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Ausserbörslicher Markt: Kurse erholen sich im April vom Corona-Crash

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Der OTC-X Liquidity-Index legte im April wieder zu. Chart: moneynet.ch

Im April erholten sich die Aktienmärkte auf breiter Front vom Absturz, den die Corona-Pandemie im März ausgelöst hatte. Obwohl die wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns noch nicht absehbar sind, signalisieren die Börsen bisher Zuversicht. Im ausserbörslichen Aktienmarkt zogen insbesondere die liquiden Titel wieder an, nachdem diese im März teilweise Kursverluste im zweistelligen Prozentbereich zu verzeichnen hatten.

Der OTC-X Liquidity-Index legte im April wieder zu. Chart: moneynet.ch

Der OTC-X Liquidity-Index lag im April mit 3,1% im Plus. Damit fiel die Erholung deutlich geringer aus als bei den börsenkotierten Small- und Mid-Caps. Der SPI Extra-Index machte im gleichen Zeitraum um 9,5% gut. Allerdings gerieten die Aktien am Hauptmarkt im Vormonat deutlich stärker unter Druck. Nach einem rekordhohen Handelsvolumen im März von 25,1 Mio. CHF ging das Handelsvolumen im April spürbar zurück. Insgesamt wurden im Berichtsmonat Aktien im Wert von 12,5 Mio. CHF gehandelt. Die Anzahl der Abschlüsse erreichte 797.

Medien- und Tourismusbranche leiden

Die Erholung erfasste jedoch nicht alle Branchen. Gemessen an den Branchenindizes verblieb nur der OTC-X Medienindex (- 1,6%) im negativen Bereich. In dieser Entwicklung zeigen sich die grossen Unsicherheiten in diesem Sektor. Die Schweizer Medienindustrie kämpft mit einem massiven Einbruch des Inseratevolumens seit dem Beginn der Corona-Krise. Viele Unternehmen beantragten Kurzarbeit.

Zu den Kursgewinnern unter den Medienaktien gehörten allerdings die Titel der RMH Regionalmedienholding (+ 45,2% auf 225 CHF) und die Aktien der AG für die Neue Zürcher Zeitung (+ 9,7% auf 5’100 CHF). Beide Gesellschaften haben ihre Dividendenzahlungen trotz der schwierigen Lage nicht ausgesetzt. Die Hauptaktionärin von RMH ist mit einem Anteil von 97% die NZZ, der Freefloat ist also äusserst gering. RMH hält die 50%ige Beteiligung der NZZ Mediengruppe am Joint Venture CH Media. RMH erwirtschaftete 2019 ein Betriebsergebnis (EBIT) von rund 9.4 Mio. CHF, das auf den Unternehmensgewinn aus der Beteiligung an CH Media zurückzuführen ist. Ein positives Finanzergebnis führte zu einem Gruppengewinn von 11.4 Mio. CHF (Vorjahr: 5.5 Mio. CHF). Zusätzlich zur ordentlichen Dividende von 9 CHF erhalten die Aktionäre eine Sonderdividende, die mit der hohen Nettoliquidität der Gesellschaft begründet wird.

Sorge um Mietausfälle

In der Immobilienbranche befürchten Anleger offenbar Mietausfälle, insbesondere bei den Gewerbe- und Detailhandelsflächen. Dennoch zog es die Aktienkurse dieses Sektors zum Monatsende wieder ins Plus (OTC-X Immobilien + 3,6%). Positiv überraschten die Aktien der Espace Real Estate Holding (+ 10,3% auf 160 CHF). Nach starken Kursgewinnen in 2019 von über 20% hatten Anleger offenbar im Corona-Crash Gewinne mitgenommen. Zwischenzeitlich präsentierte die Gesellschaft für 2019 ein Rekordergebnis. Der Gewinn kletterte 2019 um 29,0% auf 16.8 Mio. CHF. Auch der Marktwert des Immobilienportfolios nahm um 4,3% zu und betrug zum Jahresende 700.3 Mio. CHF. Wegen der Corona-Krise sollen die Aktionäre nur eine unveränderte Ausschüttung von 4.75 CHF je Aktie erhalten. Für 2020 erwartet die Gesellschaft aufgrund von Neuvermietungen per Ende 2019 im Wohnbereich nur einen geringen negativen Einfluss auf das Jahresergebnis.

Bergbahnen mit erfreulichen 2019er Zahlen

Weiterhin unter Druck sind zahlreiche Tourismus- und Freizeitwerte. Zahlen zum Geschäftsjahr 2019 gab es von der Schilthornbahn AG (- 4,1% auf 1’630 CHF) und den Rigi Bahnen (+ 8,4% auf 10.95 CHF). Die im Berner Oberland beheimatete Schilthornbahn verzeichnete im Geschäftsjahr 2019 einen Rückgang beim Ertrag um 0,8% auf 30.7 Mio. CHF. Der Betriebsgewinn (EBITDA) ging um 8,0% auf 9.2 Mio. CHF zurück, und der Gewinn erreichte 0.2 Mio. CHF. Trotz Corona-Pandemie will die Gesellschaft eine Dividende für 2019 von 10 CHF (statt 40 CHF) je Aktie zahlen. Gleichzeitig kündigte die für ihren James-Bond-Berg bekannte Bahn an, ein erstes Teilprojekt für eine in den kommenden Jahren geplante Erneuerung der Anlagen zu verschieben.

Eine unveränderte Dividende von 12 Rappen je Aktie möchten auch die Rigi Bahnen zahlen. 2019 sank der Nettoertrag um 1,1% auf 29.0 Mio. CHF. Das operative Ergebnis (EBITDA) erreichte 7.1 Mio. CHF (-7,8%) und der Reingewinn 3.4 Mio. CHF (+25,2%). Auch bei den Pilatus Bahnen (+ 0,8% auf 3’025 CHF) bleibt die Dividende mit 50 Fr. pro Aktie konstant. Die Bahn am Luzerner Hausberg erreichte mit einem Umsatz von 37.8 Mio. CHF und einem EBITDA von 14.1 Mio. CHF (Vorjahr: 14.7 Mio. CHF) das zweitbeste Resultat in der Geschichte. Wegen der Corona-Pandemie muss der bei asiatischen Gästen sehr beliebte Berg im laufenden Jahr mit einem starken Umsatzrückgang rechnen.

Nach den ersten Lockerungsmassnahmen durch den Bundesrat seit Ende April keimen nun auch in den Berggebieten Hoffnungen auf, rechtzeitig zum Beginn der Sommersaison wieder öffnen zu können. Allerdings werden die touristischen Betriebe um Schweizer Gäste kämpfen müssen, da Auslandsreisen wohl nur eingeschränkt möglich sein werden.

