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Patiswiss: Erfolgreiches 2019 nach Generationenwechsel auf Führungsebene

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Die ersten Jahreszahlen der Patiswiss AG nach vollzogenem Generationenwechsel fallen vorwiegend positiv aus. Einzig der Nettoumsatz liegt trotz eines Wachstums von 4,0% mit 16.3 Mio. CHF unter dem budgetierten Wert. Dafür übertrafen sowohl das EBIT als auch der Jahresgewinn die budgetierten Zahlen des Unternehmens, das Rohwaren und Halbfabrikate für Confiserien, die Gastronomie und Industrie liefert.

Dividende auf 8 CHF erhöht

Dass der Nettoumsatz das Budget nicht erreichen konnte, ist vor allem einer schwachen ersten Jahreshälfte 2019 geschuldet. Das gemässigtere Klima im Vergleich zum Vorjahr liess dann aber die Nachfrage nach Halbfabrikaten, insbesondere Schokoladen- und Confiserieprodukten, während den Sommermonaten höher ausfallen und korrigierte den schwachen Jahresstart. Dank besserer Margen übertrafen schlussendlich das EBIT mit 466’439 CHF (+29,9%) und der Jahresgewinn mit 424’381 CHF (+40,6%) die Erwartungen. Dies erlaubt es dem Verwaltungsrat, der Generalversammlung eine zum Vorjahr um 50 Rappen höhere Dividende von 8 CHF je Aktie zu beantragen.

Neue Führung treibt Neuentwicklungen voran

Seit Mai 2019 steht Alexander Reinhard als Präsident dem Verwaltungsrat der Patiswiss AG vor. Zusammen mit dem anfangs 2019 eingesetzten CEO Stefan Geller treibt er die Weiterentwicklung des in Gunzgen ansässigen Unternehmens voran. Wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist, will die neue Führungscrew durch Struktur- und Prozessveränderungen Kundenkontakte effizienter und effektiver pflegen sowie gezielter auf Kundenwünsche eingehen können. Ein absoluter Rekordwert wurde bei der Anzahl Entwicklungen erzielt. Von den insgesamt 141 gestarteten Entwicklungen konnten immerhin 42 Projekte tatsächlich auch umgesetzt werden, 68 sind noch laufend. So wird das Sortiment an hauptsächlich süssen Versuchungen laufend mit eigenen Kreationen erweitert.

Keine Aussagen macht die Geschäftsleitung im Geschäftsbericht zu den Aussichten für 2020 in Anbetracht der Corona-Pandemie. In den Frühlingsmonaten muss jedoch sicherlich mit Umsatzeinbussen beispielsweise im Absatzmarkt Gastronomie gerechnet werden. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor besteht wegen der Abhängigkeit von den internationalen Lieferketten. Mit Importen von Mandeln aus Kalifornien oder Haselnüssen aus der Türkei und Exporten der Halbfabrikate in die ganze Welt ist Patiswiss anfällig gegenüber Änderungen der Marktpreise und internationalen Handelsbarrieren.

Die Aktien von Patiswiss werden ausserbörslich auf der Handelsplattform OTC-X der BEKB gehandelt. Der letztbezahlte Kurs von 535 CHF liegt um gut 10% unter dem Höchstkurs von Januar 2020.

Valora: Beat Fellmann neuer CFO – Umsatz auf tiefem Niveau stabil

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Quelle: valora.com

Der Kioskkonzern Valora hat einen neuen Finanzchef. Beat Fellmann wird zum 1. Juli 2020 den seit November 2019 vakanten Posten besetzen und damit ein Mitglied der Konzernleitung. Gleichzeitig mit der Personalie veröffentlichte die Gruppe am Donnerstag Informationen zu ihrer Finanzierung und zum aktuellen Geschäftsgang.

Der neue CFO Beat Fellmann hatte zuvor Posten etwa beim Bauunternehmen Implenia oder zuletzt beim Anlagenbauer Exyte in Stuttgart inne. Er wird Nachfolger von Tobias Knechtle, der Valora Ende November 2019 verlassen hatte. Seitdem hatten sich CEO Michael Mueller und Christian Tümmler, Director Corporate Group Accounting & Tax, die Aufgaben des CFO geteilt, wie das Unternehmen mitteilte.

Den bestehenden Syndikatskredit über 50 Mio. CHF mit Fälligkeit per 29. Juni 2020 hat Valora am 9. April frühzeitig zu attraktiveren Konditionen, inklusive einem zusätzlichen Corona-Spielraum für den „Leverage Ratio Covenant“, ablösen und auf 150 Mio. CHF aufstocken können.

Der neue Syndikatskredit hat den Angaben zufolge eine Laufzeit von fünf Jahren mit zwei Verlängerungsoptionen um je ein Jahr. Die Erneuerung der „Multi Currency Revolving Credit Facility“ bringe Finanzierungs- sowie Liquiditätssicherheit und erhöhe die strategische Flexibilität insgesamt, so Valora.

Weiter stark rückläufiges Geschäft

Valora hatte bereits Ende März eine Umsatzwarnung ausgegeben und angekündigt, dass die Dividende gestrichen werde. Wie der aktuellen Mitteilung nun zu entnehmen ist, belasten die behördlichen Anordnungen zur Eindämmung des Virus das Geschäft auch weiterhin. Die Umsätze haben sich jedoch auf tiefem Niveau stabilisiert.

So verbuchte das Retail-Netzwerk laut Mitteilung in den relevanten Märkten auf gleicher Fläche für den laufenden Monat April einen Umsatzverlust von circa 20% gegenüber Vorjahr; im Food-Service-Netzwerk beträgt der Rückgang rund 70%. Im B2B-Geschäft liegt der Umsatz 60% unter Vorjahr.

Der weitere Geschäftsgang der Gruppe hänge nun davon ab, wie und wann sich die von den verschiedenen Behörden verfügten Lockerungen des jeweiligen Lockdowns auf die Kundenfrequenz auswirken. Für verlässliche Prognosen zur weiteren Umsatz- und Ertragsentwicklung sei es deshalb nach wie vor zu früh.

Die Valora-Aktie ist an der SIX Swiss Exchange kotiert und notierte zuletzt bei 172 CHF.

hr/jr

Daniel Bieri, CEO Bad Schinznach: «Aktuell erwirtschaften wir noch 25% des monatlichen Umsatzes»

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Daniel Bieri
Der Lockdown kostet der Bad Schinznach AG rund 75% der monatlichen Umsätze, sagt CEO Daniel Bieri im Interview mit schweizeraktien.net. Quelle: zvg

Das Bäder- und Klinikunternehmen Bad Schinznach AG ist vom Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie stark betroffen. Seit dem 16. März sind die Thermalbäder geschlossen, auch die Kliniken verzeichnen weniger Patienten.

Dabei konnte die Unternehmensgruppe für 2019 noch ein ansprechendes Resultat erzielen. Obwohl der Saunabereich komplett erneuert und für 5 Monate geschlossen war, erreichte der Gesamtumsatz 52.3 Mio. CHF und lag damit leicht über dem Vorjahreswert. Allerdings konnte das Betriebsergebnis nicht gehalten werden. Aufgrund von Investitionen in die Informatik sowie höheren Unterhaltskosten lag das Betriebsergebnis (EBITDA) nur noch bei knapp 9 Mio. CHF. Höhere Abschreibungen liessen den Reingewinn auf 1.8 Mio. CHF (Vorjahr: 3.3 Mio. CHF) abrutschen. Wegen der grossen Unsicherheit aufgrund der Corona-Krise halbiert die Gesellschaft die Dividende auf 26 CHF. Im Interview mit schweizeraktien.net erklärt CEO Daniel Bieri, welche Auswirkungen der Lockdown auf das Unternehmen haben und wie die Zukunft aussehen wird.

