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Börsengänge: Der Schweizer Primärmarkt brummt

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Stolze Bilanz: sechs echte IPOs im ersten Halbjahr 2018 und vier Börsengänge 2017 an der SIX Swiss Exchange. Bild: six-swiss-exchange.com

Sechs echte IPOs im ersten Halbjahr und vier Börsengänge im Vorjahr: Das ist eine stolze Bilanz für die SIX Swiss Exchange und schafft das beste Primärmarktklima in der Schweiz seit 2007. Mit der aktuellen Neuemission Graziano Fairfield aus dem Portfolio von Oerlikon sowie dem möglichen Börsengang des Automatenbetreibers Selecta stehen bereits die nächsten Kandidaten in der Reihe. Zeit für eine Zwischenbilanz.

Noch 2015 und 2016 waren die Erwartungen der Kapitalmarktprofis für den Schweizer Neuemissionsmarkt verhalten, wenngleich vorsichtig optimistisch. Aber mit mehr als drei oder vier Börsengängen pro Jahr hat kaum jemand gerechnet. Allerding waren die Erwartungen vor zwei, drei Jahren überall in Europa für die Primärmarktaktivität gedämpft.

Galenica-IPO an der SIX als Eisbrecher

Kursverlauf der Galenica-Aktie seit dem IPO. Quelle: six-swiss-exchange.com

Dann kam zu Beginn des zweiten Quartals 2017 der Börsengang von Galenica Santé, der trotz dem hohen Emissionsvolumen von 1,9 Mrd. CHF zu einem vollen Erfolg wurde. Das Unternehmen betreibt rund 500 Apotheken in der Schweiz und hat seine Pharma-Aktivitäten vor dem IPO abgespalten. Da die Preise für Medikamente in der Schweiz im internationalen Vergleich zu den höchsten zählen, sind die Margen mehr als auskömmlich. Diese starke Stellung ist aus Investorensicht attraktiv. Die Aktie wurde mit 39 CHF am oberen Ende der Bookbuilding-Spanne zugeteilt und schloss den ersten Handelstag mit 10,3% Kursgewinn bei 43 CHF ab. Die zwischenzeitlich veröffentlichten Geschäftszahlen haben den Investoren gefallen; die Aktie erreichte ihr bisheriges Hoch von fast 55 CHF im Mai 2018, gab seitdem jedoch auf 51 CHF nach.

Perfekter Börsengang von Zur Rose

Anfang Juli 2017 folgte der Börsengang der Online-Apotheke Zur Rose, deren Aktie zuvor jahrelang im OTC-X-Markt der BEKB ein Kellerdasein geführt hatte, zumindest unter Bewertungsaspekten. Wurde die Aktie noch 2016 zum Preis von 22 CHF umgesetzt, was einem KUV von 0,1x entsprach, so sorgte der Börsengang des Wettbewerbers Shop-Apotheke an der Frankfurter Börse für mehr Nachfrage. Die Aktie zog auf OTC-X bis zum IPO mit Kapitalerhöhung an der SIX im Juli bis auf 150 CHF an. Zugeteilt wurde die Aktie dann bei 140 CHF, am oberen Ende der Bookbuilding-Spanne. Der Emissionsertrag belief sich auf 252 Mio. CHF. Der Schlusskurs am ersten Handelstag von 159,90 CHF wurde bisher nicht mehr erreicht. Zwar sind die Geschäftszahlen überzeugend, doch die Querelen um die Koalitionsbildung in Deutschland, dem wichtigsten Markt, hatten ganz direkte Auswirkungen auf den Kurs. Im Koalitionsvertrag stand letztlich, dass der Apotheken-Versandhandel verboten werden soll, was trotz der Unwahrscheinlichkeit einen Kursrutsch auslöste. Inzwischen glaubt niemand mehr an eine Umsetzung, der Kurs hat sich wieder deutlich erholt. In der IPO-Einschätzung  war unmissverständlich darauf hingewiesen worden, dass die Phase der eklatanten Unterbewertung nach dem spekulativen Anstieg auf OTC-X vorbei sei und die weiteren Perspektiven der Aktie vorsichtig einzuschätzen sind.

Landis + Gyr global unter den grössten IPOs

Mit Landis + Gyr kam im Juli gleich noch ein IPO. Der Hauptaktionär Toshiba und sein halbstaatlicher Co-Investor platzierten alle Aktien, denn der japanische Konzern benötigte dringend Kapital, um Verluste der US-Tochter Westinghouse in Milliardenhöhe in der Bilanz auszugleichen. Ein vorangegangenes Bieterverfahren hatte nicht mehr als 2 Mrd. USD gebracht, so dass dem gleichzeitig vorbereiteten Börsengang mit Vollplatzierung der Vorrang gegeben wurde. Mit Erfolg: Der Emissionsertrag summierte sich auf fast 2,3 Mrd. CHF. Die Aktie wurde bei 78 CHF am oberen Ende der Preisspanne zugeteilt. Aufgrund der absoluten Preisoptimierung des Verkäufers war in der IPO-Einschätzung keine Zeichnungsempfehlung ausgesprochen worden. Der Aktienkurs hat sich seit dem Börsengang seitwärts bis schwächer entwickelt, das Tief lag bei 65 CHF. Die Zahlen für 2017 sind besser als in Aussicht gestellt ausgefallen. Zuletzt erhöhte die Beteiligungsgesellschaft des Lego-Erben ihre Quote auf 10,5%.

Poenina wächst durch Akquisitionen

Im November schliesslich kam mit Poenina das vierte IPO des Jahres 2017 an der Schweizer Börse. Das Unternehmen ist auf Haus- und Gebäudetechnik spezialisiert und bestand zum Zeitpunkt des Börsengangs aus neun Tochtergesellschaften. Inzwischen wurde drei weitere akquiriert. Das ist das Geschäftsmodell von Poenina, denn der Markt für Spenglereien, Dachdecker, Installateure etc. ist regional fragmentiert. Ein „one-stop-shop“ ist ein Wettbewerbsvorteil, da die Immobilienbesitzer und Bauherren viel Zeit sparen können. Obwohl die Aktie am oberen Ende des Preisbandes mit 46 CHF zugeteilt wurde und damit zu einer ambitionierten Bewertung, lag der Schlusskurs am ersten Handelstag bei 51,50 CHF. Bis Anfang Januar 2018 kletterte die Aktie bis auf 64 CHF, aktuell liegt der Kurs bei 54 CHF. Angesichts der hohen Bewertung zum IPO war die Zeichnung nicht empfohlen worden.