Bernexpo sichert sich Prestige-Aufträge

Besonders stark von der aktuellen Krise betroffen ist der Berner Messeveranstalter Bernexpo Holding (-11,4% auf 350 CHF). Er musste die in der Region beliebte Publikumsmesse BEA absagen. Auch weitere Messen und Veranstaltungen wurden sistiert oder verschoben. Allerdings konnte das Unternehmen Teile der freien Flächen kurzfristig an den Bund und den Kanton Bern vermieten. Die Sondersession des Nationalrats Anfang Mai sowie die Sommersession von Nationalrat und Bernischem Grossen Rat werden in den Messehallen stattfinden. Damit kann das Unternehmen die fehlenden Umsätze zwar nicht kompensieren, sichert sich aber dennoch Prestige-Aufträge, die dem Berner Messeplatz nationale Aufmerksamkeit schenken.

Deutliche Kursverluste verzeichnete im April auch die Aktie des Bäder- und Klinikunternehmens Bad Schinznach AG (- 9,5% auf 1’900 CHF). Zwar lag der Umsatz in 2019 mit 52.3 Mio. CHF nur knapp unter dem Vorjahresniveau. Doch der Gewinn rutschte wegen höherer Abschreibungen auf nur noch 1.8 Mio. CHF ab. Von der Corona-Pandemie ist das Unternehmen sehr stark betroffen, da die Bäderbetriebe seit dem 16. März geschlossen sind und auch die zur Gruppe gehörende Rehaklinik deutlich weniger Patienten verzeichnet. Seit Beginn des Lockdowns verzeichnet die Bad Schinznach AG einen Umsatzrückgang um 75%.

Kapitalerhöhung bei Aventron im Mai gestartet

Seit Anfang Mai läuft die Kapitalerhöhung der im Bereich erneuerbare Energien tätigen Aventron AG (unv., 10.50 CHF). Ziel ist es, das Eigenkapital um maximal 65.1 Mio. CHF zu erhöhen. Mit dem frischen Kapital soll das Kraftwerksportfolio bis 2023 auf 750 MW ausgebaut werden.

Die jüngsten Erholungstendenzen im ausserbörslichen Markt dürften in den kommenden Wochen nur Bestand haben, wenn es zu keiner zweiten Ansteckungswelle kommt. Insgesamt ist eher mit einem ruhigen Geschehen zu rechnen.

Sascha Hitz ist Fachspezialist OTC-X bei der Berner Kantonalbank (BEKB).

Gewinner / Verlierer OTC-X April 2020
Valoren-Nr. Titel 31.3. 30.4. Perf
205500 RMH Regionalmedien N 155.00 225.00 45.16%
161329 Kongress- und Kursaal AG, Bern 331.00 429.00 29.61%
2349727 Lenzerheide Bergbahnen 13.00 16.00 23.08%
42172077 SGV Holding N 220.00 270.00 22.73%
209262 Metall Zug AG Serie A 160.00 187.00 16.88%
496018 Weleda N-PS 3’500.00 4’090.00 16.86%
30360125 BB Adelboden N 3.00 3.50 16.67%
653256 Griesser Holding AG, Aadorf 720.00 815.00 13.19%
32009699 Repower N 82.00 92.00 12.20%
         
222130 Raststätte Thurau, St. Gallen 5’000.00 4’800.00 -4.00%
227626 Schilthornbahn AG Mürren 1’700.00 1’630.00 -4.12%
385703 Bad Schinznach AG, Schinznach 2’100.00 1’900.00 -9.52%
1438699 Energie Zürichsee Linth N 2’000.00 1’790.00 -10.50%
1110034 BERNEXPO HOLDING N 395.00 350.00 -11.39%
1415474 Zermatt Bergbahnen 590.00 500.00 -15.25%
64868 Hochalpines Institut Ftan AG 58.00 40.00 -31.03%

Komax: Tobias Rölz zum Mitglied der Gruppenleitung ernannt

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Der Maschinenbauer Komax führt die IT, das digitale Business sowie den globalen Vertrieb und Service in einer neuen Einheit zusammen. Geleitet wird der Bereich unter dem Namen Market & Digital Services von Tobias Rölz. Dieser werde daher per 1. Juli 2020 in die Gruppenleitung befördert, teilte Komax am Montag mit.

Rölz arbeitet seit Oktober 2017 für Komax in der Funktion eines sogenannten Vice President Global IT & Digital Business. Davor war er während rund neun Jahren in verschiedenen IT-Führungsfunktionen beim Hilti-Konzern tätig.

Die Aktien von Komax sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Zuletzt wurden 139.70 CHF für eine Aktie bezahlt.

sig/kw

Orascom DH: Wiedereröffnung der Hotels in Ägypten

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Die Immobilien- und Hotelgesellschaft Orascom DH öffnet ihre Hotels in Ägypten wieder. Die ägyptische Regierung habe die Wiedereröffnung von Hotels und Resorts für den Inlandtourismus per 15. Mai genehmigt, teilte die Gruppe des Investors Samih Sawiris am Montag mit.

Allerdings bleibt die Kapazität der Anlagen eingeschränkt. Bis zum 1. Juni 2020 dürften die Hotels zunächst mit einer maximalen Kapazität von 25 Prozent und dann im Juni mit 50 Prozent betrieben werden, heisst es.

Da der internationale Reiseverkehr von und nach Ägypten weiterhin geschlossen bleibt, rechnet Orascom mit einer Belebung des Inlandverkehrs. Insbesondere in El Gouna dürften die Hotels dabei gut belegt sein.

Die ägyptische Regierung hatte am 19. März im Rahmen der weltweiten Covid-19-Pandemie sämtliche Betriebe geschlossen.

Die Aktien der Orascom DH sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Zuletzt wurden 8.02 CHF für eine Aktie bezahlt.

an/kw

OTC-X: Indexanpassung per 8. Mai 2020

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Zweimal jährlich passt die Berner Kantonalbank (BEKB) ihre Indizes für den ausserbörslichen Markt an. Per 8. Mai kommt es wieder zu einer Indexanpassung. Neu in den Top 50-Index werden die Aktien von Aventron, der Cham Group, Energie Zürichsee Linth, Sunstar Holding und der Weissen Arena aufgenommen.

Der OTC-X Liquidity-Index wird um sechs neue Titel ergänzt. Insgesamt umfasst der Index, der die liquidesten Titel auf der OTC-X-Plattform enthält, neu 48 Titel. Auch der OTC-X Premium-Index wird um einen Titel erweitert. Titel im BEKB Premium-Index müssen im Liquidity-Index enthalten sein und zusätzlich einen Jahresabschluss mindestens nach den Rechnungslegungsstandards Swiss GAAP FER oder den Rechnungslegungsvorschriften RVB für Banken vorlegen.

