern im Messegeschäft engagiert – und das vor allem aus Gründen der Standortpolitik. Die BKW beteiligt sich nach einer ausgedehnten und viel kritisierten Einkaufstour in der Gebäudetechnik- und Ingenieurbranche nun auch noch an einer Immobilienfirma. Die BKW versteht den Kauf auch nicht als Rendite-Investment. Mit der Beteiligung beabsichtige die BKW vor allem, einen positiven Beitrag zum Wirtschaftsstandort Bern zu leisten, heisst es vom Unternehmen.
Knapp bei Kasse
Im Geschäftsbericht 2023 der Bernexpo zeigt sich, dass das Messeunternehmen derzeit etwas knapp bei Kasse ist. Zwar verfügt es über genügend Eigenkapital, aber die flüssigen Mittel sind von 5.8 auf 1.7 Mio. CHF geschrumpft. Dies vor allem wegen der neuen Festhalle: Als Aktionärin der Messepark Bern AG beteiligte sich die Bernexpo wie vorgesehen an den Baukosten, was mit gut 10 Mio. CHF zu Buche schlug. «Die Entscheidung, einen Anteil zu verkaufen, steht weniger im Zusammenhang mit Liquiditätsproblemen, sondern mehr mit einer langfristigen Neuausrichtung. Die Bernexpo verfolgt zunehmend ein Geschäftsmodell, das den Fokus auf das Kerngeschäft im Veranstaltungsbereich legt und sich von immobilienlastigen Engagements löst», sagt Bernexpo-CEO Tom Winter. Durch diesen Schritt könne sich die Bernexpo als Dienstleistungsanbieterin im Messe- und Eventbereich weiter profilieren und agil auf Marktveränderungen reagieren, ohne umfangreiches Anlagevermögen zu halten.
Die Bernexpo präsentierte 2020 vier Unternehmen, die den Bau der neuen, 108 Mio. CHF teuren, Festhalle ermöglichen sollen: Mobiliar, Securitas, Visana und die Immobilienfirma HRS. Diese Unternehmen beteiligen sich gemeinsam mit 30 Mio. CHF am Neubau – gleich viel wie Stadt und Kanton Bern, die jeweils 15 Mio. CHF beisteuern. Die Unternehmen Mobiliar, Securitas, Visana und HRS haben gemäss Tom Winter durch ihr finanzielles Engagement einen wichtigen Anteil an der Entwicklung und dem Bau der neuen Festhalle in Bern gehabt. Solche Investitionen geben den Partnern spezifische Rechte und Pflichten, die häufig im Rahmen langfristiger Partnerschaften geregelt sind.
ESC wäre hervorragendes Beispiel für Vision gewesen
«Die Halle ist darauf ausgelegt, neben Messen auch Grossveranstaltungen wie Konzerte, Kongresse, Sportveranstaltungen und internationale Shows zu beherbergen, was den Fokus stärker auf Event- und Freizeitnutzung legt. Die Multifunktionalität der Halle unterstützt dabei den Trend hin zu einem dynamischeren Veranstaltungsportfolio und ja, ein Jahrhundert-Ereignis für die Schweiz wie der Eurovision Song Contest (ESC) wäre tatsächlich ein hervorragendes Beispiel für die Zukunftsvision der Festhalle gewesen», antwortet Tom Winter auf die Frage, wie man die Hallen zukünftig ohne «klassische Messen» füllen könne und ob der ESC-Anlass in Bern ein Beispiel für die zukünftige Nutzung gewesen wäre.
Die Bewerbung zur Durchführung des ESC zusammen mit der Stadt Bern, dem Kanton und Biel war gemäss Bernexpo-CEO ein wunderbares Erlebnis, aber sie seien faire Verlierer und wünschten der Stadt Basel alles Gute. «Und die Medienpräsenz, die wir durch die Bewerbung erhalten haben, ist für die Vermarktung der neuen Festhalle unbezahlbar», fügt Winter an.
Die Eröffnung der neuen Festhalle soll das Profil der Bernexpo nachhaltig beeinflussen und stärken. Mit einer modernen, multifunktionalen Halle könne das Unternehmen in verschiedenen Bereichen des Event- und Kongressgeschäfts das Portfolio erweitern und attraktiver für grosse, internationale Veranstaltungen werden. Tom Winter nennt vier Punkte, die sich durch die neue Halle ändern: Stärkung der Marktposition und Attraktivität für Grossveranstaltungen, Verstärkung des Nachhaltigkeitsprofils – die neue Festhalle ist im Minergie-P-Standard gebaut und sei ein Vorzeigeobjekt innerhalb der Messelandschaft –, Erweiterung des kulturellen und wirtschaftlichen Einflusses sowie Erhöhung der Flexibilität und Nutzungsmöglichkeiten.
