Die Lage auf dem Rundholzmarkt ist nach Aussage der HVM stabil. Bild: hvm-gr.ch
Die in Graubünden von über 25 Forstrevieren und Gemeinden getragene Holzvermarktung Graubünden AG (HVM) öffnet sich erstmals für private und institutionelle Anlegerinnen und Anleger. Das gibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung bekannt.
Nebst der Rund- und Energieholzvermarktung diversifiziere und investiere das Unternehmen ab 2025 in Holzwärmeverbünde, um Gemeinden und grosse private Wärmebezüger mit einheimischer Energie aus dem Bündner Wald zu versorgen, so die HVM.
Der Wald in Graubünden sei ein bedeutender Lebensraum mit regionaler Wertschöpfung und von hohem Wert in allen Belangen. Dessen Holz, einer der wenigen Bündner Rohstoffe, nehme als klimafreundliches Baumaterial und erneuerbarer Energieträger eine immer wichtigere gesellschaftliche und wirtschaftliche Rolle ein.
Mittendrin, so das Unternehmen, sei die Holzvermarktung Graubünden AG (HVM) als Marktführerin tätig und versorge Industrie, Handel und Energieanlagen mit nachhaltig produziertem Rund- oder Energieholz aus Bündner Wäldern. Dank dem waldnahen Aktionariat sei die HVM insbesondere in der Lage, die limitierte Ressource Holz auch langfristig für ihre Partner und Projekte abzusichern, was aus Sicht von Investoren und Geschäftspartner von besonderem Interesse sein könnte.
Mit der Öffnung des Aktionariats sei es demnach für private und institutionelle Anleger erstmals möglich, an der Wertschöpfung des Bündner Waldes zu partizipieren und gleichzeitig die Bündner Wald- und Holzwirtschaft zu stärken. Mit dem neuen Kapital will das Unternehmen in geplante kommunale Holzwärmeverbünde investieren.
Die Zeichnungsfrist beginnt am 29.10.2024. Vorbehältlich bleibt der Generalversammlungsbeschluss vom selben Tag. Ab dem 30.10.2024 steht der Platzierungsprospekt zur Verfügung bzw. kann aus dem Internet heruntergeladen werden.
Stéphanie Steiner, aber 1.11.24 neue CFO von Weiss+Appetito. Bild: zvg
Stéphanie Steiner, ab 1.11.24 neue CFO von Weiss+Appetito. Bild: zvg
Der Baudienstleister Weiss+Appetito erhält eine neue Finanzchefin. Wie das Unternehmen kürzlich bekannt gab, hat der Verwaltungsrat die 39-jährige Stéphanie Steiner als Nachfolgerin von Michael Eberhart ernannt. Sie wird ihre Funktion per 1. November 2024 übernehmen.
Stéphanie Steiner verfügt über Hochschulabschlüsse in Banking&Finance und Controlling. Nach verschiedenen Funktionen im Asset Management und Investmentbanking, darunter auch im Ausland, war sie mehrere Jahre in der Exportfinanzierung für die Credit Suisse tätig. 2016 wechselte sie zu einem Zürcher Bauunternehmen als Finanzchefin und Mitglied der Geschäftsleitung. Nach ihrem Umzug in die Westschweiz Anfang 2023 arbeitete Stéphanie Steiner bis zuletzt als CFO für ein Medizin- und Präzisionstechnikunternehmen in Biel. «Wir freuen uns sehr, mit Stéphanie Steiner nicht nur eine ausgewiesene Finanzexpertin gefunden zu haben, sondern auch eine Mitarbeiterin, die ihre Wurzeln im Seeland hat», so Verwaltungsratspräsident Walter Daumann.
Die Namenaktien Serie A der Weiss+Appetito AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden Kurse von 314 CHF je Aktie bezahlt.
… kehrt voraussichtlich nach vier Jahren als Spin-off wieder an die Börse zurück.Bild: PD
Die Börsen haussieren, und der Optimismus der Investoren hat durch die Zinssenkungen der Notenbanken weiter gewonnen. Dennoch fielen Anzahl und Volumina an den IPO-Märkten deutlich zurück. Die Emissionserlöse sanken im dritten Quartal um 35% gegenüber dem Vorjahresquartal auf 24.9 Mrd. USD, die Börsengänge um 14% auf 310. Mit Sunrise steht am Schweizer Markt zwar der nächste Börsenkandidat bereits in den Startlöchern, jedoch als Spin-off.
In der Schweiz fand das letzte IPO im März des Jahres statt. Obwohl Galderma den Erstzeichnern stattliche Gewinne bescherte, mangelte es im zweiten und dritten Quartal an Nachfolgern. In Deutschland ist die Lage gleich: Kein einziger Börsengang in den letzten zwei Quartalen. Anfang Jahr waren die Erwartungen hoch, doch tatsächlich schoben 14 der 15 von der SIX genannten IPO-Kandidaten in der Pipeline den Börsengang auf. Gründe lassen sich viele finden. Die Verschlechterung der geopolitischen Lage durch die immer weiter eskalierenden militärischen Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten, die für November anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA mit unsicherem Ausgang sowie die rezessiven Tendenzen, vor allem in Europa.
Löst sich der IPO-Stau auf?
Bessere Bewertungen aus der Sicht der Emittenten ergeben sich zwangsläufig bei sinkendem Zinsniveau. Die Diskontsätze der zukünftigen Cash-Flows und die Risikoprämien fallen mit den Zinssätzen. Dagegen steigen die KGVs der IPOs, wenn das Interesse und die Nachfrage der Erstzeichner zunehmen. So gesehen kann sich der aktuelle Stau auch schnell in einen Boom wandeln – wenn das Umfeld stimmt. Eine Börse im Aufschwung ist schon einmal eine gute Basis für Neuemissionen. Erst Ende September hat sich mit der Bosch-Tochter Syntecon ein weiterer IPO-Kandidat enttarnt. Der Hersteller von Verpackungsmaschinen für die Pharma-Industrie verlegt den Sitz in die Schweiz, nannte aber noch keinen Zeitplan für den angestrebten Börsengang an der SIX.
Globale IPO-Aktivität pro Quartal. Grafik: EY Global IPO Trends Q3 2024
Chinesische Emittenten gehen wieder an US-Börsen
Laut dem Quartalsbericht zum IPO-Markt von EY ist das Marktgeschehen von grenzüberschreitenden Börsengängen, sogenannten cross-border IPOs, so stark wie noch nie geprägt. Sie bestreiten 9% der IPOs im dritten Quartal. Die SIX hat allerdings das Nachsehen, da chinesische Emittenten wieder den US-Markt vorziehen. Grund ist, dass sich die USA und China auf gemeinsame Grundsätze bei der Wirtschaftsprüfung geeinigt haben. Da an den US-Börsen höhere IPO-Bewertungen durchsetzbar sind, fällt die Wahl der chinesischen Unternehmen auf die amerikanischen Börsen.
Bewertungs-Arbitrage macht für Emittenten Sinn
Insgesamt sind in den ersten drei Quartalen 62 nicht-amerikanische Unternehmen an die US-Börsen gegangen; in der Vorjahresperiode waren es noch 48. Umgekehrt gingen 54 Unternehmen aus der asiatisch-pazifischen Region in anderen Ländern an die Börse, nach 45 im Vorjahreszeitraum. Die KGVs an den US-Börsen liegen bei über 20x, in China bei 12x und in Hongkong bei unter 10x. An den europäischen Börsen liegen die Markt-KGVs meist bei etwa 15x. Weiterhin hebt EY hervor, dass Spin-offs und Equity Carve-outs sowie Börsengänge von Private-Equity-finanzierten Unternehmen das Marktgeschehen dominieren. Ein Beispiel hierfür ist der angekündigte Spin-off von Sunrise. Erst vor vier Jahren war das Telekom-Unternehmen von Liberty Global von der Börse genommen worden.