Neue Zusamensetzung OTC-X-Liquidity- und Premium-Index
ACREVIS BANK AG CH0136182570 Liquidity Premium
ALPHA RHEINTAL BANK CH0011322200 Liquidity Premium
AUTO AG HOLDING CH0032018688 Liquidity Premium
BAD SCHINZNACH AG CH0003857031 Liquidity Premium
CENDRES + METAUX HOLDING AG CH0001579363 Liquidity
CKW CH0020603475 Liquidity Premium
EW JONA RAPPERSWIL CH0001690533 Liquidity
ESPACE REAL ESTATE AG CH0002557400 Liquidity Premium
ENERGIE ZURICHSEE LINTH AG CH0014386996 neu Liquidity
GOTTHARD RASTSTAETTE A2 URI CH0002221338 neu Liquidity
GRAND RESORT BAD RAGAZ AG CH0002541586 Liquidity Premium
GRIESSER HOLDING AG CH0006532565 Liquidity Premium
HOLDIGAZ SA CH0020502743 Liquidity
KONGRESS & KURSAAL BERN AG CH0001613295 Liquidity Premium
KURSAAL-CASINO AG LUZERN (NAMEN) CH0001574596 neu Liquidity
LOEB HOLDING AG PS CH0002045497 Liquidity Premium
BERNEXPO HOLDING CH0011100341 Liquidity
NEUE  ZUERCHER ZEITUNG AG CH0126517975 Liquidity Premium
PILATUSBAHN CH0009005973 Liquidity
PLASTON HOLDING AG CH0012457633 neu Liquidity neu Premium
RAPID HOLDING AG CH0030333360 Liquidity Premium
REGIOBANK SOLOTHURN CH0001328571 Liquidity Premium
REISHAUER AG (NAMEN) CH0002227095 Liquidity
REPOWER AG CH0320096990 Liquidity Premium
MENZI MUCK GRUPPE AG CH0014069212 Liquidity Premium
RIGI BAHNEN AG CH0016290014 Liquidity
SANTIS-SCHWEBEBAHN AG CH0000975372 Liquidity
SB SAANEN BANK CH0001352928 Liquidity Premium
SCHILTHORNBAHN AG CH0002276266 Liquidity
SGV HOLDING AG CH0421720779 Liquidity
S & L BUCHEGGBERG CH0318681860 Liquidity Premium
CLARETTA HLDG N CH0002334008 neu Liquidity
SSE HOLDING CH0002513312 Liquidity
SUNSTAR-HOLDING SA CH0197490847 Liquidity Premium
STADTCASINO BADEN AG CH0009319721 Liquidity Premium
THERMALBAD ZURZACH CH0002541560 neu Liquidity
TOGGENBURG BERGBAHNEN AG CH0223260743 Liquidity
THURELLA IMMOBILIEN AG CH0414002771 Liquidity
WWZ N CH0002620893 Liquidity Premium
WEISS+APPETITO N CH0212936964 Liquidity Premium
WELEDA AG CH0004960180 Liquidity
WELINVEST AG CH0010173182 Liquidity
WIR BANK GENOSSENSCHAFT CH0002635545 Liquidity Premium
SPAR&LEIHKASSE RIGGISBERG AG CH0001352720 Liquidity Premium
CASAINVEST RHEINTAL AG CH0102022560 Liquidity Premium
BLS AG CH0025889160 Liquidity Premium
BANK SLM CH0001351862 Liquidity Premium
SCHWEIZER ZUCKER AG CH0006234014 Liquidity

Quelle: BEKB / OTC-X

Espace Real Estate: Webcast mit VRP Dr. Andreas Hauswirth und CEO Lars Egger

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Die Immobiliengesellschaft Espace Real Estate erzielte im Geschäftsjahr 2019 ein Rekordergebnis. Verwaltungsratspräsident Dr. Andreas Hauswirth und CEO Lars Egger geben in einem Webcast einen Rückblick auf den Geschäftsverlauf, beantworten Fragen zur Generalversammlung vom 14. Mai 2020 und geben Auskunft zu den aktuellen Entwicklungen.

Hier finden Sie eine Aufzeichnung des Webcast sowie ab Montag eine kurze Zusammenfassung der Aussagen.

Martin Wipfli und Markus Eberle, nebag AG: «Damit wir uns zügig erholen, müssen wir die geschürten Ängste überwinden»

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Die Beteiligungsgesellschaft nebag AG ist an der Schweizer Börse kotiert und investiert im Wesentlichen in substanzstarke Schweizer Aktiengesellschaften, deren Stimmrechte vor allem ausserhalb der SIX Swiss Exchange gehandelt werden. Im Weiteren kann die Gesellschaft auch strategische Beteiligungen und/oder Finanzanlagen an Small Caps halten, deren Titel an der SIX Swiss Exchange kotiert sind.

Im Dezember 2019 hat die nebag AG ihr Anlagereglement angepasst, um den Investoren ein aussagekräftigeres Bild über die strategischen Bestrebungen der Gesellschaft zu vermitteln. Im Videointerview äussert sich Martin Wipfli, VR-Präsident der nebag AG, zu den Gründen für die Veränderungen. 

Martin Wipfli äussert sich zum neuen Anlagereglement, zu den Gewinnern und Verlierern in der Corona-Krise und warum wir in Zukunft keine Autos mehr kaufen oder leasen werden. 

Herr Eberle, Herr Wipfli, lassen Sie uns mit dem Erfreulichen beginnen: 2019 war ein gutes Geschäftsjahr für die nebag AG, mit einem Ergebnis von 6.48 Mio. CHF. Welches waren die tragenden Eckpfeiler für den Erfolg?

Martin Wipfli: Mit Biella konnten wir eine strategische Beteiligung zum Ziel führen. Als das öffentliche Kaufangebot von einem Dritten kam, haben wir das dann auch genutzt. Das war sehr erfreulich für unsere Erfolgsrechnung.

Historie der Ausschüttungen der nebag AG an ihre Aktionäre und Aktionärinnen. Quelle: nebag.ch

Des weiteren haben wir das Assetmanagement unserer Beteiligungen und auch unserer kurzfristigen Anlagen erfolgreich geführt.

Mit einem tränenden Auge muss man allerdings auch sagen, dass 2019 die Börsen und die Finanzmärkte generell eine sehr überzeugende Performance geliefert haben, wo wir nicht mit allen Indizes mithalten konnten.

Performance des nebag Aktienkurses im Vergleich zum SPI (grüne Linie) im vergangenen halben Jahr. Quelle: six-group.com

Das erste Quartal 2020 und auch die kommende Zeit steht unter dem Einfluss der Corona-Pandemie. Wie gehen Sie in Zeiten sehr volatiler Märkte mit Ihrem Portfolio um?

Markus Eberle: Wir haben eine viel grössere Nähe zum Markt und halten und schützen unsere Liquidität, weil sich in diesen schnellen Märkten sowohl bei den kurzfristigen als auch bei den strategischen Anlagen Gelegenheiten bieten, in denen wir Liquidität einsetzen müssen.

