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Kursaal Interlaken: Das Casino in Interlaken auf Erfolgssuche

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Das Casino wird den Kunden-Bedürfnissen nicht bis zum Ende der Konzessionsdauer im Jahre 2044 gerecht. Alternativen werden gesucht. Bild: kursaal-interlaken.ch

Die Kursaal Interlaken Holding (KIH) ist nach schwierigen, durch Corona geprägten Geschäftsjahren, wieder auf einen vielversprechenden Weg in die Geschäfts-Normalität zurückgekehrt. So verzeichnet das Unternehmen im Geschäftsjahr 2023 einen konsolidierten Ertrag von 24.4 Mio. CHF (+10% gegenüber dem Vorjahr), der sich im Wesentlichen aus den Nettoerlösen der beiden Geschäftsfelder Casino und Veranstaltungen zusammensetzt. Unter dem Strich verblieb ein Gruppengewinn von 1.2 Mio. CHF.

Steigende Nachfrage nach Veranstaltungen

Dabei sticht in erster Linie der Anstieg des Nettoerlöses im Bereich Kongress/Bankett/Restauration (CKI) hervor, der ganz besonders unter der Pandemie zu leiden hatte. Mit Veranstaltungen und der Restauration konnte 2023 ein Ertrag von 6 Mio. CHF erzielt werden, 40% mehr als im Vorjahr. Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Bereich in naher Zukunft vor riesigen Herausforderungen stehe, schreibt VR-Präsident Stefan Schmutz im Vorwort des Geschäftsberichtes. Das Kongressgeschäft habe zwar im ersten Jahr nach der Pandemie einen Gewinn erwirtschaftet, der sei jedoch stark begünstigt durch die Nachzahlung von Kurzarbeitsentschädigungen in Höhe von 408’000 CHF sowie durch nach wie vor günstige Mietkonditionen der Muttergesellschaft KIH, gibt Schmutz zu bedenken.

Schmutz weist auf Nachfrage zu den günstigen Mietkonditionen darauf hin, dass zu berücksichtigen sei, dass die beiden Geschäftsbereiche Casino und Veranstaltungen in zwar wunderschönen, aber auch unterhaltsintensiven denkmalgeschützten Räumlichkeiten geführt werden.

Übernahme von Minderheitsanteilen im Casino-Bereich

Die KIH ist seit 2023 wieder vollumfängliche Muttergesellschaft der Casino Interlaken AG. Im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung habe sich die ACE Swiss Holding AG entschieden, ihre 18-prozentige Minderheitsbeteiligung am Casino zu verkaufen, schreibt Schmutz. Die ACE Swiss habe das Casino Interlaken während der vergangenen Jahre tatkräftig unterstützt und den Eintritt als wichtiger Player in den Online-Markt mit «starvegas.ch» ermöglicht, so der Verwaltungsratspräsident.

Der in der Berichtsperiode geleistete Kaufpreis von 1 Mio. CHF zzgl. einer kurzfristigen Rückstellung über 950’000 CHF wurden dem Buchwert der Beteiligung zugeschrieben. Zum Zeitpunkt der Abschlusserstellung werde mit einer Earn-out-Komponente von CHF 950’000 CHF gerechnet, so die Fussnote im Geschäftsbericht.

Terrestrisches und Online-Casino entwickeln sich gegensätzlich

Der CEO der Casino Interlaken AG, Oliver Grimm, macht darauf aufmerksam, dass sich die Geschäftsbereiche des Casinos unterschiedlich entwickelt hätten. Der Online-Spielbetrieb «starvegas.ch» verzeichnete mit einem Bruttospielertrag (BSE) von 15.9 Mio. CHF ein solides Wachstum von etwas über 10%. Im Gegensatz dazu ging der BSE im terrestrischen Bereich um 7% zurück. Damit liegt der Casinobetrieb in Interlaken im nationalen Trend, der für die terrestrischen Casinos in der Schweiz einen Rückgang von 1% ausweist und für die Online-Casinos ein Wachstum von durchschnittlich 14%.

Für eine erfolgreiche Positionierung im terrestrischen Sektor seien umfassende Anpassungen erforderlich, so der CEO. Dazu gehörten vor allem die Neugestaltung des Angebots und möglicherweise auch die Verlagerung des Spielbetriebs innerhalb des Kursaal-Areals, um den Anforderungen der Kundschaft gerecht zu werden.

Arealinterne Verlegung des Casinos noch nicht terminiert

Auf Nachfrage von schweizeraktien.net nach einem Zeitplan antwortet Schmutz: «Wir gehen davon aus, dass unser aktuelles terrestrisches Casino nicht bis zum Ende dieser Konzessionsdauer (bis 2044, Anm. der Red.) aktuelle Bedürfnisse abdecken wird». Daher seien Überlegungen über eine Weiterentwicklung und allenfalls auch arealinterne Verlegung im Gange. Da es mehrere Projekte gibt und die Abklärungen aufgrund schwieriger Rahmenbedingungen aufwändig und langwierig sind, erachtet die KIH konkrete zeitliche Angaben aktuell als nicht möglich. Fragen stellen sich insbesondere zur Machbarkeit, zu bau- und planungsrechtliche Fragen sowie zur Denkmalpflege.

Holding mit Verlust

Obwohl die beiden Tochtergesellschaften Casino und Veranstaltungen einen Gewinn ausweisen, dürfen sie der Holding keine Dividenden ausrichten. Nach wie vor greift die Dividendensperre nach dem Bezug der Härtefallhilfe während der Pandemie. Dass die Kursaal Interlaken Holding AG bei dieser Ausgangslage einen Jahresverlust ausweist, zeige laut Schmutz ein Problem sehr anschaulich auf: «Eigentlich müsste die Muttergesellschaft mit dem Immobiliengeschäft ein zumindest ausgeglichenes Ergebnis erarbeiten können. Dass dies nicht der Fall ist, führt vor Augen, dass der Kursaal als schöne, aber unterhaltsintensive Immobilie aktuell nicht selbsttragend ist».

Ausblick

Da die KIH keine Quartals- und Halbjahreszahlen publiziert, könnten auch keine detaillierten Angaben zum laufenden Geschäftsjahr gemacht werden, antwortet Schmutz auf die entsprechende Frage zum Ausblick für das Jahr 2024. «Wir sind im Kongress- und Eventbereich auf Budgetkurs und mit eigenen Angeboten erfolgreich gestartet (InterLachen, PublicViewing). Das Casino spürt insbesondere im zweiten Quartal die sich verschärfende Konkurrenzsituation im Online-Bereich sowie aktuell auch die laufende Europameisterschaft (andere Beschäftigung von potentiellen Gästen). Konkrete Prognosen im Hinblick auf das Jahresergebnis des Casinos sind aber noch nicht möglich», so Schmutz.

Fazit

Nach der Auflösung des Verwaltungsrats der CKI bzw. der Übernahme der Verantwortung durch den VR der KIH hat das Unternehmen bereits 2022 einen wichtigen Schritt zur Verschlankung der Zuständigkeiten unternommen (schweizeraktien.net berichtete darüber).

Jetzt gilt es, operativ die notwendigen Änderungen anzugehen. Dazu gehört einerseits die bereits erfolgte Übernahme der Casino-Minderheitsanteile der ACE Swiss Holding, andererseits die Umsetzung der Umbaupläne des terrestrischen Casinos. Gleichzeitig gilt es, sich der weiter verschärfenden Konkurrenzsituation auf dem Online-Casino-Markt zu stellen. Es wird davon ausgegangen, dass 2025 neue Player mitmischen werden. Das erfordert seitens eines Anbieters wie «starvegas.ch» nochmals deutlich höhere Ausgaben, insbesondere im Marketing, aber auch im Bereich Spiellizenzen.

Es werden also einiges an Ausgaben und Investitionen zu stemmen sein. Da kommt es gerade Recht, dass wegen der Härtefallhilfe nach wie vor eine Dividendensperre greift. Das ist ärgerlich für die Aktionärinnen und Aktionäre, die sich aber über einen Aufwärtstrend des Kurses freuen dürfen. In diesem Jahr hat der Kurs um 16% zugelegt. Grund dafür dürfte die nach wie vor niedrige Bewertung gemessen am Buchwert der Gesellschaft sein, der mit 1’258 CHF pro Aktie deutlich über den zuletzt bezahlten Kursen liegt.

Kursverlauf der auf otc-x gehandelten Aktie der Kursaal Interlaken Holding über die letzten fünf Jahre. Quelle: otc-x.ch

Weleda: Leitung des Pharma-Geschäfts wird von Mónica Mennet-von Eiff übernommen

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Mónica Mennet-von Eiff ist seit 1994 für Weleda tätig und leitet neu die Pharmasparte. Bild: zvg
Mónica Mennet-von Eiff ist seit 1994 für Weleda tätig und leitet neu die Pharmasparte. Bild: zvg

Im Rahmen der Neuausrichtung von Weleda erfährt die Pharmasparte eine Veränderung. Wie das Unternehmen kürzlich mitteilte, wird Dr. Mónica Mennet-von Eiff zum 1. Juli 2024 die Leitung der Pharmasparte von Thomas Jorberg übernehmen. Der Verwaltungsratspräsident hatte die Sparte bisher interimistisch geleitet. Zusammen mit CEO Tina Müller, Robert Savalle (CFO) und Aloys Meyer (COO) wird Mennet-von Eiff als Chief Pharma Officer (CPO) der Geschäftsleitung des Naturkosmetik- und Pharmaunternehmens angehören.

