BioVersys: Seng Chin Mah, VRP; Marc Gitzinger, CEO (von links) beim Börsengang an der SIX. Bildquelle: six-group.com
Die Börsen waren zunächst gut ins neue Jahr gestartet, was auch die IPO-Märkte beflügelte. In Europa fanden im ersten Quartal 2025 immerhin 24 Börsengänge mit einem Emissionsertrag von 3.8 Mrd. Euro statt, in Nordamerika sogar 82 mit einem Ertrag von 11.6 Mrd. Euro, so die ZKB in ihrem aktuellen IPO-Newsletter für das 1. Quartal 2025. Mit BioVersys kann auch die SIX einen gelungenen Börsengang verzeichnen.
Noch im Februar hielten sich die US-Indizes in Rekordnähe, an den europäischen Börsen sorgten die deutschen Sondervermögen und neue EU-Investitionsprogramme noch Anfang März für einen Flug in ungeahnte Höhen. Dann jedoch brachen die Märkte ein. Die US-Indizes verloren über 10%, der Rest der Welt folgte nach. Ähnlich wie bei der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine realisierten die Marktteilnehmer erst mit Zeitverzögerung, dass sich die Marktbedingungen gravierend geändert hatten. Auf eine Welt der eskalierenden Zölle, Exportkontrollen und weiterer Handelshemmnisse waren die Marktteilnehmer offensichtlich nicht ausreichend vorbereitet.
Marktsignale
Aktien, US-Bonds und der USD fielen gleichzeitig – ein seltenes Ereignis und ein klares Marktsignal mit Blick auf die Inflationserwartungen und die unrealistischen Hoffnungen auf mehrere Zinssenkungsschritte in den USA. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA schätzen Ökonomen nun mit 50% ein. Die unkonventionelle Wirtschaftspolitik der Trump Administration scheint nach dem Urteil der Märkte weniger das Ende der Globalisierung als vielmehr das Ende des wirtschaftlichen Populismus herbeizuführen. Die Preise für Importe steigen in den USA schon empfindlich, die Pensionskonten der arbeitenden Bevölkerung sind innert kürzester Zeit um die 10% zusammengeschrumpft.
Einhorn Klarna verschiebt IPO
Die Unsicherheit der Investoren griff schnell auf den sensitiven Primärmarkt über. Angekündigte IPOs wurden serienweise abgesagt oder aufgeschoben. Ein bekannter Börsenkandidat, der den Börsengang angesichts der heraufziehenden Wolken nicht vollzog, ist Klarna. Der schwedische Online-Finanzdienstleister wollte an die Nasdaq und strebte eine Bewertung von 15 Mrd. USD an. Das «Einhorn» sollte ein Eisbrecher werden, denn in den letzten Monaten fehlte es an Mega-IPOs und zugkräftigen innovativen und hochkapitalisierten Tech-Debütanten. Der Online-Ticket-Verkäufer StubHub verschob den Börsengang ebenfalls. Die zunächst gut gelaufenen IPOs CoreWeave und Newsmax fielen um bis zu 20% unter ihre Hochs.
Unspektakuläre Emissionsvolumina
Mit einem Emissionsvolumen von 1.8 Mrd. USD war die Pipeline-Gesellschaft Venture Global das grösste IPO in den USA im ersten Quartal, gefolgt von dem Cloud-Computing Unternehmen CoreWeave mit 1.6 Mrd. USD. In Europa war der Börsengang der schwedischen Asker Healthcare Group an der Börse Stockholm mit umgerechnet 927 Mio. Euro Emissionsvolumen das grösste IPO. Bei BioVersys handelte es sich mit Emissionserlösen von nahe 80 Mio. CHF um ein kleineres IPO. Der Börsengang wurde auf schweizeraktien.net im Februar analysiert. Ende März folgte ein ausführliches Interview mit CEO Marc Gitzinger.
Verteidigungs-Sektor im Fokus
Laut EY verschieben sich die Interessen in den globalen Primärmärkten. Geopolitische Unsicherheiten und wachsende Spannungen haben in allen Regionen zu einer Erhöhung der Budgets für Verteidigung und Sicherheit geführt, insbesondere in den USA, Europa, dem Mittleren Osten sowie Asien inklusive Indien. In den genannten Regionen führe dies zu einer starken Verlagerung der Aktivitäten in den Privat-Sektor. EY ermittelt, dass von den global rund 3400 Verteidigungsunternehmen bereits 300 an der Börse sind. 90 Unternehmen befinden sich in der IPO-Pipeline und 10 davon bereits im Registrierungsprozess. Die meisten Branchenvertreter sind mit Venture Capital finanziert. Die reiferen Unternehmen mit Private Equity-Beteiligung weisen jedoch wesentlich höhere Bewertungen auf. Um das sich abzeichnende Wachstum finanzieren zu können, wird der Sektor verstärkt den Kapitalmarkt in Anspruch nehmen. Die hohen Bewertungen der Verteidigungsunternehmen an den Börsen stellen ein konstruktives Marktumfeld dar.
KI und Primärmarkt
Ein Trend, der sich weiter akzentuiert, ist die Adoption von Künstlicher Intelligenz (KI) durch die Unternehmen. Das schlägt auch auf die IPO-Märkte durch. Zahlreiche Beispiele zeigen, dass die Integration von KI zu höherer Effizienz und auch Resilienz führt, beispielsweise in der Logistik, im Lieferkettenmanagement oder durch frühere und bessere Diagnosen. Investoren suchen gezielt disruptive Technologien mit grossem Marktpotenzial. Das haben auch die Emittenten verstanden und ihre Narrative in der Equity Story entsprechend gestaltet. EY untersuchte den Zeitraum von Anfang 2024 bis zum ersten Quartal 2025 daraufhin, wie viele der Börsendebütanten in ihren Prospekten und IPO-Filings Referenzen zu KI aufweisen. In den Sektoren Technologie, Medien, Entertainment und Telekom haben 49% der Unternehmen KI-Affinität bewiesen. Im Sektor Healthcare und Life Sciences waren es 45%, im Sektor Financials 41%. Unter 30% blieben Konsum, Industrie, Energie, Bau und Real Estate.
Prozentsatz der zwischen 2024 und dem 1. Quartal 2025 an die Börse gehenden Unternehmen, die in ihren Unternehmensmeldungen auf KI verweisen, nach Sektor. EY: IPO Trends Report
Blick nach Fernost
Während die Emissionsvolumina und die Anzahl der Börsengänge in Europa und den USA im ersten Quartal unspektakulär, aber nicht schwach waren, zeigten ferne Börsenplätze wie Indien und Südkorea eine dynamische Entwicklung. Neben Technologie reüssierten auch die Sektoren Bau, Hotellerie und Gastronomie sowie Industrie. Weniger gefragt waren Konsum, Energie und Financials. Laut EY bleiben die Emissionsvolumina gedämpft, während die IPO-Pipelines zunehmend anschwellen.
Exit-Stau der PE-Industrie
Bei der immer dominierender werdenden Private Equity Industrie ist sogar ein regelrechter Exit-Stau aufgelaufen. Das zeigt sich u.a. darin, dass quer durch die Branche sogenannte Continuation Funds aufgelegt werden. Deren Aufgabe besteht einzig darin, Beteiligungen aufzunehmen, die aus Fonds, die geschlossen werden sollen, ausgekehrt werden. Typische PE-Fonds haben Laufzeiten von 5 bis 8 Jahren. Die Laufzeit kann aber auch verlängert werden. Wenn Beteiligungen nicht zu akzeptablen Preisen veräussert werden können, kommen sie in die Continuation Fonds, und die regulären Fonds können zum Ende ihrer maximalen Laufzeit liquidiert werden.
Anzahl IPOs an der SIX seit 2001. Quelle: ZKB, IPO-Newsletter Q1 2025
Ausblick
Die Perspektiven an den IPO-Märkten haben sich im April empfindlich verschlechtert. Steigende Inflationsraten durch die US-Zollpolitik dämpfen die Zinssenkungsfantasie. Die Verwerfungen an allen Finanzmärkten sorgen für Verunsicherung, ebenso die wachsenden Kriegsgefahren für das um Einigkeit ringende Europa. Die Börsen in Indien, Japan, Südkorea und den ASEAN-Ländern florieren trotzdem. Ein Grund ist die starke Performance der Börsenneulinge. In Europa herrscht kein Mangel an angekündigten oder vermuteten IPOs. Die ZKB nennt unter Berufung auf Schweizer Fachmedien u.a. Acrotec und Ammega als mögliche IPO-Kandidaten an der SIX.
Weleda-CEO Tina Müller (li) und Prinzessin Madeleine von Schweden (re) präsentieren die neue gemeinsame Produktelinie minLen. Bild: weleda.ch/Henning Ross
Die nachhaltige Trendwende bei Weleda, der Weltmarktführerin für zertifizierte Naturkosmetik, schlägt sich im Jahresabschluss 2024 in markant gesteigerten Key Performance Indicators nieder. Das operative EBIT konnte sich auf 28.3 Mio. Euro mehr als verdoppeln. Und im anthroposophischen Arzneimittelgeschäft kam es erstmals seit vielen Jahren wieder zu einer Umsatzsteigerung.
Das Wachstum im Geschäftsjahr 2024 wird von allen Regionen getragen. Der Umsatz nahm um 8,3% auf 456.2 Mio. Euro zu. Im Segment Kosmetik lag die Zuwachsrate bei 8,2%, im Arzneimittelsegment bei 8,7%. Auf Kosmetik entfallen 81% des Geschäftsvolumens und 19% auf Pharmazeutik. In der Schweiz erhöhte sich der Umsatz um 7,4%, in Deutschland um 6,2%. Höhere Wachstumsraten erzielten Spanien mit 14,9% und Italien mit 16%. In Frankreich lag der Zuwachs dagegen nur bei 0,6%. Starke Impulse lieferten die USA mit 11,4% Umsatzzuwachs und Argentinien mit 18,1%. Doch die prozentual höchsten Zuwachsraten wurden in den noch jungen Märkten Südkorea mit 13,6%, Kasachstan mit 22,6%, Russland mit 40,6% und Ukraine mit 68,3% erzielt. Die tiefste Wachstumsrate wird in Australien mit 0,2% verzeichnet.
Blauer Enzian als Bestandteil einer innovativen Produktserie. Bildquelle: weleda.ch
Innovative Produkte und Social Media Marketing
Bemerkenswert ist der Turnaround im Arzneimittel-Segment. Durch die Fokussierung auf die Indikationsgebiete Verdauung, Stress & Schlaf, Augen sowie Mobilität und den Start von Social-Media-Kampagnen ist es offensichtlich gut gelungen, auch jüngere Konsumenten mit digitaler Affinität zu begeistern. Dazu hat ebenso wie im Kosmetik-Bereich der verjüngte und insgesamt gut gelungene Marktauftritt der vor über 100 Jahre gegründeten Weleda wesentlich beigetragen. Das zeigt sich auch am Markterfolg innovativer oder verjüngter Produktserien wie der Gesichtspflegeserie «Blauer Enzian & Edelweiss». Global für einen Nachfrageschub sorgten die enthusiastischen Kommentare einiger Prominenter im digitalen Raum zu der preisgekrönten «Skinfood» Hautpflege.