Neben der Liquidität, die wir eigentlich immer im Bereich von über 10% halten, haben wir auch noch Kreditlimiten, die wir allerdings bisher kaum eingesetzt haben.

Sie haben Ihre Anlagestrategie im letzten Jahr neu ausgerichtet. Warum?

Wipfli: Unter der alten Anlagestrategie haben unsere Aktionäre und auch die Öffentlichkeit wahrgenommen, dass wir nur bei den sogenannten Beteiligungen, also wo wir mindestens 5% des Kapitals halten, strategischen Einfluss nehmen. In der Realität waren wir aber auch bei anderen Unternehmen sehr aktiv unterwegs, was aber nicht kommuniziert wurde.

Mit dem Verkauf von Thurella und Biella wurde uns klar, dass wir transparenter werden möchten. Wir haben uns daher entschieden, uns näher zur Rechnungslegungsvorschrift IRFS zu bewegen.

Langfristige Finanzanlagen mit strategischem Charakter der nebag AG. Investiertes Kapital in Mio. CHF. Quelle: nebag.ch

Jetzt tun wir bei langfristigen strategischen Anlagen gegenüber den Aktionären und der Öffentlichkeit kund, dass wir, auch wenn wir weniger als 5% halten, auf die Corporate Governance im Sinne der Stakeholder Einfluss nehmen und daran mitwirken, wie sich die Firma entwickelt.

Wie nehmen Sie Einfluss? Über den Verwaltungsrat?

Wipfli: Wir nehmen immer über die Organe einer Gesellschaft Einfluss. Dabei können wir sehr hartnäckig sein. Bei Thurella hat man uns zu Anfang einfach weggeschickt. Der gesamte Verwaltungsrat hat uns persönlich mitgeteilt: „Wir wollen nicht mit Ihnen sprechen.“ Wir blieben am Ball und erhielten am Schluss recht.

Bei Biella hat es fünf bis sieben Jahre gedauert, bis sich der VR unseren Anliegen gegenüber geöffnet hat, was dann auch dazu geführt hat, dass das Unternehmen letztlich verkauft wurde. Da muss man natürlich fragen: Warum hat das fünf bis sieben Jahre lang gedauert? Denn in der Zwischenzeit wurde Substanz vernichtet.

Bei den Thurella-Immobilien verschiebt sich nun der Verkauf an Mettler2Invest von ursprünglich Mitte 2020 auf Ende 2020. Warum diese Verschiebung? Was bedeutet der Verkauf für die Nebag?

Eberle: Die Abwicklung eines solchen Projektes muss bürokratische Hürden nehmen. Die Abläufe sind meistens langsamer, als man denkt. Wobei wir schon sehr weit sind; die Abstimmungen sind erfolgt, der Gestaltungsplan ist fertig. Für uns bedeutet das einfach, dass sich der Verkauf um ein halbes Jahr verzögert und wir das Geld entsprechend später erhalten. Was kein Problem ist, denn unsere Liquidität ist ohnehin sehr gut.

Wir rechnen im Gesamten mit einem Verkaufsertrag von 12 bis 15 Mio. CHF, wovon mindestens 4 Millionen der Nebag zustehen. Und das, nachdem die Immobilien der Thurella ursprünglich mit nur 4 Mio. CHF zu Buche standen.

Welche Pläne haben Sie mit der Polun AG, Ihrer anderen Immobilienbeteiligung?

Eberle: Wir schauen nach den besten Lösungen für eine Vermietung bzw. einen Verkauf oder schrittweisen Verkauf, so dass es für die Aktionäre eine optimale und zeitgerechte Lösung gibt.

Wie gehen Sie mit der Beteiligung an Reishauer, der mit über 11 Mio. CHF mit Abstand grössten Beteiligung in Ihrem Portfolio, weiter um? Welche Gefahren bzw. welche Chancen sehen Sie für den Automobilzulieferer?

Martin Wipfli (oben) ist VRP der nebag AG sowie Verwaltungsrat in verschiedenen kotierten und nicht kotierten Unternehmen, z.B. VRP bei Metall Zug. Markus Eberle ist VR-Vizepräsident sowie Eigentümer und VRP der ZO-Invest AG, Zug. Bilder: nebag.ch

Wipfli: Ich traue Reishauer wegen seiner dominanten Stellung bei der Elektro- oder auch der Wasserstoffmobilität zu, von den Automobilkonzernen in der weiteren Entwicklung mitgenommen zu werden. Ich bin von Tesla nicht restlos überzeugt. Die deutschen Autobauer werden uns nächstes Jahr meiner Meinung nach zeigen, was ein traditioneller Hersteller in Sachen E-Mobilität liefern kann.

Ich glaube aber nicht, dass jeder Autozulieferer überlebt.

Eberle: Reishauer weist eine sehr gesunde Bilanz mit hoher Nettoliquidität auf. Das Unternehmen investiert stark in die konkrete Entwicklung von neuen Antriebsarten, sei es im Bereich der E-Mobilität, Brennstoffzellen oder Wasserstoff. Damit ist man wesentlich besser gerüstet als viele Konkurrenten.

Im Vorwort zum Geschäftsbericht schreiben Sie, dass technologische Rahmenbedingungen, die sich stark verändernde technologische Rahmenbedingungen auf die Industrie auswirken werden. Sie nehmen als Beispiel die Autoindustrie und gehen davon aus, dass der Kunde in Zukunft eher mieten als kaufen wird. Was bedeutet das?

Wipfli: Die Marke wird vermutlich in Zukunft noch sehr viel mehr an Wert abgeben. Dafür wird das Design und die Kundennähe wichtiger.

Die Einführung von Mietlösungen steht kurz bevor, da bin ich fest überzeugt. Mit der Krise jetzt wird sich das alles noch beschleunigen, weil der Konsument nicht mehr so viel Geld zur Verfügung hat. Ich kann dem Kunden also anbieten: Du hast ein Abo von 300 CHF pro Monat, du kannst in einer Frist von einem Monat das Auto abholen, im Sommer ein Cabrio, im Winter ein Allradrad-Modell.

Suchen Sie in diesem Bereich aktiv nach Investment-Cases?

Wipfli: Uns interessieren disruptive Geschäftsmodelle durchaus. Die Corona-Krise wird alles, was wir im Bereich Digitalisierung erwartet haben, mindestens um den Faktor zwei beschleunigen. Das zeigen die Finanzmärkte jetzt schon: Die grossen Gewinner sind Online-Unternehmen im Bereich Shopping, Chiphersteller, Sensorik- und Softwareproduzenten.

Europa und die Schweiz im Speziellen haben allerdings nur ganz wenige solche Unternehmen, in die Sie investieren können.

Kommen wir zu bestehenden Investments. Weleda, eine langfristige Finanzanlage der nebag, ist stark gefallen. Wie sehen Sie die Perspektiven dieses Unternehmens?