2017 von grossen IPOs geprägt

Mit Galenica und Landis + Gyr dominierten 2017 Vollplatzierungen von grösseren und etablierten Unternehmen das Primärmarktgeschehen in der Schweiz. Zusammen nahmen die beiden Börsenneulinge 4,2 Mrd. CHF am Kapitalmarkt auf. Demgegenüber verblassen Zur Rose mit 252 Mio. CHF und Poenina mit lediglich 39 Mio. CHF. Es brauchte diese erfolgreichen Eisbrecher, um den Primärmarkt nachhaltig zu beleben. Landis + Gyr war im Übrigen bis in die 1990er Jahre börsenkotiert, wurde dann jedoch in einer Going-Private-Transaktion von der Börse genommen. Danach wechselte die Gesellschaft mehrfach den Besitzer zwischen Finanzinvestoren und Industrieadressen. Der Vollständigkeit halber seien noch die SIX-Zugänge Idorsia und Rapid Nutrition erwähnt. Als Folge der Actelion-Akquisition durch Johnson & Johnson Anfang 2017 für 30 Mrd. USD wurden die Forschungsaktivitäten, die Wirkstoff-Pipeline, die Forschungseinrichtungen und -mitarbeiter sowie 1 Mrd. CHF in eine neue Gesellschaft eingebracht, die als Sachdividende an die Actelion-Aktionäre verteilt wurde. Die Aktie hat sich in der Spitze verdreifacht. Eine Kapitalerhöhung oder ein öffentliches Angebot gab es allerdings nicht. Mehr zu Idorsia findet sich hier. Rapid Nutrition ist eine kleinere Gesellschaft, die lediglich ein Listing durchführte und inzwischen schon wieder die Dekotierung anstrebt.

2018 startet mit Sensirion-IPO

Kursverlauf der Sensirion-Aktie seit dem IPO im März 2018. six-swiss-exchange.com

Im März 2018 wurde es aus Investorensicht wirklich interessant. Mit Sensirion stand plötzlich ein weitgehend unbekanntes High-Tech-Unternehmen vor der Publikumsöffnung. Nach genauerer Betrachtung offenbarte sich ein Weltmarktführer mit einzigartiger Technologie und hohen Wachstumsraten. „Uneingeschränkte Zeichnungsempfehlung“ lautete die IPO-Einschätzung auf schweizeraktien.net. Sensirion wurde zu 36 CHF zugeteilt, schloss den ersten Handelstag bei 46,35 CHF und steht aktuell bei 50 CHF.

Medartis-Börsengang

Kursverlauf der Medartis-Aktie seit dem Börsengang. Quelle: six-swiss-exchange.com

Nur einen Tag nach Sensirion folgte die Börseneinführung des Medizintechnik-Unternehmens Medartis, ebenfalls erfolgreich. Zugeteilt wurde zu 48 CHF, am ersten Handelstag schloss die Aktie mit 61,96 CHF, gegenwärtig liegt der Kurs bei 66 CHF. Aufgrund der hohen IPO-Bewertung wurde die Zeichnung nicht empfohlen.

CEVA Logistics mit bisher grösstem Emissionsvolumen in 2018

Ceva-Aktie seit Handelsbeginn an der SIX. Quelle: six-swiss-exchange.com

Anfang Mai folgte die Börseneinführung von CEVA Logistics, die zuvor ihren Unternehmenssitz von den Niederlanden in die Schweiz verlegt hat. Da die Gesellschaft mit einer hohen Schuldenlast befrachtet war und der Emissionsertrag nahezu vollständig zur Reduzierung der Verbindlichkeiten eingesetzt wurde, waren die analytischen Vergleichszahlen der Peer-Group nicht zum Vorteil von CEVA ausgefallen, weshalb in der IPO-Einschätzung nicht zur Zeichnung geraten wurde. Zugeteilt wurde die Aktie am unteren Ende der Bookbuilding-Spanne bei 27,50 CHF. Aktuell werden 23 CHF bezahlt.

Biotech-IPO Polyphor setzt Massstäbe

Polyphor ist seit Mai 2018 an der SIX kotiert. Quelle: six-swiss-exchange.com

Mitte Mai vollzog das innovative Biotech-Unternehmen Polyphor den Börsengang an der SIX. Es war mit einem Emissionsertrag von 155 Mio. CHF das nach Volumen grösste Biotech-IPO in der Schweiz seit 10 Jahren. Polyphor entwickelt neuartige Antibiotika, die wegen der Resistenzen vieler gefährlicher Erreger dringend benötigt werden. Die Aktie wurde im oberen Bereich des Preisbandes bei 38 CHF zugeteilt. In den letzten Wochen hat die Aktie ein Tief von 28,82 CHF gesehen, sie hat sich jedoch inzwischen wieder über 32 CHF geschoben. Polyphor war zur Zeichnung empfohlen worden wegen der herausragenden langfristigen Perspektiven in einem Wachstumsmarkt mit wenigen Wettbewerbern, allerdings mit einem langfristigen Anlagehorizont von wenigstens drei Jahren.

Familie Klingelnberg trennt sich beim IPO von Mehrheit

Im Juni nutzten weitere zwei Gesellschaften das anhaltend gute IPO-Klima für ihre Börsengänge. Die in der Verzahnung tätige Familiengesellschaft Klingelnberg brachte nach sieben Generationen in der Geschäftsleitung nun die Mehrheit der Aktien an die Börse. Da die Bewertung ambitioniert war, wurde keine Zeichnungsempfehlung ausgesprochen. Die mehrfach überzeichnete Aktie wurde bei 53 CHF im oberen Bereich der Preisfindungsspanne zugeteilt, sah am ersten Handelstag einen Schlusskurs von 52,50 CHF und liegt nach wenigen Tagen an der Börse aktuell bei 48,60 CHF.

Lalique wechselt von BX zu SIX

Zum Abschluss des ausserordentlich aktiven ersten Halbjahres wurde noch das IPO des Luxusgüterkonzerns Lalique an der SIX realisiert. Die Aktie war zuvor an der BX kotiert. Der Gang an die SIX ging jedoch mit einer Kapitalerhöhung einher, die auch den Free-Float erhöhte, so dass es ein echtes IPO war. Die Aktie war an der BX schon deutlich angestiegen, so dass bei der IPO-Einschätzung keine attraktive Bewertungsbasis vorgefunden wurde. Keine Zeichnungsempfehlung. Der Schlusskurs am ersten Handelstag, dem 25.06., war 53,50 CHF, aktuell liegt der Kurs bei 48,50 CHF.

Listing von Asmallworld

Das Mini-Listing des „Sozialen Netzwerks für Reiche“ wurde überall als IPO gefeiert, was es aber nicht war. Viele der Checks & Balances, die es bei Initial Public Offerings gibt, treffen für blosse Listings nicht zu. Beispielsweise können die Altaktionäre plötzlich verkaufen – und tun es auch. Zunächst ist die Aktie ab März von 15 CHF auf 22 CHF Ende April gestiegen, seitdem ist der Kurs unter Druck und erreicht gerade noch 6,60 CHF. Listings werden auf schweizeraktien.net nicht mit Einschätzungen versehen.

Globales IPO-Klima

Die Kanzlei Baker McKenzie kommt in ihrer Analyse des Marktes für Neuemissionen im ersten Halbjahr zu dem Schluss, dass er eingebrochen ist. Die 676 globalen IPOs würden 19% unter dem Vorjahreswert liegen, das Volumen von 90 Mrd. USD sei um 15% schwächer. Gründe seien die geopolitischen Herausforderungen wie Trumps protektionistische Politik oder die politische Situation in Italien. In der Schweiz seien die Börsengänge zahlreicher, aber von niedrigeren Volumina geprägt. Die weiteren Aussichten seien allerdings durchweg positiv.

