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Kursaal-Casino AG Luzern: Photovoltaikanlage in Betrieb gesetzt

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Roman Baselgia (CFO), Marcel Menet (Leiter Technischer Dienst), György Bodnar (Nachhaltigkeitsbeauftragter) und Wolfgang Bliem (CEO) bei der Solaranlage auf dem Dach des Grand Casinos Luzern. Foto: grandcasinoluzern.ch

Das Grand Casino Luzern nimmt eine neue Photovoltaikanlage an der Seepromenade in Betrieb. Es setze damit ein deutliches Zeichen für eine nachhaltige Energieversorgung, teilt das Unternehmen mit. 

Die PV-Anlage wurde in enger Abstimmung mit den kantonalen Denkmalbehörden und dem Stadtarchitekten geplant. Auf dem Hauptdach des Casino-Gebäudes an der Haldenstrasse in Luzern wurden auf einer Fläche von rund 208 Quadratmetern 104 Solarpaneele installiert. Diese Paneele werden jährlich etwa 44’000 Kilowattstunden Strom erzeugen. Damit könne das Grand Casino Luzern zu Spitzenzeiten bis zu 20% seines Strombedarfs decken.

Die jährlich eingesparte CO2-Menge von etwa 23 Tonnen entspreche der Umweltwirkung von über 600 Bäumen, schreibt das Grand Casino Luzern. «Die Photovoltaikanlage ist ein Meilenstein in unserer Nachhaltigkeitsstrategie», lässt sich Wolfgang Bliem, CEO des Grand Casino Luzern, zitieren. «Wir wollen unser historisches Gebäude energieeffizienter machen, ohne seinen architektonischen Charme zu beeinträchtigen. Diese Investition zeigt unser langfristiges Engagement für eine grünere Zukunft Luzerns.»

Mit der Inbetriebnahme der neuen Photovoltaikanlage setze das Grand Casino Luzern ein starkes Zeichen für die Integration nachhaltiger Energiekonzepte in historisch schützenswerte Gebäude. «Für die Umwelt wollen wir unsere Nachhaltigkeit-Massnahmen weiter ausbauen und unser Swisstainable-Label verlängern», sagt György Bodnar, der Nachhaltigkeitsbeauftragte des Grand Casino Luzern.

Die Aktie der Kursaal-Casino AG wird auf OTC-X gehandelt und kostete zuletzt 370 CHF.

Nicole Loeb, VR-Delegierte Loeb Holding: «Die Loeb Gruppe besitzt ein solides Immobilienportfolio»

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Nicole Loeb leitet als VR-Delegierte die Geschicke des Berner Familienunternehmens in der 5. generation. Bild: zvg
Loeb ist an sehr attraktiver Lage in Bern domiziliert. Bild: loeb.ch
Das Haupthaus des Berner Warenhaus- und Immobilienunternehmens ist liegt an bester Lage in der Stadt Bern. Quelle: Loeb Hodling AG

Seit neun Jahren werden die Namenaktien und PS der Loeb Holding ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Das Unternehmen betreibt nicht nur drei Warenhäuser in Bern, Biel und Thun, sondern besitzt auch ein ansehnliches Immobilienportfolio. Über den Wert des Portfolios war bisher wenig bekannt. Nun hat der Verwaltungsrat des Unternehmens zwei Verkehrswertschätzung anfertigen lassen, um mehr Transparenz zu schaffen.

Im Gespräch mit schweizeraktien.net sprechen VR-Delegierte Nicole Loeb und CFO Franz Wittwer über das Immobilienportfolio und den Geschäftsverlauf in diesem Jahr.

Frau Loeb, in diesem Jahr ist die Inflation rückläufig, die Zinsen sind gesunken. Wie hat sich das Warenhausgeschäft bei Loeb entwickelt?

Nicole Loeb: Das erste Halbjahr war witterungsbedingt schwierig. Die Nettoerlöse sind zwar weniger stark zurückgegangen. Allerdings waren viele Aktionen notwendig, um unsere Waren, vor allem im Modebereich, zu verkaufen. Dies drückt auf die Marge. In der 2. Jahreshälfte hat sich das Umfeld verbessert. Bei den Nettoerlösen liegen wir nun etwas über Vorjahresniveau. Allerdings müssen wir bei der Marge noch etwas aufholen.

Die grossen Investitionen wurden 2023 abgeschlossen. Wo setzen Sie in Zukunft neue Akzente im nach wie vor schwierigen Warenhausgeschäft?

Wir bleiben unserer Strategie treu, das persönlichste Warenhaus der Schweiz zu sein. Hier investieren wir auch weiter in persönliche Beratung, Events und Erlebnisse. Ausserdem werden wir im Haupthaus in Bern den 1., dann den 2. und 3. Stock umbauen und die Sortimente anpassen, um die vorhandenen Flächen effizienter zu nutzen.

«Wir bleiben unserer Strategie treu, das persönlichste Warenhaus der Schweiz zu sein»

Nicole Loeb leitet als VR-Delegierte die Geschicke des Berner Familienunternehmens in der 5. generation. Bild: zvg

Im Onlinegeschäft sind Sie eine Kooperation mit Zalando eingegangen. Wie entwickeln sich hier die Verkäufe?

Die Zusammenarbeit läuft sehr gut. Wir versenden bis zu 100 Pakete am Tag, ein spannender, neuer Absatzkanal für uns.

Im letzten Jahr wurde das Rooftop-Restaurant Nido in Bern eröffnet. Wie läuft es im Nido?

Das Nido wird nicht von uns betrieben, sondern ist verpachtet. Die Resonanz ist sehr positiv, auch wenn im ersten vollen Betriebsjahr immer wieder Optimierungen vorgenommen wurden, um noch stärker auf die Bedürfnisse der Gäste einzugehen. Mit dem Bau des Rooftop-Restaurants konnten wir unsere Immobilie allerdings erheblich aufwerten.

Auch wenn die Loeb Gruppe vor allem für ihre Warenhäuser bekannt ist, so besitzen Sie über die Warlo Immobilien AG auch die betrieblich genutzten Liegenschaften und halten in einer weiteren Immobiliengesellschaft ein Portfolio an Renditeliegenschaften. Anfang Jahr haben Sie eine Liegenschaft in Bern verkauft. Wie sieht Ihre Immobilienstrategie aus?

Franz Wittwer: Die Immobilien sind unser zweites Standbein. Bisher haben wir den Wert der Liegenschaften stets mit den Anschaffungswerten ausgewiesen. Um den Wert des Portfolios besser einschätzen zu können, hat der Verwaltungsrat zwei Bewertungsfirmen – Wüest Partner und Fahrländer – mit einer Verkehrswertschätzung beauftragt. Das Ergebnis hat gezeigt, dass unsere Liegenschaften gemäss den in der Bilanz ausgewiesenen Buchwerten stark unterbewertet sind.

«Unsere Liegenschaften sind gemäss den in der Bilanz ausgewiesenen Buchwerten stark unterbewertet»

Franz Wittwer ist seit 2005 für die Loeb Gruppe tätig und hat 2017 das Amt des CFO übernommen. Bild: zvg

Was heisst das konkret?

Laut den zwei Schätzungen, die eine Abweichung von nur 1,6% aufweisen, liegt der Verkehrswert des Immobilienportfolios bei 349 Mio. Fr. Verglichen mit den 187 Mio. Fr. in der Bilanz per Ende 2023 bestätigen diese Schätzungen, dass die Liegenschaften in der Bilanz mit sehr konservativen Werten ausgewiesen sind. Wichtig war uns auch, dass bei der Berechnung mit Marktmieten gearbeitet und diese mit den von der Loeb AG konzernintern gezahlten Mietzinsen verglichen wurden. Es hat sich gezeigt, dass die Loeb AG Marktmieten zahlt.

Das heisst, dass das Warenhausgeschäft nicht quersubventioniert wird?

Richtig. Es war uns sehr wichtig, hier Transparenz zu erhalten. Denn der Vorwurf der Quersubventionierung wurde immer wieder geäussert.

Werden Sie Ihre Immobilien nun aufwerten oder planen Sie ein Spin-off der Immobiliensparte?

Nicole Loeb: Vorläufig werden wir hier keine Veränderungen vornehmen. Was in der kommenden Strategieperiode passiert, wird der Verwaltungsrat zu gegebener Zeit entscheiden.

