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Repower: Internationales Handelsgeschäft bleibt 2024 Zugpferd

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In der Schweiz setzt Repower vor allem auf Wasserkaft, im Ausland - im Bild in Italien - auch auf Windkraft. Bild: repower.ch
In der Schweiz setzt Repower vor allem auf Wasserkaft, im Ausland – im Bild in Italien – auch auf Windkraft. Bild: repower.ch

Auch wenn die Kennzahlen nicht ganz an das Ausnahmejahr 2023 heranreichen, hat der Bündner Energieversorger Repower 2024 erneut ein sehr solides Ergebnis abgeliefert. Mit einem EBIT von 175.2 Mio. CHF und einem Gruppengewinn von 138.2 Mio. CHF zählt das Geschäftsjahr zu den besten in der Unternehmensgeschichte, obwohl im Vorjahr das Ergebnis – ebenfalls aufgrund eines guten Handelsgeschäfts – mit knapp 300 Mio. CHF mehr als doppelt so hoch ausfiel. Die Eigenkapitalquote legte um zehn Prozentpunkte auf 52,8% zu. Für die Aktionäre gibt es neben der ordentlichen Dividende in Höhe von 5 CHF zusätzlich eine Sonderdividende von 1.50 CHF, was zu einer Ausschüttung von insgesamt 6.50 CHF je Aktie führt.

Erneuerbare Energien und Volatilität prägen den Energiemarkt

An den Energiemärkten ist 2024, im Vergleich zu den Vorjahren, etwas Normalität eingekehrt. Allerdings blieb die Volatilität hoch, wenn auch auf einem deutlich tieferen Niveau. Insgesamt sank der durchschnittliche Spot-Strompreis an der Europäischen Strombörse (EPEX) für Deutschland 2024 auf 80 EUR/MWh (Vorjahr: 95 EUR). Getrieben wurde die Preisentwicklung vom wachsenden Anteil erneuerbarer Energien und höherer Produktion in Frankreichs Kernkraftwerken. CEO Roland Leuenberger verwies in diesem Zusammenhang auch auf eine deutliche Zunahme von Stunden mit negativen Strompreisen, was auch auf die gestiegene PV-Produktion zurückzuführen sei.

Erfolg dank Wasserkraft im Segment Schweiz

Der Schweizer Markt blieb für Repower auch 2024 mit Nettoerlösen von 1’097.5 Mio. CHF oder knapp 45% der wichtigste Ertragspfeiler. Hier profitierte Repower von guten hydrologischen Bedingungen, konnte einen Grossteil der Produktion zu vorteilhaft abgesicherten Preisen absetzen und erzielte damit trotz einer gesunkenen Energiebruttomarge ein sehr gutes Ergebnis. Belastend wirkten sich allerdings Rückstellungen aus, insbesondere für das Kraftwerk Silvaplana, sowie für Stromrabatte in der Region Moesa. Das Betriebsergebnis (EBIT) lag mit 160.3 Mio. CHF zwar deutlich unter dem Vorjahr (373.8 Mio. CHF), steuerte aber dennoch mehr als drei Viertel zum Konzern-EBIT von 175.2 Mio. CHF bei.

Im Segment Italien gehts weiter aufwärts

Deutliche Verbesserungen zeigte auch der italienische Markt. Zwar erreichten die Nettoerlöse mit 1’380.8 Mio. CHF (-14,3%) den Vorjahreswert ebenfalls nicht. Allerdings gelang es, dank einer positiven Entwicklung im Vertriebsgeschäft, das EBIT um 10,4% auf 28.4 Mio. CHF zu steigern. In Italien verkauft Repower Elektrizität und Gas an KMU-Kunden. Ausserdem ist das Unternehmen mit Repower Renewable an Solar- und Windkraftwerken in Italien beteiligt. Im vergangenen Jahr hat Repower die Beteiligungen an der italienischen Repower Renewable S.p.A. von 65% auf 100% aufgestockt sowie weitere Kraftwerksbeteiligungen in Italien erhöht.

Beitrag von Gaskombikraftwerk weiter schwach

Weniger gut lief es in Italien widerum mit der Regelenergie, die durch das Gas-Kombikraftwerk in Teverola erzeugt wird.  Man schaffe es, die Kosten und Ersatzinvestitionen für den laufenden Betrieb zu erwirtschaften, berichtet Roland Leuenberger. Mit der in Teverola produzierten Energie wird die Netzstabilität in der Region Centro Sud aufrechterhalten. Allerdings ist die Regelenergie derzeit weniger gefragt. Auch für 2025 gehe man nicht von einer Verbesserung der Situation in Teverola aus, so der Repower-CEO. Noch vor wenigen Jahren trug das Kraftwerk den Mammut-Anteil zum EBIT im Italiengeschäft bei.

Finanzergebnis deutlich verbessert

Die Gesamtleistung der Repower-Gruppe lag 2024 bei 2’485.4 Mio. CHF. Darin enthalten sind auch die Erlöse aus den übrigen Aktivitäten, darunter Systemdienstleistungen der EVUlution AG. Die «übrigen Segmente und Aktivitäten» steuerten allerdings mit minus 13.5 Mio. CHF auch 2024 einen negativen Beitrag zum EBIT bei. Gegenüber dem Vorjahr (-20.1 Mio. CHF) konnte dieser allerdings deutlich verringert werden. Insgesamt erreichte das EBIT 175.2 Mio. CHF.

Mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenden Energiekrise haben sich auch die Erträge bei Repower deutlich verbessert. Abb.: repower.ch

Geringer ausgefallen als im Vorjahr ist der Finanzverlust, was unter anderem auf höhere Zinserträge sowie geringere Zinszahlungen zurückzuführen ist. Repower konnte 2024 eine börsenkotierte Anleihe im Umfang von 150 Mio. CHF zurückzahlen. Das Finanzergebnis lag bei minus 9.2 Mio. CHF, nach 20.4 Mio. CHF im Vorjahr. Unter dem Strich verblieb so ein Gruppenergebnis von 138.2 Mio. CHF.

Weiterhin hohe Nettoliquidität

Das gute Ergebnis erlaubte eine deutliche Verbesserung der Bilanz. Zwar ging die Bilanzsumme um 15,4% auf 2’235 Mio. CHF zurück, dank einer Reduktion des Fremdkapitalanteils. Gleichzeitig erhöhte sich das Anlagevermögen um 58.5 Mio. CHF auf 1’053 Mio. CHF, getrieben durch Akquisitionen in der Schweiz und in Italien. Darunter die vollständige Übernahme der Kraftwerk Morteratsch AG sowie der Repower Renewable S.p.A. Insgesamt stieg das Eigenkapital auf 1’180.7 Mio. CHF oder 159.80 CHF pro Aktie. Die Eigenkapitalquote liegt bei 52,8%. Trotz der Investitionen konnte die Repower AG nach der Rückzahlung der Anleihe eine Nettoliquidität von 80 Mio. CHF ausweisen.

Zuversicht trotz Unsicherheiten

Trotz geopolitischer Unsicherheiten und zunehmender Marktvolatilität blickt Repower zuversichtlich ins Jahr 2025. Die Stromproduktion ist zu 100% abgesichert, auch für die Jahre 2026 und 2027 sei die Schweizer Produktion überdurchschnittlich abgesichert, so Leuenberger. Allerdings verzeichnete das Unternehmen im 1. Quartal 2025 wegen der geringen Niederschläge eine niedrigere Produktion als zu Beginn des Vorjahres. Roland Leuenberger erwartet, dass die Volatilität an den Strommärkten weiterhin hoch bleiben wird, der Strombedarf jedoch grundsätzlich aufgrund des Ausbaus von Wärmepumpen, e-Mobilität und nachhaltiger Industrieproduktion weiter zunehmen wird.

Die Strompreise dürften auch in den kommenden Jahren volatil bleiben, auch wenn sie sich derzeit auf einem Niveau von 80 bis 100 EUR/MWh eingependelt haben. Abb.: repower.ch/EEX

In Italien dürfte Repower vor allem von der staatlichen Förderung für den Ausbau der erneuerbaren Energien profitieren. In Planung sei weiterhin das Pumpspeicherkraftwerk im Campolattaro, das über eine Leistung von 572 MW verfügen soll. Das Projekt will Repower allerdings nicht allein finanzieren.

Insgesamt geht die Repower AG auch für 2025 weiterhin «von einem guten Ergebnis» aus.

Fazit

Die Repower AG konnte nach 2023 ein weiteres hervorragendes Geschäftsergebnis erzielen. Wiederum zahlte sich hier das internationale Handelsgeschäft aus, das zu einem grossen Teil für den Gewinnschub verantwortlich war.