Zwischenbilanz nach dem ersten Halbjahr 2018

Neuemissionen können für Investoren eine echte Bereicherung der Anlagemöglichkeiten darstellen, müssen es aber nicht zwangsläufig. Worauf es bei jedem Investment ankommt, ist der Einstiegspreis. Liegt der zu hoch und nimmt schon zu viel der erwarteten Zukunft vorweg, kann es lange dauern, bis die Aktie den Erstzeichnern tatsächliche Kursgewinne beschert, wenn überhaupt. Die Motive der Börsengänge sind ja auch höchst unterschiedlich: Mal realisiert eine Unternehmerfamilie das gebundene Vermögen, mal werden Schulden aus Buy-out-Zeiten zurückgezahlt, mal muss ein Weltkonzern Löcher in der Bilanz stopfen und braucht das Kapital aus dem Firmenverkauf über die Börse.

Nicht wenige IPO-Kandidaten brauchen aber im klassischen Sinne Wachstumskapital und bieten den neuen Aktionären einen fairen Einstiegspreis und langfristig gute Perspektiven für die Performance. Seit Anfang 2017 waren das in erster Linie Sensirion und Polyphor. Bei diesen beiden Aktien gab es eine klare Zeichnungsempfehlung, bei den anderen nicht. Sechs der 10 IPOs aus 2017 und 2018 zeigen aktuell eine negative Performance zum Emissionspreis.

Überblick über die IPOs 2017 und 2018

Unternehmen 1. Handels-tag E.-
Preis
Schluss 1. Handels-tag Kurs 29.06. % zum E.-preis IPO-Einschätzung
Galenica 07.04.17 39 43 52.75 35.30% Keine
Zur Rose 06.07.17 140 159.9 130 -7.10% Keine Zeichnungsempfehlung
Landis + Gyr 21.07.17 78 78.5 69.1 -11.40% Keine Zeichnungsempfehlung (wenn, dann bis 74 CHF)
Poenina 16.11.17 46 51.5 55.4 20.40% Keine Zeichnungsempfehlung
Sensirion 22.03.18 36 46.35 50 38.90% uneingeschränkte Zeichnungsempfehlung
Medartis 23.03.18 48 61.96 66.1 37.70% Keine Zeichnungsempfehlung
CEVA Logistics 04.05.18 27.5 25.9 22.7 -17.40% Keine Zeichnungsempfehlung (wenn, dann bis 33 CHF)
Polyphor 15.05.18 38 38.2 32 -15.80% Zeichnungsempfehlung
Klingelnberg 20.06.18 53 52.5 50.5 -4.70% Keine Zeichnungsempfehlung
Lalique 25.06.18 k.A. 53.5 49 k.A. Keine

 

 

Oerlikon: Antriebssparte Graziano Fairfield kommt als Spin-out

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Der siebte Börsengang in diesem Jahr: Oerlikon bringt seine Getriebesparte am 11. Juni aufs Parkett. Bild: www.oerlikon.com/fairfield
Der siebte Börsengang in diesem Jahr: Oerlikon bringt seine Getriebesparte am 11. Juni aufs Parkett. Bild: www.oerlikon.com/fairfield

Oerlikon, das ist ein Stück Schweizer Industriegeschichte! Allerdings hat die heutige Oerlikon nur mehr wenig mit der 1906 gegründeten Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon zu tun. Geplant ist im Zuge des weiteren Konzernumbaus die vollständige Trennung vom Antriebs- und Getriebegeschäft, das nun als Graziano Fairfield möglichst zu 100% an das interessierte Anlegerpublikum verkauft werden soll. Aber sollten Investoren auch an der Neuemission interessiert sein?

Von der einstigen Oerlikon-Bührle Holding mit zahlreichen Aktivitäten in High-Tech-Bereichen ist heute nicht viel geblieben. Der Aktienkurs hatte 2007 sein absolutes Hoch bei 109 CHF erreicht, nur um dann rapide bis auf 2,88 CHF abzustürzen. Bereits davor hatten sich die wechselnden Hauptaktionäre von etlichen Bereichen getrennt; nach der Finanzkrise musste jedoch Oerlikon die Bilanz restrukturieren, um die Überlebensfähigkeit wiederzuerlangen, und die Firmenverkäufe gewannen an Fahrt.

Vollplatzierung der Antriebssparte

Inzwischen sind nur noch drei Bereiche geblieben, von denen nun die Getriebe- und Antriebssparte über die Börse veräussert wird. Der Anteil, der beim IPO  bei Anlegern platziert werden soll, beträgt 87%. Sollte die Aktien-Nachfrage hoch sein und die Mehrzuteilungsoption ausgeübt werden, wären 100% der Aktien im Free-Float. Der aus den operativen Gesellschaften in den USA und Italien geformten neuen Graziano Fairfield fliesst keinerlei Ertrag aus dem Börsengang zu; es handelt sich um eine reine Umplatzierung auf dem Weg eines IPOs.

Ertrag fliesst an Altaktionäre

Das Platzierungsvolumen liegt somit, unter Annahme der Ausübung der Mehrzuteilungsoption, bei 480 Mio. CHF bis 620 Mio. CHF, je nach Preis. Die Bookbuilding-Spanne beträgt 48 CHF bis 62 CHF. Erster Handelstag soll der 11. Juli sein. Es handelt sich also, ähnlich wie bei CEVA Logistics und Landis + Gyr, um einen Börsengang, bei dem die Altaktionäre ihre Aktien vollständig oder weitgehend via IPO an das Anlegerpublikum verkaufen. Laut Oerlikon soll der Verkaufsertrag in die beiden verbleibenden Geschäftsbereiche Manmade Fibers und Surface Solutions reinvestiert werden.

Seit 2016 steigt der Aktienkurs von Oerlikon wieder an. Quelle: six-swiss-exchange.com

Allein in den letzten 10 Jahren hat sich Oerlikon von den Aktivitäten in den Bereichen Halbleiter, Raumfahrt, Optik, Solar, Vacuum und Textilien getrennt. Der Aktienkurs hat sich vor diesem Hintergrund langsam vom Tief bei 2,88 CHF in 2009 auf 18 CHF vorgearbeitet, liegt aktuell jedoch bei 15 CHF. Der Grossteil des Kursanstiegs ereignete sich seit 2016.

Global Player

Graziano Fairfield ist auf Antriebe und Getriebe für den Off-Road-Markt spezialisiert, d.h. Landwirtschaft, Bau, Transport, Bergbau. Auf den Massenmarkt Automobile entfallen nur ca. 18% des Umsatzes. Die grössten Kunden sind Caterpillar und Deere in den USA. Auch geografisch ist das Unternehmen gut diversifiziert. 32% des Umsatzes entfallen im ersten Quartal 2018 auf Nordamerika, 21% auf Asien und 44% auf Europa. Auftragseingänge und Umsätze weisen im ersten Quartal gegenüber der Vorjahresperiode mit 19,2% und 22,9% deutlich zweistellige Wachstumsraten auf. Das EBITDA erreichte 26 Mio. CHF oder 12,4% vom Umsatz in Höhe von 209 Mio. CHF. Das EBIT belief sich auf 14 Mio. CHF, eine Marge von 6,6%.