Sie haben in unseren Gesprächen öfter signalisiert, dass Sie sich auch vorstellen können, das Immobilienportfolio durch Zukäufe zu erweitern. Haben sich in den vergangenen Jahren keine Opportunitäten ergeben?

Franz Wittwer: Wir erhalten immer wieder Angebote. Allerdings müssen diese genau passen. Bisher waren keine passenden Objekte für uns dabei.

Das dritte Standbein von Loeb ist ein Wertschriftenportfolio im Wert von rund 30 Mio. Fr. Angesichts der guten Performance an den Börsen in diesem Jahr dürfte Ihnen auch dieser Bereich Freude bereiten …

Ja, das ist sicher richtig. Allerdings mussten wir feststellen, dass ein aktiv gemanagtes Portfolio performancemässig hinter den Vergleichsindizes zurückbleibt. Daher werden wir unser Portfolio künftig passiv verwalten.

Der Trend ist allgemein feststellbar. Das hilft dem Segment der kleinkapitalisierten Werte wenig, denn diese fallen aus dem Radar der Anleger.

Das können wir nachvollziehen. Allerdings wollen unsere Aktionäre eine Rendite sehen. Diese muss mindestens das Marktniveau erreichen. Wenn sie unter dem Marktniveau liegt und die Kosten für die Verwaltung noch höher ausfallen, dann liegt die Entscheidung relativ klar auf der Hand.

Mit welcher Entwicklung im Warenhausgeschäft rechnen Sie in den kommenden Jahren?

Nicole Loeb: Wir planen für das kommende Jahr eher vorsichtig, da das Umfeld anspruchsvoll bleibt. Erste Betriebe in der Industrie führen Kurzarbeit ein, es gibt auch Entlassungen. Dies könnte sich negativ auf den Konsum auswirken. Dafür pendelt sich die Teurung ein, was sich wiederum positiv auswirken könnte.

«Wir planen für das kommende Jahr eher vorsichtig, da das Umfeld anspruchsvoll bleibt»

Bern gilt auch als Tourismusstadt. Die Übernachtungszahlen sind auf Rekordwerten. Inwiefern spürt das Loeb?

Nach unseren internen Auswertungen liegt der Anteil von Touristen am Nettoerlös bei rund 1 Mio. Fr. Wir sehen hier noch Steigerungspotenzial, wobei unser Fokus immer auf den Schweizer Kundinnen und Kunden liegen wird.

Die PS der Loeb Holding bewegen sich seit einem Jahr zwischen 220 und 245 CHF. Chart: otc-x.ch

Die Namenaktien B der Loeb Holding AG werden ebenso wie die Partizipationsscheine (PS) ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden für die Aktie 240 CHF und für den PS 230 CHF gezahlt. Die PS sind im Handel wesentlich liquider. 2023 wurde für den PS eine Dividende von 6,40 CHF gezahlt, was einer Rendite von 2,8% entspricht.

 

Kursaal Interlaken: Urs Kessler soll neuer VR-Präsident werden

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Urs Kessler, derzeit noch CEO der Jungfraubahn, soll ab 1. Juli 2025 VRP der Kursaal Interlaken Holding werden. Bild: Boris Baldinger/schweizeraktien.net
Urs Kessler, derzeit noch CEO der Jungfraubahn, soll ab 1. Juli 2025 VRP der Kursaal Interlaken Holding werden. Bild: Boris Baldinger/schweizeraktien.net

Bei der Kursaal Interlaken Holding AG kommt es im nächsten Jahr zu personellen Veränderungen. Per 1. Juli 2025 soll der derzeitige CEO der Jungfraubahn Holding, Urs Kessler, das Verwaltungsratspräsidium übernehmen. Kessler ist bereits seit vielen Jahren Mitglied des Verwaltungsrates beim Kursaal Interlaken. Im kommenden Jahr wird er als CEO der Jungfraubahn Gruppe zurücktreten. Bei der Kursaal Interlaken Holding übernimmt er das Amt von Stefan Schmutz, der den Verwaltungsrat verlassen wird.

Effizienterer Verwaltungsrat

Wie die Kursaal Interlaken Holding in einer Medienmitteilung weiter erklärt, seien bereits im vergangenen Jahr die Verwaltungsräte der Holding und der Tochtergesellschaft CKI AG in Personalunion zusammengeführt worden. In einem zweiten Schritt werde an der nächsten Generalversammlung auch der Verwaltungsrat der Casino Interlaken AG integriert. «Indem die grundlegenden Entscheide zukünftig in einem Verwaltungsrat und somit an einem Tisch fallen, werden weitere Schnittstellen eliminiert, was zu einer Steigerung der Effizienz führt», schreibt das Unternehmen. Konkret werden dann die Tochtergesellschaften mit je mehreren Mitgliedern des Gesamtverwaltungsrates gebildet. Wie es in der Mitteilung ausserdem heisst, habe Urs Kessler die neuen strategischen Leitlinien als VR-Mitglied massgeblich mitgeprägt.

Casino wird in den «Spycher» verlegt

Das Casino Interlaken im Westflügel des Kursaal-Gebäudes soll verlegt werden. Bild: zvg

Nicht nur in der strategischen Führung der Kursaal Interlaken-Gruppe werden die Geschäftsbereiche «Kongresse und Events» und «Casinos» näher zusammengeführt. Auch auf der operativen Ebene sollen die Bereiche unter dem Motto «One Company» näher zusammengeführt werden. Als erste Anpassungsschritte kündigt die Kursaal Interlaken Holding an, den Standort des Casinos in den bisherigen «Spycher» zu verlegen, der bisher vor allem für gastronomische Angebote genutzt wurde. Nach dem Umzug soll im Westflügel des Kursaalgebäudes, in dem sich derzeit noch das Casino befindet, ein neues gastronomisches Angebot entstehen. Mit den eingeleiteten strategischen Massnahmen strebe der Verwaltungsrat ein qualitatives Wachstum in allen Bereichen an, womit der Kursaal und alle seine Gesellschaften nachhaltig profitabel geführt werden könnten, heisst es in der Medienmitteilung.

Im Geschäftsjahr 2023 erzielte die Kursaal Interlaken Gruppe einen konsolidierten Umsatz von 24.4 Mio. CHF und wies einen Reingewinn von 1.2 Mio. CHF aus. Beeinflusst wurde dieser allerdings durch Nachzahlungen von Kurzarbeitsentschädigungen.Aktienkurs Kursaal Interaken

Der Aktienkurs der Kursaal Interlaken-Aktie hat sich binnen Jahresfrist fast verdoppelt. Chart: otc-x.chDie Aktien der Kursaal Interlaken Holding werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 466 CHF für eine Aktie bezahlt.

 

Precious Woods: Kapitalerhöhung zur Bilanzsanierung

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Precious Woods ist in der nachhaltigen Forstwirtschaft in Tropenwäldern von Brasilien und Gabun tätig. Bild: preciouswoods.com
Precious Woods ist in der nachhaltigen Forstwirtschaft in Tropenwäldern von Brasilien und Gabun tätig. Bild: preciouswoods.com

Die Precious Woods Holding kündigt eine Kapitalerhöhung an, um ihre Bilanz zu sanieren und die Basis für eine stabile wirtschaftliche Entwicklung zu schaffen. An der ausserordentlichen Generalversammlung vom 2. Dezember 2024 sollen die Aktionäre über die Wandlung von Darlehen in Eigenkapital abstimmen.

Die Restrukturierungsmassnahmen, die im vergangenen Jahr eingeleitet wurden, konnten trotz des schwierigen Marktumfelds im Bausektor weitgehend umgesetzt werden, heisst es in einer Medienmitteilung. Im ersten Halbjahr 2024 erzielte das in der nachhaltigen Forstwirtschaft in Tropenwäldern tätige Unternehmen einen Nettoumsatz von 26.3 Mio. EUR (-20%) und musste ein negatives EBIT von 3.6 Mio. CHF ausweisen.

