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Marc Gitzinger, CEO BioVersys: «Ein erfolgreicher Börsengang erfordert nicht nur Fachwissen und Planung, sondern auch viel Beharrlichkeit»

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Dr. Marc Gitzinger ist CEO und Mitgründer von BioVersys. Er verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Biotech-Industrie. Gitzinger gründete das Unternehmen als Spin-off der Universität Zürich im Bereich der antimikrobiellen Resistenz (AMR) und baute dieses zu einem Unternehmen mit mehreren Wirkstoffkandidaten im klinischen Stadium aus. Bild: zvg
Dr. Marc Gitzinger ist CEO und Mitgründer von BioVersys. Er verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Biotech-Industrie. Gitzinger gründete das Unternehmen als Spin-off der Universität Zürich im Bereich der antimikrobiellen Resistenz (AMR) und baute dieses zu einem Unternehmen mit mehreren Wirkstoffkandidaten im klinischen Stadium aus. Bild: zvg

Am 7. Februar war der erste Handelstag des Börsen-Debütanten BioVersys an der SIX. Das Schweizer Biotech-Unternehmen ist ein Spin-off der ETH Zürich und hat sich zu einem weltweiten Innovationsführer im Kampf gegen tödliche Pathogene entwickelt, wie sie in Hospitälern oder Kriegs- und Katastrophengebieten vermehrt auftreten. BioVersys konzentriert sich auf antibiotikaresistente Keime – eine der grössten Gefahren unserer Zeit.

Im Interview mit schweizeraktien.net spricht CEO Marc Gitzinger über Chancen und Risiken, Fortschritte und Rückschlagsgefahren und benennt die weiteren Meilensteine des Unternehmens bis zu den ersten Marktzulassungen und dem Erreichen der Gewinnschwelle. Bereits Anfang Februar erschien die IPO-Analyse zu BioVersys auf schweizeraktien.net.

Glückwunsch zum gelungenen IPO an der SIX, Herr Gitzinger! Es war ja der erste Börsengang in der Schweiz in diesem Jahr und seit Jahren der erste eines Biotech-Unternehmens. Was war Ihr Erfolgsrezept?

Marc Gitzinger: Vielen Dank. Der Schlüssel zu unserem erfolgreichen Börsengang liegt vor allem in unseren «Assets» – unseren beiden Produktkandidaten BV100 und Alpibectir, die sich bereits in fortgeschrittenen klinischen Entwicklungsstadien befinden und durch vielversprechende Daten überzeugen. Hinzu kommen unsere beiden firmeneigenen Plattformen, mit denen wir kontinuierlich neue Projekte und Produktkandidaten entwickeln können, ohne diese extern einlizenzieren zu müssen. Ein gutes Beispiel dafür sind BV200 und BV500, die sich bereits in der präklinischen Entwicklung befinden und ebenfalls grosses Potenzial zeigen.

Neben dem soliden Fundament, was bei Biotech Unternehmen immer in den Daten der Produktkandidaten liegt, denke ich, konnte auch unsere Geschichte überzeugen: BioVersys adressiert eine der grössten medizinischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, Antibiotikaresistenz. Das geht im Endeffekt uns alle etwas an, denn ohne Zugang zu wirksamen Antibiotika verlieren wir Jahrzehnte an medizinischem Fortschritt. Mit BV100 behandeln wir schwere Krankenhausinfektionen, welche durch Acinetobacter baumannii verursacht werden, und mit Alpibectir fokussieren wir auf Tuberkulose. Beide Krankheitserreger sind von der WHO unter den drei Krankheitserregern der höchsten Prioritätsstufe gelistet.

Wie ist BioVersys mit dem schwer greifbaren IPO-Fenster umgegangen?

Hier war eine gründliche Vorbereitung durch unser Team entscheidend. Ein erfolgreicher Börsengang erfordert nicht nur Fachwissen und Planung, sondern auch viel Beharrlichkeit – und natürlich ein wenig Glück beim Timing. Wenn sich das Zeitfenster öffnet, muss man bereit sein – und genau das waren wir gemeinsam mit unseren Partnern.

