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LSB Wengen-Männlichen AG: Rekordjahr 2019, aber Dividendenaussetzung geplant

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Royal Ride: Frischluft-Vergnügen im Freiluftkino des Berner Oberlands. Bild: maennlichen.ch

Die 1954 eröffnete Luftseilbahn Wengen-Männlichen AG (LWM) betreibt die Ganzjahres-Luftseilbahn vom autofreien Wengen BE auf den Ausflugs- und Erlebnisberg Männlichen. Weitere Transportanlagen bestehen – abgesehen von einer Beteiligung von 36% an einem von der Partnerbahn Gondelbahn Grindelwald Männlichen AG realisierten Tellerlift im Skischulgelände auf dem Männlichen – nicht. Die 2018 modernisierte Luftseilbahn legt die Höhendifferenz von 948 Metern bis zur Männlichen-Bergstation auf 2’230 m.ü.M. in nur etwa 5 Minuten zurück.

Wie schon im Vorjahr 2018 ist es der Gesellschaft dank eines erneut sehr guten Sommergeschäfts mit einer Umsatzsteigerung um +5,2% auf knapp 1.7 Mio. CHF gelungen, das Geschäftsjahr 2019 abermals mit einem neuen Rekordertrag abzuschliessen. Der Gesamtertrag verbesserte sich von einer auch im Mehrjahresvergleich bereits hohen Basis aus um erfreuliche +4,6% auf einen neuen Rekordwert von 3.4 Mio. CHF. Dieser Wert liegt um rund 13% über dem Durchschnitt der letzten 5 Geschäftsjahre – dürfte aber im laufenden Jahr, dafür muss man in COVID-19-Zeiten kein Prophet sein, nicht mehr erreicht werden.

Dynamisches Wachstum des Sommergeschäfts

98,3% des Gesamtertrags entfielen 2019 auf den Verkehrsertrag, lediglich 1,7% auf betriebliche Nebenerträge, etwa aus Vermietung und Verpachtung. Im Vorjahr 2018 war es der Gesellschaft erstmals in ihrer Unternehmensgeschichte gelungen, mit einer Ausweitung und Modernisierung bestehender Angebote im Sommer höhere Einnahmen als im Winter zu erwirtschaften. Dieser Trend hat sich auch 2019 fortgesetzt, auch wenn sich das Verhältnis Sommer/Winter analog zum Vorjahr mit jeweils etwa 50% praktisch die Waage hält. In den Monaten Juni und Oktober 2019 wurden die besten Frequenzen in der LWM-Geschichte erzielt, von Juli bis September 2019 lagen die Frequenzen nahe an den Rekordwerten des Vorjahres. Die Sommersaison startete am 11. Mai 2019 und endete nach 170 Betriebstagen am 27. Oktober 2019.

Die Geschäftszahlen des Jahres 2019 festigen das Bild der Vorjahre hinsichtlich der dynamisch gewachsenen Bedeutung des Sommergeschäfts in der Jungfrau-Region.

Die gesamten Wintersporteinnahmen der LWM, die zu einem Grossteil auf einem Verteilschlüssel aus den verkauften Skipässen der Region beruhen, lagen 2019 bei 1.66 Mio. CHF (+3,5%) und +60’000 CHF über dem 5-Jahres-Durchschnitt. Insgesamt lagen die Gesamteinnahmen aus dem Verkauf von Skipässen in der Jungfrau-Region bei 41 Mio. CHF (Vj. 39 Mio. CHF). Der Verteilschlüssel führte bei der LWM anteilig zu Skipasseinnahmen von 1.5 Mio. CHF, ein Zuwachs um +8,1% gegenüber Vorjahr. Über 90% der Wintersporteinnahmen entfielen dabei auf die Verteilung gemäss Skipass-Verteilschlüssel. Die LWM als Teil der Jungfrau Region ist mit den drei anderen Berner Skigebieten Adelboden-Lenk, Gstaad (ohne Glacier 3000) und Meiringen-Hasliberg im Top4-Skipass-Verbund organisiert. Bis zum Ende des ermässigten Vorverkaufs am 15. Dezember 2019 wurde das Top4-Abonnement von mehr als 42’000 Personen gekauft (Saison 2018/2019: 38’000). Die LWM profitierte im Jahr 2019 bei den um rund +13% deutlich erhöhten Frequenzen auch von einem kräftigen Anstieg der „Skier Visits“ (Skifahrertage) in der Jungfrau Ski Region um +24% auf 1.163 Mio. (LWM-Geschäftsbericht 2019, S. 4). In der Jungfrau Ski Region sind die drei Gebiete Grindelwald-Wengen, Grindelwald-First und Mürren-Schilthorn zusammengeschlossen.

Das Sommergeschäft wächst bei der LWM bereits seit einigen Jahren dynamisch, seit 2018 nochmals mit erhöhter Schlagzahl dank neuen Angeboten wie dem Royal Ride (Luftseilbahnkabine mit Balkon) und dem Royal Walk (Themenweg zum Männlichen-Gipfel). Beide Angebote wurden 2018 mit der Modernisierung der Luftseilbahn erfolgreich ins touristische Sommerangebot auf dem Männlichen integriert. Neben einheimischen Gästen sprechen diese erlebnisorientierte Gäste aus den Fernmärkten an. Wie aus dem kürzlich publizierten Geschäftsbericht 2019 hervorgeht, wurde das Royal-Ride-Freiluftvergnügen 2019 von 16’812 Personen gebucht (+5,6%). Obwohl der monetäre Zusatznutzen in Relation zum Gesamtertrag angesichts einer Royal-Ride-Zuzahlung von lediglich 5 CHF auf den regulären Ticketpreis für die LWM letztlich begrenzt ist, sollte der positive Marketing-Effekt der „royalen Angebote“ nicht unterschätzt werden.

Sommergeschäft steht für die Hälfte des Gesamtertrags

Im Jahr 2014 machte der Verkehrsertrag im Sommer mit etwas mehr als 1 Mio. CHF nur etwa 38.5% des Gesamtertrags aus (Geschäftsbericht 2015). Seither konnte der Sommerertrag innerhalb von 5 Jahren um fast 0.7 Mio. CHF oder etwa 65% auf die bereits erwähnten 1.7 Mio. CHF gesteigert werden. Wie schon in den Vorjahren profitierte die LWM dabei insgesamt von den in der Jungfrau Region stetig gestiegenen Touristenzahlen, angetrieben von den sommerlastigen Fernmärkten aus Asien.

Abweichungen zu 100% resultieren aus Rundungsdifferenzen bzw. der Nicht-Berücksichtigung des vernachlässigbaren Gepäck- und Güterverkehrs; Quelle: LWM-Geschäftsberichte 2014 und 2019

Der Betriebsaufwand erhöhte sich leicht unterproportional um rund 3,8% auf gut 2.35 Mio. CHF. Gegenüber dem Vorjahr blieb der Personalaufwand stabil bei etwa 1.0 Mio. CHF. Die Personalaufwandsquote verbesserte sich von 31,7% auf 30,0% des Betriebsertrags, ein guter Wert unter den kleineren Bahngesellschaften.

Der Sachaufwand erhöhte sich überproportional um etwa 8% auf 1.3 Mio. CHF. Die grösste Zunahme entfiel dabei auf die Position Unterhalt, Reparaturen, Ersatz (+30% auf 0.42 Mio. CHF).

EBITDA überspringt erstmals die Schwelle von 1 Mio. CHF

Das EBITDA kletterte um 6.4% oder rund 63’000 CHF auf 1’047’439 CHF, entsprechend einer im Branchenvergleich [OTC-X-Branchenanalyse Bergbahnen vom 19. Dezember 2019] guten, allerdings auch nicht überdurchschnittlichen EBITDA-Marge von 30,8% (Vorjahr 30,3%). Die Tatsache, dass es sich bei der LWM weder um eine reine „Ausflugsbergbahn“ noch um eine „Wintersportbahn“ handelt, sondern um einen touristischen Ganzjahresbetrieb, dürfte die Margenentwicklung selbst in sehr guten Jahren etwas bremsen. Erstmals wurde im abgelaufenen Geschäftsjahr beim EBITDA die Marke von 1 Mio. CHF überschritten.

Im direkten Vergleich blieben die Abschreibungen mit 905’002 CHF etwa auf dem Niveau des Vorjahres, wie auch der saldierte Finanzerfolg. Abweichend zum Vorjahr ist 2019 allerdings kein ausserordentlicher Ertrag angefallen.

Unter dem Strich verblieb nach Steuern so ein auf die Aktionäre entfallender, praktisch unveränderter Reingewinn von 80’230 CHF (Vj. 86’191 CHF).