Um die finanzielle Stabilität zu stärken, plant Precious Woods, Darlehen im Umfang von 43.5 Mio. CHF in Vorzugsaktien umzuwandeln. Der Nominalwert der neuen Aktien soll 10.00 CHF betragen und die Aktien zu einem Wandelpreis von 50.00 CHF ausgegeben werden. Damit bleiben die Stimmrechte der bisherigen Stammaktien, die einen Nominalwert von 1.00 CHF aufweisen, zehnmal grösser. Vorzugsaktien werden jedoch bevorzugt bei Dividendenzahlungen und im Fall einer Liquidation behandelt.

Aktienkurs Precoius Woods
Die Aktien von Precious Woods haben seit Anfang Jahr rund 20% verloren. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Precious Wood Holding werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 5.50 CHF für eine Aktie bezahlt.

Bobst Group: Schwacher Auftragseingang – langfristige Ziele bestätigt

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Bobst hat im Oktober ein neues Competence Center in Italien eröffnet. Bild: bobst.com
Bobst hat im Oktober ein neues Competence Center in Italien eröffnet. Bild: bobst.com

Die Waadtländer Bobst Group spürt die schwache Konjunktur. An einem Analystengespräch berichtete CEO Jean-Pascal Bobst per Ende September 2024 von einem Minus von 20% beim Auftragseingang im Anlagengeschäft. Hingegen rechne das Unternehmen mit einem Plus von 5% im Servicegeschäft. Auch bis zum Jahresende sehe man derzeit noch keine Erholung bei den Auftragseingängen. Jean-Pascal Bobst machte im Analystengespräch auch deutlich, dass innovative Produkte des Unternehmens bei den Kunden zwar auf grosses Interesse stossen würden, der Weg bis zum definitiven Auftrag allerdings länger dauere als erwartet.

Bereits Anfang Jahr hatte Bobst angekündigt, dass 2024 die Umsatzzahlen und auch der operative Gewinn auf Stufe EBIT unter den 2022 erreichten Zahlen liegen werde. Bobst entwickelt und produziert Anlagen für verschiedene Verpackungsarten sowie Etiketten. Ausserdem erbringt das Unternehmen Serviceleistungen für die eigenen Anlagen. Im Geschäftsjahr 2023 steuerte das Servicegeschäft rund ein Drittel zum Gesamtumsatz der Bobst Gruppe von 1.963 Mia. CHF bei. 2022 lag der Umsatz bei 1.84 Mia. CHF und der EBIT bei 141.3 Mio. CHF.

Gleichbleibende reguläre Dividende erwartet

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet das Unternehmen zudem einen negativen Einfluss der Wechselkurse auf das Gesamtergebnis. Allerdings bestätigte Jean-Pascal Bobst auch die bereits früher kommunizierten langfristigen Zielsetzungen. Demnach liegt das Umsatzziel weiterhin bei 1.8 bis 1.9 Mia. CHF, die EBIT-Marge soll mindestens 8% betragen. Bei der Eigenkapitalquote visiert das Unternehmen einen Wert von 30 bis 35% an und die Ausschüttungsquote soll mindestens 50% betragen. CFO Attilio Tissi bekräftigte auf Nachfrage auch nochmals, dass es für 2024 keinen Grund gebe, nicht eine gleiche Dividende wie 2023 zu zahlen. Für 2023 hatte Bobst eine reguläre Dividende von 5 CHF und zusätzlich eine einmalige Sonderdividende gezahlt. Ziel der Eigentümerfamilie sei es weiterhin, die Verschuldung in der JBF Finance SA zu reduzieren, so Tissi. Über die JBF Finance SA hatte die Familie Bobst Ende 2022 ein öffentliches Übernahmeangebot unterbreitet und die Aktien dekotieren lassen. Seit Anfang 2023 werden die Bobst-Aktien ausserbörslich auf OTC-X gehandelt.

Aktienkurs Bobst
Der Aktienkurs der Bobst Group bewegt sich seit Anfang Jahr seitwärts. Chart: otc-x.ch

Der letztbezahlte Aktienkurs lag bei 69.50 CHF. Bei einer gleichbleibenden Ausschüttung liegt die Dividendenrendite bei 7,2%.

Johan Utterman, Lombard Odier: «Unsere langfristige Erfolgsbilanz ist stark»

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Der Lombard Odier Investment Managers Anlageansatz des LO Funds Swiss Small & Mid Caps folgt dem Bottom-up-Prinzip und basiert auf Fundamentalanalysen, mit denen führende Unternehmen mit eindeutigen Wettbewerbsvorteilen, nachweislich erfolgreicher Geschäftsleitung, Kernkompetenzen und überdurchschnittlichem Wachstumspotenzial, identifiziert werden sollen. Das Portfolio setzt sich aus rund 35 Positionen zusammen, die eine Mischung aus zyklischen Titeln sowie Wachstums- und Substanzwerten bieten.

Der von Johan Utterman, Head of Swiss Equities bei Lombard Odier Investment Managers, geführte Fonds verwaltet AuMs von derzeit 265 Mio. CHF. Johan Uttermann ist gebürtiger Schwede und stiess 2008 zu Lombard Odier. Foto: schweizeraktien.net

Herr Utterman, mit Ihrem Fonds outperformen Sie die Benchmark SPI Extra in diesem Jahr um fast 3%-Punkte. In 2022 und 2023 mussten Sie noch eine Underperformance hinnehmen. Wo sehen Sie die Hauptgründe für die gute Performance in 2024?

2022 erwies sich als schwierig, da die Aktienkurse von makroökonomischen Überlegungen und Rotationen der Stilfaktoren bestimmt wurden. 2024 sind die Unternehmensgewinne wieder in den Fokus gerückt, was der Aktienauswahl weitaus förderlicher ist. Auf diese Weise erzielen wir in der Regel eine Outperformance.

Als wir das letzte Mal miteinander vor drei Jahren gesprochen hatten, wiesen Sie AuM von über 600 Mio. CHF aus. Jetzt sind es noch knapp 300 Mio. CHF. Was führte zu der sehr deutlichen Abnahme des Fondsvermögens?

Ende 2023 schloss unsere Privatbank weltweit Small- und Mid-Caps aus ihrer strategischen Vermögensallokation aus. Dies führte zu Abflüssen, was sich in Zukunft natürlich wieder umkehren könnte. Darüber hinaus wurde ein weiterer wichtiger Investor von einem Konkurrenten übernommen, was zu weiteren Abflüssen aus dem Fonds führte. Allerdings haben wir in diesem Jahr Subskriptionen von Pensionsfonds für unsere Mandate verzeichnet, was bedeutet, dass der Grossteil der verwalteten Vermögenswerte in Mandaten und nicht in den Fonds liegt. Unsere langfristige Erfolgsbilanz ist stark. Seit wir im November 2015 die Verwaltung übernommen haben, rangiert der Fonds im ersten Quartil und hat eine äusserst wettbewerbsfähige Informationsquote. Wir haben erfolgreich eine Outperformance mit einem relativ geringen Tracking Error erzielt, was für viele institutionelle Anleger attraktiv ist. Heute gehen einigen unserer grösseren Konkurrenten die Kapazitäten aus, was uns in eine gute Position bringt.

Ihre grösste Position ist, wie vor drei Jahren, immer noch Lindt & Sprüngli. Damals bewegte sich der Kurs um 100’000 CHF, so wie heute. Auf was führen Sie die langanhaltende Seitwärtsbewegung zurück?

Die lang anhaltende Seitwärtsbewegung lässt sich auf zwei Faktoren zurückführen, nämlich höhere Zinssätze und höhere Kakaobohnenpreise. Höhere Zinssätze haben zu einer Kompression der Bewertungsmultiplikatoren geführt, die sich nun, da die Zinssätze fallen, umkehren könnte. Höhere Kakaobohnenpreise haben zu Bedenken hinsichtlich einer negativen Preiselastizität beim Volumenwachstum geführt. Das Unternehmen hat weiterhin gute Ergebnisse erzielt, und wir halten ein organisches Umsatzwachstum von 6-8% mit einer EBIT-Margenexpansion von 20-40 Basispunkten für attraktiv. Die absolute Position spiegelt auch den Anteil von Lindt & Sprüngli von 6,9% in der SPIEX-Benchmark zum 31.10.2024 wider. Die relative Wette war bescheidener.