Mit Cosmetics und Pharma werde Weleda seit Ende letzten Jahres in zwei Geschäftseinheiten mit starker unternehmerischer Verantwortung unter der Gesamtverantwortung von CEO Tina Müller geführt, heisst es in der Medienmitteilung. Müller verantworte zudem auch den Geschäftsbereich Kosmetik. Mit Mónica Mennet-von Eiff als Chief Pharma Officer sei die Neuformierung der Geschäftsleitung nun abgeschlossen. Mit diesem Schritt soll das Arzneimittelgeschäft innerhalb der nächsten drei Jahre profitabel aufgestellt werden.

Die 59-Jährige ist mit einer dreijährigen Unterbrechung seit 1994 für Weleda tätig, zuletzt als Head of Research & Development Pharma. Sie promovierte an der Universität Basel im Fach Pharmazeutische Biologie und hat eine Zusatzqualifikation in anthroposophisch erweiterter Pharmazie. Mennet-von Eiff sieht für die Pharma-Sparte, die rund 20 % des Weleda-Umsatzes ausmacht, ein grosses Potenzial: „Viele Menschen suchen heute bewusster denn je nach natürlichen, nachhaltigen Arzneimitteln, mit denen sie den Heilungsprozess des Organismus wirksam unterstützen können und so die Selbstregulation stärken“, wird sie in der Medienmitteilung zitiert. Weleda werde natürliche Arzneimittel für Patientinnen und Patienten sowie für alle Gesundheitsberufe zugänglich machen, so Mennet-von Eiff. Ausserdem wolle man weiter in die Forschung investieren, um die Wirksamkeit der Arzneimittel zu untermauern.

Die Partizipationsscheine der Weleda AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 4’125 CHF für einen PS bezahlt.

Immobilienanlagen im Fokus: Erfolgreiche Kapitalerhöhungen

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In den letzten Wochenfloss wieder frisches Kapital in Immobilienfonds und AGs. Bild: KI
In den letzten Wochen floss wieder frisches Kapital in Immobilienfonds und AGs. Bild: KI

Die Schweizer Nationalbank hat die Leitzinsen erneut um 0,25 Prozentpunkte auf 1,25% gesenkt. In ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung erklärt die SNB, dass der Inflationsdruck gegenüber dem Vorquartal weiter nachgelassen hat und dass man die monetären Bedingungen mit dieser Senkung angemessen halten kann. Dennoch werde man die Inflationsentwicklung genau beobachten und bei Bedarf eingreifen, um die Preisstabilität zu gewährleisten.

Der Schweizer Aktienmarkt hat positiv auf den Zinsentscheid reagiert. Nach den leichten Gewinnmitnahmen von Anfang Juni, hat der SMI-Index jüngst wieder an Wert zugelegt. Die Jahresbilanz des Swiss Market Index beträgt +8,28%.

Immobilienaktien im Juni unter Druck

Die Schweizer Immobilienaktien hingegen tun sich weiterhin schwer. Der leichte Abwärtstrend hat sich in den letzten Wochen fortgesetzt, was bis Mitte Juni zu einer negativen Jahresperformance von –1,31% geführt hat. Seither haben sich die Immobilienaktien etwas erholt. Einen bedeutenden Anteil an dieser Entwicklung haben die Aktien der Indexschwergewichte Swiss Prime Site und PSP Swiss Property. Die PSP-Aktie weist bis Mitte Juni eine Jahresperformance von –2,36% aus, die SPS-Titel notieren bei –4,18%.

Schweizer Immobilienaktien (rot) wiesen bis Mitte Juni eine leicht negative Performance auf, haben sich allerdings seither etwas erholt. Die Aktie von Swiss Prime Site (blau) bleibt hinter dem Index zurück. Chart: six-group.com

Auch bei den europäischen Immobilienaktien gab es im Juni Kursverluste. Der EPRA-Index verlor im laufenden Monat 4,33% an Wert; die Jahresbilanz fiel auf –5,82% (nicht währungsbereinigt). Trotz der negativen Kursentwicklung der letzten Wochen handelt der Index noch deutlich über dem Jahrestiefststand von Ende Februar (–10,81%).

Erstmals seit zwei Jahren hat eine an der SIX kotierte Immobiliengesellschaft wieder eine Kapitalerhöhung durchgeführt. Die Warteck Invest AG konnte insgesamt 61.875 neue Aktien platzieren und erzielte dadurch einen Bruttoerlös von rund 94.7 Mio. CHF. Mit den neuen Mitteln sollen der Wachstumskurs fortgesetzt, Entwicklungsprojekte realisiert und die Eigenkapitalbasis gestärkt werden.

Immobilienfonds auf Erholungskurs

Die Kurse der Schweizer Immobilienfonds befinden sich seit einigen Tagen auf Erholungskurs. Von einer nachhaltigen Trendumkehr zu sprechen, wäre allerdings zu früh. Die meisten Kapitalerhöhungen vom Juni sind zwar abgeschlossen oder stehen kurz vor dem Abschluss, doch im kommenden Monat sind noch zwei grosse Transaktionen geplant. Neben den bereits bekannten Emissionen des Swiss Life REF (CH) ESG Swiss Properties und des Baloise Swiss Property Fund steht ab dem 25. Juni 2024 die Kotierung des Helvetia (CH) Swiss Property Fund an.

Der hohe Kapitalbedarf von bis zu 736 Mio. CHF der beiden Emissionen und die durch die Kotierung ausgelösten Portfolio-Umschichtungen dürften den Abgabedruck auf den Immobilienfonds in den kommenden Tagen und Wochen wieder erhöhen. Positiv hervorzuheben ist, dass die im Juni abgeschlossenen Kapitalerhöhungen erfolgreich platziert wurden.

Mit den Vollzeichnungen des Fonds La Foncière und des Dominicé Swiss Property Fund wurden insgesamt rund 151 Mio. CHF an Neugeldern eingesammelt. Kurz vor Abschluss stehen die nichtkotierten Fonds AXA REF Switzerland und Comunus SICAV mit einem Emissionsvolumen von bis zu 320 Mio. CHF.

Text: Florian Lemberger und Thomas Marti, Swiss Finance & Property Group

Der Artikel in der Rubrik «Immobilienanlagen im Fokus» erscheint in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Immobilien-Magazin Immobilien Business.

Schweizer Aktien Favoriten 2024: Malaise der Small-Caps

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Bei Small Caps müssen Anleger etwas länger auf der Lauer liegen, um zuschnappen zu können. Bild: stock.adobe.com
Bei Small Caps müssen Anleger etwas länger auf der Lauer liegen, um zuschnappen zu können. Bild: stock.adobe.com

Es bleibt immer spannend an der Börse. Neue Chancen und Risiken verändern das Bild. Mit den vorgezogenen Neuwahlen zur französischen Nationalversammlung ist Präsident Macron eine Überraschung gelungen, die auch die Finanzmärkte kräftig durchrüttelt.
Die erste Reaktion der Börsen war ein Schwächeanfall des Euro und ein Ausverkauf vor allem von französischen Staatsanleihen, aber auch denen anderer EU-Staaten mit hohen Haushaltsdefiziten. Spiegelbildlich gewannen der Franken und die bonitätsstarken Schweizer Staatsanleihen. Als dann noch die EU-Kommission ein Defizitverfahren gegen Frankreich, Italien und weitere fünf Länder mit hohen Defiziten ankündigte, gerieten die Märkte unter Druck. Während der amerikanische S&P 500 Index trotz der Korrektur beim Zugpferd der KI-Hausse Nvidia und der wachsenden politischen Unsicherheiten den Monat mit einer Performance von 3,5% beschloss und seit Jahresanfang um 14,5% zulegte, verlor der französische CAC-40 Index im Juni 6,4% und seit Anfang Jahr 1%. Das Budgetdefizit Frankreichs liegt bei über 5%, das Italiens bei über 6%. Demgegenüber ist Deutschland mit einer Staatsverschuldung von 63% des BIP und einem Defizit von 1,2% ein Stabilitätsanker in der EU. Der DAX verlor im Juni 1,4% und liegt seit der Jahreswende immerhin 8,9% vorne.

Währungseffekte

Die Frankenstärke und die hohe Qualität der Schweizer Staatstitel sind nur bedingt positiv. Das zeigt sich in der mageren Performance des Nebenwerte-Index SPIEXX, der eine Jahresperformance von nur 1,9% aufweist. Für die Unternehmen sind zwar die relativ niedrigen Finanzierungskosten gut, aber die Wettbewerbsbedingungen verschärfen sich durch die starke Währung, und die Umrechnung der Auslandsgewinne dämpft inzwischen regelmässig die Gewinnentwicklung in CHF ein – oder trägt gar zu einem Rückgang bei.

Komax unter den Rädern der Automobilindustrie

Auf der Favoritenliste ist einmal mehr Komax unter die Räder gekommen, weil unerwartet die Guidance für 2024 gründlich herabgesetzt wurde. Umsatz und Auftragseingang waren nun im ersten Semester 20% schwächer als erwartet und Kurzarbeit wurde angekündigt. Ein wichtiger Grund für den Nachfragerückgang ist allerdings bei der Automobilindustrie zu finden, dem wichtigsten Abnehmer der Komax-Kabelbäume. Überkapazitäten lasten auf dem Markt. Der Absatz in Europa stottert, im Gegensatz zu anderen Regionen ist der Verkauf von E-Mobilen rückläufig. Dazu kommt der Handelskonflikt mit China, bei dem Zölle auf E-Mobile eine entscheidende Rolle spielen. Automobilaktien wie VW und Porsche sowie deren Zulieferer sind seit Monaten schlechte Performer an den Börsen. Komax erwartet eine Besserung im zweiten Halbjahr.

Nach der Gewinnwarnung fiel der Komasx-Kurs in Richtung Allzeit-Tief. Chart: six-group.com

Wann kommt die Trendwende bei Small- und Mid-Caps?