Das ausgewiesene Jahresergebnis ist damit seit Jahren sehr stabil, doch täuscht diese optische Stabilität weiterhin darüber hinweg, dass sich das operative Ergebnis auf Stufe EBITDA (vor Abschreibungen) im Vergleich zum Vorjahr um +6.4% erneut verbessert hat und die Ertragskraft des Unternehmens insgesamt gesteigert werden konnte.

GV wird Aussetzung der Dividende vorgeschlagen

Das gute Ergebnis hätte „eigentlich“ – wie schon in den Vorjahren – eine zumindest gleichbleibende Dividende von 4% (4 CHF je Aktie) erlaubt. Zum 31. Dezember 2019 hatten sich auch die flüssigen Mittel in der Bilanz mit 0.3 Mio. CHF (Vj. 30’746 CHF) wieder deutlich erhöht, und die Gesellschaft hat ihre langfristigen Finanzverbindlichkeiten zugleich von 3.73 Mio. CHF um 0.3 Mio. CHF auf 3.43 Mio. CHF zurückgeführt.

Das Verhältnis „verzinsliches Fremdkapital/EBITDA“ verbesserte sich im Vorjahresvergleich mit der Tilgung deutlich von 3.8x auf 3.3x. Auch die Eigenkapitalquote erhöhte sich von 55,9% (2018) auf zuletzt 58,2%. In absoluten Grössen betrug das bilanzielle Eigenkapital zum Geschäftsjahresende 2019 unverändert knapp 5.7 Mio. CHF oder anteilig rund 285 CHF je Aktie wie schon im Vorjahr.

Aufgrund der aktuellen „Corona-Lage“ schlägt der Verwaltungsrat der am 5. Juni 2020 in Anwendung der COVID-19-Verordnung 2, Art. 6b, unter Ausschluss der Aktionäre stattfindenden LWM-Generalversammlung in diesem Jahr – trotz des Rekordergebnisses im Vorjahr – aufgrund der anhaltenden Unsicherheit und zur Sicherung der Liquidität die Aussetzung der Dividende vor. Der zur Verfügung der Generalversammlung stehende Bilanzgewinn soll vollständig auf neue Rechnung vorgetragen werden.

Neuer LWM-Geschäftsführer gesucht

Der bisherige, seit 2005 amtierende Geschäftsführer Andreas Fuchs wird das Unternehmen nach 15 Jahren im Sommer dieses Jahres verlassen. Die Suche nach einem Nachfolger ist angelaufen: Via Stelleninserat, das auch auf der Homepage der LWM abrufbar ist, sucht die LWM per 1. September 2020 einen / eine Geschäftsführer/in.

Mit der laufenden Stellenausschreibung erscheint die Wahrscheinlichkeit für eine gemeinsame Geschäftsführung mit der ebenfalls am Männlichen – von der „anderen Seite“ (Grindelwald) – am gleichen Berg operierenden und ebenfalls auf OTC-X gelisteten Partnerbahn Gondelbahn Grindelwald-Männlichen AG (GGM) als sehr gering. Bereits im Jahr 2004, vor der Berufung des jetzt abtretenden Andreas Fuchs zum Geschäftsleiter, gab es nach lokalen Medieninformationen Überlegungen, für die am gleichen Berg tätigen Unternehmen eine gemeinsame Geschäftsführung anzustreben.

Interessant sind in diesem Zusammenhang allerdings lange zurückliegende Aussagen des heute wie damals amtierenden GGM-VRP Andreas Kaufmann gegenüber der Jungfrau Zeitung (Ausgabe vom 15. Dezember 2004):

„(…) «Der Gedanke einer noch engeren Zusammenarbeit begleitet die GGM immer», sagt Andreas Kaufmann, Verwaltungsratspräsident der Gondelbahn Grindelwald-Männlichen (GGM). Die gemeinsame Geschäftsleitung sei diskutiert worden, und der neue Betriebsleiter kenne das Bestreben einer stärkeren Zusammenarbeit. «Das ist keine kurzfristige Sache, aber mittelfristig ist es ein strategisches Ziel der GGM», so Kaufmann.(…)“

Aber solange die LWM einen eigenen Geschäftsführer sucht, erscheint diese „gemeinsame Geschäftsführung“ mit der GGM und ein (nur auf den ersten Blick) naheliegender „Zusammenschluss“ der beiden unabhängigen Männlichen-Bahnen als zumindest kurz- bis mittelfristig wenig wahrscheinlich und ein nur theoretisches Gedankenkonstrukt.

Rein von den Kennzahlen muss die „kleine“ LWM den Vergleich mit der „grossen“ GGM zudem auch nicht fürchten, steht die LWM – mit Blick auf ihr Zahlenwerk – sogar noch solider da als die GGM. Operativ ist die LWM sehr gut unterwegs. Im direkten Quervergleich ist die GGM-Bilanz auch mit der Beteiligung von 20% an der V-Bahn über die mit der Jungfraubahn Holding AG gegründete Grindelwald Grund Infrastruktur AG ungleich komplexer als jene der LWM, die sich als vergleichsweise „übersichtlich“ präsentiert. Allerdings profitiert die LWM letztlich auch von der Erschliessung via Grindelwald und der Anbindung an das Netz der Jungfraubahnen, so wie umgekehrt aber auch die GGM und die Jungfraubahnen von der LWM profitieren. Am Ende gewinnen im „Mikrokosmos Jungfrau“ alle Anbieter auf irgendeine Weise, weshalb eine enge Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten weiterhin zwingend – und mehr denn je – erforderlich ist.

Bergbahnenbranche hofft auf Saisonstart ab dem 8. Juni

Auch der LWM-Betrieb wurde – wie alle anderen touristischen Betriebe – vom „Corona-Virus“ und dem Lockdown lahmgelegt. Mittlerweile scheint aber ein Licht am Ende des Tunnels erkennbar. Die Bergbahnenbranche konzentriert sich, wie viele andere tourismusnahe Leistungserbringer auch, auf den 8. Juni als vermeintlich magisches Datum einer Wiedereröffnung aller touristischen Betriebe nach dem Corona-Lockdown.

Hintergrund ist dabei das dreistufige Modell des Bundesrats zu den Lockerungsetappen. Die erste Etappe war am 27. April 2020, die zweite Etappe am 11. Mai 2020, und die dritte Etappe soll – in Abhängigkeit der weiteren epidemiologischen Entwicklung – am 8. Juni 2020 folgen.

Allerdings: Gesichert ist dieser Termin zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, und es herrscht auch in der Branche eine gewisse Verunsicherung vor (u.a. Luzerner Zeitung vom 29. April 2020 mit Statement Norbert Patt, CEO Titlisbahnen). Vieles wird nun vom 27. Mai 2020 abhängen – und den dann vom Bundesrat verkündeten Details der dritten Lockerungsetappe.

Fazit

Das Aktienkapital der Luftseilbahn Wengen-Männlichen AG ist eingeteilt in 20’000 Namenaktien zu 100 CHF nominal. Zuletzt wurden die wenig liquiden Aktien der Gesellschaft zu 180 CHF (Kurs vom 23. April 2020)
auf der OTC-X-Handelsplattform der Berner Kantonalbank (BEKB) umgesetzt. Auf dieser Basis ergibt sich eine „Marktkapitalisierung“ von 3.6 Mio. CHF. Die Valoren werden aktuell – jeweils mit kleinen Stückzahlen – zu 180 CHF gesucht und zu 215 CHF angeboten.

Im laufenden Jahr liegt der kumulierte Handelsumsatz trotz der auch am OTC-Markt bemerkbaren „Corona-Lage“ mit teilweise deutlich rückläufigen Kursen und erhöhten Handelsumsätzen von Bergbahn-Aktien bei lediglich rund 30’000 CHF. Das ist nochmals deutlich tiefer als im Vorjahr, was darauf hindeutet, dass die LWM-Aktien in sehr festen Händen liegen. Wie schon in den Vorjahren wurden die im überwiegend lokalen Publikum meist sehr langfristig gehaltenen Titel nur selten gehandelt. Über die Aktionärsstruktur ist öffentlich nichts bekannt. An der Generalversammlung vom Juni 2019 waren 156 Aktionäre mit 8’136 Aktienstimmen (von 20’000 ausgegebenen Aktien; 40.7% des Aktienkapitals) vertreten, zugleich ein Hinweis auf eine breite Streuung im Aktionariat.