Die Position Barry Callebaut haben Sie in diesem Jahr neu aufgebaut, obwohl der Kurs sich seit längerem in einem Abwärtstrend befindet. Sie haben diese Position  in Ihrem Portfolio auch stärker gewichtet als in der Benchmark. Welche Chancen sehen Sie bei diesem Unternehmen?

Wir haben Barry Callebaut in diesem Jahr gut gehandelt und mit dem Titel Geld verdient.  Zu Beginn des Jahres waren wir nicht investiert und konnten so den Kursrückgang vermeiden. Wir haben dann eine Position eröffnet, um von einer im historischen Vergleich günstigen Bewertung zu profitieren. Seit Jahresbeginn haben wir den Titel untergewichtet.  Heute sind wir gleichgewichtet, da wir glauben, dass der EBIT für das Geschäftsjahr 2024, der später in diesem Monat gemeldet wird, die Konsenserwartungen möglicherweise übertreffen könnte. Mit Blick auf die Zukunft sind wir besorgt, dass sich ein höherer Kakaobohnenpreis negativ auf das Volumenwachstum auswirken könnte. Lindt & Sprüngli könnte dank seiner Positionierung im Bereich Premium-Schokolade weniger betroffen sein.

Immobilientitel sind in Ihrem Portfolio gegenüber der Benchmark deutlich übergewichtet. Welches sind neben den sinkenden Zinsen die Hauptgründe für diese Übergewichtung? Werden Sie Immobilientitel weiter ausbauen?

Im Oktober haben wir bei unseren Immobilienwetten einige Gewinne mitgenommen, sodass der Sektor nicht mehr wesentlich übergewichtet ist. Der Hauptgrund für die Übergewichtung waren die sinkenden Zinssätze. Wir besitzen ausgewählte Namen mit erstklassigen Standorten, hoher Auslastung und stetigem Wachstum der Mieteinnahmen, um das Dividendenwachstum zu unterstützen.

Bei unserem letzten Gespräch 2021 haben Sie Pierer Mobility positiv herausgestrichen. Dieser Titel war lange eine feste Grösse in vielen Schweizer Small & Mid Cap Fonds. Was hat Ihrer Meinung nach zum Kursverfall von Pierer Mobility geführt?

Pierer Mobility hat unter drei Faktoren gelitten: Vorverlagerung der Nachfrage während der Corona-Pandemie, höhere Zinssätze und hohe Verschuldung.

Wann sind Sie aus dem Titel rausgegangen? Könnten Sie sich vorstellen, wieder bei Pierer Mobility einzusteigen?

Wir haben die Aktie vor über einem Jahr verkauft, aber die Grösse der Position bereits 2022 deutlich reduziert. Im Moment sehen die Aussichten des Unternehmens schwierig aus, sodass wir in nächster Zeit wahrscheinlich nicht wieder einsteigen werden.

Bachem und PolyPeptide sucht man vergeblich in der Liste Ihrer Engagements. Der Kursverlauf zumindest bei Bachem gibt Ihnen und dem Ausstieg aus dieser Position recht. Wann könnten Sie sich einen Wiedereinstieg in die Peptide-Hersteller vorstellen?

Wir schätzen den GLP-1-Bereich und betrachten Diabetes und Fettleibigkeit als zwei chronische Krankheiten, die in den nächsten zehn Jahren für ein beträchtliches Wachstum sorgen werden. Sowohl Bachem als auch PolyPeptide hatten jedoch Schwierigkeiten, ihre Produktionskapazitäten zu erhöhen. Wir warten auf den Beweis, dass die Unternehmen dies erfolgreich tun können.

Sandoz gehört zu Ihren drei grössten Positionen im Portfolio, die Sie allerdings in diesem Jahr reduziert haben. Was sind die Gründe für die Reduktion?

Wir schätzen Sandoz aufgrund seines Wachstums bei Biosimilars, das eine positive Verschiebung der Mischung und eine Ausweitung der EBITDA-Marge vorantreibt. Die Aktie hat seit Jahresbeginn um bis zu 50% zugelegt, weshalb wir einige Gewinne mitgenommen haben.

Welche anderen Aktien in Ihrem Portfolio möchten Sie hervorheben?

Ein weitere Aktie, die uns gefällt, ist Belimo. Das Unternehmen setzt auf Energieeffizienz. Belimo stellt Antriebe, Regelventile und Sensoren für Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HVAC) her, die von zwei strukturellen Wachstumstrends profitieren. Zum einen sind dies Rechenzentren, die gekühlt werden müssen und 10% des Konzernumsatzes ausmachen, der um 30% wächst. Der zweite Trend ist die Nachrüstung von Gebäuden. Gebäude sind für 40% der Treibhausgasemissionen verantwortlich, und in vielen Fällen müssen die HVAC-Systeme nachgerüstet werden, um die Energiekosten zu senken und die CO2-Ziele zu erreichen.

Normalerweise reagieren Börsen ja nicht besonders stark auf politische Begleiterscheinungen wie Krisen, Neuwahlen usw. Von welcher Entwicklung der Märkte in der näheren Zukunft gehen Sie aus?

Diese Woche fanden die US-Wahlen statt. Wir haben versucht, das Portfolio so zu positionieren, dass es unabhängig vom Ergebnis gut abschneidet. Durch den Sieg von Trump nehmen die Befürchtungen über Handelszölle zu, was Aktien mit China-Exposure weiter belasten könnte.

 

Sunrise Spin-off: Wie vielversprechend ist die Aktie des zweitgrössten Schweizer Telekom-Unternehmens?

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Sunrise Shop, hier in der Mall of Switzerland. Bild: mallofswitzerland.ch
Sunrise Shop, hier in der Mall of Switzerland. Bild: mallofswitzerland.ch

Es ist eine Rückkehr an die Börse, denn Sunrise war bereits börsenkotiert – bis 2020. Damals hatte der US-Telekomgigant Liberty Global das Unternehmen übernommen und daraufhin die Dekotierung betrieben. Schon seit Februar 2023 wird der erneute Börsengang durch zahlreiche Ankündigungen und Pressemitteilungen avisiert. Was steckt hinter der Transaktion, wie ist sie strukturiert und was können die neuen Aktionäre erwarten?

Ein kurzer Blick auf den Platzhirsch am Schweizer Telekom-Markt, Swisscom, offenbart, dass sich interessierte Anleger nicht allzu viel versprechen sollten. Seit 2012 zahlt Swisscom eine unveränderte Dividende von 22 CHF je Aktie. Nach dem Kursrutsch der letzten Woche beträgt die Dividendenrendite 4,1%. In den vergangenen fünf Jahren lag der Jahresumsatz relativ stabil bei knapp über 11 Mrd. CHF, der Nettogewinn pendelte geringfügig um die 1.7 Mrd. CHF, wovon 1.1 Mrd. CHF als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Auch der Aktienkurs zeichnet sich durch eine Seitwärtsbewegung aus, die sich in den letzten 10 Jahren zwischen 450 CHF und 600 CHF abspielt. Bei dieser Aktie passt die in der Schweiz gern und häufig verwendete Titulierung „Obligationenersatz“.

Swisscom Aktienkurs
Swisscom ist seit Jahren zwar ein zuverlässiger Dividendenzahler. Der Aktienkurs hat seine Höchststände von über 600 CHF allerdings nicht mehr erreicht. Chart: six-group.com

Telekom-Marktanteile in der Schweiz

Der Telekom-Markt war einst ein Wachstumsmarkt, ist jedoch zwischenzeitlich in den reifen Volkswirtschaften saturiert. In weiten Teilen handelt es sich um ein Commodity-Business, obwohl es weiterhin in Teilbereichen Innovationen gibt. Die Marktanteile in der Schweiz ändern sich kaum. Swisscom dominiert mit einem Marktanteil von rund zwei Dritteln das Festnetzsegment, die zweitplatzierte Sunrise kommt auf 14%. Im Segment Mobilfunk liegen die Marktanteile bei 57% respektive 24%. Im Segment Breitband sind es 50% respektive 29%. Den Rest des Marktes teilen sich abgeschlagen Salt, Quickline und weitere Anbieter.