Dank der vorausschauenden Absicherungsstrategie sind zumindest für 2025 und die zwei Folgejahre gute Ergebnisse zu erwarten. Die erwartete hohe Volatilität an den Strommärkten dürfte zudem auch das Handelsergebnis auf einem hohen Niveau halten. Mittelfristig sollten sich dann die weiteren Investitionen in die Sanierung und den Ausbau des Kraftwerksparks, auch in Italien, positiv auf die Erfolgsrechnung auswirken. Repower hat allerdings auch klar gemacht, dass nicht alle Beteiligungen an Kraftwerken in Italien gehalten werden müssen, sondern es auch immer wieder zu Verkäufen kommen kann. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, wie es mit dem Kraftwerk in Teverola weitergeht. Denn grundsätzlich investiert Repower ausschliesslich in erneuerbare Energien.

Ein weiteres Zukunftsthema ist die Wasserkraftstrategie des Kanton Graubünden. Im Zusammenhang mit dem Heimfall von Wasserkraftkonzessionen ab 2030 stellt sich die Frage, wie Kanton und Gemeinden mit diesen Konzessionen umgehen werden. Die Wasserkraftstrategie des Kantons hat zum Ziel, dass die mit der Wasserkraft verbundene Wertschöpfung erhöht werden und damit nachhaltige Erträge erzielt werden sollen. Der Kanton Graubünden ist mit 27% an Repower beteiligt. Welche Folgen die Strategie für die Beteiligung hat und ob der Kanton seine Beteiligung allenfalls ausbauen wird, ist derzeit noch offen.

Der Aktienkurs von Repower hat innerhalb der letzten zwölf Monate um mehr als 10% verloren. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Repower AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Binnen Jahresfrist ist der Kurs von 180 CHF auf zuletzt 160 CHF zurückgegangen. Auf dem aktuellen Kursniveau werden die Titel mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 8.6 und einem Kurs-/Buchwert-Verhältnis von 1 gehandelt. Die Dividendenrendite beträgt 4%. Auch künftig ist nach Aussagen des Unternehmens mit einer Dividende von mindestens 5 CHF je Aktie zu rechnen, was einer Rendite von 3.2% entsprechen würde. Gemessen an diesen Kennzahlen und den Zukunftsaussichten scheinen die Aktien, auch im Vergleich mit börsenkotierten Titeln wie BKW, günstig. Positiv zu werten ist zudem, dass Repower fast ausschliesslich auf erneuerbare Energien setzt und auch in puncto ESG-Berichterstattung hohe Massstäbe erfüllt.

Branchentalk Industrie 27. Mai 2025: Globale Herausforderungen der Schweizer KMU im Fokus

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Am 27. Mai findet in Zürich der Branchentalk Industrie zum 2. Mal statt.

Ukrainekrieg, Energiekrise, Regierungswechsel in Deutschland – und nun auch der Zollstreit, den US-Präsident Donald Trump vom Zaun gebrochen hat: Die Perspektiven für Schweizer KMU waren schon besser.

schweizeraktien.net und die Helvetische Bank laden bereits zum 2. Mal zum Branchentalk Industrie ein. An der Konferenz treffen Investoren auf CEO und CFO der börsenkotierten und nichtkotierten Unternehmen Auto AG, Ascom, Bystronic, Klingelnberg, Mikron, Wolffkran und R&S Group. Die Referentinnen und Referenten stellen dabei nicht nur ihr Unternehmen und ihr Geschäftsmodell vor, sondern zeigen auch auf, wie sie auf die aktuellen geopolitischen Entwicklungen reagieren und sich in diesem herausfordernden Umfeld positionieren.

Den Abschluss bildet ein Panelgespräch mit Domenico Iacovelli (CEO Bystronic), Philipp Kannengiesser (CEO Klingelnberg), Marc Desrayaud (CEO Mikron) und Remo Rosenau, Head Research bei der Helvetischen Bank.

Wir laden Sie herzlich ein, an der Investorenkonferenz teilzunehmen. Diese findet statt am

Dienstag, 27. Mai 2025
von 12:15 – 18:00 Uhr
im SIX ConventionPoint, Zürich

Das  komplette Programm mit weiteren Details sowie der Anmeldung finden Sie unter Branchentalk Industrie 27. Mai 2025 – schweizeraktien.net.

Saanen Bank: Adrian Di Camillo soll 2027 auf CEO Jürg von Allmen folgen

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Jürg von Allmen (l.) und VRP Victor Steimle (r.) mit dem designierten CEO Adrian Di Camillo (mitte). Bild: zvg
Jürg von Allmen (l.) und VRP Victor Steimle (r.) mit dem designierten CEO Adrian Di Camillo (Mitte). Bild: zvg

Anlässlich der Generalversammlung der Saanen Bank gab der Verwaltungsrat bekannt, dass Adrian Di Camillo zum designierten Nachfolger vom derzeitigen CEO Jürg von Allmen nominiert wird. Dieser habe dem Verwaltungsrat bereits vor einigen Jahren mitgeteilt, dass er im Juli 2027 in Pension gehen werde. Von Allmen hat die Bank mehr als 20 Jahr als Vorsitzender der Geschäftsleitung geleitet.

Der 39-jährige Adrian Di Camillo ist derzeit stellvertretender CEO der im Berner Oberland tätigen Regionalbank und seit 2020 für das Finanzinstitut tätig. Zuvor war er Leiter Finanzen bei den Bergbahnen Gstaad und Geschäftsstellenleiter einer Filiale der Valiant Bank. Die frühzeitige Bekanntgabe der Nachfolge gebe der Bank die Möglichkeit, während gut zwei Jahren den CEO-Wechsel vorzubereiten und das Credo der Kontinuität zu leben, schreibt die Saanen Bank in einer Medienmitteilung.

An der GV berichteten Verwaltungsrat und Geschäftsleitung über ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2024 mit einem Jahresgewinn von 3.184 Mio. CHF. Sie stimmten auch der Ausschüttung einer Dividende von 54 CHF je Aktie zu.

Die Aktien der Saanen Bank werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 5’070 CHF für eine Aktie bezahlt.

Bad Schinznach: Hohe Wertberichtigungen auf sistierte Projekte führen zu Verlust

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Die Besucherzahlen in den Thermalbädern in Schinznach Bad erreichten 2024 das Vorjahresniveau. Bild: ©D.Golob/Bad Schinznach
Die Besucherzahlen in den Thermalbädern in Schinznach Bad erreichten 2024 das Vorjahresniveau. Bild: ©D.Golob/Bad Schinznach

Das Klinik- und Bäderunternehmen Bad Schinznach AG sah sich im Geschäftsjahr 2024 mit zwei grossen Herausforderungen konfrontiert: höheren Kosten und Wertberichtigungen auf Projekte.

Obwohl sich der konsolidierte Umsatz mit 56.8 Mio. CHF auf Vorjahresniveau bewegte, führten deutlich höhere Kosten für Personal, Energie und Unterhalt zu einem kräftigen Rückgang beim Betriebsgewinn. Zusätzlich belastet wird das Ergebnis durch Wertberichtigungen vor allem auf das geplante Hotel- und Infrastrukturprojekt in Bad Schinznach. Dies führte unter dem Strich zu einem Verlust von 3.6 Mio. CHF. Das Bauprojekt wurde allerdings nicht eingestellt, sondern soll voraussichtlich 2027 in geänderter Form im Angriff genommen werden.

Klinik Meissenberg mit weniger Pflegetagen

Dabei verlief das Geschäftsjahr 2024 insgesamt in fast allen Geschäftsbereichen stabil. Lediglich bei den Klinik- und Hotelbetrieben kam es zu einem Umsatzrückgang um 1,5% auf 41.1 Mio. CHF. Als Grund nennt CEO Daniel Bieri die Sanierung von Zimmern in zwei Abteilungen in der Klinik Meissenberg in Zug im Juni vergangenen Jahres. Diese habe zu einem Rückgang von knapp 1’000 auf 24’814 Pflegetage geführt. Anders hingegen in der Privat-Klinik im Park: Hier stieg die Anzahl Pflegetage auf 19’888, nachdem im Vorjahr ebenfalls Zimmer saniert wurden. Das Kurhotel im Park zählte im Vergleich zum Vorjahr mit 10’692 Logiernächten etwas weniger Übernachtungen als 2023.

Bäder entwickeln sich erfreulich

Mit 314’732 Eintritten lagen die zwei Thermalbäder «Aquarena fun» und «Thermi spa» nur ganz leicht unter der Anzahl Vorjahreseintritte (314’852). Deutlich besser als in den Vorjahren entwickelte sich der Saunabereich mit 51’804 (50’330). Aufgrund einer leichten Anpassung der Eintrittspreise steigen die Nettoerlöse in den Bäderbetrieben gegenüber dem Vorjahr um 4,7% auf 12.0 Mio. CHF. Für Verwaltungsratspräsident und Hauptaktionär Hans-Rudolf Wyss ist diese Entwicklung auch erfreulich, weil ein erwarteter Besucher- und Umsatzrückgang aufgrund des Ende 2021 in Baden eröffneten Thermalbads «Fourtyseven» nicht eingetreten ist. Im Gegenteil: «Die Eintrittszahlen in unserem Thermi spa steigen», so Wyss an der Bilanzorientierung.