Nachfragebelebung in den Zielmärkten

Der Ausblick ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt durchaus günstig. Insbesondere China und Indien weisen starke Wachstumsraten im Agrar- und Transportbereich auf. In Nordamerika ist Bau der Wachstumsträger, in Europa ist die Nachfrage breit abgestützt – alle Regionen trugen im ersten Quartal 2018 zum Wachstum bei. Aufgrund der hohen Preisvolatilität bei Erzen und Metallen während der letzten Jahre haben die Bergbau-Konzerne ihre Investitionspolitik den Marktbedingungen angepasst. Inzwischen hat sich dabei ein regelrechter Investitionsstau gebildet. Bei Caterpillar sind für viele Maschinen Wartezeiten bis zu einem Jahr in Kauf zu nehmen. Ähnlich zyklisch ist die Nachfrageentwicklung aus der Agrarwirtschaft. Beispielsweise sorgt der überraschend deutliche Preisanstieg bei Baumwolle nach jahrelang gedrücktem Preisniveau nun erstmals für die Mittel bei den Farmern, um neue Investitionen tätigen zu können. Beide Bereiche befinden sich vor einem Nachfrageschub; die Aktien der Marktführer Deere und Caterpillar zählen zu den besten Performern an der NYSE, liegen auf Rekordniveau und antizipieren damit die Gewinnerholung. Weitere bekannte Kunden von Graziano Fairfield mit wohlklingenden Namen sind Ferrari und Lamborghini in Italien.

Die Kurse von Deere (blau) und Caterpillar (rot) in CHF. Quelle: six-swiss-exchange.com

Bewertung erscheint realistisch

Anfang Mai prognostizierte das Management von Oerlikon, dass Auftragseingang und Umsatz in 2018 beim Segment Drive Systems auf 800 Mio. CHF ansteigen werden, da sich die Endmärkte weiter erholen. Die EBITDA-Marge soll sich durch die bessere Auslastung um 100 Basispunkte (oder einen Prozentpunkt) verbessern. Das ist durchaus realistisch, da sich die Margen 2017 Quartal für Quartal sukzessive ausgeweitet haben. Somit errechnet sich eine IPO-Bewertung mit einem KUV auf Basis der Zahlen von 2017 im Bereich 0,65 bis 0,85 Mal. Das EBITDA-Multiple liegt bei 6,1 bis 7,9 Mal. Das ist nicht überzogen und lässt angesichts des Aufschwungs noch Spielraum für weitere Verbesserungen und damit Kurssteigerungen. Allerdings sollten sich Erstzeichner über die hochgradig zyklische Natur der Geschäftsbereiche im Klaren sein.

Politik und Börse

In den Verlautbarungen zum geplanten Börsengang heisst es, dass die Trennung vom Bereich Drive Systems immer wieder vom Verwaltungsrat diskutiert worden sei und jetzt die Gelegenheit genutzt wird, die durch die aufnahmebereite Börsenverfassung geschaffen ist. Es gibt aber auch Faktoren, die möglicherweise eine Rolle spielen und in der Berichterstattung vernachlässigt werden. So hat sich ab 2006, also zunächst auf hohem Kursniveau, der russische Oligarch und Multi-Milliardär Viktor Vekselberg über seine Beteiligungsgesellschaft Renova bei Oerlikon eingekauft. Die Beteiligungsquote ging bis nahe 50%, wurde aber im Mai von 43% auf 19,9% reduziert. Vekselberg ist einerseits nahe an Putin, hatte aber auch für Trump und dessen Wahlkampf gespendet und sieht sich nun als Ziel der Untersuchungen des US-Special Counsels Mueller bezüglich der Verstrickungen Russlands in den US-Wahlkampf und die Wahlen. Im Zuge dessen sind Vekselberg und seine Firmen auch Ziel von Sanktionen. Pikantes Detail am Rande: Vekselberg und der US-Milliardär Wilbur Ross, der jetzt in der Trump Administration Handelsminister ist, hatten Berührungspunkte bei der Bank of Cyprus, die während der europäischen Staatsschuldenkrise 2013 in den Schlagzeilen war. Ross war im Aufsichtsrat der grössten Bank der Inselrepublik, Vekselbergs Renova ging 2014 eine Kooperation mit der Bank of Cyprus ein und ist heute der grösste Einzelaktionär.

Weiterhin ist die international ausgerichtete Graziano Fairfield ein wirklicher Global Player und als solcher von Protektionismus, Handelskriegen und Verstaatlichungen von Rohstoff-Ressourcen potenziell stark betroffen. Gerade in den letzten Wochen sind die Börsen aufgewacht und haben die neuen Risiken für die Weltwirtschaft zum ersten Mal ernsthaft wahrgenommen.

Fazit

Die Gründe für den Börsengang klingen zwar plausibel, dennoch mögen Faktoren eine Rolle spielen, die nicht erkennbar sind. Aus Anlegersicht stellt die Aktie eine Bereicherung der Investment-Optionen an der SIX dar. Graziano Fairfield vereint zyklische Charakteristika mit denen des strukturellen Wachstums, beispielsweise durch den Vormarsch energieeffizienter Technologien und Elektromobilität. Zudem ist die Digitalisierung auch in der Landwirtschaft, im Bau und beim Bergbau inzwischen Realität, was den technologischen Marktführern höhere Marktanteile beschert. Allerdings entstehen auch neue Wettbewerber, denn insbesondere China und Indien entwickeln eigene Industrien.

Der Zeitpunkt für den Börsengang ist durch die Entscheidungsträger sehr opportun gewählt, die Bewertung erscheint auch gerade noch akzeptabel, allerdings ist es auch wissenswert, dass Oerlikon eine Dual-Track Verkaufsstrategie verfolgt. Die Verhandlungen mit Private Equity Käufern haben offensichtlich nicht den Preis gebracht, den Oerlikon anstrebt.

Die Zeichnung ist somit nur risikobereiten und spekulativen Investoren zu empfehlen, die, wenn erforderlich, auch schnelle Verkaufsentscheidungen treffen können. Vorsichtshalber sollte der Zeichnungspreis im unteren Bereich der Spanne liegen, also 52 CHF nicht übersteigen. Die Börsenstimmung könnte kippen und IPOs sind dann oft in der ersten Reihe der Verlierer zu finden. Auch die Zuspitzung der Handelskonflikte könnten schnell einen hohen Tribut fordern.

Valora: Ausschreibung von SBB birgt Chancen und Risiken

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Valora betreibt rund 240 Kioske auf SBB-Flächen. Bild: valora.com
Valora betreibt rund 240 Kioske auf SBB-Flächen, hier am Hauptbahnhof in Zürich. Bild: valora.com

Die Neuausschreibung der SBB-Mietverträge für Kiosk- und Convenience-Flächen, die bis Ende 2018 dauert, birgt für Valora mehr Risiken als Chancen, schreibt das unabhängige Researchinstitut Research Partners (RP). Ronald Wildmann von RP geht davon aus, dass Flächen für den Kiosk-Betreiber Valora verloren gehen und sich die Konditionen für das Unternehmen verschlechtern bzw. zugunsten der SBB verbessern.

Ende 2020 laufen die Mietverträge aus. Bis 14. Dezember 2018 dauert die Neuausschreibung für 265 Kiosk- und Convenience-Flächen an den SBB-Bahnhöfen, von denen Valora rund 240 betreibt. Ronald Wildmann schätzt, dass von der Ausschreibung rund 13% des Umsatzes und 16% des EBIT betroffen sind. Einen Totalverlust schätzt er aber als unrealistisch ein. Research Partrners gehen davon aus, dass im ungünstigsten Fall durch Verlust von bisher bestehenden Flächen und der Verschlechterung der Konditionen etwa 5% des EBIT von Valora gefährdet sind.

