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Comet Holding: Überzeugende Halbjahreszahlen – Research Partners bestätigt „Kaufen“-Rating und erhöht Kursziel

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Der Hauptsitz von Comet im Flamatt. Bild: www.comet-group.com
Der Hauptsitz von Comet im Flamatt. Bild: www.comet-group.com
Der Hauptsitz von Comet in Flamatt. Bild: www.comet-group.com

Das Technologieunternehmen Comet Holding hat bereits am 18. August über die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2016 berichtet. Das Wachstum in allen Geschäftsbereichen liess den Umsatz um 15.1% auf 149.8 Mio. CHF steigen. Die EBITDA-Marge verbesserte sich auf 11.1% von 9.4% im Vorjahreszeitraum. Der Reingewinn kletterte kräftig auf 8.6 Mio. CHF von 1.7 Mio. CHF im ersten Halbjahr 2015. Allerdings waren in der Vorjahresperiode auch einmalig 3.5 Mio. CHF Währungsumrechnungsverluste zu verdauen gewesen. In der Medienmitteilung des Unternehmens wird der Ausblick auf das Gesamtjahr mit einem Umsatzziel von 300 bis 320 Mio. CHF und einer EBITDA-Zielmarge von 11% bis 13% bestätigt.

Research Partners hebt 12-Monats-Kursziel auf 1000 CHF an

In der Kurzstudie zu den Ergebnissen des ersten Halbjahres zeigen sich die Analysten der unabhängigen Research Boutique Research Partners beeindruckt vom starken Umsatzwachstum und der Ausweitung der EBITDA-Marge, die über den Erwartungen liegen. Dies sei u.a. auf die starke Umsatzausweitung in der Sparte Röntgenstrahlen für die zerstörungsfreie Materialprüfung sowie die Ausweitung der Marge in dieser Sparte zurückzuführen. Research Partners bestätigt das „Kaufen“-Rating und erhöht das Kursziel von bisher 800 CHF auf 1 000 CHF. Auch wenn nach dem starken Kursanstieg der letzten Wochen kurzfristig mit einer Konsolidierung des Aktienkurses zu rechnen sei, bestehe mittelfristig weiteres Potenzial. Der Umsatz für 2017 wird nun auf 346 Mio. CHF geschätzt, ein Plus von 9.9%. Die EBITDA-Marge soll auf 14.2% expandieren.

Die Aktie der Comet Holding ist an der SIX Swiss Exchange kotiert. Der aktuelle Kurs liegt bei 842.50 CHF.

Acrevis Bank: Guter Semesterabschluss, Kapitalerhöhung lässt Eigenmittel steigen – Anhaltend hohe Nachfrage nach Hypotheken

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Der Hauptsitz der Bank Acrevis in St. Gallen wurde innen umgebaut. Quelle: Acrevis Bank AG
Der Hauptsitz der Bank Acrevis in St. Gallen wurde innen umgebaut. Quelle: Acrevis Bank AG
Der Hauptsitz der Bank Acrevis in St. Gallen wurde innen umgebaut. Quelle: Acrevis Bank AG

Die in St. Gallen ansässige Acrevis Bank AG konnte im ersten Semester 2016 von der weiterhin hohen Nachfrage nach Hypotheken profitieren. So stiegen die Kundenausleihungen zwischen dem 31. Dezember 2015 und dem 30. Juni 2016 um 1.6% respektive 54.4 Mio. CHF auf 3.5 Mrd. CHF an. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die Bilanzsumme um 2.6% auf 4.2 Mrd. CHF. Neben dem gestiegenen Kreditvolumen waren auf der Aktivseite die um 47.8 Mio. CHF respektive 9.2% auf 568.9 Mio. CHF angestiegenen liquiden Mittel für den Zuwachs verantwortlich. Wie der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Stephan Weigelt, gegenüber schweizeraktien.net erklärte, ist der Liquiditätsausweis eine stichtagsbezogene Momentaufnahme. Wichtig sei das kontinuierliche Management der Mittel, durch welche die Liquidität jederzeit sichergestellt werde.

40 Mio. CHF frische Gelder durch Kapitalerhöhung

Eine Rolle spielte im ersten Semester 2016 auch die erfolgreiche Platzierung einer Kapitalerhöhung, aus der Acrevis gut 40 Mio. CHF vereinnahmte. Auf der Passivseite der Bilanz wird dies durch den Anstieg des Aktienkapitals um 4.4 Mio. CHF auf 31 Mio. CHF und den erstmalig ausgewiesenen gesetzlichen Kapitalreserven, die, wie Weigelt bestätigte, vollumfänglich aus der Kapitalerhöhung stammen, in Höhe von 49.7 Mio. CHF ersichtlich. Diesen steht die Position eigene Kapitalanteile von 12.8 Mio. CHF gegenüber, die von den Eigenmitteln abzuziehen ist. Die Aktien im Eigenbestand will Acrevis zur Streuung bei den Kunden und zum Market Making beim Handel mit Aktien der Acrevis einsetzen. Nicht ausschliessen will Weigelt auch eine Verwendung der Mittel für mögliche Übernahmen. Allerdings seien die Aktien hierzu nicht primär bestimmt. Ein entsprechender Wechsel des Paradigmas, wonach die Acrevis eigene Aktien als Akquisitionswährung einsetzen will, sei nicht geplant.

Neue Rechnungslegung lässt Zinserfolg markant anschwellen

Acrevis verbuchte im Berichtssemester einen starken Anstieg des Nettozinserfolgs um 5.8% auf 20.5 Mio. CHF. Massgeblich für das deutliche Plus war der Wegfall der negativen Veränderungen aus ausfallrisikobedingten Wertberichtigungen, welche das Vorjahresergebnis mit 0.9 Mio. CHF belasteten. Weigelt betont, dass es sich auch beim Vorjahreswert angesichts des hohen Kreditbestands um einen sehr tiefen Wert handelt. Sein Institut betreibe eine sehr vorsichtige Risikopolitik. Dies spiegle sich auch darin wider, dass Auflösungen einmal gebildeter Wertberichtigungen nur dann erfolgten, wenn diese unabdingbar seien. Trotz des anhaltend hohen Margendrucks gelang es Acrevis, den Bruttozinserfolg um 0.9% auf 20.5 Mio. CHF zu erhöhen. Während der Zinsertrag um 4% respektive 1.1 Mio. CHF auf 26.1 Mio. CHF fiel, sanken die Zinsaufwendungen um 1.5 Mio. CHF, entsprechend minus 19.5%, auf 6 Mio. CHF. Die Differenz zwischen den beiden Werten geht auf die um 0.2 Mio. CHF auf 0.4 Mio. CHF gesunkenen Erträge aus Finanzanlagen zurück. Dies lässt sich auch im Rückgang der Finanzanlagen in der Bilanz um 3.3 Mio. CHF auf 21.8 Mio. CHF erkennen.

Zinsindifferentes Geschäft wenig erfreulich

Als unbefriedigend bezeichnet Acrevis in einer Medienmitteilung zum Semesterabschluss die Entwicklung des Kommissions- und Dienstleistungsgeschäfts. Dieses verzeichnete ein Minus um 6% oder minus 0.6 Mio. CHF auf 9.8 Mio. CHF. Die Marktunsicherheit und das Fehlen „vernünftiger“ festverzinslicher Anleihen seien für den Rückgang verantwortlich. Auch der Erfolg aus dem Handelsgeschäft verzeichnete einen Rückgang um 0.5 Mio. CHF, entsprechend minus 18.4% auf 2.3 Mio. CHF. Nach ausgesprochen erfreulichen Zahlen im Vorjahr habe sich das Bild wieder relativiert, teilte Acrevis seinen Aktionären mit. Auf der Kostenseite verzeichnete die Regionalbank einen Anstieg der Geschäftsaufwendungen um 0.1 Mio. CHF auf 21 Mio. CHF. Bei leicht tieferen Wertberichtigungen und Abschreibungen in Höhe von 1.1 Mio. CHF resultierte ein geringes Plus des Geschäftserfolgs von 0.2% auf 11.9 Mio. CHF. Unter dem Strich erzielte die Ostschweizer Regionalbank ein Gewinnplus von 0.4% auf 9.8 Mio. CHF.