Stabil entwickelten sich auch die Miet- und Pachtzinseinnahmen mit 2.1 Mio. CHF, wovon der grösste Teil auf die Wohnüberbauung Meisenpark in Zug entfällt. Die Nettoerlöse kamen so insgesamt auf 56.8 Mio. CHF. Mit 72,3% ist der Anteil der Klinikbetriebe und des Hotels nach wie vor der grösste Ertragspfeiler.

Betriebsaufwand steigt um rund 10%

Dass es trotz der stabilen Umsatzentwicklung zu einem Einbruch beim operativen Ergebnis auf Stufe EBITDA um 25,4% auf nur noch 6.2 Mio. CHF gekommen ist, liegt an einem deutlichen Anstieg nahezu aller Aufwandpositionen. Der Personalaufwand lag mit 35.3 Mio. CHF (+3,3%) um mehr als 1.1 Mio. CHF über dem Vorjahreswert. Zugenommen haben auch die Kosten für Verwaltung und Informatik (+16,8%), Energie (+14,7%) sowie Unterhalt (+9,6%). Insgesamt lag der Betriebsaufwand daher mit knapp 9 Mio. CHF um rund 10% über dem Vorjahreswert. Der Anstieg im Bereich der Informatik sei auch auf den Umstieg auf eine Cloudlösung zurückzuführen, so Daniel Bieri. Im Bereich der Energie sei es der höhere Strompreis gewesen, der den Anstieg der Kosten verursacht habe.

Bieri machte allerdings deutlich, dass man mit der Entwicklung auf der Kostenseite «nicht zufrieden» sei und bereits Massnahmen ergriffen habe, um die Kosten wieder zu reduzieren. So konnten im Energiebereich längerfristige Stromlieferverträge abgeschlossen werden, was schon 2025 zu einer Entlastung führen soll. Auch habe sich die Lage im Personalbereich entschärft, sodass weniger Temporärkräfte eingesetzt werden müssten.

Abschreibungen und höhere Zinsen belasten

Dass nicht nur Personal- und Betriebsaufwand deutlich angestiegen sind, sondern auch die Abschreibungen um fast 7% oder 417’000 CHF zugenommen haben, hängt mit der Umstellung der Wasseraufbereitung von Brom und Ozon auf Chlor zusammen. Neben den ordentlichen Abschreibungen in Höhe von 4.7 Mio. CHF auf den Immobilienbestand der Gesellschaft führte dies zu einer zusätzlichen Belastung. Daher rutschte die Bad Schinznach AG bereits auf Stufe EBIT mit minus 174’000 CHF in die roten Zahlen.

Um knapp 100’000 CHF höher fiel aufgrund der gestiegenen Zinsen auch der Finanzaufwand der Bad-Schinznach-Gruppe aus. In der Bilanz stehen langfristige Finanzverbindlichkeiten in Höhe von 45.3 Mio. CHF, davon 35.1 Mio. CHF mit einer Laufzeit von mehr als fünf Jahren. Zudem wurde die Beteiligung an der Wäscherei Schwob AG im Vergleich zum Vorjahr nur leicht um 35’000 CHF (Vorjahr: 310’000 CHF) aufgewertet, was insgesamt zu einem negativen Finanzergebnis auf 991’000 CHF führte.

Wertberichtigungen auf geplante Projekte in Schinznach und Zug

Noch stärker belastet wurde die Erfolgsrechnung im Jahr 2024 allerdings durch die ausserordentlichen Wertberichtigungen auf das Neubauprojekt in Schinznach Bad sowie ein Planungsprojekt in Zug. Hans-Rudolf Wyss begründet den Entscheid damit, dass angesichts der schwierigen Ertrags- und Kostensituation im vergangenen Geschäftsjahr eine Auslegeordnung für den Hotel- und Infrastrukturneubau in Schinznach vorgenommen wurde, in der man zum Schluss kam, Alternativen zu prüfen. Daher wurden 2 Mio. CHF der bereits aufgelaufenen Planungskosten wertberichtigt. Daniel Bieri betont, dass die Planungskosten bei der Umsetzung des Projekts zu einem späteren Zeitpunkt nicht verloren sind. Ende 2026 oder Anfang 2027 könnte das Projekt in geänderter Form dennoch realisiert werden.

Auch auf ein geplantes Projekt in Zug, für das ein rechtskräftiger Bebauungsplan für einen neuen Klinikteil vorliegt, wurden 300’000 CHF wertberichtigt. Dies, weil kein Baustart absehbar ist und einzelne Elemente der Planung keinen Zusatznutzen mehr haben. Hans-Rudolf Wyss räumte aber auch ein, dass die Bad-Schinznach-Gruppe derzeit nicht in der Lage sei, zeitgleich zwei Grossprojekte zu stemmen.

Weiterhin zuversichtlich

Trotz der Verzögerungen bei den Immobilienprojekten zeigt sich Wyss zuversichtlich. Denn in Zug zeichnet sich ab, dass gemäss einem im Januar 2025 vom Stadtrat genehmigten Richtplan ein Teil einer Landreserve hinter der Überbauung Meisenpark von Landwirtschaftszone in ein Areal für preisgünstiges Wohnen überführt wird. Ob und wie das Areal eines Tages überbaut wird, ist noch offen. Auch läuft der politische Prozess noch bis 2026, mit einer Volksabstimmung ist dann voraussichtlich im Frühling 2027 zu rechnen.

Im operativen Geschäft will CEO Daniel Bieri im laufenden Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben. Der Umsatz liege zwar leicht unter dem Budget. Allerdings habe man die Kosten nun im Griff, was sich bisher deutlich positiv auf das Betriebsergebnis auswirke.

Der Verwaltungsrat der Bad Schinznach AG hat sich daher entschlossen, trotz des Verlusts von 3.6 Mio. CHF eine auf 20 CHF reduziert Dividende auszuschütten. «In Anbetracht der enormen Bewertungsreserven können wir diese Dividende auszahlen», begründet VR-Präsident Wyss den Schritt.

Fazit

Für die Klinik- und Bädergruppe Bad Schinznach AG war 2024 kein einfaches Jahr. Die deutlichen Kostensteigerungen gleich in mehreren Bereichen haben dazu geführt, dass die Abschreibungen nicht mehr verdient werden konnten. Oberste Priorität muss daher nun auf dem Kostenmanagement liegen, was angesichts des herausfordernden Umfelds keine einfache Aufgabe ist. Kommt hinzu, dass das Unternehmen im Klinikbereich an die Tarife und Vorgaben im Gesundheitswesen gebunden ist, was die unternehmerische Flexibilität einschränkt. Und der Klinikbereich steuert mehr als zwei Drittel zu den Erlösen bei.

Gelingt es dem Unternehmen in diesem Jahr, die Kostensituation zu verbessern, dürfte auch eine Rückkehr zu früheren operativen Ergebnissen möglich sein. Wenn die ausserordentlichen Abschreibungen und Wertberichtigungen nicht mehr anfallen, wird das Unternehmen auch wieder ein positives Jahresergebnis ausweisen.

Angesichts des umfangreichen Bestandes an Immobilien und Grundstücken in Schinznach Bad und in Zug stellt sich die Frage, welche Schwerpunkte die Bad-Schinznach-Gruppe künftig setzen wird. Bisher präsentiert sich das Unternehmen vor allem als Gesundheitsunternehmen. Ein grosser Teil der Immobilien wird betrieblich genutzt. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Allerdings zeigt sich schon heute, dass der umfangreiche Immobilienbesitz auch Potenzial für weitere Entwicklungen bietet.

Der Aktienkurs der Bad Schinznach AG hat binnen Jahresfrist knapp 10% eingebüsst. Chart: otc-x.ch

Anleger sollten daher nicht nur das operative Geschäft, sondern auch das Entwicklungspotenzial der Liegenschaften in ihren Investmententscheid mit einbeziehen. Denn bei Kursen um die 1’890 CHF, die zuletzt auf OTC-X für eine Aktie bezahlt wurden, ist die Aktie gemessen an den Kennzahlen wie Dividendenrendite (1,1%) und Kurs/Gewinn-Verhältnis (neg.) sowie Kurs/Buchwert (1.3) weniger interessant. Allerdings dürfte der Unternehmenswert (EV) mit knapp 95 Mio. CHF weit unter dem Marktwert der Immobilien liegen. Allein der Brandversicherungswert der Gebäude wird in der Bilanz per Ende 2024 mit 197 Mio. CHF. angegeben. Auch bei den Grundstücken dürfte es erhebliche Bewertungsreserven geben.