Sektor-Rotation
Das sinkende Zinsniveau führt auch zu einer Verschiebung unter den Sektoren, die an der Börse gefragt sind. Waren es in der Phase mit höheren Zinsen vor allem die Sektoren Energie, Materialien, Industrie und Technologie, die gefragt waren, so überwiegen jetzt die Sektoren Konsum, Finanzen, Healthcare und Real Estate. Die Veränderungen in den ersten drei Quartalen 2024 zur Vorjahresperiode sind teilweise gravierend. In der Betrachtung nach Emissionsvolumen fiel Materials von 9% auf 3%, Energy von 12% auf 4% und Technology von 29% auf 18%. Demgegenüber stieg der Anteil von Real Estate von 2% auf 8%, der von Financials von 3% auf 8% und der von Healthcare von 8% auf 15%.
IPO-Erlöse weltweit nach Sektoren. Grafik: EY Global IPO Trends Q3 2024
Künstliche Intelligenz entzündet Anlegerfantasie
Eine besondere Rolle spielen weiterhin IPOs von Unternehmen aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz. Laut EY sind in den letzten beiden Jahren jeweils 60 IPOs aus diesem Segment erfolgt. Die Hälfte davon verzeichnete soweit eine negative Performance. Gegenwärtig sind rund 50 weitere KI-IPOs im Registrierungsprozess, wovon ein Drittel profitabel sein soll.
Ausblick
Der Ausblick für die globalen Primärmärkte ist vorsichtig optimistisch, jedoch auch überschattet von geopolitischen Risiken, Wahlunsicherheiten und der Frage, ob der Rückgang der Inflation nachhaltig ist. Letzteres ist massgeblich für Tempo und Ausmass weiterer Zinssenkungen durch die Notenbanken. Das gilt insbesondere für die europäischen Primärmärkte, denn in den USA, Indien und weiteren Ländern läuft die Wirtschaft gut, was sich sowohl auf die Börsentendenz wie auch das Anlegerinteresse an Neuemissionen niederschlägt.
Der Sommer bleibt eine schwierige Jahreszeit für die Davos Klosters Bergbahnen. Bild: davosklostersmountains.ch
Es reicht ein Blick auf die nackten Zahlen, um zu erfassen, welcher Jahreszeit die Davos Klosters Bergbahnen AG (DKB) ihren Erfolg verdanken. Der Winter spülte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/2024 einen Umsatz von 44.6 Mio. CHF in die Kasse, der Sommer hingegen mickrige 2.7 Mio. CHF. Die Ersteintritte im Winter liegen mit 990’000 somit fast zehnmal über den Sommerbesuchen mit 116’000.
Das bedauern VR-Präsident Carlo Schertenleib und CFO Yves Bugmann im Vorwort des Geschäftsberichts: «Der Wermutstropfen bleibt die Gästestruktur, welche nach wie vor zu wünschen übrig lässt. Vor allem Schweizer Gäste verabschieden sich im Sommer leider immer mehr aus Davos. Eine Trendwende diesbezüglich bleibt vorerst Wunschdenken. Die Wertschöpfung im Sommer ist deshalb auch nur ein Bruchteil von derjenigen im Winter.»
Hotelumsatz nimmt weiter zu
Es ist nicht nur der Winter, der die Davoser frohlocken lässt. Annährend 40% des Umsatzes erzielt die DKB mittlerweile mit ihren Hotel- und Gastrobetrieben. Vom Gesamtumsatz von 85.4 Mio. CHF entfallen 30.0 Mio. auf dieses Segment. Und das mit steigender Tendenz. Im vergangenen Geschäftsjahr legte der Hotelumsatz nochmals um 7,2% zu. Auch auf die Logiernächte heruntergebrochen ergab sich ein Plus, wenngleich ein relativ bescheidenes mit 0,6%. Im Vorjahr konnten die Gästezahlen in den Hotels um 9,6% gesteigert werden.
Noch vor 5 Jahren habe der Hotel- und Gastroumsatz, so CEO Vidal Schertenleib in einem Interview mit schweizeraktien.net, bei 16 Mio. CHF gelegen. Mittlerweile besitzen die DKB über 20 Hotels mit 3’500 Betten. Das entspricht etwa einem Viertel aller Hotelbetten. Deshalb sei der Bereich Hotels und Gastronomie nebst dem Bergbahngeschäft und der technischen Beschneiung eines der drei strategischen Handlungsfelder und zentraler Bestandteil der vertikalen Integration im Unternehmen, so Schertenleib.
Es könne deshalb als Privileg in Davos und in Klosters betrachtet werden, dass die Bergbahnen sich, inklusive Beschneiung, selber finanzierten und nicht Finanzspritzen der öffentlichen Hand beanspruchten, wie es heute bei vielen Skigebieten Standard ist, betonen Schertenleib und Bugmann.
Hoher Anstieg der Abschreibungen
Wegen eines höheren Personalaufwands von 23.7 Mio. CHF (Vorjahr: 20.9 Mio.) und dem betrieblichen Aufwand, der von 17.4 auf 19.7 Mio. CHF gestiegen ist, erwirtschaftete die DKB ein EBITDA von 37.9 Mio. CHF, das entspricht der Höhe des Vorjahrs.
Auffallend an der Aufwandseite ist vor allem der starke Anstieg der ausserordentlichen Abschreibungen um 8.7 Mio. CHF. Aufgrund der hohen Investitionen seien neben den betriebswirtschaftlichen auch noch knapp 14 Mio. CHF ausserordentliche Abschreibungen vorgenommen worden, schreiben die Verantwortlichen.
Unter dem Strich geht der Jahresgewinn damit von 16.7 Mio. auf 9.3 Mio. CHF zurück.
Eigenkapitalquote wegen Investitionen rückläufig
Im Berichtsjahr wurden insgesamt 65.9 Mio. CHF investiert, soviel wie noch nie in der Geschichte der Davos Klosters Bergbahnen AG. Neben dem Kauf des Hotels Sunstar, welches neu Mountain Plaza Hotel heisst, gab es auch beim Hotel Alpina in Klosters einen Pachtwechsel von der Familie Conzett zur Seven Group. Das Hotel wurde zudem für rund 3.5 Mio. CHF saniert und den heutigen Bedürfnissen angepasst. Weiter seien wiederum im Betrag von mehr als 10 Mio. CHF «unsichtbare» Investitionen in die Bergbahninfrastruktur, Beschneiung, IT und Pistenfahrzeuge investiert worden, so die DKB.
Die hohen Investitionen führen zu einer deutlich höheren Bilanzsumme sowie der damit verbundenen Reduktion der Eigenkapitalquote auf 38,4% (Vorjahr 46%).
Ausblick
Verschiedene Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Inflation sowie geopolitische Unsicherheiten würden das Unternehmen auch weiterhin beschäftigen und stark fordern, so die DKB. Auch die Währungsschwankungen seien ungewiss und bei grösseren Schwankungen ein Hemmnis für den Tourismus. Der Cashflow soll nach dem Wunsch der Verantwortlichen auch zukünftig nachhaltig und im Rahmen der erzielten Ergebnisse investiert werden.
Nach den grossen Hotelsanierungen Strela, Waldhuus, National und Alpina werden im kommenden Jahr auch noch die sehr umfangreichen Umbauarbeiten beim Hotel Joseph’s House abgeschlossen. Allein in dieses aus denkmalpflegerischer Sicht erhaltenswerte Hotel investieren die DKB über 20 Mio. CHF.
Fazit
Die Davos Klosters Bergbahnen sind sehr erfolgreich unterwegs. Die Strategie, neben den Bergbahnen und den Beschneiungsanlagen mit dem Erwerb neuer Hotels ein drittes Standbein aufzubauen, geht auf. Auch wenn dies zunächst mit hohen Investitionen einhergeht.
Für den Sommer fehlt aber die klare Strategie. Auf diesen Sommer hin wurde das Modell «Premiumcard» angepasst und die Attraktivität für Kurzaufenthalter erhöht. Im Vordergrund soll grundsätzlich die Vermarktung von Biken und Wandern stehen. Aber damit fehlen immer noch die internationalen Touristen, die in vergleichbaren Destinationen wie Zermatt oder St. Moritz ein einträgliches Sommergeschäft garantieren.
Für die DKB wäre es gerade auch wegen der hohen Kapazität an Hotelbetten wünschenswert, wenn hier Davos Tourismus und die Hotelbetreiber am gleichen Strang ziehen würden.