Mehr Convenience-Flächen zulasten des Kiosk-Angebots

Die SBB wünsche sich, so Wildmann, einen deutlichen höheren Anteil von Convenience-Flächen zulasten des Kiosk-Angebots. Während Valora mit kleinflächigen Kioskkonzepten ohne grössere Konkurrenz dasteht, ist die Wettbewerbssituation im Bereich Convenience mit den direkten Konkurrenten Migrolino, Coop Pronto und Volg, aber auch ausländischen Anbietern, ungleich schärfer.

Research Partners sehen bei der Neuausschreibung der SBB-Flächen Chancen und Risiken für Valora. Im besten Fall könne Valora Flächen dazugewinnen und durch einen erhöhten Anteil von Konzepten mit Convenience-Bezug eine Verbesserung des Mixes erreichen. Dagegen steht die Gefahr von Verlust von bestehenden Flächen sowie höhere Mieten und damit ein tieferes EBIT. Auch könnten durch die Garantie von höheren Mindestumsätzen die Risiken von der SBB auf Valora übertragen werden, so Wildmann.

Research Partner bleiben bei ihrer Empfehlung „Kaufen“ und halten am 12-Monats-Kursziel von 400 CHF fest.

Valora AG wurde zuletzt bei 321 CHF gehandelt und ist an der SIX Swiss Exchange kotiert.

Reishauer: Maschinenbauer plant Investitionen und Neubau am Standort Wallisellen

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Reishauer verlagert die Produktion nicht ins Ausland: in Wallisellen sollen ab 2019 neue Produktionshallen entstehen. Bild: zvg
Reishauer verlagert die Produktion nicht ins Ausland: In Wallisellen sollen ab 2019 neue Produktionshallen entstehen. Bild: zvg

Die Reishauer Beteiligungen AG blickt auf ein erfreuliches Geschäftsjahr 2017 zurück. Dank der sehr guten Konjunktur gepaart mit einer Haussestimmung an den Finanzmärkten konnte der Maschinenbauer doppelt profitieren. So zogen die Umsätze in den beiden Tochtergesellschaften Reishauer AG in Wallisellen und der in Königsbach-Stein (Deutschland) domizilierten Felsomat GmbH & Co. KG um fast 20% auf 391.5 Mio. CHF an. Massgeblich verantwortlich für das Plus war die positive Entwicklung von Felsomat. Die Automobilindustrie einschliesslich ihrer Zulieferer stellt die wichtigste Kundengruppe des Unternehmens dar.

Die Reishauer AG hat sich auf die Herstellung von Wälzschleifmaschinen und Diamant-Abrichtwerkzeugen zur Hartendbearbeitung von Getriebezahnrädern spezialisiert, während das deutsche Tochterunternehmen Felsomat Wälzfräsmaschinen für Zahnräder und Automationsanlagen fertigt. Aktuell befindet sich die gesamte Branche in einer noch nie dagewesenen Umbruchphase, deren Ausgang ungewiss ist. Selbst die Hersteller sind sich nicht einig über die zukünftige Antriebstechnik bei den Automobilen: Verbrennungsmotoren, reine Elektroantriebe oder hybride Fahrzeuge. Für die Reishauer-Gruppe ist indessen nicht entscheidend, welche Technik zukünftig zum Einsatz kommt. Schliesslich werden bei allen Antriebssystemen Zahnräder benötigt. Lediglich deren Zahl fällt unterschiedlich aus. Während bei einem aktuellen konventionellen Getriebe an einem Benzinmotor mit acht Gängen sechzehn geschliffene Zahnräder zum Einsatz kommen, sinkt deren Zahl bei Hybridantrieben auf zehn. Bei den Elektroautos werden gar nur noch sechs Zahnräder benötigt. Allerdings ist Felsomat in Sachen Elektroantrieb schon soweit, dass das Unternehmen als einer der wenigen Hersteller weltweit einen elektrischen Antrieb fertigen kann.

Anforderungen an Zahnräder steigen

Die in den Getrieben eingesetzten Zahnräder müssen immer höheren Anforderungen genügen. Neben der tieferen Lärmemission für Getriebe steigen auch die geometrischen Anforderungen deutlich an. So liegt die Drehzahl bei den elektrischen Antrieben wesentlich höher bei einer gleichzeitig erheblich grösseren Belastung der Antriebseinheiten durch das höhere Drehmoment, das zudem konstant anliegt. Um diesen stetig steigenden Anforderungen Genüge zu leisten, wird es nach Ansicht der Geschäftsleitung der Reishauer-Gruppe notwendig sein, zumindest den Grossteil der Zahnräder mit Wälzschleifmaschinen zu bearbeiten. Dies führt gepaart mit der steigenden Mobilität, die zu einer höheren Anzahl an produzierten Fahrzeugen weltweit führt, zu einem Mehrbedarf an den vom Walliseller Unternehmen produzierten Wälzschleifmaschinen. Absatzpotenzial erkennt das Unternehmen auch im Bereich des Ersatzes der bereits bei den Kunden in Betrieb stehenden Maschinen. Diese müssen in den kommenden Jahren sukzessive ersetzt werden.

Reishauer als Marktführer

Mit Maschinen wie dieser Zwei-Spindel-Verzahnungsschleifmaschine RZ 260 ist Reishauer besonders in der Automobilindustrie erfolgreich. Bild: zvg

Reishauer hat bei den Wälzschleifmaschinen für die Pkw-Industrie einen Weltmarktanteil von 45%. Das Unternehmen ist in der Lage, alle spezifischen Kundenwünsche zu erfüllen. Hierzu zählt insbesondere die konstante Präzision der Teile, die jederzeit gewährleistet sein muss. Rechnung tragen muss das Unternehmen auch der stetig steigenden Automatisierung in der Produktion sowohl im eigenen Haus als auch bei den Kunden. Dank der langjährigen Erfahrung und dem kontinuierlichen direkten Kundenkontakt ist Reishauer in der Lage, auch Grossprojekte durchzuführen. Neben der Maschinenherstellung deckt das Unternehmen auch das Servicegeschäft ab und liefert Verbrauchsmaterialien, vor allem die Schleifschnecken. Auch hier stellt die Qualität ein sehr wichtiges Merkmal dar, was der Gruppe einen Vorsprung gegenüber den Wettbewerbern verschafft. Zu diesen zählen Kapp, Liebherr, Mitsubishi, Gleason sowie auch das neu an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange kotierte Unternehmen Klingelnberg, über das wir in einem Beitrag berichteten.

Weltweite Diversifikation sichert Wachstum

Die weltweite Tätigkeit von Reishauer erlaubt es, vom aktuellen Aufbau der Automobilindustrie in China zu profitieren. So zogen die Bestellungen aus dem asiatischen Raum deutlich an, wie aus der deutlichen Steigerung des Anteils ersichtlich ist. Auch bei Felsomat legte der Anteil der Bestellungen aus Asien von 16% im Vorjahr auf beachtliche 35% zu. Dabei gingen die Anteile Europas von 47% auf 40% und in Amerika von 37% auf 25% zurück. Bei Reishauer stieg der Anteil des Asiengeschäfts sogar von 40% im Vorjahr auf 55% an. Ebenfalls zulegen konnte Europa mit einem leichten Plus von 32% auf 35%, während Amerika klar verloren hat mit einem Rückgang von 28% auf noch 10%.