Börsengänge Schweiz / International: IPO-Märkte zwischen Hoffen und Bangen

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BioVersys Börsengang SIX
BioVersys: Seng Chin Mah, VRP; Marc Gitzinger, CEO (von links) beim Börsengang an der SIX. Bildquelle: six-group.com

Die Börsen waren zunächst gut ins neue Jahr gestartet, was auch die IPO-Märkte beflügelte. In Europa fanden im ersten Quartal 2025 immerhin 24 Börsengänge mit einem Emissionsertrag von 3.8 Mrd. Euro statt, in Nordamerika sogar 82 mit einem Ertrag von 11.6 Mrd. Euro, so die ZKB in ihrem aktuellen IPO-Newsletter für das 1. Quartal 2025. Mit BioVersys kann auch die SIX einen gelungenen Börsengang verzeichnen.

Noch im Februar hielten sich die US-Indizes in Rekordnähe, an den europäischen Börsen sorgten die deutschen Sondervermögen und neue EU-Investitionsprogramme noch Anfang März für einen Flug in ungeahnte Höhen. Dann jedoch brachen die Märkte ein. Die US-Indizes verloren über 10%, der Rest der Welt folgte nach. Ähnlich wie bei der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine realisierten die Marktteilnehmer erst mit Zeitverzögerung, dass sich die Marktbedingungen gravierend geändert hatten. Auf eine Welt der eskalierenden Zölle, Exportkontrollen und weiterer Handelshemmnisse waren die Marktteilnehmer offensichtlich nicht ausreichend vorbereitet.

Marktsignale

Aktien, US-Bonds und der USD fielen gleichzeitig – ein seltenes Ereignis und ein klares Marktsignal mit Blick auf die Inflationserwartungen und die unrealistischen Hoffnungen auf mehrere Zinssenkungsschritte in den USA. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA schätzen Ökonomen nun mit 50% ein. Die unkonventionelle Wirtschaftspolitik der Trump Administration scheint nach dem Urteil der Märkte weniger das Ende der Globalisierung als vielmehr das Ende des wirtschaftlichen Populismus herbeizuführen. Die Preise für Importe steigen in den USA schon empfindlich, die Pensionskonten der arbeitenden Bevölkerung sind innert kürzester Zeit um die 10% zusammengeschrumpft.

Einhorn Klarna verschiebt IPO

Die Unsicherheit der Investoren griff schnell auf den sensitiven Primärmarkt über. Angekündigte IPOs wurden serienweise abgesagt oder aufgeschoben. Ein bekannter Börsenkandidat, der den Börsengang angesichts der heraufziehenden Wolken nicht vollzog, ist Klarna. Der schwedische Online-Finanzdienstleister wollte an die Nasdaq und strebte eine Bewertung von 15 Mrd. USD an. Das «Einhorn» sollte ein Eisbrecher werden, denn in den letzten Monaten fehlte es an Mega-IPOs und zugkräftigen innovativen und hochkapitalisierten Tech-Debütanten. Der Online-Ticket-Verkäufer StubHub verschob den Börsengang ebenfalls. Die zunächst gut gelaufenen IPOs CoreWeave und Newsmax fielen um bis zu 20% unter ihre Hochs.

Unspektakuläre Emissionsvolumina

Mit einem Emissionsvolumen von 1.8 Mrd. USD war die Pipeline-Gesellschaft Venture Global das grösste IPO in den USA im ersten Quartal, gefolgt von dem Cloud-Computing Unternehmen CoreWeave mit 1.6 Mrd. USD. In Europa war der Börsengang der schwedischen Asker Healthcare Group an der Börse Stockholm mit umgerechnet 927 Mio. Euro Emissionsvolumen das grösste IPO. Bei BioVersys handelte es sich mit Emissionserlösen von nahe 80 Mio. CHF um ein kleineres IPO. Der Börsengang wurde auf schweizeraktien.net im Februar analysiert. Ende März folgte ein ausführliches Interview mit CEO Marc Gitzinger.

Verteidigungs-Sektor im Fokus

Laut EY verschieben sich die Interessen in den globalen Primärmärkten. Geopolitische Unsicherheiten und wachsende Spannungen haben in allen Regionen zu einer Erhöhung der Budgets für Verteidigung und Sicherheit geführt, insbesondere in den USA, Europa, dem Mittleren Osten sowie Asien inklusive Indien. In den genannten Regionen führe dies zu einer starken Verlagerung der Aktivitäten in den Privat-Sektor. EY ermittelt, dass von den global rund 3400 Verteidigungsunternehmen bereits 300 an der Börse sind. 90 Unternehmen befinden sich in der IPO-Pipeline und 10 davon bereits im Registrierungsprozess. Die meisten Branchenvertreter sind mit Venture Capital finanziert. Die reiferen Unternehmen mit Private Equity-Beteiligung weisen jedoch wesentlich höhere Bewertungen auf. Um das sich abzeichnende Wachstum finanzieren zu können, wird der Sektor verstärkt den Kapitalmarkt in Anspruch nehmen. Die hohen Bewertungen der Verteidigungsunternehmen an den Börsen stellen ein konstruktives Marktumfeld dar.

KI und Primärmarkt

Ein Trend, der sich weiter akzentuiert, ist die Adoption von Künstlicher Intelligenz (KI) durch die Unternehmen. Das schlägt auch auf die IPO-Märkte durch. Zahlreiche Beispiele zeigen, dass die Integration von KI zu höherer Effizienz und auch Resilienz führt, beispielsweise in der Logistik, im Lieferkettenmanagement oder durch frühere und bessere Diagnosen. Investoren suchen gezielt disruptive Technologien mit grossem Marktpotenzial. Das haben auch die Emittenten verstanden und ihre Narrative in der Equity Story entsprechend gestaltet. EY untersuchte den Zeitraum von Anfang 2024 bis zum ersten Quartal 2025 daraufhin, wie viele der Börsendebütanten in ihren Prospekten und IPO-Filings Referenzen zu KI aufweisen. In den Sektoren Technologie, Medien, Entertainment und Telekom haben 49% der Unternehmen KI-Affinität bewiesen. Im Sektor Healthcare und Life Sciences waren es 45%, im Sektor Financials 41%. Unter 30% blieben Konsum, Industrie, Energie, Bau und Real Estate.

EY Report
Prozentsatz der zwischen 2024 und dem 1. Quartal 2025 an die Börse gehenden Unternehmen, die in ihren Unternehmensmeldungen auf KI verweisen, nach Sektor. EY: IPO Trends Report

Blick nach Fernost

Während die Emissionsvolumina und die Anzahl der Börsengänge in Europa und den USA im ersten Quartal unspektakulär, aber nicht schwach waren, zeigten ferne Börsenplätze wie Indien und Südkorea eine dynamische Entwicklung. Neben Technologie reüssierten auch die Sektoren Bau, Hotellerie und Gastronomie sowie Industrie. Weniger gefragt waren Konsum, Energie und Financials. Laut EY bleiben die Emissionsvolumina gedämpft, während die IPO-Pipelines zunehmend anschwellen.

Exit-Stau der PE-Industrie

Bei der immer dominierender werdenden Private Equity Industrie ist sogar ein regelrechter Exit-Stau aufgelaufen. Das zeigt sich u.a. darin, dass quer durch die Branche sogenannte Continuation Funds aufgelegt werden. Deren Aufgabe besteht einzig darin, Beteiligungen aufzunehmen, die aus Fonds, die geschlossen werden sollen, ausgekehrt werden. Typische PE-Fonds haben Laufzeiten von 5 bis 8 Jahren. Die Laufzeit kann aber auch verlängert werden. Wenn Beteiligungen nicht zu akzeptablen Preisen veräussert werden können, kommen sie in die Continuation Fonds, und die regulären Fonds können zum Ende ihrer maximalen Laufzeit liquidiert werden.

Anzahl IPOs an der SIX seit 2001. Quelle: ZKB, IPO-Newsletter Q1 2025

Ausblick

Die Perspektiven an den IPO-Märkten haben sich im April empfindlich verschlechtert. Steigende Inflationsraten durch die US-Zollpolitik dämpfen die Zinssenkungsfantasie. Die Verwerfungen an allen Finanzmärkten sorgen für Verunsicherung, ebenso die wachsenden Kriegsgefahren für das um Einigkeit ringende Europa. Die Börsen in Indien, Japan, Südkorea und den ASEAN-Ländern florieren trotzdem. Ein Grund ist die starke Performance der Börsenneulinge. In Europa herrscht kein Mangel an angekündigten oder vermuteten IPOs. Die ZKB nennt unter Berufung auf Schweizer Fachmedien u.a. Acrotec und Ammega als mögliche IPO-Kandidaten an der SIX.