Trotz Corona: Obwohl der positive Sommer-Trend der Vorjahre mit den Corona-(Reise-)Beschränkungen zunächst gestoppt ist, ist es in unserer Einschätzung noch zu früh für einen Nachruf auf das Sommergeschäft, das gerade auch der LWM in den letzten Jahren sehr erfreuliche Umsatzzuwächse gebracht hat. Auf der operativen Ebene wird sich die Nachfragesituation 2020 mit dem praktisch vollständigen Wegfall des Fernreisegeschäfts mit asiatischen Gästen, die gerade auch in der Jungfrau-Region stark vertreten waren, zu nationalen Gästen und Gästen aus den Nachbarländern verschieben. Eine vollständige Kompensation früherer Gästeströme aus den Fernmärkten erscheint dabei jedoch wenig wahrscheinlich, eine zumindest teilweise Kompensation aber schon. Einiges dürfte dabei auch von den Preismodellen abhängen, weniger von jenen am Männlichen, sondern von der Preisgestaltung in der ganzen Region, einschliesslich den Kosten einer Fahrt auf das Jungfraujoch.

Das Ergebnis des laufenden Jahres wird bei der LWM aus den genannten Gründen kaum an die Ergebnisse der Vorjahre heranreichen; hier ist realistischerweise mit deutlichen Rückgängen auf allen Stufen der Erfolgsrechnung zu rechnen. Wie „hart“ diese letztlich ausfallen, hängt entscheidend davon ab, zu welchem Zeitpunkt der touristische Betrieb wieder aufgenommen werden kann – und mit welchen Auflagen respektive „Schutzkonzepten“ diese Wiederinbetriebnahme verbunden ist.

Gelingt tatsächlich ein Saisonstart am 8. Juni 2020 und käme es im Sommer tatsächlich – wie von vielen Tourismusexperten prognostiziert – zu einem nie dagewesenen Ansturm einheimischer Gäste und Gäste aus den direkten Nachbarländern (v.a. Deutschland) auf die Alpen, könnte sich der wirtschaftliche Schaden der „Corona-Pandemie“ dank Nachholeffekten im Idealfall auch für LWM in Grenzen halten und die Gesellschaft mit einem blauen Auge davonkommen. Ein späterer Saisonstart, etwa erst im August nach der klassischen Feriensaison, wäre hingegen eine Art Super-GAU, nicht nur für LWM, sondern für die ganze Branche.

Bei etwaigen „Schutzkonzepten“ könnte es für die LWM im Vergleich zu Zahnradbahnen oder Bahnen mit langer Fahrzeit bis zum Gipfel von Vorteil sein, dass die Gesellschaft „nur“ eine vergleichsweise kurze, aber steile Luftseilbahn – die Fahrtzeit beträgt lediglich rund 5 Minuten zur Überbrückung einer Höhendifferenz von 948 Metern – betreibt. Mit stark verdichteten, verkürzten Taktzeiten und damit mehr Frequenzen – allerdings bei dann höheren Kosten – erhöht sich die betriebliche Flexibilität am Berg signifikant, ein Konkurrenzvorteil in Zeiten wie diesen. Auch eine Ausweitung von Fahrzeiten bis in den Abend in den Sommermonaten dürfte eine Option sein, um die Einnahmeausfälle der zurückliegenden Wochen zumindest teilweise zu kompensieren.

Aktionäre von Tourismus-Gesellschaften sollten sich die Bundesratssitzung vom 27. Mai 2020 bzw. dann – idealerweise – den 8. Juni 2020 rot im Kalender vormerken. Dann wird sich zeigen, ob es auch im Schweizer Tourismus ein „Leben nach Corona“ gibt – und wie dieses aussieht…

Transparenzhinweis: Der Verfasser ist Aktionär der LSB Wengen-Männlichen AG.

Casinos: Schweizer Spielbanken haben 2019 die Talsohle durchschritten

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Die terrestriscen Spielcasinos in der Schweiz sind derzeit offenbar vom Glück verlassen.

Die Schweizer Spielbanken haben schwierige Jahre hinter sich. Seit 2007 gingen die Bruttospielerträge (BSE) in der Branche über zehn Jahre kontinuierlich von 1.02 Mrd. CHF auf 681 Mio. CHF in 2017 zurück. Die Casinogesellschaften reagierten mit Effizienzsteigerungsmassnahmen auf den Einnahmenrückgang. Und sie machten sich auch gleich an die Ursachenbekämpfung. Als Grund für die schwindenden BSE – darunter werden die Spieleinsätze abzüglich der ausbezahlten Gewinne verstanden – machte die Branche vor allem illegale Spielcasinos sowie ausländische Online-Casinos aus. Internet-Spiele durften die Schweizer Spielbanken selber nicht anbieten.

Daher nutzen die spielfreudigen Schweizer Gäste ausländische Webseiten. Wegen des neuen Geldspielgesetzes werden seit dem 1. Juli 2019 illegale ausländische Internet-Casinos gesperrt. Spielen dürfen die Schweizer nur noch auf den Webseiten von Schweizer Casinobetreibern. Baden, Davos, Interlaken (seit 2020), Luzern und Pfäffikon sind mittlerweile mit eigenen, konzessionierten Geldspielangeboten im Netz vertreten. Weitere Betriebe stehen in den Startlöchern.

BSE steigt 2019 dank Online-Casinos auf 767 Mio. CHF
In Schweizer Casinos ist 2019 wieder mehr Geld geflossen. Chart: Geschäftsbericht 2019 SCV

Die Geschäftszahlen der Schweizer Casinobetriebe, die kürzlich vom Schweizer Casino Verband publiziert wurden, zeigen für 2019 ein doppelt positives Bild. Einerseits stiegen im letzten Jahr die Spielerträge der landbasierten Casinos wieder um 5.5% auf 742 Mio. CHF. Andererseits konnten auch die vier in 2019 gestarteten Online-Casinos schon Einnahmen von 25 Mio. CHF erzielen. Insgesamt kletterten die BSE in 2019 auf 767 Mio. CHF.

Der Branchenverband zeigt sich zufrieden mit dieser Entwicklung. Die Online-Angebote seien von den Kunden gut aufgenommen worden, so Präsident Beat Vonlanthen im Geschäftsbericht des Verbandes. Mit Blick auf das laufende Jahr gibt sich der Präsident für die Online-Betriebe zuversichtlich: «2020 wird sich dieser Betrag wesentlich erhöhen», schreibt er. Denn die ersten vier Online-Casinos seien dann ein ganzes Jahr in Betrieb gewesen. Zudem würden weitere Betriebe hinzukommen. «Ende 2020 werden voraussichtlich 8 bis 10 Online-Casinos in Betrieb sein», so Vonlanthen.

Nach Schätzungen des Verbandes fliessen jedes Jahr 250 Mio. CHF aus der Schweiz an illegale ausländische Online-Casinos. Branchenvertreter wie der CEO der Stadtcasino Baden-Gruppe, Detlef Brose, gehen sogar von 400 Mio. CHF aus. Ziel müsse es sein, den illegalen Markt in den kontrollierten und besteuerten Schweizer Markt zu bringen, fasst es Vonlanthen zusammen.

Heterogene Entwicklung bei den landbasierten Casinos
BSE der landbasierten Schweizer Casinos. Tabelle: Geschäftsbericht 2019 SCV

Zwar konnten auch die landbasierten Casinos den BSE wieder einmal steigern. Doch zeigt ein Vergleich der 21 Betriebe, dass die Entwicklung regional sehr unterschiedlich ist. Verloren haben vor allem die Casinos in der Romandie. Als Grund dafür nennt der Casinoverband die französischen Casinos hinter der Schweizer Grenze, die Zuwächse verzeichnet haben. «Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, das ein Teil der Erträge aus der Romandie über die Landesgrenze nach Frankreich fliesst», schreibt der Verband in seinem Jahresbericht. Auch das Casino in Bad Ragaz verlor einen BSE von 7.5%, was auf die neu eröffneten Casinos in Liechtenstein zurückgeführt wird.

Hingegen konnte das Casino in Mendrisio von der Schliessung in Campione profitieren und katapultierte sich mit einem BSE von 70.4 Mio. CHF auf Platz 2 in der Rangliste der grössten Schweizer Casinos. Auch Lugano profitierte von der Schliessung in Campione. Von den Casinobetrieben, deren Aktien ausserbörslich auf OTC-X gehandelt werden, konnten das Grand Casino Baden und das Grand Casino Luzern mit einem Plus von über 4% profitieren.

Fazit

Die Entwicklung der Schweizer Casinos in 2019 zeigt, dass sich das neue Geldspielgesetz offenbar gesamthaft positiv auf die Entwicklung der Erträge auswirkt. Dies ist nicht nur ein Vorteil für die Betriebe, die in den letzten Jahren unter rückläufigen Umsätzen zu leiden hatten. Auch den Kantonen und der AHV fliessen wieder über die Spielbankenabgabe 356 Mio. CHF zu.