Tom Winter ist CEO der Bernexpo AG. Bild: schweizeraktien.net
Wie hoch muss die Ausnützung über das ganze Jahr für eine solche multifunktionelle Halle sein? «Der Business Case sieht ein gestaffeltes Wachstum vor. Bereits im Jahr 2026 blicken wir jährlich einer Auslastung von über 80% entgegen», erklärt Tom Winter. Aktuell sei die Nachfrage nach Veranstaltungen so hoch, dass in den klassischen Veranstaltungsmonaten fast durchgehend Buchungen oder konkrete Anfragen vorlägen. Die Möglichkeit, gleichzeitig Veranstaltungen in den verschiedenen Gebäudeteilen durchführen zu können, werde bereits rege genutzt.
Art Basel oder Art Paris?
Die MCH Group hat sich am radikalsten neu positioniert, wie die zu Beginn erwähnte Aufgabe von zahlreichen «Städtemessen» zeigt. Der finanzielle Erfolg lässt auf sich warten. Seit sieben Jahren werden Verluste angehäuft. Neue Messen mit der Strahlkraft einer «Baselworld» konnten nicht etabliert werden, respektive drohen abzuwandern. Die Art Basel ist etabliert und feiert Erfolge. Dies aber auch in Miami, Hongkong und Paris. Die diesjährige Art Paris ging vor wenigen Wochen zu Ende und verlief erfolgreich. Das fördert aber einen internen Konflikt. Die Messeorte streiten sich gemäss Zeitungsartikeln darüber, wem der Lead für die Kunstmesse gehört, und es gibt Gerüchte, dass die Art Basel aus der Stadt am Rheinknie abwandert.
«Es gibt keine Pläne, die Anzahl der europäischen Messen auf nur eine zu reduzieren. Europa hat eine unglaublich reiche Sammlergeschichte und eine breite und wachsende Sammlerbasis, und wir sind überzeugt, dass genug Raum für die Messe in Basel und Paris vorhanden ist, damit sie erfolgreich sein können», sagt dazu Roman Imgrüth, CEO Exhibitions & Events bei der MCH Group. Jede Art Basel Messe sei einzigartig und werde durch ihre Gastgeberstadt und -region definiert. MCH ist überzeugt, dass Paris den Standort Basel eher bereichern als schwächen wird und dass Innovationen aus Paris nach Basel übertragen werden und umgekehrt. «Basel bietet durch seine kulturellen Institutionen und seine reiche Kunstsammlungs-Tradition – von der Fondation Beyeler bis zur Kunsthalle Basel – einen einzigartigen Rahmen, den wir weiterhin als Heimat für diese Messe sehen», sagt Imgrüth.
Uhrenmesse kommt nicht zurück
In Basel sind zuletzt neue Messen lanciert worden, etwa die «Spring Basel». Diese Messe ist aber gemäss MCH bewusst als neues Format konzipiert und nicht als Neuauflage der Muba. Es sei das Ziel, eine Veranstaltung zu schaffen, die an die hundertjährige Tradition publikumsrelevanter Messen anknüpft und sowohl jüngere als auch ältere Zielgruppen anspricht. Die Grösse ist dabei nicht der entscheidende Faktor, sondern die Relevanz und das Erlebnis für die Besucher. «Entscheidend ist, dass wir uns mit den Trends im Konsumverhalten und den veränderten Marktverhältnissen weiterentwickeln», erklärt Imgrüth
Ein Relaunch der Baselworld ist dagegen nicht geplant. Der Wegfall der Uhrenmesse war für den Basler Messebetreiber und die Region ein einschneidender Verlust, doch MCH will die Herausforderung nutzen, um das Portfolio neu auszurichten. Imgrüth führt aus: «Wir erkennen, dass das Messegeschäft sich verändert und sich von traditionellen Verkaufsplattformen hin zu Networking- und Austauschformaten entwickelt. Ein Beispiel dafür ist die Swissbau, bei der Besucherinnen und Aussteller in ihrer Branche miteinander in Kontakt kommen und sich vernetzen.»
Was will Murdoch?
Vor vier Jahren stieg James Murdoch, Sohn von Medienmogul Rupert Murdoch, bei MCH als Ankeraktionär ein. Doch Murdoch gibt sich zurückhaltend, und man wundert sich, was er mit der Beteiligung von annähernd 40% vorhat. Die Basler Steuerzahler, welche die Verluste der Messe Basel mittragen, wollen aber endlich Klarheit über die zukünftige Strategie.