Die Generalversammlung vom 27. September 2024 beschlossen eine Dividende von 7.50 CHF auszuzahlen, damit 2.50 CHF weniger als im vorangegangenen Geschäftsjahr. Aufgrund der hohen Investitionen ist der Rückgang sicher gerechtfertigt.
Die Aktie der Davos Klosters Bergbahnen AG wird auf OTC-X gehandelt. Zuletzt kostete eine Aktie 265 CHF. Die Dividendenrendite entspricht auf diesem Kursniveau 2,9%, das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 10,5.
Die Kursentwicklung der DKB AG zeigt über die letzten fünf Jahre einen klaren Aufwärtstrend. Quelle: otc-x.ch
Hinweis in eigener Sache: Am 29. Oktober 2024 findet der Branchentalk Tourismus am Flughafen Zürich statt.
Der grosse starke Jäger ist auf der Suche nach Nahrung. Bild: stock.adobe.com
Der grosse starke Jäger ist auf der Suche nach Nahrung. Bild: stock.adobe.com
Die Volatilität und Richtungssuche der Börsen während des Vormonats setzten sich nahtlos im September fort. Ein Favoritenwechsel ist im Gang, nur ist noch nicht klar, wer die neuen Zugpferde sein werden. Auch die Large-Cap und Small- und Midcap Indizes laufen auseinander, dieses Mal jedoch in einem umgekehrten Muster.
An der Schweizer Börse war das Kursgeschehen im September von der Outperformance defensiver Titel geprägt. Givaudan Geberit, Sonova, Swisscom und Versicherungen konnten deutlich zulegen. Doch Nestlé fehlte, aber das hat spezifische Gründe. Verlierer waren neben Nestlé vor allem Kühne & Nagel und auch Roche und Novartis sowie Lonza. Der SMI gab im Monatsverlauf um 2,3% nach, liegt aber seit Anfang Jahr noch mit 9,2% im Plus. Der Nebenwerte-Index SPIEXX, zum Vergleich, legte im Lauf des Monats immerhin um 0,7% zu, seit Jahresbeginn liegt die Performance bei 6,5%.
Starten Small- und Mid-Caps jetzt durch?
Das Muster einer beginnenden Outperformance der Small- und Mid-Caps ist auch in den USA und in Deutschland zu beobachten. Der Dow-Jones stieg im September um 1,5% und seit Anfang Jahr um 12%. Doch der Russell Mid-Cap Index um 1,8% respektive 13%. Beim Dax sind es 2,1% und 15,4%, beim M-Dax dagegen 4,7% und -1%. Daraus lässt sich lesen, dass das Mid-Cap-Segment nach der langen Zeit der Underperformance auf der ermässigten Kursbasis durchaus wieder Interesse auf sich zieht. Es zeigt sich allerdings auch, dass der Trend, wie immer, in den USA geschaffen wird, und dann erst mit der Zeit den Atlantik überquert. Ein Grund für die zuletzt bessere Performance der Small- und Mid-Caps ist, dass grosse Konzerne ihren Bedarf an Fremdkapital weitgehend am Kapitalmarkt decken, kleine und mittlere Unternehmen sich jedoch eher kurzfristig finanzieren und deshalb schneller und stärker von tieferen Zinsen profitieren.
Gewinner und Verlierer im Small- und Mid-Cap Bereich
Dennoch bleiben Nebenwerte risikobehaftet, wie sich an der katastrophalen Performance von Titeln wie Hochdorf, Meyer Burger und Gurit zeigt, die in den letzten drei Monaten zwischen 50% und 90% verloren haben. Auf der Favoritenliste gab es im September mehr Sonnenschein als Regen. Barry Callebaut erholte sich im letzten Monat um 13,8% und scheint damit die Tiefs hinter sich zu lassen. Auch SIG Group bewegt sich wieder nach oben, im September immerhin um mehr als 5%. Galderma gab einen Teil der Vormonatsgewinne wieder ab, SKAN bleibt in dem engen Kursband um die 80 CHF, verzeichnete jedoch am letzten Handelstag im September einen rekordhohen Aktienumsatz von mehr als 99’000 Stück. Das Durchschnittsvolumen in den letzten 12 Monaten liegt bei lediglich 17’700 Stück. Bei Medartis dagegen ging es nochmals um 8,8% abwärts. Gemessen am Höchstkurs liegt der Kursverlust bei über 60% – trotz positiver Geschäftsentwicklung.
Neu auf der Favoritenliste: Geberit
Im gegebenen, von Unsicherheiten geprägten Investmentumfeld empfiehlt es sich, auf Aktien von soliden und gut geführten Unternehmen zu setzen und spekulative Titel zu meiden. Ein solcher Titel ist Geberit. Die Aktie wurde gestern auf schweizeraktien.net durchleuchtet. Mit einer Nettogewinnmarge von über 20% ist es ein Ausnahmeunternehmen, das aufgrund der innovativen Produktentwicklungen und der starken Marktstellung weiterhin eine stabile Nachfrage erfahren dürfte. Bis zum Hoch errechnet sich ein Kurspotenzial von rund 40%.
OTC-X Liquidity Index verliert
Auf OTC-X hat sich seit Beginn des zweiten Quartals ein Abwärtstrend etabliert. Der Liquidity-Index liegt 3,4% unter dem Niveau des Jahresbeginns. Unter den grossen Verlierern finden sich mit Patiswiss (-45,8%) und Griesser (-32,1%) auch ehemalige Favoriten. Daneben ragen Reishauer mit -50% und Versorger heraus. Auf der Plusseite finden sich u.a. SSE, ebenfalls ein ehemaliger Titel der Favoritenliste, mit 34,5% sowie Weisse Arena mit 29,4%.
Kursrutsch bei Cendres+Métaux
Die Performance der OTC-X Valoren auf der Favoritenliste ist gemischt, jedoch per saldo positiv. Espace Real Estate konnte nach Vorlage der überzeugenden Zahlen für das erste Halbjahr leicht zulegen. Die anderen drei Titel gaben dagegen leicht nach. Während Weleda und Weiss+Appetito noch im grünen Bereich liegen, sackte Cendres+Métaux unter das Niveau von Anfang Jahr. Das Zahlenwerk für das erste Semester war zwar nicht wirklich schlecht, aber eben auch nicht inspirierend. Da die Liquidität noch geringer geworden ist, sorgten schon die im Verlauf des Septembers gehandelten 17 Aktien für einen Kursrutsch von über 10%, noch bevor am 26. September ein Block von weiteren 17 Aktien den Besitzer wechselte.
Transparenz im Luxusgüter-Sektor?
Da die Cendres+Métaux Aktie sehr günstig bewertet ist, bleibt sie fürs Erste auf der Favoritenliste, jedoch auch unter Beobachtung. Es ist etwas unstimmig, dass laut Aussage des CEO im vergangenen Jahr die Kommunikation und die Liquidität der Aktie verbessert werden sollten, aber das Gegenteil der Fall zu sein scheint. Das Luxus-Segment ist abgesehen von den hochkapitalisierten Unternehmen wenig transparent, was auch ein Grund dafür sein kann, dass Lalique sich nach einem nur fünfjährigen und für die Minderheitsaktionäre wenig erfolgreichen Intermezzo von der SIX zurückgezogen hat. Auch das Desinteresse an Transparenz, konsistenter Kommunikation mit den Aktionären und einem angemessenen Kursniveau bei Swatch weist in dieselbe Richtung.
Geberit nahm im August im portugiesischen Keramikwerk eiinen neuen Brennofen in Betrieb, der doppelstöckig beladen werden kann, und die Arbeit von drei Tunnelöfen leistet. Dabei wird viel Energie und CO2 eingespart. Bild: geberit.com
Geberit nahm im August im portugiesischen Keramikwerk eiinen neuen Brennofen in Betrieb, der doppelstöckig beladen werden kann und die Arbeit von drei Tunnelöfen leistet. Dabei wird viel Energie und CO2 eingespart. Bild: geberit.com
Die Baukonjunktur ist zwar europaweit eingebrochen, doch die zuletzt fulminante Kursentwicklung der Immobilienaktien signalisiert schon, dass der neue Zinssenkungszyklus die Perspektiven der Zulieferer verbessert. Die Aktie von Geberit ist zwar nicht gerade günstig bewertet, liegt jedoch gut 30% unter ihrem Hoch und kommt schnell in Fahrt.