Allerdings zeigen die BSE der Online-Casinos mit 25 Mio. CHF auch, dass es noch Luft nach oben gibt. Selbst bei konservativen Schätzungen für das Marktpotenzial von 250 Mio. CHF wäre es gerade erst ein Zehntel, das die digitalen Dependancen in einem halben Jahr abgeschöpft haben. Durch die Corona-Krise dürften die Betriebe mit bereits aktiven Online-Casinos wie der Stadtcasino Baden-Gruppe, der Kursaal Casino AG Luzern und der Congress Centre Kursaal Interlaken AG im laufenden Jahr überproportional vom Online-Geschäft profitieren.

Allerdings wird dies die Ertragsausfälle im terrestrischen Geschäft wohl kaum kompensieren können. Wenn voraussichtlich ab dem 8. Juni die landbasierten Spielbanken ihren Betrieb wieder öffnen, bleiben noch knapp sieben Monate, um einen Teil der fehlenden Umsätze wieder hereinzuholen. Am Ende könnte sich auch eine schwache konjunkturelle Entwicklung negativ auf das klassische Casinogeschäft auswirken. Für 2020 ist daher vorerst keine Fortsetzung des Erholungskurses zu erwarten.

Michael Steiner, CEO acrevis Bank: «Wir gehen aktuell nicht von einem Worst-Case-Szenario aus»

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Michael Steiner
Michael Steiner ist seit März 2018 Vorsitzender der Geschäftsleitung. bei der in St. Gallen ansässigen acrevis Bank. Er hat das Masterstudium der Volkswirtschaftslehre mit Vertiefung Finanz- und Kapitalmärkte sowie seine Dissertation an der Universität St.Gallen abgeschlossen. Bild: zvg

Nach einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2019 und einem guten Jahresauftakt wurde auch die Ostschweizer acrevis Bank mit der Corona-Pandemie konfrontiert. Wie CEO Dr. Michael Steiner im Interview mit schweizeraktien.net berichtet, konnten bereits über 400 Covid-Kredite ausgezahlt werden. Sofern es keine zweite Ansteckungswelle gibt, gibt sich Steiner vorsichtig optimistisch für das Geschäftsjahr 2020. Im Hypothekargeschäft verzeichne acrevis seit April eine Rückkehr zur Normalität. Auch im Anlagegeschäft erlebe die Bank eine «gewisse Robustheit», so Steiner. Allerdings betont der CEO in dem Interview auch die grossen Risiken im aktuellen Umfeld.

Michael Steiner
Michael Steiner ist seit März 2018 Vorsitzender der Geschäftsleitung bei der in St. Gallen ansässigen acrevis Bank. Er hat das Masterstudium der Volkswirtschaftslehre mit Vertiefung Finanz- und Kapitalmärkte sowie seine Dissertation an der Universität St.Gallen abgeschlossen. Bild: zvg

Seit rund zwei Monaten befindet sich die Schweiz im Lockdown, nun werden die Massnahmen laufend gelockert. Wie war diese Zeit für Sie und die acrevis Bank?

Es war eine sehr intensive Zeit für die acrevis Bank. Innerhalb eines Monats haben wir unsere gesamte Organisation und Prozesse auf den Kopf gestellt und überarbeitet, insbesondere auch wegen Homeoffice und Office Splitting. Gleichzeitig waren wir bei der Kundenbetreuung überdurchschnittlich stark gefordert, um KMU liquiditätsmässig zu unterstützen und Anlagekunden während der Börsenturbulenzen zu begleiten. Innert kürzester Zeit mussten wir die Covid-Kredite umsetzen und haben bereits über 400 solcher Kredite mit einem Volumen von rund 55 Mio. CHF gesprochen und ausgezahlt. Für mich persönlich war es enorm erfreulich zu sehen, wie reibungslos acrevis auf den neuen Modus umstellen konnte.

Wie ist die Stimmung bei Ihren KMU-Kunden, welche die Notkredite abschliessen mussten?

Naturgemäss ist die Stimmung bei denjenigen Kunden, welche tatsächlich einen solchen Kredit aufnehmen mussten, nicht allzu gut. Wir hatten jedoch eine grössere Welle an Anträgen erwartet. Im Einzelfall sind diese Situationen natürlich sehr dramatisch, aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist es aber positiv zu werten, dass sich das Ausmass in Grenzen hielt.

Am 27. März schlossen Sie an der Generalversammlung im kleinen Kreis mit dem erfolgreichen Geschäftsjahr 2019 ab. Was nehmen Sie von dieser ungewöhnlichen GV mit?

Ein lachendes und ein weinendes Auge. Es ist eine grosse Enttäuschung, dass wir unsere Aktionäre und Kunden nicht persönlich begrüssen durften. Wir hoffen, die GV nächstes Jahr wieder in gewohntem Rahmen durchführen zu können: Mit rund 2’800 Teilnehmenden ist sie jeweils für die gesamte Region ein Grossanlass. Erfreulich ist dafür, dass es unserer Bank gut geht und wir eine unveränderte Dividende ausschütten konnten.

Wie wird sich die Krise auf die Geschäftszahlen des aktuellen Jahres auswirken?

Wir haben ein sehr gutes erstes Quartal gehabt, dies war jedoch noch hauptsächlich vor Corona. Im zweiten Quartal präsentiert sich das laufende Geschäft überraschend robust. Allerdings hängt der weitere Verlauf stark von der Entwicklung der Pandemie ab. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob wir eine V-Entwicklung haben werden oder ob es plötzlich 10-15% Arbeitslosigkeit und ein breit gestreutes Firmensterben geben wird. Eine konkrete Prognose zur Höhe der Wertberichtigungen zum jetzigen Zeitpunkt wäre wenig seriös. Wir gehen aber aktuell nicht von einem Worst-Case-Szenario aus.

Nach dem Absturz der Börse bis Mitte März haben viele Titel bereits wieder kräftig zugelegt, manche befinden sich schon wieder auf Vorkrisen-Niveau. Wie schätzen Sie die Entwicklung an der Börse ein? Ist das Schlimmste überstanden oder ist mit neuerlichen Einbussen zu rechnen?

Meiner Einschätzung nach geht die Börse momentan tatsächlich von einer V-Entwicklung aus. Diese Erholung ist durchaus gerechtfertigt, wenn sich die Lockerungen des Lockdowns als nachhaltig erweisen. Die Lage an der Börse kann jedoch nicht allgemein beurteilt werden, es bestehen zu grosse Unterschiede zwischen einzelnen Branchen. Ein Vergleich beispielsweise der Pharma-Industrie mit der exportorientierten Maschinenindustrie ist wenig sinnvoll. Die Bandbreite deckt von „existenziell bedroht“ bis „profitiert von der Krise“ alles ab.

Seit geraumer Zeit wurde von überhitzten Aktienmärkten und überhöhten Kursen gesprochen. Was für einen Einfluss hat die schockartige Korrektur auf das Anlageverhalten von Investoren?

Wir erleben auch im zinsindifferenten Geschäft eine gewisse Robustheit im Vergleich zum Vorjahr. Wenn sich die Erholung der Aktienmärkte tatsächlich als nachhaltig erweisen wird, rechnen wir mit keinen grossen Änderungen im Anlageverhalten.

Wie sehen Sie generell die weitere Entwicklung der Schweizer Wirtschaft? Müssen wir uns auf eine länger anhaltende Rezession gefasst machen?

Natürlich werden wir einen massiven Einbruch erleben. Wenn allerdings die Lockerung des Lockdowns nachhaltig ist, werden wir auch eine schnelle Erholung sehen. Für gut aufgestellte Unternehmen sollten die erlittenen Umsatzeinbussen nicht existenzbedrohend sein. Dies gilt auch für die schwer betroffenen Branchen wie Gastronomie und Hotellerie. Problematisch wird es für Unternehmen, welche sich bereits vor der Krise in finanzieller Schieflage befanden. Hier wird es zu Konkursen kommen und somit sozusagen analog zur Evolutionstheorie zu einem Überleben der Stärkeren.

Viele Unternehmen haben bereits von den vom Bund verbürgten Überbrückungskrediten Gebrauch gemacht, um ihre Liquidität sicherzustellen. Rechnen Sie mit höheren Kreditausfällen in 2020 und 2021 aufgrund der Corona-Krise?