Herr Bieri, wie geht es Ihnen und der Bad Schinznach-Gruppe nach fast sechs Wochen «Lockdown»?

Daniel Bieri
Der Lockdown kostet die Bad Schinznach AG rund 75% der monatlichen Umsätze, sagt CEO Daniel Bieri im Interview mit schweizeraktien.net. Quelle: zvg

Daniel Bieri: Gesundheitlich betrachtet geht es sowohl mir als auch unseren Mitarbeitenden gut. Dafür sind wir dankbar. Bis heute gibt es in der gesamten Bad Schinznach AG keine Covid-19 infizierte Patienten oder Mitarbeitende.

Für die Bad Schinznach AG ist diese Zeit eine sehr grosse Herausforderung. Seit dem Beschluss des Bundesrates vom 16. März sind die Thermalbäder und Saunen mit Massage- und Kosmetik, die Freizeitangebote auf dem Areal wie Pitch & Putt, Golf und Tennis geschlossen. Auch die öffentlichen Gastronomiebetriebe sind geschlossen. Aktuell erwirtschaften wir noch ca. 25% des monatlichen Umsatzes im Zeitraumvergleich zu den Vorjahren. Deswegen mussten wir alle Mitarbeitenden für die Kurzarbeit anmelden. Die Gesundheit und das Wohlergehen der Gäste, Patienten und Mitarbeitenden hat weiterhin Priorität.

In welchen Bereichen ist Ihr Unternehmen direkt betroffen, wo haben Sie noch geöffnet?

Das Vier-Sterne-Kurhotel Im Park und die Rehabilitationsklinik Privat-Klinik Im Park sind weiterhin offen. Durch den Umstand, dass der Bundesrat auch entschieden hat, dass die Spitäler keine Wahloperationen mehr durchführen durften, ist die Belegung in der Rehabilitationsklinik drastisch auf unter 50% gesunken. Im Kurhotel Im Park sind die Zimmerbuchungen massiv eingebrochen, noch etwa 30% der Zimmer und Suiten sind aktuell belegt.

Wie sieht die Belegung in der Klinik Meissenberg aus?

Die Patientinnen im Meissenberg haben eine längere Aufenthaltsdauer als in der Privatklinik Im Park. Dies führt auch zu weniger Wechseln. Daher ist die Auslastung mit 75% bis 80% auch in der aktuellen Situation noch recht hoch. 2019 lag die Belegung jedoch bei 95%.

Wie gross sind die bisherigen Auswirkungen auf den Umsatz, und welche Massnahmen haben Sie ergriffen, um dem entgegenzusteuern?

Seit Mitte März beträgt der Umsatzverlust der Bad Schinznach AG ca. 75%. Wir sind froh, dass der Bundesrat in einer ersten Etappe Lockerungen, welche ab dem 27. April in Kraft treten, beschlossen hat. Der Entscheid, dass die Spitäler wieder regulär operieren dürfen, also die Wahloperationen wieder durchgeführt werden, ist für uns sehr wichtig. Wir gehen davon aus, dass sich dies innert 2 bis 3 Wochen positiv auf die Belegung in der Privat-Klinik Im Park auswirken wird.

Zudem dürfen wir aufgrund der Lockerungen unter Berücksichtigung des Schutzkonzeptes wieder ambulante Therapien anbieten. Im Bäderbereich dürfen Massage, Kosmetik und Podologie auch wieder öffnen. Es ist bereits eine positive Tendenz zu spüren. Wie sich diese Lockerungsmassnahmen konkret auswirken, werden wir allerdings erst in ein paar Wochen sehen.

Sind Sie mit der Lockerungspolitik des Bundesrates zufrieden?

Der Bundesrat hat in der schwierigen Situation einen sehr guten Job gemacht. Auch die vorsichtige Lockerung ist sicherlich ein richtiger Schritt. Dennoch würden wir es begrüssen, wenn die restriktive Haltung vom Bundesrat in Bezug auf die Öffnung der Thermalbäder und der Gastronomie überdacht würde. Die Branchenverbände haben klare und gute Schutzkonzepte erarbeitet, um mit der Herausforderung umzugehen. Dabei meine ich nicht unbedingt nur unser Unternehmen, sondern die vielen kleinen Hotel- und Gastronomiebetriebe, die nicht über einen so grossen finanziellen Spielraum verfügen wie wir.

Sie haben angekündigt, die Dividende auf 26 CHF je Aktie zu halbieren. Warum zahlt die Bad Schinznach AG in dieser ausserordentlichen Lage überhaupt eine Dividende?

Die Dividende zahlen wir für das Geschäftsjahr 2019 aus, also rückwirkend. Damit wollen wir den Aktionär für sein Engagement entsprechend entschädigen. Für 2020 werden wir dann neu entscheiden.

Planen Sie, Covid-19-Notkredite in Anspruch zu nehmen?

Hilfskredite könnten wir in Anspruch nehmen. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung haben aber aus verschiedenen Gründen entschieden, vorläufig auf diese zu verzichten.

Wie gestaltet sich die Liquiditätssituation generell? Per Ende 2019 war der Bestand an liquiden Mitteln mit 749’000 CHF eher gering.

Die Bad Schinznach AG verfügt über einen grossen Immobilienbestand, welcher zum Teil mit Hypotheken finanziert ist. Da macht es keinen Sinn, über eine grosse Liquidität in Form von Bankguthaben zu verfügen. Die Liquidität des Unternehmens wird über zugesicherte Kreditlimiten der Banken sichergestellt. Der Branchenvergleich zeigt, dass wir eine sehr gute Liquidität haben. Um die Liquidität zu schonen, haben wir für 2020 einen Investitionsstopp verfügt. Auch Erneuerungsinvestitionen, wie beispielsweise der Umbau von Zimmern, muss daher warten.

Kommen wir zum Geschäftsjahr 2019. Wie stark waren die einmaligen finanziellen Belastungen durch die Einführung des Klinikinformationssystems?

Wir haben im abgelaufenen Jahr nicht nur das Klinikinformationssystem neu eingeführt, wir haben gleichzeitig auch unser ERP-System und unser Kassensystem ersetzt. Da alle Systeme mit diversen Schnittstellen verbunden sind, ist es gar nicht so einfach, die entstandenen Kosten genau dem einzelnen Projekt zuzuordnen. Insgesamt haben wir im abgelaufenen Jahr für Software und Beratung Investitionen von 875’000 CHF aufgewendet. Es ist auch im laufenden Jahr noch mit Folgeinvestitionen zu rechnen. Der Umfang wird aber markant tiefer sein.

Obwohl der Umsatz mit 52 Mio. CHF auf Vorjahresniveau lag, ist der Betriebsgewinn erstmals seit fünf Jahren rückläufig gewesen. Gibt es neben der Einführung des Klinikinformationssystems weitere Gründe dafür?

Ja. Die Kosten im Bereich Unterhalt und Reparaturen sind in diesem Geschäftsjahr übermässig ins Gewicht gefallen. Es ist wichtig, dass wir unsere teilweise sehr geschichtsträchtigen Anlagen weiterhin in gutem Zustand erhalten und pflegen. Zudem sind die Energiekosten aufgrund der Erhöhung der Strompreise gestiegen. Wir haben im abgelaufenen Geschäftsjahr viel in die Digitalisierung investiert. Der Wechsel der Hauptsysteme während einer eher kurzen Planungs- und Einführungszeit hat sehr gut funktioniert. Nutzerbedingte Optimierungen an den jeweiligen IT-Programmen werden laufend vorgenommen.

Ebenfalls darf man – umsatzmässig – nicht vergessen, dass wir während fünf Monaten den gesamten Saunabereich wegen der Gesamterneuerung geschlossen hatten. Auch ist dieses Jahr ein ausserordentlicher Ertrag aus dem Verkauf von C02-Zertifikaten weggefallen.