Was können Sie zu den Investoren sagen? Wie sind die Anteile privater und institutioneller Anleger? Wie viele Prozent der platzierten Aktien halten nun Anleger ausserhalb der Schweiz?

Historisch gesehen hat das Unternehmen eine solide Unterstützung von Schweizer Investoren. Ganz am Anfang sind wir mit Privatinvestoren und Family Offices gestartet. Im Laufe der Zeit kamen dann erste institutionelle Venture Funds hinzu, wie z.B. der AMR Action Fund, ein sektorspezifischer Fonds, und GSK, ein grosses pharmazeutisches Unternehmen. Die guten Ergebnisse unserer klinischen Phase-2-Studie für BV100 in Verbindung mit dem Börsengang machten BioVersys zu einem attraktiven Angebot für grössere institutionelle Anleger wie UBS AM und Candriam, wie auch an der SIX veröffentlicht. Zusammenfassend sind wir der Meinung, dass wir eine gute Mischung aus Privatanlegern haben, die das Unternehmen seit den Anfängen unterstützen, und grossen institutionellen Anlegern.

«Ganz am Anfang sind wir mit Privatinvestoren und Family Offices gestartet»

Bei jungen innovativen Unternehmen ist es ja vor dem Erreichen der Gewinnschwelle meist so, dass nach der Kapitalerhöhung gleichzeitig vor der nächsten Kapitalerhöhung heisst. Wie steht es um den weiteren Kapitalbedarf von BioVersys?

Mit dem Erlös aus dem Börsengang sind wir finanziell solide aufgestellt und sehen uns gut gerüstet, um BV100, unseren am weitesten fortgeschrittenen Produktkandidaten, erfolgreich zur Zulassung zu bringen. Die Entwicklung von Alpibectir erfolgt gemeinsam mit unserem Partner GSK, was unsere Ressourcen zusätzlich entlastet. Darüber hinaus konnten wir in der Vergangenheit mehrfach von zusätzlichen Förderprogrammen aus der EU, den USA, aber auch der Schweiz profitieren, die speziell für die Entwicklung von neuen Antibiotika gedacht sind.

Seit dem IPO bewegt sich der Aktienkurs um den Emissionspreis von 36 CHF. Chart: six-group.com

Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist zudem unsere schlanke Unternehmensstruktur. Wir legen grossen Wert darauf, verantwortungsvoll mit dem Kapital unserer Investoren umzugehen, um unsere kommunizierten Ziele zu erreichen.

Der Gang an die Börse eröffnet ein neues Kapitel in der Unternehmensgeschichte. Was sind die nächsten Meilensteine auf Ihrem Weg?

Unser vorrangiges Ziel ist es, unsere beiden klinischen Kandidaten BV100 und Alpibectir so schnell wie möglich zur Marktreife zu bringen. Damit möchten wir Patienten, die an antibiotikaresistenten Infektionen leiden, dringend benötigte neue Therapiemöglichkeiten bieten. Parallel dazu werden wir unsere Pipeline gezielt weiter ausbauen, um innovative Lösungen gegen antibiotikaresistente Erreger voranzutreiben.

Konkret ist der nächste wichtige Meilenstein der Start unserer geplanten klinischen Phase-3-Studie für BV100. Für Alpibectir konnten wir ja schon die nächste klinische Phase 2 Studie lancieren. Natürlich arbeiten wir am kontinuierlichen Ausbau unserer Partnerschaften und Förderprogramme, die unsere Innovationskraft weiter stärken.

Tuberkulose (TB) ist eine schreckliche Infektionskrankheit, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgreich zurückgedrängt wurde. Inzwischen stellt TB jedoch wieder ein gravierendes Problem dar, wie der aktuelle Ausbruch in Kansas und die Ausbreitung in den Kriegsgebieten zeigen. TB respektive TB-bezogene Keime stehen bei BioVersys im Fokus. Wie bewerten Sie die aktuellen Entwicklungen?