Auf die Frage, ob der ESC ein Vorläufer des zukünftigen Geschäfts von MCH ist, antwortet der Manager: «Unsere Messen und Kongresse bilden nach wie vor das Herzstück unserer Aktivitäten und erfordern eine hohe Auslastung unserer Infrastruktur. Mit über 100 Veranstaltungen jährlich erreichen wir bereits eine intensive Nutzung unserer Hallen.» Der ESC und ähnliche Veranstaltungen seien hervorragende Beispiele dafür, wie vielseitig die MCH-Räumlichkeiten genutzt werden könnten. Die flexible Infrastruktur ermöglicht die Integration internationaler Kongresse, Messen, Konzerte, Shows und kultureller Events und spricht damit neue Besuchergruppen an. Die Hallen und Plätze sollen das ganze Jahr über für ein breites Spektrum an Veranstaltungsformaten zugänglich sein – von kulturellen und Bildungsevents bis hin zu kulinarischen Erlebnissen und Freizeitangeboten.
Konzepte scheinen nicht zu überzeugen
Die MCH Group ist neben Basel weiterhin an weiteren Standorten in Zürich und Lausanne aktiv und bietet dort Messen und Events an. Mit der Ineltec in Zürich und der Habitat Jardin in Lausanne sind in den vergangenen Jahren neue Messen lanciert worden. Mit etablierten Messen wie der Giardina und der IFAS in Zürich oder der Ilmac in Lausanne werden gezielt sowohl das Fachpublikum als auch die breite Öffentlichkeit angesprochen.
Gemäss MCH ist das Bedürfnis nach Messen und direkten Austauschplattformen nach wie vor gross. Aussteller und Besucher erwarten jedoch zunehmend Inspiration und Raum für Networking. MCH reagiert darauf, indem sie die Formate weiterentwickelt und alle Akteure der jeweiligen Branchen in die Gestaltung der Messen einbindet. Laut dem Messebetreiber belegen die steigenden Besucherzahlen, dass MCH mit seinen Messen und Veranstaltungen den Marktbedürfnissen gerecht wird. Allein in Basel konnte der Messebetreiber im Jahr 2023 nahezu 700’000 Besucher verzeichnen.
Für Messebetreiber ist es entscheidend, die Nutzung der Hallen das ganze Jahr über zu maximieren, um die Betriebskosten zu decken und Wert für die Stakeholder zu schaffen. Ein Blick auf die Aktienkursentwicklung – oder die mangelnde Bereitschaft der breiten Öffentlichkeit, in St. Gallen neue Aktien zu zeichnen – zeigen, dass dies den Anbietern trotz vieler neuer Konzepte noch nicht gelungen ist.
Aktien sind Zeugen der Krise
Die MCH Group schreibt seit dem Jahr 2017 Verluste. In dieser Periode hat der Aktienkurs der an der SIX kotierten Titel auch kontinuierlich an Terrain verloren und sank von 65 CHF auf rund 4 CHF. Für das kommende Jahr soll auch dank Sparprogrammen ein schwarzes Resultat geschrieben werden. Im ersten Semester des laufenden Jahres fiel auch ein Gewinn von 3.6 Mio. CHF an. Dieser ist zwar tiefer als im Vorjahr mit 4.7 Mio. CHF, damals hatte MCH aber noch von Sondereffekten profitiert.
Kursverlauf der MCH-Group-Aktie in CHF. Quelle: Schweizer Börse SIX
Auch die Titel der Bernexpo, die ausserbörslich auf der Plattform der OTC-X der Berner Kantonalbank gehandelte werden, zeigen langfristig eine Abwärtstendenz, wobei sie sich im laufenden Jahr etwas erholt haben. Erstmals seit drei Jahren konnte 2023 wieder vom Jahresbeginn weg regulär veranstaltet werden. Trotz des Wegfalls von Flächen wegen der Baustelle legte der konsolidierte Umsatz um 27,7% auf 53.5 Mio. CHF zu. Die Neuausrichtung zeigte sich in Partnerschaften im Kulturbereich, mit unterschiedlichen Veranstaltern wurden Konzerte der Rockgruppen Muse und Guns N’Roses sowie das Hip-Hop-Festival Spex durchgeführt. Das Betriebsergebnis (EBIT) fiel mit 0.1 Mio. CHF wieder positiv aus, nachdem im Vorjahr noch ein operativer Verlust von 0.9 Mio. CHF resultiert hatte. Auf eine Gewinnausschüttung wird verzichtet – das dürfte bis ins Jahr 2026 auch so bleiben.
Kursverlauf der Bernexpo-Aktie in CHF. Quelle: otc-x, Berner Kantonalbank
Wie sich das Messegeschäft in der Schweiz «verzwergt» hat, zeigt eine aktuelle Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts BAK Economics. So habe die Wertschöpfung von MCH Group für den Kanton Basel-Stadt für das vergangene Jahr 201 Mio. CHF betragen. Im Jahr 2006 wurde dafür noch ein Wert von 727 Mio. CHF angegeben. Der gesamte Beschäftigungseffekt wurde damals auf knapp 7900 Stellen beziffert, in der aktuellen Studie sind es noch 1670.