Wenn auch selten in den Schlagzeilen, ist der Sanitärspezialist Geberit doch eine der grossen Erfolgsgeschichten an der Schweizer Börse. Im laufenden Jahr wird das 150. Jubiläum gefeiert. Der Börsengang fand 1999 statt. Die ersten Kurse lagen um 36 CHF. Zwischen 2009 und 2021 kletterte die Aktie von 100 CHF auf 770 CHF. Erst bei knapp über 400 CHF endete die Nach-Covid Korrektur. Dem war zwischen Mitte 2020 und Ende 2021 ein ausserordentlicher Wachstumsschub vorausgegangen. Während dieser sechs Quartale lag die Wachstumsrate auf dem höchsten Niveau seit dem IPO 1999. Im Geschäftsjahr 2021 wurde das Dreifache der im langjährigen Mittel erzielten Wachstumsrate erzielt. Das Tief der Aktie wurde erst im Oktober 2023 verzeichnet, also vor einem Jahr. Zwischenzeitlich hat sich die Aktie wieder auf über 550 CHF vorgearbeitet.
Zinssenkungen könnten der Baubranche einen Schub geben, von dem auch die Geberit-Aktie profitieren wird. Chart: six-group.com
Resilienz im Abschwung
Trotz der schwachen Baukonjunktur in weiten Teilen Europas während der vergangenen zwei Jahre ist aber das Geschäft bei Geberit nicht eingebrochen. Dabei waren die makro-ökonomischen Belastungen extrem. Ins Gewicht fallen die Verwerfungen der Lieferketten, Inflation, der Krieg in der Ukraine, ein höheres Zinsniveau und ein starker Franken. Dennoch konnte das Umsatzniveau gehalten werden, und die Profitabilität blieb hoch. Im ersten Halbjahr 2024 betrug die EBITDA-Marge starke 31,6% und die Nettogewinnmarge 21,4%!
Vielsagender Semesterbericht
Die Halbjahreszahlen verdienen einen genaueren Blick. Der Umsatz ist um 1,4% auf 1.64 Mrd. CHF gefallen, jedoch in Lokalwährungen um 1,7% angestiegen. Der Währungseffekt beläuft sich auf negative 52 Mio. CHF. Das EBITDA ging zwar um 1,6% auf 518 Mio. CHF zurück, die Marge blieb jedoch mit 31,6% nahezu unverändert. Sie bewegt sich somit unverändert oberhalb des Zielbandes von 28% bis 30%. Der Nettogewinn ging um 5% auf 350.2 Mio. CHF zurück, allerdings fielen die Steuerzahlungen mit 83.6 Mio. CHF um 13 Mio. CHF höher als in der Vorjahresperiode aus. Nicht zuletzt zeigen die Quartalszahlen, dass das zweite Quartal mit einem Umsatzwachstum von 4,1% gegenüber der Vorjahresperiode wieder deutlich positiv ausfiel.
Faktoren der Geschäftsentwicklung
Bei Geberit entfallen 60% des Geschäftsvolumens auf den Renovierungsmarkt. Dieses Segment ist weitgehend konjunkturunabhängig und sorgt somit für relativ stabile wiederkehrende Erlöse. Und das Neubaugeschäft, also die verbleibenden 40%, läuft zwar im wichtigen Markt Deutschland verhalten und in West- und Nordeuropa schlecht, aber in Osteuropa, den USA, der asiatisch-pazifischen Region und in Afrika sowie dem Mittleren Osten gut. Während die fortgesetzte Frankenstärke schwer auf den Ergebnissen lastet, sorgten die rückläufigen Preise für Energie und Materialien für einen deutlich abgesenkten Warenaufwand. Mit 439.4 Mio. CHF lag er 7,3% unter dem Wert im ersten Semester 2023. Der Personalaufwand stieg dagegen um 3,1% auf 401.9 Mio. CHF. Hier schlägt sich die Lohninflation nieder.
Aktienrückkaufprogramme
Der Gewinn je Aktie fiel im ersten Halbjahr nur um 3,3% auf 10.57 CHF, was auf die durch Aktienrückkäufe verminderte Zahl der ausstehenden Aktien zurückzuführen ist. Das Aktienrückkaufprogramm, das 2022 initiiert worden war, ist 2024 abgeschlossen worden. Insgesamt wurden 600 Mio. CHF aufgewendet, wodurch die Anzahl der Aktien um 3,6% reduziert wurde. Daraufhin wurde ein neues Aktienrückkaufprogramm an der GV im Mai 2024 beschlossen, das mit Beginn des dritten Quartals 2024 angelaufen ist. Demnach sollen über den Zeitraum von zwei Jahren weitere 300 Mio. CHF für Aktienrückkäufe aufgewendet werden.
Dividendenhistorie
Somit fliesst Kapital nicht nur durch die stetig steigenden Dividenden an die Aktionäre zurück, sondern auch durch die Aktienrückkäufe. Die Dividendenhistorie von Geberit ist beeindruckend. Waren es 2008 noch 5.20 CHF je Aktie, so lag die im laufenden Jahr ausgeschüttete Dividende nach kontinuierlichen Anhebungen bei 12.70 CHF. Die aktuelle Dividendenrendite beträgt somit 2,3%.
Innovationsführerschaft
Im Gegensatz zu vergleichbaren Unternehmen ist Geberit seit langem schon der Innovationsführer in der Sanitärindustrie. Das 1874 gegründete Unternehmen revolutionierte das Sanitärwesen bereits 1900 durch die Innovation des aus Holz gefertigten Spülkastens für Toiletten, der ab 1905 in Serie gefertigt wurde. In der Folge konnten die Toiletten beim Hausbau integriert werden. Anfänglich als Keramiklösung konzipiert, wurde die Innovation des Kunststoff-Spülkastens seit 1952 zum eigentlichen Treiber der Expansion, zunächst in Westeuropa, nach dem Fall der Berliner Mauer auch in Osteuropa. Es folgten die USA, Nordeuropa und der ferne Osten. Mittlerweile ist Geberit mit 26 Produktionsstätten weltweit präsent. Produziert wird in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Slovenien, Italien, Indien, China und den USA. Die Produkte sind in über 100 Ländern eingeführt. Die Anzahl der Mitarbeitenden beträgt rund 11’000.
Markenstrategie
Innovationskraft, Fokussierung auf Sanitärwesen und -technologie, selektive geografische Expansion sowie kontinuierliche Optimierung der Geschäftsprozesse bilden den Kern der Unternehmensstrategie. Das zahlt sich in der führenden Marktstellung und der hohen Profitabilität aus. Zur Marktstellung gehört auch eine klare Markenstrategie. Geberit wurde als Markenname bereits 1953 eingetragen. Doch die zahlreichen Akquisitionen wurden meist unter ihren eingeführten Markennamen weitergeführt. Seit 2019 wurde die Markenstrategie jedoch vereinheitlicht, um als Geberit weltweit die entsprechende Wahrnehmung zu erlangen. Die Marken Keramag in Deutschland, Allia in Frankreich, Pozzi-Ginori in Italien und Kolo in Polen wurden allesamt auf Geberit umgestellt.
Nachhaltigkeit
Auf dem Dach des Kulturzentrums De Doelen in Rotterdam kommt Pluvia, das Dachentwässerungssystem von Geberit, zum Einsatz. Bild: geberit.com
Zu den Innovationen der jüngeren Vergangenheit zählen der Unterputzspülkasten Alpha, die Infrarotfernbetätigung, das Rohrleitungssystem für die Trinkwasser- und Heizungsversorgung FlowFit sowie das Entwässerungssystem Super Tube für Hochhäuser. Die innovativen und hochtechnologischen neuen Produkte kommen auch in Ländern wie Indien, den USA oder im Mittleren Osten gut an. Dazu trägt wesentlich bei, dass Geberit nicht nur von Nachhaltigkeit spricht, sondern auch nachaltig wirtschaftet sowie entsprechende Produkte entwickelt. Im Fokus steht der sparsame Umgang mit der wertvollen und zunehmend knappen Ressource Wasser. Nachhaltigkeit ist bei Geberit schon seit 1990 integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Die Emissionen von Treibhausgasen werden jährlich um 5% reduziert.