Das haben Sie sehr treffend beschrieben – genau aus diesem Grund zählt Tuberkulose zu den drei globalen Prioritäten der WHO. Wir bei BioVersys haben uns gezielt auf jene Krankheitsbereiche fokussiert, die besonders schwerwiegende Folgen für die betroffenen Patienten haben und gleichzeitig durch eine hohe Resistenz gegenüber bestehenden Antibiotika gekennzeichnet sind.

«Tuberkulose zählt zu den drei globalen Prioritäten der WHO»

Neben TB gehören auch besonders sogenannte gram-negative Krankenhauskeime zu den Bakterien, die durch ihre Resistenz gegen herkömmliche Antibiotika sehr gefährlich sind.  Neben den beschriebenen TB Ausbrüchen sind auch Bakterien wie Acinetobacter ein riesiges Problem, hier gab es z.B. im Unispital Zürich einen dokumentierten Ausbruch im Jahr 2022. Mit unseren Wirkstoffkandidaten setzen wir uns gezielt dafür ein, dieser Bedrohung entgegenzuwirken und betroffenen Patienten neue Hoffnung zu bieten.

TB ist ja auch eine Kriegsseuche. Wie sehen Sie die Gefahren?

Tuberkulose ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch Mycobacterium tuberculosis verursacht wird und vor allem die Lunge befällt, aber auch z.B. Hirnhautentzündungen verursachen kann. TB ist nicht nur eine «Kriegsseuche». Tatsächlich tragen ca. 20% bis 30% der Weltbevölkerung TB Bakterien in sich. Zum Glück bricht die Krankheit aber nicht bei allen aus. Besonders für einen Ausbruch oder eine neue Ansteckung mit TB gefährdet sind Menschen mit schwachem Immunsystem z.B. durch andere Krankheiten oder Krebsbehandlungen, durch Armut oder eben auch durch hygienische Zustände in Kriegsgebieten.

Bitte erläutern Sie in diesem Zusammenhang den interessierten Lesern auch kurz den Terminus Iraqibacter und wie er entstanden ist.

Der Begriff Iraqibacter bezieht sich auf das Bakterium Acinetobacter baumannii, das in Verbindung mit Kriegsschauplätzen – insbesondere während des Irakkriegs – bekannt wurde. Acinetobacter baumannii ist ein opportunistisches Bakterium, das in Boden und Wasser vorkommt und normalerweise nicht direkt für gesunde Menschen gefährlich ist. In Krankenhäusern und bei immungeschwächten Patienten kann es jedoch gefährliche Infektionen verursachen. Während des Irakkriegs infizierten sich zahlreiche verwundete Soldaten mit diesem Erreger, was zur Bezeichnung «Iraqibacter» führte. Acinetobacter baumannii tauchte dann vermehrt in US-Militärkrankenhäusern auf. Soldaten, die aus dem Kriegsgebiet evakuiert wurden, brachten den Erreger in die Kliniken, wo er aufgrund seiner Antibiotikaresistenz erhebliche Probleme verursacht. Derzeit gibt es leider ähnliche Berichte aus der Ukraine.

Die WHO und andere supranationale Gesundheitsinstitutionen haben den sogenannten ESKAPE-Pathogenen den höchsten Prioritätsstatus verliehen. Warum die Dringlichkeit?

Die sogenannten ESKAPE-Pathogene wurden von der WHO und anderen internationalen Gesundheitsorganisationen als besonders bedrohlich eingestuft, da sie zu den weltweit gefährlichsten und am schwierigsten zu behandelnden Krankenhauskeimen zählen.