Zahlenwerk glänzt
Unterstützt durch positive Sondereffekte kletterte der Jahresgewinn um imposante 92,9% auf 19 Mio. Euro. Die Investitionen gingen von dem hohen Niveau des Vorjahres um 38,8% auf 25.2 Mio. Euro zurück. Die Anzahl der Mitarbeitenden sank um 4,6% auf 2214. Weiterhin sind erste Effekte der Restrukturierung spürbar. Diese war 2022/2023 gestartet worden, führte aber auch im Geschäftsjahr 2024 noch zu aktivierten Restrukturierungskosten von 4.2 Mio. Euro. Im Vorjahr waren es 11.6 Mio. Euro. Die Bilanz wurde gestärkt. Das Eigenkapital erhöhte sich um 10,1% auf 181.8 Mio. Euro, die Eigenkapitalquote stieg um 1.8 Prozentpunkte auf 46,8%.
Wachstum mit Verantwortung
CEO Tina Müller befindet, dass die Strategie «Wachstum mit Verantwortung» erfolgreich ist, um Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz zu stärken. Als Wachstumshebel bezeichnet sie Innovation, Premiumisierung, Digitalisierung und Internationalisierung. Das Zahlenwerk für 2024 untermauert, dass das amtierende Management von Weleda genau die richtigen Massnahmen trifft, um die so lange ungehobenen Schätze der traditionsreichen Welt-Marke ans Licht zu bringen.
Purpose-Unternehmen Weleda
Als zertifizierte B-Corp hat sich Weleda mit dem eigentlichen Zweck des Unternehmens gründlich auseinandergesetzt und die Mission geschärft. Diese Besinnungsleistung hat Weleda zu dem Purpose-Unternehmen gemacht, das nun seinen selbst definierten Zweck in den Bereichen Naturkosmetik und anthroposophische Arzneimittel auf allen Kontinenten und Medienkanälen erfüllt. Die Weichen sind ungeachtet des schwierigen konjunkturellen Umfeldes nichtsdestotrotz auf Wachstum gestellt.
Ambitionierte Nachhaltigkeits-Ziele
Darunter leiden aber die Bemühungen um noch nachhaltigeres Wirtschaften nicht. Auch 2024 wurden die Nachhaltigkeitsparameter weiter verbessert. Der Rezyklatanteil der Verpackungen ist 2024 um 5 Prozentpunkte auf 65% angestiegen. Der Strom aus erneuerbaren Energien macht einen um 1% auf 96% gestiegenen Anteil aus, und der Bio-Anteil pflanzlicher Rohstoffe stieg ebenfalls um 1% auf 82%. Zudem wurden die Klima-Ziele ambitionierter formuliert. Weleda strebt nun an, die Scope 1+2 Emissionen bis 2040 auf Netto-Null zu bringen und die Scope 3 Emissionen bis dahin um 80% zu reduzieren.
Governance-Fragen
So erfreulich die erfolgreiche Neu-Positionierung und das starke Wachstum in allen Regionen sind und so überzeugend die Innovationen und der herausragende Marketing- und Expansions-Drive ausfallen, an der antiquierten Governance ändert sich bislang nichts. Die Hauptaktionäre halten unverändert mit 77,1% der Stimmrechte gesellschaftsrechtlich alle Fäden in der Hand. Der Kapitalanteil der Hauptaktionäre beträgt dagegen lediglich 34,2%. Zudem handelt es sich um vinkulierte Namenaktien, die nur mit Zustimmung der Anthroposophischen Gesellschaft transferiert werden können. Die Aktien werden auch nur selten gehandelt. Die Partizipationsschein-Inhaber haben gar keine Stimmrechte und nur einen Anspruch auf einen Teil der Gewinne. Spätestens wenn sich das Wachstumsmomentum nachhaltig beschleunigt, wird Weleda zur Fortsetzung der Expansion den Kapitalmarkt brauchen.
Börsen-Mathematik
Aktuell beträgt die Kapitalisierung der Weleda-PS 85.5 Mio. CHF, die gesamte Marktkapitalisierung liegt gerade einmal bei 103 Mio. CHF. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung von Birkenstock an der NYSE beträgt rund eineinhalb Jahre nach dem IPO fast 8 Mrd. USD. Der Kurs liegt zwar unter dem Hoch, aber über den ersten Kursen. Der Umsatz hatte noch 2021 bei 1.1 Mrd. USD gelegen und ist bis 2023 auf 1.6 Mrd. USD angestiegen.
Fazit
Der Jahresabschluss 2024 bestätigt den eingeschlagenen Wachstumskurs, nicht nur durch die starken Finanzkennzahlen. Das Tempo der Innovationen, die Markteinführungen und die neuen Partnerschaften eröffnen durch die gekonnte Nutzung der digitalen Kanäle weltweit zahlreiche Wachstumschancen. Die Transformation der Marke, des Marktauftritts und die nun sehr gezielte Kundenansprache lassen auch weiterhin erwarten, dass Weleda auf Erfolgskurs bleibt. Für interessierte Investoren bleiben einstweilen nur zwei Wege offen: der Kauf der Weleda-PS auf OTC-X oder Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft zu werden, um Zugang zu den Aktien zu erhalten.
Kursentwicklung der Weleda N-PS in den letzten 3 Jahren. Chart: otc-x.ch
Der Weleda PS wird auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 4300 CHF bezahlt. Der Briefkurs liegt allerdings mit 4885 CHF um einiges höher. Bisher wurden im Jahresverlauf 131 Stück gehandelt. Aufgrund der von 70 auf 190 CHF je PS erhöhten Dividende liegt die Dividendenrendite bei 4,4%.
Loeb setzt auf Erlebnisse beim Shopping, wie beispielweise Kochevents. Bild: loeb.ch
Loeb setzt auf Erlebnisse beim Shopping, neudeutsch Retailtainment, wie beispielweise mit Kochevents. Bild: loeb.ch
Bei der der Berner Loeb Gruppe verlief das abgelaufene Geschäftsjahr sehr unterschiedlich. Während die Detailhandelssparte stagnierte und die Marge unter Druck kam, sorgten ein gutes Wertschriftenergebnis und stabile Immobilienerträge für einen leichten Anstieg des Jahresgewinns auf 2.9 Mio. CHF. Darin enthalten ist auch der Gewinn aus dem Verkauf einer Liegenschaft in Bern, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Die PS-Inhaber und Aktionäre dürfen sich über die Erhöhung der Dividende auf 7.80 CHF freuen.
Nettoerlöse steigen leicht auf 76.3 Mio. CHF
Im Detailhandel musste sich die Loeb AG mit ihren drei Warenhäusern in Bern, Biel und Thun vor allem mit den Witterungsbedingungen und den generell schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen auseinandersetzen, wie Nicole Loeb bereits in einem Interview mit schweizeraktien.net im vergangenen November erklärte. Zwar gelang es am Schluss noch, den Nettoerlös leicht um 0,5% auf 76.3 Mio. CHF zu erhöhen. Jedoch ging die Bruttogewinnmarge von 45,6% auf 44,7% zurück. Zusammen mit dem Miet- und Konzessionserträgen sowie 465’000 CHF aus dem Liegenschaftsverkauf erreichte der Betriebsertrag 45.0 Mio. CHF und damit den Vorjahreswert.
Höhere Aufwendungen insbesondere für Personal in Höhe von 21.4 Mio. CHF (+2,7%) führten zu einem tieferen operativen Gewinn (EBITDA) von 11.1 Mio. CHF (-11,0%). Das EBIT ging um fast 40% auf 2.1 Mio. CHF zurück.
Dank der positiven Entwicklung des rund 30 Mio. CHF umfassenden Wertschriftenportfolios erzielte die Loeb Holding einen Finanzertrag in Höhe von 3.3 Mio. CHF, was zusammen mit einer geringeren Steuerbelastung zu einem Jahresgewinn von 2.9 Mio. CHF führte (+9,4%).
Stabile Eigenkapitalquote von über 60%
Weiterhin stabil zeigt sich die Bilanz der Detailhandelsgruppe mit einer Eigenkapitalquote von 60,6%. Auffällig ist die Zunahme der flüssigen Mittel von 11.2 auf 45.6 Mio. CHF. Dies begründet Loeb mit der Auflösung ihres aktiv verwalteten Wertschriftenportfolios per Ende 2024. Künftig sollen die Wertschriften passiv verwaltet werden, wie Finanzchef Franz Wittwer bereits im November angekündigt hatte. Dementsprechend lag das Wertschriftenvermögen per Ende 2024 nur noch bei 4.4 Mio. CHF (Ende 2023: 31.3 Mio. CHF). Seit Januar 2025 ist das Vermögen wieder angelegt, wobei das Portfolio nun zu gleichen Teilen aus Aktien International sowie Aktien Schweiz sowie Immobilien- und Geldmarktfonds angelegt ist.
Durch den Verkauf der Liegenschaft Schauplatzgasse 22 per 1. Februar 2024 für 5.25 Mio. CHF ging der Buchwert der Immobilien auf 181.2 Mio. CHF zurück. Obwohl die Loeb Holding die Marktwerte der Immobilien im vergangenen Jahr schätzen liess, wurde keine Aufwertung im Jahresabschluss vorgenommen. Gemäss diesen Schätzungen soll der Marktwert bei rund 349 Mio. CHF liegen.
Loeb setzt auf «Retailtainment»
Auch im laufenden Jahr hat die Loeb Gruppe Investitionen ins Kerngeschäft geplant. So sollen in der Damen- und Herrenmode in den Warenhäusern in Bern und Thun grössere Anpassungen erfolgen. Neue Shopkonzepte und Marken sollen dabei Kunden in die Warenhäuser locken, ebenso wie weitere Erlebnisangebote – neudeutsch «Retailtainment» – auch auf Flächen für Partner. Nach Auskunft von Loeb ist der Start ins neue Geschäftsjahr zufriedenstellend gewesen, wobei sich der Februar «schwierig» gestaltete.
Fazit
In ihrem Kerngeschäft, dem Detailhandel, arbeitet die Loeb Gruppe intensiv an neuen Wegen, um den Veränderungen im stationären Detailhandel entgegenzuwirken. Allerdings zeigen auch die Geschäftszahlen für 2024, dass es sehr anspruchsvoll ist, die Erträge und Margen stabil zu halten. Grosse Wachstumsmöglichkeiten gibt es nicht. Einen wichtigen Teil zum Unternehmenserfolg der Gruppe werden daher auch in Zukunft die Immobiliensparte sowie die Wertschriften beisteuern.