Small- und Mid-Caps befinden sich seit 10 Jahren in einem schwierigen Umfeld an den Börsen. Das hat, abgesehen von dem zyklischen Faktor wie jetzt bei Komax, zu einem grossen Teil strukturelle Gründe. Während früher die Börse ein „Markt der Aktien“ war und Indizes kaum diskutiert oder verfolgt wurden, haben wir es heute mit passivem Investment in Indizes und Subindizes oder hippe Themen wie zuletzt KI und Adipositas/Diabetes/Gewichtsreduktion zu tun, also dem „Aktienmarkt“.

Dabei werden Small- und Mid-Caps zunehmend ignoriert, weil sie gar nicht oder kaum ins Gewicht fallen. Es ist ein sich selbst verstärkender Trend. Jeder solcher Trend bricht jedoch früher oder später – und bringt einen Gegentrend hervor, dann nämlich, wenn die Bewertungen so weit auseinanderklaffen, dass von überbewerteten Aktien selbst bei grosszügigen Annahmen kein weiteres Steigerungspotenzial errechnet werden kann. KUVs von 30, 50 oder mehr und KGVs von 70, 100 oder mehr sind sichere Anzeichen dafür, dass das Wachstum der nächsten Jahre bereits abdiskontiert ist. Umgekehrt werden dann Titel mit attraktiven Bewertungen und soliden Wachstumsperspektiven wiederentdeckt. Ypsomed ist ein solcher Wert, der nach jahrelanger Konsolidierung mittlerweile in einen steilen Anstiegswinkel übergegangen ist. Hier passt das Thema der Volkskrankheiten Diabetes und Adipositas und Ypsomed profitiert von dem Hype, den Novo Nordisk und Eli Lilly mit ihren Innovationen begründet haben.

Bei positiven News könnte die SKAN-Aktie nach oben ausbrechen. Chart: six-group.com

Neu auf der Favoritenliste: SKAN

Die Aktie der SKAN Group ist seit über einem Jahr in einem Seitwärtstrend. Der Kurs bewegt sich bei rund 80 CHF und liegt damit unter dem High von 95 CHF, das kurz nach dem IPO erzielt worden war. Die Zahlen für 2023 bestätigen den Wachstumskurs. Der Umsatz nahm um 15,5% zu, das EBITDA stieg um 24,9% und der Gewinn um 30,1% auf 27.9 Mio. CHF. Der Auftragsbestand ist hoch. 2023 wurden 70 weitere Isolatoren von Kunden in Betrieb genommen, wodurch sich deren Gesamtzahl auf 1100 erhöht, zuzüglich 450 weiterer Isolatoren der Tochter Aseptic Technologies. Die Aktie ist mit einem KUV von 5 und einem KGV 2023 von 60 nicht gerade günstig bewertet, doch was zählt, ist das absehbar hohe Wachstum bei steigender Profitabilität. Ende 2023 sind sieben Wirkstoffe der SKAN-Kundenpipeline in 14 Ländern zugelassen. Weitere 450 befinden sich im Entwicklungsstadium. Die Aktie wird neu auf die Favoritenliste gesetzt.

Während die börsenkotierten Favoriten aus dem Small- und Mid-Cap Bereich nach dem ersten Halbjahr durchschnittlich 20,1% verloren, schlugen sich die OTC-X Valoren mit einem Plus von durchschnittlich 8,6% deutlich besser. Der OTC-X Liquidity Index ist zum Stand Anfang Jahr unverändert.

Manuel Gygax, Stefan Fuhrer, BEKB: «Die Abwertung des Schweizer Franken könnte für Gewinnüberraschungen sorgen»

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Der BEKB Aktien-Schweiz-Investitionsansatz besteht aus einer Kombination von quantitativer und qualitativer Titelselektion sowie einem um fassenden Risikomanagement. Im quantitativen Teil werden statistisch signifikante und ökonomisch begründbare Renditetreiber – unterteilt in die Faktorgruppen Value, Quality und Momentum – eruiert und übergewichtet. Das daraus resultierende faktoroptimierte Portfolio wird auf Einzeltitelebene einer Fundamentalanalyse unterzogen. Die systematische Kontrolle des relativen Risikos, eine höhere Diversifikation sowie eine tiefere ex-ante-Volatilität als der Vergleichsindex bilden das defensive Fundament des Investitionsansatzes.

Der BEKB Aktien Schweiz Small & Mid Caps-Fonds mit einem Volumen von 210.2 Mio. CHF wird von den Portfoliomanagern Manuel Gygax, Stefan Fuhrer und José Altisent geführt.

Die Portfolio-Manager Stefan Fuhrer und Manuel Gygax zeichnen verantwortlich für den Fonds BEKB Aktien Schweiz Small & Mid Caps. Bild: zVg.

Herr Gygax, Herr Fuhrer, bei unserem letzten Gespräch im November 2022 machten Sie auf die Umschichtung in defensive Werte aufmerksam. Das hatte zu dieser Zeit sicher seine Berechtigung, Stichwort Ausbruch des Ukraine Krieges. In den letzten Monaten stellen wir ein Wiedererstarken bei gewissen Wachstumswerten fest. Wie antizipieren Sie die aktuelle Entwicklung an den Börsen in Ihrem Fonds?

Stefan Fuhrer: Natürlich arbeiten wir bei der BEKB auch mit Szenarien für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung und leiten deren Implikationen auf die Finanzmärkte ab. Wir sind uns aber auch bewusst, dass unvorhersehbare Ereignisse, wie etwa die Coronapandemie oder weltpolitische Ereignisse, die Ausgangslage rasch und stark verändern können. Deshalb steuern wir die Zusammensetzung unseres Portfolios, indem wir Faktoren übergewichten, die langfristig einen Mehrwert erzielen und weniger über kurzfristige Szenarien.

Welche Positionen verdeutlichen Ihre aktuelle Strategie?

Manuel Gygax: Unsere Strategie basiert auf den langfristig ausgerichteten Faktoren Qualität und Bewertung. Zusätzlich sollen die Aktien ein positives Momentum aufweisen. Bei den quantitativ berechneten Faktorrankings schneiden aktuell beispielsweise Sulzer, Inficon, DKSH oder auch Swissquote sehr gut ab. Da wir auch aus fundamentaler Sicht von diesen Werten überzeugt sind, halten wir entsprechend ein Übergewicht.

Zu Ihren grössten Positionen gehören weiter Lindt & Sprüngli und Barry Callebaut. Im letzten Jahr hat die Aktie von Barry Callebaut um die 20% abgegeben, auch beim PS von Lindt & Sprüngli war nicht gerade ein Kursfeuerwerk zu feiern. Bei unserem letzten Gespräch sagten Sie, Sie wollten die defensiven Titel etwas abbauen. Sind Sie immer noch zu stark auf defensive Titel fokussiert?

Stefan Fuhrer: Unser Portfolio setzt sich aus einem ausgewogenen Mix von defensiven Qualitätswerten und Wachstumsunternehmen zusammen. Generell achten wir darauf, das Gesamtrisiko im Fonds, gemessen an der ex-ante Volatilität, unter demjenigen des Vergleichsindex (SPI Extra) zu halten. Obwohl Lindt & Sprüngli als auch Barry Callebaut im Schokolademarkt tätig sind, haben sie sehr unterschiedliche Charaktereigenschaften.

Trotz global rückläufigem Schokolademarkt konnte Lindt & Sprüngli aufgrund der Konzentration auf das Premiumsegment und der vorhandenen Preissetzungsmacht auch im vergangenen Jahr organisch wachsen. Für Barry Callebaut stellte das Umfeld mit dem explodierenden Kakaopreis und der zurückhaltenden Konsumentenstimmung eine grössere Herausforderung dar. Hinzu kam ein Salmonellenfall im grössten Werk in Belgien. Dies widerspiegelte sich auch in der Kursentwicklung.

Barry Callebaut ist auf dem aktuellen Niveau sehr moderat bewertet und die eingeleiteten Restrukturierungsmassnahmen dürften in der Zukunft ihre Wirkung zeigen. Entsprechend halten wir an unserer übergewichteten Positionierung fest. Lindt & Sprüngli hingegen ist als absoluter Qualitätswert seit jeher sehr stattlich bewertet. Wir erachten daher das mittelfristige Aufwärtspotenzial als beschränkt und halten eine untergewichtete Position.

Performance des BEKB Aktien Schweiz Small & Mid Cap Fonds im Vergleich zur Benchmark SPI Extra. Quelle: bekb.ch

Ein Titel, den Sie in diesem Jahr ausgebaut haben, ist der Verpackungshersteller SIG Group. Was überzeugt Sie an diesem Unternehmen, gerade auch mit Blick auf die Kursentwicklung, die Luft nach oben lässt?

Manuel Gygax: Zusammen mit Tetra Pak bildet SIG ein Duopol im Markt für keimfreie Kartonverpackungen für Getränke und flüssige Lebensmittel. Dies erlaubt die Erwirtschaftung von hohen Renditen. Durch den Verkauf des Verpackungsmaterials, welches spezifisch auf die installierten Anlagen zugeschnitten ist, ist ein grosser Teil des Umsatzes wiederkehrend und prognostizierbar. Zudem gefällt uns, dass SIG viel in die Forschung und Entwicklung investiert, um den Anteil an nachwachsenden Rohstoffen in ihren Verpackungen zu erhöhen. Für ein Unternehmen, das in wenig zyklischen Absatzmärkten tätig ist und absehbar den Umsatz um die 5% steigern kann, erachten wir zudem die Bewertung der Aktie als attraktiv.

Burckhardt Compression haben Sie neu in den Fonds aufgenommen. Was sind die Gründe dafür?