Investitionen
Wie Profitabilität und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen, zeigt der im August 2024 in Betrieb genommene neue Brennofen in Portugal. Der neue Tunnelofen kann zweistöckig beladen werden und ersetzt drei ältere Brennöfen. Die jährliche Produktionskapazität steigt von 900’000 Sanitärkeramiken auf 1,3 Mio. Stück. Dabei wird der Energieverbrauch um 40% gesenkt. So werden jährlich 3500 Tonnen CO2 eingespart. Zudem wird die heisse Abluft für Trockner und Lüftungsanlagen genutzt, was zusätzlich hilft, Energie einzusparen.
Problemlösungen
Die Innovationen beschränken sich längst nicht mehr nur auf Sanitärinstallationen und Badezimmer, sondern liefern auch Lösungen für grosse Probleme unserer Zeit, wie das Wassermanagement. Das Dachentwässerungssystem Pluvia vermindert Überschwemmungen, da das Regenwasser aufgefangen wird, Grünflächen bewässert und zur Gebäudekühlung beiträgt. Solche Lösungen erfahren durch die zunehmend starken Regenfälle, die mangels Abflüssen zu städtischen Flutkatastrophen beitragen, sowie die Überhitzung in den Städten rege Nachfrage.
Ausblick
Die Unternehmensleitung ist zuversichtlich, aus der gegenwärtigen Konjunkturschwäche gestärkt hervorzugehen. Die Neubaugenehmigungen in Europa sind 2023 um 15% zurückgegangen und im ersten Quartal 2024 um weitere 5% gefallen. Von der begonnenen Zinssenkungsrunde seien jedoch neue Impulse für den Wohnungsbau zu erwarten. Für 2024 wird ein etwa gleichbleibender Umsatz in Lokalwährungen erwartet. Im globalen Renovationsgeschäft wird mit einem robusteren Verlauf gerechnet. Generell wird ein struktureller Trend zu höherwertigen Sanitärstandards ausgemacht. Die EBITDA-Marge wird bei 29% erwartet, da das zweite Semester traditionell schwächer als das erste ausfalle.
Fazit
Innovations- und Marktführerschaft gepaart mit dem Fokus auf Profitabilität und eine Strategie der kontinuierlichen Verbesserung der Geschäftsprozesse bilden ein Rezept, das bei den Aktionären von Geberit weiterhin für Zufriedenheit sorgen sollte. Nur sehr wenige börsenkotierte Unternehmen vermögen langfristig Nettogewinnmargen von 20% zu realisieren. Dafür braucht es eine gut exekutierte und fokussierte Strategie, Disziplin bei der Umsetzung und Burggräben, die für Wettbewerber kaum zu überwinden sind. Die Aktie erscheint auf aktuellem Kursniveau vielversprechend, vor allem scheinen die Risiken im Vergleich zu anderen Aktien eher gering.
Die letzte GV nach 13 Jahren: CEO Markus Hasler wird von VRP Franz Julen verabschiedet. Bild: zvg
Die letzte GV nach 13 Jahren: CEO Markus Hasler wird von VRP Franz Julen verabschiedet. Bild: zvg
Seit 13 Jahren ist Markus Hasler CEO der Zermatt Bergbahnen AG (ZBAG). Zum 1. Januar 2025 wird er in Pension gehen und die Funktion an Martin Hug übergeben. In seinem letzten vollen Geschäftsjahr 2023/24, das am 31. Mai endete, lieferte er neue Rekordwerte: Der Nettobetriebsertrag stieg auf 94.4 Mio. CHF (+7,2%), der operative Gewinn auf Stufe EBITDA um 4,3% auf 50.8 Mio. CHF. Während seiner Amtszeit ist der Umsatz um fast 50% gestiegen, und das EBITDA hat sich fast verdoppelt.
36 Mio. CHF Dividenden seit der Fusion ausgeschüttet
Grund genug für Verwaltungsratspräsident Franz Julen, Hasler im Rahmen der Generalversammlung für seine hervorragende Arbeit zu danken. Mit Blick auf die 317 anwesenden Aktionäre, die in diesem Jahr wieder einer Dividende von 5 CHF zugestimmt haben, wies er auch auf die Dividendensumme hin, welche die Zermatt Bergbahnen AG seit der Fusion im Jahr 2002 ausgeschüttet hat: 36 Mio. CHF haben die Aktionäre in diesem Zeitraum erhalten. Julen strich jedoch nicht nur die wirtschaftlichen Erfolge von Markus Hasler heraus, sondern lobte auch seine Führungsqualitäten. Er hob auch die Geduld hervor, die Hasler gerade bei schwierigen Projekten immer wieder bewiesen hatte.
Matterhorn Alpine Crossing und Ski Weltcup Zermatt
Mit der neuen 3S Seilbahn gelangt man von Zermatt nach Italien. Bild: zvg
Diese Geduld war gerade in den vergangenen Jahren wichtig. Denn die Zermatt Bergbahnen haben nicht nur kräftig in das neue Projekt Matterhorn Alpine Crossing, eine Alpenüberquerung mit der Seilbahn nach Italien, investiert, sondern sich auch für Ski-Weltcuprennen Zermatt-Cervinia eingesetzt. Bekanntlich konnte der Weltcup aus unterschiedlichen Gründen, vor allem witterungsbedingt, nicht durchgeführt werden. Auch das Alpine Crossing geriet wegen technischer Herausforderungen in die Schlagzeilen. Franz Julen machte jedoch im Zusammenhang mit dem Vorzeigeprojekt klar, dass es sich um ein völlig neues Produkt handle und es dabei zu erwarten gewesen sei, dass Fehler auftreten würden. «Mittlerweile liegen wir aber nur knapp hinter dem Businessplan», so Julen. Markus Hasler zeigte später auf, dass in diesem Jahr bereits fast 20’000 Personen, ohne Skifahrer, das Alpine Crossing genutzt hätten. Ein internationaler Reiseverkehr werde jedoch erst ab 2025 möglich. «In 15 bis 20 Jahren werden wir froh sein, dass wir dieses Projekt realisiert haben», so VR-Präsident Julen. Auch in Bezug auf den Ski Weltcup zeigte sich Julen zuversichtlich: «Der Weltcup wird kommen, wenn Zermatt es will», so Julen. In der Diskussion ist derzeit eine Wiederauflage der Rennen am Gornergrat.
IKON-Pass statt Zusammenarbeit mit Vail Resorts
Auch vom Markteintritt des US-Skiresortbetreibers Vail Resorts lässt sich Julen nicht verunsichern. Panik und Aktionismus seien nicht angebracht. Auch habe der Verwaltungsrat entschieden, selbst nicht für andere Bahngesellschaften zu bieten. «Wir investieren unser Geld lieber hier, in Zermatt», so Julen. Eine Hintertür liess er sich dennoch offen. Falls sich in Cervinia einmal eine Gelegenheit ergebe, werde man dies prüfen. Die US-Gäste holen die Zermatt Bergbahnen über die Kooperation mit dem IKON-Pass ab, der von der Alterra Mountain Company ausgegeben wird. «Aus der Kooperation mit dem amerikanischen IKON-Pass resultierte eine beachtliche Anzahl von Gästezutritten in Zermatt», berichtete CEO Markus Hasler. Die Anzahl Gäste aus New York und Los Angeles wuchs dank der Kooperation im zweistelligen Prozentbereich. Aufgrund der guten Resonanz konnte der bestehende Zusammenarbeitsvertrag mit Alterra mittelfristig verlängert werden, so Hasler.
Rekordgästezahlen im Sommer und im Winter
Obwohl sich die wirtschaftliche Situation im vergangenen Jahr schwierig gestaltete und die geopolitischen Krisen das Umfeld prägten, war die Nachfrage von Gästen aus dem asiatischen Raum und aus Nordamerika hoch und bescherte der ZBAG neue Rekordergebnisse im Ausflugsgeschäft, sodass der Verkehrsertrag im Sommer um 22,2% gegenüber dem Vorjahr auf 24.6 Mio. CHF anstieg. Die schlechten Witterungsbedingungen ab Mitte März 2024 bis zum Ende der Wintersaison Anfang Mai beeinflussten die Zahl der Ersteintritte sowie die Erträge im Bereich Wintersport. Dass trotzdem im Wintersport ein Ergebnis und finanzielle Kennzahlen auf Rekordhöhe erzielt werden konnten, lag laut der Gesellschaft am dynamischen Pricing sowie der Akzeptanz des IKON-Pass.