Kein schärferer Wettbewerb zu erwarten

Wie Sunrise explizit ausführt, sind Marktanteilsgewinne durch Wettbewerbsintensivierung in der Schweiz nicht das Ziel. Vielmehr sollen differenzierte kundenspezifische Lösungen beispielsweise für KMU, grössere Unternehmen und Privatkunden dazu beitragen, die Margen selektiv zu erhöhen. Das scheint aussichtsreich, denn Sunrise hat weiterhin Zugriff u.a. auf Entertainment- und Sportübertragungsrechte des Liberty Global Content-Portfolios. Dazu kommen zahlreiche Streaming-Apps wie Netflix, Apple TV und Disney. Einen Wettbewerbsvorsprung bietet die neue TV-Box, die nicht nur aus rezykliertem Plastik besteht, sondern auch 20% weniger Strom verbraucht, also einen grossen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit macht.  Der Verzicht auf Preisschlachten trifft sich insofern gut, als Swisscom wohl auf Jahre hin den Fokus hauptsächlich auf die Integration der Akquisition der Vodafone-Aktivitäten in Italien richten wird. An hartem Preiswettbewerb sind beide Markführer nicht interessiert, was typisch für eine Oligopolstruktur in einem begrenzten und regulierten Markt ist. Bemerkenswert ist in diesem Kontext, dass die Schweizer Eidgenossenschaft unverändert die Mehrheit am Aktienkapital von Swisscom hält.

Priorität: Schuldenabbau

Bei Sunrise sollen die hohen freien Cash-Flows vorrangig zur Reduzierung der Verschuldung verwendet werden. Die Verbindlichkeiten bewegen sich etwa beim Viereinhalbfachen des EBITDA, bei Swisscom dagegen trotz der Übernahme des italienischen Vodafone-Geschäfts lediglich beim Zweieinhalbfachen des EBITDA. Ziel von Sunrise ist es, den Aktionären eine Dividendenrendite von wenigstens 4% zu bieten. Zu den Pluspunkten zählt, dass die Ausschüttung in den ersten Jahren steuerfrei erfolgen wird.

Wer ist Liberty Global?

Wie kommt es, dass Sunrise so hoch verschuldet ist? Dazu ist ein Blick auf die Vorgeschichte und das Geschäftsmodell von Liberty Global sowie die wertoptimierenden Taktiken des Grossaktionärs John Malone hilfreich, wenn nicht sogar unerlässlich. Liberty Global sitzt in den USA und ist durch zwei sogenannte Tracking Stocks an der Nasdaq kotiert. Die eine Gesellschaft hält Beteiligungen an europäischen Telekom-, Vertriebs- und Content-Gesellschaften, die andere an entsprechenden Gesellschaften in Lateinamerika und in der Karibik. In den USA ist Liberty Global nicht aktiv.

Die Aktien von Liberty Global werden in den USA gehandelt. Chart: google.com

Die Vorgehensweise zur Renditesteigerung

Zum Geschäftsmodell gehören Akquisitionen, Konsolidierungen, Abspaltungen. Nicht anders als Private Equity-Investoren werden die Zielgesellschaften in der Regel mit wenig Eigenkapital und viel Fremdkapital übernommen. Dafür genehmigt sich der Alleingesellschafter in der Halteperiode hohe Dividenden. Das funktioniert im Telekomgeschäft gut, weil die Cash-Flows hochgradig prognostizierbar sind. So wird eine hohe Rendite auf das eingesetzte Eigenkapital erzielt. Wird die Gesellschaft dann nach einigen Jahren, so wie jetzt Sunrise, wieder an die Börse gebracht, bleibt der Verschuldungsgrad hoch und muss erst einmal reduziert werden, um ein besseres Kreditrating erzielen zu können. Ein gutes Beispiel ist die 2009 getätigte Übernahme des deutschen Kabelnetzbetreibers Unitymedia, kurz UPC, für 3.5 Mrd. Euro. Bereits 2014 zeigte sich Vodafone interessiert, die Gespräche scheiterten. 2018 kam dann jedoch die Transaktion zustande, allerdings ergänzt um die Liberty Global Aktivitäten in Rumänien, Tschechien und Ungarn. Der Preis: 18.4 Mrd. Euro. Der Vorstoss von 2014 hat wohl nicht gefruchtet, weil die deutsche Wettbewerbsbehörde keine Fusionen unter Kabelnetzbetreibern genehmigen wollte. Daraufhin wurde das grössere Paket geschnürt, und da es somit eine EU-Angelegenheit geworden war, waren nun die EU-Wettbewerbsbehörden und die EU-Kommission zuständig. Die sahen keine Monopolbildung und genehmigten die Transaktion 2019.

Kapitalgewinne und Steueroptimierung

Für Liberty Global war es ein lukratives Geschäft. Es wurden in der Halteperiode 3.8 Mrd. Euro abgeschöpft und beim Verkauf weitere 7.2 Mrd. Euro Kapitalgewinn verbucht. Die Unternehmenssteuern während der Halteperiode beliefen sich auf nur 50 Mio. Euro, der Veräusserungsgewinn konnte ebenfalls nahezu steuerfrei gestaltet werden. Es passt ins Bild, dass Liberty Global bei der komplexen Struktur des Spin-offs von Sunrise durch Aktien mit 10fachem Stimmrecht am Ende 30% der Stimmrechte kontrolliert.

Geschäftszahlen 2023

Im Geschäftsjahr 2023 lag der Umsatz von Sunrise bei 3 Mrd. CHF. Davon entfielen jeweils 35% auf Festnetz und Mobiltelefonie sowie 26% auf das B2B-Geschäft. Die adjustierte EBITDA-Marge beträgt 34%, die Free Cash-Flow-Marge 12%. Es ist ein “Pure Play” auf den Schweizer Telekom-Markt. Zu den Vorteilen für die bestehenden amerikanischen Aktionäre zählen die deutlich tieferen Kosten des Fremdkapitals in Schweizerfranken sowie auch die tiefere Inflation und Steuerquote in der Schweiz. Zunächst wird Sunrise nach dem Spin-off überwiegend amerikanische Anteilseigner haben. Da das Interesse der Liberty Global Aktionäre an einem Pure Play auf den im globalen Massstab kleinen Schweizer Telekom-Markt begrenzt sein dürfte, ist zu erwarten, dass die meisten Aktien in die Schweiz wandern werden.

Zeitplan

Deshalb werden zunächst Bezugsrechte an die Aktionäre verteilt, deren Handel am 4. November an der Nasdaq aufgenommen wurde. Ab 12. November werden dann die Aktien ausgegeben. Die Aktionäre können bei dieser Strukturierung der Transaktion entscheiden, ob sie die Aktien beziehen wollen. Für erste Indikationen zum Aktienkurs wird es ab 12. November kommen, nachdem der Aktienhandel an der Nasdaq aufgenommen wurde. An der SIX wird der Aktienhandel voraussichtlich am 15. November starten. Das Kürzel ist SUNN. Die Sunrise Aktie wird spätestens nach fünf Handelstagen, also bis 22. November in den SPI Index der SIX aufgenommen werden. Damit kommen institutionelle Investoren, die passiv gemanagte Index-Fonds oder -ETFs in ihrer Produktpalette haben nicht um die Aktie herum. Ob sich viele Privatanleger für Sunrise begeistern können, wird erst die Zeit zeigen. Es ist davon auszugehen, dass der Grossteil des Sunrise-Aktienhandels an die Schweizer Börse migrieren wird.

Zwei Klassen von Aktien

Die Aktionäre von Liberty Global erhalten ein Sunrise A-Bezugsrecht für je fünf Liberty Global A- oder C-Aktien sowie zwei B-Bezugsrechte für eine Liberty Global B-Aktie. Der Unterschied ist, dass die B-Aktie nur mit einem Zehntel an den ökonomischen Ansprüchen teilhat, aber mit vollem Stimmrecht ausgestattet ist. Die B-Aktien werden an keiner Börse gehandelt. Diese Struktur ist in Übereinstimmung mit dem Schweizer Recht, was in den Informationsdokumenten zum Spin-off hervorgehoben wird.