Stefan Fuhrer: Burckhardt Compression ist mit einem Marktanteil von 30% der führende Anbieter von Kreuzkolbenkompressoren. Während die Gesellschaft zwar teilweise immer noch von der Gas- und Petrochemie abhängig ist, haben sich im Bereich der Wasserstoffanwendungen, der Solarindustrie oder der Anwendung in LNG-Tankern und Kreuzfahrtschiffen neue Wachstumsmärkte eröffnet, die von der angestrebten Energiewende profitieren werden. Zudem erwirtschaftet Burckhardt bereits heute einen erheblichen Teil seiner Einnahmen mit dem lukrativen Servicegeschäft und wird dieses weiter ausbauen.

Ihre grösste Fonds-Position ist die Aktie des Liftherstellers Schindler. Hier dürfte Sie die Kursentwicklung der vergangenen 12 Monate sehr zufriedengestellt haben. Welche Kursphantasie liegt Ihrem weiteren Umgang mit dieser Aktie zu Grunde?

Manuel Gygax: Wie bei Burckhardt spielt auch bei Schindler das Servicegeschäft eine wesentliche Rolle. Obschon die Installation von neuen Aufzügen oder Rolltreppen ebenfalls von gewissen Zyklen abhängt und schwanken kann, steigt mit jeder installierten Anlage die Basis für margenträchtige und zum Grossteil vorgeschriebene Servicedienstleistungen. Aus unserer Sicht ist Schindler ein sehr robustes Qualitätsunternehmen, was eine entsprechend hohe Gewichtung rechtfertigt. Auch kurzfristig sehen wir durchaus noch Potenzial. Die Massnahmen zur Effizienzsteigerung tragen erste Früchte und es ist mit weiter steigenden Margen zu rechnen.

Warum haben Sie Schweiter und Coltene verkauft?

Stefan Fuhrer: Wir haben unsere kleinen Positionen in Schweiter und Coltene zu Beginn des Jahres verkauft. Beide haben schwierige Jahre hinter sich. Es besteht zwar die Hoffnung, dass sich die Situation in Zukunft wieder verbessert. Eine unmittelbare Erholung des Geschäfts und auch des Aktienkurses zeichnet sich aus unserer Sicht aber nicht offensichtlich ab. Entsprechend sehen wir in anderen Werten mehr Potenzial.

Welche weiteren Werte aus Ihrem Portfolio möchten Sie positiv herausstreichen?

Stefan Fuhrer: Sehr positiv haben sich die im Portfolio übergewichteten Werte von Ypsomed und Bachem entwickelt, die von der Euphorie um Medikamente gegen Fettleibigkeit und deren Wachstumspotenzial profitieren. Während wir auf der Position Ypsomed nach dem starken Kursanstieg teilweise Gewinne mitgenommen haben, haben wir die Position von Bachem weiter ausgebaut. Beide Unternehmen bauen weitere Kapazitäten auf, um der Nachfrage nach ihren Produkten gerecht zu werden. Wir glauben, dass sowohl Ypsomed als auch Bachem sehr gute Zukunftsperspektiven haben.

Welche Positionen habe Sie enttäuscht?

Manuel Gygax: Noch nicht wunschgemäss hat sich in letzter Zeit Lem entwickelt. Einerseits ist dies auf die Entwicklung in China und auf den Lagerabbaueffekt zurückzuführen. Andererseits hat sich die Konkurrenzsituation verschärft. Trotzdem gehen wir davon aus, dass die Produkte aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung und des Ausbaus der erneuerbaren Energien sich einer sehr guten Nachfrage erfreuen werden. Auch die bereits erwähnte SIG Group hat nach enttäuschenden Zahlen für das 1. Quartal deutlich korrigiert. Das Unternehmen bleibt aber für das restliche Jahr optimistisch und erwartet eine Verbesserung des Umsatzwachstums.

Von welcher Marktentwicklung gehen Sie im Jahr 2024 aus?

Manuel Gygax: Allgemein erwarten wir, dass sich die Weltwirtschaft im zweiten Halbjahr etwas dynamischer entwickeln wird als im bisherigen Jahresverlauf. Wir favorisieren den Schweizer Aktienmarkt gegenüber anderen Regionen. Die Bewertung erscheint zwar nicht unbedingt günstig, aber im Vergleich zu anderen Indizes kann aufgrund der tieferen Zinsen weiterhin eine stattliche Risikoprämie abgeschöpft werden. Zudem könnte die seit Jahresbeginn andauernde Abwertung des Schweizer Frankens für die eine oder andere Gewinnüberraschung sorgen, insbesondere bei kleineren und mittleren Unternehmen, falls sich die Währungsrelationen schon nur auf dem aktuellen Niveau einpendeln würden.

Herr Gygax, Herr Fuhrer, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Raurica Wald: Ziel ist die Steigerung der Profitabilität entlang der Wertschöpfungskette

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Der Holzvermarkter Raurica Wald blickt auf ein durchwachsenes Geschäftsjahr 2023 zurück. Bild: rauricawald.ch

Der Holzvermarkter Raurica Wald schaut auf ein durchzogenes Geschäftsjahr 2023 zurück. Einerseits hat sich der Energieholzmarkt wieder stabilisiert, was sich für die Forstreviere in einer starken Verbesserung der Konditionen des Waldholzes abzeichnete. Es sei gelungen, auf der Kundenseite Preisanpassungen zu erreichen, schreibt Geschäftsführer Stephan Rüdlinger im Geschäftsbericht. Nur so sei es möglich gewesen, das Waldholz zu besseren Preisen bei den Waldbesitzern zu beziehen.

Andererseits entwickelt sich die Vermarktungsmenge von Stamm- und Industrieholz nicht wie gewünscht. Sehr häufig werde direkt, insbesondere über Händler verkauft und es werde auch weniger Holz bereitgestellt, sagt Rüdlinger. «Da wir teilweise zu wenig wahrgenommen wurden an der Lieferantenbasis, haben wir den Aussendienst aufgestockt». Raurica Wald bemüht sich, hier wieder auf alte Absatzzahlen zu kommen. Es seien monatliche Waldcafés initiiert worden, um den Austausch mit den Waldbesitzern zu intensivieren. Das System der Rückvergütung scheine aber nicht den gewünschten Effekt zu haben, denn die Rückvergütung, die jeweils im Mittel über 5 CHF / Fm Holzertrag ausmacht, werde im Tagesgeschäft häufig nicht bedacht und sei am Ende der Saison dann wieder vergessen, beklagt der Geschäftsführer.

Energieproduktion leidet unter warmer Witterung

Neben der Vermarktung ist die Raurica Wald durch ihre 51%-Beteiligung am Holzkraftwerk Basel in der Energieproduktion tätig. Das Jahr 2023 sei kein gutes Fernwärmejahr gewesen, bedauert Florian Lüthi, Geschäftsführer des Kraftwerks. Das belegten auch die gegenüber 2022 nochmals tieferen Heizgradtage (2022: 2’525; 2023: 2’512). Der Heizgradtag wird bemessen, indem an jedem Heiztag – einem Tag mit einer Tagesmitteltemperatur kleiner oder gleich 12 Grad Celsius – errechnet wird, um wie viel die gemessene Aussenlufttemperatur von der angestrebten Innenlufttemperatur von 20 Grad Celsius abweicht.

Wertberichtigung bei Beteiligung an Laubholzverarbeiter

Und auch in einem anderen Holzzweig läuft das Geschäft nicht rund. Raurica Wald muss 2023 eine Wertberichtigung von 924’000 CHF an seiner 18%-Beteiligung am Laubholzverarbeiter Fagus Suisse vornehmen. Es sei mehr Output als in den Vorjahren generiert worden, aber der Break-Even wurde 2023 noch nicht erreicht. Der Jahresverlust sei höher als erwartet ausgefallen, schreibt VR-Präsidentin Stephanie Oetterli Lüthi im Vorwort des Geschäftsberichts.

Dabei kann Fagus Suisse durchaus auf prominente Projekte und Kunden blicken.  So könne beim Zwhatt-Hochhaus in Regensdorf das Stabschichtholz aus Buche, eine exklusive Innovation der Fagus Suisse SA, seine ganze Stärke und Schönheit zeigen, schreiben die Verantwortlichen von Raurica Wald, die auch personell die Führung von Fagus Suisse besetzen.

Herzog & de Meuron, Boltshauser und andere bekannte Architekten setzen Fagus-Produkte bei bedeutenden Projekten ein. Der Trend mit Schweizer und sogar eigenem oder zumindest regionalem Holz zu bauen, nehme nicht ab und so könne sich die Fagus Suisse SA mit ihrem Fachwissen weiter etablieren und sich als spezialisierter Partner im Holzbau positionieren, wird das jurassische Unternehmen angepriesen.

Stützen und Unterzüge des Zwhatt-Hochhauses aus Fagus Stabbuche. Bild: rauricawald.ch

70% weniger Gewinn, Dividende bleibt auf Vorjahresniveau

Die finanzielle Situation bei Fagus Suisse führt dazu, dass trotz eines leicht gestiegenen Konzern-Umsatzes der Raurica Wald auf 23.4 Mio. CHF das Ergebnis auf Stufe EBT (Gewinn vor Steuern) wegen der Wertberichtigung auf 328’000 CHF (-456’000 CHF) zurückgeht. Der Jahresgewinn sinkt entsprechend von 551’000 auf 179’000 CHF.

Die Aussichten über alles seien aber nach wie vor positiv, betont Oetterli Lüthi. Deshalb wurde an einer Dividende in Höhe des Vorjahrs von 20 CHF pro Aktie festgehalten.

Neue Beteiligung noch ohne definitiven Umsetzungsentscheid

Die Raurica Wald AG hält eine 50% Beteiligung am Projekt Full Reuenthal, bei dem eine 66’000 m2 Parzelle gekauft wurde. Darauf soll ein Komplett-Produktionswerk ab der Rundholzbearbeitung hin zu technisch hochwertigen Holzbaustoffen aus Schweizer Holz realisiert werden. Ein Projektleiter sei mit der Entwicklung des Business Case beauftragt worden, der als abschliessender Entscheid für die Umsetzung des Projektes dienen werde, schreibt das Unternehmen.