Aufgrund der guten Entwicklung stieg der Personenverkehrsertrag um 7,7% auf 88.3 Mio. CHF, wovon 63.7 Mio. CHF oder 72% im Winter und 24.6 Mio. CHF im Sommer erwirtschaftet wurden. Im Gegensatz zu anderen Bergbahnen ist die ZBAG mit Ausnahme des Restaurants Matterhorn Glacier Paradise und der Shops ein reines Transportunternehmen und betreibt keine Nebengeschäfte. Der Nettobetriebsertrag kletterte im Geschäftsjahr 2023/2024 insgesamt auf 94.4 Mio. CHF.
Betriebsaufwand steigt deutlich an
Allerdings hat das starke Wachstum auch einen höheren Betriebsaufwand nach sich gezogen: Der Personalaufwand kletterte um fast 9% auf 26.2 Mio. CHF, der Sachaufwand fiel mit 17.4 Mio. CHF um fast 14% höher als im Vorjahr aus. Unter dem Strich verblieb ein EBITDA in Höhe von 50.8 Mio. CHF, was einer Marge von 53,8% entspricht. Der Cashflow erreichte 47.4 Mio. CHF und erlaubte wiederum Investitionen in Höhe von 48.7 Mio. CHF. Diese flossen u.a. in den Ersatz der Pendelbahn Zermatt – Furi, die Umgestaltung des Gästebereichs Talstation Matterhorn-Express sowie in die Erstellung eines neuen Verwaltungsgebäudes.
Nach Abschreibungen in Höhe von 44.6 Mio. CHF und einem Finanz- und Steueraufwand von 3.4 Mio. CHF verblieb ein Unternehmensgewinn in Höhe von 3.1 Mio. CHF. An der Generalversammlung, an der Paul-Marc Julen neu in den Verwaltungsrat gewählt wurde, beschlossen die Aktionäre die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 5 CHF je Aktie. Ausserdem stellte sich an der GV auch der neue CEO Martin Hug vor, der am 1. Januar 2025 das Amt von Hasler übernehmen wird. Derzeit ist Hug noch für sein eigenes Beratungsunternehmen sowie als Gemeindepräsident der Gemeinde Flims tätig.
Fazit
Die Zermatt Bergbahnen AG hat ein weiteres Rekordjahr hingelegt. Wie bei den meisten touristischen Betrieben konnte sie vom ungebrochenen Reiseboom nach dem Ende der Pandemie profitieren. Selbst die Rückschläge beim Projekt Matterhorn Alpine Crossing und das vorläufige Ende der Ski-Weltcup-Pläne konnten die Lage nicht trüben.
Obwohl die Zermatt Bergbahnen AG für 2023/24 Rekordzahlen ablieferte, ist der Aktienkurs seit Jahresbeginn rückläufig. Chart: otc-x.ch
Der Aktienkurs der Namenaktien der Zermatt Bergbahnen AG hat seit Jahresbeginn rund 10% verloren. Zuletzt wurden auf OTC-X 465 CHF für eine Namenaktie bezahlt. Gemessen an den klassischen Kennzahlen wie KGV und Dividendenrendite wirken die Titel wenig attraktiv, denn das KGV ist mit 85 sehr hoch und die Dividendenrendite mit 0,9% unterdurchschnittlich. Allerdings schreibt die ZBAG ihre Anlagen sehr aggressiv ab, was sich in der Anlagenrechnung zeigt. Der Anschaffungswert der Sachanlagen lag bei rund 900 Mio. CHF, der Buchwert per Ende Mai 2024 lediglich bei 230 Mio. CHF. So gesehen dürfte der ausgewiesene Buchwert in Höhe von 192 CHF je Aktie deutlich unter dem wirklichen Substanzwert liegen. Eine Übernahme durch Vail Resorts oder andere, bei der die stillen Reserven gehoben würden, kann ausgeschlossen werden, da die Aktienmehrheit in der Region liegt und zwischen der ZBAG, der Gemeinde und dem regionalen Gewerbe ein enges Zusammenspiel besteht. Hauptaktionäre sind die Burgergemeinde Zermatt, die BVZ Holding AG und die Einwohnergemeinde Zermatt. Ausserdem hat die Bahnengruppe mit dem IKON-Pass nun auch eine Lösung gefunden, wie sie am wachsenden Interesse nordamerikanischer Gäste profitieren kann. Die Aktie bleibt also eher ein Titel für Anleger mit einem Bezug zur Region, die auch an der Generalversammlung, die bisher immer auf dem Trockenen Steg stattgefunden hat, teilnehmen möchten.
Hinweis in eigener Sache: Am 29. Oktober 2024 findet der Branchentalk Tourismus am Flughafen Zürich statt. Egon Gsponer, der neue CEO der BVZ-Gruppe, und Alice Kalbermatter, CFO, werden am Investoren-Meeting teilnehmen.
Binnen Jahresfrist hat sich der Kurs der Reishauer-Aktie halbiert. Chart: otc-x.ch
Binnen Jahresfrist hat sich der Kurs der Reishauer-Aktie halbiert. Chart: otc-x.ch
Es vergeht kaum ein Tag, an dem die europäische und insbesondere die deutsche Automobilindustrie nicht in den Schlagzeilen steht. Erst kürzlich hatte der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck zu einem Autogipfel geladen, um die Schwierigkeiten in der Branche und Lösungsansätze zu besprechen. Auch die Schweizer Reishauer Gruppe, zu der die deutsche Tochter Felsomat gehört, spürt das schwierige Umfeld. Für 2024 sind die Auftragsbücher noch gut gefüllt. Im Jahr 2025 dürfte es schwieriger werden, bevor 2026 und 2027 ein Aufschwung erwartet wird. Dies berichtet Verwaltungsratspräsident Alex Waser auf Nachfrage von schweizeraktien.net. Der Aktienkurs von Reishauer hat den drohenden Abschwung bereits vorweggenommen und sich seit Jahresbeginn halbiert.
Zurückhaltung in der Elektromobilität
Waser ist gerade von der AMB, einer internationalen Messe für Metallbearbeitung in Stuttgart, zurückgekehrt. Die Transformation vom Verbrenner hin zu batteriebetriebenen Fahrzeugen (BEV) sei in vollem Gang, so Waser. Das Interesse an den neuen Maschinen und Applikationen der Reishauer-Gruppe sei gross. Doch insgesamt spüre auch Reishauer die Zurückhaltung der europäischen OEMs. Mittlerweile erzielt die Reishauer Gruppe zwei Drittel der Umsätze mit Maschinen und Anlagen im Bereich der Elektromobilität. In Fernost läuft das Geschäft nach wie vor gut. Mehr als 50% der Aufträge entfallen auf diesen Markt, 10% auf Indien, 25% auf Europa und der Rest auf den amerikanischen Kontinent.
Die Reishauer-Gruppe war an der Fachmesse AMB mit einigen Neuigkeiten vertreten. Bild: zvg
Doch der negative Trend der Automobilindustrie geht an Reishauer und Felsomat nicht vorbei. «Viele Projekte wurden gestoppt, verschoben oder reduziert», so Waser. Nach dem ersten Nachfrageboom, vor allem nach Fahrzeugen im Premium-Segment, sei dieser Markt vorerst gesättigt. Es fehlten bezahlbare elektrisch betriebene Fahrzeuge im niedrigen und im Einsteiger-Segment. Neben den politischen Unsicherheiten nennt Waser auch die derzeit noch nicht ebenbürtige Alltagstauglichkeit der Fahrzeuge als Gründe für die Zurückhaltung bei den Endkunden. Positiv bewertet er hingegen, dass es immer mehr Anwendungen für elektrische Antriebe gibt. «LKW, Busse, Baumaschinen und auch Landmaschinen wie Traktoren gibt es jetzt als BEV», so Waser.