Nachdem die Loeb Gruppe den Marktwert ihrer Immobilien bekannt gegeben hatte, legte der Kurs des PS und der Namenaktien B zu. Chart: otc-x.ch
Der Kurs für die Partizipationsscheine (PS) und Namenaktien B, die auf OTC-X gehandelt werden, hat sich seit der Bekanntgabe der Marktwerte für das Immobilienportfolio positiv entwickelt. Bei Kursen von 280 CHF für einen PS beträgt der Abschlag auf den ausgewiesenen Buchwert von 335 CHF immer noch fast 20%; berücksichtigt man den Marktwert der Liegenschaften, ist der Abschlag noch deutlich höher.
Auch wenn das Kurs/Gewinn-Verhältnis mit 38 optisch sehr hoch ist, so ist die Dividendenrendite mit 3,5% durchaus attraktiv und vergleichbar mit derjenigen von Immobiliengesellschaften. Für Value Investoren mit einem langen Anlagehorizont ist der Titel daher interessant.
Allerdings müssen Anleger berücksichtigen, dass sie als PS-Inhaber und auch als Aktionäre mit der Namenaktie B wenig mitbestimmen können. Denn Nicole Loeb hält über die Namenaktien A mit 13,4% des Kapitals 79,33% der Stimmen und lenkt so die Geschicke des traditionsreichen Berner Familienunternehmens.
Birgitte Olsen verantwortet als Head Entrepreneur Investments die Entrepreneuer Fondsfamilie von Bellevue Asset Management. Bild: zvg
Birgitte Olsen verantwortet als Head Entrepreneur Investments die Entrepreneuer Fondsfamilie von Bellevue Asset Management. Bild: zvg
Europäische Aktien galten lange als wenig attraktiv, während US-Werte das Anlegerinteresse dominierten. Doch nun kehrt sich der Trend um: Attraktive Bewertungen, positivere Wirtschaftssignale und höhere Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung sorgen für frischen Wind und eine Rückkehr von Kapitalflüssen. Warum Europa und besonders Small und Mid Caps jetzt spannend sind, erfahren Sie hier.
Die Kapitalmärkte haben sich in den vergangenen Jahren stark auf US-Aktien konzentriert, was zu einer erheblichen Bewertungsdivergenz zwischen US- und europäischen Aktien geführt hat. Besonders europäische Small und Mid Caps gerieten in den Hintergrund. US-Unternehmen überzeugten mit beeindruckenden Innovationen, insbesondere im Bereich der KI, was marktbeherrschende Konzerne von enormer Grösse und globaler Bedeutung hervorbrachte. Das Anlegervotum fiel eindeutig aus: Long USA – während europäische Aktien, vor allem nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges, immer mehr in den Hintergrund traten. Die Bewertungen entwickelten sich entsprechend auseinander, mit teils drastischen US-Prämien von bis zu 60% im Vergleich zu ihren europäischen Pendants. Aktien von kleineren europäischen Unternehmen wurden besonders stark abgestraft.
Dieser Rückstand hat zu historisch attraktiven Bewertungen geführt: Europäische Small Caps werden aktuell mit einem KGV von 12.6x gehandelt, verglichen mit 14.5x bei europäischen Large Caps und sogar 19.4x bei US Small Caps.
Zu Jahresbeginn 2025 haben europäische Aktien jedoch bemerkenswert gut performt – mit einem durchschnittlichen Plus von rund 10% bis Mitte März – und das gilt nicht nur für die grossen Werte, sondern auch für Small und Mid Caps. Könnte dies der Beginn einer Trendwende sein? Bricht Europa damit aus dem bisherigen Muster aus, in dem Anleger fast ausschliesslich in Richtung USA tendierten?
Europas Wirtschaft stabilisiert sich – USA im «Soft Patch»
Ein bedeutender Faktor für diese Trendwende liegt in der sich veränderten Dynamik der makroökonomischen Kerngrössen in beiden Regionen. Während die US-Wirtschaft mit Unsicherheiten zu kämpfen hat, überschreitet Europa die Talsohle nach drei schwierigen Jahren. Die Trump-Regierung sorgt mit ihrer aggressiven fiskalischen Kehrtwende und erratischen Tarifankündigungen für eine Verschlechterung der Konsumentenstimmung und Investitionszurückhaltung bei US-Unternehmen. Die Situation in den USA wird zusätzlich durch die Zurückhaltung der US-Notenbank erschwert, die in diesem neuen Umfeld im «Wait an see»-Modus verharrt. Dies steht im Kontrast zur Eurozone, wo die erwarteten EZB-Leitzinssenkungen um 75 Basispunkte bis Ende 2025 unterstützend auf Kreditnachfrage und Wirtschaftswachstum wirken werden. Frühindikatoren in Europa zeigen endlich in die richtige Richtung und sorgen trotz Tarifhürden für positive Wachstumsrevisionen sowohl beim BIP als auch bei den Unternehmensgewinnen.
Europas Wirtschaft zeigt sich heterogen
In Europa ist das wirtschaftliche Wachstum regional sehr unterschiedlich. Während der BIP-Ausblick für Spanien für 2025 von 2.2% auf 2.5% erhöht wurde – begünstigt durch eine auf ein 15-Jahres-Tief gesunkene Arbeitslosenquote und positive Impulse in Branchen wie Banken, Immobilien und Tourismus –, gewinnen auch Märkte wie Italien und Griechenland an Attraktivität. Demgegenüber musste Frankreich seinen BIP-Ausblick für 2025 aufgrund innenpolitischer Herausforderungen auf lediglich 0.9% senken. Diese Vielfalt innerhalb Europas verlangt aktives Stockpicking, um gezielt von den unterschiedlichen Marktchancen zu profitieren, so machen lokale Champions rund ein Drittel unserer Fondspositionen aus.
US-Zölle – geringeres Risiko für europäische Aktien als erwartet
Die Gesamtbelastung durch mögliche US-Zölle ist nicht so hoch, wie der Markt annimmt. Europäische Unternehmen erzielen zwar im Durchschnitt rund 26% ihrer Umsätze in den USA, doch etwa die Hälfte davon entfällt auf Dienstleister, die von Zöllen nicht betroffen sind. Zudem sind rund 11% der Umsätze produzierender Unternehmen durch das Prinzip «local for local» geschützt, da viele Produktionskapazitäten bereits seit 2016 und verstärkt durch die COVID-Pandemie in die USA verlagert wurden. Somit wären letztlich nur etwa 7% der europäischen Unternehmensumsätze tatsächlich potenziell zollbelastet, wobei manche Sektoren wie Auto oder Luxusgüter deutlich exponierter als zum Beispiel Energie und Verteidigung sind. In der Aktienauswahl sollte der Fokus auf Unternehmen mit starker Marktstellung und hoher Preissetzungsmacht liegen, die auch in einem neuen tarifären Umfeld erfolgreich wirtschaften können.
Small und Mid Caps – Value-Style auch ein Performancetreiber
Der Bellevue Entrepreneur Europe Small (Lux) Fonds (LU0631859229) ist in seinem fundamentalen Bottom-up-Stockpicking-Style agnostisch und berücksichtigt neben Growth- auch Value-Werte. GARP dominiert mit rund 50% und setzt auf wachstumsstarke Unternehmen zu fairen Kursen. Value-Werte punkten mit stabilen Erträgen und attraktiven Bewertungen, während High-Growth-Unternehmen durch besonders dynamisches Umsatz- und Gewinnwachstum glänzen. Diese Mischung schafft Outperformance und bietet Chancen in unterschiedlichen Zinsphasen. Gerade im Bereich der Small und Mid Caps ergeben sich derzeit attraktive Opportunitäten, und Value-Stockpicks performen besonders gut in der aktuellen Marktphase.
Ein Beispiel aus dem Portfolio ist der finnische Anbieter Metso, der sich auf Maschinen, Technologien und Dienstleistungen im Bergbau sowie Recycling und Prozessindustrien fokussiert. Mit einer EBIT-Marge von 16% und einem Servicegeschäft, das 17% des Umsatzes ausmacht, zeichnet sich Metso durch hohe Effizienz und nachhaltige Profitabilität aus.
Ein weiteres Beispiel ist der dänische Kommunikationsspezialist Invisio, der hochwertige Kommunikations-Headsets für militärische Anwendungen entwickelt. Durch die Konzentration auf Forschung, Entwicklung und Vertrieb – bei gleichzeitiger Auslagerung der Produktion – erzielt Invisio attraktive Margen und konnte seine Marktposition erfolgreich ausbauen.
Beide Unternehmen stehen exemplarisch für die gezielte Auswahl innovativer und wachstumsstarker Werte innerhalb des diversifizierten Portfolios.
Fazit: Zeit für europäische Small und Mid Caps
Die Kombination aus attraktiven Bewertungen, positiven wirtschaftlichen Signalen, aktiver Fiskalpolitik und innovativen Unternehmensmodellen bietet derzeit ein vielversprechendes Umfeld für europäische Small und Mid Caps. Für Investoren mit aktivem Stockpicking-Ansatz eröffnen sich in diesem Segment bedeutende Chancen zur Diversifikation und langfristigen Outperformance.
Duri Prader, CEO der Privatbank Lienhardt & Partner Zürich, im Gespräch mit schweizeraktien.net. Bild: schweizeraktien.net
Dank Zuwachses der Kundenvermögen sowie höherer Zinsen und Ausleihungen ist der Gesamtertrag bei der Zürcher Privatbank Lienhardt & Partner deutlich angestiegen. Der Gewinn kletterte um 18,7% auf 11.84 Mio. CHF. Der Gesamtertrag stieg auf 52.86 Mio. CHF (+15,6%). Gleichzeitig fiel der Geschäftsaufwand mit 30.30 Mio. CHF um 10,2% höher aus als im Vorjahr.
Im Gespräch mit schweizeraktien.net äussert sich CEO Duri Prader zu den Geschäftszahlen und der Erhöhung der Dividende und geht auf die jüngsten Entwicklungen der Finanzmärkte ein, die nach den Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump ordentlich durchgeschüttelt worden sind.
Herr Prader, letzte Woche erschütterte der amerikanische Präsident die Welt mit der Ankündigung von Einfuhrzöllen. Wie ordnen Sie diese Massnahmen ein?
Zölle sind bekanntlich keine Wirtschaftspolitik, die erfolgsversprechend ist. Es fragt sich deshalb, warum die Amerikaner diese Strategie verfolgen. Experten diskutieren weltweit die Frage, ob es sich nur um ein Druckmittel für Verhandlungen handelt oder um eine langfristige Strategie. Zumindest im Fall von Vietnam hat Trump am Freitag nach Gesprächen mit der dortigen Regierung Offenheit gezeigt. Vietnam hat angeboten, die Zölle auf US-Importe auf null Prozent zu senken, was Trump dazu veranlasste, in einer Stellungnahme zu erklären, dass er bereit sei, die US-Zölle ebenfalls deutlich zu reduzieren.
Die Märkte haben nach der Trump-Rede im Rosengarten des weissen Hauses mit scharfen Korrekturen geantwortet. Als wie gross erachten Sie die Risiken einer Eskalation bis hin zu einem weltweiten Handelskrieg?