Die WHO Liste mit den aktuellen Programmen zur Bekämpfung von bakteriellen Infektionskranheuiten. Abb. WHO

Der Begriff ESKAPE ist ein Akronym und steht für sechs hochresistente Bakterienarten. Die Dringlichkeit ergibt sich aus der Kombination mehrerer Faktoren. Da ist zunächst die Multiresistenz der ESKAPE-Keime gegenüber vielen gängigen Antibiotika. Sie lassen sich daher oft nur schwer oder gar nicht behandeln. Dazu kommt die hohe Aggressivität dieser Bakterien. Sie verursachen oft lebensbedrohliche Infektionen, insbesondere bei geschwächten Patienten oder im Zusammenhang mit intensivmedizinischen Massnahmen. Der dritte wesentliche Faktor ist die Verbreitung in Krankenhäusern. Aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber Desinfektionsmitteln und ihrer Fähigkeit, in Krankenhausumgebungen zu überleben, stellen sie eine erhebliche Bedrohung für Patienten und Gesundheitssysteme dar.

Die wachsende Antibiotikaresistenz gefährdet nicht nur die Behandlung klassischer Infektionen, sondern bedroht auch den Erfolg moderner medizinischer Verfahren wie Operationen, Organtransplantationen und Chemotherapien, die auf wirksame Antibiotika angewiesen sind.

Können Sie einige Zahlen dazu geben?

Infektionen durch ESKAPE-Keime und Tuberkulose fordern weltweit jährlich 1.3 Millionen Menschenleben und sind zudem mit über 5 Millionen Todesfällen assoziiert. Resistente Infektionen üben durch verlängerte Behandlungszeiten und Kosten enormen Druck auf Gesundheitssysteme aus. Ohne wirksame neue Antibiotika und konsequente Hygienemassnahmen könnte diese Entwicklung Krankheiten wieder aufleben lassen, die in der Vergangenheit als überwunden galten. Die Einführung von Penicillin hat die Lebenserwartung der Menschen global signifikant beeinflusst, diese Medikamente zu verlieren, ist keine Option.

Genau deshalb geniesst die Bekämpfung dieser Pathogene höchste Priorität bei der WHO und anderen führenden Gesundheitsinstitutionen. Der dringende Bedarf an innovativen, neuen Antibiotika ist eine der grössten Herausforderungen der modernen Medizin – und zugleich eine grosse Verantwortung für Unternehmen wie BioVersys, die gezielt neue Antibiotika gegen diese Bedrohung entwickelt.

Und was bedeutet das für BioVersys?

Für BioVersys bietet sich hier eine interessante Gelegenheit. Wir zählen zu einer der führenden Firmen weltweit, die neue Antibiotika entwickeln. Somit sind wir gut positioniert, um gegen diese wachsende Bedrohung für die moderne Medizin Lösungen anzubieten.

«Wir zählen zu einer der führenden Firmen weltweit, die neue Antibiotika entwickeln»

Mit BV100, unserem am weitesten fortgeschrittenen Wirkstoff, der schon bald in die Phase-3-Studie überführt werden soll, adressieren wir gezielt das «A» in ESKAPE – den gefährlichen Erreger Acinetobacter baumannii. Dieser zählt ebenfalls zu den Top 3 Prioritäten der WHO und stellt insbesondere für immungeschwächte Patienten und in Krankenhausumgebungen eine gravierende Gefahr dar.

Mit Alpibectir entwickeln wir einen neuen Wirkstoff gegen Tuberkulose, zusammen mit unserem Partner GSK. Tuberkulose ist noch immer die Infektionskrankheit, die jährlich am meisten Todesopfer weltweit fordert, noch vor Malaria oder HIV.

Die Trump Administration hat vor kurzem die National Institutes of Health (NIH) angewiesen, keine weiteren medizinischen Studien mehr zu registrieren, die gefördert werden sollen, und sogar die laufenden Prozesse unterbrochen, obwohl Bundesrichter dagegen vorgegangen sind. Weiterhin wurden viele Direktoren gefeuert. Könnte BioVersys von den Verwerfungen auch betroffen werden?