Ist in Zukunft wieder mit Zahlungen aus dem Verkauf von C02-Zertifikaten zu rechnen?

Davon gehen wir nicht aus. In 2020 erwarten wir allerdings ausserordentliche Erträge, die wir aufgrund einer Tarifeinigung für die Jahre 2018 und 2019 verbuchen können.

Welche Auswirkungen wird die Corona-Krise auf Ihre Bauprojekte haben? Sie wollten ab dem nächsten Jahr allein 15 bis 20 Mio. CHF in den Umbau des Kurhotels Im Park investieren.

Im Moment konzentrieren wir uns auf die Liquidität und die Arbeitsplatzsicherung für unsere Mitarbeitenden.

Die Planungsarbeiten werden aber weiter vorangetrieben. Es ist jetzt allerdings noch zu früh, um bereits über Verlauf oder Ausführung zu sprechen. Insbesondere, da Stand heute sowohl das Ende als auch die langfristigen Auswirkungen der Corona-Krise nicht absehbar sind. Allerdings bleibt der Umbau des Hotels und die damit verbundene Erweiterung der Klinik Im Park ein wichtiger Bestandteil unserer Strategie.

Können Sie eine Einschätzung abgeben, wie die Corona-Krise Ihre Branche, Bäder und Klinken, verändern wird?

Eine Einschätzung abzugeben, ist im Moment nicht möglich. Sicherlich werden wir zum Schutz von allen weiterhin die Hygienestandards in allen Geschäftsbereichen sehr hochhalten. Kurzfristig gehen wir aber schon davon aus, dass Frau und Herr Schweizer diesen Sommer und Herbst vermehrt im eigenen Land bleiben werden und hoffen, als Bad Schinznach davon profitieren zu können.

Vielen Dank für das Gespräch.

Seit Jahresbeginn hat der Kurs der Bad Schinznach-Aktie um rund 18% verloren. Chart: moneynet.ch

Die Aktien der Bad Schinznach AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 1’900 CHF für eine Aktie bezahlt. Der Kurs liegt nur um knapp 10% über dem ausgewiesenen Buchwert von 1’714 CHF je Aktie (per Ende 2019). Der Substanzwert dürfte angesichts des Immobilienbesitzes deutlich darüber liegen. Unter Value-Aspekten ist die Aktie auf dem aktuellen Niveau sicherlich nicht zu hoch bewertet. Allerdings wird das Geschäftsergebnis 2020 erheblich unter dem Corona-Lockdown leiden. Ein starker Gewinnrückgang und ein Dividendenausfall sind nicht auszuschliessen.

Im Brennpunkt: Wann gibt es einen Impfstoff?

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Wann wird realistischerweise ein Impfstoff zur Verfügung stehen? Die Forschung läuft weltweit auf Hochtouren. Bild: swr.de

Das Rennen um die wohl lukrativste medizinische Neuentwicklung – einen Covid-19 Impfstoff – ist bereits in vollem Gang. Stand 20. April sind bereits fünf Vakzin-Kandidaten in der klinischen Phase I der Entwicklung. Laut WHO befinden sich weitere 71 Impfstoff-Kandidaten in der präklinischen Phase. Wer wird das Rennen machen, und wie lange kann es dauern, bis die erkennbar einzige Lösung zur erfolgreichen Bekämpfung des gefährlichen Virus weltweit einsatzbereit sein wird?

Eine Rückkehr zur Normalität wird es für Wirtschaft und Gesellschaft erst geben, wenn ein effektiver und sicherer Impfstoff zur Verfügung steht. Die falschen Diskussionen über die Sicherheit von Masken oder „ein mögliches Geschenk Gottes“, wie US-Präsident Trump das an gefährlichen Nebenwirkungen reiche Malaria-Medikament Hydroxychloroquine bezeichnet, lenken nur von der Kernfrage ab – wann wird realistischerweise ein Impfstoff zur Verfügung stehen? Denn nur ein Impfstoff kann die andauernde Krise schnell und dauerhaft beenden – so jedenfalls der aktuelle Wissensstand.

Biotechnologische Revolution in der Vakzin-Forschung

Nur zwei der bisher 76 Impfstoff-Kandidaten verfolgen allerdings den herkömmlichen Weg, der bei allen bisher entwickelten Impfstoffen beschritten worden war. Das Prinzip ist einfach und wurde nach heutigem Wissensstand im 16. Jahrhundert erstmals in China angewandt. Die chinesischen Mediziner experimentierten und stellten fest, dass der verdünnte Eiter aus Pockenpusteln an Gesunde verabreicht diese immunisieren kann. Bei jedem bis heute zugelassenen Impfstoff blieb es das Prinzip, möglichst ungefährliche Teile des Virus an Gesunde zu verabreichen, um durch die abgeschwächte Virus-Invasion die Produktion von spezifischen Antikörpern und damit eine wirkungsvolle Immunantwort zu stimulieren.

Doch die Life Sciences haben sich durch die Fähigkeit zur Genomsequenzierung und die Evolution neuer Wissensgebiete rapide weiterentwickelt. Fast alle Vakzin-Forscher verfolgen daher einen radikal anderen Weg. Sie wollen eine Reaktion des Immunsystems durch gezieltes Umlegen von bestimmten Schaltern auslösen oder sogar direkt den Gen-Code von Covid-19 verändern, um so das Virus für Menschen ungefährlich zu machen.

Frontrunner Moderna

Das Tempo der Entwicklungen ist beispiellos. Bereits Anfang des Jahres hatten chinesische Wissenschaftler das Covid-19 Genom sequenziert und ihren Forscherkollegen in der ganzen Welt zur Verfügung gestellt. Nur 63 Tage später hat das amerikanische Biotech-Unternehmen Moderna mit dem ersten Lead-Kandidaten die klinische Phase I begonnen, das heisst, der potenzielle Impfstoff wird bereits seit März am Menschen getestet. Erste Ergebnisse werden für Juli erwartet. Die Technologie basiert auf der sogenannten „Boten-RNA“ und Forschungen, die auf der Impfstoffentwicklung gegen SARS und MERS aufbauen. Diese sind ebenfalls Corona-Viren und teilen sich mit Covid-19 zwischen 80% und 90% des Genoms. Der spezifische Pfad, der von Moderna verfolgt wird, besteht darin, die Boten-RNA in winzige Lipid-Kapseln zu verpacken, die am Bestimmungsort angekommen die Produktion der gewünschten Proteine verursachen. Diese sollen dann im Immunsystem Alarm schlagen und die Immunabwehr aktivieren. Moderna mit dem bezeichnenden Kürzel MRNA ist seit Dezember 2018 an der Nasdaq, die Aktie legte seit Jahresanfang um 150% zu.

Kursverlauf der Moderna-Aktie an der NASDAQ seit Jahresbeginn. Quelle: tradingview.com

Inovio

Einen anderen Weg hat die ebenfalls börsenkotierte Inovio (INO) eingeschlagen. Der 1983 gegründete Spezialist für DNA-basierte Therapien und Impfstoffe hat breite Erfahrung mit HIV, Zika, Hepatitis B, Lassa und anderen Viren. Allerdings gab es nie einen kommerziellen Erfolg. Die an der Nasdaq gehandelte Aktie ist in den letzten 20 Jahren von 133 USD auf 2 USD gefallen. Seit Jahresbeginn ist die Aktie jedoch nun um über 300 % auf zuletzt 13 USD geklettert. Inovio nutzt die DNA, um auf diesem Weg die Abwehr-Kaskade des Immunsystems auszulösen.