Das ist schwer zu beurteilen. Wenn im Gegensatz zur ersten Amtszeit die Zölle wirklich umfassend umgesetzt werden, dann wird das zu grossen Problemen führen. Nicht Inflation wäre global die Folge, sondern Stagflation oder sogar Deflation. Es ist aber schwer vorstellbar, wie diese Zölle administrativ in so kurzer Zeit effizient umgesetzt werden können. Ein weltweiter Handelskrieg führt letztlich auch zu einem Zinskrieg. Die Zinsen würden am langen Ende deutlich fallen, was wiederum die Zentralbanken unter Druck setzen wird.
Auch die Schweiz ist vom Zoll-Furor betroffen. Eine politische Reaktion darauf findet praktisch nicht statt. Man will das Pulver trocken halten. Dagegen kann es sich die Schweizer Wirtschaft nicht leisten, einfach abzuwarten. Mit welchen Konsequenzen müssen Ihrer Ansicht nach die exportorientierten Unternehmen hierzulande rechnen?
Als Kleinstaat sind wir auf ein regelbasiertes System angewiesen, um weltweit Handel treiben zu können. Wir haben nur einen sehr beschränkten Einfluss, um diese Rahmenbedingungen durchzusetzen. Wichtig ist aber, dass wir Leistungsorientierung, soziale Mobilität, sozialen Frieden, unsere freiheitliche Gesellschaft und unsere Verteidigungsfähigkeit sicherstellen. Reziproke Zölle sind ein Schnellschuss, der die deflationären Tendenzen nur verstärken würde. Der Bundesrat hat richtigerweise bereits zu verstehen gegeben, dass im Moment nicht die Absicht besteht, die kürzlich auf null gesenkten Einfuhrzölle wieder einzuführen.
Wie sehr sind Ihre Kunden von den Zoll-Geschehnissen betroffen? Wie gross sind die Sorgen, dass sie mit ihren Investments Realverluste einfahren werden?
Zunächst gilt der Grundsatz, nicht in Panik zu verkaufen! Wir haben einen starken «home bias» in unseren Portfolios. Mit anderen Worten: Wir halten mehrheitlich Schweizer Aktien. Überrascht worden sind wir aber von den hohen Zöllen, die uns in der Schweiz auferlegt worden sind. Das haben wir nicht erwartet. Der Kurssturz erinnert in seiner Grössenordnung an den Corona-Abverkauf. Daher ist mit einer Gegenbewegung zu rechnen, die den Marktteilnehmern Zeit verschafft, sich gegebenenfalls an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Wir analysieren die Lage in Ruhe und werden dann entscheiden, ob wir unsere Übergewichtung in Aktien beibehalten.
«Zunächst gilt der Grundsatz, nicht in Panik zu verkaufen»
Sie schreiben in Ihrem Geschäftsbericht, dass der Brutto-Zinserfolg 2024 in Folge höherer Zinsen gesteigert werden konnte. Allerdings sind die Zinsen bereits wieder am Fallen. Ende 2024 hat die SNB die Zinsen um 0.5 Prozentpunkte auf 0,5% gesenkt. Wie begegnet die Bank Lienhardt weiteren möglichen Senkungen der SNB oder sind Sie der Ansicht, dass ein Boden erreicht ist?
Wir haben für das laufende Jahr deutlich tiefere Zinserträge budgetiert. Ob die Zinsen weiter fallen werden oder nicht, wird sich zeigen und ist von vielen Umständen abhängig. Wir haben dieses Thema bereist kurz gestreift. Ein Handelskrieg würde die Zinsen unter Druck setzen. Es wird uns daher nicht sonderlich überraschen, falls wir wieder in einem Negativzinsumfeld landen würden. Wir sind in der Schweiz bereits nahe an einer negativen Inflation.
Die Bank Lienhardt hat ein sehr gutes Geschäftsjahr 2024 hingelegt. Ihr Geschäftserfolg ist um über 20% gestiegen, der Gewinn um 19%. Was sind die Gründe für diesen Erfolg?
Wir haben in den letzten Jahren viel investiert. Der Erfolg kam nicht zufällig. Aber das letzte Jahr war sicherlich aussergewöhnlich gut. Wir konnten in allen Bereichen die Erträge steigern. Von den Zinserträgen haben wir bereits gesprochen. Aber auch das Dienstleistungs- und Kommissionsgeschäft sowie der Handelsertrag hatten sich sehr positiv entwickelt. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Geschäftstätigkeit auch unter den aktuell schwierigeren Vorzeichen auf der Erfolgsspur bleiben wird. Unser einzigartiges Geschäftsmodell mit Private Banking, Immobilien und Vorsorge erfreut sich einer regen Nachfrage.
«Wir konnten in allen Bereichen die Erträge steigern»
Sie schreiben im Geschäftsbericht, dass erhebliche Investitionen in Personal, IT-Infrastruktur und die Sanierung von Immobilien geplant sind. Können Sie das etwas konkretisieren?
Die stets wachsenden Anforderungen an die IT-Sicherheit bzw. an die Cybersecuity ist aufgrund der zunehmenden Bedrohung wie Phishing, Ransomware oder DDoS-Attacken für alle Banken eine grosse Herausforderung. Darüber hinaus müssen wir den immer strengeren regulatorischen Anforderungen gerecht werden. Digitalisierung, Automatisierung und die Skalierbarkeit spielen ferner eine wichtige Rolle und sind Voraussetzung, um sich ändernden Kundenbedürfnissen anzupassen und nachhaltig zu wachsen. Diese Themen verursachen die meisten Kosten.
Die Aktionäre wird die Dividendenerhöhung von 46 auf 50 CHF freuen. Weniger Freude haben sie an der Entwicklung des Aktienkurses, der seit Ende 2023 seitwärts verläuft. Worauf führen Sie es zurück, dass die Lienhardt-Aktie nicht stärker nachgefragt wird?
Ich führe die Bank und bin verantwortlich, dass wir Dienstleistungen anbieten, die im Markt gefragt sind, dass unsere Bank gut kapitalisiert ist, wir profitabel wachsen und nachhaltig Gewinn machen. Zum Aktienpreis kann ich mich nicht äussern. Ich kann einfach festhalten, dass die Aktie zurzeit um den ausgewiesenen Buchwert gekauft werden kann.
Kursverlauf der auf OTC-X und bei der Bank Lienhardt selbst gehandelten Aktie von Lienhardt & Partner. Quelle: otc-x.ch
Das Finanzdepartement hat beschlossen, die geplante Verschärfung der Eigenmittelvorgaben auf Gesetzesstufe zu heben. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Lex UBS. Wie würde eine höhere Eigenmittel-Hinterlegung die Bank Lienhardt treffen?
Das würde uns keine Sorgen bereiten. Wir sind per 31.12.2024 mit einer Kernkapitalquote von 25.9% und einer Leverage Ratio von 12.7% ausgezeichnet kapitalisiert. Die entsprechenden Werte liegen zum Vergleich bei der UBS bei 14.3% (bei einem Minimum von 11.2%) und 4.7% (bei einem Minimum von 3.75%).
Bei all den negativen News, denen wir derzeit ausgesetzt sind – wo sehen Sie Anzeichen, dass wir am Ende des Jahres 2025 doch sagen könnten: Ganz so schlimm war es dann doch nicht?
Aktienmärkte bewegen sich immer nach der Differenz zwischen den Erwartungen und der Realität. Es ist heute unbestritten schwierig, irgendwo positive Anzeichen zu sehen. Aber es ist sehr wohl denkbar, dass die momentane Erwartung, ein globaler Handelskrieg, nicht Realität wird. Das führt uns zur eingangs besprochenen Frage zurück, ob die Zollpolitik eine langfristige Strategie oder nur ein Druckmittel sei. Letzteres würde sicher zu wieder steigenden Börsenkursen führen. Wir können uns ein solches Szenario gut vorstellen.
Herr Prader, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Felix Frei wurde 2020 mitten in der Pandemie zum VRP der LBB AG gewählt. Bild: zvg
Felix Frei wurde 2020 mitten in der Pandemie zum VRP der LBB AG gewählt. Bild: zvg
Es rumort bei der Lenzerheide Bergbahnen AG (LBB). Mitte Januar 2025 gab das Unternehmen bekannt, dass CEO Thomas Küng zum Ende der Wintersaison aufhören wird. Als Grund wurden seinerzeit «unterschiedliche Auffassungen betreffend der Ziele und der Führung der LBB für die Zukunft genannt. Dies obwohl die LBB in den vergangenen Jahren Rekordzahlen geschrieben hat. Nun wird auch Verwaltungsratspräsident Felix Frei an der kommenden Generalversammlung vom 26. September zurücktreten.
«Unterschiedliche Auffassungen»
Dies teilte die LBB AG in einer Medienmitteilung mit. Als Grund werden «unterschiedliche Auffassungen zwischen den Grossaktionären (Gemeinde Vaz/Obervaz und Bürgergemeinde Vaz/Obervaz) und dem amtierenden Verwaltungsratspräsidenten über die strategische Ausrichtung der LBB AG» genannt. Felix Frei lässt sich in der Medienmitteilung mit den Worten zitieren: «Die unterschiedlichen Auffassungen sind zu gross geworden, weshalb ich mich entschieden habe, meine Funktion zur Verfügung zu stellen.»
Keine weiteren Auskünfte
Weitere Details enthält die Medienmitteilung nicht. Auch auf Nachfrage von schweizeraktien.net gibt der Verwaltungsratsvize und Gemeindepräsident von Vaz/Obervaz, Maurin Malär, keine weiteren Auskünfte. In Bezug auf die Zusammenarbeit mit den Arosa Bergbahnen schreibt er, dass diese sowohl auf operativer als auch auf strategischer Ebene sehr gut funktioniere und wie bis anhin freundschaftlich, unterstützend und eng sei.
Binnen Jahresfrist hat der Aktienkurs der LBB um mehr als 25% zugelegt. Chart: otc-x.ch
Die Aktien der Lenzerheide Bergbahnen AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 11.25 CHF für eine Aktie bezahlt. Seit Jahresbeginn haben die Aktien um 11,5% zugelegt.
Das Suvretta House gehört zu den Flaggschiffen unter den Hotels in St. Moritz. Bildquelle: suvrettahouse.ch
Die Zahlen, welche der Branchenverband Hotelleriesuisse für die «NZZ am Sonntag» ausgearbeitet hat, deuten auf einen Luxusboom in den Bergen hin. Gab es im Jahr 2010 in den Schweizer Bergregionen noch 253 Hotels im Vier- und Fünfsternbereich, waren es 13 Jahre später gemäss Zeitungsbericht bereits deren 304. Viele weitere sollen in Planung sein. Die Anzahl Hotelbetriebe im Dreisternbereich und tiefer fiel von 2900 auf 2350. Gleichzeitig stagniert die Anzahl der Hotelübernachtungen in den Alpengebieten: Über alle Kategorien hinweg liegen sie damals wie heute bei etwas über 17 Mio. Logiernächten. Anteilsmässig konnte der Luxusbereich jedoch massiv zulegen. 2010 wurden 4.8 Mio. Übernachtungen in Vier- und Fünfsternhotels gezählt, 2023 waren es über 6.2 Mio.