Es wird einen Anstieg an Ausfällen geben, dies nur schon dadurch, weil es in den letzten Jahren praktisch keine Ausfälle gab. Unser Kreditportfolio sieht gemäss unserer laufenden Analyse robust aus, und wir rechnen nicht mit einem dramatischen Anstieg der Ausfälle. Dank unserer guten Eigenkapital- und Liquiditätssituation und der vorsichtigen Risikopolitik können wir der weiteren Entwicklung unaufgeregt entgegensehen.

Wie sehen die Ziele der acrevis für das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft aus? Wird nach wie vor ein 50:50-Verhältnis zwischen Zinsengeschäft und Private Banking angestrebt?

Unser mittelfristiges Ziel ist ein Wachstum von 5% jährlich im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft und nach wie vor ein ausbalanciertes Verhältnis zum Zinsengeschäft. Mit „acrevis invest“ als Weiterentwicklung von „acrevis spektrum“ investieren wir auch gezielt in diesen Bereich.

Wie kann die acrevis Bank im momentanen Umfeld an ihrer vorsichtigen Risikopolitik und dem verantwortungsvollen Banking festhalten?

Im aktuellen Umfeld liegt der Fokus darauf, keine zusätzlichen Risiken wie beispielsweise ungedeckte Kredite einzugehen. Die vorsichtige Risikopolitik in der Vergangenheit kommt uns nun zugute, und wir wollen diese deshalb auch weiterführen. Es ist uns allerdings sehr wichtig, aufkommende Probleme schnell anzugehen und unsere Verantwortung gegenüber unseren Kunden wahrzunehmen.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Immobilienmarktes in der Region Ostschweiz? Wird es krisenbedingt zu einem „Baustopp“ kommen?

Die Nachfrage ist wie vor der Krise grösser als das Angebot. Mit dem Beginn der Corona-Krise in der Schweiz im März kamen sämtliche Kauf- und Verkaufsaktivitäten zum Stillstand. Bereits seit April wurden diese aber wieder aufgenommen, und die Rückkehr zur Normalität hat begonnen. Ein Baustopp ist von unserer Seite her deshalb weder zu beobachten noch zu erwarten. Kaufwillige Kunden bleiben weiterhin kaufwillig. Stand heute rechnen wir deshalb auch nicht mit einem Rückgang der Ausleihungen im laufenden Geschäftsjahr. Allerdings: Eine zweite Infektionswelle könnte diese Beurteilung natürlich rasch obsolet machen.

Die acrevis Bank misst der Digitalisierung eine grosse Bedeutung zu. Der Schalter der Zukunft bietet Beratung aus der Distanz; eine neue Technologieplattform wurde implementiert, und über die acrevis on AG werden Digitalisierungsprojekte finanziert. Welche weiteren Innovationen und Neuerungen im Bereich der Digitalisierung haben Sie für die nähere Zukunft geplant?

Per Anfang Jahr haben wir die digital unterstützte Anlageberatung „acrevis invest“ eingeführt. Diese hybride Beratung findet ab dem ersten Gespräch mit einem Kunden statt und erfolgt als Mischung aus persönlicher und digitaler Beratung. Bis Mitte Jahr soll die gesamte interne und externe Kontoeröffnung digital erfolgen. Wenn man bedenkt, dass jährlich mehrere tausend Konten eröffnet werden und diese bisher an verschiedenen Stellen manuell ins System eingegeben werden mussten, ist dies ein massiver Effizienzgewinn. Nächste Schritte werden der weitere Ausbau der digitalen Unterstützung der Beratung, insbesondere auch im Finanzierungsgeschäft, sowie die Digitalisierung interner Prozesse sein.

Zu guter Letzt: Immer wieder hört man die Parole „Jede Krise ist zugleich auch eine Chance.“ Welche Chancen bietet die Corona-Krise der acrevis Bank?

Die Corona-Krise wird der Digitalisierung einen grossen Schub verleihen. Wie viele andere Banken haben auch wir in diesem Bereich noch viel Potenzial und wollen diesen Schub nutzen, sei dies im Bereich Homeoffice oder Digitalisierung von Prozessen. Auch für die Gesellschaft bietet sich eine grosse Chance. Viele alternative Wege, im beruflichen als auch im privaten Sinn, werden momentan aufgezeigt. Änderungen im Reiseverhalten wären zwar möglich und wünschenswert, ein grundlegendes Umdenken betrachte ich aber als eher unrealistisch. Die Krise hat aber aufgezeigt, dass wir unser Verhalten durchaus anpassen könnten.

Die Aktien der acevis Bank AG werden ausserbörslich gehandelt. Auf OTC-X wurden zuletzt 1’380 CHF für eine Aktie bezahlt.

Mitarbeit: Daniel Eichenberger

Hinweis in eigener Sache: schweizeraktien.net veranstaltet am 25. August wieder einen Branchentalk Banken. Das Thema lautet: „Der Lockdown als Booster der digitalen Transformation.“

Corona-Krise: Sind „hybride“ Generalversammlungen die Zukunft?

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Bis vor zwei, drei Monaten war der Begriff „Webinar“ allenfalls den Digital Natives ein Begriff. Heute sind Webinare nicht mehr aus der vernetzten Kommunikation wegzudenken. So veranstaltete schweizeraktien.net unter dem Titel „Generalversammlungen in Corona-Zeiten – verhilft die Corona-Krise der virtuellen GV zum Durchbruch?“ ein Webinar mit Experten aus Unternehmen und dem juristischen Bereich.

„Der Digitalisierungsschub erfasst uns alle“, eröffnete Björn Zern, Partner von schweizeraktien.net, die als „virtuelles lunch learning“ angekündigte Veranstaltung.

Und zu lernen gab es genug. So berichteten Marco Leu von den Titlis Bahnen und Markus Näf von Energie Zürichsee Linth, beide als CFO eng mit Planung und Durchführung von GVs auf Unternehmensebene vertraut, eindrücklich vom Blindflug, auf den sie sich begeben mussten, weil ihre GVs kurz vor der ersten Covid-19-Verordnung des Bundesrates am 13. März (GV der EZL am 6. März) bzw. mittendrin in den sich verschärfenden Massnahmen (GV der Titlis Bahnen am 27.3.) stattfanden.

Unternehmen nehmen soziale Verantwortung wahr
Markus Näf, CFO Energie Zürichsee Linth

EZL freiwillig, Titlis Bahn gezwungenermassen – beide sagten eine GV mit physischer Präsenz der Aktionäre kurzfristig ab. Sowohl Leu als auch Näf verwiesen dabei insbesondere auf den Anteil von deutlich über 50% ihrer Aktionäre, die über 65 Jahre alt sind.

So trieb unter anderem die soziale Verantwortung für das Wohlergehen ihrer Anteilseigner die Unternehmen im Blitztempo zu einer Stimmabgabe über das Internet.

Sowohl bei EZL als auch bei den Titlis Bahnen war man überrascht, wie viele Aktionäre ihre Stimmen digital abgaben. Laut Leu war die Stimmbeteiligung bei dem Engelberger Unternehmen gleich hoch wie in den vergangen Jahren, bei der EZL stimmten laut Näf immerhin 180 Aktionäre über den Stimmrechtsvertreter ab, im Gegensatz zu normalerweise ca. 300 stimmenden Anteilseignern.

Physisch äquivalente Beteiligung muss gesichert sein
Andr
Andreas Rudolf, Rechtsanwalt MME Legal

Es herrsche mit der Covid-2-Verordnung des Bundesrates Notrecht, würdigte Andreas Rudolf, Rechtsanwalt bei MME Legal, das Vorgehen von EZL bzw. Titlis Bahnen. Internet-GVs seien rechtlich zulässig, solange eine physisch äquivalente Beteiligung gesichert sei. Diese sei z.B. über einen Stimmrechtsvertreter zu gewährleisten, der die Voten der einzelnen Aktionäre im Vorfeld sammelt und sie dann in die GV einbringt.

Dazu brauche es keine statutarische Grundlage; der Artikel 6 b. des Notrechts, das zunächst bis 30. Juni gilt, sehe dieses Vorgehen vor, so Rudolf (siehe auch aktuelle FAQ des EJPD). Ganz im Gegensatz zur geplanten Aktienrechtsrevision. Wenn diese zur Anwendung komme, benötigten Unternehmen eine statutarische Grundlage, um GVs ohne physische Präsenz durchführen zu können.