Ausblick

Die Schwerpunkte der Arbeit würden weiterhin auf der Weiterentwicklung der Beteiligungen, der Steigerung der Wertschöpfung entlang der Wertschöpfungskette und der Stärkung der Zusammenarbeit liegen. Sie würden konsequent umgesetzt und könnten ein gutes Ergebnis erzielen, was auf eine vielversprechende Zukunft hindeute, betont Geschäftsführer Rüdlinger. «Die Raurica ist stabil aufgestellt und wir haben für 2024 wieder höhere Beteiligungserträge budgetiert, welche wir auch für absolut realistisch halten. Zudem ist auch das Budget von der Raurica Holzvermarktung wieder viel besser als es in den letzten beiden Jahren war. Wir blicken positiv in die Zukunft der Gruppe. Daher sind wir zuversichtlich, dass die Dividende von 4% trotz eines nicht sehr guten 2023 gerechtfertigt und realistisch ist», präzisiert Rüdlinger auf Nachfrage von schweizeraktien.net.

Fazit

Das 20 Jahre alte Unternehmen nennt als ersten Meilenstein in seiner Geschichte den Sturm Lothar, der Ende 1999 wütete und eine nie dagewesene Menge von Holz auf den Markt brachte. Als erster Unternehmenspfeiler stand deshalb die Vermarktung des Holzes, bald kam die Energieproduktion mit dem Heizkraftwerk Basel dazu. Seither hat das Unternehmen weiter diversifiziert und ist mit der Fagus Suisse in den Holzbau eingestiegen.

In Full Reuenthal soll ein Komplett-Produktionswerk ab der Rundholzbearbeitung hin zu technisch hochwertigen Holzbaustoffen aus Schweizer Holz realisiert werden.

Raurica Wald baut also weiter an der Diversifikation entlang der Wertschöpfungskette. Auch wenn man sich mit dem Einstieg in das Start up Fagus Suisse seit 2017 ein paar blaue Flecken geholt hat. Aber das kann durchaus passieren bei Investitionen in Start ups und beim Aufbau neuer Geschäftsfelder.

Der Optimismus, den Verwaltungsrat und Geschäftsführung ausstrahlen, ist ein gutes Zeichen. Und auch durchaus berechtigt. Der Trend zur Nutzung nachhaltiger Rohstoffe wie Holz, sei es zu Heiz- oder Bauzwecken, wird sich mittelfristig auszahlen.

Die Anleger müssen bei einem Investment in die Raurica Wald einen etwas längeren Atem haben. In 2024 ist der Kurs der auf OTC-X gehandelten Aktie erst einmal deutlich auf zuletzt 800 CHF zurückgegangen. Die Aktie verlor seit Jahresbeginn fast 30%; dies allerdings bei sehr geringen Handelsvolumen. 2024 wurden bisher erst 10 Raurica-Aktien auf OTC-X gehandelt. Im Vorjahr waren es 139 Aktien.

Kursverlauf der auf otc-x gehandelten Aktie von Raurica Wald. Quelle: otc-x.ch

Perlen Industrieholding: Aktie startet im ausserbörslichen Handel mit 24 CHF

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Neben dem Papiergeschäft fokussiert die Perlen Industrieholding auf die Weiterentwicklung des Areals in Perlen. Bild: perlen-industrieholding.ch
Neben dem Papiergeschäft fokussiert die Perlen Industrieholding auf die Weiterentwicklung des Industrieareals in Perlen. Bild: perlen-industrieholding.ch

Nachdem die Aktionärinnen und Aktionäre der CPH Group AG vergangene Woche der Abspaltung des Papiergeschäfts und der Immobiliensparte an einer a.o. Generalversammlung zugestimmt haben, wurde heute der ausserbörsliche Aktienhandel für die 6’000’000 Namenaktien (à 0.05 CHF) der Perlen Industrieholding AG aufgenommen. Der erste Kurs auf der Plattform OTC-X der Berner Kantonalbank lag bei 24 CHF und stieg im Laufe des Vormittags auf 25 CHF. Damit liegt die Marktkapitalisierung bei 150 Mio. CHF.

Volatiles Papiergeschäft

Wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung schreibt, soll die Perlen Industrieholding dank der konsequenten Umsetzung einer «Last Man Standing»-Strategie in den relevanten Märkten erfolgreich agieren. Die 1873 gegründete Tochter Perlen Papier verfolge eine Kostenführerschafts-Strategie, setze auf langfristige Kundenbeziehungen, verfüge über eine starke Bilanz und ein ausgezeichnetes Know-how im Markt, heisst es weiter. Zusätzlich agiere Perlen Papier bereits heute nahezu CO2-neutral und differenziere sich damit gegenüber Mitbewerbern.

Ziel des Unternehmens ist es, mit dieser Strategie der Volatilität des Papiergeschäfts, das einer sinkenden Nachfrage unterworfen ist, entgegenzutreten. Im Geschäftsjahr 2023 erwirtschaftete das Papiergeschäft einen Umsatz von rund 262 Mio. CHF und ein EBITDA von rund 37 Mio. CHF.

Industrieareal soll weiterentwickelt werden

Zusätzlich zum Papiergeschäft will die Perlen Industrieholding das Gelände in Perlen weiterentwickeln. So soll das Industrieareal mit der Ansiedlung komplementärer industrieller Aktivitäten ausgeschöpft werden.

Mit einer Eigenkapitalquote von 80% zum Zeitpunkt der Ausgliederung sei das Unternehmen nahezu schuldenfrei und verfüge über eine substanzielle Nettoliquidität, schreibt die Perlen Industrieholding in ihrer Medienmitteilung. Unterstützt werde es von einem langfristig orientierten Familien-Ankeraktionär. Es sei geplant, eine regelmässige Dividende auszuschütten, welche an die Geschäftsentwicklung, den freien Cashflow und die Liquidität gekoppelt sei.

Schilthornbahn: 2024 ganz im Zeichen des Generationenprojekts 20XX

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In der neuen Talstation Stechelberg begrüssten VRP Johannes Stöckli und die Geschäftsleitung anlässlich der GV ihre Gäste. Bild: schweizeraktien.net
Im Rohbau der neuen Talstation Stechelberg begrüssten VRP Johannes Stöckli und die Geschäftsleitung anlässlich der GV ihre Gäste. Bild: schweizeraktien.net

Das Generationenprojekt Schilthornbahn 20XX befindet sich auf Kurs. Dies machten Verwaltungsratspräsident Johannes Stöckli und CEO Christoph Egger an der jüngsten Generalversammlung der Schilthornbahn AG deutlich. Obwohl das Wetter für die Arbeiten im alpinen Raum immer wieder eine Herausforderung darstellt, erwartet Egger keine terminlichen Verzögerungen. Am 13. Dezember 2024 sollen die ersten zwei Sektionen, die «steilste Seilbahn der Welt» zwischen Stechelberg und Mürren sowie eine Spur der neuen Seilbahn zwischen Mürren und Birg, eröffnet werden. Der Rohbau der neuen Talstation in Stechelberg ist bereits fertig. Derzeit findet der Innenausbau statt. Nicht ganz so planmässig wie die Bauarbeiten entwickeln sich die Baukosten. Gemäss Johannes Stöckli rechnet die Bahn derzeit mit einer Kostenüberschreitung von 11,3% für das 100-Mio.-CHF-Projekt. Die Finanzierung sei jedoch gesichert. Stöckli zeigte auch auf, dass mit der neuen Bahn die Förderleistung von 320 auf 800 Personen pro Stunde deutlich erhöht und die Reisezeit nach Mürren und aufs Schilthorn verkürzt wird.

Verhaltener Start ins Geschäftsjahr 2024

Im laufenden Geschäftsjahr 2024 spricht die Bahn von einer «nach wie vor ungebrochenen Nachfrage». Auch die chinesischen Gäste seien wieder zurück, so Christoph Egger. Zudem bearbeite man derzeit verschiedene neue Märkte, darunter auch Brasilien. Insgesamt sei der Start ins aktuelle Geschäftsjahr mit knapp einem Prozent weniger Ersteintritten im Wintersport und einem minimalen Rückgang der Frequenzen auf der Luftseilbahn etwas verhaltener verlaufen als im Vorjahr. Dennoch geht die Bahn für 2024 wiederum von einem guten Geschäftsjahr aus. Belastet wird die Erfolgsrechnung in diesem und in den kommenden Jahren allerdings durch höhere Strompreise. Allein im Jahr 2024 rechnet die Bahn mit Mehrkosten von 456’000 CHF, die in den folgenden Jahren jedoch wieder abnehmen. Kompensiert werden sollen die höheren Aufwendungen durch Preisanpassungen von etwas mehr als 10%: das Retourbillet von Stechelberg aufs Schilthorn kostet dann 119 statt 108 CHF, von Mürren auf das Schilthorn sind es neu 95.40 statt bisher 84.40 CHF. Der Preis von Stechelberg nach Mürren bleibt jedoch gleich, da es sich hier um öffentlichen Verkehr handelt.

Die Aktien der Schilthornbahn AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 1’300 CHF für eine Aktie bezahlt.

Neues Stromgesetz: Die Energie wird teurer, der Handel wird intensiver – neue AKW bleiben chancenlos

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Erneuerbare Energie
Wasser-, Wind- und Sonnenkraft erhöhen in Kombination die Versorgungssicherheit. Bild: stock.adobe.com (KI)

Mit dem Volksentscheid zum «Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien» hat das Schweizer Stimmvolk einen Grundstein gelegt, um die Versorgungsprobleme zu lösen. Noch im Herbst vor einem Jahr schrammte unser Land nur knapp an einer Strommangellage vorbei. In dieser Abstimmung wurden insbesondere die Fehler aus der Energiestrategie von 2017 korrigiert, die sich zu stark auf den Import von ausländischem Strom verliess.