Doch die vermeintliche Flucht in den Luxus ist auch eine Überlebensstrategie. Das klassische Schweizer Familien- und Mittlestands-Skigebiet steht vor grossen Herausforderungen. Die meisten befinden sich in mittleren und tiefen Lagen. Die Schneefallgrenze steigt jährlich. Exklusive Luxusangebote in den Bergen lassen sich besser verkaufen als Skiferien ohne Schnee oder auf Kunstschneestreifen. Die hohen Kosten in Beschneiung und Personal verteuern die Skiferien im Allgemeinen – nicht nur im gehobenen Bereich. Gemäss dem Freizeitindex des Vergleichsportals Comparis sind Winterferien jüngst deutlich teurer geworden. Gegenüber 2019 kosten Winterferien 10% mehr.
Leichter Trend in Metropolen und in den Bergen
Diese Entwicklungen lassen die Befürchtung aufkommen, dass Ski- und Winterurlaub für Schweizer je länger, je mehr ein unerschwingliches Vergnügen wird. Die Wintersportorte auch jenseits von Luxusdestinationen wie Gstaad, St. Moritz oder Zermatt scheinen sich auf vermögende Gäste aus dem Ausland zu konzentrieren. Dieses Kundensegment dürfte auch den Vorteil haben, dass, wenn eine Weltregion wirtschaftlich oder politisch unter Druck ist, der Gästerückgang von Reisenden aus einem anderen, gerade prosperierenden Land kompensiert wird.
Der Sprecher von HotellerieSuisse, Vinzenz van den Berg, relativiert diesen Eindruck: «Ein genereller, starker Trend in Richtung Vier- und Fünf-Sterne-Hotellerie lässt sich in den Zahlen der vergangenen Jahre nicht eindeutig ablesen. In einzelnen Segmenten – etwa in den Metropolen oder im Berggebiet – gibt es eine leichte Zunahme des 4-Sterne-Anteils, während der 5-Sterne-Bereich nur marginal wächst.» Von einer breiten Strategie zur Kompensation rückläufiger Besucherzahlen könne nicht gesprochen werden. Vor allem vor dem Hintergrund, dass der Anteil an Schweizer Gästen im Vorkrisenvergleich nach wie vor erhöht sei.
Vielmehr sind es gemäss van den Berg einzelne Betriebe oder Regionen, die sich in diese Richtung entwickelten. Weiter sei die Anzahl Betriebe auch nur eine der Kennzahlen, die in diesem Zusammenhang wichtig seien. «Die Logiernächte und Anzahl Zimmer pro Kategorie spielen ebenfalls eine Rolle, da vor allem ein allgemeiner Trend zu grösseren Betrieben feststellbar ist», erläutert der HotellerieSuisse-Sprecher.
Schweizer Gäste nicht auf dem Rückzug
«Wir beobachten den Trend zur Aufwertung der Berghotellerie, sehen jedoch keine direkte Konkurrenz durch neue Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels, da das Grand Resort Bad Ragaz in seiner Vielfalt einzigartig ist», sagt Alexandra Ellerkamp, Marketingverantwortliche der Grand Resort Bad Ragaz AG. Die Kombination aus der Heilkraft des Thermalwassers, das sowohl im Spa als auch in der öffentlichen Tamina Therme genutzt werde, sowie ein kulinarisches Angebot, das mit insgesamt sechs Michelin-Sternen, einem Grünen Michelin-Stern und 76 GaultMillaut-Punkten unter einem Dach europaweit einmalig sei.
Ergänzt werde das Angebot durch erstklassige Freizeitmöglichkeiten wie zwei Golfplätze und ein Casino. Zudem bietet das Grand Hotel im Bereich Healthy Living ein umfassendes Spektrum an medizinischer Expertise und Gesundheitsprogrammen, während die Clinic Bad Ragaz auf spezialisierte medizinische Versorgung und erstklassige Behandlungen fokussiert ist. «Unsere zentrale Lage inmitten einer beeindruckenden Berglandschaft und in unmittelbarer Nähe zum Walensee stärkt unsere besondere Positionierung zusätzlich», ergänzt die Marketingverantwortliche.
«Der Schweizer Markt war, ist und bleibt für die Beherbergungsbranche ein stabilisierender Faktor und macht momentan rund 55% der Übernachtungen aus», sagt der Sprecher von HotellerieSuisse. Während der Pandemie war der Inlandanteil besonders hoch, langfristig dürfte er sich aber wieder unter dieser Höchstmarke einpendeln. Insgesamt sind gemäss HotellerieSuisse Beherbergungsbetriebe in der Regel breit aufgestellt, um verschiedene Quellmärkte zu bedienen und nicht von einzelnen Gästegruppen abhängig zu sein. «Die Schweizer sind nicht auf dem Rückzug. Das hat vielleicht in den vergangenen Jahren so ausgesehen, weil während und kurz nach Pandemie ausschliesslich nur Schweizer in Schweizer Hotels abgestiegen sind», sagt der Sprecher der Aevis Victoria Gruppe. Dieser Anteil musste wieder sinken. Langfristig sei das aber kein Trend.
Schweizer Grossstädte als Tourismus-Hotspots
Auch im Unterland stellt HotellerieSuisse kleine Umwälzungen fest. In den grossen Städten gibt es gemäss van den Berg eine leichte Verschiebung zugunsten der Vier-Sterne-Kategorie. In den übrigen Städten zeige sich hingegen eine weitgehend konstante Verteilung der Hotelklassifikationen. «Es gibt also punktuelle Entwicklungen, aber kein flächendeckender Trend in Richtung höherer Kategorien», so der Sprecher.
Es hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass die Schweizer Grossstädte zu beliebten Tourismusdestinationen aufgestiegen sind. «Wir beobachten, dass globale Player wie die Mandarin Oriental Hotel Group verstärkt in Zürich investieren. Doch statt dies als Bedrohung zu sehen, betrachten wir es als Chance, neue Zielgruppen in die Stadt zu bringen», sagt Joachim Schweier, Senior Marketing & Communications Manager für die Dolder Hotel AG. Ein gesunder Wettbewerb belebe den Markt, und die Dolder Hotel AG bezeichne sich eher als Marktbegleiter denn als Mitbewerber. Letztlich profitierten Gäste von einem vielfältigen Angebot und hoher Servicequalität – und genau das mache Zürich als Destination noch attraktiver.
Ständige Investitionen
Die in der Schweiz ausserbörslich und an der Börse handelbaren Hotelgruppen bewegen sich alle im oberen Segment der Kategorien. Doch das muss nicht das Ende der Fahnenstange sein. «Das Dolder Grand ist mit der höchsten Auszeichnung 5-Sterne-Superior ausgezeichnet. Dennoch muss kontinuierlich investiert und das Personal geschult werden, um dies zu halten», sagt der Sprecher der Gruppe. Der Fokus liege auf einer kontinuierlichen Weiterentwicklung des Angebots, um den steigenden Erwartungen der Gäste gerecht zu werden.
Dies umfasse unter anderem Investitionen in Design, Servicequalität und Individualisierung des Gästeerlebnisses. Konkret bedeute das beim Dolder Grand, dass in den vergangenen drei Jahren viel in die Bereiche Food & Beverage, Room und Spa investiert wurde. So wurden ein neues Gartenrestaurant, eine neue Bar, ein Omakase-Restaurant und wechselnde Pop-up-Restaurants eröffnet. Zudem würden Foodrunner-Roboter zur Entlastung des Personals eingesetzt.
Auch das Grand Resort Bad Ragaz ist bereits als 5-Sterne-Superior-Hotel klassifiziert, was die höchste Einstufung von HotellerieSuisse darstellt. Ein weiteres Upgrade im Sinne einer Klassifizierung ist somit nicht möglich. «Unser Anspruch geht jedoch weit über die Erhaltung des bestehenden Niveaus hinaus. Durch fortlaufende Investitionen, innovative Konzepte und die stetige Weiterentwicklung unserer Angebote stellen wir sicher, dass wir unseren Gästen nicht nur höchsten Komfort, sondern immer wieder neue, aussergewöhnliche Erlebnisse bieten, die den aktuellen und zukünftigen Bedürfnissen gerecht werden», wirbt die Sprecherin.
Mitarbeitende wollen Abwechslung
Der Sprecher von Aevis Victoria bezeichnet die Mitarbeitenden als entscheidenden Faktor, die den Unterschied ausmachen würden – «die Investitionen in die Mitarbeiter sind entscheidend». Die Aevis Victoria Gruppe biete attraktive Konditionen an, dazu zähle man insbesondere die Möglichkeit, an unterschiedlichen Orten in den führenden Hotels zu arbeiten und Erfahrungen zu sammeln. «Unsere Gruppe kann Anstellungen in Städten wie St. Moritz, Interlaken, Zermatt, Bern oder London – und dank Hotels im Privatbesitz der Eigentümer auch an Orten wie Paris – anbieten». Das würde sehr geschätzt.
Die Aevis Victoria Gruppe verfügt nur über Vier- und Fünf-Sterne-Hotels. «Es besteht wegen des Angebotsmix, den wir bieten wollen, kein Bedarf, Hotels aufzuwerten», sagt der Sprecher. Die Höherstufung von Vier-Sterne-Hotels wäre wegen des Platzbedarfs, der zusätzlich erforderlich ist, auch nicht möglich. Der Sprecher betont, dass das Jahr 2024 für die Gruppe ein Rekordresultat gebracht habe und es im laufenden Jahr gleich weitergehe. So hätten die Hotels in Zermatt, wie die gesamte Destination, ein Rekordjahr erlebt. Das Hotel Alpengold, das ehemalige Goldeneye in Davos, laufe seit der Umpositionierung vom ehemaligen Intercontinental ebenfalls sehr gut. In der Gruppe seien nicht nur die Belegungsraten gestiegen, sondern auch die Durchschnittspreise. Das habe damit zu tun, dass der Trend von Gruppenreisen zu Individualtourismus gehe.
Exklusivität schützt vor Schwankungen
Die Hotelbranche ist anfällig auf konjunkturelle Entwicklungen. Einzelne Betriebe oder Regionen, die sich stark auf bestimmte internationale Märkte fokussieren, können anfälliger auf wirtschaftliche Schwankungen oder Währungseffekte sein. «Die Branche als Ganzes ist jedoch historisch resilient und passt sich durch flexible Preisgestaltung und Angebotsanpassungen an veränderte Marktbedingungen an. Zudem ist die Nachfrage in der Schweiz breit diversifiziert, wodurch kurzfristige Einbrüche in einzelnen Märkten oft kompensiert werden können», sagt der Sprecher von HotellerieSuisse.