Weleda: Erfolgreiche Wachstumsinitiativen prägen Jahresabschluss 2024

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Weleda
Weleda-CEO Tina Müller (li) und Prinzessin Madeleine von Schweden (re) präsentieren die neue gemeinsame Produktelinie minLen. Bild: weleda.ch/Henning Ross

Die nachhaltige Trendwende bei Weleda, der Weltmarktführerin für zertifizierte Naturkosmetik, schlägt sich im Jahresabschluss 2024 in markant gesteigerten Key Performance Indicators nieder. Das operative EBIT konnte sich auf 28.3 Mio. Euro mehr als verdoppeln. Und im anthroposophischen Arzneimittelgeschäft kam es erstmals seit vielen Jahren wieder zu einer Umsatzsteigerung.

Das Wachstum im Geschäftsjahr 2024 wird von allen Regionen getragen. Der Umsatz nahm um 8,3% auf 456.2 Mio. Euro zu. Im Segment Kosmetik lag die Zuwachsrate bei 8,2%, im Arzneimittelsegment bei 8,7%. Auf Kosmetik entfallen 81% des Geschäftsvolumens und 19% auf Pharmazeutik. In der Schweiz erhöhte sich der Umsatz um 7,4%, in Deutschland um 6,2%. Höhere Wachstumsraten erzielten Spanien mit 14,9% und Italien mit 16%. In Frankreich lag der Zuwachs dagegen nur bei 0,6%. Starke Impulse lieferten die USA mit 11,4% Umsatzzuwachs und Argentinien mit 18,1%. Doch die prozentual höchsten Zuwachsraten wurden in den noch jungen Märkten Südkorea mit 13,6%, Kasachstan mit 22,6%, Russland mit 40,6% und Ukraine mit 68,3% erzielt. Die tiefste Wachstumsrate wird in Australien mit 0,2% verzeichnet.

Blauer Enzian als Bestandteil einer innovativen Produktserie. Bildquelle: weleda.ch

Innovative Produkte und Social Media Marketing

Bemerkenswert ist der Turnaround im Arzneimittel-Segment. Durch die Fokussierung auf die Indikationsgebiete Verdauung, Stress & Schlaf, Augen sowie Mobilität und den Start von Social-Media-Kampagnen ist es offensichtlich gut gelungen, auch jüngere Konsumenten mit digitaler Affinität zu begeistern. Dazu hat ebenso wie im Kosmetik-Bereich der verjüngte und insgesamt gut gelungene Marktauftritt der vor über 100 Jahre gegründeten Weleda wesentlich beigetragen. Das zeigt sich auch am Markterfolg innovativer oder verjüngter Produktserien wie der Gesichtspflegeserie «Blauer Enzian & Edelweiss». Global für einen Nachfrageschub sorgten die enthusiastischen Kommentare einiger Prominenter im digitalen Raum zu der preisgekrönten «Skinfood» Hautpflege.

Zahlenwerk glänzt

Unterstützt durch positive Sondereffekte kletterte der Jahresgewinn um imposante 92,9% auf 19 Mio. Euro. Die Investitionen gingen von dem hohen Niveau des Vorjahres um 38,8% auf 25.2 Mio. Euro zurück. Die Anzahl der Mitarbeitenden sank um 4,6% auf 2214. Weiterhin sind erste Effekte der Restrukturierung spürbar. Diese war 2022/2023 gestartet worden, führte aber auch im Geschäftsjahr 2024 noch zu aktivierten Restrukturierungskosten von 4.2 Mio. Euro. Im Vorjahr waren es 11.6 Mio. Euro. Die Bilanz wurde gestärkt. Das Eigenkapital erhöhte sich um 10,1% auf 181.8 Mio. Euro, die Eigenkapitalquote stieg um 1.8 Prozentpunkte auf 46,8%.

Wachstum mit Verantwortung

CEO Tina Müller befindet, dass die Strategie «Wachstum mit Verantwortung» erfolgreich ist, um Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz zu stärken. Als Wachstumshebel bezeichnet sie Innovation, Premiumisierung, Digitalisierung und Internationalisierung. Das Zahlenwerk für 2024 untermauert, dass das amtierende Management von Weleda genau die richtigen Massnahmen trifft, um die so lange ungehobenen Schätze der traditionsreichen Welt-Marke ans Licht zu bringen.

Purpose-Unternehmen Weleda

Als zertifizierte B-Corp hat sich Weleda mit dem eigentlichen Zweck des Unternehmens gründlich auseinandergesetzt und die Mission geschärft. Diese Besinnungsleistung hat Weleda zu dem Purpose-Unternehmen gemacht, das nun seinen selbst definierten Zweck in den Bereichen Naturkosmetik und anthroposophische Arzneimittel auf allen Kontinenten und Medienkanälen erfüllt. Die Weichen sind ungeachtet des schwierigen konjunkturellen Umfeldes nichtsdestotrotz auf Wachstum gestellt.

Ambitionierte Nachhaltigkeits-Ziele

Darunter leiden aber die Bemühungen um noch nachhaltigeres Wirtschaften nicht. Auch 2024 wurden die Nachhaltigkeitsparameter weiter verbessert. Der Rezyklatanteil der Verpackungen ist 2024 um 5 Prozentpunkte auf 65% angestiegen. Der Strom aus erneuerbaren Energien macht einen um 1% auf 96% gestiegenen Anteil aus, und der Bio-Anteil pflanzlicher Rohstoffe stieg ebenfalls um 1% auf 82%. Zudem wurden die Klima-Ziele ambitionierter formuliert. Weleda strebt nun an, die Scope 1+2 Emissionen bis 2040 auf Netto-Null zu bringen und die Scope 3 Emissionen bis dahin um 80% zu reduzieren.

Governance-Fragen

So erfreulich die erfolgreiche Neu-Positionierung und das starke Wachstum in allen Regionen sind und so überzeugend die Innovationen und der herausragende Marketing- und Expansions-Drive ausfallen, an der antiquierten Governance ändert sich bislang nichts. Die Hauptaktionäre halten unverändert mit 77,1% der Stimmrechte gesellschaftsrechtlich alle Fäden in der Hand. Der Kapitalanteil der Hauptaktionäre beträgt dagegen lediglich 34,2%. Zudem handelt es sich um vinkulierte Namenaktien, die nur mit Zustimmung der Anthroposophischen Gesellschaft transferiert werden können. Die Aktien werden auch nur selten gehandelt. Die Partizipationsschein-Inhaber haben gar keine Stimmrechte und nur einen Anspruch auf einen Teil der Gewinne. Spätestens wenn sich das Wachstumsmomentum nachhaltig beschleunigt, wird Weleda zur Fortsetzung der Expansion den Kapitalmarkt brauchen.

Börsen-Mathematik

Aktuell beträgt die Kapitalisierung der Weleda-PS 85.5 Mio. CHF, die gesamte Marktkapitalisierung liegt gerade einmal bei rund 120 Mio. CHF. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung von Birkenstock an der NYSE beträgt rund eineinhalb Jahre nach dem IPO fast 8 Mrd. USD. Der Kurs liegt zwar unter dem Hoch, aber über den ersten Kursen. Der Umsatz hatte noch 2021 bei 1.1 Mrd. USD gelegen und ist bis 2023 auf 1.6 Mrd. USD angestiegen.

Fazit

Der Jahresabschluss 2024 bestätigt den eingeschlagenen Wachstumskurs, nicht nur durch die starken Finanzkennzahlen. Das Tempo der Innovationen, die Markteinführungen und die neuen Partnerschaften eröffnen durch die gekonnte Nutzung der digitalen Kanäle weltweit zahlreiche Wachstumschancen. Die Transformation der Marke, des Marktauftritts und die nun sehr gezielte Kundenansprache lassen auch weiterhin erwarten, dass Weleda auf Erfolgskurs bleibt. Für interessierte Investoren bleiben einstweilen nur zwei Wege offen: der Kauf der Weleda-PS auf OTC-X oder Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft zu werden, um Zugang zu den Aktien zu erhalten.

Chart Weleda Apr 25
Kursentwicklung der Weleda N-PS in den letzten 3 Jahren. Chart: otc-x.ch

Der Weleda PS wird auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 4300 CHF bezahlt. Der Briefkurs liegt allerdings mit 4885 CHF um einiges höher. Bisher wurden im Jahresverlauf 131 Stück gehandelt. Aufgrund der von 70 auf 190 CHF je PS erhöhten Dividende liegt die Dividendenrendite bei 4,4%.