Eberle: Weleda besitzt einen sehr gutes Produktsortiment und profitiert von verschiedenen gesellschaftlichen Grundtrends, mit der Corona-Krise noch mehr als zuvor. Die Menschen konzentrieren sich jetzt stärker auf ihre eigene Gesundheit und auf ihren Körper. Aber das Verhalten im Aktienhandel war typisch: Zunächst gab es schnelle Verkäufe bis auf 3‘500 CHF, dann wieder die Erholung auf 4‘100, womit die Hälfte des Kursverlustes gegenüber dem Allzeithoch wettgemacht ist.

Wir sind hier mit ca. 2 Mio. CHF investiert, die Einflussmöglichkeiten aufgrund der Höhe des Investments und als Inhaber von Partizipationsscheinen sind natürlich eher gering.

Direkteren Einfluss haben Sie bei Metall Zug. Wie schätzen Sie, Herr Wipfli, der Sie ja auch VRP von Metall Zug sind, die geplante Abspaltung des Haushaltgeräteherstellers V-Zug ein? Wann werden wir das Going Public sehen?

Wipfli: Die Generalversammlung hat dem Börsengang von V-Zug zugestimmt. Am 25. Juni wird der erste Handelstag sein. Ich bin überzeugt, dass dies ein erfolgreiches Going Public sein wird. Die Probleme mit dem ERP-System wurden gelöst.

Metall Zug wird nach dem Börsengang von V-Zug primär ein Medtech-Unternehmen sein und über ein sehr interessantes Immobilienportfolio verfügen.

Es fällt auf, dass Sie am NAV im Gesamtwert von etwas über 80 Mio. CHF mit über 40% in kurzfristige Finanzanlagen und Liquidität investiert sind. Man könnte das auch eine gute gefüllte „Kriegskasse“ nennen. Wann sehen wir die nächste substanzielle Beteiligung von Ihnen?

Wipfli: Wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir eine erfolgreiche Sektor-Allokation im nebenbörslichen Bereich machen. So haben wir erfolgreich bei der Konsolidierung des Bankensektors mitgeholfen. Danach wurden die Titel hoch bewertet, und wir haben sie verkauft. Wir haben überdies über eine längere Zeit versucht, im Tourismus Fuss zu fassen, haben auch zwei Projekte sehr genau angeschaut. Aber nach eingehender Prüfung haben wir die Tourismusbranche im Nebenwertebereich als nicht nachhaltig eingestuft.

Deshalb konzentrieren wir uns schon seit längerem auf den Werkplatz Schweiz und seine Industrie. Hier investieren wir in Unternehmen, die vernünftig bewertet sind.

Ihre Frage nun: Wie finden Sie die? Das ist aktuell sehr schwierig. Ja, wir haben eine hohe Liquidität, aber wir kaufen nicht zu jedem Preis.

Eberle: Die kurzfristige Liquidität beträgt bei uns ca. 25 Mio. CHF. Einerseits in Cash-Positionen von über 10 Mio. CHF, dann Investitionen in Bonds von etwa 10 Mio. CHF und 7 Mio. in börsenkotierten Aktien wie Conzzeta oder Forbo.

Sind bei den kurzfristigen Anlagen auch Investment in Large Caps denkbar?

Eberle: Durchaus. Wir haben uns jetzt bei der Kapitalerhöhung von ams beteiligt. Meiner Meinung nach ist die Aktie deutlich tiefer bewertet als eine VAT- oder Comet-Aktie. Hier wollen wir den Preisdruck, der durch eine grosse Platzierung eintritt, bis zur Normalisierung mitnehmen.

Bezüglich ams: wie schätzen Sie die Übernahme von Osram ein?

Eberle: Die Kombination zwischen Osram und ams ist sehr sinnvoll. Aber der Kapitalmarkt hat sehr gestresst. Es wird wichtig sein, dass ams, auch wenn nicht 100% der Anteile übernommen werden, mit 60 bis 70% die strategischen Linien vorgeben kann.

Wipfli: ams spricht bei der Übernahme vom photonischen Teil von Osram. Es geht bei der Photonik um die Verheiratung von Licht und Elektronik. Bei der Elektronik stellt die Wärmeerzeugung eines der Hauptprobleme dar.

Die Vorstellung, dass man jede elektronische Information über einen Lichtwellenleiter bis in kleinste Device weitervermitteln könnte, würde unsere Welt massiv nach vorne katapultieren. Für mich ist die Strategie von ams deshalb klar und sehr intelligent. ams wird wesentliche Teile von Osram verkaufen und an der Photonik festhalten.

Bis Ende April 2020 betrug die Performance bei Ihrem NAV etwas über -11%, ähnlich wie die Performance des SPIEX. Sie schreiben im Geschäftsbericht, Sie wollen keinen Ausblick aufgrund der sehr volatilen Lage geben. Dennoch: Wie sähe für Sie das Best-case-Szenario in 2020 aus?

Wipfli: Die Corona-Krise wäre eigentlich relativ einfach bewältigbar. Das Problem sind die Ängste der Menschen, gesundheitlicher und finanzieller Natur, also die psychischen Folgen. Die gesundheitlichen Ängste, die geweckt wurden, die werden uns lange zu schaffen machen. Darum ist es ganz schwierig, einen Ausblick zu geben.

Herr Wipfli, Herr Eberle, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Schilthornbahn: Projekt 20XX erreicht weiteren Meilenstein

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Die Schilthornbahn AG hat einen weiteren wichtigen Schritt zur Umsetzung des Projekts Schilthornbahn 20XX getätigt. Ende April konnte das Unternehmen die Dossiers für das Plangenehmigungsgesuch beim Bundesamt für Verkehr einreichen. Voraussetzung dafür war die Unterstützung der betroffenen Grundeigentümer, welche sich allesamt mit dem Projekt einverstanden erklärten und die Dienstbarkeitsverträge unterschrieben, gab die Schilthornbahn AG am Mittwoch bekannt.

Läuft alles nach Plan, soll im Frühjahr 2022 der Bau der Sektion 2 (Mürren-Birg) beginnen und auf die Wintersaison 2023/24 abgeschlossen sein. Die Sektionen 1 (Stechelberg-Mürren) und 3 (Birg-Schilthorn) sollen in den anschliessenden Jahren erneuert werden, so dass das Gesamtprojekt per Wintersaison 2025/26 fertiggestellt sein soll. Die Sektionen 2 und 3 werden weiterhin als voneinander unabhängige Bahnen gebaut, was einen ganzjährigen Betrieb aufs Schilthorn ermöglicht. Ein umfassender Zeitplan sowie technische Daten sind neu auf der projekteigenen Webseite www.schilthornbahn20xx.ch einsehbar. Im Zentrum des Projekts stehen die Erhöhung der Beförderungskapazitäten und die Verkürzung der gesamten Reisedauer aufs Schilthorn.

Der Handel der Aktien der Schilthornbahn AG findet ausserbörslich auf OTC-X statt. Der letztbezahlte Kurs liegt bei 1’800 CHF.