Refinanzierung auf verschiedene Arten gesichert

Acrevis verzeichnete im ersten Semester einen Anstieg der Kundenausleihungen um 1.6%, während die Kundengelder nur um 0.6% zulegten. Der Deckungsgrad der Kundenausleihungen durch eigene Gelder betrug per Bilanzstichtag dennoch hohe 90.3%. Ein wichtiges Instrument zur Refinanzierung stellen Pfandbriefe dar, deren Bestand im Berichtszeitraum um 10 Mio. CHF respektive plus 2% auf 519.1 Mio. CHF gewachsen ist. Acrevis bezeichnet es im Semesterbericht als attraktiv, die Zinsänderungsrisiken bei länger laufenden Hypotheken auf diese Weise abzusichern. Weigelt ergänzte, dass die Situation bei der Acrevis auch im Zusammenhang mit den verwalteten Kundenvermögen gesehen werden muss. Der Wert des Assets under Management (AuM) erhöhte sich im ersten Semester 2016 um 2.7% auf 7 Mrd. CHF. Wie der Bankchef erklärte, geht der Zuwachs auf das Konto von Neugeldzuflüssen. Die Wertentwicklung der Portfolios sei eher negativ ausgefallen, was sich aber in den letzten Wochen bereits relativiert habe. Ein Teil der AuM bestehe wegen der derzeitigen Zinssituation aus liquiden Mitteln.

Investitionen in Bankgebäude lassen Abschreibungen ansteigen

Acrevis hat verschiedene Investitionen in die Modernisierung des Hauptsitzes in St. Gallen getätigt. Das Gesamtvolumen der Bauausgaben lag Weigelt zufolge bei 8 Mio. CHF. Wie der Bankchef bestätigte, werden die Investitionen zukünftig zu einem höheren Abschreibungsbedarf auf die Sachanlagen führen. Dies wird sich mit einem sechsstelligen Betrag negativ auf den Geschäftserfolg auswirken. Allerdings sei dies nur ein Teil der gesamten Abschreibungen, welche der Rechnung belastet werden, ergänzt er. Sehr zurückhaltend äussert sich Weigelt zum weiteren Geschäftsgang im 2016. Die Entwicklungen liessen sich nur schwer vorhersagen, weswegen er generell auf Prognosen verzichte. Er rechne zum aktuellen Zeitpunkt per Ende August mit einer Fortsetzung der Geschäftsentwicklung analog des ersten Semesters.

Die Kennzahlen der Acrevis für das erste Semester 2016 fallen insgesamt durchschnittlich aus. Während das Zinsgeschäft sich im Einklang mit dem Gros der Regionalbanken entwickelte, verzeichnete das zinsindifferente Geschäft deutliche Rückgänge. Bei Acrevis hat dieses einen im Vergleich zu anderen Banken hohen Anteil an den Gesamteinnahmen von 40%. Dies macht die Ostschweizer Regionalbank anfällig für negative Einflüsse aus der Börsenentwicklung und abhängig von der Stimmung an den Finanzmärkten. Allerdings erlaubt die starke Stellung des Anlagegeschäfts auch eine leichtere Refinanzierung des Bankhauses. So muss die Refinanzierung der Ausleihungen durch Kundengelder im Zusammenhang mit den verwalteten Vermögen gesehen werden. Auch wenn die Acrevis hierauf nicht zugreifen kann, attestiert deren Zufluss dem Bankhaus eine hohe Akzeptanz bei den Kunden. Insgesamt kann sowohl die Erfolgsrechnung als auch die Bilanz der Acrevis als gut bezeichnet werden. Das Bankhaus verfügt über genügend Reserven und konnte dank der Kapitalerhöhung die Eigenmittelbasis stärken.

Kritisch betrachtet werden sollte der Umgang der Acrevis mit dem Bestand an eigenen Aktien, die aus der Kapitalerhöhung stammen. Weigelt erklärte, dass diese auch für Akquisitionen eingesetzt werden könnten. Hierbei sollte das Ostschweizer Finanzhaus umsichtig agieren. Wie sich im Fall der Valiant Bank vor einigen Jahren zeigte, stellen sich im Zusammenhang mit Aktien als Akquisitionswährung gerade im ausserbörslichen Bereich kritische Fragen zur Bewertung.

Die Aktien der Acrevis werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 1’240 CHF weisen die Aktien unter der unserer Ansicht nach realistischen Annahme einer gleichbleibenden Ausschüttung eine nicht nur im Bankenvergleich attraktive Rendite von 2.6% auf. Gleichzeitig weisen sie aber ein im Vergleich zu anderen Regionalbanken, die zumeist mit einem deutlichen Abschlag zum Buchwert gehandelt werden, unübliches Agio von rund 15% auf den Buchwert per 30. Juni 2016 unter Einbezug der Kapitalerhöhung auf. Allerdings dürfte der Substanzwert der Titel deutlich höher liegen, was durch die Aussage Weigelts, wonach Rückstellungen nur dann aufgelöst werden, wenn dies unabdingbar ist, zumindest indirekt bestätigt wird. Als nicht günstig angesehen werden kann das KGV auf der Basis des Geschäftserfolgs. Unter der Annahme eines Geschäftserfolgs für 2016 in Höhe von 23.7 Mio. CHF (entsprechend einer Verdoppelung des Werts des ersten Semesters 2016) lässt sich ein Verhältnis des Geschäftserfolgs zum Kurs von gut 19 ermitteln. Die Aktien eignen sich wegen der attraktiven Verzinsung vor allem als Ersatz für Obligationen zur Anlage. Kurzfristige Kursrücksetzer können indessen nicht ausgeschlossen werden. Diese können angesichts des hohen Substanzwerts zum Einstieg genutzt werden.

MediBank: Letzte Generalversammlung am 20.09.2016, Liquidationsertrag (vor Steuern) bei 1’244 CHF und 311 CHF – Ausschüttung für Ende September geplant

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Bild: schweizeraktien.net

Am 29. August 2016 hat die MediBank AG in Liquidation die Einladung zu ihrer „letzten Generalversammlung“ im Schweizerischen Handelsamtsblatt veröffentlicht. Diese letzte Generalversammlung, die für den 20. September 2016 in Zug einberufen ist, soll unter anderem die Jahresrechnung 2015 und die Liquidationsschlussbilanz zum 17. August 2016 genehmigen sowie über die Verteilung des Liquidationsüberschusses („Schlussverteilung von Ertrag und Kapital“) beschliessen.

Diese „letzte GV“ steht am Ende eines langen und bisweilen sehr beschwerlichen Weges voller „Qualen“ gerade auch für die Aktionäre, wie den langjährigen Lesern unseres Blogs bekannt ist. schweizeraktien.net verfolgt die in vielerlei Hinsicht ungewöhnliche Geschichte der Medibank AG bereits seit 2013. Zu dieser Zeit war die Bank noch operativ im Kundengeschäft tätig, ehe sie in einen lange anhaltenden, teilweise auch hausgemachten Abwärtssog geraten ist.

FINMA hat Ausschüttungsverbot für im März 2015 beschlossene Dividende über 7.8 Mio. CHF im August 2016 aufgehoben

Die jetzt vorliegende Liquidationsschlussbilanz zeigt Aktiven über etwa 24.9 Mio. CHF. Diesen Aktiven stehen Verpflichtungen in der Grössenordnung von 9.2 Mio. CHF gegenüber, wobei innerhalb dieser der grösste Posten die an der Generalversammlung vom 18. März 2015 wirksam beschlossene, aber wegen eines bestehenden FINMA-Ausschüttungsverbots nicht ausbezahlte Dividende im Umfang von etwa 7.8 Mio. CHF ist. Diese Dividende wird zusätzlich zum „verfügbaren Vermögen“, das sich nach Abzug der Verbindlichkeiten auf 15.7 Mio. CHF einstellt, ausbezahlt. Mit Verfügung vom 12. August 2016, eingegangen bei der Gesellschaft am 25. August 2016, hat die FINMA das Verbot der im März 2015 beschlossenen Dividendenausschüttung und der Kapitalrückzahlungen aufgehoben, so dass nun die Verteilung des gesamten Vermögens zeitnah nach der letzten Generalversammlung erfolgen kann.

MediBank schliesst 2015 und Rumpfgeschäftsjahr 2016 bis zur Liquidation jeweils mit Millionengewinn ab – dank der Auflösung von Rückstellungen!

Die MediBank AG i.L. konnte sowohl das Geschäftsjahr 2015 als auch das Liquidations-Rumpfgeschäftsjahr bis zum 17. August 2016 jeweils mit hohem Gewinn abschliessen. Ursächlich waren hier insbesondere die Auflösungen von zuvor zulasten der Erfolgsrechnung – insbesondere im Jahr 2014 – gebildeten sehr hohen Rückstellungen in Millionenhöhe, die wir in dieser Höhe schon früher kritisch gesehen haben. Die gebildeten Rückstellungen waren, wie sich im Verlauf der Liquidation zeigte, letztlich – wohl aus „Vorsichtsgründen“ – zu hoch dotiert und konnten nun erfolgswirksam aufgelöst werden. Für 2015 weist die MediBank AG einen nur auf den ersten Blick überraschend hohen Gewinn von 1.8 Mio. CHF aus, zum 17. August 2016 im Rumpfgeschäftsjahr waren es immerhin noch fast 1.1 Mio. CHF.