Die Identifikation des Aktionärs ist das Kernthema
Peter Schnürer, CEO daura ag

Das Kernthema bei der virtuell durchgeführten GV sei die Identifikation des Aktionärs, so Peter Schnürer, CEO der daura AG. Seine Firma führt bereits eine Reihe von digitalen Aktienbüchern auf Blockchain-Basis, z.B. das der Swisscom. So könne z.B. ein Stimmrechtsvertreter auf einen digitalen Stimmrechtsausweis eines Aktionärs zugreifen, der in einer sicheren Infrastruktur, z.B. bei der Swisscom oder der Schweizerischen Post, gehostet sei. Der Stimmrechtsvertreter erhalte damit eine vorstrukturierte Instruktion der Aktionäre und müsse nicht mehr aufwendig mit Excel-Tabellen operieren, erklärte Schnürer.

EZL mit „Nimbus“ und die Titlis Bahnen mit „Netvote“ verfügen beide bereits seit ein paar Jahren über ein digitalisiertes Aktienregister. Das half entscheidend mit, innert kurzer Zeit und mit verhältnismässig überschaubarem Aufwand von der physischen zur digitalen GV zu switchen.

Nachträgliche Traktandenänderung nicht erlaubt
Marc Leu, CFO der Titlis Bahnen

Gerade die Titlis Bahnen hatten Mitte März andere Sorgen, denn das Skigebiet und die Hotels rund um den Titlis mussten nach der ersten Covid-19-Verordnung unmittelbar geschlossen werden. Dazu kam der in den Medien breit wiedergegebene Aufruf mancher Exponenten zum Dividendenverzicht. Da hatte man jedoch bereits eine Dividende zugesagt. Erst zwei Tage vor der GV entschieden sich der VR und die operative Leitung der Titlis Bahnen trotz des grossen öffentlichen Drucks zur Beibehaltung der Dividendenzahlung, wie Leu berichtete.

Ein nachträgliches Ändern der Traktanden, z.B. ein Beschluss zur Streichung von Dividendenzahlungen, sei normalerweise nicht zulässig, beantwortete Rechtsanwalt Rudolf eine entsprechende Frage eines Webinar-Teilnehmers. Rudolf wollte aber auch nicht ausschliessen, dass in einer dramatischen Situation eine Änderung der Traktanden möglich sei.

GVs ohne Aktionäre sparen Geld und Zeit

Wird es in Zukunft nur noch digitale GVs geben? Haben die Unternehmen wegen der Einsparungen bei Zeit und Mitteln Blut gerochen, die aufwendigen GVs mit Hunderten bzw. Tausenden von Aktionären in Zukunft nicht mehr abhalten zu müssen? Ganz zu schweigen davon, dass dann VR und GL keine langatmigen Voten unzufriedener Aktionäre mehr über sich ergehen lassen müssen.

Viele grosse Unternehmen hätten gejubelt, dass es zurzeit keine GVs mit Aktionärspräsenz gäbe, so RA Rudolf. Jetzt wäre man in 30 Minuten durch, was ansonsten locker vier Stunden dauern würde.

Und auch für kleinere Unternehmen hätte die digitale Abwicklung z.B. einer ausserordentlichen GV grosse Vorteile. Da sei ein Zusammenkommen von einer Handvoll Aktionäre oft ineffizient.

Unbedingtes Festhalten an der traditionellen GV

Bei EZL und den Titlis Bahnen möchte man unbedingt an der bisherigen Form der Aktionärsversammlung festhalten. Gross- und Kleinaktionäre müssten gleich behandelt werden, so Marco Leu. „Die Verbundenheit der Aktionäre mit unserem Unternehmen, der Region, der Berge“, das sei ungemein wichtig für ein Unternehmen wie die Titlis Bahnen und müsse entsprechend erlebbar sein.

Ähnlich äussert sich auch Markus Näf: „Die Aktionäre müssen wieder an einen Tisch kommen. Und sie kommen auch und nicht zuletzt wegen des gesellschaftlichen Teils.“ Der Dialog zwischen Unternehmen und Anteilseignern müsse stattfinden können, und zwar mit physischer Nähe.

Peter Schnürer seinerseits geht davon aus, dass sich bezüglich GVs eine Hybridform durchsetzen wird. Und er ist sicher: „Mit digitalen GVs können wir auch Digital Natives, also den Jungen, den Zugang zu Aktien aufzeigen“.

Weitere Unterlagen zum Webinar von schweizeraktien.net:

Aufzeichnung des Webinars vom 12. Mai 2020 (59 Min.)

Referat Dr. Andreas Rudolf, Rechtsanwalt MME Legal

Referat Markus Näf, CFO Energie Zürichsee Linth

Referat Peter Schnürer, CEO daura AG

Luftseilbahn Grindelwald-Pfingstegg: Gutes Geschäftsjahr 2019 erlaubt konstante Dividende

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Die neue Fly-Line bietet den Gästen ein einmaliges Erlebnis: Quelle: Luftseilbahn Grindelwald-Pfingstegg

Die Luftseilbahn Grindelwald-Pfingtegg AG konnte im 2019 an den Erfolg des Vorjahres anknüpfen. So gelang es der Gesellschaft, alle Werte gegenüber dem vergangenen Rekordjahr nochmals deutlich zu steigern, wie dem neuesten Geschäftsbericht entnommen werden kann. An insgesamt 170 Betriebstagen wurden über 130’000 Personen befördert, ein Anstieg um fast 2%. Die Aktionäre erhalten wie im Vorjahr eine Dividende von 28 CHF pro Aktie.

Die Gesellschaft setzt auf den Ausbau der Angebotspalette: So wurde im 2019 die Fly-Linie eröffnet. Mit dieser Anlage können die Gäste ähnlich wie mit dem von der Jungfraubahnen lancierten First Flyer am Seil «fliegen». Die Besonderheit der Fly-Linie ist allerdings, dass die Gäste auch wieder auf den Startpunkt zurücktransportiert werden und den Berg nicht zu Fuss erklimmen müssen. Mit dieser Firmendarstellungen zufolge «weltweit einzigartigen» Anlage kann der Gast ein einmaliges Naturerlebnis geniessen.

Rekordjahr

Die Einnahmen im 2019 betrugen 1.7 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem deutlichen Anstieg von 270’000 CHF respektive plus 19% entspricht. Neben den hervorragenden Witterungsbedingungen haben sich Tariferhöhungen positiv auf die Einnahmen ausgewirkt. Seiner Rolle als Haupteinnahmequelle wurde der Verkehrsertrag, der um 21,7% auf 1.3 Mio. CHF zulegte, gerecht. Ansehnlich entwickelten sich auch die Nebenerträge, die vor allem aus der Rodelbahn und der 2019 eröffneten Fly-Linie stammen.

Den höheren Einnahmen stehen indessen auch Mehraufwendungen gegenüber. So forderten die höheren Besucherzahlen ihren Tribut bei den Personalkosten, die um 18,5% auf 0.6 Mio. CHF anstiegen. Noch deutlich stärker erhöhten sich die Sachaufwendungen mit einem Plus von über 30% auf 560’000 CHF. Belastend ausgewirkt haben sich Ergänzungen im Kassensystem und Investitionen in die Informatik.

Im Ergebnis stieg der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) im Vergleich zur Umsatzentwicklung unterproportional um 9,6% auf 550’000 CHF an. Deutlich erhöht wurden auch die Sachabschreibungen. Diese betrugen 430’000 CHF nach 256’000 CHF im Vorjahr und entsprechen den steuerlich maximal möglichen Werten, wie die Gesellschaft informiert. So lag das EBIT mit 120’000 CHF um gut 50% unter dem Vorjahreswert von 250’000 CHF. Trotz einer Einlage von 50’000 CHF in die Rückstellungen konnte der Reingewinn um 11,5% auf 135’000 CHF gesteigert werden. Positiv auf das Ergebnis wirkten sich Finanzerträge aus.

Umwandlung der Aktien

Die Bahn trägt den Erfordernissen der neuen Vorschriften über die Ausgestaltung der Aktien Rechnung. Allerdings werden die bestehenden physischen Inhaberaktien nicht wie bei den meisten Gesellschaften in Namenaktien umgewandelt, sondern als Bucheffekten gestaltet. Für diejenigen Aktionäre, welche die Aktien als effektive Stücke besitzen, bedeutet dies, dass sie verpflichtet sind, ihre Titel in ein Bankdepot einzuliefern. Die Geschäftsleitung zeigt sich in einem Anschreiben an die Aktionäre überzeugt, so einen einfacheren und effizienteren Weg zur Handhabung der Aktien gefunden zu haben. Es müsse kein Aktienregister geführt werden. Auch müssen die Papiere nicht mehr bei der Gesellschaft registriert werden.