Kursverlauf der Inovio-Aktie (NASDAQ) seit Jahresbeginn in USD. Quelle: tradingview.com

Novavax und BionTech

Auch Novavax und die deutsche BionTech, die seit Ende vergangenen Jahres an der Nasdaq gehandelt wird, verfolgen ähnliche Ansätze und haben nun klinische Phase-I-Testreihen angekündigt. Die Novavax-Aktie legte dieses Jahr in der Spitze bereits um 443% zu, war allerdings zuvor stark abgerutscht. BionTech stieg um immerhin 43% seit Jahresbeginn. BionTech hat gleich vier Lead-Kandidaten, die nun getestet werden.

Kursverlauf der an der NASDAQ kotierten Novavax-Aktie in USD. Quelle: tradingview.com

Big Pharma, Forschungsinstitute, Universitäten

Die weiteren Entwickler von Covid-19 Vakzin-Kandidaten sind die Big Pharma Unternehmen Johnson & Johnson, die im September mit den Phase-I-Tests ihres Lead-Kandidaten beginnen, sowie Sanofi und GSK, die ihre Kompetenzen bündeln wollen. Darüber hinaus sind Dutzende von namhaften Forschungsinstitutionen und Universitäten im Rennen, die historisch bedingt über umfassende virologische Erkenntnisse verfügen. Beispiele sind Karolinska Institut, University of Oxford, Osaka University, Serum Institute of India, Fudan University. Oft werden auch Partnerschaften eingegangen zwischen Unternehmen, Universitäten und Forschungsinstitutionen, um so die Kräfte und die Ressourcen zu bündeln. Manche Player sind an mehreren Partnerschaften beteiligt.

Molecular Partners mit eigenem Ansatz in der Vakzinforschung

Ebenfalls im Rennen ist die an der SIX kotierte Molecular Partners, die vor kurzem ankündigte, auf Basis ihrer proprietären DARPin-Technologie ein Vakzin zu entwickeln. Das Besondere des Ansatzes ist die tri-spezifische Bindung oder Neutralisierung des sogenannten „Spike“ des Virus, mit dem es im Atmungstrakt oder über die Augen beim Menschen andockt. Die Aktie sprang am Tag der Veröffentlichung um 13% in die Höhe.

Riskante Impfstoffentwicklung

In der Vergangenheit hat es jeweils 10 bis 20 Jahre gedauert, bis ein Impfstoff gegen ein neues Virus entwickelt und am Markt war. Der Grund ist die Sicherheit; denn es sollen ja mehrere Milliarden Meschen geimpft werden. Selbst eine geringe Quote von Nebenwirkungen oder Schädigungen muss ausgeschlossen werden. Es gibt mehrere Beispiele für gravierende Schädigungen bei unausgereiften oder kontaminierten Impfstoffen. 1942 wurden 300’000 US-Soldaten gegen Gelbfieber geimpft, doch der Impfstoff war mit Hepatitis B kontaminiert, was zu 150 Toten führte. 1976 war ebenfalls ein Wahljahr in den USA, und Gerald Ford wollte als Präsident wiedergewählt werden. Dem machte die Schweinegrippe einen Strich durch die Rechnung. Übereilt wurde unter Aussetzung des üblichen Zulassungsprocedere ein Impfstoff hergestellt, mit dem 40 Mio. Amerikaner geimpft wurden. Sehr bald entwickelten 450 Geimpfte das Guillain-Barré Syndrom, eine Überreaktion des Immunsystems, welche die Nerven angreift und so eine Lähmung begründet. Die Epidemie endete dagegen plötzlich. Ford, ein Republikaner, der von Nixon zum Vize-Präsidenten ernannt worden war und nach dessen Rücktritt 1974 die Amtsgeschäfte übernommen hatte, wurde 1976 nicht zum Präsidenten gewählt, sondern der Demokrat Jimmy Carter.

Fortschritt durch Biotechnologie

Solche und ähnliche schlechte Erfahrungen mit Impfstoffen diktieren, dass zunächst ausreichende Tests durchgeführt werden, um die Effizienz und Sicherheit des Impfstoffs vor der Zulassung zu gewährleisten. Es gibt allerdings begründete Hoffnungen, dass die Entwicklung eines Covid-19 Vakzins weniger als 10 Jahre in Anspruch nehmen wird. Was früher langwierig nach der Methode Trial & Error herausgefunden wurde, ist durch die Genomik und andere biotechnologische Wissensgebiete heute innerhalb kürzester Zeit zu ermitteln. Zudem sind viele Technologien bereits am Menschen erprobt und als sicher eingestuft, was beispielsweise Tierversuche überflüssig machen kann.

Realistische Zeithorizonte

Dennoch sind Versprechungen, dass ein Impfstoff noch in diesem Jahr zur Verfügung stehen wird, unrealistisch. Denn die Phase-II- und -III-Testreihen müssen an einer grösseren Anzahl von Freiwilligen durchgeführt werden. Das geht nicht im Schnellverfahren. Eine optimistische und dennoch realistische Einschätzung, wann mit einem Impfstoff zu rechnen ist, kommt von Bill Gates, der schon lange auf die Defizite in der Vakzinforschung hinweist und nun 1 Mrd. USD für Covid-19-Projekte spendete. Er glaubt, dass im besten Fall vor Ende 2021 ein Impfstoff zugelassen sein wird. Einen ähnlichen Horizont äussern verschiedene Vakzin-Entwickler und Epidemiologen. Einiges an Gewicht sollte in der Schweiz die Einschätzung von Daniel Vasella, dem langjährigen CEO von Novartis, haben, der ebenfalls von 12 bis 18 Monaten ausgeht und, wie Gates, in der Position ist, seine persönliche und fachlich begründete Meinung weitgehend unbeeindruckt vom täglichen Informations-Overkill zu vertreten. Nichtsdestotrotz will der Immunologe Michael Bachmann vom Universitätsspital Bern einen Impfstoff-Kandidaten ab Juli in Phase I testen und, im Erfolgsfall, bis Oktober 2020 zum Einsatz bringen. Die Genehmigungsbehörde Swissmedic hält den Zeitplan nicht für ausgeschlossen.

Neuland in der Vakzin-Entwicklung

Da es jedoch bislang keine zugelassene DNA- und RNA-Vakzine gibt und der Entwicklungsprozess grundsätzlich neu ist, kann bislang niemand etwas Zuverlässiges über mögliche Schwierigkeiten oder Hindernisse sagen. Der Zulassungsprozess stösst ebenfalls auf Neuland vor. Ein anderer Grund für Verzögerungen könnte darin liegen, dass nach einem, vielleicht vorläufigen oder zeitweiligen, Abklingen der Infektionswelle die Vakzin-Tests mangels relevanter Vergleichsgruppen keine Aussagekraft haben. Zu viele Fragen um Covid-19 sind noch offen. Was hat es mit den atypischen Infektionen auf sich? Kann das Virus mutieren? Wird es auch durch Aerosole übertragen? Kann es zur Wiederansteckung kommen? Dennoch gibt sich die medizinische Community insgesamt ein wenig zu optimistisch. Vielleicht ist es auch der Druck der Politik und der Bevölkerung, der zu solchem Zweck-Optimismus führen muss. Der führende deutsche Virologe Drosten sagt in einem aktuellen Interview, dass er als „evil guy, crippling the economy“ angesehen wird.

Zuviel (Zweck-)Optimismus der Wissenschafts-Community?