Schlussverteilung bringt Inhaberaktionären 1’244 CHF vor Steuern, Namenaktionären 311 CHF vor Steuern

Zusammengefasst ergeben sich nach dem Verteilplan die anteiligen Liquidationserträge je Aktiengattung wie folgt:

Abbildung: schweizeraktien.net; Basis: MediBank AG i.L. – Bericht der Liquidatoren, Verteilplan, Liquidationsschlussbilanz per 17. August 2016

Der anteilige Liquidationsertrag je Inhaberaktie (vor Steuern) liegt demnach bei 1’244 CHF. Damit liegt die Schlussverteilung an die Aktionäre auch moderat um knapp 4% oberhalb der zum damaligen Zeitpunkt eher optimistischen schweizeraktien.net-Prognose vom 23. November 2015 und mit knapp 18% deutlich oberhalb des anteiligen Buchwertes zum Jahresende 2014. Aus Sicht der Aktionäre ist wenigstens dieser letzte Akt im mehrteiligen „MediBank-Drama“ nicht unerfreulich. Bei den Namenaktien ist der anteilige Liquidationsertrag entsprechend der Nominalwertverhältnisse um 75% tiefer bei 311 CHF (Nominalwertverhältnis 400 CHF:100 CHF).

Bei beiden Aktiengattungen ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Ausschüttung der aufgelaufenen Erträge vollständig – anders als die Rückzahlung des anteiligen Aktienkapitals (400 CHF je Inhaberaktie bzw. 100 CHF je Namenaktie) – zunächst der Schweizer Verrechnungssteuer in Höhe von 35% auf den Ertrag und später der individuellen Besteuerung beim Anteilseigner unterliegt.

Der Weg der MediBank AG (i.L.) durch die Bankenwelt und das OTC-X-Tableau geht mit der Liquidation und der Schlussverteilung des Vermögens in Kürze einem Ende entgegen. Angesichts der Entwicklungen der letzten drei bis vier Jahre auf der Makro- wie auf der Mikroebene kann dies letztlich nicht überraschen. Der nun vorliegende Liquidationsplan hält dabei aber – wie von uns in der Vergangenheit gerade mit Blick auf die früheren, sehr hohen Rückstellungen in den Jahren 2013 und 2014 und den bisherigen Liquidationsverlauf vermutet – sogar noch eine leicht positive Überraschung bei der Schlussverteilung bereit. Diese liegt gemäss Verteilplan der Liquidatoren (Bericht, S. 1) oberhalb von 1’200 CHF (InhA) bzw. 300 CHF (NA), jeweils vor allfälligen Steuern auf Anlegerebene.

Wie aus dem Liquidationsbericht (S.3) weiter hervorgeht, wird das gemäss Schlussbilanz verfügbare Vermögen – bestehend aus Kapital und aufgelaufenen Ergebnissen – grösstenteils bis auf 40 CHF (Liquidationsrückstellung) zeitnah ab dem 27. September 2016 vergütet. Auch die bereits 2015 beschlossene, aber nicht ausbezahlte „Vorab-Dividende“ über 100 CHF (NA) bzw. 400 CHF (InhA) wird ab diesem Termin ausbezahlt. Nur die vergleichsweise kleine Liquidationsrückstellung über 10 CHF (NA) bzw. 40 CHF (InhA) wird dagegen erst ab dem 27. Oktober 2016 vergütet (siehe Tabelle).

Zu beachten ist, dass nur die Rückzahlung des Aktienkapitals im Umfang von 100 CHF (NA) bzw. 400 CHF (InhA) ohne Abzug der Verrechnungssteuer (35%) erfolgt, während vom Rest der Schlussausschüttung 35% Verrechnungssteuer auf alle weiteren Kapitalbestandteile einbehalten werden. Netto vergütet werden auf Ebene des Anlegers zunächst 237.15 CHF (NA) bzw. 948.50 CHF (InhA) (Bericht der Liquidatoren, S.1).

MediBank-Aktionäre sind in jedem Fall gut beraten, ihre individuelle steuerliche Situation im Umfeld der GV respektive der Schlussausschüttung ab September 2016 sorgfältig – gegebenenfalls auch mit externen Spezialisten – zu prüfen und auch ihre GAFI-Situation zu klären, um an dieser Stelle – wenn es um die Vermögensverteilung geht – keine unliebsamen, „teuren“ Überraschungen erleben zu müssen.

Zuletzt wurden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der BEKB Kurse von 1000 CHF für die Inhaberaktien und 55 CHF für die Namenaktien gezahlt. Die gehandelten Volumen in den Titeln sind allerdings äusserst gering.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.

Evolva: Halbjahreszahlen unter Plan – Research Partners senkt Kursziel leicht

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Neil Goldsmith. CEO von Evolva. Bild: www.evolva.com
Neil Goldsmith. CEO von Evolva. Bild: www.evolva.com
Neil Goldsmith. CEO von Evolva. Bild: www.evolva.com

Das in der Fermentationstechnologie aktive Schweizer Biotechunternehmen Evolva hat kürzlich die Ergebnisse des ersten Halbjahres publiziert. Demnach beliefen sich die Umsätze auf 3.7 Mio. CHF, nach 8.3 Mio. CHF im ersten Halbjahr 2015. Allerdings waren in der Vorjahresperiode 4 Mio. CHF nicht wiederkehrende Einnahmen angefallen. Die Produktumsätze, so das Unternehmen in seiner Pressemitteilung, haben sich im ersten Halbjahr verdoppelt, wenngleich von niedriger Basis ausgehend. Der Verlust belief sich auf 0.05 CHF je Aktie. Nach der im letzten Jahr erfolgreich durchgeführten Kapitalerhöhung beläuft sich der Cash-Bestand von Evolva zum 30.06.2016 auf 66.7 Mio. CHF. Das rückläufige Umsatzvolumen führt das Unternehmen auf die veränderte Struktur bei Partnerschaften zurück, die nun regelmässig auf 50:50 Basis angelegt sind. Unter anderem arbeitet Evolva mit dem US-Getreidehändler Cargill an einer verbesserten Rezeptur des Süssmittels Stevia, das unter dem Markennamen „Ever-Sweet“ vermarktet werden soll. Global sind 54 Patente für die Hefe-basierte Produktion von Steviol Glykosiden beantragt worden, vier wurden bereits bewilligt. Tiefere Einblicke gewährt die Präsentation zu den Ergebnissen des ersten Halbjahres und zum Ausblick.

Research Partners erneuert Kaufempfehlung

In einer Kurzstudie zu den Ergebnissen des ersten Halbjahres 2016 zeigt sich die unabhängige Analyse Boutique Research Partners enttäuscht. Sowohl die Umsätze aus Produktverkäufen als auch aus F&E Partnerschaften haben unter den Erwartungen gelegen. Demgegenüber seien die Kosten im Griff, der Betriebsaufwand habe sich im Rahmen der Schätzungen bewegt. Somit werden die Schätzungen für Umsatz und Reinverlust für das Jahr 2016 leicht nach unten angepasst. Die Umsatzschätzung wird um 12% reduziert. Das Kursziel auf 12-Monatssicht passen die Analysten leicht von 1.25 CHF auf 1.20 CHF an. Research Partners rechnet mit einem Produktionsentscheid für Ever-Sweet gegen Jahresende.

Die Evolva-Aktie wird an der SIX Swiss Exchange kotiert. Der aktuelle Kurs beläuft sich auf 0.66 CHF.

Weiss+Appetito: Umsatz stabil, Cashflow legt im 1. Semester zu – Positive Betriebsergebnisse in allen Sparten

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Die Weiss+Appetito-Gruppe war für die Bodenbeläge des neuen Einkaufszentrums Welle7 in Bern verantwortlich. Bild: www.welle7.ch
Die Weiss+Appetito-Gruppe war für die Bodenbeläge des neuen Einkaufszentrums Welle7 in Bern verantwortlich. Bild: www.welle7.ch
Die Weiss+Appetito-Gruppe war für die Bodenbeläge des neuen Einkaufszentrums Welle7 in Bern zuständig. Bild: www.welle7.ch

Der Baudienstleister Weiss+Appetito informierte in einem Aktionärsbrief über einen erfreulichen Start ins laufende Geschäftsjahr 2016. In den ersten sechs Monaten habe sich der Umsatz mit 53 Mio. CHF auf Vorjahreshöhe und etwa 1.6 Mio. CHF über dem Budget bewegt, schreibt das Unternehmen. Auch der Cashflow (EBITDA) konnte mit 2.0 Mio. CHF den Vorjahreswert übertreffen. Im ersten Halbjahr 2015 erzielte das Unternehmen nur einen Cashflow von 1.7 Mio. CHF. Wie das Unternehmen weiter mitteilte, konnten schon im Juni alle sechs Sparten positive Betriebsergebnisse ausweisen. Auch die Cash-Situation habe sich in der 1. Jahreshälfte weiterhin erfreulich entwickelt, so dass weitere Kredite hätten amortisiert werden können.