Jüngst habe man in den Hotels von Aevis Victoria vor allem eine Zunahme von Reisenden aus den Vereinigten Staaten gesehen. «Die wirtschaftliche Entwicklung oder der Wechselkurs spielen bei der Kundengruppe, die sich solche Hotels leistet, jedoch keine entscheidende Rolle», merkt der Sprecher von Aevis Victoria an. In Bad Ragaz sieht das Resort eine steigende Nachfrage etwa aus Deutschland, den USA und dem Mittleren Osten. «Faktoren wie Sicherheit, Klima und die wirtschaftliche Lage im Heimatland, Wechselkurse und Nachholbedarf wegen Covid-19 beeinflussen das Reiseverhalten sicherlich», sagt Alexandra Ellerkamp. Während wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Währungsschwankungen und geopolitische Entwicklungen die Reiseaktivität in diesen Märkten mitbestimmen, zeige sich, dass das Grand Resort Bad Ragaz durch seine Exklusivität, hohe Servicequalität und erstklassige Angebote auch in anspruchsvollen Zeiten als bevorzugte Destination gewählt werde.
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
Auch die Luxushotellerie kommt nicht darum herum, die Zielmärkte zu analysieren. «Eine vorausschauende Marktanalyse ermöglicht es uns, gezielte Strategien für verschiedene Zielgruppen und Reisesegmente zu entwickeln. Flexibilität ist dabei entscheidend, um schnell und effizient auf veränderte Rahmenbedingungen wie den Covid-Ausbruch, den Krieg in der Ukraine oder die Wahlen in den USA zu reagieren», sagt der Sprecher der Dolder-Hotel AG. Zudem nutze sein Unternehmen Daten von Schweiz Tourismus und dem Bundesamt für Statistik, um globale Reisetrends und Marktentwicklungen bestmöglich zu analysieren und darauf einzugehen.
Ähnlich äussert sich seine Kollegin vom Grand Resort Bad Ragaz: «Eine vorausschauende Marktanalyse ist von zentraler Bedeutung, um gezielt auf Veränderungen in den Gästeprofilen reagieren zu können. Durch durchdachte Marketingstrategien, enge Partnerschaften mit Reiseveranstaltern und eine flexible Preisgestaltung lassen sich Verschiebungen in der Gästestruktur teilweise steuern.» Die Fähigkeit zur schnellen Anpassung ermöglicht es dem Grand Resort, bei Bedarf auf geopolitische Entwicklungen und Marktveränderungen einzugehen, ohne die langfristige Strategie aus den Augen zu verlieren. Externe Faktoren wie politische Ereignisse oder Flugverbindungen seien jedoch schwer vorhersehbar, weshalb das Unternehmen den Markt kontinuierlich beobachte und die Strategien gegebenenfalls anpasse, um auch in dynamischen Zeiten beständig auf hohem Niveau zu agieren.
Standortvorteil im Winter
Der Klimawandel ist ein Thema, mit dem sich die Destinationen und Beherbergungsbetriebe intensiv auseinandersetzen. Erweiterungen und Anpassungen im Angebot – etwa durch verstärkte Fokussierung auf Wandern, Biken oder Wellness – sind in vielen Destinationen erkennbar. So werden die Zwischensaisons attraktiver, und auch die Sommersaison steigt in der Beliebtheit. Obwohl auch der Branchenverband Schweiz Tourismus diese Transformation aktiv unterstützt, bleibt die Wintersaison der Schwerpunkt. Die Schweiz hat in der Wintersaison einen Standortvorteil, da ihre Skigebiete im Durchschnitt höher liegen als in den Nachbarländern. Das sorgt für vergleichsweise hohe Schneesicherheit.
Das Hotel Suvretta Haus St. Moritz wollte die Fragen des Journalisten nicht, beantworten, weil man die «Privatsphäre der Gäste» wahren wolle. Ebenso wenig ging das Unternehmen auf die Frage ein, ob die Mehrheitsbesitzer, die Familie Candrian, gezielt Aktien der eigenen Gesellschaft aufkaufe. Solche Gerüchte machen angesichts, des seit Jahren steigenden Aktienkurses die Runde. Dies könnte aber auch in der Geschäftstätigkeit begründet liegen, die in den vergangenen Jahren überdurchschnittliche Ergebnisse lieferte. Die Regeln für den Bezug von Covid19-Härtefallgeldern verhindern jedoch, dass den Aktionären vom hohen Gewinn bis zum Spätsommer 2026 etwas ausgeschüttet wird.
Aktien überzeugen nicht
Auch andere Hotel-Gesellschaften zeigten erfreuliche Resultate etwa Aevis Victoria. Die Einnahmen der MRH Switzerland AG, der Hotelbetriebsgesellschaften von Aevis Victoria, legten um 10,5% auf 188.4 Mio. CHF zu. Im Immobilienbereich, der unter anderem Hotels in Zermatt, Zürich, Davos, Interlaken und Flims umfasst, stieg der Portfoliowert um 23 Mio. auf 881.2 Mio. CHF. Zu Beginn des laufenden Jahres ist zudem der Verkauf eines Portfolios von nicht strategischen Vermögenswerten über 100 Mio. CHF eingeleitet worden. Das spiegelt sich aber nicht im Kursverlauf wider, dieser ist über drei Jahre von knapp 20 CHF auf gegen 12 CHF eingebrochen.
Der Kurs der Aktie von Aevis Victoria hat in den letzten drei Jahren nachgegeben. Chart: six-group.com
Im Jahr 2023 «rettete» der Bäder- und Casino-Betrieb dem Grand Ressort Bad Ragaz das Jahresergebnis und sorgte für einen kleinen Gewinn. Der Hotelbetrieb war mehrere Monate von Renovationsarbeiten beeinträchtigt. 2024 folgte die Sanierung der Therme. Auch der Aktienkurs hätte einer Renovation nötig. Er reduzierte sich von 6000 CHF im Februar 2023 auf aktuell 3600 CHF.
Der Kurs der Grand Resort Bad Ragaz reduzierte sich seit Feburar 2023. Chart: otc-x.ch
Die Aktien der Dolder Hotel AG bewegen sich in etwa auf dem Stand von vor drei Jahren. Immer wieder wird angeführt, Urs Schwarzenbach, Financier und Besitzer des Zürcher Luxushotels, habe sich mit den Umbauinvestitionen übernommen. Zudem wurde er wegen Steuerhinterziehung im Kunsthandel verurteilt. Die Hotel-Aktien vermögen nicht zu überzeugen, lassen sich jedoch auch nur bedingt untereinander vergleichen, da die Gesellschaften unterschiedliche Stossrichtungen pflegen und teilweise neben der Luxushotellerie noch andere Dienstleistungen anbieten, etwa hochstehende medizinische Betreuungen in Bad Ragaz sowie durch Aevis Victoria – oder Casinos, Therme und Golf, ebenfalls in Bad Ragaz.
In etwa auf dem Stand von vor drei Jahren: die Aktie der Dolder Hotel AG. Chart: otc-x.ch
Die Neue Zürcher Zeitung bleibt in der Schweiz ein Garant für Qualitätsjournalismus. Bild: unternehmen.nzz.ch
Dass sich immer mehr Mediennutzer in die Blasen von Social Media verabschieden, ist eine Binse. Ebenso wie die Tatsache, dass klassische Journalismus-Anbieter deshalb mit abnehmenden Abonnentenstämmen und zurückgehenden Werbeeinnahmen zu kämpfen haben.
Da macht die Schweiz keine Ausnahme. Grosse Häuser wie CH Media oder die TX Group bauen kontinuierlich redaktionelle Stellen ab, was sich in der Qualität ihrer Angebote spiegelt.
Bei soviel Lärm um den Niedergang einer Branche ist die Stille und Unaufgeregtheit, mit der die Neue Zürcher Zeitung gegen den Strom schwimmt, wohltuend. Qualitätsjournalismus funktioniert, ist die Botschaft aus der Falkenstrasse in Zürich, dem Sitz des Unternehmens. Das zeigen die Zahlen des Geschäftsberichts 2024.
Steigende Nutzerzahlen kompensieren Rückgang im Werbemarkt
Das Unternehmen NZZ erzielte im Jahr 2024 einen Gesamtertrag von 248.3 Mio. CHF, was einem Rückgang um 1% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Rückgang sei insbesondere auf tiefere Leistungsverrechnungen infolge der IT-Entflechtung mit CH Media zurückzuführen, schreiben die Verantwortlichen.
Im Nutzermarkt, also bei Lesern und Abonnenten, konnte die NZZ den Ertrag 2024 steigern und damit den Rückgang im Werbemarkt kompensieren.
Der Ertrag im Nutzermarkt belief sich auf 114.9 Mio. CHF und lag damit 2% über dem Vorjahr. Trotz dem weiteren Rückgang der Leser des Printerzeugnisses konnte die Zahl der Abonnentinnen und Abonnenten mit 212’600 (Vorjahr: 211’100) stabil gehalten werden.
Deutliche Erhöhung des Umsatzes pro Digital-Abonnent in der Schweiz
Die Ertragssteigerung im Nutzermarkt sei durch mehrere zentrale Faktoren getrieben worden. So konnte durch die Erweiterung des digitalen Produktangebots und insbesondere den Ausbau des Premium-Abonnements NZZ Pro in der Schweiz der durchschnittliche Umsatz pro Digital-Abonnent um 9% erhöht werden. In Deutschland setzte sich das starke Wachstum derweil fort – der Umsatz legte um 11% zu, hauptsächlich dank dem anhaltenden Wachstum bei den Digital-Abonnenten.
Der Ertrag im Werbemarkt belief sich auf 103.4 Mio. CHF. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang von 2%, was auf die niedrigeren Erträge im Print-Werbemarkt zurückzuführen sei. Der relative Anteil an Erträgen aus digitaler Werbung gegenüber Printwerbung habe dagegen weiter zugenommen, schreibt die NZZ.
Rückläufiger Betriebsaufwand und steigendes Betriebsergebnis
Der Betriebsaufwand vor Abschreibungen ging trotz Inflation, der vollständigen Übernahme von The Market und Investitionen in Wachstumsinitiativen gegenüber dem Vorjahr um 0.2 Mio. CHF auf 232.9 Mio. CHF zurück. Zusammen mit dem Ergebnisbeitrag aus der im Juni 2024 erworbenen strategischen Beteiligung von 25% am Out-of-Home-Medienunternehmen APG|SGA resultierte ein bereinigtes Betriebsergebnis in Höhe von 16.6 Mio. CHF (+11%) und ein Unternehmensgewinn von 14.8 Mio. CHF.
Ausblick
Die NZZ will ihr organisches Wachstum weiterhin vorantreiben, indem sie weiter gezielt in ihr publizistisches Kerngeschäft investiert – sowohl im Heimmarkt Schweiz als auch im Wachstumsmarkt Deutschland. Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie sei der weitere Ausbau angrenzender Geschäftsfelder, etwa im Live Bereich. Investitionen in Wachstum und Innovation hätten dabei Priorität, schreibt die NZZ.
Mit der Beteiligung an der APG|SGA habe die NZZ einen wichtigen Meilenstein in der Umsetzung ihrer Strategie erreicht. Ab dem Geschäftsjahr 2025 werde sich die Beteiligung erstmals ganzjährig im Ergebnisanteil an assoziierten Gesellschaften widerspiegeln.