Die Grundidee des Gesetzes ist die Versorgungssicherheit. Dies bedeutet, dass man als Verbraucher die gewünschte Menge Elektrizität jederzeit, ausreichend, unterbruchsfrei, in der erforderlichen Qualität und zu angemessenen Preisen beziehen kann. Versorgungssicherheit bedeutet, dass die nationalen und internationalen Kraftwerke sowie die Netze in der Lage sind, die Nachfrage zu decken. Durch die Zunahme der lokalen Produktion und Nachfrage wie zum Beispiel für die E-Mobilität wird es herausfordernd, diese Anforderungen zeitgleich zu erfüllen.

Bestärkung im Investitionsverhalten

Hat die Volksabstimmung unmittelbare Auswirkungen auf das Investitionsverhalten der Versorger, werden die Finanzmittel nun anders verwendet? Die WWZ – ein Energieversorger im Raum Zug, ursprünglich Wasserwerke Zug – sieht sich durch den Volksentscheid in der bisherigen Strategie bestärkt. «Unser Unternehmen hat lange vor diesem Bundesgesetz angefangen, in die erneuerbare Energieversorgung zu investieren. Wir bauen seit Jahren die Fernwärme im Kanton Zug aus und betreiben mehrere Verbünde», sagt WWZ-Sprecherin Manuela Steffen. Eines dieser Projekte ist der Wärmeverbund Ennetsee. Seit 2023 ist der erste Abschnitt in Rotkreuz in Betrieb. In diesem Frühling wurde mit den Arbeiten für die Transportleitung von Rotkreuz nach Cham begonnen.

Die Axpo-Tochter CKW habe bereits vor der Stromgesetz-Abstimmung mehrere Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien gestartet. «Wir hoffen, dass sich diese Projekte im Bereich Solar, Wind und Wärme etwas rascher realisieren lassen – sofern sie wirtschaftlich umsetzbar sind», sagt Martin Stutz, Mediensprecher der Axpo.

«Derzeit gehen wir nicht davon aus, dass sich unsere Projektpipeline in den nächsten zwei bis drei Jahren Jahren verändert», erklärt Hans-Kaspar Scherrer, CEO von Eniwa. Die massive Photovoltaik-Einspeisung könne aber mittel- bis langfristig zu höheren Aufwendungen für Netzverstärkungen, das Laden von Speichern und der Digitalisierung der Netze führen. Die Eniwa bezeichnet sich als nachhaltige Energiedienstleisterin für die Region Aarau.

Wasser-, Wind- und Solarkraft-Projekte

Anders sieht es bei der BKW aus; das Energieunternehmen hat eine Projektpipeline von über 1 Mrd. CHF in der Schweiz und plant den Bau von alpinen Solar-, Wind- und Wasserkraftanlagen. «Das Ja zum Stromgesetz gibt diesen Ausbauprojekten Rückenwind. Vor allem auch den bereits weit fortgeschrittenen Generationenprojekten wie dem neuen Speichersee an der Trift oder der Erhöhung der Staumauer an der Grimsel», sagt Tobias Habegger, Mediensprecher der BKW. Diese beiden Wasserkraftprojekte sind im Stromgesetz explizit genannt und können dank dessen Annahme nun schneller realisiert werden.

Zu weiteren von der BKW geplanten Projekten gehören die Windanlagen Tramelan und Jeanbrenin im Berner Jura sowie mehrere alpine Solaranlagen im Kanton Bern. Am 9. Juni habe die Gemeinde Saint-Imier im Berner Jura Ja gesagt zum Projekt «MontSol», an dem unter anderem BKW und Société des Forces Electriques de La Goule beteiligt sind. Das Projekt sieht den Bau einer Solaranlage auf dem Mont-Soleil vor. Des Weiteren plant die BKW gemeinsam mit dem Flughafen Bern und der EWB den Bau der grössten Freiflächen-Solaranlage der Schweiz. Diese soll auf dem eingezäunten Areal des Flughafens Bern-Belp entstehen.

Gemäss Thomas Habegger werden alle diese Massnhamen zu einer Zunahme der erneuerbaren Energien führen. Damit steigt die Nachfrage nach einer flexiblen Stromproduktion, und der Strom aus Speicherseen wird betriebswirtschaftlich interessanter. «Weil es immer mehr Solar- und Windenergie geben wird, nimmt der Anteil des fluktuierenden Stroms im Gesamtsystem zu – und so steigt der Wert der steuerbaren Stromproduktion und damit auch der Stromspeicher», erklärt der BKW-Sprecher.

Anforderung an die Netze steigt

Durch den Ausbau der Wind- und Solarenergie werden die Anforderungen an das Stromnetz und die bedarfsgerechte Bereitstellung von Energie steigen. Dies führt zu zusätzlichen Investitionen in die Netzinfrastruktur. «Die Netzinvestitionen werden durch eine intelligente Netzsteuerung und Stromspeicher minimiert», führt die WWZ-Sprecherin aus.

Die Zustimmung zum Gesetz ist auch ein entscheidender Schritt, um das Netto-Null-Ziel bis 2050 zu erreichen. Wenn die Schweiz von fossilen Energieträgern wegkommen will, geht das nur, wenn dafür genügend einheimischer Strom zur Verfügung steht – das ist vor allem Wasserkraft und in Zukunft vermehrt auch Sonnen- und Windenergie. Der Löwenanteil der Energie wird dabei auf bereits bestehender Infrastruktur produziert werden.

Schwankungen zwischen den Jahreszeiten nehmen zu

Falls die Produktion von erneuerbaren Energien im Ausmass stattfindet, wie es die Energiekonzerne planen, wird es im Sommer zu einer Überproduktion kommen, welche zu Netzüberlastungen und Negativpreisen führen könnte, und im Winter werden vermehrt Mangellagen drohen. Die Strombranche arbeitet intensiv an Speicherlösungen mit oder ohne Elektrolyse, um den Strom vom Sommer in den Winter zu verschieben und diesen im Winter zu nutzen. Die Anforderungen an das Netz werden vor allem durch den Ausbau der solaren Energie generell steigen. «Wir arbeiten daher vermehrt an Lösungen, welche dezentral produzieren. Also dort, wo der Strom direkt am Ort der Produktion verbraucht wird», erklärt die WWZ-Sprecherin.

Um diese hohen Schwankungen auszugleichen, wird es neben Speichern – im Gesetz sind 16 Wasserkraftprojekte explizit erwähnt – Notkraftwerke und vermehrten Energiehandel erfordern. WWZ beschafft sich bereits heute einen wesentlichen Teil der Elektrizität an den Strommärkten. Die Preise sind bereits volatil. Das WWZ sei bestrebt, den Anteil eigener Anlagen, Beteiligungen oder langfristigen Bezugsverträgen zu erhöhen. Die Sprecherin erklärt: «Dies reduziert den Handelsanteil und erhöht die Preisstabilität. Die Anforderungen an den Handel werden aber eher steigen.» Das neue Gesetz ermöglicht den Versorgern zusätzliche Geschäftsfelder und eröffnet neue Chancen wie zum Beispiel Energieberatungen, den Betrieb von lokalen Elektrizitätsgemeinschaften und Dienstleistungen mit Stromspeichern.

«Die BKW ist mit ihrem grossen Portfolio von flexibel einsetzbaren Wasserkraftwerken gut gerüstet, um auf diese zunehmend volatile Produktionseinspeisung zu reagieren», so Habegger. Es sei aber mit einer erhöhten Handelsaktivität insbesondere an den Kurzfristmärkten (Systemdienstleistungs- und Intradaymärkte) zu rechnen.

Im Winter muss der Wind helfen

Wasser-, Wind- und Sonnenkraft ergänzen sich gut und erhöhen in Kombination die Versorgungssicherheit. «Die CKW macht beispielsweise mit dem Windkraftwerk Lutersarni gute Erfahrung mit der Winter-Stromproduktion; zwei Drittel der gesamten Produktion fallen im Winter an», erläutert der Axpo-Sprecher. Reservekraftwerke seien eine Art Versicherung für die Stromversorgung, mit der Teilnahme an der Ausschreibung des Bundes leiste die Axpo dazu einen Beitrag.

«Wir versuchen, den Verbrauch über tarifliche Massnahmen vermehrt in den Tagesbereich zu lenken – 5 Stunden Niedertarif von 12 bis 17 Uhr – in die Phase, in der viel PV-Strom ins Netz kommt», sagt Hans-Peter Kaspar. PV steht für Photovoltaik, also Energie aus Sonnenlicht. Mit Langfristverträgen und dem eigenen Laufwasserkraftwerk sei Eniwa aktuell recht gut und auch robust aufgestellt.

Die BKW setzt auf eine Kombination aus verschiedenen erneuerbaren Energien und Speichermöglichkeiten, um diese Schwankungen auszugleichen. Die Wasserkraft macht einen grossen Teil des Energieportfolios der BKW aus, sie kann Schwankungen im Energie-Gesamtsystem ausgleichen. Die Solarenergie hat ein grosses Potenzial, insbesondere in Verbindung mit guten Speicherlösungen. Die Windenergie spielt eine besonders wichtige Rolle in den Wintermonaten. «Während andere erneuerbare Energiequellen wie die Solarenergie aufgrund der kürzeren Tage und geringeren Sonneneinstrahlung weniger Strom produzieren, können Windkraftanlagen gerade in dieser Zeit ihre Stärken ausspielen», sagt der BKW-Sprecher.