Nasser Frühling belastet etwas

In der Sparte Bausanierungen machten sich nach Angaben der Gesellschaft die Abkühlung im Baugewerbe und der lange, nasse Frühling in den Margen bemerkbar. In das zweite Halbjahr sei man mit einer guten Auftragslage gestartet, so Weiss+Appetito. Die Sparte Böden+Beläge konnte in der ersten Jahreshälfte Grossprojekte wie die Welle7 am Bahnhof Bern erfolgreich abschliessen. Der Ausblick in die zweite Jahreshälfte sei positiv. Im Rohrleitungs- und Anlagenbau hätten die im letzten Jahr eingeleiteten Restrukturierungen erste positive Resultate gezeigt. Obwohl die Margensituation gemäss der Gesellschaft anspruchsvoll bleibe, sollen mit technischen Innovationen der Vorsprung gegenüber der Konkurrenz ausgebaut und für 2017 neue Geschäftsfelder erschlossen werden. In der Sparte Spezialdienste mit Saug- und Blasfahrzeugen hat der nasse Frühling ebenfalls zu einem schwachen Start geführt. Mit dem Sommer sei die Auftragslage angestiegen.

Durch den Ausbau der Dienstleistungen für Dritte konnte das Technik-Center die Ertragslage leicht verbessern. Allerdings fungiert das Technik-Center vor allen Dingen als Dienstleister für die übrigen Sparten der Gruppe, um die hohe Verfügbarkeit der Fahrzeuge und des Maschinenparks garantieren zu können. Gute Nachrichten gab es aus der Sparte Telekom: der Bau von Anlagen für Mobilfunknetze war lange Zeit das Sorgenkind der Gesellschaft. „Die Auftragslage hat sich stabilisiert, die Marge wurde verbessert, und neue Kunden konnten gewonnen werden“, schreibt Weiss+Appetito in ihrem Aktionärsbrief. Zurzeit befänden sich neue Dienstleistungen in der Entwicklung, um das Geschäft breiter abzustützen und neue Märkte im Bereich Mobilität, Energieversorgung und „smart cities“ zu erschliessen.

Die Aktien der Weiss+Appetio-Gruppe werden ausserbörslich auf der Plattform OTC-X der BEKB gehandelt. Zuletzt wurden Kurse um die 290 CHF für eine Namenaktie A gezahlt. Eine gleichbleibende Dividendenzahlung von 8 CHF vorausgesetzt, liegt die Rendite bei 2.8%. Angesichts der publizierten Informationen zum 1. Halbjahr deutet nichts darauf hin, dass das Ergebnis für 2016 schwächer als im Vorjahr ausfallen wird. Auch der Cashflow sollte eine Ausschüttung auf Vorjahresniveau zulassen. Hinzu kommt, dass die Stimmrechtsmehrheit in den Händen von Management und Mitarbeitern liegt, die wiederum auch an einer Ausschüttung interessiert sein dürften. Der Buchwert pro Namenaktie lag per Ende 2015 bei 461 CHF und damit deutlich über den zuletzt bezahlten Kursen.

Zur Rose, CKW, Espace Real Estate und Montana Tech: Deutsche Taunus Capital macht irreführende Kaufangebote, Preis weit unter den Aktienkursen

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Eine deutsche Finanzgesellschaft mit dem Namen Taunus Capital Management AG versucht immer wieder, unbedarfte Kleinanleger insbesondere im nördlichen Nachbarland mit sogenannten «Freiwilligen Kaufangeboten» zu übervorteilen (siehe Blog-Beitrag vom 12. Februar 2015). Am 22. August veröffentlichte das Unternehmen ein solches Kaufangebot für die Aktien der Zur Rose Group AG im deutschen Bundesanzeiger. Dieser ist mit dem Schweizerischen Handelsamtsblatt vergleichbar. In dem Angebot, das auf 15’000 Aktien begrenzt ist, wurden 21.75 EUR für eine Zur Rose Group-Aktie geboten. Auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X lag der Kurs an diesem Tag bei 35 CHF (ca. 32 EUR). Dies sind satte 48% mehr. Zwischenzeitlich wurden auf OTC-X sogar 40 CHF (ca. 36 EUR) für eine Zur Rose-Aktie bezahlt. Wer das Angebot von Taunus Capital annimmt, muss gegenüber den ausserbörslichen gezahlten Kursen einen grossen Verlust hinnehmen.

Briefmarkenhändler auf «Bauernfängerei»

Offenbar macht sich die deutsche Firma zunutze, dass die Banken ihre Kunden über ein solches Kaufangebot informieren müssen, unabhängig davon, ob der gebotene Preis marktkonform ist. Sofern die Banken ihre Kunden nicht beraten, kann es sein, dass diese das Angebot annehmen, ohne es weiter zu prüfen. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz hatte bereits 2006 vor einer solchen Masche gewarnt und bezeichnete sie als damals als «Bauernfängerei». Das Geschäft mit diesen «Kaufangeboten» machte seinerzeit eine Phila Beteiligungs AG, die einem Briefmarkenhändler mit dem Namen Ulrich Lüdemann gehörte. Genau diese Familie Lüdemann geht mit der Taunus Capital Management AG wieder auf «Bauernfang». Die ehemaligen Briefmarkenhändler haben es nicht nur auf die Aktien der Zur Rose Group AG abgesehen. Ähnliche unseriöse Angebote gibt es auch für die Aktien der CKW, Espace Real Estate AG und der Montana Tech-Gruppe. Auch bei Espace Real Estate und CKW liegt das Angebot um rund 50% unter den ausserbörslich bezahlten Preisen.

Firmen distanzieren sich

Bei Zur Rose wurde man über das Kaufangebot nicht informiert. In einer Medienmitteilung erklärt die Online-Apotheke «dass zwischen Taunus Capital Management AG und Zur Rose Group AG keinerlei Geschäftsbeziehungen bestehen“. Verkaufs- und Kaufinteressierte sollten Vorsicht walten lassen und sich vorgängig auf den ausserbörslichen Handelsplattformen über die Preise informieren, so Zur Rose. Bereits im Februar 2015 hatte sich die CKW in einer Stellungnahme von einem damaligen Übernahmeangebot der Taunus Capital Management distanziert.

Für nicht kotierte Schweizer Aktien gibt einen regelmässigen Handel u.a. von den Kantonalbanken in Bern und Zürich, der Privatbank Lienhardt & Partner und Bondpartners. Die aktuellen Kurse für über 300 Valoren sind u.a. auf ww.otc-x.ch einsehbar. Der Kauf- und Verkauf kann zu diesen Kursen und für die publizierten Volumen über die Hausbank erfolgen. Das „Freiwillige Kaufangebot“ ist daher vollkommen überflüssig und bringt den Aktionären der Gesellschaft keinerlei Mehrwert. Im Gegenteil: Sie erhalten einen unvorteilhaften Preis für ihre Aktien. Profiteur ist einzig die Taunus Capital Management AG. Daher ist von der Annahme eines solchen Angebotes dringend abzuraten.