Profitabilität steigt markant

Im Berichtsjahr konnte Reishauer von einem unterproportionalen Anstieg der Betriebskosten von nur 16.6% profitieren. Wegen der höheren Absatzmengen stiegen zwar die Materialaufwendungen deutlich um fast 26% an. Zeitgleich erhöhten sich aber die Personalkosten nur um gut 8%. So legte denn auch der Betriebsgewinn vor Abschreibungen EBITDA markant um 39% auf 59.2 Mio. CHF zu. Trotz der deutlich höheren Sachabschreibungen von 11.1 Mio. CHF (Vorjahr: 9.6 Mio. CHF) stieg das EBIT um 45.2% auf 48 Mio. CHF. Aus dem ansehnlichen Wertschriftenportfolio konnte im Berichtsjahr ein Finanzertrag von 16.1 Mio. CHF (Vorjahr: 9.9 Mio. CHF) erwirtschaftet werden. Dieser Erfolg resultiert auch aus Währungsgewinnen, die Reishauer dank der Aufwertung des Euro im Berichtsjahr verbuchen konnte. Hingegen führte die Abwertung des USD im Berichtsjahr zu einem Anstieg der Finanzkosten von 2.4 Mio. CHF auf 7.5 Mio. CHF. Wegen des höheren Gewinns stiegen die Steueraufwendungen massiv von 9.6 Mio. CHF im Vorjahr auf 17 Mio. CHF an. Unter dem Strich konnte das Unternehmen dennoch ein beachtliches Plus beim Reingewinn von 27.1% auf 39.7 Mio. CHF verbuchen. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr um 90 CHF auf 1’020 CHF erhöhte Dividende.

Abschwächung im zweiten Semester erwartet

In den alten Produkionshallen stösst Reishauer an Kapazitätsgrenzen. Die neuen Hallen sollen Abhilfe schaffen. Bild: zvg

Reishauer erwartet für das laufende Jahr eine insgesamt positive Entwicklung beim Bestelleingang. Während in Europa und Amerika die Nachfragesteigerung allmählich abflachen und zu einer Konsolidierung führen wird, sind die Aussichten in den asiatischen Märkten intakt. Dabei setzt die Gesellschaft konsequent auf den weiteren Ausbau der Angebotspalette in der gesamten Wertschöpfungskette. Um für die zukünftigen Herausforderungen gewappnet zu sein, investiert Reishauer in neue Produktionshallen am aktuellen Standort in Wallisellen. Damit bekennt sich das Unternehmen zum Produktionsstandort Schweiz. Der für 2019 geplante Baubeginn wird erhebliche finanzielle Mittel beanspruchen und auch die Produktion zumindest temporär belasten.

Die Kennzahlen von Reishauer für 2017 fallen erfreulich aus. Als sehr gut angesehen werden kann die klare Steigerung der Ertragsmargen, die das Unternehmen im Berichtsjahr erzielte. Die positive Entwicklung dürfte sich allerdings nicht einfach fortsetzen lassen. Die Automobilindustrie befindet sich aktuell in einer ungünstigen Situation infolge der zahlreichen Abgasskandale bei Dieselfahrzeugen. Auch die Auswirkungen des Handelsstreits zwischen der USA und China stellen einen belastenden Faktor dar. Angesichts der schwierigen Situation, in der sich die Hauptabnehmer des Maschinenbauers befinden, dürfte zumindest das Wachstum deutlich tiefer ausfallen. Auch ist ein erhöhter Druck auf die Margen festzustellen. Dank der sehr soliden Bilanzstruktur ist Reishauer gerüstet, um diese Herausforderungen zu meistern.

Mit einer ausgewiesenen Konzerneigenmittelquote von 62.2% präsentiert sich die Bilanz kerngesund. Den liquiden Mittel und Wertschriften von zusammen 273.5 Mio. CHF stehen Verbindlichkeiten von 190.8 Mio. CHF gegenüber. Zulasten der Verbindlichkeiten sind indessen Rückstellungen von 122.3 Mio. CHF verbucht, die zumindest teilweise Eigenmittelcharakter aufweisen dürften. Sofern man die Rückstellungen komplett als Eigenmittel bewertet, lässt sich ein Nettofinanzvermögen von rund 200 Mio. CHF ermitteln.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Letztmalig wurden Kurse von 81’000 CHF (Inhaberaktien) und von 80’100 CHF für die vermögensrechtlich gleichgestellten Namenaktien bezahlt. Die Umsätze in beiden Titeln fallen sehr gering aus. Nicht immer werden Briefkurse gestellt, was den möglichen Kauf von Titeln zu einem langwierigen Unterfangen werden lassen kann. Auch erscheinen die Titel auf dem aktuellen Niveau mit einer Dividendenrendite von rund 1.3% und einem KGV von gut 20 für 2017 keinesfalls unterbewertet. Auch das Kurs/Buchwert-Verhältnis lässt keine Unterbewertung erkennen. So liegt der ausgewiesene Buchwert um rund 60% unter dem aktuellen Kurs. Auch unter Berücksichtigung der hohen Rückstellungen beträgt das Agio noch rund 45%. Selbst wenn davon ausgegangen werden kann, dass der Substanzwert der Papiere höher liegt, lässt sich auf dem aktuellen hohen Kursniveau keine Unterbewertung der Papiere erkennen.

Auch das von Finanzanalysten oft verwendete Verhältnis des EV/EBITDA (Unternehmenswert im Verhältnis zum EBITDA) ist als eher hoch anzusehen. Je nach Art der Berechnung des Unternehmenswerts sind hier deutliche Unterschiede auszumachen. Bei einer Anrechnung der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen und der übrigen kurzfristigen Forderungen von zusammen rund 100 Mio. CHF als liquide Mittel ohne Sicherheitsmarge für mögliche Zahlungsausfälle der Kunden beträgt das EV/EBITDA gut 8. Sofern man den Forderungen eine Sicherheitsleistung in der Form der kurzfristigen Rückstellungen für Zahlungsausfälle und möglichen Garantieverpflichtungen im Umfang von 60 Mio. CHF gegenüberstellt, lässt sich ein EV/EBITDA von rund 9 errechnen. Berücksichtigt man die vereinfachte Rechnungsmethode, bei der lediglich die liquiden Mittel und die Wertschriften als liquide Mittel auf der einen und alle übrigen Forderungen exklusive der Rückstellungen auf der anderen Seite zur Ermittlung des Firmenwerts herangezogen werden, ergibt sich ein EV/EBITDA von rund 10.

Angesichts der hervorragenden Marktstellung von Reishauer erscheint diese Bewertung als fair. Allerdings sind bei einer deutlichen Abschwächung der Automobilbranche und einer möglichen Konjunkturschwäche auch Kursrücksetzer keinesfalls auszuschliessen.

MCH: Die Muba, „Mutter aller Messen“, findet 2019 zum letzten Mal statt

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Der Merkurhut war über Jahre das Emblem der Schweizer Mustermesse. Bild: zvg.
Der Merkurhut war über Jahre das Emblem der Schweizer Mustermesse. Bild: zvg.