«Elektromobilität wird sich durchsetzen»
Alex Waser, der zuvor als CEO beim Spezialisten für Laserschneiden, Bystronic, tätig gewesen ist, zeigt sich mittel- bis langfristig überzeugt davon, dass sich die Elektromobilität durchsetzen wird. Dies, obwohl es derzeit danach aussehe, dass es eine vorübergehende Tendenz zurück zu Hybridantrieben und reinen Verbrennern gebe, so Waser. Für die Reishauer-Gruppe stellt dies wiederum eine Chance dar, denn das Kerngeschäft des über 200 Jahre alten Maschinenbau-Unternehmens sind Schleifmaschinen für Zahnräder, die in Fahrzeugen mit mehrstufigen Getrieben eingesetzt werden. «Wir sind in beiden Welten gut aufgestellt», sagt der Verwaltungsratspräsident.
Durststrecke für 2025 erwartet
Im laufenden Jahr rechnet die Reishauer-Gruppe mit «einem vernünftigen Jahr», wobei Projektverzögerungen bei Felsomat eine Herausforderung darstellen. Für 2025 falle die Nachfrage jedoch bereits jetzt geringer aus, sodass interne Sparmassnahmen eingeleitet wurden. Dies kann bis hin zur Kurzarbeit gehen. «Wir wollen uns 2025 aber auch bereit für den Aufschwung machen», so Waser. Diesen erwartet das Unternehmen für 2026, spätestens 2027. Die Investitionen in neue Technologie-Projekte und auch in die mittelfristig geplante Bauetappe in Wallisellen sieht Waser nicht als gefährdet an und verweist auf die solide Bilanz mit einer Eigenkapitalquote von mehr als 50%. Im Geschäftsjahr 2023 erzielte die Reishauer-Gruppe noch einen Umsatz von 513.3 Mio. CHF und wies einen Gewinn von 15.8 Mio. CHF aus.
Fazit
Die Tochtergesellschaften der Reishauer Beteiligungen AG leiden unter der schwachen Automobilkonjunktur. Der Kursverlauf der Aktie gleicht dabei dem vieler anderer Automobilzulieferer. Positiv ist zumindest in der aktuell herausfordernden Lage, dass weder die Reishauer AG noch die Felsomat GmbH & Co. KG von einem oder nur wenigen Kunden abhängig sind. Hinzu kommt die breite geografische Diversifikation. Auch die Bilanz ist solide, das Eigenkapital je Aktie lag per Ende 2023 noch bei 36’000 CHF. Allerdings muss es Reishauer auch gelingen, die nächsten zwei schwachen Jahre ohne Verluste zu überstehen, damit sich das Eigenkapital nicht verflüchtigt. Ebenso ist es wichtig, dass die Bilanzstruktur gut gemanagt wird, denn die Bilanz wurde im vergangenen Jahr wegen vieler in Arbeit befindlicher Projekte aufgebläht. Auch die Aufnahme von Darlehen wäre, wenn man die Reishauer-Historie betrachtet, ein Traditionsbruch.
Nach dem jüngsten Kurszerfall sind die auf OTC-X gehandelten Aktien allerdings mit zuletzt 20’100 CHF nicht mehr zu teuer. Gelingt es, die Durstrecke im kommenden Jahr ohne grosse Blessuren zu überstehen, dürfte sich ein Investment in die Aktie für mittelfristig handelnde Anleger auszahlen. Schaut man die Dividendenhistorie an, so wurden in den vergangenen zehn Jahren selbst in schwierigen Zeiten wie 2020 und 2022 Ausschüttungen getätigt. Es kann daher zwar nicht als sicher, aber als sehr wahrscheinlich angenommen werden, dass auch für 2024 und 2025 Ausschüttungen erfolgen werden.
Nicht erlaubte Methoden bei der Aufarbeitung und Abfüllung von Trinkwasser bei Nestlé Waters führten 2024 zum Skandal. Bild: PD
Jede langfristig erfolgreiche Dividendenstrategie basiert auf der Auswahl exzellent geführter Unternehmen. Ein wesentlicher Faktor für deren Erfolgskurs ist das Management. Ein abrupter Austausch eines CEO, wie jetzt bei Nestlé, kann zwar notwendig sein, ist aber nicht unbedingt ein gutes Signal. Die Reaktion der Börse auf den Wechsel an der Spitze spricht Bände. Zeit, sich von Nestlé zu trennen.
Der weltgrösste Nahrungsmittelproduzent war vor der Ära Schneider als traditionsbewusst bekannt. Kritiker fanden jedoch schärfere Worte und bezeichneten Nestlé als sklerotisch. Das sollte sich ab Anfang 2017 mit der Berufung von Ulf Mark Schneider zum CEO ändern. Schneider war kein Eigengewächs, sondern extern, was einen Bruch der Tradition bedeutete. Er sollte frische Dynamik bringen und den weitverzweigten Konzern in eine neue Ära des Wachstums steuern. Es war eine wahre Herkulesaufgabe, die Schneider jedoch sehr gut erfüllte. Das Votum der Börse war eindeutig. Der Aktienkurs konnte sich innerhalb von fünf Jahren auf 130 CHF fast verdoppeln.
Gesundheitsprodukte statt Wurst und Eiscrème
Trotz innerer Widerstände konnte Schneider das Portfolio der Produkte verjüngen, sich von wachstums- und margenschwachen Bereichen trennen und neue Akzente setzen. Gesundheitsprodukte ersetzten Wurst, Süsswaren und Eiscrème. Das umstrittene Wassergeschäft wurde bis auf die Premium-Marken veräussert. Umgekehrt wurden zahlreiche Akquisitionen zur Stärkung in rasch wachsenden Bereichen des Kerngeschäfts getätigt, u.a. im Lebensmittelsegment und bei Haustiernahrung. Die Produktpalette wurde im Hinblick auf veränderte Konsumgewohnheiten ausgebaut, beispielsweise durch «Functional Food» und vegane Alternativen. Der global marktführende Konzern mit 93 Mrd. CHF Umsatz in 2023 hat immer noch über 2000 Marken im Portfolio. Besonders ins Gewicht fallen die 31 Marken, die jeweils über 1 Mrd. CHF Jahresumsatz generieren. Schneider hat auch einen Teil der Beteiligung an L’Oréal verkauft. Der Wert der verbliebenen 20% Beteiligung liegt bei 38 Mrd. CHF, was 18% der aktuellen Market Cap von Nestlé in Höhe von 210 Mrd. CHF entspricht.
Back to «Business as usual»?
Das eigentlich Kritische des plötzlichen CEO-Austauschs ist, dass der Nachfolger Laurent Freixe ein altgedienter Nestlé-Manager ist, der bereits vor acht Jahren ein Kandidat für den CEO-Posten war und nun den Konzern wieder auf traditionelle Weise führen soll. Obwohl es in der Schneider-Ära auch Skandale gab, zuletzt durch nicht erlaubte Methoden bei der Aufarbeitung und Abfüllung von Trinkwasser in der Schweiz und Frankreich, war es in der Schneider-Periode doch recht gut gelungen, Nestlé aus den Schlagzeilen zu halten – ganz im Gegensatz zu der Zeit davor.
Ob bleivergiftete Babynahrung, Zerstörung der Regenwälder, Kinderarbeit, Tierversuche oder die Verschmutzung der Ozeane, Nestlé hatte nichts ausgelassen und damit stets für ein schlechtes Image, negative Schlagzeilen und etliche Negativpreisverleihungen gesorgt. Bis heute ist Nestlé neben Coca-Cola der grösste Ozeanverschmutzer durch Plastikflaschen. Nestlé wieder auf eine traditionelle Spur zu bringen, ist gleichbedeutend mit der Wiederaufnahme respektive Fortsetzung fragwürdiger Geschäftspraktiken – so jedenfalls lässt sich der Kurssturz an der Börse seit Bekanntmachung des CEO-Austauschs interpretieren.