SeeBeteiligungs AG: Positives erstes Semester, neue Filiale der Bank Zimmerberg sorgt für positive Impulse

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Die Geschäftsleitung der Bank Zimmerberg von links nach rechts: Pierluigi Turla (Leiter Operations), René Kurz (CEO-Stellvertreter), Lionel Baschung (Leiter Anlagen), Oliver Jaussi (CEO). Quelle: Bank Zimmerberg
Die Geschäftsleitung der Bank Zimmerberg von links nach rechts: Pierluigi Turla (Leiter Operations), René Kurz (CEO-Stellvertreter), Lionel Baschung (Leiter Anlagen), Oliver Jaussi (CEO). Quelle: Bank Zimmerberg
Die Geschäftsleitung der Bank Zimmerberg von links nach rechts: Pierluigi Turla (Leiter Operations), René Kurz (CEO-Stellvertreter), Lionel Baschung (Leiter Anlagen), Oliver Jaussi (CEO). Quelle: Bank Zimmerberg

Die SeeBeteiligungs AG besitzt zu 100% die Bank Zimmerberg AG. Ebenfalls zur Gesellshaft gehören die derzeit inaktive SeeInvestment AG und die SeeImmo AG. Die SeeImmo AG besitzt die Liegenschaften, in denen die Bank Zimmerberg ihr operatives Geschäft betreibt. Die SeeBeteiligungs AG konnte im ersten Semester 2016 die Bilanzsumme um 1.7% auf 1’010.2 Mio. CHF ausweiten und damit erstmalig die Schallmauer von 1 Mrd. CHF durchbrechen. Auf der Aktivseite der Bilanz wurde das Wachstum massgeblich von den um 3.3% respektive 28.6 Mio. CHF auf 888.7 Mio. CHF angestiegenen Ausleihungen getragen. Gleichzeitig sanken die flüssigen Mittel um 6.1 Mio. CHF auf 62.3 Mio. CHF, und die Forderungen gegenüber Banken wurden um 8.6 Mio. CHF auf 32 Mio. CHF abgebaut. Auf der Passivseite stiegen die Kundengelder mit plus 1.3% auf 734.4 Mio. CHF deutlich weniger stark als die Ausleihungen. Die Refinanzierung der neuen Kredite wurde zu den aktuellen Tiefzinssätzen über die Erhöhung der Pfandbriefdarlehen und Anleihen um 5.7 Mio. CHF auf 178.4 Mio. CHF finanziert. Positiv auf den Geschäftsgang hat sich die Aufnahme der ganzheitlichen Finanzberatung ausgewirkt, die mit einem erhöhten Mitarbeiterbestand in der neuen Filiale in Oberried gestartet wurde. Das Finanzhaus beobachtet die Entwicklungen genau und prüft kontinuierlich die Ergänzung des aktuellen Angebots um neue Dienstleistungen. Diese werden indessen nur dann lanciert, wenn sie für die Kunden einen echten Mehrwert darstellen.

Wachstum des Zinsgeschäfts lässt Erträge ansteigen

Das höhere Volumen der Ausleihungen liess den Nettozinserfolg im Vergleich zum Vorjahr um 5.3% auf 5.6 Mio. CHF anschwellen. Wegen der nur marginalen Einflüsse der Veränderungen von Wertberichtigungen auf das Zinsergebnis kann bei der Bank Zimmerberg eine vergleichende Darstellung des Brutto- und des Nettozinserfolgs unterbleiben. Trotz des Anstiegs der Ausleihungen konnten die Einnahmen aus dem Zinsgeschäft im Vorjahresvergleich mit einem Rückgang um 0.7% auf 7.8 Mio. CHF nur knapp gehalten werden. Die Regionalbank spürte hier ebenso wie bei den Zinskosten, die um 0.3 Mio. CHF auf 2.2 Mio. CHF fielen, die Einflüsse der aktuellen Tiefstzinsen. Im zinsindifferenten Geschäft gingen die Einkünfte um 0.1 Mio. CHF respektive 7.8% auf 1.6 Mio. CHF zurück. Wie dem aktuellen Semesterbericht zu entnehmen ist, führte das herausfordernde Anlageumfeld zu einem Rückgang des Kommissions- und Dienstleistungserfolgs um 12.6% auf 1.2 Mio. CHF. Auf der Kostenseite schlugen sich der höhere Personalbestand und der Mehraufwand für die Projekte mit einem Ausgabenplus von 5.2% respektive 0.2 Mio. CHF auf 4.6 Mio. CHF nieder. Beide Positionen verzeichneten einen ähnlich hohen Anstieg von je 0.1 Mio. CHF. Bei der Entwicklung der Wertberichtigungen und Rückstellungen verzeichnete die Bank eine gegenläufige Entwicklung. Während die Wertberichtigungen um 0.2 Mio. CHF auf 0.2 Mio. CHF fielen, stiegen die Veränderungen von Rückstellungen um 0.3 Mio. CHF auf 0.6 Mio. CHF an. Im Ergebnis führte dies zu einem Minus des Geschäftserfolgs um 8.1% auf 1.7 Mio. CHF. Wegen eines leicht gestiegenen Steueraufwands ging der Reingewinn mit minus 11.3% auf 1.4 Mio. CHF noch stärker zurück.

Übertreffen des Vorjahresergebnisses erwartet

Die Bank Zimmerberg ist dank der weiteren Investitionen in moderne Dienstleistungen gut aufgestellt. So stärken die neuen Informatikdienstleistungen die Stellung als regional tätige Universalbank. Trotz des anhaltend schwierigen Umfelds bei den Zinsen und den Währungen rechnet die Geschäftsleitung für das Gesamtjahr mit einem Übertreffen des Vorjahresresultats. Hierbei werden die Zuweisungen für Rückstellungen berücksichtigt, teilt die Bank weiter mit.

Die Geschäftszahlen der SeeBeteiligungs AG fallen zumindest auf den zweiten Blick positiv aus. Auf den ersten Blick stören die höheren Aufwendungen, die zu einem tieferen Ergebnis führten. Allerdings handelt es sich hierbei um Investitionen in die Zukunft zur Erschliessung zusätzlicher Geschäftsfelder. Solange dies mit einem so moderaten Aufwandplus einhergeht, dürfte auch weiterhin ein ansprechendes Ergebnis erzielt werden können. Ein nicht unerheblicher Teil des schwächeren Geschäftsergebnisses geht auch auf das Konto der tieferen Kommissions- und Dienstleistungserträge. Als solide angesehen werden kann die Bilanz.

Die Aktien der SeeBeteiligungs AG werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 980 CHF weisen die Aktien einen hohen Discount von 55% gegenüber dem Buchwert per 30. Juni 2016 auf. Die Dividendenrendite ist mit 1.6% auch im aktuellen Tiefzinsumfeld als eher tief anzusehen, sofern die Ausschüttung auf Vorjahreshöhe verbleibt. Bei Erreichen des erwarteten höheren Jahresgewinns ist eine weitere Erhöhung der Ausschüttung um 1 CHF analog des Vorjahrs durchaus denkbar. Unter der Annahme eines Anstiegs des Geschäftserfolgs für 2016 um knapp 3% lässt sich ein KGV auf der Basis des Geschäftserfolgs von knapp 8 errechnen. Dieser Wert kann als sehr tief angesehen werden. Trotz der günstigen Bewertung eignen sich die nur äusserst selten gehandelten Aktien, für die derzeit weder Geld- noch Briefkurse gestellt werden, wegen der sehr geringen Liquidität nur bedingt zur Anlage. Investoren, die eng mit der Region und der Bank verbunden sind und notfalls auch eine längere Zeitdauer bis zu einer Verkaufsmöglichkeit überstehen können, können die Titel als langfristige substanzhaltige Anlage erwerben. Dies immer unter der Voraussetzung, überhaupt Titel zu erhalten.

Biella-Neher: Halbjahreszahlen uneinheitlich, „Transformation“ des Geschäftsmodells wird vorangetrieben – Keine Prognosen möglich

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Die Produkte-Welt von Biella. Bild: www.biella.ch
Die Produkte-Welt von Biella. Bild: www.biella.ch
Die Produkte-Welt von Biella. Bild: www.biella.ch

Seit Ende November 2015 sind die Valoren der in Brügg bei Biel ansässigen Biella-Neher AG, nach eigenen Angaben „grösster europäischer Hersteller von Ordnern und Ringbüchern“, auf der Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gelistet. In den zurückliegenden Monaten hatten wir an dieser Stelle wiederholt über Biella-Neher berichtet, letztmals im März 2016 anlässlich der Publikation der Geschäftsergebnisse für das Jahr 2015. Angesichts einer Rentabilitätsverbesserung und der soliden Bilanz hatte der Verwaltungsrat den Aktionären an der GV Anfang Mai die Ausschüttung einer auf 160 CHF (Vorjahr: 150 CHF) erhöhten Dividende vorgeschlagen, womit die Biella-Aktie mit einer Rendite von knapp 4% – auf aktueller Kursbasis – zu den attraktiveren OTC-X-Investments zählt.

Das Umfeld bleibt für die Biella-Gruppe gleichwohl herausfordernd, wie der Zahlenkranz für das erste Halbjahr 2016 zeigt. Im ersten Halbjahr 2016 (30. Juni 2016) konnte die Biella-Neher Holding AG ihr Konzernergebnis von minus 2.6 Mio. CHF zwar um 0.7 Mio. CHF auf minus 1.9 Mio. CHF verbessern, blieb jedoch – auch aufgrund von saisonalen Effekten – noch im „roten Bereich“. Die Währungssituation wirkte sich im direkten Vorjahresvergleich – ins 1. Quartal 2015 fiel die Aufhebung des SNB-Mindestkurses – stabilisierend aus.