Die Tage der Basler Frühjahrsmesse Muba sind gezählt: 2019 findet die älteste Publikumsmesse der Schweiz zum letzten Mal statt. Nach 103 Ausgaben ist Schluss.

Überraschend kommt das am Donnerstag von der Messeleitung verkündete Aus für die frühere Schweizer Mustermesse nicht. Die Muba leidet seit Jahren unter einem Publikumsschwund. Wurden in den besten Jahren mehr als eine Million Besucherinnen und Besucher gezählt, waren es diesen Frühling nur noch 123’746.

Dass die defizitäre Muba seit Jahren schwächelt, begründet die Messeleitung unter anderem mit Internet und Online-Shopping und einem fundamental veränderten Konsum- und Freizeitverhalten. Das traditionelle Konzept passe nicht mehr in eine von Digitalisierung geprägte Zeit, heisst es in einem Communiqué. Daran vermochten auch all die Versuche der letzten Jahre, der Messe ein attraktiveres Gesicht zu geben, nichts zu ändern.

Neuer Publikumsevent 2020

Dass die Muba 2019 die letzte sein wird, hat die MCH Messe Basel als Veranstalterin gemäss der Mitteilung nach intensiven Gesprächen mit den Ausstellern beschlossen. Auch die Auswertung der Besucher- und Ausstellerbefragung an der diesjährigen Muba trug zu diesem Entscheid bei.

Gleichzeitig mit dem Aus für die Muba stellte die Messeleitung am Donnerstag einen neuen Publikumsevent in Aussicht. „Innovativ und zeitgemäss“ soll er sein und 2020 zum ersten Mal stattfinden. Worum es geht, ist noch nicht bekannt. Das achtköpfige Team, das sich bisher um die Muba kümmerte, erarbeitet derzeit ein Konzept.

„Mutter aller Messen“

Erstmals durchgeführt worden war die Muba als Schweizer Mustermesse im Frühling 1917. Sie sollte als nationale Leistungsschau während des Ersten Weltkriegs den „Überlebenswillen der Schweiz und die landeseigenen Produkte stärken“. Die Besucherzahlen stiegen rasch an und überschritten 1966 bei der 50. Ausgabe die Millionengrenze.

Danach wurden immer weniger Eintritte verzeichnet. Mit ein Grund dafür war die Auslagerung von Fachmessen, die 1957 mit der „Holz“ begann.

Einige der heute eigenständigen Messen haben die Mustermesse als „Mutter aller Messen“ an Bedeutung klar überholt, etwa die 1973 erstmals durchgeführte Uhren- und Schmuckmesse, die heutige „Baselworld“ oder die „Art Basel“, die als weltweit wichtigste Kunstmesse gilt.

Gerade die „Baselworld“ hat sich in der Zwischenzeit indes neben der Muba ebenfalls zu einem Sorgenkind der MCH Group entwickelt und dem Unternehmen für 2017 vorab wegen Wertberichtigungen einen Verlust von 110 Millionen Franken beschert.

Von einem weiteren Problemfall, wenn auch einem kleinen, hat sich der Messekonzern inzwischen entledigt: Im Februar wurde das Aus für die Basler Herbstwarenmesse bekannt gegeben – dies nach 91 Ausgaben.

Hoffnungen setzt das Unternehmen dagegen in eine neue Messe im Luxusgüterbereich: Die „Grand Basel“ findet als erster Salon für die wertvollsten Automobile erstmals im September statt.

Die Aktie der MCH Group ist an der SIX Swiss Exchange kotiert und notierte zuletzt bei 49.70 CHF. 

Plazza: Vermietung „Im Glattgarten“ bringt 6.6 Mio CHF Mehrertrag

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218 Mietwohnungen und
218 Mietwohnungen und rund 1’700 m² Dienstleistungsflächen bietet Plazza „Im Glattgarten“ an. Bild: plazza.ch

Das Immobilienunternehmen Plazza startet den Bezug der Überbauung „Im Glattgarten“. 95% der 218 Wohnungen seien vermietet und würden nun seit 1. Juni gestaffelt bezogen, heisst es in einer Mitteilung vom Donnerstag. Dadurch wird der Mietertrag deutlich um 6,6 Millionen Franken pro Jahr gesteigert. Zum Vergleich: Plazza erzielte 2017 einen Gesamtmietertrag von 15,7 Millionen. Mit den Jahreszahlen hatte das Unternehmen noch einen um einen Viertel höheren Gesamtertrag in Aussicht gestellt.

Noch nicht abgeschlossen sei derweil die Vermietung der Gewerbe- und Dienstleistungsflächen. Diese sei zeitaufwendiger, heisst es hierzu. Der Beitrag zum Gesamtmietsollertrag liege allerdings auch nur bei 6%. Insgesamt hat Plazza in das Projekt rund 100 Millionen Franken investiert.

Am frühen Nachmittag lag die an der SIX Swiss Exchange kotierte Aktie mit 1,3% auf 227,00 Franken im Plus.

Carlo Gavazzi: Rückgang beim Ergebnis

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Sensoren von Gavazzi finden sich auch in Produktionsanlagen von Lebensmitteln. Bild: www.carlogavazzi.com
Sensoren von Gavazzi finden sich auch in Produktionsanlagen von Lebensmitteln. Bild: www.carlogavazzi.com

Die Papiere des Industriekonzerns Carlo Gavazzi geben am Donnerstag nach Vorlage der Jahreszahlen für das Geschäftsjahr 2017/18 deutlich nach. Zwar haben die Automatisierungsspezialisten den Umsatz gesteigert. Ein Sonderertrag im Vorjahr führte jedoch zu einem Rückgang beim Ergebnis, das unter Analysten-Schätzungen zu liegen kam. Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie den Vertrieb drückten ausserdem auf die Profitabilität.

Bis auf den Umsatz habe das Jahresresultat von Carlo Gavazzi unter den Erwartungen gelegen, schreiben denn auch die Analysten der ZKB in einem ersten Kommentar. Besonders die tiefere Dividende dürfte nicht allzu positiv aufgefasst werden, heisst es weiter. Angesichts der weiterhin hohen Investitionen würde in den kommenden Jahren ausserdem wenig Raum für deutliche Ausschüttungserhöhungen bestehen.

Die Aktien von Carlo Gavazzi sind bei der SIX Swiss Exchange kotiert und fielen bis in den frühen Nachmittagshandel um über 5% auf 319 CHF. 

kw/rw

Oerlikon: Getriebesparte soll am 11. Juli an die SIX

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Oerlikon verschiebt den Börsengang von GrazianoFairfield. Bild: oerlikon.com

 

Bereits der achte Börsengang in diesem Jahr: Oerlikon will seine Getriebesparte am 11. Juni aufs Parkett bringen. Bild: oerlikon.com

Oerlikon konkretisiert den vor zwei Wochen angekündigten Börsengang der Getriebesparte und setzt die Preisspanne zwischen 48 bis 62 Franken pro Aktie fest. Es ist bereits der achte Börsengang in der Schweiz in diesem Jahr.

Die Platzierung der Aktien, das sogenannte Bookbuilding-Verfahren, beginne am (heutigen) Donnerstag, teilte Oerlikon in einem Communiqué mit. Der Handel unter dem Symbol GRAF soll an der Schweizer Börse SIX dann am 11. Juli aufgenommen werden. Insgesamt werden rund 87% der Anteile an der GrazianoFairfield AG platziert, was 8’695’000 Sekundäraktien entspricht.