Dabei tut gerade in einer im Prinzip neuen und einmaligen Gesundheitskrise Skeptizismus und Kritik not. Auch Wissenschaftler sind trotz ihrer Ausbildung zur Objektivität und Beweiswürdigung nicht gegen Herdenverhalten immun. Auch Forscher, die im Übrigen eine weltweite familiäre Community bilden, tendieren zu Gruppendenken und Wunschvorstellungen. Es ist nicht auszuschliessen, dass der Optimismus, das Virus schnell zu besiegen, der allgemeinen Euphorie, dass die modernen Technologien alles können, entspringt. Doch es könnte auch ganz anders kommen. Ein Impfstoff könnte gar nichts nützen, weil die Corona-Viren offensichtlich anders mit unserem Immunsystem interagieren als dies beispielsweise bei Masern oder Pocken der Fall ist. Bei diesen Infektionskrankheiten hält die Immunisierung ein Leben lang. Doch das Charakteristische an Corona-Viren ist, dass sich das Immunsystem schon nach wenigen Monaten nicht mehr erinnert und es folglich zu einer erneuten Infektion kommen kann, weil keine Antikörper gebildet werden. Auch ist der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, dass es sich nicht einfach um eine Art Grippe handelt, sondern um ein Virus, das tödlicher als HIV ist. Covid-19 kann alle Typen von Killerzellen, auch T-Zellen genannt, abtöten, insbesondere wenn es auf ein geschwächtes Immunsystem stösst. Das ist der Grund für die hohe Todesrate bei über 70-Jährigen und die geringe bei unter 35-jährigen. Das Verhältnis der Todesfallwahrscheinlichkeit von bis zu 20% bei Älteren steht einer statistischen Sterbewahrscheinlichkeit bei Jüngeren von 0,1% gegenüber. Insofern ist eine beträchtliche Asymmetrie zwischen den Generationen aufgetreten, die bisher äusserst unzureichend adressiert wird. Viele Länder zählen die Toten und Infizierten in Alters- und Pflegeheimen erst gar nicht, was die Statistiken stark verfälscht.

Konsequenzen der Pandemie

Es kommen also trotz beschleunigter Impfstoffentwicklung im „worst case“ weitere Infektionswellen auf uns zu, die sich sogar über Jahre erstrecken könnten. Für eine realistische Einschätzung der Gefahren und Chancen sollten Investoren offen sein, zumal die Pandemie nahezu das gesamte gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben des Planeten nun wesentlich mitbestimmt. Eine interessante Frage ist auch, warum weibliche Staatschefs wie in Neuseeland, Taiwan oder Deutschland weit besser mit der Krise umgehen zu können scheinen als populistische Machos wie Trump, Erdogan und Bolsonaro. Corona scheint sogar erheblichen Einfluss auf den Ausgang von Wahlen zu haben. In Südkorea wurde die sozialistische Regierung für das als allgemein gut eingestufte Krisenmanagement von den Wählern belohnt.

Für Investoren gibt es neben den vielfältigen Risiken der Pandemie auch Chancen wie im Bereich der Biotech-Aktien. Weitere noch offene Fragen betreffen die Produktionskapazitäten, wenn denn eine erste Zulassung erfolgt sein wird, sowie die „faire“ Verteilung. Die weltweite Impfung dürfte ein Jahr andauern. GSK und Sanofi, die beiden führenden Vakzinhersteller, könnten mit ihren Kapazitäten davon 20% abdecken.

Polyphor: Finanzierung bis ins erste Quartal 2021 durch liquide Mittel sichergestellt

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Ausgabepreis der Polyphor-Aktien mit 38 CHF am oberen Ende der Preisspanne. Bild: polyphor.com

Das Biotech-Unternehmen Polyphor sieht seine Geschäftstätigkeit bis ins erste Quartal 2021 sichergestellt. Insgesamt verfügte Polyphor per Ende 2019 noch über liquide Mittel von 77.4 Mio. CHF, wie das Allschwiler Unternehmen am Dienstag mitteilte.

Im vergangenen Jahr schrieb Polyphor einen Gesamtverlust von 64.7 Mio. CHF, wie den am Dienstag vorgelegten Zahlen zu entnehmen ist. Der durchschnittliche monatliche Mittelabfluss (Cash burn) lag bei 4.6 Mio. CHF nach 3.5 Mio. im Jahr davor.

Insgesamt wandte das Unternehmen im vergangenen Jahr 60.7 Mio. CHF für Forschung und Entwicklung (F&E) auf, 36% mehr als im Jahr davor. Die Kosten betrafen vor allem die Phase-III-Studien mit Murepavadin und den Beginn der Zulassungsstudie mit Balixafortide.

Einen Umsatz erzielte das Unternehmen im vergangenen Jahr nicht. Im Jahr 2018 waren noch Einnahmen von 6.5 Mio. CHF aus dem Abschluss einer Lizenzvereinbarung mit Santhera erzielt worden.

Patientinnen-Rekrutierung

In der Fortress-Studie zum Medikament Balixafortide zur Behandlung von Brustkrebs komme die Rekrutierung von Studienteilnehmerinnen aufgrund der guten Studiendurchführung schneller voran als geplant, schreibt das Unternehmen. Die ersten Daten für eines der primären Studienziele, die objektive Ansprechrate (Objective Response Rate, ORR), würden gegen Ende des ersten Quartals 2021 vorliegen.

Dagegen würden die Ergebnisse für das „progressionsfreie Überleben“ (Progression Free Survival, PFS) im vierten Quartal 2021 erwartet. Diese bildeten die Grundlage für einen regulären Zulassungsantrag in den USA und der EU.

Das Unternehmen sieht nun auch die Möglichkeit, eine Pipeline um Balixafortide herum aufzubauen. Das Unternehmen plane, Balixafortide als frühe Therapieoption von metastasierendem Brustkrebs und bei Tumoren mit anderen Kombinationen als Brustkrebs zu untersuchen.

Für das inhalierbare Murepavadin werde im vierten Quartal 2020 ein Antrag für eine klinische Studie und kurz danach der Beginn einer Phase-I-Studie erwartet. Im Fall einer Zulassung würde das Medikament die erste neue Klasse von Antibiotika für „Gram-negative Krankheitserreger“ in den letzten 50 Jahren darstellen.

Pandemie-Massnahmen

Bezüglich der Covid-19-Pandemie habe Polyphor in der Fortress-Studie alle geeigneten Massnahmen ergriffen, um Patientinnen, Studienleiter, Prüfärzte und alle an der Durchführung der Studie beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen, heisst es.

Per Ende April sei das Unternehmen im Zeitplan gelegen, um die Rekrutierung von 384 Patientinnen in der Fortress-Studie bis Ende September 2020 abzuschliessen und mit der Studie von inhalierbarem Murepavadin an gesunden Freiwilligen im vierten Quartal 2020 zu beginnen.

Die Aktien von Polyphor sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Zuletzt wurden 8.20 CHF für eine Aktie bezahlt.

tp/ra

Bucher Industries: Folgen der Corona-Pandemie im ersten Quartal stark spürbar

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Die Industriegruppe Bucher hat die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie im ersten Quartal stark zu spüren bekommen. Der Auftragseingang und der Umsatz entwickelten sich deutlich rückläufig. Für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen mit einem deutlichen Gewinnrückgang.

Sah Bucher zu Beginn des ersten Quartals noch eine „insgesamt solide“ Nachfrage nach seinen Produkten und Dienstleistungen, so führten die weltweiten Massnahmen wegen der Corona-Pandemie in der Folge zu Verzögerungen und Unterbrüchen in der Lieferkette, teilte Bucher am Dienstag mit. Zudem kam es zu Ausfällen von Mitarbeitenden sowie einer reduzierten Kundenaktivität. In der Folge fuhr Bucher die Produktion an mehreren Standorten zurück.

Insgesamt verringerte sich der Auftragseingang der Gruppe im Vergleich zum Vorquartal um 10,3% (währungsbereinigt -5,7%) auf 668 Mio. CHF. Der Umsatz ging mit einem Minus von 14,9% (währungsbereinigt -10,8%) auf 702 Mio. CHF noch deutlicher zurück.

Die Analysten hatten einen Rückgang des Auftragseingangs von Bucher etwa in der Grössenordnung geschätzt. Der AWP-Konsens lag bei 669 Mio. CHF. Der Umsatz lag allerdings eher am tieferen Ende der Schätzungen, im Schnitt erwarteten die Experten die Verkäufe bei 716 Mio. CHF.