Loeb Holding: Für die Detailhandelssparte war es auch 2024 nicht leicht

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Loeb setzt auf Erlebnisse beim Shopping, wie beispielweise Kochevents. Bild: loeb.ch
Loeb setzt auf Erlebnisse beim Shopping, neudeutsch Retailtainment, wie beispielweise mit Kochevents. Bild: loeb.ch

Bei der der Berner Loeb Gruppe verlief das abgelaufene Geschäftsjahr sehr unterschiedlich. Während die Detailhandelssparte stagnierte und die Marge unter Druck kam, sorgten ein gutes Wertschriftenergebnis und stabile Immobilienerträge für einen leichten Anstieg des Jahresgewinns auf 2.9 Mio. CHF. Darin enthalten ist auch der Gewinn aus dem Verkauf einer Liegenschaft in Bern, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Die PS-Inhaber und Aktionäre dürfen sich über die Erhöhung der Dividende auf 7.80 CHF freuen.

Nettoerlöse steigen leicht auf 76.3 Mio. CHF

Im Detailhandel musste sich die Loeb AG mit ihren drei Warenhäusern in Bern, Biel und Thun vor allem mit den Witterungsbedingungen und den generell schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen auseinandersetzen, wie Nicole Loeb bereits in einem Interview mit schweizeraktien.net im vergangenen November erklärte. Zwar gelang es am Schluss noch, den Nettoerlös leicht um 0,5% auf 76.3 Mio. CHF zu erhöhen. Jedoch ging die Bruttogewinnmarge von 45,6% auf 44,7% zurück. Zusammen mit dem Miet- und Konzessionserträgen sowie 465’000 CHF aus dem Liegenschaftsverkauf erreichte der Betriebsertrag 45.0 Mio. CHF und damit den Vorjahreswert.

Höhere Aufwendungen insbesondere für Personal in Höhe von 21.4 Mio. CHF (+2,7%) führten zu einem tieferen operativen Gewinn (EBITDA) von 11.1 Mio. CHF (-11,0%). Das EBIT ging um fast 40% auf 2.1 Mio. CHF zurück.

Dank der positiven Entwicklung des rund 30 Mio. CHF umfassenden Wertschriftenportfolios erzielte die Loeb Holding einen Finanzertrag in Höhe von 3.3 Mio. CHF, was zusammen mit einer geringeren Steuerbelastung zu einem Jahresgewinn von 2.9 Mio. CHF führte (+9,4%).

Stabile Eigenkapitalquote von über 60%

Weiterhin stabil zeigt sich die Bilanz der Detailhandelsgruppe mit einer Eigenkapitalquote von 60,6%. Auffällig ist die Zunahme der flüssigen Mittel von 11.2 auf 45.6 Mio. CHF. Dies begründet Loeb mit der Auflösung ihres aktiv verwalteten Wertschriftenportfolios per Ende 2024. Künftig sollen die Wertschriften passiv verwaltet werden, wie Finanzchef Franz Wittwer bereits im November angekündigt hatte. Dementsprechend lag das Wertschriftenvermögen per Ende 2024 nur noch bei 4.4 Mio. CHF (Ende 2023: 31.3 Mio. CHF). Seit Januar 2025 ist das Vermögen wieder angelegt, wobei das Portfolio nun zu gleichen Teilen aus Aktien International sowie Aktien Schweiz sowie Immobilien- und Geldmarktfonds angelegt ist.

Durch den Verkauf der Liegenschaft Schauplatzgasse 22 per 1. Februar 2024 für 5.25 Mio. CHF ging der Buchwert der Immobilien auf 181.2 Mio. CHF zurück. Obwohl die Loeb Holding die Marktwerte der Immobilien im vergangenen Jahr schätzen liess, wurde keine Aufwertung im Jahresabschluss vorgenommen. Gemäss diesen Schätzungen soll der Marktwert bei rund 349 Mio. CHF liegen.

Loeb setzt auf «Retailtainment»

Auch im laufenden Jahr hat die Loeb Gruppe Investitionen ins Kerngeschäft geplant. So sollen in der Damen- und Herrenmode in den Warenhäusern in Bern und Thun grössere Anpassungen erfolgen. Neue Shopkonzepte und Marken sollen dabei Kunden in die Warenhäuser locken, ebenso wie weitere Erlebnisangebote – neudeutsch «Retailtainment» – auch auf Flächen für Partner. Nach Auskunft von Loeb ist der Start ins neue Geschäftsjahr zufriedenstellend gewesen, wobei sich der Februar «schwierig» gestaltete.

Fazit

In ihrem Kerngeschäft, dem Detailhandel, arbeitet die Loeb Gruppe intensiv an neuen Wegen, um den Veränderungen im stationären Detailhandel entgegenzuwirken. Allerdings zeigen auch die Geschäftszahlen für 2024, dass es sehr anspruchsvoll ist, die Erträge und Margen stabil zu halten. Grosse Wachstumsmöglichkeiten gibt es nicht. Einen wichtigen Teil zum Unternehmenserfolg der Gruppe werden daher auch in Zukunft die Immobiliensparte sowie die Wertschriften beisteuern.

Aktienkurs Loeb Holding
Nachdem die Loeb Gruppe den Marktwert ihrer Immobilien bekannt gegeben hatte, legte der Kurs des PS und der Namenaktien B zu. Chart: otc-x.ch

Der Kurs für die Partizipationsscheine (PS) und Namenaktien B, die auf OTC-X gehandelt werden, hat sich seit der Bekanntgabe der Marktwerte für das Immobilienportfolio positiv entwickelt. Bei Kursen von 280 CHF für einen PS beträgt der Abschlag auf den ausgewiesenen Buchwert von 335 CHF immer noch fast 20%; berücksichtigt man den Marktwert der Liegenschaften, ist der Abschlag noch deutlich höher.

Auch wenn das Kurs/Gewinn-Verhältnis mit 38 optisch sehr hoch ist, so ist die Dividendenrendite mit 3,5% durchaus attraktiv und vergleichbar mit derjenigen von Immobiliengesellschaften. Für Value Investoren mit einem langen Anlagehorizont ist der Titel daher interessant.

Allerdings müssen Anleger berücksichtigen, dass sie als PS-Inhaber und auch als Aktionäre mit der Namenaktie B wenig mitbestimmen können. Denn Nicole Loeb hält über die Namenaktien A mit 13,4% des Kapitals 79,33% der Stimmen und lenkt so die Geschicke des traditionsreichen Berner Familienunternehmens.

Europa im Aufwind – kehrt das Anlegerinteresse zurück?

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Birgitte Olsen verantwortet als Head Entrepreneur Investments die Entrepreneuer Fondsfamilie von Bellevue Asset Management. Bild: zvg
Birgitte Olsen verantwortet als Head Entrepreneur Investments die Entrepreneuer Fondsfamilie von Bellevue Asset Management. Bild: zvg

Europäische Aktien galten lange als wenig attraktiv, während US-Werte das Anlegerinteresse dominierten. Doch nun kehrt sich der Trend um: Attraktive Bewertungen, positivere Wirtschaftssignale und höhere Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung sorgen für frischen Wind und eine Rückkehr von Kapitalflüssen. Warum Europa und besonders Small und Mid Caps jetzt spannend sind, erfahren Sie hier.

Die Kapitalmärkte haben sich in den vergangenen Jahren stark auf US-Aktien konzentriert, was zu einer erheblichen Bewertungsdivergenz zwischen US- und europäischen Aktien geführt hat. Besonders europäische Small und Mid Caps gerieten in den Hintergrund. US-Unternehmen überzeugten mit beeindruckenden Innovationen, insbesondere im Bereich der KI, was marktbeherrschende Konzerne von enormer Grösse und globaler Bedeutung hervorbrachte. Das Anlegervotum fiel eindeutig aus: Long USA – während europäische Aktien, vor allem nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges, immer mehr in den Hintergrund traten. Die Bewertungen entwickelten sich entsprechend auseinander, mit teils drastischen US-Prämien von bis zu 60% im Vergleich zu ihren europäischen Pendants. Aktien von kleineren europäischen Unternehmen wurden besonders stark abgestraft.

Dieser Rückstand hat zu historisch attraktiven Bewertungen geführt: Europäische Small Caps werden aktuell mit einem KGV von 12.6x gehandelt, verglichen mit 14.5x bei europäischen Large Caps und sogar 19.4x bei US Small Caps.

Zu Jahresbeginn 2025 haben europäische Aktien jedoch bemerkenswert gut performt – mit einem durchschnittlichen Plus von rund 10% bis Mitte März – und das gilt nicht nur für die grossen Werte, sondern auch für Small und Mid Caps. Könnte dies der Beginn einer Trendwende sein? Bricht Europa damit aus dem bisherigen Muster aus, in dem Anleger fast ausschliesslich in Richtung USA tendierten?