Warten auf Zulassungsentscheide

Der Stromverbrauch wird durch die Elektrifizierung, Stichwort Elektromobilität, Wärmepumpen etc, generell zunehmen. Kleine regionale Anbieter haben jedoch nicht die Möglichkeit und die finanziellen Mittel, um selbst Grossprojekte wie Wind-, Solar-, Wasserkraftwerke umzusetzen. Die kleinen (und natürlich auch die grossen) Energiedienstleister erwarten vor allem, dass die neue Regulierung zu einer beschleunigten Bewilligung führen wird. «Im Moment prüfen wir mögliche Beteiligungen an grösseren Projekten, die hohe Investitionen erfordern und in die wir gemeinsam mit Partnern investieren», erklärt Manuela Steffen.

Eniwa wartet noch auf die Gerichtsentscheide bezüglich ihres Aare-Kraftwerkes, welches komplett erneuert werden muss und derzeit noch durch wenige private Einsprachen blockiert ist. Die Investitionen in den nächsten 10 Jahren werden gemäss CEO zum grössten Teil im Versorgungsgebiet für das Aare-Kraftwerk, Stromnetzinfrastruktur, Fernwärme, Trinkwasser und FTTH-Projekte (Internet-Anschluss) eingesetzt. §

Die Preise machen die Stimmung

In Deutschland hat sich gezeigt, dass die Stimmung im Volk schnell kippen kann, wenn die Preise stark steigen. Auch in der Schweiz haben die Gegner der Vorlage argumentiert, die Stromrechnungen würden bald nicht mehr zu bezahlen sein. Die Anbieter sind sich einig, dass die Entwicklung der Gesamtkosten schwierig abzuschätzen ist. Es wird davon ausgegangen, dass die Netzkosten steigen werden. «Für die Gesamtkosten sind jedoch vor allem die Preisentwicklungen an den Strommärkten und die Produktionskosten relevant», erklärt Manuela Steffen.

«Der Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion, der durch das Stromgesetz nun deutlichen Rückenwind erhält, ist die beste Medizin für nachhaltig akzeptable Strompreise. Aber die Schwankungen werden höher», sagt Tobias Habegger.  Also dürfte der Strompreis im Sommer künftig sehr tief sein. Und im Winter könnte es sein, dass er teurer wird, je nachdem, wie stark die BKW ausbauen könne.

Der Axpo-Sprecher weist darauf hin, dass die Netzkosten stark ansteigen, wenn eine gewisse Grenze von kleinteiliger Photovoltaik, insbesondere auf Dächern, überschritten wird – die Gesamtkosten dieses Stroms sind dann sehr hoch. «Wir sind in der Schweiz noch um einiges von diesem Punkt entfernt, müssen ihn aber bedenken», fügt er an.

Nicht zwangsläufig mehr Einnahmen

Die Energiepreise haben sich seit 2023 deutlich nach unten bewegt und tendieren wieder gegen Vor-Krisenniveau. Mit zunehmend schwankender Energieeinspeisung werden jedoch die Preisschwankungen gemäss BKW-Sprecher innerhalb eines Tages zunehmen. «Dadurch erhöhen sich ebenfalls die Anforderungen an die Prognosefähigkeit von Erzeugung und Bezug von Energie zur Minimierung von sogenannten Ausgleichsenergiekosten – Kosten für Abweichung von Plan zu Ist-Produktion/Last. Die Wasserkraft kann an dieser Stelle durch Anpassung der Einsatzplanung zur Reduktion dieser Kosten beitragen», so Habegger.

Für die Anbieter muss aber mehr nachhaltige Energie nicht zwangsläufig mehr Einnahmen bedeuten. Hans-Kaspar Scherrer führt aus: «Im Stromnetz und bei der Energie gehen wir von einer jährlichen Umsatzreduktion aufgrund des Eigenverbrauchs der PV-Betreiber aus. Bei den Dienstleistungen rechnen wir mit einem Mehrumsatz.» In der Tendenz ist gemäss Eniwa-CEO mit steigenden Netznutzungskosten zu rechen: «Die Netze müssten ausgebaut und partiell verstärkt werden, um die PV-Leistung überhaupt aufnehmen zu können. Geleichzeitig wird der PV-Zubau dazu führen, dass die Netzabsätze laufend zurückgehen und die spezifischen Netznutzungskosten steigen.»

Im vergangenen Jahr konnte die Branche von hohen Preisen für «Wasserstrom» profitieren; ist das eine nachhaltige Entwicklung, werden solche Opportunitäten nun zunehmen? «In den vergangenen Jahren hatten wir Marktpreise, die wesentlich über den Gestehungskosten lagen. Dies ist attraktiv für Stromproduzenten», sagt die WWZ-Sprecherin. Wie sich die Marktpreise jedoch zukünftig entwickeln, sei schwierig vorherzusehen, da viele nicht voraussehbare Faktoren wie die Geopolitik, das Wetter, die Verfügbarkeit von Kernkraft usw. einen Einfluss hätten. Vor der Energiekrise lagen die Marktpreise viele Jahre unter den Produktionsgestehungskosten. Scherrer wendet ein, dass nicht alle Versorger von den hohen Preisen für Wasserstrom profitiert hätten. «Wenn der Wasserstrom zu Gestehungskosten in die Grundversorgung geht, dann konnte nur der regulatorische Kapitalkostenzinssatz eingesetzt werden», erklärt er.

«Jetzt keine Grundsatzdiskussion»

Nach den Wahlen wurden schnell Stimmen laut, die ein Überdenken des Atomaustiegs und den Bau von neuen Kernkraftwerken fordern. «Bevor sich Investoren für neue AKW finden lassen, müssten zuerst die politischen Rahmenbedingungen geklärt werden. Dies ist momentan nicht absehbar», sagt dazu die WWZ-Sprecherin. Auch der Eniwa-CEO sieht derzeit keine Chance für die AKW, da diese zu Fixkosten-lastig seien und die benötigten Betriebsstunden aufgrund der Sommer PV-Produktion abnähmen. Nach Ansicht der BKW sollte die Schweiz jetzt keine Grundsatzdiskussion führen, die den Ausbau der Erneuerbaren verlangsamt. Der Fokus der BKW liegt auf dem Ausbau erneuerbarer Energien und der Stärkung der Netzinfrastruktur.

Etwas anders sieht das erwartungsgemäss die KKW-Betreiberin Axpo. «Die Kernkraftwerke sind eine zentrale Stütze für die Versorgungssicherheit in der Schweiz. Axpo betreibt die bestehenden Werke weiter, solange sie sicher und wirtschaftlich betrieben werden können», sagt der Sprecher. Die Frage zum Neubau stelle sich für Axpo zurzeit nicht, solange in der Schweiz ein Neubauverbot gilt. In den Szenarien des Energiekonzerns spielen AKW vorerst keine Rolle, da der Bau eines neuen Kraftwerks rund 20 Jahre in Anspruch nehmen dürfte.

Macro Perspective: Am Puls der Märkte – Volatilität und Trendbrüche

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Ungleichgewicht entsteht, wenn die staatlichen Aufwendungen die Erträge übersteigen. Bild: stock.adobe.com

«Wir wissen jetzt, dass Inflation ein Resultat von all den Defizitausgaben ist.» Ronald Reagan, 1911-2004, US-Präsident 1981-1989, Schauspieler

Kaum drei Wochen ist es her, als noch die Schwäche des Franken diskutiert worden ist. Die Europawahlen fielen zwar wie prognostiziert aus, doch die Unsicherheiten sind durch die Ergebnisse allenfalls noch gestiegen. Franken, US-Dollar und Gold bleiben die sicheren Häfen. Die Aktienindizes verloren nicht nur in Paris, sondern auch in Frankfurt und Mailand.

Die eigentliche Quelle der Verwerfungen an den Aktien- und Devisenmärkten scheint aber nur vordergründig der Rechtsrutsch in vielen Ländern bei den Europawahlen zu sein. Vielmehr überraschte der französische Präsident Macron mit der kontroversen Entscheidung, Neuwahlen der Nationalversammlung, also des französischen Parlaments, anzusetzen, und zwar mit äusserst kurzer Frist. Bereits am 30. Juni werden die Franzosen erneut zur Urne gebeten. Macron hat noch drei Jahre als Präsident vor sich, will aber keine Cohabitation mit einer rechts-konservativen Regierung. Die Neuwahl soll den «Wähler entscheiden lassen», diesmal allerdings nicht auf EU-Ebene, sondern zur Zusammensetzung des nationalen Parlaments.

Macrons Überraschungsstrategie

Allgemein herrscht nun grosse Angst, dass dieses Manöver Macrons mit einem Sieg der rechtskonservativen Kräfte endet und somit das herbeiführt, was Macron seit Jahren verhindern will. Die Annahme, dass die Wahlergebnisse gleich ausfallen wie bei der Europawahl, ist jedoch wahrscheinlich falsch. Zum einen war die Wahlbeteiligung bei Europawahlen schon immer geringer als bei nationalen, zum anderen kommen bei Wahlen auf nationaler Ebene Motive und Zielsetzungen zum Tragen, die bei der Europawahl traditionell weniger Gewicht haben.

Schwacher Euro, starker Franken

Die spontane Reaktion der Bondmärkte in der EU war ein zeitweiliger Ausverkauf, bei dem insbesondere die Kurse der französischen Staatsanleihen unter Druck gerieten. Danach fielen die Renditen wieder, ausgehend von Konjunktursignalen in den USA, die eine nachlassende Inflationsentwicklung anzeigten. Denkbar sind aber auch Interventionen der EZB, die ja u.a. dafür sorgen soll, dass die Finanzierungsbedingungen in den EU-Ländern nicht auseinanderklaffen. Die Rendite der Schweizer 10-jährigen Staatsanleihen ist seit den Europawahlen deutlich von 0,86% auf 0,67% gefallen, was Hand in Hand mit dem beschleunigten Anstieg des Franken an den Devisenmärkten geht und einmal mehr die Funktion der Schweizer Währung und der Staatsanleihen als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten dokumentiert. Daran ändert auch die jüngste Zinssenkung der SNB nichts, auch wenn diese kurzfristig die Abwärtsbewegung des Euro gestoppt hat.