Massnahmen initiiert

Die Gruppe habe allerdings zur Sicherstellung der Liquidität und der Rentabilität Massnahmen initiiert, heisst es weiter. So baute der Konzern seine Kreditlinien um 140 Mio. auf 300 Mio. CHF aus. Zudem habe er „diverse Kostensparprogramme“ implementiert und die Kapazitäten an die tieferen Produktionsvolumen angepasst.

Der Personalbestand belief sich auf 13’163 Vollzeitstellen (Vorjahr 13’522), allerdings waren davon per Ende März 887 in Kurzarbeit. Der Auftragsbestand der Gruppe lag per Ende des Quartals noch bei 955 Mio. CHF (-8,3%).

Frankreich-Produktion zurückgefahren

Die grösste Division, die im Markt für Landtechnik tätige Kuhn-Gruppe, trug mit 300 Mio. CHF zum Konzernumsatz bei, ein Rückgang von 14,2% im Vergleich zum Vorjahr. Währungsbereinigt lag das Minus bei 9,5%. Die Division musste ihre Produktion in Frankreich Mitte März herunterfahren. Der Auftragseingang ging um 4,4% auf 237 Mio. zurück, währungsbereinigt stieg er aber um 1,5%.

In der zweitgrössten Division Hydraulics sank der Umsatz mit einem Minus von 16,3% (währungsbereinigt -13,3%) auf 150 Mio. nur leicht. Das Minus war auf den tieferen Auftragsbestand zurückzuführen. Der Auftragseingang hielt sich mit einem Minus von 2% (währungsbereinigt +1,6%) auf 158 Mio. CHF.

In der Division Bucher Municipal, welche Kommunalfahrzeuge für die Reinigung von Strassen, Kanälen oder für den Winterdienst herstellt, lag der Umsatz bei 114 Mio. (-15,3%, währungsbereinigt -10,9%). Der Auftragseingang sank leicht auf 132 Mio. (-0,7%, währungsbereinigt +4,9%).

In der Division Emhart Glass – die Maschinen für die Herstellung von Glasbehältern produziert – sackten Umsatz und Auftragseingang nach einem guten Vorjahr ebenfalls ab. Bei Bucher Specials, wo unter anderem Fruchtpressen zur Herstellung von Wein oder Fruchtsäften hergestellt werden, konnte der Umsatz bei stark nachlassender Nachfrage knapp gehalten werden.

Deutlicher Umsatzrückgang im Gesamtjahr

Im Geschäftsjahr 2020 hätten sich die Unsicherheiten deutlich erhöht, stellt Bucher fest. Insgesamt rechnet der Konzern derzeit mit einem deutlichen Umsatzrückgang.

Die flexible Kostenstruktur solle zu einer Betriebsgewinnmarge im tiefen bis mittleren einstelligen Bereich sowie einem weiterhin positiven Konzernergebnis führen, auch wenn dieses „markant tiefer als im Vorjahr ausfallen dürfte“, heisst es.

Mit dem Bestand an liquiden Mitteln von 350 Mio. CHF per Ende März sowie dem Ausbau der Kreditlinien sei der Konzern für die Krise finanziell gut gerüstet, betont er.

Die Aktien der Bucher Industries AG werden an der SIX Swiss Exchange gehandelt. Zuletzt wurden Kurse von 264.60 CHF bezahlt.

tp/ra

Bondpartners: Dividende steigt nach sehr gutem 2019 auf 25 CHF

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Der Firmensitz der Bondpartners in Lausanne. Quelle: Bondpartners SA

Das Lausanner Finanzdienstleistungsunternehmen Bondpartners SA kehrte im 2019 – wie wir bereits im Januar berichteten – in die Gewinnzone zurück. Seit wenigen Tagen ist nun der detaillierte Geschäftsbericht entweder in französischer oder englischer Sprache verfügbar. Die definitiven Zahlen entsprechen erwartungsgemäss den vom Unternehmen erstellten provisorischen Kennzahlen. Mit der Veröffentlichung des Geschäftsberichts informierte Bondpartners auch über die Höhe der Dividende für das abgelaufene Jahr. Das Unternehmen beantragt eine Ausschüttung von 25 CHF pro Aktie nach 10 CHF im Vorjahr.

Starke Entwicklung des Bestandsportfolios

Im 2019 profitierte Bondpartners von der anhaltend positiven Entwicklung an den Finanzmärkten. Diese liess vor allem den Wert der Eigenbestände massiv ansteigen, während sich die Kennzahlen des ordentlichen Geschäfts nur wenig veränderten. So erzielte Bondpartners aus dem Wertschriftenbestand einen Gewinn von 5.1 Mio. CHF nach einem Vorjahresverlust von 3.4 Mio. CHF. Zusammen mit den im Vergleich zum Vorjahr deutlich tieferen Wechselkursverlusten resultierte so ein positiver Geschäftserfolg von 5 Mio. CHF nach einem Verlust von 5.2 Mio. CHF im 2018. Nach einem Verlust von 0.5 Mio. CHF im Vorjahr erreichte Bondpartners im 2019 einen Reingewinn von 3.1 Mio. CHF.

Coronakrise belastet Ausblick

Das erste Quartal 2020 war durch die Coronakrise gekennzeichnet. So legten die Umsätze gegenüber dem Vorjahr deutlich zu. Gleichzeitig fiel allerdings der Wert des Aktienportfolios deutlich. Weniger stark fielen die Obligationenkurse. Eine grosse Belastung für das Devisengeschäft stellte die Aufwertung des Frankens dar. Die Absicherungsgeschäfte haben die negativen Einflüsse gedämpft.

Bondpartners hat auf die Krise mit Massnahmen zur sofortigen und maximal möglichen Sicherung der Gesundheit der Mitarbeiter reagiert. Auch wurde das Riskmanagement verstärkt, um auf die Marktverwerfungen raschestmöglich reagieren zu können. Die Geschäftsleitung wird auch in der Krise an der gewohnten Tätigkeit festhalten. Dies macht die umsichtige Planung, die auch ein derartiges katastrophales Szenario umfasst, möglich. So besitzt Bondpartners hohe finanzielle Reserven in der Form von Eigenmitteln, die es erlauben, diese Situation zu überstehen.

Fazit

Die Geschäftszahlen von Bondpartners für das Jahr 2019 fallen erfreulich aus. Für das laufende Jahr sind angesichts der Marktverwerfungen keine Prognosen möglich. Dank der hohen Reserven ist das Finanzhaus jedoch keinesfalls in seiner Existenz bedroht und kann die Geschäftstätigkeit vollumfänglich weiterführen. Deutlich macht dies auch der Antrag auf eine Dividendenausschüttung von 25 CHF pro Aktie.

Die Aktien von Bondpartners werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Der letztbezahlte Kurs lag bei 835 CHF. Damit notieren die Titel mit einem deutlichen Abschlag von rund 45% auf den Buchwert per Jahresende 2019.

Kursverlauf und Umsätze der auf OTC-X gehandelten Aktie von Bondpartners. Quelle: money-net.ch

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär des Unternehmens.

Aluminium Laufen: Tieferer Umsatz und schwächeres Ergebnis 2019

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Das Betriebsgelände der Alu Laufen ist sehr tief bewertet. Quelle: Aluminium Laufen AG

Die Aluminium Laufen AG hat ein schwieriges Geschäftsjahr 2019 hinter sich. Die Verlangsamung der Konjunktur, hoher Wettbewerbsdruck und verstärkte Währungsverzerrungen führten zu einem erheblichen Umsatzrückgang und deutlich schwächeren Ergebnis. Gemäss einer Medienmitteilung des Unternehmens seien die Märkte durch hohe Unsicherheit geprägt, und die Wachstumsperspektiven werden als verhalten beurteilt.