Fazit

Die Gesellschaft erreichte im 2019 einen neuen Umsatzrekord. Wegen Investitionen in die Informatik und massiv erhöhten Sachabschreibungen hielt die Entwicklung des Gewinns nicht mit den Umsätzen mit. Dennoch können die Kennzahlen der Erfolgsrechnung besonders unter Berücksichtigung der Ausnutzung der maximal steuerlich zulässigen Abschreibungssätze als sehr gut qualifiziert werden. Grundsolide sind auch die Bilanzkennzahlen: Bereits die offen ausgewiesene Eigenmittelquote beträgt 72,6% der Bilanzsumme. Unter Berücksichtigung der Rückstellungen für Erneuerungen mit Eigenmittelcharakter beträgt der wirtschaftliche Eigenfinanzierungsgrad sogar 90%, ein hervorragender Wert. Dieser erlaubt es der Gesellschaft auch, eine mögliche längere Schliessung der Anlagen infolge der Coronakrise ohne grössere Schwierigkeiten zu überstehen.

Die Aktien des Unternehmens werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Transaktionen in den Papieren finden jedoch nur sehr selten statt. So erfolgte der letzte Trade im August 2019 zu einem Kurs von 980 CHF. Aktuell werden die Aktien zu einem Geldkurs von 700 CHF gesucht und zu einem Briefkurs von 1’500 CHF angeboten.

Espace Real Estate: «Mit dem Mietzinserlass bauen wir die nachhaltige Partnerschaft zu unseren Kunden aus»

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Im Vorfeld der Generalversammlung der Espace Real Estate, die am 15. Mai 2020 ohne physische Anwesenheit der Aktionärinnen und Aktionäre stattfindet, informierten Verwaltungsratspräsident Dr. Andreas Hauswirth und CEO Lars Egger per Webcast die Anteilseigner.

Im Anschluss an den Webcast äusserten sich Hauswirth und Egger im Videointerview zum erfolgreichen Geschäftsjahr 2019 und der Dividendenausschüttung, zu Mieterlässen wegen der Corona-Krise und zu Leuchtturmprojekten wie «Volaare». Darüber hinaus werfen die Espace-Real-Estate-Verantwortlichen einen Blick auf die unsichere Zukunft, das Geschäftsjahr 2020 im Besonderen und den Immobilienmarkt im Allgemeinen.

Aevis Victoria: Wachstum dank Akquisitionen

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Zu den acht Hotels, die künftig zur Victoria Jungfrau-Gruppe gehören, zählt auch das Inter in Davos. Bild: CS Real Estate Fund Hospitality

Die Aevis Victoria-Gruppe ist im ersten Quartal 2020 akquisitionsbedingt deutlich gewachsen. Die Coronavirus-Pandemie wird aber insbesondere den Hotellerie-Zweig von Aevis in diesem Jahr noch stark beeinträchtigen.

Der konsolidierte Umsatz hat in den Monaten Januar bis März um 9,9% auf 194.8 Mio. CHF zugenommen. Gewachsen ist die Gruppe laut einer Medienmitteilung vom Dienstag dank der Übernahmen der Privatklinik Belair, der Hotels Mont Cervin Palace und Monte Rosa sowie des Hotels Intercontinental in Davos.

Die Privatspitalgruppe Swiss Medical Network verzeichnete einen um knapp 5% gesunkenen Umsatz von 152.3 Mio. CHF. Auslöser dafür war das vom Bundesrat am 20. März 2020 erlassene Verbot nicht dringlicher medizinischer Eingriffe. Im Januar und im Februar hätten die Aktivitäten noch zugenommen.

Der Umsatz im Hotelsegment stieg akquisitionsbedingt deutlich auf 38.3 Mio. CHF, nach 12.5 Mio. im Vorjahr. Die vorzeitige Schliessung der Berghotels habe die Wintersaison nur geringfügig beeinträchtigt. Der Rest des Jahres werde aber für die Tourismus- und Hotellerie-Branche „sehr schwierig“.

Hotels gehen teilweise auf

Die Auswirkungen der Pandemie auf die internationalen Kunden werden wahrscheinlich noch einige Jahre andauern, erklärte Aevis. Die Stadthotels etwa seien am 11. Mai 2020 wieder eröffnet worden, das Grand Hotel Victoria-Jungfrau gehe am 29. Mai auf.

Doch gerade die Luxushotels seien auf den Inlandtourismus angewiesen, um die Stornierungen internationaler Gäste wenigstens teilweise auszugleichen. Wie es mit den Bergdestinationen weitergeht, werde entschieden, sobald sich die Visibilität im internationalen Reiseverkehr verbessert habe.

Die Spitäler der Gruppe durften derweil am 27. April 2020 ihre normalen Aktivitäten wieder aufnehmen. Die meisten arbeiteten wieder auf einem „üblichen“ Auslastungsniveau. Nun rechne man in den nächsten Monaten mit einer „Aufholjagd“. Gleichzeitig würden jedoch die Kosten für die höheren Sicherheitsanforderungen steigen.

Weitere Akquisitionen

Aevis wird ferner eine ausstehende Anleihe über 55 Mio. CHF Ende Juni zurückzahlen. Falls sich die Situation normalisiere, schliesse die Gruppe nicht aus, im zweiten Quartal 2020 an die Finanzmärkte zu gelangen. Ziel sei es, weiteres Wachstum zu finanzieren und Akquisitionschancen zu nutzen.

Die Aktien der Aevis Victoria sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Zuletzt wurden 12.70 CHF für eine Aktie bezahlt.

ra/gab

Idorsia: 45 Mio. USD Vorauszahlungen von Neurocrine Biosciences

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Das Pharmaunternehmen Idorsia erhält im Rahmen eines Lizenzabkommens frische Mittel. Hintergrund sei, dass das Unternehmen Neurocrine Biosciences die Option für die globalen Rechte an Idorsias ACT-709478 ausgeübt habe, teilte Idorsia am Dienstag mit. Das Schweizer Unternehmen erhält dafür Vorauszahlungen in der Höhe von 45 Mio. USD in bar.

Neurocrine Biosciences plane, in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 eine Phase-2-Studie mit diesem oralen Kalziumkanalblocker vom T-Typ zur Behandlung einer seltenen pädiatrischen Epilepsie zu beginnen, heisst es weiter. Darüber hinaus wird das US-Unternehmen Idorsia im Rahmen der Forschungszusammenarbeit zur Entdeckung, Identifizierung und Entwicklung weiterer neuartiger Kalziumkanalblocker des T-Typs eine zusätzliche Finanzierung in Höhe von 7 Millionen US-Dollar zur Verfügung stellen.

Bereits 2019 hatte Neurocrine Biosciences eine Vorauszahlung von 5 Millionen US-Dollar an Idorsia für die Optionsrechte an ACT-709478 bezahlt. Nachdem nun die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA im Mai die Anwendung des Wirkstoffs genehmigt hatte, hat nun das amerikanische Unternehmen seine Option ausgeübt.

Die Aktien von Idorsia sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Zuletzt wurden 30.86 CHF für eine Aktie bezahlt.

sig/rw

Zug Estates: Patrik Stillhart übernimmt das Ruder bereits am 1. Juni

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Patrik Stillhart, der neue Chef von Zug Estates, beginnt bereits zum 1. Juni. Damit tritt er seine Stelle zwei Monate früher als geplant an, wie das Immobilienunternehmen am Dienstag mitteilte. Bis dahin amtet weiterhin Finanzchef Mirko Käppeli als interimistischer CEO.

Stillhart folgt auf Tobias Achermann, der das Unternehmen wie angekündigt am 8. Mai verlassen hat. Der neue Kapitän kommt von der Immobilienfirma Jones Lang LaSalle AG (JLL Schweiz), die er mitbegründet hat, und wo er derzeit noch Managing Director und stellvertretender CEO ist.

Die Namenaktien Serie A der Zug Estates werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt.  Dabei wurden zuletzt 200 CHF für eine Namenaktie zu nominal 2.50 CHF gezahlt. Die Namenaktien Serie B zu nominal 25 CHF werden an der SIX Swiss Exchange gehandelt. Zuletzt wurden 1’945 CHF für eine Aktie gezahlt.

pre/gab

Immobilien: Bringt ein Virus den Markt ins Taumeln?  

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«Mögest du in interessanten Zeiten leben», ist ein oft zitierter Segenswunsch aus China. Man sollte ihn allerdings ironisch auffassen. Interessante Zeiten haben nämlich meistens den unerwünschten Nebeneffekt, alles bisher Gewohnte auf den Kopf zu stellen. Seit Anfang März lebt die Schweiz in einer interessanten Zeit. Ein winziger Virus hat das öffentliche Leben lahmgelegt. Manager, Fachexperten, Journalisten, Politiker und Verbandssekretäre haben sich für zwei Monate in die eigenen vier Wände zurückgezogen.