MCH Group: Einigung im Streit mit Baselworld-Aussteller – Auch Ausgabe 2021 abgesagt

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Die Messebetreiberin MCH Group hat sich mit Vertretern der Aussteller der Basler Uhrenmesse Baselworld im Streit um die Abrechnung der wegen der Corona-Pandemie ausgefallenen Baselworld 2020 geeinigt. Allerdings blasen die Veranstalter die für Ende Januar 2021 geplante Ausgabe der Messe nach einer Reihe gewichtiger Absagen ab. Es wird nach Folgeformaten gesucht.

Die mit der Ausstellervereinigung „Comité des Exposants suisses“ erarbeitete einvernehmliche Lösung sei vom Comité Consultatif, in welchem alle wichtigen Aussteller der Uhrenbranche vertreten sind, einstimmig gutgeheissen worden, schreibt die MCH Group am Donnerstag. Und auch weitere Industrieverbände würden die Einigung unterstützen.

Wie genau die nun mit den Ausstellern getroffene Lösung aussieht, wird in der Mitteilung nicht beschrieben. Die Messebetreiberin bedankt sich lediglich bei den Marken Patek Philippe, Rolex, Tudor, Chanel, Chopard, Hublot, Zenith und Tag Heuer, die der nächsten Ausgabe bereits eine Absage erteilt hatten, für ihre Solidarität.

Diese Uhrenmarken hätten im „Geiste der Solidarität mit der gesamten Branche einer geringeren Rückerstattung zugestimmt“, heisst es weiter. Dadurch hätten andere Aussteller von besseren Bedingungen profitiert. Auf der anderen Seite sei die MCH Group mit der nun getroffenen Lösung „an die Grenzen des für sie Möglichen“ gegangen, hält CEO Bernd Stadlwieser im Communiqué fest.

Zukunft bleibt offen

Wie die Zukunft der Baselworld aussehen wird, bleibt weiterhin ungewiss. Die nächste Ausgabe, die vom 28. Januar bis am 2. Februar 2021 über die Bühne hätte gehen sollen, wurde nun abgesagt. „Wir sind intensiv daran, zusammen mit den Ausstellern und Besuchern die Bedürfnisse und Möglichkeiten neuer Plattformen abzuklären und zu diskutieren“, erklärt Baselworld-Chef Michel Loris-Melikoff in der Mitteilung.

Die Messebetreiberin will den Angaben zufolge bis im Sommer über mögliche Folgeformate entscheiden und dann über das neue Konzept und die Terminplanung informieren.

Die Basler Uhrenmesse kämpft seit einiger Zeit mit grossen finanziellen Problemen. Nachdem der grösste Aussteller Swatch Group mit Marken wie Omega, Longines oder Tissot bereits im letzten Jahr abgesprungen war, haben nun auch Marken wie Rolex, Tudor, Patek Philippe, Chanel oder Chopard sowie jene des französischen Konzerns LVMH (TAG Heuer, Hublot, Zenith und Bvlgari) der Messe den Rücken gekehrt.

Gestritten haben die Uhrenhersteller mit der Messe nicht nur über die Rückerstattung bereits bezahlter Ausstellungsgebühren für die abgesagte 2020er-Ausgabe, sondern auch über das neue Austragungsdatum für die Messe im Jahr 2021 sowie über das Format der Messe allgemein. Einige Marken haben angekündigt, an der neu aufgegleisten Genfer Messe “ Watches & Wonders Geneva“ (vormals SIHH) im April des nächsten Jahres teilnehmen zu wollen.

Die Aktien der MCH Group sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Zuletzt wurden 12.60 CHF für eine Aktie bezahlt.

mk/gab

Schaffner: Verbleib in Gewinnzone trotz Umsatzrückgang im ersten Semester

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Die Zentrale der Schaffner Group in Luterbach. Bild: schaffner.com

Die Schaffner-Gruppe hat im ersten Halbjahr 2019/20 (per 31.03.) einen deutlichen Gewinneinbruch erlitten. Dank verschiedener Massnahmen wie Kurzarbeit und Kapazitätsanpassungen konnte der Fall in die roten Zahlen knapp vermieden werden.

Der operative Gewinn auf Stufe EBIT stürzte um über 86% auf noch 0.7 Mio. CHF ab und der Reingewinn um 84% auf 0.6 Mio., wie der Komponentenhersteller und Spezialist für Elektromagnetverträglichkeit am Donnerstag mitteilte.

Um den negativen Auswirkungen des von der Corona-Pandemie ausgelösten Wirtschaftsabschwungs entgegenzuwirken, sei ein umfassendes Massnahmenprogramm umgesetzt worden. Diese Massnahmen wurden bereits Mitte April bekannt gegeben. Dazu gehören Kurzarbeit sowie Struktur- und Kapazitätsanpassungen im Overhead und in den Werken. Ausserdem wurden Erneuerungsinvestitionen verschoben, und der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung verzichten auf einen Anteil der fixen Vergütung.

Auch der Umsatz wurde schon zuvor mitgeteilt. So sanken die Verkäufe im ersten Semester um 15% auf 86.0 Mio. CHF, wobei auch negative Währungseffekte mitspielten. In Lokalwährungen lag das Minus bei 12%. Dabei hat eine nachlassende Dynamik in wichtigen Teilmärkten das erste Quartal gebremst und das zweite die Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Alle Divisionen schrumpfen zweistellig

Schaffner sieht sich in den Kernmärkten weiterhin breit abgestützt. 24% des Umsatzes entfielen auf Antriebssysteme, 19% auf die Automobilelektronik, 14% auf die Stromversorgung elektronischer Geräte und 13% auf Werkzeugmaschinen und Robotik. Je 11% steuerten die Bahntechnik und der Bereich elektrische Infrastruktur bei.

Betrachtet man die einzelnen Divisionen, so resultierte in der grössten Division EMC, wo das Geschäft mit elektromagnetischen Filtern angesiedelt ist, ein Umsatzminus von 14% auf 46.8 Mio. Noch leicht grösser waren die Minusraten für die Divisionen Power Magnetics und Automotive. Während im Bereich Automotive ein negatives EBIT von 0.9 Mio. resultierte, schaffte Power Magnetics mit einer schwarzen Null den angestrebten Turnaround. EMC erwirtschaftete ein Segments-EBIT von 3.9 Mio.

Auf einen konkreten Ausblick für das zweite Semester oder das Gesamtjahr 2019/20 wird verzichtet. Die Corona-Pandemie werde die globalen Wertschöpfungsketten und die Nachfrage in den kommenden Monaten weiterhin negativ beeinflussen, eine seriöse Abschätzung der Auswirkungen auf den Umsatz und den Gewinn sei deshalb derzeit nicht möglich.