10-jähriger Bond CH
Schweiz 10-Jahre Anleiherendite (in CHF). Grafik:investing.com

Kontinuität oder Desaster?

Macrons Manöver ist jedoch gründlich durchdacht und zwar riskant, aber eben auch unmissverständlich in den Konsequenzen, unter denen die Wähler nun ihre Entscheidung zu treffen haben. Es ist eine Richtungswahl. Findet sich nach der Parlamentswahl eine Mehrheit in der demokratischen Mitte, bleibt Frankreich die «Grande Nation», eine Weltmacht, Industrienation und ökonomisch unter den führenden Ländern. Kommen dagegen Extremisten an die Macht, droht der Niedergang. Die Fortführung von NATO und EU-Politik käme zum Ende. Eine pro-russische und nationalistische und auch sozialistische Politik würde folgen. Die von den Populisten versprochenen Steuererleichterungen und Subventionen sowie das Vorziehen des Rentenalters würden zu hohen Budgetdefiziten führen und die Staatsverschuldung in Höhe von 3.2 Billionen Euro unkontrolliert weiter eskalieren lassen. Das Haushaltsdefizit erreichte 2023 bereits 5,5% des BIP, die Staatsverschuldung bewegt sich bei 110%, Tendenz weiter steigend, beides weit jenseits der Maastricht-Kriterien von 3% respektive 60%. Die Folgen für Frankreich und, in der Konsequenz, die EU wären katastrophal, da die Volkswirtschaften in den letzten Jahrzehnten einen hochgradigen Integrationsprozess durchlaufen haben. Die EU forderte Frankreich und weitere sechs EU-Länder nachdrücklich auf, den Kurs zu ändern und leitete nun Defizit-Strafverfahren ein, die sich negativ auf die Länderbonität auswirken können.

Was wäre, wenn?

Wer sich noch an Liz Truss, die kurzzeitige Premierministerin im UK, erinnert, und daran, welche Folgen ihre Politik zu zeitigen drohte, sieht die Psycho-Logik im Vorgehen Macrons. Nach dem Sturz von Boris Johnson war Truss eine von acht nominierten Kandidatinnen und Kandidaten für die Nachfolge. Sie machte am Ende gegen ihren Nachfolger Sunak das Rennen. Das war erst im September 2022. Nach 45 Tagen im Amt erklärte sie ihren Rücktritt am 20. Oktober 2022. Es war die kürzeste Amtszeit eines britischen Premiers, und nach heutiger Einschätzung war sie die unfähigste, schlechteste, untauglichste und am wenigsten eindrucksvolle Persönlichkeit, die je das Amt bekleidete. Was war geschehen? Truss hatte infolge der Energiepreisinflation hohe Heizkostenzuschüsse für Privathaushalte in Höhe von 150 Mrd. GBP gewährt, Steuersenkungen versprochen und eine höhere Schuldenaufnahme angekündigt. Die Märkte senkten schnell den Daumen! Die Währung kollabierte, die Renditen der Staatsanleihen schossen in die Höhe. Das brachte das private Pensionsfondssystem an den Rand des Kollapses, die Bank of England musste an den Finanzmärkten mit Interventionen von rund 65 Mrd. GBP eingreifen, um eine eskalierende Krise zu vermeiden.

Unabhängigkeit der Fed in Gefahr

Truss nahm im Februar 2024 an einer sogenannten CPAC-Konferenz des US-Präsidentschaftskandidaten Trump teil und behauptete dort, sie sei durch mächtige Institutionen des «Deep State» wie die Bank of England unterminiert worden. Ähnliches ist auch seit Jahren von Trump zu hören. Der Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen hat definitiv weitreichende Konsequenzen für das Welt-Finanzsystem. Sollte Trump nochmals zum Präsidenten gewählt werden, würde die US-Notenbank Fed ins Visier geraten. Trump hat nie seine Vorliebe für tiefe Zinsen und einen schwächeren USD verhehlt und auch kein Geheimnis aus seiner gewachsenen Abneigung gegen Jerome Powell gemacht, den er selbst ins Amt gebracht hatte. Laut Medienberichten zu geheimen Plänen des Beraterstabs von Trump soll Powell abberufen werden und die Fed ihre Unabhängigkeit verlieren. Deren Politik soll mit der der Administration übereinstimmen. Das kann nur über die Ernennung und Berufung der einzelnen Fed-Präsidenten und -Gouverneure geschehen. Wie der Prozess im Einzelnen abläuft, hat Reuters übersichtlich dargestellt.

Trumps politische Rezepte

Wie Truss und Le Pen und die sonstigen Rechtspopulisten würde auch Trump Steuergeschenke verteilen, die Haushaltsdefizite erhöhen und eine isolationistische Politik verfolgen. Der Austritt aus der NATO ist sehr wahrscheinlich, und auch Trump ist pro-russisch eingestellt. Alles in allem eine Veränderung der Nachkriegs-Weltordnung, nicht nur geopolitisch, sondern auch in der Welt von Wirtschaft und Finanzen. Die Inflationserwartungen würden steigen, neue Wirtschaftskriege entstehen – eine neue Phase der Stagflation wäre im besten Fall zu erwarten. Es könnte aber auch sehr viel schlimmer enden. Die Glaubwürdigkeit der US-Währung wäre bei weiterhin auflaufender Staatsverschuldung schnell verspielt. Das aktuelle Haushaltsdefizit liegt schon bei 6,3% des US-BIP. 2023 belief sich das Defizit auf 1.7 Billionen USD, bei weiter steigender Tendenz. Gut möglich, dass in einem solchen Szenario der derzeit starke USD einen Schwächeanfall erleidet. Als möglicher Profiteur dürfte sich einmal mehr Gold erweisen, nachdem der Krypto-Sektor in den letzten Wochen der wachsenden Unsicherheiten deutlich verlor, während Gold in Rekordnähe bleibt.

Währungsdebakel und Gold

Die wichtigsten Währungen wie Euro und Yen tendieren schwach, ebenso die meisten Emerging-Market-Währungen. Gewinner sind bislang USD, andere Währungen des Dollar-Blocks und der Franken. Bei einer USD-Krise ist zwangsläufig Gold die Reserve-Währung, die überall auf der Welt Akzeptanz findet. Die Notenbanken sind schon seit Jahren dabei, ihre Goldbestände aufzubauen, um gewappnet zu sein. Der starke Anstieg des Goldpreises seit Anfang Jahr wird hauptsächlich auf massive Zukäufe der chinesischen Notenbank zurückgeführt.

Rekordstimmung und Index-Camouflage

An der Aktienbörse herrscht noch immer Rekordstimmung. Allerdings bezieht sich das hauptsächlich auf die Börsenplätze New York und Tokio. Der marktbreite Schweizer Small- und Mid-Cap Index SPIEXX hat dieses Jahr gerade 2,6% zugelegt und liegt aktuell tiefer als im Februar 2020 und 23% unter den Hochs von September und November 2021. An der richtungsgebenden US-Börse bewegt sich der S&P 500-Index dagegen um 80% über dem Stand vom Februar 2020 und hat 2024 bislang um 15% zugelegt. Der Nasdaq-Index hat sich seit Februar 2020 fast verdoppelt und dieses Jahr 19% gewonnen. Insgesamt erreicht die Market Cap der 3686 börsenkotierten US-Unternehmen 56 Billionen USD. Zum Vergleich: Die Schweiz, Frankreich und Deutschland bewegen sich jeweils bei um die 2 Billionen USD.

Chart Nvidia
Bei Nvidia wurde in etwas mehr als einem Jahr ein Marktwert von 2.5 Billionen USD für die Aktionäre geschaffen. Chart (USD): google.com

Die Zugpferde der Hausse

In den Indizes sind die sogenannten Mega-Caps durch ihre Kursanstiege extrem hoch gewichtet und ziehen diese hoch, obwohl die meisten Aktien weit von ihren Höchstkursen entfernt sind. Das schafft ein trügerisches Umfeld. Rund 15 Billionen USD der US-Market Cap entfallen auf nur sechs Aktien: je 3.3 Billionen USD auf Nvidia, Apple und Microsoft, 2.2 Billionen USD auf Alphabet, 1.9 Billionen USD auf Amazon und 1.3 Billionen USD auf Meta Platforms. Knapp unter 1 Billion USD folgen Berkshire Hathaway, Eli Lilly und Broadcom. Tesla ist in den 500 Mrd. USD Bereich abgestürzt und liegt aktuell etwa gleichauf mit JPMorgan und Visa.

Nvidia – Wenn Träume wahr werden

Spätestens nach dem ersten Quartal 2023 hätte jedem Investor klar geworden sein müssen, dass die Kommerzialisierung der KI die Börsenlandschaft neu gestaltet. Zu diesem Zeitpunkt lag der Aktienkurs von Nvidia splittbereinigt bei 27 USD, jetzt bei 136 USD. Somit wurde in etwas mehr als einem Jahr ein Marktwert von 2.5 Billionen USD für die Aktionäre geschaffen. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis liegt bei 54. Wer diese Chance verpasst hat, kann nun noch aufspringen oder alternative Investments prüfen. So oder so, die Börse bleibt aufgrund der divergierenden Markttrends und Trendbrüche gefährlich. Mit überbewerteten Aktien liessen sich noch selten grössere Gewinne erzielen.

Die Zeichen sind klar, und es wäre für alle Akteure und auch Wähler sinnvoll, einmal Reagans Worte zu bedenken: «Wir haben keine Billionen-Dollar-Schulden, weil wir nicht genug Steuern erhoben haben; wir haben eine Billionen-Dollar-Verschuldung, weil wir zu viel ausgeben.»

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