Europas Wirtschaft stabilisiert sich – USA im «Soft Patch»

Ein bedeutender Faktor für diese Trendwende liegt in der sich veränderten Dynamik der makroökonomischen Kerngrössen in beiden Regionen. Während die US-Wirtschaft mit Unsicherheiten zu kämpfen hat, überschreitet Europa die Talsohle nach drei schwierigen Jahren. Die Trump-Regierung sorgt mit ihrer aggressiven fiskalischen Kehrtwende und erratischen Tarifankündigungen für eine Verschlechterung der Konsumentenstimmung und Investitionszurückhaltung bei US-Unternehmen. Die Situation in den USA wird zusätzlich durch die Zurückhaltung der US-Notenbank erschwert, die in diesem neuen Umfeld im «Wait an see»-Modus verharrt. Dies steht im Kontrast zur Eurozone, wo die erwarteten EZB-Leitzinssenkungen um 75 Basispunkte bis Ende 2025 unterstützend auf Kreditnachfrage und Wirtschaftswachstum wirken werden. Frühindikatoren in Europa zeigen endlich in die richtige Richtung und sorgen trotz Tarifhürden für positive Wachstumsrevisionen sowohl beim BIP als auch bei den Unternehmensgewinnen.

Europas Wirtschaft zeigt sich heterogen

In Europa ist das wirtschaftliche Wachstum regional sehr unterschiedlich. Während der BIP-Ausblick für Spanien für 2025 von 2.2% auf 2.5% erhöht wurde – begünstigt durch eine auf ein 15-Jahres-Tief gesunkene Arbeitslosenquote und positive Impulse in Branchen wie Banken, Immobilien und Tourismus –, gewinnen auch Märkte wie Italien und Griechenland an Attraktivität. Demgegenüber musste Frankreich seinen BIP-Ausblick für 2025 aufgrund innenpolitischer Herausforderungen auf lediglich 0.9% senken. Diese Vielfalt innerhalb Europas verlangt aktives Stockpicking, um gezielt von den unterschiedlichen Marktchancen zu profitieren, so machen lokale Champions rund ein Drittel unserer Fondspositionen aus.

US-Zölle – geringeres Risiko für europäische Aktien als erwartet

Die Gesamtbelastung durch mögliche US-Zölle ist nicht so hoch, wie der Markt annimmt. Europäische Unternehmen erzielen zwar im Durchschnitt rund 26% ihrer Umsätze in den USA, doch etwa die Hälfte davon entfällt auf Dienstleister, die von Zöllen nicht betroffen sind. Zudem sind rund 11% der Umsätze produzierender Unternehmen durch das Prinzip «local for local» geschützt, da viele Produktionskapazitäten bereits seit 2016 und verstärkt durch die COVID-Pandemie in die USA verlagert wurden. Somit wären letztlich nur etwa 7% der europäischen Unternehmensumsätze tatsächlich potenziell zollbelastet, wobei manche Sektoren wie Auto oder Luxusgüter deutlich exponierter als zum Beispiel Energie und Verteidigung sind. In der Aktienauswahl sollte der Fokus auf Unternehmen mit starker Marktstellung und hoher Preissetzungsmacht liegen, die auch in einem neuen tarifären Umfeld erfolgreich wirtschaften können.

Small und Mid Caps – Value-Style auch ein Performancetreiber

Der Bellevue Entrepreneur Europe Small (Lux) Fonds (LU0631859229) ist in seinem fundamentalen Bottom-up-Stockpicking-Style agnostisch und berücksichtigt neben Growth- auch Value-Werte. GARP dominiert mit rund 50% und setzt auf wachstumsstarke Unternehmen zu fairen Kursen. Value-Werte punkten mit stabilen Erträgen und attraktiven Bewertungen, während High-Growth-Unternehmen durch besonders dynamisches Umsatz- und Gewinnwachstum glänzen. Diese Mischung schafft Outperformance und bietet Chancen in unterschiedlichen Zinsphasen. Gerade im Bereich der Small und Mid Caps ergeben sich derzeit attraktive Opportunitäten, und Value-Stockpicks performen besonders gut in der aktuellen Marktphase.

Ein Beispiel aus dem Portfolio ist der finnische Anbieter Metso, der sich auf Maschinen, Technologien und Dienstleistungen im Bergbau sowie Recycling und Prozessindustrien fokussiert. Mit einer EBIT-Marge von 16% und einem Servicegeschäft, das 17% des Umsatzes ausmacht, zeichnet sich Metso durch hohe Effizienz und nachhaltige Profitabilität aus.

Ein weiteres Beispiel ist der dänische Kommunikationsspezialist Invisio, der hochwertige Kommunikations-Headsets für militärische Anwendungen entwickelt. Durch die Konzentration auf Forschung, Entwicklung und Vertrieb – bei gleichzeitiger Auslagerung der Produktion – erzielt Invisio attraktive Margen und konnte seine Marktposition erfolgreich ausbauen.

Beide Unternehmen stehen exemplarisch für die gezielte Auswahl innovativer und wachstumsstarker Werte innerhalb des diversifizierten Portfolios.

Fazit: Zeit für europäische Small und Mid Caps

Die Kombination aus attraktiven Bewertungen, positiven wirtschaftlichen Signalen, aktiver Fiskalpolitik und innovativen Unternehmensmodellen bietet derzeit ein vielversprechendes Umfeld für europäische Small und Mid Caps. Für Investoren mit aktivem Stockpicking-Ansatz eröffnen sich in diesem Segment bedeutende Chancen zur Diversifikation und langfristigen Outperformance.

Duri Prader, CEO Lienhardt&Partner Privatbank: «Ein Handelskrieg führt letztlich auch zu einem Zinskrieg»

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Duri Prader, CEO der Privatbank Lienhardt & Partner Zürich, im Gespräch mit schweizeraktien.net. Bild: schweizeraktien.net

Dank Zuwachses der Kundenvermögen sowie höherer Zinsen und Ausleihungen ist der Gesamtertrag bei der Zürcher Privatbank Lienhardt & Partner deutlich angestiegen. Der Gewinn kletterte um 18,7% auf 11.84 Mio. CHF. Der Gesamtertrag stieg auf 52.86 Mio. CHF (+15,6%). Gleichzeitig fiel der Geschäftsaufwand mit 30.30 Mio. CHF um 10,2% höher aus als im Vorjahr.

Im Gespräch mit schweizeraktien.net äussert sich CEO Duri Prader zu den Geschäftszahlen und der Erhöhung der Dividende und geht auf die jüngsten Entwicklungen der Finanzmärkte ein, die nach den Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump ordentlich durchgeschüttelt worden sind.

Herr Prader, letzte Woche erschütterte der amerikanische Präsident die Welt mit der Ankündigung von Einfuhrzöllen. Wie ordnen Sie diese Massnahmen ein?

Zölle sind bekanntlich keine Wirtschaftspolitik, die erfolgsversprechend ist. Es fragt sich deshalb, warum die Amerikaner diese Strategie verfolgen. Experten diskutieren weltweit die Frage, ob es sich nur um ein Druckmittel für Verhandlungen handelt oder um eine langfristige Strategie. Zumindest im Fall von Vietnam hat Trump am Freitag nach Gesprächen mit der dortigen Regierung Offenheit gezeigt. Vietnam hat angeboten, die Zölle auf US-Importe auf null Prozent zu senken, was Trump dazu veranlasste, in einer Stellungnahme zu erklären, dass er bereit sei, die US-Zölle ebenfalls deutlich zu reduzieren.

Die Märkte haben nach der Trump-Rede im Rosengarten des weissen Hauses mit scharfen Korrekturen geantwortet. Als wie gross erachten Sie die Risiken einer Eskalation bis hin zu einem weltweiten Handelskrieg?

Das ist schwer zu beurteilen. Wenn im Gegensatz zur ersten Amtszeit die Zölle wirklich umfassend umgesetzt werden, dann wird das zu grossen Problemen führen. Nicht Inflation wäre global die Folge, sondern Stagflation oder sogar Deflation. Es ist aber schwer vorstellbar, wie diese Zölle administrativ in so kurzer Zeit effizient umgesetzt werden können. Ein weltweiter Handelskrieg führt letztlich auch zu einem Zinskrieg. Die Zinsen würden am langen Ende deutlich fallen, was wiederum die Zentralbanken unter Druck setzen wird.

Auch die Schweiz ist vom Zoll-Furor betroffen. Eine politische Reaktion darauf findet praktisch nicht statt. Man will das Pulver trocken halten. Dagegen kann es sich die Schweizer Wirtschaft nicht leisten, einfach abzuwarten. Mit welchen Konsequenzen müssen Ihrer Ansicht nach die exportorientierten Unternehmen hierzulande rechnen?

Als Kleinstaat sind wir auf ein regelbasiertes System angewiesen, um weltweit Handel treiben zu können. Wir haben nur einen sehr beschränkten Einfluss, um diese Rahmenbedingungen durchzusetzen. Wichtig ist aber, dass wir Leistungsorientierung, soziale Mobilität, sozialen Frieden, unsere freiheitliche Gesellschaft und unsere Verteidigungsfähigkeit sicherstellen. Reziproke Zölle sind ein Schnellschuss, der die deflationären Tendenzen nur verstärken würde. Der Bundesrat hat richtigerweise bereits zu verstehen gegeben, dass im Moment nicht die Absicht besteht, die kürzlich auf null gesenkten Einfuhrzölle wieder einzuführen.