Zahlen des dritten Quartals

Im dritten Quartal 2024 ging der Umsatz um 1,3% auf 749 Mio. CHF zurück. Die Entwicklung verlief unterschiedlich. Während das dominierende Privatkundengeschäft einen Rückgang um 4,4% auf 538.6 Mio. CHF verzeichnete, stieg der Umsatz im Segment Geschäftskunden und Grosshandel um 6,8% kräftig auf 207.3 Mio. CHF. Bis Jahresende sollen die Verbindlichkeiten um 1.5 Mrd. CHF zurückgeführt werden. Für das Geschäftsjahr 2024 wird eine Dividendenzahlung in Höhe von mindestens 240 Mio. CHF versprochen. Die Dividendenzahlungen der nächsten fünf Jahre und mehr unterliegen nicht der Schweizer Verrechnungssteuer, so die offiziellen Aussagen von Sunrise anlässlich des Spin-offs.

Fazit

Die Bereicherung des Kurszettels durch Sunrise ist erfreulich, nach den zahlreichen Abgängen durch Fusionen und Taking Privates vom Kurszettel der SIX in der jüngeren Vergangenheit. Durch die schiere Umsatzgrösse wird Sunrise schnell ein Mitglied im SPI-Index und gewinnt dadurch auch am Kapitalmarkt Visibilität. Dies wird auch dadurch unterstützt, dass Sunrise für Schweizer Investoren kein komplett neuer Name auf dem Kurszettel ist, immerhin war das Unternehmen bis 2020 schon einmal an der SIX kotiert. Ob die Aktie in das Portfolio passt, kommt auf die Anlagestrategie des Investors an. Der Telekom-Sektor zeichnet sich durch seine relative Reife aus, aber eben auch durch gut prognostizierbaren Cash-Flow. Wer starke Wachstumsraten sucht, wird in anderen Wirtschafts-Sektoren eher fündig. Für Sunrise spricht zweifellos die zu erwartende Dividendenkontinuität, doch grosse Steigerungen sind eher unwahrscheinlich. Gegen ein Engagement spricht die Tatsache, dass die B-Aktien nur 3% des Aktienkapitals repräsentieren, jedoch einen Stimmanteil von 30%. Dies mag zwar gesetzeskonform sein, steht jedoch im Widerspruch zur Best Practice-Regel “one share, one vote”.

Brunni-Bahnen Engelberg: Herausfordernde Sommersaison und Kauf der Brunnihütte

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Die Brunnihütte am Härzlisee oberhalb von Engelberg gehört neu den Brunni-Bahnen. Bild: zvg
Die Brunnihütte am Härzlisee oberhalb von Engelberg gehört neu den Brunni-Bahnen. Bild: zvg

Nach einem starken Geschäftsjahr 2023/24 starteten die Brunni-Bahnen in Engelberg witterungsbedingt verhalten ins laufende Geschäftsjahr. Wie die Bahn anlässlich der Generalversammlung (GV) bekannt gab, lag der Umsatz in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres um 13,0% unter dem Vorjahreswert. An der GV wurden die Aktionäre zudem über den Kauf der Brunnihütte informiert, die per Ende Oktober 2024 vom SAC Engelberg übernommen wurde.

25 CHF Dividende je Aktie ausgeschüttet

Die über 300 Aktionäre wählten an der Generalversammlung den gesamten Verwaltungsrat der Bahn mit ihrem Vorsitzenden Fredy Miller wieder und stimmten der Ausschüttung einer Dividende von 25 CHF je Aktie zu. «Diese Entscheidung reflektiert die solide finanzielle Lage der Brunni-Bahnen und unterstreicht unser Bestreben, einen nachhaltigen Wert für unsere Aktionäre und Aktionärinnen zu schaffen», wird Verwaltungsratspräsident Fredy Miller in einer Medienmitteilung des Unternehmens zitiert. Im per Ende März beendeten Geschäftsjahr 2023/24 konnte die Bahngesellschaft zwar ein Umsatzplus von 8,7% auf 7,6 Mio. CHF verzeichnen, lag aber aufgrund höherer Betriebskosten beim Betriebsergebnis (EBITDA) mit 1,53 Mio. CHF leicht unter dem Vorjahreswert.

Witterungsbedingt weniger Gäste im Jahr 2024

Den Start ins laufende Geschäftsjahr bezeichnen die Brunni-Bahnen in der Medienmitteilung als «herausfordernd». Einzig in den Monaten Juli und August verzeichnete die Bergbahn grosse Besucherströme und liegt daher in den ersten sechs Monaten umsatzmässig rund 13,0% unter den Vorjahreszahlen. Bei den Ersteintritten wurden im Vergleich zum 5-Jahresschnitt 20% weniger Gäste gezählt, so die Bahn. Als Grund werden im Herbst witterungsbedingte Stornierungen angeführt. Hingegen legte die Gastronomie im gleichen Zeitraum um 8,5% zu. «Insgesamt zeigt diese Entwicklung, dass neben dem vielseitigen Freizeitangebot auch die Gastronomie ein tragendes Element der Brunni-Bahnen ist», so Geschäftsführer Roman Barmettler.

Der zunehmenden Bedeutung der Gastronomie trägt die Brunni-Bahnen Engelberg AG nun auch Rechnung, indem sie per Ende Oktober 2024 die Brunnihütte, eine Berghütte mit Restaurant und 40 Betten, vom SAC Engelberg gekauft hat. Bereits seit einem Jahr wurde die Hütte im Pachtverhältnis von den Brunni-Bahnen erfolgreich bewirtschaftet, heisst es in der Mitteilung.

Aktienkurs Brunni-Bahnen
Der Kurs der Brunni-Bahnen-Aktie bewegt sich stets zwischen 1800 und 2000 CHF. Chart: otc-x.ch

Die Aktie der Brunni-Bahnen Engelberg AG wird ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 2’000 CHF für eine Aktie bezahlt.

Philippe Petitpierre, CEO Holdigaz: «Die finanziellen Erfolge mit der Solarenergie sind hervorragend»

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Energieanbieter wie der Westschweizer Gasversorger Holdigaz stehen nicht erst seit dem Ende der russischen Gaslieferungen vor der Frage, wie sie ihren Energiemix für die Zukunft umstellen. Das Netto-Null-Ziel beim CO2-Ausstoss bis zum Jahr 2050 verlangt von ihnen einen tiefgreifenden Strategiewechsel, hin zu erneuerbaren Energien wie Solar-, Wind- und Biogas-Kraftstoff.

Deshalb baut Holdigaz diesen Bereich weiter stark aus. Der Anteil der Direktinvestitionen der Gruppe im Bereich erneuerbarer Energien und Innovationen in der Westschweiz hat sich im Geschäftsjahr 2023/24 auf 75,8% erhöht. Auch die Produktion von Biogas an fünf Standorten stieg um 8,4% auf 30.7 Mio. kWh.

Insgesamt erzielte das Unternehmen aus Vevey im Geschäftsjahr 2023/24 (zum 31. März) einen um 4,0% auf 327.9 Mio. CHF gestiegenen Umsatz. Die höheren Beschaffungspreise führten zu einem Rückgang des operativen Gewinns (EBITDA) um 14,3% auf 59.7 Mio. CHF. Unter dem Strich erzielte der Versorger dennoch einen konsolidierten Nettogewinn von 26.9 Mio. CHF (+4,3%).

Im Interview mit schweizeraktien.net umreisst CEO Philippe Petitpierre die Anforderungen rund um die Verschiebungen im Energiemix und erläutert, warum er nicht bereit ist, in Windanlagen in der Schweiz zu investieren. Und er fordert die Politik auf, etwas mehr Pragmatismus in der Debatte um Null-Emissionen bis zum Jahr 2050 walten zu lassen.

Philippe Petitpierre, CEO des Westschweizer Energieunternehmens Holdigaz, verantwortet das operative Geschäft seit 2007. Bild: zVg.

Herr Petitpierre, hätten Sie sich vor fünf Jahren vorstellen können, dass Holdigaz in diesem hohen Tempo auf erneuerbare Energien umstellen müsste?

Philippe Petitpierre: Der Einsatz erneuerbarer Energien ist für Holdigaz SA keine Neuheit. Die Gruppe hat schon vor vielen Jahren eine Diversifizierungsstrategie eingeschlagen. Diese Strategie umfasst unter anderem den Erwerb von Unternehmen in Schlüsselbereichen der Energiewende: die Entwicklung erneuerbarer Energien und den Bau, die Sanierung und die energetische Erneuerung von Gebäuden. Seit den 2000er Jahren gehören Unternehmen, die im Bereich Solarenergie (Agena SA), erneuerbare Gase und Abfallverwertung (Ecorecyclage SA) sowie Gebäudetechnik (Brauchli SA, Roos SA und Taxa SA) tätig sind, zur Holdigaz-Gruppe. Außerdem wurden erhebliche Investitionen in Offshore-Windparks in der deutschen Ostsee und in Fonds getätigt, die in Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien, vor allem in Europa, investieren.