Der UBS als Konsortialführerin wurde eine Mehrzuteilungsoption von bis zu 13,05% des Gesamtkapitals gewährt. Diese ist innerhalb von 30 Tagen nach dem ersten Handelstag ausübbar. Falls die Mehrzuteilungsoption vollständig ausgeübt wird, erhöht sich der Prozentsatz der Aktien im Streubesitz auf 100%. Die Marktkapitalisierung beträgt voraussichtlich 480 bis 620 Millionen Franken.

Der Börsengang bestehe aus einem öffentlichen Angebot an Investoren in der Schweiz sowie Privatplatzierungen in gewissen Ländern und in den USA. Wie bereits Mitte Juni mitgeteilt, soll die neue Gesellschaft ihren Hauptsitz in der Schweiz haben und vom bisherigen Divisionschef Bernd Matthes geführt werden. Präsident des Verwaltungsrates soll Jürgen Geissinger werden.

Expansion im Kerngeschäft

Mit der Abspaltung der Getriebesparte schafft Oerlikon die Voraussetzung, um sich stärker auf die Kerngeschäfte Oberflächenlösungen und moderne Werkstoffe sowie Chemiefaser-Anlagen konzentrieren zu können. Oerlikon will den erwarteten Ertrag aus dem Börsengang in Zukäufe in den verbleibenden Sparten investieren.

Die Zukunft der Getriebesparte stand bereits seit längerem auf dem Prüfstand. In den vergangenen Quartalen wurde hier der Umsatz zwar deutlich gesteigert, und auch die Marge erreichte wieder einen ansehnlichen Wert.

Trotzdem hatte das Management immer wieder betont, für den Bereich eine andere Lösung finden zu wollen. Im März des laufenden Jahres wurde dann auch die Option eines Börsenganges ins Spiel gebracht, der dann vor zwei Wochen angekündigt wurde.

Im Jahr 2017 erzielte die Sparte mit weltweit mehr als 5’100 Mitarbeitern einen Umsatz von 730 Millionen Franken mit einer Betriebsgewinn-Marge (EBITDA-Marge) von 10,6 Prozent.

Neuer Börsengangrekord

Die Division stellt Getriebe, Wellen und andere Antriebseinheiten her. Kunden sind nicht nur die Automobilindustrie. Ein Fokus des Geschäfts sind Komponenten für Maschinen und Fahrzeuge für Bergbau, Bau oder den Bereich Öl und Gas.

Die Schwerpunkte der Produktion liegen mit Fairfield in den USA und Graziano in Italien. Zudem ist das Unternehmen in China vertreten. Dort spielen insbesondere Produkte für Hybrid- oder Elektroantriebe eine wichtige Rolle.

Oerlikon ist mit GrazianoFairfield nach Klingelnberg, Lalique, Polyphor, Asmallworld, Medartis, Sensirion und Ceva Logistics bereits die achte Firma, die seit Jahresanfang den Schritt aufs Schweizer Börsenparkett wagt.

Damit ist der Börsengang-Rekord der letzten zehn Jahren bereits übertroffen. 2008 gab es an der Schweizer Börse sieben Börsengänge. Im letzten Jahr liessen sich ebenfalls sieben Unternehmen an der Schweizer Börse SIX kotieren.

lie/rw

Peach Property: Erwerb von hunderten Wohnungen in Deutschland

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Peach Property
Peach Property macht einen weiteren Schritt in Richtung Zielbestand 11'000 Wohnungen. Bild: peachproperty.com
Peach Property
Peach Property macht einen weiteren Schritt in Richtung Zielbestand von 11’000 Wohnungen. Bild: peachproperty.com

Die Immobiliengesellschaft Peach Property kauft hunderte Wohnungen in Deutschland. In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen würden 382 Wohnungen übernommen, womit der gesamte Wohnungsbestand der Gruppe auf rund 8’400 Einheiten steige.

„Über Details zum Käufer und Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart“, teilte das Unternehmen am Mittwoch in einem Communiqué mit. Mit dem Kauf steige die jährliche Sollmiete um 1,65 Millionen auf 41,7 Millionen Franken. Die Wohnungen seien durchschnittlich zu rund 95% vermietet.

Zudem übernimmt die Peach Property Group neben dem Portfolio von 382 Wohnungen weitere 79 Wohnungen. Diese seien zum Weiterverkauf bestimmt, hiess es.

Mit dem Kauf mache die Gesellschaft einen weiteren Schritt in Richtung des mittelfristigen Zielbestands von 11’000 Wohnungen, erklärte Firmenchef Thomas Wolfensberger. Die neuen Wohnungen würden einen zusätzlichen Geldfluss durch die laufenden Mieteinnahmen bringen und böten ein attraktives Wertsteigerungspotenzial durch gezielte Sanierungsmassnahmen.

Die Aktie von Peach Property ist an der SIX Swiss Exchange kotiert. Der letztbezahlte Kurs lag bei 30.40 CHF.

Selecta: Gerüchte über Börsengang

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Selecta will nach 1997 zum zweiten Mal an die Börse. Bild: Selecta Coffee Station. selecta.ch

Der Snackautomaten-Betreiber Selecta könnte Insidern zufolge schon bald an die Schweizer Börse zurückkehren. Der Finanzinvestor KKR bereite einen Börsengang der Schweizer Firma an der SIX vor.

Die Transaktion könnte ab dem zweiten Halbjahr 2018 über die Bühne gehen, sagten mit der Situation vertraute Personen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Einer der Personen zufolge dürften Aktien im Wert von rund einer Milliarde Franken zum Verkauf stehen. Den Gesamtwert der Firma einschliesslich Schulden bezifferte die Person auf über drei Milliarden Franken.

Selecta betreibt europaweit 455’000 Verkaufsautomaten für Schokoriegel, kalte Getränke, Gummibärchen und Kaffee in Büros, an Bahnhöfen und anderen öffentlichen Plätzen. Die Firma mit rund 4000 Mitarbeitern und Sitz in Cham erwirtschaftete im zweiten Quartal 2018 einen Umsatz von 378 Millionen Euro.

Geschichte von Selecta begann 1957

Die Geschichte von Selecta hatte 1957 als Einmann-Unternehmen begonnen. Joseph Jeger sah, laut Angaben auf der Firmen-Webseite, auf einer Geschäftsreise in den USA zum ersten Mal einen Verpflegungsautomaten in einer Fabrik und kopierte die Idee in der Schweiz. Die erste Verpflegungsstation mit dem Namen Selecta entstand in einer kleinen Garage in Jegers Wahlheimat Murten.

1969 übernahm Selecta die Schweizerische Automatengesellschaft (SAG). 1985 wurde das Unternehmen selber geschluckt, vom Konsumgüterkonzern Valora. 1997 erfolgte der Börsengang, ehe 2001 die Aktionäre das Kaufangebot der britischen Compass Group annahmen. Im Juli 2007 ging Selecta dann an ACP bzw. acht Jahre später an KKR.

Beim erneuten Börsengang werde KKR von Lazard beraten, sagten die Insider gegenüber Reuters. Lazard habe bereits bei anderen Banken sondiert, ob sie bei der Transaktion mitarbeiten wollten. KKR wollte sich nicht äussern, Lazard war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

kw/

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