Die Aktien von Schaffner sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Zuletzt wurden 161 CHF für eine Aktie bezahlt.

cf/gab

Komax: Wie steht es um den Ex-Highflyer und führenden Maschinenhersteller für die Kabelverarbeitung?

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Zwischen 2012 und 2018 hatte die Aktie von 70 CHF auf 333 CHF zugelegt und war als Börsenliebling in aller Munde. Inzwischen ist es viel ruhiger geworden, denn der Kurs ist auf Talfahrt gegangen. Der Jahresabschluss 2019 zeigt das ganze Ausmass der Misere, doch auch die Weichenstellungen für zukünftige Wachstumsfelder. Hat die Aktie bei 127.20 CHF ihr Tief bereits hinter sich gelassen?

Langfrist-Chart der Komax-Aktie. Quelle: six-group.com

Auf Basis des Gewinns je Aktie in 2018 hatte die Komax-Aktie rechnerisch bis zur Veröffentlichung des Jahresabschlusses 2019 Mitte März ein günstiges „historisches“ KGV von nur noch 10. Doch die Börse bewertet die Zukunft, die Gewinnerwartungen wurden am Markt laufend angepasst. Der gemeldete Gewinnrückgang um 74,5% auf 3.44 CHF je Aktie kam daher nicht überraschend. Das KGV liegt jetzt allerdings bei 40 – trotz der kräftigen Kurskorrektur um 60%, vom Hoch in 2018 gerechnet.

Wohl und Wehe der Automobilkonjunktur

Doch das KGV allein sagt wenig. Da bei Komax 80% des Umsatzes auf die Automobil-Industrie entfällt, herrscht schon seit 2018 eine schwächere Tendenz vor. Die hat sich 2019 sogar akzentuiert. Weltweit wurden 2019 nur noch 89 Mio. Fahrzeuge und damit 5,7% weniger als im Vorjahr produziert. 60% der globalen Kabelproduktion wiederum wird in Automobilen verbaut – rund 4’000 Meter in einem Oberklassewagen. So wie der Automatisierungsspezialist und Maschinenbauer in den Vorjahren von den Höhenflügen der Automobilindustrie profitierte, so ist er jetzt auch von dem zyklischen Abschwung und der strukturellen Krise betroffen.

Differenzierter Blick aufs Zahlenwerk

Das zeigt sich im Bestelleingang, der 2019 um 17,7% auf 408.7 Mio. CHF zurückging. Der Umsatz sank um 12,9% auf 417.8 Mio. CHF. Aufgeschlüsselt betrachtet lag der organische Rückgang bei 13,7%, durch Akquisitionen kamen 2,7% dazu, auf Wechselkursveränderungen entfallen negative 1,9%. Das EBIT gab überproportional um 64,3% auf 24 Mio. CHF nach, der Reingewinn sogar um 74,5% auf 13.2 Mio. CHF. Die für die Einschätzung der Perspektiven wichtige Book-to-Bill Ratio, also das Verhältnis von Auftragsbestand und Umsatz, hat sich vergleichsweise bescheiden von 1.04 im Vorjahr auf nun 0.98 verringert. Ebenfalls ins Gewicht fällt, einmalig, die mit 31,1% hohe Steuerquote, die auf nicht aktivierte Verlustvorträge zurückzuführen ist. Im Vorjahr hatte die Steuerquote bei 17% gelegen, mittelfristig werden 20% erwartet.

Global Player

Ein genauerer Blick zeigt trotz des Gewinneinbruchs, dass der Weltmarkt- und Technologieführer für Maschinen zur Kabelverarbeitung nicht schlecht wirtschaftet, sondern durch hohe Investitionen und gezielte Akquisitionen den globalen Fussabdruck verbreitert und vertieft. Und das kostet. 2019 beliefen sich die Aufwendungen für Forschung & Entwicklung auf 9,9% des Umsatzes oder 55.7 Mio. CHF – ein Rekordwert. In Deutschland, Ungarn und der Schweiz wurden neue oder erweiterte Produktionsstätten fertiggestellt und in den USA und Belgien komplementäre und etablierte Unternehmen zugekauft. Ohne die Zukäufe wurden allein 48.3 Mio. CHF in Sachanlagen investiert, davon 75% in Grundstücke und Immobilien. Die CAPEX-Aufwendungen beliefen sich 2019 auf 54 Mio. CHF, sollen allerdings nach Beendigung des aktuellen Investitionsprogramms im laufenden Jahr auf 22 bis 28 Mio. CHF zurückgehen. Ab 2021 sind 2% bis 3% des Umsatzes jährlich geplant. Komax produziert in 20 Ländern und ist über Vertretungen in 60 Ländern auf allen Kontinenten präsent.

Quelle: komaxgroup.com

Wettbewerbsvorsprung durch Kundennähe

Nah beim Kunden – so lautet eine der Maximen der Unternehmensstrategie. Nicht ohne Grund, denn bei den Unternehmen der Automobil-Industrie herrschen Kosten- und Innovationsdruck. Sind die Produzenten vor Jahren in Massen nach China und Mexiko gezogen, dann nach Südost-Asien und schliesslich nach Ost-Europa, so ziehen sie jetzt verstärkt nach Nord-Afrika, da die Lohnkosten überall sonst gestiegen und Facharbeiter kaum noch zu finden sind. Für Komax als Marktführer ist es ein klarer Wettbewerbsvorteil, als integraler Partner schon in die Planungen für Werke und Lieferketten einbezogen zu sein und so stets vor Ort und nah beim Kunden zu sein. Diese Strategie erfordert allerdings Investitionen, um den Wettbewerbsvorteil zu bewahren und auszubauen.

Maximierung des Kundennutzens

Eine weitere Maxime von Komax ist es, innovative Konzepte zu verfolgen, um dazu beizutragen, dass die Kunden ihre Ziele erreichen. Dazu zählen in erster Linie die Sicherheit durch eine hohe Verarbeitungsqualität der Kabel sowie die Verkürzung der Laufzeiten in der Produktion, aber auch die Reduzierung des CO2-Ausstosses. Die hohen R&D-Aufwendungen sollen dies sicherstellen. Dazu kommen aber noch weitere Effekte. Komax ist, einer weiteren Maxime folgend, seit Jahren bestrebt, den Non-Automotive-Anteil des Umsatzes zu steigern – mit Erfolg. In den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Daten & Telekom sowie Industrie gelang es sukzessive, durch innovative Lösungen Fuss zu fassen und auch namhafte Kunden zu gewinnen. Was zunächst ein Know-how-Transfer aus der hocheffizienten Automobil-Industrie in die anderen Industrien war, hat aber auch zu Know-how geführt, das nun vorteilhaft ist, vor allem mit Blick auf Elektrifizierung und Digitalisierung im Kontext von Autonomem Fahren, vernetzter Fertigung und Multimedia.