Umsatz und Jahresergebnis tiefer als 2018

Der Ertrag des 1927 gegründeten Unternehmens ging 2019 auf 94.4 Mio. CHF (Vorjahr 105.4 Mio.) zurück. Nach Abschreibungen auf Sachanlagen in Höhe von 3.2 Mio. CHF weist die Alu Laufen AG ein Jahresergebnis von 0.2 Mio. CHF aus, was zum Vorjahr einer Reduktion von rund 0.5 Mio. entspricht. Die Eigenkapitalquote präsentiert sich mit über 80% gemäss bereinigtem Abschluss trotz der schwachen Rentabilität gesund. Gleichwohl verzichtet die in Liesberg ansässige Firma auf die Auszahlung einer Dividende, nachdem im Vorjahr noch bescheidene 70 CHF je Aktie ausgeschüttet wurden.

Der Hersteller von Aluminium-Halbzeug rechnet auch zukünftig mit Unsicherheit in den Absatzmärkten. Handelspolitische Spannungen, eine weitere Verlangsamung der Weltkonjunktur und eine Aufwertung des Schweizer Franken werden als Risiken angesehen. Chancen bietet dafür die Transformation der europäischen Automobilindustrie hin zu elektrischen und weiteren Antriebskonzepten. Dadurch erhöhe sich der mittelfristige Bedarf nach Strangpressprodukten.

Produktion in Tunesien gestartet

Der Produktionsstandort für Gusskomponenten in Tunesien konnte im vergangenen Geschäftsjahr erste Kunden beliefern. Die tunesische Einheit wird jedoch weiterhin finanzielle Unterstützung und den Wissensaustausch mit den Aktionären und dem Stammhaus Schweiz benötigen, da sie sich noch im Wissens-und Marktaufbau befindet. Die Produktion findet aktuell noch in bescheidenen Mengen statt, und die Situation bleibt aufgrund der schwachen Konjunktur anspruchsvoll.

Der Handel der Aktien der Aluminium Laufen AG findet ausserbörslich auf der Handelsplattform OTC-X der BEKB statt. Der letztbezahlte Kurs des selten gehandelten Titels liegt bei 9’805 CHF.

Orascom DH: Nach Ergebnisverbesserung in 2019 werden wegen Corona Investitionen gekürzt

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Der Immobilienentwickler und Hotelbetreiber Orascom DH hat die Erträge im Geschäftsjahr 2019 kräftig gesteigert und die Verluste eingegrenzt. Im laufenden Jahr sieht sich das Unternehmen des ägyptischen Investors Samih Sawiris aufgrund der Coronakrise mit grossen Herausforderungen konfrontiert und reduziert die Investitionen auf ein Minimum.

Der Umsatz der Gruppe stieg 2019 um einen Drittel auf 453 Mio. CHF, wie die Gesellschaft am Montag mitteilte. Aus operativer Sicht erhöhte sich das bereinigte EBITDA, bei dem Währungseinflüsse, Sondereffekte und Wertberichtigungen ausgeklammert sind, um 6% auf 74,3 Mio. CHF. Unter dem Strich verringerte sich der Verlust auf 31,3 Mio. CHF, nach einem Fehlbetrag von 45,9 Mio. im Vorjahr.

Coronakrise nimmt den Schwung

Mit dem Ausbruch der Coronakrise wurde die Entwicklung im laufenden Jahr jäh ausgebremst. So waren im Segment Hotels die Erträge 2019 noch um 8% auf 169 Mio. angestiegen. Mit den Reisebeschränkungen und den Hotelschliessungen im Laufe des Monats März sei das Geschäft zum Stillstand gekommen, heisst es.

Weniger stark wurde der Immobilienbereich von der Krise betroffen. Dank einem substanziellen Beitrag des Grossprojekts „O West“ in Kairo konnten die Nettoverkäufe 2019 auf 484 Mio. CHF mehr als verdoppelt werden, und der Ertrag erhöhte sich um mehr als 80% auf 233 Mio. CHF. Im ersten Quartal lag der Wert der Verträge dann in etwa auf dem Niveau des Vorjahrs, wie aus den Unterlagen hervorgeht.

Ausblick ausgesetzt

Den Finanzausblick für das Geschäftsjahr 2020 hatte die Gruppe bereits anlässlich der Zahlenpublikation für die ägyptische Tochtergesellschaft ODE Mitte April ausgesetzt. Die Gruppe sieht sich auch dank der „soliden“ Cash-Position aber gut positioniert, um die gegenwärtige Krise meistern zu können.

Um die Liquidität zu schonen, seien bereits verschiedene Massnahmen ergriffen worden. So werde etwa der Investitionsplan gekürzt, was im laufenden Jahr Einsparungen von 120 bis 125 Mio. CHF bringen soll. Auch seien die Marketing-Aktivitäten über alle Destinationen hinweg eingestellt worden.

Die Aktien der Orascom DH sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Zuletzt wurden 8.13 CHF für eine Aktie bezahlt.

an/rw

Reishauer: Maschinenbauer ist mit starker Bilanz gut gerüstet für die Krise

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Der neue Messestand von Reishauer für die EMO 2019

Fünf Wochen Lockdown machen auch dem in Wallisellen ansässigen Maschinenbauunternehmen Reishauer zu schaffen. «Ein so schwieriges Jahr wie 2020 habe ich noch nie erlebt», sagt daher Jost Sigrist, Verwaltungsratspräsident des 230 Jahre alten Unternehmens im Gespräch mit schweizeraktien.net. Reishauer entwickelt, produziert und vermarktet Schleifmaschinen für Zahnräder; die deutsche Tochtergesellschaft Felsomat fertigt Automationsanlagen rund um den Antriebsstrang. Hauptkunden der weltweit tätigen Gruppe sind Automobilhersteller und deren Zulieferer.

In Wallisellen und am deutschen Standort Königsbach-Stein wurde teilweise Kurzarbeit angemeldet, in den USA ruht die Produktion komplett. Reishauer ist doppelt schwer getroffen: nicht nur durch die Folgen der Corona-Krise, sondern auch durch die strukturelle Schwäche der Automobilindustrie.

Messestand von Reishauer an der Fachmesse EMO 2019. Bild: zvg
Weltweiter Nachfrageeinbruch bei Automobilen

Doch Jost Sigrist sieht in der aktuellen Phase auch Anzeichen, die ihn mittel- bis langfristig positiv in die Zukunft schauen lassen. «Der Lockdown zeigt doch, dass die Menschen nicht eingesperrt sein wollen», so Sigrist. Er schliesst daraus, dass das Bedürfnis nach Mobilität auch nach der Krise weiterhin sehr gross bleiben wird. Derzeit leidet die Nachfrage nach Automobilien allerdings sehr stark. Wann sich diese erholen werde, sei schwer zu sagen, so der VRP. Sigrist ist allerdings überzeugt, dass langfristig die Anzahl Fahrzeuge auf der Welt wieder steigen werde. In Europa liege die durchschnittliche Anzahl Fahrzeuge pro Familie bei zwei. In China müssten sich bisher drei Familien ein Fahrzeug teilen, erklärt Sigrist. Das Ziel der chinesischen Regierung sei es jedoch, die Anzahl Fahrzeuge pro Familie in den kommenden Jahren zu erhöhen. Klar ist für den Verwaltungsratspräsident daher auch, dass das Wachstum im Automobilmarkt nicht aus Europa kommen wird. «Die Nachfrage wird von China getrieben sein».