Investitionen in die Digitalisierung kosten

Das von minus 1.3 Mio. CHF auf minus 1.7 Mio. CHF rückläufige operative Ergebnis (EBIT) war allerdings überlagert von den „Vorleistungen für die Digitalisierung“. In diesen Bereich fallen die Aufwendungen für Biella SimplyFind und Biella Creator, zwei neue Produktwelten der „Biella in Transformation“. Die planmässig umgesetzten Restrukturierungen mit der Schliessung des Werks in Grossbritannien und der Zusammenlegung des EU-Vertriebs am Standort Peitz in Deutschland  wirkten dagegen bei den Kostenstrukturen entlastend. Im Vergleich zum Vorjahr war der Umsatz um gut 10% auf nur noch 62.4 Mio. CHF rückläufig. Dieser Rückgang ist einerseits enttäuschend, andererseits aber auch „strategiekonform“ mit der Aufgabe nicht mehr rentabler Märkte in Grossbritannien und Österreich und den damit einhergehenden Restrukturierungen in diesen Märkten.

Die Biella-Gruppe weist in ihrer Halbjahresberichterstattung auf die starke Saisonalität des Büroartikelgeschäfts mit einer im Vergleich zum ersten Halbjahr deutlich umsatz- und ertragsstärkeren zweiten Jahreshälfte hin – was wiederum hoffen lässt für die zweite Jahreshälfte.

Die Bilanz entwickelt sich solide

Das Eigenkapital der Biella-Gruppe lag zum Ende des ersten Halbjahres bei 62.6 Mio. CHF oder 7‘542 CHF je Aktie. Im Vergleich zum 30. Juni 2015 entspricht dies prozentual einem Zugewinn von knapp 5%, im Vergleich zum 31. Dezember 2015 einem Rückgang um ca. 5%. Zu berücksichtigen ist dabei allerdings die unterjährig im Mai 2016 geleistete Dividendenzahlung (1.33 Mio. CHF) an die Aktionäre.

Die Nettoliquidität der Biella-Neher Holding AG ist mit zuletzt 5.9 Mio. CHF weiterhin überdurchschnittlich hoch und äusserst komfortabel, weshalb wir aufgrund des Bilanzbilds ungeachtet der äusseren Widrigkeiten des Marktumfelds von einer mindestens stabilen Dividende (160 CHF) für das GJ 2016 ausgehen. Allerdings würden wir auch eine erneute Erhöhung der Dividende aus heutiger Sicht nicht ausschliessen wollen.

Die folgende Tabelle, dem Biella-Halbjahresbericht entnommen, zeigt die wesentlichen Kennzahlen in der Übersicht.

Semesterzahlen 1. Semester 2016. Quelle: Biella
Semesterzahlen 1. Semester 2016. Quelle: Biella

Mittlerweile ist die neue Geschäftseinheit Biella SimplyFind mit ersten Angeboten (SimplyFind Archiv, SimplyFind Scan) im Markt. Weitere digitale Lösungen sollen aussagegemäss in den kommenden Monaten folgen. Wir schätzen, dass diese neue Geschäftseinheit – nach einer Phase der Eingewöhnung und Etablierung im Markt – nicht zuletzt aufgrund immer mehr Regulierungstendenzen, knapper werdender Inhouse-Archivflächen und einem allgemeinen Trend zur Digitalisierung von Prozessen über längerfristige Wachstumspotenziale verfügt. Vorläufig werden die SimplyFind-Leistungsangebote nur in der Schweiz angeboten. In diesem strategischen neuen und skalierbaren Geschäftsfeld sehen wir „Swissness“ aber auch – über die Schweizer Landesgrenzen hinaus – langfristig als wertvollen Markenkern und wichtigen Teil des Geschäftsmodells.

Individualisierte Produkte preislich hoch angesiedelt

Sehr gespannt sind wir hingegen auf den kommerziellen Erfolg des neu lancierten, innovativen und web-basierten Produkts „Biella Creator“, das das Kerngeschäft mit individualisierten Produkten in Zukunft stärken soll. Zum heutigen Zeitpunkt ist es noch viel zu früh, um über Erfolg oder Misserfolg zu urteilen. Grundsätzlich ist dieses Konzept für den lokalen Markt – ausgehend von der starken, in der Schweiz seit Generationen etablierten Marke „Biella“ – sehr zu begrüssen. Wir sind im Kern überzeugt, dass die Individualisierung von Alltags-Produkten im Digital-Zeitalter ein „Mega-Thema“ ist und auch bleiben wird. Über den leicht bedienbaren Webshop können Biella-Endverbrauchskunden nach eigenen Design-Vorstellungen selbst gestaltete Büroprodukte – Ordner, Ringbuch, Mappen, Register oder Notizbuch – direkt, schnell und einfach online bestellen. So schön selbst gestaltete, individuelle Ordner oder Ringbücher auch sind: Mit einer Mindestlosgrösse von 20 Stück bei einem Mindestpreis von über 500 CHF (inkl. MWST) in der Basisversion – entsprechend einem Stückpreis von über 25 CHF je Ordner/Ringbuch – dürfte dieses Angebot aber gerade für kleinere Unternehmen oder gar Privatpersonen nicht sehr attraktiv sein, weil schlicht „zu teuer“. Der preisliche Abstand zu nicht individualisierten Biella-Produkten erscheint auf den ersten Blick als „sehr hoch“.

„Digitale Individualisierung“ bedeutet letztlich aber auch, im Idealfall kleine Losgrössen zu attraktiven Konditionen anbieten zu können. Zum Vergleich: Europäische Wettbewerber aus der in den letzten Jahren sehr erfolgreichen „Individualisierungsindustrie“ bieten individuelle Ordner – gerade auch für kleinere Kunden – zu wesentlich günstigeren Konditionen an als Biella Neher. Biella Neher setzt hier in unserer Einschätzung mit der Individualisierung zwar an der richtigen Stelle an, erscheint beim Preis gleichzeitig aber als sehr ambitioniert, insbesondere für kleine Kunden mit kleinen Stückzahlen. Schon in der Vergangenheit hat sich Biella Neher im Wettbewerb nicht als „Preisführer“ positioniert, was angesichts der Strukturen und der Qualität der Biella-Produkte auch nicht die richtige Strategie sein kann. Gleichwohl: Die „Individuelle Swissness“ wird bei am Ende letztlich standardisierten Produkten wie Ordnern und Ringbüchern angesichts erkennbar hoher Preisdifferenzen gerade bei kleinen Losgrössen vom Kunden heute teuer bezahlt, und es ist fraglich, inwieweit die gerade im Büroartikelsegment eher preissensitiven Kunden – der Blick auf die allgemeine Marktentwicklung der letzten Jahre zeigt es – auch künftig dazu bereit sein werden. Aus heutiger Sicht haben wir mit den vorliegenden Informationen Bedenken, ob „Biella Creator“ im umkämpften Büroartikelmarkt mehr als nur eine sehr kleine Ergänzung des Biella-Stammgeschäfts sein kann – und dies, obwohl wir der Individualisierung von Produkten, der Marktführer CEWE mit all seinen Tochtergesellschaften macht es auch an der Börse erfolgreich vor, erhebliches Potenzial zubilligen. Gerne lassen wir uns hier aber von den Zahlen eines Besseren belehren, wenn „Biella Creator“ für die Biella-Gruppe in der Zukunft zum Erfolgsmodell werden wird – und wir uns in unserer Einschätzung getäuscht haben sollten.

Die Biella-Neher Holding AG heute ist eine „Aktiengesellschaft in Transformation“, weshalb – aus unserer Perspektive – die Aussagekraft der vorliegenden Halbjahreszahlen auch begrenzt ist und auch nicht, weder in die eine noch in die andere Richtung, überbewertet werden sollte. Erst die Geschäftszahlen 2016 – voraussichtlich im März 2017 vorliegend – dürften einen Einblick über erste Erfolge oder Misserfolge des angestossenen Transformationsprozesses in Richtung eines zunehmend digitalen – Biella nennt es selbst „hybriden“ – Geschäftsmodells geben. Vermutlich sind aber selbst diese 2016-Zahlen zur Beurteilung der Gesamtsituation immer noch ein bis zwei Jahre „zu früh“. Das Management hinterlässt insgesamt einen guten Eindruck und treibt den Wandel des Unternehmens – und damit auch eine tief gehende Restrukturierung – voran. „Nichtstun“ wäre in einem erodierenden Markt die für die Aktionäre wahrscheinlich gefährlichere Alternative. Die hohe Substanz – der Buchwert lag zuletzt noch bei über 7‘500 CHF je Aktie – adressiert schon heute viele Risiken des Geschäfts und nimmt viele operative Risiken vorweg. Wir schätzen auch, dass in den Liegenschaften noch erhebliche Potenziale versteckt liegen, die auf der Zeitachse sukzessive zugunsten einer verbesserten Rentabilität – und der Aktionäre – gehoben werden.