Wie sehr sind Ihre Kunden von den Zoll-Geschehnissen betroffen? Wie gross sind die Sorgen, dass sie mit ihren Investments Realverluste einfahren werden?

Zunächst gilt der Grundsatz, nicht in Panik zu verkaufen! Wir haben einen starken «home bias» in unseren Portfolios. Mit anderen Worten: Wir halten mehrheitlich Schweizer Aktien. Überrascht worden sind wir aber von den hohen Zöllen, die uns in der Schweiz auferlegt worden sind. Das haben wir nicht erwartet. Der Kurssturz erinnert in seiner Grössenordnung an den Corona-Abverkauf. Daher ist mit einer Gegenbewegung zu rechnen, die den Marktteilnehmern Zeit verschafft, sich gegebenenfalls an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Wir analysieren die Lage in Ruhe und werden dann entscheiden, ob wir unsere Übergewichtung in Aktien beibehalten.

«Zunächst gilt der Grundsatz, nicht in Panik zu verkaufen»

Sie schreiben in Ihrem Geschäftsbericht, dass der Brutto-Zinserfolg 2024 in Folge höherer Zinsen gesteigert werden konnte. Allerdings sind die Zinsen bereits wieder am Fallen. Ende 2024 hat die SNB die Zinsen um 0.5 Prozentpunkte auf 0,5% gesenkt. Wie begegnet die Bank Lienhardt weiteren möglichen Senkungen der SNB oder sind Sie der Ansicht, dass ein Boden erreicht ist?

Wir haben für das laufende Jahr deutlich tiefere Zinserträge budgetiert. Ob die Zinsen weiter fallen werden oder nicht, wird sich zeigen und ist von vielen Umständen abhängig. Wir haben dieses Thema bereist kurz gestreift. Ein Handelskrieg würde die Zinsen unter Druck setzen. Es wird uns daher nicht sonderlich überraschen, falls wir wieder in einem Negativzinsumfeld landen würden. Wir sind in der Schweiz bereits nahe an einer negativen Inflation.

Die Bank Lienhardt hat ein sehr gutes Geschäftsjahr 2024 hingelegt. Ihr Geschäftserfolg ist um über 20% gestiegen, der Gewinn um 19%. Was sind die Gründe für diesen Erfolg?

Wir haben in den letzten Jahren viel investiert. Der Erfolg kam nicht zufällig. Aber das letzte Jahr war sicherlich aussergewöhnlich gut. Wir konnten in allen Bereichen die Erträge steigern. Von den Zinserträgen haben wir bereits gesprochen. Aber auch das Dienstleistungs- und Kommissionsgeschäft sowie der Handelsertrag hatten sich sehr positiv entwickelt. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Geschäftstätigkeit auch unter den aktuell schwierigeren Vorzeichen auf der Erfolgsspur bleiben wird. Unser einzigartiges Geschäftsmodell mit Private Banking, Immobilien und Vorsorge erfreut sich einer regen Nachfrage.

«Wir konnten in allen Bereichen die Erträge steigern»

Sie schreiben im Geschäftsbericht, dass erhebliche Investitionen in Personal, IT-Infrastruktur und die Sanierung von Immobilien geplant sind. Können Sie das etwas konkretisieren?

Die stets wachsenden Anforderungen an die IT-Sicherheit bzw. an die Cybersecuity ist aufgrund der zunehmenden Bedrohung wie Phishing, Ransomware oder DDoS-Attacken für alle Banken eine grosse Herausforderung. Darüber hinaus müssen wir den immer strengeren regulatorischen Anforderungen gerecht werden. Digitalisierung, Automatisierung und die Skalierbarkeit spielen ferner eine wichtige Rolle und sind Voraussetzung, um sich ändernden Kundenbedürfnissen anzupassen und nachhaltig zu wachsen. Diese Themen verursachen die meisten Kosten.

Die Aktionäre wird die Dividendenerhöhung von 46 auf 50 CHF freuen. Weniger Freude haben sie an der Entwicklung des Aktienkurses, der seit Ende 2023 seitwärts verläuft. Worauf führen Sie es zurück, dass die Lienhardt-Aktie nicht stärker nachgefragt wird?

Ich führe die Bank und bin verantwortlich, dass wir Dienstleistungen anbieten, die im Markt gefragt sind, dass unsere Bank gut kapitalisiert ist, wir profitabel wachsen und nachhaltig Gewinn machen. Zum Aktienpreis kann ich mich nicht äussern. Ich kann einfach festhalten, dass die Aktie zurzeit um den ausgewiesenen Buchwert gekauft werden kann.

Kursverlauf der auf OTC-X und bei der Bank Lienhardt selbst gehandelten Aktie von Lienhardt & Partner. Quelle: otc-x.ch

Das Finanzdepartement hat beschlossen, die geplante Verschärfung der Eigenmittelvorgaben auf Gesetzesstufe zu heben. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Lex UBS.  Wie würde eine höhere Eigenmittel-Hinterlegung die Bank Lienhardt treffen?

Das würde uns keine Sorgen bereiten. Wir sind per 31.12.2024 mit einer Kernkapitalquote von 25.9% und einer Leverage Ratio von 12.7% ausgezeichnet kapitalisiert. Die entsprechenden Werte liegen zum Vergleich bei der UBS bei 14.3% (bei einem Minimum von 11.2%) und 4.7% (bei einem Minimum von 3.75%).

Bei all den negativen News, denen wir derzeit ausgesetzt sind – wo sehen Sie Anzeichen, dass wir am Ende des Jahres 2025 doch sagen könnten: Ganz so schlimm war es dann doch nicht?

Aktienmärkte bewegen sich immer nach der Differenz zwischen den Erwartungen und der Realität. Es ist heute unbestritten schwierig, irgendwo positive Anzeichen zu sehen. Aber es ist sehr wohl denkbar, dass die momentane Erwartung, ein globaler Handelskrieg, nicht Realität wird. Das führt uns zur eingangs besprochenen Frage zurück, ob die Zollpolitik eine langfristige Strategie oder nur ein Druckmittel sei. Letzteres würde sicher zu wieder steigenden Börsenkursen führen. Wir können uns ein solches Szenario gut vorstellen.

Herr Prader, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. 

Lenzerheide Bergbahnen: Jetzt geht auch VR-Präsident Felix Frei

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Felix Frei wurde 2020 mitten in der Pandemie zum VRP der LBB AG gewählt. Bild: zvg
Felix Frei wurde 2020 mitten in der Pandemie zum VRP der LBB AG gewählt. Bild: zvg

Es rumort bei der Lenzerheide Bergbahnen AG (LBB). Mitte Januar 2025 gab das Unternehmen bekannt, dass CEO Thomas Küng zum Ende der Wintersaison aufhören wird. Als Grund wurden seinerzeit «unterschiedliche Auffassungen betreffend der Ziele und der Führung der LBB für die Zukunft genannt. Dies obwohl die LBB in den vergangenen Jahren Rekordzahlen geschrieben hat. Nun wird auch Verwaltungsratspräsident Felix Frei an der kommenden Generalversammlung vom 26. September zurücktreten.

«Unterschiedliche Auffassungen»

Dies teilte die LBB AG in einer Medienmitteilung mit. Als Grund werden «unterschiedliche Auffassungen zwischen den Grossaktionären (Gemeinde Vaz/Obervaz und Bürgergemeinde Vaz/Obervaz) und dem amtierenden Verwaltungsratspräsidenten über die strategische Ausrichtung der LBB AG» genannt. Felix Frei lässt sich in der Medienmitteilung mit den Worten zitieren: «Die unterschiedlichen Auffassungen sind zu gross geworden, weshalb ich mich entschieden habe, meine Funktion zur Verfügung zu stellen.»

Keine weiteren Auskünfte

Weitere Details enthält die Medienmitteilung nicht. Auch auf Nachfrage von schweizeraktien.net gibt der Verwaltungsratsvize und Gemeindepräsident von Vaz/Obervaz, Maurin Malär, keine weiteren Auskünfte. In Bezug auf die Zusammenarbeit mit den Arosa Bergbahnen schreibt er, dass diese sowohl auf operativer als auch auf strategischer Ebene sehr gut funktioniere und wie bis anhin freundschaftlich, unterstützend und eng sei.

Aktienkurs Lenzerheide Bergbahnen AG
Binnen Jahresfrist hat der Aktienkurs der LBB um mehr als 25% zugelegt. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Lenzerheide Bergbahnen AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 11.25 CHF für eine Aktie bezahlt. Seit Jahresbeginn haben die Aktien um 11,5% zugelegt.

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