Der Strukturwandel von Print zu Digital schreite sowohl im Nutzermarkt wie auch im Werbemarkt weiter voran und werde von tiefgreifenden politischen, wirtschaftlichen und technologischen Veränderungen begleitet. Das Unternehmen sei aber mit seiner klaren Strategie und einer soliden Bilanzstruktur für die Zukunft aufgestellt, schreiben die zuversichtlichen NZZ-Verantwortlichen.
Fazit
Während viele etablierte Medienhäuser hierzulande Mitarbeitende entlassen und den redaktionellen Output immer stärker beschneiden, macht die NZZ vor, wie es anders geht. Das Mantra «Qualitätsjournalismus» ist kein Lippenbekenntnis, sondern manifestiert sich in steigenden Abozahlen und Werbeeinnahmen, die gegen den Trend stabil bleiben.
Dass das Team um CEO Felix Graf dabei die Kosten im Griff hat, zeigt der zurückgehende Betriebsaufwand.
Man darf gespannt sein, wie die Beteiligung an der APG|SGA zum Erfolg in den kommenden Jahren beitragen wird. Dass die links-grüne Mehrheit im Zürcher Gemeinderat Werbung im öffentlichen Raum der Stadt Zürich stark einschränken möchte, könnte bei der APG|SGA Einnahme-Dellen verursachen. Aber ob dieses illiberale Vorhaben der linken politischen Mehrheit in Zürich von Erfolg gekrönt sein wird, muss sich erst noch weisen.
Jenseits von allen politischen Wirrungen hat die Beteiligung am Aussenwerber den Preis, dass der Eigenkapitalanteil von stolzen 75,6% auf 53,9% zurückgegangen ist. Wenn sich aber die Beteiligung wirtschaftlich als erfolgreich herausstellt, wird der Eigenkapitalanteil wieder wachsen. Und eine EK-Quote von über 50% bedeutet weiterhin eine durchaus solide Finanzierung.
Die Aktionärinnen und Aktionäre erhalten wie im Vorjahr eine Dividende von 200 CHF pro Aktie. Das entspricht einer Rendite von 4,0% auf Basis des letztbezahlten Aktienkurses auf OTC-X, was durchaus attraktiv ist.
Weniger attraktiv war die Entwicklung des Aktienkurses im vergangenen Jahr, der mit 5’000 CHF deutlich unter dem Stand von 2023 notiert und damit auch rund 7% unter dem Buchwert von 5’322 CHF. Das relativ niedrige bereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12.0 macht die Skepsis der Anleger deutlich, dass Investments in Medientitel von grosser Unsicherheit ob der zukünftigen Entwicklung der Branche bestimmt sind.
Der Kurs der auf otc-x gelisteten NZZ-Aktie ist in den letzten drei Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Im Kursverlauf manifestiert sich die Skepsis der Anleger über die Zukunft der Medienbranche. Quelle: otc-x.ch
Mit dem neuen AlpsPass können Skifans künftig am Titlis, im Jungfraugebiet, in AdelbodenLenk und dem Aletschgebiet fahren. Bild: titlis.ch
Mit dem neuen AlpsPass können Skifans künftig am Titlis, im Jungfraugebiet, in AdelbodenLenk und im Aletschgebiet fahren. Bild: titlis.ch
März 2025 – die Wintersaison 2024/25 in der Schweiz, die dank reichlich Schnee und hoher Besucherzahlen erfolgreich abschloss, neigt sich dem Ende zu, während in den USA Skifahrer mit unbeständigem Schneefall kämpfen. Die Schweiz bleibt ein Magnet für Touristen, Sommer wie Winter. Die Bergbahnen bieten vielfältige Skipässe, doch der Markt verändert sich: Magic Pass und AlpsPass mischen die Optionen auf, internationale Anbieter wie Ikon und Epic Pass gewinnen an Bedeutung. Dies auch für US-Amerikaner, die bei Schneemangel in ihren Resorts Alternativen wie Zermatt oder Andermatt suchen. Für Anleger stellt sich die Frage: Wer profitiert, wer bleibt zurück?
Ein Markt im Wandel: Von Top4 zum Magic Pass
Bis Herbst 2024 bot der Top4-Skipass Zugang zu den Skigebieten in Gstaad, Meiringen-Hasliberg, Adelboden-Lenk und der Jungfrau-Region. Gstaads Wechsel zum Magic Pass beendete diese Ära. Auch die Bergbahnen Meiringen-Hasliberg haben sich dem Skipass, der seinen Ursprung im Wallis hat, angeschlossen, statt zum neuem AlpsPass zu wechseln. Hanspeter Wenger, Geschäftsführer der Bergbahnen Meiringen-Hasliberg, erklärte in der Berner Zeitung, der «richtige Zeitpunkt» sei gekommen, da der AlpsPass «eine Nummer zu gross» war. Der Magic Pass, günstig und ganzjährig, zeigt den Trend zu flexiblen Angeboten, die auch internationale Gäste anziehen.
Der Magic Pass kostet ab Mitte März 2025 im Vorverkauf 419 CHF und umfasst 99 Gebiete, darunter 17 neue wie Gstaad und Sörenberg. Sébastien Travelletti, Direktor der Magic Mountains Cooperation, sagt: «Wir wollen Familien und Viel-Skifahrer gleichermassen ansprechen.» Die Abonnentenzahl steigt von 197’000 auf 270’000, mit 24’000 in Bern. Kleine Bahnen wie Wiriehorn profitieren von höheren Einnahmen. Berno Stoffel, CEO von Seilbahnen Schweiz, betont: «Die Frequenzentwicklung im Sommer bei Bergbahnen mit Ganzjahrespässen ist sehr positiv, heute werden 30% des Umsatzes im Sommer erwirtschaftet.»
Fast 100 Destinationen haben sich mittlerweile dem Magic Pass angeschlossen. Abb.: www.magicpass.ch/de/
AlpsPass: Premium mit europäischem Anspruch
Der AlpsPass, der zu einem Vorverkaufspreis von 949 CHF zu haben ist, umfasst Jungfrau-Region, Adelboden-Lenk, Aletsch Arena und Engelberg-Titlis, plus drei Wahltage bei TopCard-Gebieten. Norbert Patt, CEO der Titlisbahnen, erklärt: «Der AlpsPass bietet Skifahrern mit vier erstklassigen und schneesicheren Gebieten ein attraktives und vielseitiges Angebot. Dank der Kooperation mit Laax, Arosa-Lenzerheide und Davos erreichen wir eine breitere Zielgruppe.»
Kathrin Nägeli von den Jungfraubahnen ergänzt: «Es ging darum, Destinationen mit Schneesicherheit, Angebotsvielfalt und Qualität zu finden. Wir sind überzeugt, dass wir im Alpenraum eigenständig ein langfristiges Angebot schaffen können.» Sie betont zudem: «Konkurrenz belebt das Geschäft. Die Jungfrau Ski Region verzeichnete in den letzten Saisons regelmässig Rekord-Frequenzen und Verkehrserträge, dank dem Generationenprojekt V-Bahn spielen wir wieder in der Champions-League des Wintersports.»
TopCard: Regionale Stärke
Die TopCard ist für einen Preis von 1’300 CHF am Markt und bietet Davos Klosters (300 Pistenkilometer), Arosa Lenzerheide (225 km) und Laax inklusive Sommer, plus Wahltage im AlpsPass-Netz. Sie spricht Regionalfans an und sichert stabile Einnahmen. Stoffel hebt hervor: «Ganzjahrespässe spielen für Schweizer und europäische Kunden eine immer wichtigere Rolle, besonders im Sommer.»
Ikon und Epic: US-Power in den Alpen
Der Ikon Pass (rund 1’329 USD) mit Zermatt und St. Moritz und der Epic Pass (rund 1’051 USD) mit Andermatt und Crans-Montana ziehen US-Skifahrer an. Zermatt verzeichnete 50’000 Skier-Days von US-Gästen, Andermatts US-Anteil stieg seit dem Einstieg von Vail Resorts, die auch 30 Mio. CHF in Crans-Montana investieren, von 3% auf 11%. Stoffel analysiert: «Ikon und Epic sind auf dem amerikanischen Markt stark. Mit der verstärkten Einbindung europäischer Gebiete stieg die Anzahl amerikanischer Gäste stark an. Ihr Einfluss wird zunehmen, wenn weitere Stationen dazustossen und der Verkauf in Europa gesteigert wird, doch bislang dominieren lokale Pässe wie Magic Pass oder TopCard.»
USA und Schneeschwierigkeiten
Klimaveränderungen sorgen in den USA für unzuverlässigen Schneefall, der Skigebiete wie Vail oder Breckenridge vor Herausforderungen stellt. Zermatt, Andermatt und Crans-Montana bieten Alternativen. «Die Schweiz ist international sehr gut aufgestellt und diversifiziert», sagt Stoffel. «Bergbahnen arbeiten erfolgreich mit Schweiz Tourismus zusammen und führen Kampagnen durch, während das Angebot qualitativ an internationale Kundschaft angepasst wurde.» Patt ergänzt: «Immer mehr US-Skifahrer schätzen unsere Schneesicherheit, Gletscher und die lange Saison. Das Interesse wächst kontinuierlich.»
Anlegerperspektive: Gewinner und Verlierer
Der Magic Pass bringt kleinen Bahnen wie Wiriehorn Vorteile durch hohes Volumen, da die steigende Abonnentenzahl Einnahmen erhöht. Diese planbaren Einnahmen zu Saisonbeginn senken das Risiko roter Zahlen trotz schwankender Wetterbedingungen, auch wenn die Margen durch den niedrigen Preis von 419 CHF und hohe Betriebskosten begrenzt bleiben, Dies dürfte Investoren mit Fokus auf hohe Renditen eher abschrecken.
Der AlpsPass hingegen stärkt Unternehmen wie die Jungfraubahn Holding, die von Premium-Kunden profitiert und höhere Margen erzielt, etwa durch den Preis von 949 CHF und Zusatzausgaben vor Ort wie Gastronomie oder Ausrüstung. Das Wachstum ist jedoch eingeschränkt, da der Pass derzeit nur fünf Gebiete umfasst und eine breitere Expansion Zeit braucht. Die TopCard sichert der Davos Klosters Bergbahnen AG solide Einnahmen durch treue Stammgäste und Ganzjahresnutzung, bietet aber wenig Skalierungspotenzial für grössere Investitionen.
Bei Ikon und Epic dominieren Vail Resorts und Alterra durch US-Kapital und globale Reichweite, gestützt auf Investitionen wie die 30 Mio. CHF in Crans-Montana. Lokale Bahnen wie Zermatt Bergbahnen AG und Andermatt Swiss Alps AG gewinnen zusätzliche Umsätze durch den Zustrom internationaler Gäste, verlieren aber etwas an Kontrolle durch Abhängigkeit von den Strategien der US-Konzerne.