Diese Woche beginnt der langsame Start in die Normalität. Die dünne Datenlage und der noch ungewisse Verlauf der Pandemie erlauben noch keine abschliessenden Aussagen über den wirtschaftlichen Schaden und das Ausmass der Rezession. Die Konjunkturforscher sind sich bisher nur in einem Punkt völlig einig: Das Coronavirus beschert der Schweizer Wirtschaft einen Einbruch historischen Ausmasses. Aber sonst variieren die Konjunkturprognosen je nach Szenario. Falls sich das Virus nicht in der Winterzeit zurückmelden sollte und das Wiederanfahren der Wirtschaft gelingen sollte, prognostizieren die Basler Konjunkturforscher vom BAK einen BIP-Verlust zwischen -3.8 bis -5.3.

Schwaches Wachstum im 1. Quartal

Die Gesamtwirtschaft muss jetzt lernen, mit einigen Unsicherheiten und wechselnden Szenarien umzugehen. Relativ gesichert ist die Vorausschau, dass der Immobilienmarkt als fester Fels in der Brandung nicht zu viel Schaden abbekommen wird. Im 1. Quartal verweisen die Zahlen der IAZI Immobilien-Indizes auf ein schwaches, wenn auch positives Wachstum in den Segmenten Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser. Knapp unter einem Prozent liegt die Wachstumsrate. Ähnlich das Bild bei Wohnrenditeliegenschaften.

Ob sich ein Preiswachstum ebenfalls im zweiten Quartal realisieren lässt, ist derzeit die viel diskutierte Frage unter den Immobilienexperten. Frühere Wirtschaftskrisen bieten Orientierungshilfe. Tatsächlich hat der Häusermarkt  sehr viel Resilienz gezeigt während der letzten Rezession im Jahr 2009. So haben die Preise für Eigenheime und Mehrfamilienhäuser sogar ab 2008 leicht in der Bandbreite von 2 bis 6 Prozent zugelegt. Für einen Boom, wie er in den Jahren danach bis etwa 2014 stattgefunden hat, fehlen allerdings derzeit die damaligen Anschubfaktoren; nämlich erstens eine deutliche Zunahme der Zuwanderung und ein damit verbundener Nachfrageanstieg und zweitens die massiven Zinssenkungen, die in den letzten 10 Jahren die Leitzinsen ins rekordhohe Tiefzinsumfeld geschickt haben.

Rückläufige Marktwerte sind wahrscheinlich

Tobias Achermann, CEO des Immobilienentwicklers Zug Estates, zeigt sich überzeugt, dass das Umfeld für Immobilieninvestoren nach wie vor intakt bleibt. «Schweizer Investoren sind im internationalen Vergleich im Schnitt konservativer eingestellt», sagt Achermann. Die massive Zunahme der Staatsverschuldung liesse eher vermuten, dass das Zinsniveau nach einer Phase der erhöhten Volatilität tief bleibe und Investoren dadurch weiterhin Realwerte suchten. «Etwas rückläufigere Marktwerte sind aufgrund von tieferen Potenzialmieten und längeren Absorptionszeiten bei Leerständen durchaus wahrscheinlich», sagt Achermann.

Geraten Hypothekarschuldner in Schwierigkeiten?

Privates Wohneigentum ist im Vergleich zu Mietwohnungen immer noch die kostengünstigere Variante. Laut Credit Suisse hat sich die Belastung durch die Hypothekarzinsen pro Eigentumsobjekt seit 2008 mehr als halbiert. Ein mögliches Anheben der Leitzinsen, was zu höheren Hypothekarzinsen führen würde, dürfte nun noch weiter in die Zukunft vorrücken. Etwas Zurückhaltung bei Neugeschäften ist laut dem Geschäftsleitungsvorsitzenden der Regiobank Solothurn , Markus Boss, dennoch spürbar: «Neue Anfragen zur Finanzierung von privatem Wohneigentum sind seit diesem März deutlich zurückgegangen.» Mittelfristig bis langfristig sieht Boss hingegen einen Anstieg der Nachfrage, denn die «Wichtigkeit und die Vorteile von privatem Wohneigentum sind während der Krise für viele offensichtlich geworden». Doch das globale Wirtschaftsumfeld ist derzeit von soviel Unsicherheiten gekennzeichnet, dass ein Zinsanstieg nicht ganz auszuschliessen wäre.

Laut Markus Boss wären Zinsanstiege von 1 bis 2 Prozent «gut verkraftbar, darüber würden Schuldner vermehrt Probleme kriegen». Allerdings sei zu beachten, dass viele Kunden langfristige Festhypotheken abgeschlossen hätten. «Die höheren Zinsbelastungen kämen somit nicht sofort, sondern im Lauf der Zeit», so Markus Boss weiter. Nur – der Teufel liegt bekanntlich im Detail: Gesetzlich steht es den Hypothekargebern zu, die Liegenschaft innerhalb sogenannter Wiedervorlagefristen neu zu berechnen. Wenn nun unerwartet der Wert der Liegenschaft sinkt, weil die Immobilienpreise abstürzen und die Belehnung dadurch höher wird als die gesetzlich vorgeschriebenen 80 Prozent, müsste der Hypothekarschuldner den Fehlbetrag nachschiessen. In der Praxis ist es allerdings so, dass im normalen Zeitraum der Wiedervorlage der Kunde in der Regel bereits einen substanziellen Schuldbetrag amortisiert hat. Ebenso nehmen es die Kreditgeber nicht so wahnsinnig streng, wenn der Kunde seine Zinsen immer pünktlich bezahlt.

Schwung und Optimismus kommen zum Erliegen

Laut dem IAZI Swiss Property Benchmark haben Geschäftsliegenschaften (Bürogebäude und Verkaufsflächen) per Ende 2019 recht erfreulich abgeschnitten. Die Leerstände sind leicht zurückgegangen, vor allem in den Kantonen mit grossen Büro- und Verkaufsflächen. Nach einigen Krisenjahren scheint es im März 2020 so, als ob wieder etwas Schwung und Optimismus in dieses Marktsegment käme. Ein sehr kurzes Aufatmen. Die Nachfrage nach neuen Büroflächen wird aller Voraussicht nach stark abnehmen. Zwei Gründe sind dafür ausschlaggebend: Die Stimmungslage im tertiären Sektor ist nun durch Kurzarbeit und steigende Arbeitslosigkeit geprägt. Zweitens wird sich der Lockdown als eigentlicher Stresstest für den Home-Office-Modus erweisen. Es ist nicht auszuschliessen, dass Betriebe in Zukunft auf grössere Büroflächen verzichten und stattdessen neuen Mitarbeitenden anheimstellen, ob sie permanent im Büro oder in ihrem Home-Office arbeiten möchten.

Der Retail-Flächenmarkt war bisher schon durch den laufenden Strukturwandel geschwächt. In Grossstädten der Schweiz ist das Ladensterben vorangeschritten und hat auch vor traditionellen Namen nicht Halt gemacht. Vor dem Hintergrund der Corona-Krise ist die Situation besonders anspruchsvoll für Mieter von Verkaufsflächen. Sie erleiden Ertragsausfälle durch fehlende Kunden, müssen aber gleichzeitig ihre Fixkosten bezahlen. Es gibt zwar eine Bereitschaft vonseiten der Flächenvermieter, durch Mietstundungen oder Mietverzicht das Weiterbestehen ihrer Mieter zu fördern (dazu das Interview mit Lars Egger, CEO der Immobiliengesellschaft Espace Real Estate). Dennoch ist vorauszusehen, dass es während und nach dem Lockdown zu Geschäftsaufgaben und Liquidationen kommen wird, was sich dann in schrumpfenden Mieteinnahmen niederschlagen wird.

Fazit: schwere Zeiten, doch keine Depression

Trotz wachsender Unsicherheit im nationalen wie auch im internationalen Kontext dürfte der Immobilienmarkt vorerst nicht in seinen Grundfesten wanken. Die sicheren Mieteinnahmen bieten den Investoren eine höhere Sicherheit als andere Anlageklassen. Es ist eher mit einer leichten Preiserhöhung bei Wohnrenditeliegenschaften zu rechnen, gestärkt durch eine wachsende Nachfrage seitens der institutionellen Immobilieninvestoren. Schwerer wird es für Büro- und Verkaufsflächen, doch die Corona-Krise hat neue Einsichten und Fakten geschaffen, die dem nötigen Strukturwandel jetzt zugutekommen werden.

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