Weg zur Innovationsführerschaft

Die 2019 eingeführte „Lambda 440“. Bild: komaxgroup.com

Im Projektgeschäft stehen kleinere Losgrössen und spezifische Kundenbedürfnisse im Vordergrund. 2019 kam es zu Verzögerungen, was Zusatzkosten auslöste. Doch gerade aus diesem Projektgeschäft erwächst die Innovationsführerschaft, die dann auch zu neuen Produkten führt. Ein Beispiel ist die 2019 eingeführte „Lambda 440“, die erste Maschine zur Automatisierung der Verarbeitung von Hochvoltkabeln. Diese werden in Elektrofahrzeugen gebraucht und mussten bislang überwiegend manuell verarbeitet werden.

Automatisierungspotenziale

Solche Entwicklungen untermauern die Hauptmaxime der Automatisierung entlang der Wertschöpfungskette, bislang hauptsächlich in der hochgradig skalierten Automobil-Industrie. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung sind die Automatisierungspotenziale in der Automobil-Produktion noch nicht ausgeschöpft. Komax erwartet weiterhin ein jährliches Wachstum der Nachfrage nach Automatisierungslösungen im Bereich 2% bis 3%. Die Prognose für das Mengenwachstum ist allerdings mit 1% bis 2% p.a. zurückhaltend.

Unsicherheit der Konsumenten

Die Automobil-Industrie befindet sich nicht nur in einem nun durch die Corona-Krise verstärkten zyklischen Abschwung, sondern auch in einem Strukturwandel. Es herrschen Überkapazitäten, die angepasst werden müssen, was wiederum zur Verlagerung von Teilen der Produktion führt. Der aufblühende Protektionismus und die während der Corona-Krise unterbrochenen Lieferketten tragen ebenfalls zur Überprüfung und Änderung der Standortpolitik unter Setzung anderer Prioritäten bei. Doch das ist nicht das grösste Problem. Zum einen herrscht eine gewisse Marktsättigung vor, und nicht jeder der jüngeren Generation träumt von Automobilen, sondern verzichtet darauf. Zum anderen herrscht eine gewisse Unsicherheit unter den Konsumenten vor. Noch sind Elektromobile von lediglich 2 Mio. Stück unter den 2019 produzierten 89 Mio. Fahrzeugen in der Minderzahl, wenngleich mit hohen Zuwachsraten. Bei Neuanschaffungen spielen die Kosten, die Umweltverträglichkeit und nicht zuletzt die Regulierungspraxis eine Rolle. Neuzulassungsverbote von mit Verbrennungsmotoren betriebenen Fahrzeugen könnten früher greifen als bisher geplant. Viele Länder haben sich noch nicht festgelegt, und die Dynamik bei den Wahlen mit steigendem Anteil der grünen Parteien könnte zu einer Beschleunigung der Klimaschutzmassnahmen führen. Nicht zuletzt werden die Perspektiven der Industrie jetzt noch durch den ökonomischen Fall-out der Corona-Krise gedämpft. 30 Mio. Arbeitslose in den USA haben Not, sich zu ernähren, und voraussichtlich auf absehbare Zeit kein Geld für neue Fahrzeuge. Das gilt auch für Europa und weitere Teile der Welt.

Unsicherheiten der Marktprognose

Komax bezieht sich im Geschäftsbericht auf die Schätzungen von IHS Markit für den Automobilmarkt, die nach einer Stagnation in 2020 bei 89 Mio. Stück ab 2021 von einem Wachstum von 1% bis 2% jährlich ausgehen. Der Nachfrageschock durch die Corona-Krise könnte jedoch zu einer weit negativeren Entwicklung führen. Nicht auszuschliessen ist aber auch, dass ähnlich den vorangegangenen Epidemien durch Corona-Verwandte die Infektionswelle plötzlich abklingt, vielleicht weil die Virus-Mutationen zu einer geringeren Aggressivität führen. In dem Fall wäre mit einer teilweise stärkeren Konjunkturerholung zu rechnen.

Quelle: komaxgroup.com

Mittelfristplanung bis 2023

Die Mittelfristziele hat Komax neu definiert. Statt bis 2021 reicht der Horizont nun bis 2023. Bis dahin soll der Umsatz auf 450 Mio. CHF bis 550 Mio. CHF gesteigert werden. Das EBIT-Ziel liegt bei 50 Mio. CHF bis 80 Mio. CHF. Als Basisannahme wird eine jährliche Wachstumsrate in der Automatisierung von 2% bis 3% zugrunde gelegt. Für 2020 gibt Komax keine Prognose, will jedoch Anpassungen vornehmen und die Kosten senken. Die nicht unbedingt erforderlichen Investitionen wurden gestoppt, Kurzarbeit an mehreren Standorten beantragt und einzelne Entlassungen vorgenommen. Die Maschinen können während des Lockdowns nicht ausgeliefert oder gewartet werden, die Verkäufer und Service-Mitarbeiter können die Kunden nicht aufsuchen. Das dürfte sich im Jahresabschluss 2020 deutlich niederschlagen.

Finanzlage und Wachstumstreiber

Mit einer Eigenkapitalquote von 50,8%, Gewinnreserven von 223.8 Mio. CHF, einer überschaubaren Nettoverschuldung von 106.2 Mio. CHF und Kreditlinien in Höhe von 190 Mio. CHF ist Komax in einer relativ komfortablen finanziellen Lage, auch wenn das Unternehmen von dem Konjunkturabschwung stark getroffen wird. Unter Berücksichtigung der vorübergehenden Faktoren wie Steuerquote, Investitionsprogramm, Rezession und Pandemie ist davon auszugehen, dass Komax das schwierige Jahr 2020 in guter Form überstehen wird und danach von Trends wie Industrie 4.0, vernetzte Fertigung und Elektromobilität profitieren wird. Der Ausbau des Non-Automotive Bereichs sollte schon aus Gründen der Diversifikation weiter vorangetrieben werden, denn der Automobil-Bereich bleibt auf absehbare Zeit von Unsicherheiten behaftet.

Die Wertschöpfungskette von Komax. Quelle: komaxgroup.com

Im Best-Case-Szenario attraktiv

Im besten Fall hat der Absturz der Aktie alle negativen Informationen vorweggenommen und verarbeitet, und 127.20 CHF war das Tief. Dies impliziert eine schnelle Rückkehr der Wirtschaft zur Normalität und rationale Lösungen für Mobilität und Klimaschutz gleichermassen. Eine scharfe Rezession, die aber doch relativ schnell überwunden wird. In diesem Szenario könnte die Aktie des Weltmarktführers auch wieder nachhaltig nach oben streben. Für Optimisten könnte daher Komax zumindest auf der Beobachtungsliste landen. Anleger, die eher zurückhaltend in der Einschätzung der wirtschaftlichen Perspektiven und insbesondere der Automobilkonjunktur sind, warten, bis es klare positive Signale aus der Wirtschaft gibt, bevor sie ein Engagement erwägen.

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