Was die lokalen Investitionen in erneuerbare Energien betrifft, hat Holdigaz frühzeitig Projekte zur Entwicklung erneuerbarer Gase initiiert. So haben wir 2010 eine bedeutende Biogasproduktionsanlage in Lavigny (Ecorecyclage SA) erworben. Diese Produktion ergänzt die Versorgung unseres Netzes, insbesondere durch die Nutzung erneuerbarer Gase aus Klärschlamm, wie in Roche und Penthaz. Wir handeln daher nicht aus Dringlichkeit, sondern setzen unsere Strategie fort, erneuerbare Energien und insbesondere Biogas zu nutzen. Es ist kein Zufall und auch kein blindes Vorantreiben, dass die Holdigaz-Gruppe der grösste Produzent von ins Netz eingespeistem Biogas in der Westschweiz ist.

Sie investieren etwa 80 Mio. CHF in die Entwicklung erneuerbarer Energien. Über welchen Zeitraum sind diese Investitionen geplant? Und in welche erneuerbaren Energien fliesst der Grossteil dieser Investitionen?

Unsere Investitionen sind auf erneuerbare Energien ausgerichtet, die unserer Strategie und Energievision entsprechen. Die Amortisationsdauer hängt von jedem einzelnen Projekt ab. Daher gibt es bei uns keine feste Amortisationsregel. Jedes Projekt wird einer eigenen finanziellen Analyse unterzogen, die die Amortisationsdauer festlegt.

Sie haben sehr gute Ergebnisse sowohl in der Installation von Solarmodulen als auch im Bereich des Solarenergie-Contractings erzielt. Welchen Anteil am Energiemix streben Sie für Solarenergie an?

Auch hier gibt es keine festgelegte Regel für den Anteil der Solarenergie in unserem Energiemix. Dieser ist marktabhängig, und wir lassen unseren Unternehmen im Solarsektor die Freiheit, ihre Ziele und Leistungserwartungen selbst festzulegen. Die finanziellen Erfolge in diesem Bereich sind hervorragend, sodass wir diese Entwicklung nur ermutigen können. Im Februar dieses Jahres wurde die Gesellschaft NovoEnergies SA, ebenfalls im Bereich erneuerbare Energien, vor allem Solarenergie, gegründet, um die Strategie der Gruppe weiter zu konkretisieren. Im Bereich der Eigenproduktion setzen wir ebenfalls keine Ziele fest; Investitionsentscheidungen werden auf Grundlage der finanziellen Parameter jedes einzelnen Projekts getroffen.

Wie steht es um die Windenergie? Welche Schwierigkeiten treten im Genehmigungsverfahren auf?

Wir sind im Bereich der Offshore-Windenergie tätig, naturgemäss im Ausland. Daher haben wir keine administrativen Schwierigkeiten, da wir in bestehende Strukturen investieren, die alle administrativen Hürden bereits überwunden haben. Angesichts der zahlreichen Hürden im Inland sind wir nicht bereit, in Onshore-Anlagen in der Schweiz zu investieren.

«Angesichts der zahlreichen Hürden im Inland sind wir nicht bereit, in Onshore-Anlagen in der Schweiz zu investieren»

Die Frage der Speicherung erneuerbarer Energien bleibt ein zentrales Hindernis. Welche Strategie verfolgen Sie?

Die Gasindustrie hat das Glück, über eine europäische Speicherinfrastruktur mit Netzwerken und unterirdischen Speicherkapazitäten, etwa in Etrez in Frankreich, zu verfügen. Diese Infrastruktur, die für die Energiewende unerlässlich ist, ermöglicht es der Gasindustrie, sowohl Erdgas als auch erneuerbare Gase zu speichern. Zudem lässt sich überschüssige erneuerbare Elektrizität durch den Power-to-Gas-Prozess in erneuerbares Gas umwandeln, was eine saisonale Speicherung ermöglicht, von Sommer zu Winter, und den bestehenden Gasinfrastrukturen zugutekommt.

Sie waren und sind ein klassischer Gasanbieter. Jetzt engagieren Sie sich stark für die Entwicklung von Biogas und Biomethan. Wann wird Biogas im Lieferumfang das konventionelle Gas mengenmässig übertreffen?

Die Schweizer Gasindustrie und insbesondere die Gruppe Holdigaz bemühen sich, den Anteil erneuerbarer Gase am Gasverkauf zu steigern. Von wenigen Prozentpunkten aktuell soll der Anteil durch Eigenproduktion und den Erwerb erneuerbarer Gase aus dem Ausland kurzfristig auf einige Dutzend Prozent steigen. Das Ziel der Kohlenstoffneutralität bis 2050, das die Schweizer Gasindustrie anstrebt, unterstützen wir in Vevey. Holdigaz SA ist ein Pionier in der Entwicklung erneuerbarer Gase in der Westschweiz und wird diese Position auch künftig beibehalten.

Manche Energieversorger in der Schweiz planen den Einstieg in die Fernwärme. Welche Strategie verfolgt Holdigaz in diesem Bereich?

Zentralisierte Fernwärme ist keine Modeerscheinung, sondern eine Alternative zu dezentralen thermischen Energien wie Erdgas. Holdigaz hat nicht auf diesen „Trend“ gewartet, um sich auf dieses Gebiet zu begeben: Schon seit den 1970er-Jahren betreibt der Gasanbieter in Vevey einen der ersten Fernwärmeanlagen zur Versorgung der Gebäude an der Avenue du Général-Guisan. Ausserdem realisiert Holdigaz derzeit eine Fernwärmeanlage im Anergie-Typ, die die Temperatur des Genfersees durch Wärmepumpen nutzt und so die nötige Wärme für ein ganzes Viertel in der Gemeinde Bourg-en-Lavaux erzeugt.

«Zentralisierte Fernwärme ist keine Modeerscheinung, sondern eine Alternative zu dezentralen thermischen Energien wie Erdgas»

Ihr Engagement für Softcar, das teils mit Strom und teils mit Biogas betrieben werden soll, zeigt, wie wichtig Ihnen die Umstellung auf „grüne“ Energie ist. Im Oktober präsentierten Sie Softcar auf dem Pariser Autosalon. Wie waren die Reaktionen der Fachwelt?

Die erste Begegnung mit dem breiten Publikum sowie Fachleuten aus Medien und der Hersteller verlief sehr positiv. Das Konzept des Fahrzeugs, sowohl was das industrielle als auch das technische Design angeht, weckte grosse Neugier.

Der Markteintritt des Softcar ist nach einigen Verzögerungen auf 2026 geplant. Bild: cng-mobility.ch

Ich erinnere mich, dass wir vor drei Jahren über den bevorstehenden Markteintritt von Softcar gesprochen haben. Was war der Grund für die Verzögerungen? Wann werden wir Softcar auf den Strassen sehen?

Es gab hauptsächlich Schwierigkeiten im Zulassungsprozess, die komplexer waren als ursprünglich gedacht. Das nächste Ziel ist die Errichtung der ersten Produktionsstätte in der Industriezone von Aigle, sodass die Produktion im Winter 2025 beginnen und Softcar ab dem zweiten Quartal 2026 auf dem Markt sein wird.

«Softcar WIRD Ab dem zweiten Quartal 2026 auf dem Markt sein»

Ein Blick in die Zukunft: Die Energiewende mit null Emissionen bis 2050 – ist das realistisch?

Das ist wie ein Glücksspiel! Alles hängt von den verfügbaren finanziellen Mitteln und den gesetzlichen Instrumenten ab.

Was sollten die Politiker tun, um Unternehmen wie Ihres bei der Transformation zu unterstützen? Und was läuft in der politischen Wahrnehmung falsch?