Dem geneigten Langfrist-Investor dürften sich auf dem aktuellen Kursniveau auch Chancen bieten, um an der weiteren Transformation der Gesellschaft zu partizipieren. Zwischenzeitliche Kursrückschläge in „nachrichtenarmen Zeiten“ sind in einem strukturell illiquiden Markt jedoch nicht auszuschliessen. Zuletzt wurden die Namenaktien der Biella-Neher Holding AG zu 4‘100 CHF auf OTC-X gehandelt (Kurs vom 25. Augst 2016). Aus unserer Sicht überwiegen die (längerfristigen) Chancen die Risiken.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft. 

 

WIR Bank: Zinserfolg legt im 1. Semester um 8% zu, Gewinn mehr als verdoppelt – Gedrosseltes Hypo-Wachstum

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Investitionen in neue Projekte und Kampagnen, wie die "KMU und du?"-Anlässe (im Bild Luzern) haben den Geschäftsaufwand der WIR Bank ansteigen lassen. Bild: www.kmu-und-du.ch
Investitionen in neue Projekte und Kampagnen, wie die "KMU und du?"-Anlässe (im Bild Luzern) haben den Geschäftsaufwand der WIR Bank ansteigen lassen. Bild: www.kmu-und-du.ch
Investitionen in neue Projekte und Kampagnen, wie die „KMU und du?“-Anlässe (im Bild Luzern), haben den Geschäftsaufwand der WIR Bank ansteigen lassen. Bild: www.kmu-und-du.ch

Die Genossenschaft WIR Bank gehört mit ihrer eigenen Tauschwährung WIR zu den Exoten in der Schweizer Bankenlandschaft. Von der Bilanzsumme her kann sie allerdings mit den grossen Regionalbanken wie der Hypo Lenzburg oder der Bank Linth mithalten. Im ersten Semester 2016 stagnierte die Bilanzsumme der WIR Bank zwar, lag aber immer noch mit 5’188 Mio. CHF (- 0.5%) über der 5- Mrd.-CHF-Grenze. Hingegen konnten Geschäftserfolg (+ 39.1% auf 13.8 Mio. CHF) und Reingewinn (+ 115.5% auf 17.2 Mio. CHF) kräftig gesteigert werden, wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung bekannt gab.

Ausleihungen im Hypothekargeschäft stagnieren

Nachdem die Bank in 2015 noch durch ein starkes Volumenwachstum von über 10% bei den Ausleihungen aufgefallen war, stagnierten die Hypothekarvolumen sowohl in CHF (- 0.2%) als auch in der eigenen Währung WIR (- 0.2%). Dennoch entwickelte sich der Erfolg aus dem Zinsengeschäft sehr erfreulich. Dank eines deutlich niedrigeren Zinsaufwands von 11.8 Mio. CHF (- 17.7%) erreichte der Netto-Zinserfolg mit 29.7 Mio. CHF ein Plus von 8.4%. Im Kommissions- und Dienstleistungsertrag, der traditionell geprägt ist von den Kommissionen aus dem WIR-Geschäft, lag der Erfolg mit 12.1 Mio. CHF (- 2.8%) unter dem Wert der vergleichbaren Vorjahresperiode. Die Verluste aus dem Handelsgeschäft gingen deutlich zurück. 2015 wirkte sich noch die Aufhebung des EUR/CHF-Mindestkurses negativ auf das Ergebnis aus. Auch der übrige ordentliche Erfolg war rückläufig.

Investitionen lassen Geschäftsaufwand um 20% steigen

Auf der Kostenseite hinterliessen hingegen die Investitionen in neue Projekte deutliche Spuren. Sowohl der Personalaufwand (+ 11.0% auf 16.5 Mio. CHF) als auch der Sachaufwand (+ 37.6% auf 10.4 Mio. CHF) führten zu einem um 20% höheren Geschäftsaufwand von 26.9 Mio. CHF. Die kräftig gestiegenen Ausgaben begründet das Unternehmen mit einem strategischen Grossprojekt, welches das Komplementärwährungssystem WIR vereinfachen und digitalisieren soll. „Unsere Pipeline ist voll gefüllt mit Projekten“, lässt sich Germann Wiggli, der Vorsitzende der Geschäftsleitung der WIR Bank, in der Medienmitteilung zitieren. In einem der Projekte beschäftigt sich die WIR Bank intensiv mit der Digitalisierung und der digitalen Transformation. Im Rahmen der Initiative „KMU – und du?“ möchte die Bank ihren KMU-Kunden durch Anlässe in der ganzen Schweiz einen Zugang zu diesen Themen verschaffen.

Gewinnplus dank Liegenschaftsverkauf

Trotz des deutlich höheren Geschäftsaufwands ist es der WIR Bank in den erstens sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres gelungen, den Geschäftserfolg und auch den Reingewinn deutlich zu steigern. Beim Geschäftserfolg mit einem Plus von 39.1% auf 13.8 Mio. CHF half der Rückgang der Wertberichtigungen um 64%. Beim Reingewinn (+ 115.5% auf 17.2 Mio. CHF) profitierte die Bank von einem ausserordentlichen Erfolg aus dem Verkauf einer nicht mehr benötigten Liegenschaft, der das Ergebnis um 5.7 Mio. CHF verbesserte.

Einen Erfolg konnte die WIR Bank auch in der Refinanzierung erreichen. 35 Mio. CHF holte sie über die Emission einer gemeinsamen Anleihe mit der Emissionszentrale für kleine und mittelgrosse Finanzinstitute (Efiag), welche Ende 2014 unter Federführung der WIR Bank ins Leben gerufen worden war. Im Gegenzug reduzierten sich die Verpflichtungen gegenüber Banken um 36%. Über eine Kapitalerhöhung stärkte die WIR Bank zudem ihr Eigenkapital und erhöhte die Eigenkapitalquote (BIZ-Ratio) auf 15.8%.
Künftig will die genossenschaftlich organisiert Bank auch im Bereich der Privatkunden wachsen.

Ein erster Blick auf den Semesterabschluss der WIR Bank zeigt, dass der „Euroschock“, welcher das Vorjahresergebnis prägte, verdaut ist. Hinzu kommt, dass die Bank nach dem kräftigen Ausleihungswachstum im letzten Jahr offenbar auf die Bremse getreten ist. Der Wachstumskurs der Vorjahre spiegelt sich dennoch positiv im steigenden Netto-Zinserfolg wider. Angesichts der zahlreichen Herausforderungen im Banking hat die WIR Bank eine offensive Strategie eingeschlagen und investiert in Zukunftsprojekte, statt wie einige andere Institute auf der Kostenbremse zu stehen. Kurzfristig werden diese Projekte die Erfolgsrechnung belasten. Mittelfristig sollten so jedoch wieder steigende Erträge in bestehenden (z.B. Währung WIR) und neuen Geschäftsfeldern erzielt werden können. Die Genossenschaftsanteile der WIR Bank werden ausserbörslich auf der OTC-X Plattform zu Kursen um die 427 CHF gehandelt. Gemessen an klassischen Kennzahlen wie dem Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) bzw. dem KGV auf der Basis des Geschäftserfolgs sind die Papiere eher hoch bewertet. Attraktiv erscheint nach wie vor die Rendite – eine gleichbleibende Ausschüttung von 10 CHF je Anteilsschein vorausgesetzt – von 2.3%.

Für langfristig orientierte Anleger, die einen Bezug zur WIR Bank haben und mit Kursschwankungen leben können, ist der Anteilsschein der WIR Bank im aktuellen Niedrigzinsumfeld nach wie vor eine gute Alternative zu anderen Anlagen. Sollten sich die zahlreichen in der Pipeline der WIR Bank befindlichen Projekte erfolgreich entwickeln, sind auch höhere Kurse denkbar. Allerdings benötigt der Anleger hier etwas Geduld.

Caran d’Ache: Nach Jubiläumsjahr steht Umzug der Produktion an, neuer Standort gesucht – Hohe stille Reserven in der Bilanz?