Fazit: Planbarkeit trifft auf Potenzial
Mit dem Vorverkauf für 2025/26 zeichnet sich ab, wie unterschiedlich die Pässe Kunden ansprechen. Der Magic Pass liefert kleinen Bahnen frühzeitig liquide Mittel für Planungssicherheit bei wechselndem Wetter, die Renditen bleiben durch schmale Margen jedoch begrenzt. Der AlpsPass nutzt höhere Margen aus Premium-Kunden, doch sein Wachstum ist durch nur fünf Gebiete eingeschränkt. Die TopCard erzielt stabile Einnahmen aus Stammgästen, ohne nennenswerte Expansion. Ikon und Epic ziehen internationale Gäste an und bieten Potenzial für hohe Gewinne. Lokale Bahnen stehen dabei oft im Schatten der US-Konzerne.
Respect the DNA ist einer der 7 Grundsätze der Cham Group, künftig Cham Swiss Properties, bei der Entwicklung von Arealen. Bild: schweizeraktien.net/Luca Uloth
«Respect the DNA» ist einer der 7 Grundsätze der Cham Group, künftig Cham Swiss Properties, bei der Entwicklung von Arealen. Bild: schweizeraktien.net/Luca Uloth
Tiefe Leerstandsquoten, wachsende Bevölkerung, wenig Baulandreserven: Vor diesem Hintergrund stehen immer mehr Immobilienunternehmen hierzulande vor der Herausforderung, wie ein Angebot erstellt werden kann, das der Nachfrage nach dem knappen Gut Wohnliegenschaften entgegenkommt.
Beim 1. Branchentalk «Immobilien» von schweizeraktein.net mit mehr als 80 Gästen im historischen Kalandersaal der alten Papierfabrik in Cham stellten vier ganz unterschiedliche Akteure ihre Konzepte zu einer verantwortungsvollen Arealentwicklung vor.
Die Cham Group und das Papieri-Areal
Dabei stand im Mittelpunkt, wie Industriegelände, die nicht mehr Industriegelände sind, in Wohnraum umgewandelt werden können. Wie können die grossen Flächen, die zum Teil mit denkmalgeschützten Bauten versehen sind, in eine neue Nutzung überführt werden? Welche Konsequenzen hat eine solche Umnutzung für Planer, Architekten, Bauunternehmer und schliesslich die Mieter/Käufer?
Dass die Veranstaltung auf dem Papieri-Areal stattfand, war natürlich kein Zufall. Hier entwickelt die Cham Group ein neues Wohn- und Arbeitsquartier unter Einbezug der industriellen Bauten, auf denen schon lange nichts mehr produziert wird. Direkt an der Lorze werden prägende Bestandsbauten der ursprünglichen Papierfabrik mit markanten Neubauten ergänzt und nachhaltig realisiert. «Hier entsteht ein neuer Begegnungsort mit überregionaler Ausstrahlung, wo sich Geschichte und Gegenwart die Hand reichen», preisen die Verantwortlichen ihr Vorhaben an.
Nachhaltige und verantwortliche Entwicklung
Es war denn auch an Thomas Aebischer, CEO der Cham Group, den hochkarätig besetzten Branchentalk zu eröffnen und das Projekt Papieri in seinen Einzelheiten vorzustellen. Vor seiner Eröffnungs-Präsentation wurden die Besucher von vier Geschäftsleitungsmitgliedern über das Areal geführt. Vor Ort wurde jedem deutlich, welche Herausforderungen, aber auch welche Chancen die Transformation in sich birgt.
Die Cham Group hat ein eigenes Strom-, Wärme- und Kältenetz für das Areal geplant und umgesetzt. Einerseits wird ein Teil des Energiebedarfs durch Photovoltaik abgedeckt, aber auch das Wasserkraftwerk an der Lorze, das einmal die Papierfabrik mit Strom versorgte, wurde in die Energieplanung miteinbezogen und leistet seinen Anteil an der Versorgung der 1’000 Wohnungen, die bis 2032 fertiggestellt werden sollen.
Eine eigene Energiezentrale liefert den bereits fertig gestellten Wohnungen mittels Wärmepumpen, die durch Erdsonden versorgt werden, die notwendige Wärme und Kälte. Für die Elektromobilität wurde mit den Partnern Allride und WWZ eine Reihe von Ladestationen und ein Mobilitätsangebot aufgebaut.
Bei Projekten in dieser Grössenordnung stehen die Entwickler insbesondere vor der Herausforderung, wie die denkmalgeschützten Bauten in das Gesamtkonzept einbezogen werden können. «Respect the DNA» ist dabei einer der Leitsätze der Cham Group.
Einbezug aller Stakeholder
Um ein konfliktgeladenes Modell wie das Papieri-Areal umzusetzen, braucht es den Einbezug aller Stakeholder. Die Bevölkerung, die Behörden und das Aktionariat müssen eingebunden werden. Das ist der Cham Group sehr gut gelungen, sicher auch deshalb, weil man sich in der Planung die nötige Zeit und Behutsamkeit nahm, um alle mit an Bord zu holen. Und auch der «Vater» des Projekts hat einen grossen Anteil daran, denn mit Philipp Buhofer, dem Ankeraktionär und Investor der Cham Group, hat ein Chamer massgeblich zur Umsetzung beigetragen. Dazu später mehr.
Natürlich profitiert die Cham Group auch von der Tatsache, dass das Bauvorhaben im Kanton Zug liegt. Der Zürcher Aebischer strich heraus, dass die Baubewilligung für das Projekt lediglich drei Monate benötigte und mit einer 3-seitigen Auflage versehen worden sei. In Zürich hätte man mit 60 Seiten rechnen müssen, so Aebischer.
In den Zwischenräumen der Schweiz
Vor ähnlichen Herausforderungen, wenn auch in ganz anderen Regionen, steht die Espace Real Estate aus Solothurn. «Wir sind in den Zwischenräumen», sagte CEO Lars Egger, was geografisch gemeint ist. Das im Mittelland tätige Immobilienunternehmen setzt wie die Cham Group auch auf das «Recycling» von Bestandsbauten. So wurden bei der letzten Etappe der Überbauung Volaare in Zuchwil zwei alte Mehrfamilienhäuser nicht abgerisssen, sondern saniert. Dies aufgrund dem bewussten Umgang mit der «grauen Energie», die bei Neubauten den grössten Teil des CO2-Ausstosses ausmacht.
Als weiteres Beispiel für die Umnutzung einer Industriebrache zeigte Egger den Neubau einer Gesundheitsimmobilie auf dem ehemaligen Areal des Spezialfahrzeug-Herstellers Aebi.
Die Glaubwürdigkeit gegenüber den Stakeholdern fasste Egger in den griffigen Satz «Wir kommen, um zu bleiben», zusammen.
Von der Lokomotiven-Fabrik zu Wohn- und Gewerberaum
Wie bei Espace steht auch das Stakeholder-Management beim Bauunternehmer und Immobiliendienstleister Implenia im Fokus. Adrian Wyss, Head Division Buildings, machte das am Beispiel der Arealentwicklung der Lokstadt in Winterthur deutlich. Verdichtung sei der Schlüssel zum Erfolg, sagte Wyss.
Auf 60’000 m2 entstehen bis 2030 Wohnungen und Gewerbe auf dem ehemaligen Sulzer-Areal. In der Vergangenheit sind hier «tabula-rasa»-Ansätze wie «Winti-Nova» 1989 und «Megalou» 1998 gescheitert. Implenia reüssierte, weil das Unternehmen den Bestand erhalten will, ein etappierbares Vorgehen benutzt und die blühende Industriegeschichte in ihr Projekt integriert. Und weil die Stakeholder durch integrierte Arealkommunikation mitgenommen worden sind. 64% der Stimmberechtigten der Stadt Winterthur gaben dem Projekt grünes Licht.
«Wir lieben den Bestand»
Last but not least stellte Marco Feusi, CEO der HIAG Immobilien AG, das Projekt ALTO in Zürich vor. «Wir lieben den Bestand», machte Feusi klar. Auf einer Arealgrösse von 8’000 m2 werden bis 2026 125 Wohnungen auf dem ehemaligen Grundstück der Fiat Chrysler Automobiles gebaut. Auch hier soll die Identität durch Bewahrung der historischen Struktur beibehalten werden.
Die Baubewilligung erhielt die HIAG AG innerhalb von fünf Monaten, womit die Zürcher Behörden fast so schnell sind wie die Zuger. Die zügige Abwicklung der Eingabe hat auch damit zu tun, dass HIAG dem Grundsatz «Erhalten statt Ersetzen» gefolgt ist und darauf bedacht war, beim Bau von ALTO graue Energie zu vermeiden.
Ein weiterer Grundsatz des Unternehmens ist die Fokussierung auf Nachhaltigkeit, das beim Projekt in Zürich stark auf Photovoltaik setzt und einen Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) vorantreibt, was wirtschaftliche Vorteile für Mieter und Eigentümerin bringt.
Die Bedeutung der Versorger
Auch wenn kein Immobilienunternehmen, so sind die Versorger doch eng mit der Entwicklung von Arealen verzahnt. Liefern sie doch die notwendige Energie wie Strom, Gas und Telekommunikationsanbindung. Hierzu waren am Branchentalk zwei Vertreter der Wasserwerke Zug (WWZ) eingeladen. WWZ CEO Andreas Ronchetti und Marcel Fähndrich, Leiter Energie, betonten die Megatrends Dekarbonisierung und Elektrifizierung, die im Bauprozess miteinbezogen werden müssen. Wer baut, muss die Versorgung eng mit einbeziehen, pflichtete Cham Group CEO Aebischer bei.
Der Kopf hinter dem Erfolg der Arealentwicklung Papieri
Zum Schluss der Veranstaltung lud Björn Zern von schweizeraktien.net Philipp Buhofer auf die Bühne, um mit ihm einerseits über seine abwechslungsreiche Karriere als Unternehmer und Investor, andererseits über seine Verdienste als «Kopf» des Umbaus des Papieri-Areals zu sprechen.
Phillip Buhofer sprach am Branchentalk Immobilien über sein Leben als Unternehmer und die Fusion von Cham Group mit Ina Invest. Bild: schweizeraktien.net/Luca Uloth
Als Mitbesitzer der ehemaligen Papierfabrik an der Lorze hat Buhofer bereits Anfang der Nullerjahre die Weichen für die jetzige Entwicklung des Areals gestellt. Dabei war auch ihm der Einbezug der Stakeholder stets ein zentrales Anliegen. Dass Buhofer aus einer bekannten Zuger Unternehmerfamilie stammt, hat ihm bei der Beurteilung der Gemengenlage durchaus geholfen.
Buhofer war zuletzt massgeblich daran beteiligt, dass es zur Fusion der Cham Group mit der Ina Invest kam, woraus das zehntgrösste Immobilienunternehmen der Schweiz entsteht. Am 9. April werden die Aktien des neu firmierten Unternehmens Cham Swiss Properties zum ersten Mal an der Börse SIX gehandelt.
Dass der Branchentalk laut Aussagen vieler Beteiligter zum vollen Erfolg wurde, lag auch an dem hervorragenden Catering des Restaurants Schiff in Zug, das einen langen, intensiven Tag immer wieder mit Köstlichkeiten zu unterlegen wusste.