Streichung auf der Liste der «Dividendenstrategie»
Durch die scharfe Korrektur ist die Aktie jetzt unter den Kurs von November 2018 gefallen, zu dem Nestlé auf die Liste der ausgesuchten Titel der Dividendenstrategie von schweizeraktien.net gesetzt worden war. Zwar wird die Dividende von zuletzt 3 CHF je Aktie noch gut verdient, doch das Steigerungspotenzial ist nach den minimalen Erhöhungen der letzten Jahre eher als beschränkt einzuschätzen. Die seit Aufnahme auf die Liste gezahlten Dividenden seit 2019 summieren sich auf 14.20 CHF je Aktie, womit der Total Shareholder Return immer noch positiv ausfällt – bei noch tieferen Kursen jedoch nicht mehr. Daher wird die Aktie von der Liste der «Dividendenstrategie» von schweizeraktien.net gestrichen, zumal die Prognose nicht positiv ausfällt. Es ist erst die zweite Aktie, die gestrichen wird nach Landis+Gyr. Diese hatte zwar 2019 einen guten Lauf, stürzte dann jedoch ab und steht auch heute noch tiefer als beim IPO 2017. Die zuletzt gezahlte Dividende von 2.25 CHF je Aktie liegt ebenfalls unter dem Niveau der ersten beiden Jahre an der Börse.
Dividendenperle CFT
Die Compagnie Financière Tradition ist ein global aktiver Finanzbroker mit Sitz in Lausanne. Genauer gesagt handelt es sich um einen der weltweit führenden Interdealer-Broker. Geschäftsgegenstand ist die Zusammenführung von Angebot und Nachfrage bei Derivaten, Optionen, Rohstoffen und Finanzinstrumenten aller Art zwischen professionellen Marktteilnehmern. Die Spezialisierung besteht darin, dass die oft exotischen Finanzkonstrukte nicht über die Börsen gehandelt werden, sondern im OTC-Markt oder direkt zwischen den Parteien. Das über die Jahrzehnte aufgebaute Netzwerk ermöglicht solche nicht alltäglichen Deals, die auch auskömmliche Margen für den Broker CFT bieten. Eine detaillierte Darstellung von Geschäftstätigkeit und -modell sowie der Marktstellung in diesem wenig transparenten Segment wurde auf schweizeraktien.net im Mai 2023 publiziert.
Der Kursverlauf der Aktie von CFT entwickelt sich seit drei Jahren konstant nach oben. Chart: six-group.com
Gewinn- und Dividendenhistorie überzeugt
Für die Aktie spricht eine kontinuierliche Gewinn- und Dividendenentwicklung, die zwar nicht spektakulär ist, dafür aber seit mehr als einem Jahrzehnt überaus kontant. 2013 wurden 2 CHF je Aktie ausgeschüttet, dieses Jahr waren es 6 CHF. Die Perspektiven für weitere Dividendenerhöhungen sind gut. Im ersten Halbjahr 2024 nahm der konsolidierte Umsatz um 9,2% auf 577 Mio. CHF zu. Davon entfielen 537.1 Mio. CHF auf das Brokerage-Geschäft, der Rest anteilig auf Joint Ventures. Das EBITDA kletterte um 10,6% auf 92.2 Mio. CHF, was einer operativen Marge von leicht gesteigerten 16% entspricht. Der Nettogewinn erhöhte sich um 12% auf 79.9 Mio. CHF. Der Gewinn je Aktie erreichte 7.98 CHF, nach 6.93 CHF in der Vorjahresperiode. In der Präsentation zum ersten Semester ist das Zahlenwerk detailliert dargestellt.
Weiterhin spricht das gegenwärtige Kapitalmarktumfeld für die Aktie. CFT profitiert von volatilen Märkten und der durch tiefe Burggräben gekennzeichneten Marktstellung. Es gibt im Interdealer Brokerage nur wenige Konkurrenten, und die sind kleiner als CFT. Allerdings ist die Liquidität der Aktie eher gering. Das tägliche Handelsvolumen bewegt sich in der Regel zwischen einigen hundert und einigen tausend Stück. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 1,2 Mrd. CHF. Der Hauptaktionär Viel & Cie. hält 68,26%. Der Streubesitz wird mit 21,6% angegeben. Der aktuelle Kurs beträgt 152 CHF.
Das Skigebiet in Andermatt ist seit zwei Jahren zu 55% im Besitz von Vail Resorts. Bild: www.andermatt-sedrun-disentis.ch
Das Skigebiet in Andermatt ist seit zwei Jahren zu 55% im Besitz von Vail Resorts. Bild: www.andermatt-sedrun-disentis.ch
Seit einigen Wochen sorgt der US-Skiresortbetreiber Vail Resorts mit seinen Übernahmeplänen in der Schweiz für Schlagzeilen und bewegt auch die Kurse von ausserbörslich gehandelten Aktien, wie beispielsweise der Weissen Arena AG. An einer Fachtagung der Seilbahnenbranche in Andermatt erläuterte Mike Goar, der Vertreter von Vail in der Schweiz, die Strategie des börsenkotierten Konzerns.
Europäischer Markt im Visier
Wer gedacht habe, er werde nun mit einer Liste von Übernahmezielen sein Referat beginnen, werde leider enttäuscht, so Goar an der Tagung der Fachzeitschrift von Seilbahnen International (SI). Als börsenkotiertes Unternehmen müsse Vail Resorts allerdings sehr transparent sein, auch was die Expansionsschritte betreffe. Europa sei der grösste Markt weltweit für Skisport. Daher sei es nur folgerichtig, dass Vail mit seinen mehr als 2.4 Mio. Epic-Pass-Besitzern und bisher 42 Resorts diesen attraktiven Markt auch erschliessen wolle. Gerade mit Blick auf den Klimawandel bringe das Geschäftsmodell von Vail Stabilität und datengetriebene Expertise in den Markt. Je mehr Skigebiete Vail betreibe, desto einfacher sei es für einen Epic-Pass-Besitzer, bei ungünstigen Schneebedingungen auf ein Gebiet mit Schneesicherheit umzuschwenken. Ein Epic-Pass kostet derzeit 1’025 US-Dollar für die Saison und erlaubt es, in weltweit rund 80 Skigebieten von Vail zu fahren. Der Vorteil für Vail liegt darin, dass bereits Anfang Dezember rund 70% des Jahresumsatzes in den Büchern ist, dies unabhängig vom Wetter.
Mike Goar von Vail Resorts (links) an der Fachtagung von Seilbahnen International. Bild: schweizeraktien.net
Keine Target-List, aber klare Kriterien für Zukäufe
Derzeit ist Vail in der Schweiz an der Andermatt-Sedrun Sport AG mit 55% und am Skigebiet in Crans-Montana mit 84% beteiligt. Mit vier europäischen Skiresorts bestehen Partnerschaften, darunter auch mit Verbier in der Schweiz. «Wir sprechen derzeit auch mit weiteren Skiresorts über Partnerschaften», so Goar. Auf Nachfrage von schweizeraktien.net betont er allerdings, dass Beteiligungen die Priorität vor den Partnerschaften haben. Dabei gehe es Vail immer um die Mehrheit. Allerdings können Minderheitsaktionäre weiter beteiligt bleiben. Dies ist auch in Andermatt der Fall mit Andermatt Swiss Alps sowie einigen Kleinaktionären.
Standort und Erreichbarkeit wichtig
Die Schlüsselkriterien, nach denen Vail seine Akquisitionsziele auswählt, sind klar definiert. Das Epic-Pass-Netzwerk soll Weltklasse-Skigebiete umfassen, ebenso wie kleinere regionale Skigebiete. Wichtigste Kriterien seien der Standort und die Erreichbarkeit, die Marke der Destination, die Anbindung ans Netzwerk, die Demografie der Gästestruktur und das Gästeerlebnis, das das Resort biete. Am Beispiel von Crans-Montana machte Goar deutlich, dass hier der «Brand» zwar etwas in die Jahre gekommen und auch das Gästeerlebnis nicht mehr zeitgemäss sei. Doch genau hier bringe Vail Resorts seine Erfahrung ein. «Wir arbeiten in Crans-Montana nun daran, den Brand und die Qualität des Skigebietes wieder auf ein hohes Niveau zu bringen.» Auch in Andermatt würden von Vail in den kommenden Jahren rund 110 Mio. CHF investiert.
Mike Goar betonte zum Abschluss nochmals, dass keine Liste mit Akquisitionszielen im Management existiere: «Wir haben nur unsere Akquisitionskriterien. Wenn es hier Unternehmen gibt, die passen, werden wir die Gespräche führen und entsprechend weiterverfolgen.»