Sie sollten etwas Pragmatismus in die Debatte bringen! Allein in der Schweiz gibt es etwa 2 Millionen beheizte Gebäude; die Bundesregierung spricht von 1,5 Millionen Gebäuden, die in den nächsten zehn Jahren energetisch saniert werden müssen. Das ist mehr, als wir mit den aktuellen Ressourcen schaffen können.

Herr Petitpierre, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Die langfristige Kursentwicklung der auf OTC-X gehandelten Holdigaz-Aktie widerspiegelt den Einsatz von hohen Investitionen in die Zukunft des Unternehmens. Quelle: otc-x.ch

Die Aktien von Holdigaz werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden Kurse von 142.50 CHF je Aktie gezahlt. Für das vergangene Geschäftsjahr 2023/24 zahlte Holdigaz eine Dividende von 6 CHF je Aktie. Bei einer gleichbleibenden Ausschüttung ergibt sich daraus eine Rendite von 4,2%.

Schweizer Aktien Favoriten 2024: Lange Gesichter im Schocktober

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Schwertfisch auf der Jagd. Bild: stock.adobe.com

Am Monatsultimo fallen die Schweizer Leit-Indizes um jeweils über 1,4%. Im SLI zeigen nur zwei Valoren positive Vorzeichen: Lindt & Sprüngli mit 0,2% sowie die erst im Vormonat auf die Favoritenliste von schweizeraktien.net gesetzte Geberit mit 4,7%. Auch die Monatsbilanzen der Indizes sind mit rund minus 3% wiederum negativ. Der Markt, so scheint es, scheidet Spreu und Weizen.

Der Small- und Mid-Cap Index SPIEXX steht nicht besser da mit einem Monatsverlust von ebenfalls 3%. Tatsächlich sind die meisten Aktien in letzter Zeit unter die Räder gekommen. Oft enttäuschen die Zahlen und die gegebenen Ausblicke der Unternehmen. Ein eindrückliches Beispiel liefert SoftwareOne, deren Aktie am 31. Oktober um 39,4% auf nur noch 7.80 CHF gefallen ist, den tiefsten Stand seit dem IPO vor fünf Jahren. Der CEO verliess das Unternehmen kurzfristig, das Wachstum schwächelt, und auch der Ausblick wird zurückhaltender. Über allem schwebt dazu noch der Zwist zwischen den Grossaktionären und Gründern, von denen einige das Unternehmen von der Börse nehmen wollen, die anderen nicht.

Chart SoftwareOne
Kursverlauf der Aktie von SoftwareOne seit dem IPO. Chart: six-group.com

Pioniere, Mitläufer und Totalschäden

Neben solchen Extremfällen, zu denen auch die Wertvernichter ams-Osram und Meyer Burger (-99% im letzten Jahr) zählen, sind aber auch viele Standard-Aktien betroffen. Nestlé bewegt sich auf dem tiefsten Niveau seit sechs Jahren, und auch der abrupte CEO-Austausch hat bislang keine Trendwende herbeigeführt, obwohl die meisten professionellen Marktteilnehmer in den Jubel über das vom Unternehmen gegebene schwachbrüstige Narrativ einstimmen. Es häufen sich auch sonst Fälle von verspätetem Aktionismus, wie das Beispiel Georg Fischer zeigt. Die Maschinenbausparte wird veräussert, für die Guss-Sparte werden «Optionen geprüft». Zukünftig will sich das Traditionsunternehmen auf Flow-Technologien wie in der Wasserversorgung konzentrieren. Das ist eine der Stärken von Sulzer, wo das Geschäft brummt und der Aktienkurs in neue Höhen geklettert ist. Der Unterschied ist, dass Sulzer die Zeichen der Zeit sehr viel früher erkannt hat.

Schutzzölle sollen für US-Wirtschaftswunder sorgen

Marktverzerrungen an der Börse können sich lange hinziehen, vor allem, wenn die Akteure und die Meinungsbildner ihre gemeinsame Sicht der Dinge unhinterfragt verbreiten und aufrechterhalten können. Die US-Wahlen sind ein Paradebeispiel. Obwohl die Evidenz eindeutig Biden eine bessere wirtschaftliche Bilanz im Verhältnis zu der seines Vorgängers im Amt zugestehen muss, wird dem überführten Kriminellen und mehrfachen Pleitier Trump völlig irrational die höhere Kompetenz zugesprochen. Erst in jüngster Zeit dämmert immer mehr Anlegern und den sich zu Wort meldenden Experten, dass die von Trump angekündigte Erhebung von massiven Schutzzöllen schlecht für europäische Exporteure ist – und auch für die Volkswirtschaften als Ganzes. Dass die Schweiz nicht in der EU ist, spielt dabei aus transatlantischer Sicht überhaupt keine Rolle. Insofern überrascht die plötzliche Katerstimmung an den europäischen Börsen eigentlich nicht.

Beschränkte Korrekturrisiken

Der Kurs von Galderma bewegt sich seit Börsenstart nach oben. Chart: six-group.com

Die Aktien der Favoritenliste von schweizeraktien.net sind davon weniger betroffen, da sie entweder den Grossteil ihres Geschäfts in Europa abwickeln wie z.B. Geberit oder aber direkt in ihren Märkten produzieren wie SIG Group oder Galderma. Sie dürften unter US-Zöllen kaum zu leiden haben. Die zuletzt gemeldeten Zahlen fallen auch durchwegs stark aus, bei SIG Group, bei Galderma, bei Geberit. Insbesondere ist das Wachstumstempo trotz kleinerer Abstriche intakt, und die EBITDA-Margen bleiben überdurchschnittlich hoch. Marktführerschaft kommt eben nicht von ungefähr, sondern ist Folge einer überlegenen Strategie, die zu hohen und steigenden Marktanteilen führt. Trotzdem können auch diese Aktien bei einem Sell-out verlieren, sollte es nach der US-Wahl zu einem bösen Erwachen kommen. Dennoch dürfte eine solche Korrektur mit hoher Wahrscheinlichkeit bei den Favoriten sowohl zeitlich wie auch im Ausmass beschränkt bleiben – und Verluste von mehr als 40% oder gar 99% sind praktisch auszuschliessen.

OTC-X Liquidity Index mit leichtem Minus

Während die Indizes der SIX trotz allem immer noch eine positive Jahresperformance aufweisen, bleibt der ausserbörsliche Aktienmarkt gemessen an den OTC-X Indizes im negativen Bereich. Der OTC-X Liquidity verzeichnet seit Anfang Jahr ein Minus von 3,6%. Dennoch bleiben die Aktienumsätze auf hohem Niveau. Nach 10 Monaten im laufenden Jahr wurden 177.9 Mio. CHF umgesetzt. Läuft es in den verbleibenden zwei Monaten nicht schlechter, könnte sogar das Niveau des Vorjahres in Höhe von 216.5 Mio. CHF überboten werden. 2023 war das zweitbeste Jahr der Geschichte, nur 2017 wurde mit 247 Mio. CHF ein höheres Niveau erreicht. Im Monat Oktober blieben sowohl Espace Real Estate wie auch Cendres + Métaux unverändert, doch Weiss + Appetito und Weleda konnten zulegen. Drei der vier Valoren zeigen ein Pluszeichen.

OTC-X Liquidity
Der OTC-X Liquidity verzeichnet seit Anfang Jahr ein Minus von 3,6%. Chart: otc-x.ch

Bei den CEOs nachgespürt

Im Interview mit schweizeraktien.net erläutert der CEO von Cendres+Métaux, Philipp von Büren, die Zahlen des ersten Halbjahres und nimmt Stellung zu diversen Fragen, die für Anleger aufschlussreich sind. Auch wenn von Büren keine Prognosen abgibt, die über die Aussagen im Semesterberich hinausgehen, so stellt er doch fest, dass die Nachfrage der Kunden bisher keine Anzeichen einer Abschwächung erkennen lässt. Auch auf OTC-X finden sich Chancen für Investoren. Wie im Fall Cendres+Métaux weist auch die Aktie der Griesser Holding einen hohen Abschlag auf den Buchwert auf. Der Kurszerfall bis auf 640 CHF scheint übertrieben. Im kürzlich erschienen Beitrag «Reif für den Turnaround?» spürte schweizeraktien.net bei CEO Urs Neuhauser mit Blick auf den aktuellen Geschäftsverlauf nach.

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