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Die Produktpalette von Caran d'ache umfasst auch luxuriöse Kollektionen von Schreibgeräten. Quelle: Caran d'Ache SA
Die Produktpalette von Caran d'ache umfasst auch luxuriöse Kollektionen von Schreibgeräten. Quelle: Caran d'Ache SA
Die Produktepalette von Caran d’Ache umfasst auch luxuriöse Schreibgeräte-Kollektionen. Quelle: Caran d’Ache SA

Der Schreibwarenhersteller Caran d’Ache SA feierte im 2015 sein 100-jähriges Bestehen. Wie das Unternehmen in seinem Geschäftsbericht schreibt, mussten verschiedene grössere Massnahmen durchgeführt werden, um die Wachstumsziele aufrechterhalten zu können. Zusätzlich zur Lancierung neuer Produkte und Geburtstagskollektionen wurden neue, moderne technische Einrichtungen erworben. Zudem führte Caran d’Ache zahlreiche VIP-Anlässe am Firmensitz durch. Während des Sommers wurden die Produkte des Unternehmens im Kunsthaus Interlaken ausgestellt. Im 2015 eröffnete das Unternehmen drei neue Boutiquen in Berlin, Tokyo und Bukarest. Zudem wurde die globale Expansion mit den Markteintritten in Iran und Asien vorangetrieben. Insbesondere vom Iran erhofft sich Caran d’Ache-Präsidentin Carole Hübscher grosses Potenzial, wie die Handelszeitung im Mai berichtete.

Jubiläumsjahr mit Wachstum

Caran d’Ache konnte im 2015 die Umsätze aus Produktverkäufen und Services gegenüber dem Vorjahr um 1.6% auf 58.3 Mio. CHF erhöhen. Auf der Kostenseite stellten die Personalkosten mit 26.8 Mio. CHF nach 26 Mio. CHF im Vorjahr die grösste Position dar. Wegen der höheren Umsätze mussten die Arbeitszeiten der Mitarbeiter verlängert werden, wie das Unternehmen im Geschäftsbericht schreibt. Auch wurde der Personalbestand von 278 Vollzeitstellen auf 292 ausgebaut. An zweiter Stelle der Ausgaben stehen die sonstigen Geschäftsaufwendungen, die gegenüber dem Vorjahr deutlich um 1.2 Mio. CHF respektive 7.6% auf 17.4 Mio. CHF anschwollen. Hierin enthalten sind die Marketingaufwendungen, die im Zusammenhang mit dem Jubiläum um 0.8 Mio. CHF auf 8 Mio. CHF erhöht wurden. Um 0.4 Mio. CHF auf 5.1 Mio. CHF stiegen die betrieblichen Kosten an, während die Verwaltungskosten gegenüber dem Vorjahr um 1% auf 4.3 Mio. CHF sanken. Ebenfalls einen leichten Rückgang um 0.4% auf 13.3 Mio. CHF verbuchte Caran d’Ache bei den Warenkosten. Im Ergebnis resultierte ein deutlicher Anstieg des EBITDA (Betriebsgewinn vor Zinsen und Abschreibungen) von 68% auf 0.9 Mio. CHF. Nach den um 0.6 Mio. CHF auf 1.1 Mio. CHF erhöhten Sachabschreibungen resultierte ein negatives EBIT von 0.2 Mio. CHF nach einem knapp positiven Ergebnis von 60’000 CHF im Vorjahr. Auf der Einnahmenseite weist das Unternehmen in den erwähnten Zahlen nicht enthaltene Finanzerträge in Höhe von 0.4 Mio. CHF nach 0.7 Mio. CHF im Vorjahr aus. Ergänzt wird die Einnahmenseite durch ausserordentliche Erträge in Vorjahreshöhe von 0.2 Mio. CHF. Hierbei handelt es sich um abgeschriebene Forderungen, die noch eingebracht werden konnten und Einkünfte aus früheren Jahren. Auf der Aufwandseite fielen keine ausserordentlichen Kosten mehr an. Diese betrugen im Vorjahr noch 0.3 Mio. CHF. So resultierte unter dem Strich ein Reingewinn von 69’000 CHF, was gegenüber dem Vorjahreswert von 350’000 CHF einem Minus von 80.5% entspricht.

Höherer Auftragsbestand

Per Jahresende 2015 wies Caran d’Ache einen gegenüber dem Vorjahr leicht höheren Auftragsbestand aus, der nicht näher beziffert wird. Für die nahe Zukunft steht der Bau eines neuen Produktionsstandorts auf der Agenda. Der bisherige Firmenstandort wurde vor über 42 Jahren erstellt und kommt allmählich in die Jahre. Die Anforderungen an die Forderungen des Energiegesetzes des Kantons Genf werden nicht mehr erfüllt. Zugleich ist die Zufahrt zum aktuellen Standort wegen der unzureichenden Investitionen in den Strassenbau in Genf schwierig. Ein weiterer belastender Faktor stellt der veränderte Quartierplan für Thônex dar, in dem sich der Firmensitz befindet. Im Hinblick auf diese Situation hat der Verwaltungsrat mehrere Varianten geprüft, zu denen auch die Suche nach einem neuen Standort im Kanton Genf gehört. Diese Variante kommt zum Zug, sofern die finanziellen und steuerlichen Erfordernisse unter einen Hut gebracht werden können. Zu der geplanten Investitionssumme werden keine Zahlen genannt.

Die Geschäftszahlen von Caran d’Ache fallen insgesamt durchschnittlich aus. Wegen der sehr restriktiven Berichterstattung des Unternehmens, die lediglich nach den wenig aussagekräftigen Vorschriften des Obligationenrechts erfolgt, sind die Zahlen mit einem grossen Unsicherheitsfaktor belastet. Insbesondere bei den Abschreibungen ist es sehr wahrscheinlich, dass diese die betrieblich notwendigen Werte deutlich übersteigen und die Höhe sich jeweils am erwirtschafteten Betriebsgewinn ausrichtet. Eine Bewertung der Gesellschaft ist daher nur sehr rudimentär möglich. Dies wird von der Unternehmensleitung, welche den tatsächlichen Wert kennt, in Kauf genommen. Aktionäre, die detailliertere Auskünfte wünschen, werden mit dem Hinweis auf mögliche Konkurrenten der Gesellschaft abgewiesen. Die Gesellschaft dürfte über sehr hohe stille Reserven verfügen, die nur erahnt werden können.

Ein Indiz ist etwa der Wert der Sachanlagen, die mit 3.2 Mio. CHF bilanziert werden. Zu diesen hinzu kommt das Finanzanlagevermögen von 2.7 Mio. CHF. Neben den Sachanlagen besitzt die Gesellschaft per 31.12.2015 liquide Mittel in Höhe von 12.8 Mio. CHF. Lediglich bei den liquiden Mitteln kann davon ausgegangen werden, dass deren bilanzieller Wert dem tatsächlichen Wert entspricht. Bei den Sachanlagen ist indessen zu vermuten, dass diese deutlich mehr wert sind. Selbst unter der Annahme, dass die Produktionsanlagen komplett ersetzt werden müssen, ist der Preis des Anlagevermögens deutlich höher anzusetzen. Insbesondere der Wert des Grundstücks, das dem Unternehmen gehört, dürfte den ausgewiesenen Wert der Sachanlagen markant übersteigen und sicherlich in der Grössenordnung eines zweistelligen Millionenbetrags liegen. Möglicherweise kommt dessen Wert bei der Aufgabe der Produktion am aktuellen Standort zum Vorschein, so dass zumindest ein Teil der Reserven bekannt wird. Selbst in diesem Fall dürfte es für die freien Aktionäre nicht möglich sein, den Wert zu realisieren.

Das Aktienkapital von 1.9 Mio. CHF ist in drei verschiedene Titelkategorien eingeteilt: 736 Namenaktien D im Nennwert von 1’000 CHF, in 3’456 Namenaktien C im Nennwert von 250 CHF und in 3’000 Namenaktien B im Nennwert von 100 CHF. Die Titel D und C sind in festen Händen und können nicht gehandelt werden. Einzig die Namenaktien B sind auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) handelbar. Die nur selten gehandelten Aktien gingen letztmalig zu einem Kurs von 13’500 CHF um. Aktuell werden die Aktien zu Geldkursen von 10’000 CHF gesucht und zu Briefkursen von 13’500 CHF angeboten. Auf der Basis der Kennzahlen des Geschäftsberichts, die nur mit grosser Vorsicht zur Bewertung herangezogen werden können, erscheinen die Papiere sehr teuer. So liegt etwa das KGV im Bereich von über 3’000. Auch das in der Finanzbranche als wichtige Kennzahl angesehene Verhältnis Enterprise Value zum EBITDA signalisiert mit 290 eine massive Überbewertung. Wenig attraktiv mit knapp 1% fällt ebenfalls die Dividendenrendite aus. Auch der Buchwert von nur knapp 590 CHF unterschreitet den Kurs massiv. Einzig der unserer Einschätzung nach sehr hohe, aber nicht bezifferbare Substanzwert der Titel könnte den hohen Kurs rechtfertigen. Erst mit einer transparenteren Rechnungslegung könnten die Titel zu einer interessanten Anlagemöglichkeit werden. Zumindest mittelfristig ist dies jedoch nicht zu erwarten.

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