Operativer Gewinn geht 2019 um einen Viertel zurück

Gerade China und der chinesische Markt führten in 2019 aber zu einem deutlichen Umsatzrückgang bei der Reishauer Gruppe. Die Anzahl der produzierten Fahrzeuge war zwar auch weltweit rückläufig und erreichte laut Branchenverband OICA noch 92 Mio. Fahrzeuge (minus 5,2%). Bereits dies ist der stärkste Rückgang seit der Finanzkrise 2009. In Asien wurden mit 49.3 Mio. Fahrzeugen sogar 6.4% weniger Autos hergestellt als im Vorjahr. In Europa waren es 21.3 Mio. (minus 4.3%) und in Amerika 20.1 Mio. (minus 3.6%) Fahrzeuge.

Die rückläufigen Absatzahlen auf den Automobilmärkten hinterlassen in der Erfolgsrechnung der Reishauer Gruppe ihre Spuren. Der konsolidierte Nettoertrag erreichte nur noch 385.4 Mio. CHF (minus 7.8%), wobei sich die Reishauer AG (minus 3%) noch besser als Felsomat (minus 14%) entwickelte. Deutlich stärker als auf der Umsatzseite wirkte sich der negative Branchentrend auf den Betriebsgewinn aus. Das operative Ergebnis (EBIT) erreichte nur noch 36.1 Mio. CHF, rund einen Viertel weniger als im Vorjahr. Dies obwohl der Aufwand um 5,1% auf 360.4 Mio. CHF gesenkt wurde.

Starkes Finanzergebnis und gleichbleibende Dividende

Profitieren konnte die Reishauer Gruppe hingegen beim Finanzergebnis. Das Unternehmen wies per Ende 2019 Wertschriften und Geldmarktanlagen in Höhe von 152.2 Mio. CHF aus. Das Portfolio ist nach Angaben des Unternehmens bewusst konservativ zusammengesetzt. Dies führt dazu, dass das Finanzergebnis in schwachen Börsenjahren nicht ganz so stark wie der Markt leidet, die Performance in starken Börsenjahren jedoch etwas hinter den Indizes der Aktienmärkte zurückbleibt. Dennoch konnte aufgrund der ausserordentlich guten Entwicklung an den Finanzmärkten in 2019 ein positives Finanzergebnis von 8.8 Mio. CHF (Vorjahr: 5.6 Mio. CHF) erzielt werden. Das gute Finanzergebnis federte den Rückgang beim Betriebsergebnis etwas ab, so dass der Konzerngewinn nur um 13.5 % auf 36.9 Mio. CHF zurückging.

An der Generalversammlung vom 30. April, die ohne Publikum stattfinden wird, soll eine Dividende von 1’280 CHF je Aktie beantragt werden. Jost Sigrist begründet diesen Schritt mit einer konservativen, aber dafür konstanten Dividendenpolitik, welche das Unternehmen seit Jahren verfolgt.

Investitionen werden beibehalten

Er zeigt sich sehr zufrieden mit dem Abschneiden der Reishauer Gruppe im 2019. «Wir leiden zwar wie die gesamte Branche, aber auf einem hohen Niveau», so der Reishauer-VRP. Er verweist dabei auch auf das Kostenmanagement und die Innovationsfähigkeit. So hat Reishauer schon vor einigen Jahren begonnen, sich auf den Trend hin zu Hybridfahrzeugen und Elektromobilität einzustellen. 2019 sei es gelungen, das Angebot für die E-Mobilität weiter auszubauen. Reishauer rechnet damit, dass trotz der Corona-Krise «maximale Effizient für emissionsarmes Fahren», «höchste Sicherheit und Convenience», «autonomes Fahren», «E-Mobilität» und die «Digitalisierung der Fahrzeuge» die Megatrends in der Automobilindustrie bleiben werden. Um hier weiterhin vorne mit dabei zu sein, hat Reishauer in der aktuellen Krise seine Investitionen nicht zurückgefahren. Auch der Neubau der Produktionshallen in Wallisellen wird plangemäss fortgesetzt.

Auf konkrete Aussagen für das laufende Geschäftsjahr verzichtet die Gesellschaft angesichts der unsicheren Lage. Dazu fehle schlicht und einfach die Visibilität, heisst es.

Fazit

Die Automobilindustrie erhält seit zwei Jahren konjunkturellen Gegenwind und befindet sich mitten in einem tiefgreifenden Strukturwandel. In diesem Umfeld hat sich die Reishauer Gruppe im Geschäftsjahr 2019 gut behauptet. Dies insbesondere im Vergleich mit dem börsenkotierten Mitbewerber Klingelnberg, der schon kurz nach dem IPO erste Gewinnwarnungen publizieren musste und im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2019/20 in die roten Zahlen rutschte. Auch wenn die Reishauer Gruppe einen Rückgang beim operativen Ergebnis von rund einem Viertel zu verkraften hatte, so konnte sie für 2019 dennoch ein akzeptables Resultat vorlegen. Gemessen an den letztjährigen Zahlen sind die Aktien, deren Kurs binnen Jahresfrist um über 20% verloren hat, fair bewertet. Bei Kursen von 51’200 CHF (bzw. 56’000), die zuletzt für die Namen- (bzw. Inhaberaktie) auf OTC-X gezahlt wurden, liegt das Kurs-/Gewinn-Verhältnis bei moderaten 15 und das EV/EBITDA gerade einmal bei 6. Die Dividendenrendite beträgt etwa 2,5%.

Die Reishauer-Namenaktien haben durch die Corona-Krise überdurchschnittlich verloren. Chart: moneynet.ch

Allerdings sind diese Zahlen Vergangenheit, und es ist fraglich, ob es die Reishauer Gruppe angesichts der Corona-Pandemie in 2020 überhaupt schaffen wird, ein positives Ergebnis zu erzielen. Eine Prognose für das laufende Jahr ist daher schwierig. Experten rechnen damit, dass aufgrund der Corona-Pandemie der weltweite Automobilabsatz um 18% auf nur noch 65 Mio. Pkw schrumpfen wird. Langfristig orientierte Anleger können den Titel allerdings ruhig etwas genauer anschauen. Denn die Risiken bei einem Investment sind überschaubar. Das 230 Jahre alte Unternehmen verfügt über eine solide Bilanz. Per Ende 2019 lagen die flüssigen Mittel bei 157.3 Mio. CHF und der Wertschriftenbestand bei 152.2 Mio. CHF. Diese komfortable Liquiditätslage ermöglicht es dem Unternehmen, auch die aktuelle Krise gut zu überstehen, ohne auf Investitionen verzichten zu müssen. Auch die Eigenkapitalquote ist mit 70.1% (vor Gewinnverwendung) sehr solide. Die starke Substanz macht das Unternehmen krisenresistent. Angesichts der guten Marktposition von Reishauer und der Projekte im Bereich Elektromobilität scheint die Gruppe auch für die neue automobile Zukunft gerüstet.

Der ausgewiesene Buchwert pro Namen- und Inhaberaktie lag per Ende 2019 bei rund 36’000 CHF. Hinzu kommen noch stille Reserven, die im Anlagevermögen der Gruppe schlummern. Aktienkurse zwischen 40’000 und 50’000 CHF liegen im Bereich der Preise, die vor der Platzierung des Lorze-Pakets von Reishauer auf OTC-X gezahlt worden sind. Im Rahmen der Umplatzierung wurden von den beauftragen Finanzinstituten hohe Erwartungen geschürt, die aufgrund der konjunkturellen und strukturellen Veränderungen nicht erfüllt werden konnten. Hinzu kommt nun die Corona-Krise. Daher ist der Kurszerfall in den letzten drei Jahren durchaus nachvollziehbar. Allerdings dürften für langfristig orientierte, unternehmerisch denkende Anleger, Kurse in diesem Bereich wieder Einstiegskurse darstellen. Denn für eine Erholung der Märkte sollte die Reishauer-Gruppe gut aufgestellt sein, auch wenn heute noch nicht absehbar ist, wann diese Erholung kommen wird.

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