Wir erleben sicher derzeit eine spannende Phase des Umbruchs in den USA, in der die derzeitige US-Administration erst einmal alles genau prüft und teilweise etwas unorthodox drastische Massnahmen beschlossen hat, bevor man sieht, wie es weitergeht. Derzeit ist die BioVersys aber nicht direkt betroffen, und auch die US-Förderprogramme zur Antibiotikaforschung laufen derzeit nach unsrem Kenntnisstand alle weiter. Wir beobachten die Situation natürlich aufmerksam, wollen aber auch festhalten, dass ein neues Antibiotikum für Generationen von Menschen in der Zukunft wichtig ist und unser Geschäft sich auch nicht durch kurzfristige politische Richtungswechsel auf den Kopf stellt.

Die 1961 von US-Präsident John F. Kennedy gegründete Hilfsorganisation USAid war nach Angaben der UN 2024 für 40% der weltweiten Hilfsleistungen verantwortlich, darunter Katastrophenhilfe, Impfprogramme und AIDS-Hilfe. Seit 20. Januar ist fast alles geblockt. Tausende Mitarbeiter wurden entlassen. Wie könnten die weltweiten Folgen mit Blick auf Epidemien ausfallen?

Das ist in der Tat eine rhetorische Frage – und die möglichen Folgen sind besorgniserregend. Gerade in Zeiten wachsender globaler Gesundheitsrisiken ist es entscheidend, dass innovative Behandlungslösungen vorangetrieben werden und Menschen in Not Zugang zu Medikamenten erhalten. Hier hat unter anderem USAid sehr viel bewirkt. Gerade Infektionskrankheiten können sich unbehandelt schnell ausbreiten und erheblichen Schaden anrichten. Wir sind davon überzeugt, dass es in unserer Verantwortung liegt, wirksame und sichere Medikamente zu entwickeln und Menschen weltweit Zugang zu diesen Medikamenten zu ermöglichen. Alles andere ist schlicht unethisch.

Die FDA ist ja für die Zulassung neuer Therapeutika von grösster Bedeutung. Wie die Seuchenschutz-Behörde CDC und andere Healthcare Institutionen steht die FDA im Auge des Sturms. Leitende Mitarbeiter kündigen oder werden entlassen. Besteht nicht die Gefahr, dass das komplexe Zusammenspiel der Behörden und der sonstigen an der Neuzulassung von Therapeutika Beteiligten dysfunktional wird, was auch BioVersys betreffen würde?

Wie sie schon sagen, würde dies nicht nur die BioVersys betreffen, sondern alle, allen voran die Bevölkerung der USA. Derzeit gibt es sehr viel mediale Aufmerksamkeit bei diesem Thema, allerdings arbeiten wir bis anhin sehr gut mit der FDA und anderen regulatorischen Behörden auf der ganzen Welt zusammen. Ich denke nicht, dass die FDA in den USA unter der jetzigen US-Administration zusammenbrechen wird.

Das Problem der Antibiotikaresistenz wird weltweit immer akuter, und dies wird auch von Politikern aller Parteien weltweit anerkannt. Unter anderem ist dies in den Abschlussberichten aller G7-Treffen der letzten Jahre klar hervorgehoben.

Unter der Annahme, dass das Zulassungs-Prozedere in den USA, dem weltweit wichtigsten Gesundheitsmarkt, normal weiter funktioniert, wann ist dann mit den Zulassungen Ihrer ersten beiden Therapeutika zu rechnen? Und wann mit dem Break-even?

Wir rechnen mit der Marktzulassung für BV100 voraussichtlich Anfang 2028 in den USA. Unser zweiter Kandidat, Alpibectir, befindet sich noch in einem etwas früheren Stadium der klinischen Entwicklung und tritt noch nicht in die Phase-3-Studie ein. Daher wird hier die Marktzulassung erst zu einem späteren Zeitpunkt kommen. Derzeit gehen wir von einem möglichen Break-even ca. 2 bis 3 Jahre nach Markteinführung aus.

«Wir rechnen mit der Marktzulassung für BV100 voraussichtlich Anfang 2028 in den USA»

Blicken wir noch auf Ihre weiteren Kandidaten in der Pipeline? Was können Sie dazu sagen?

Wir haben in der BioVersys zwei «in-house» Technologieplattformen: Die erste Plattform ist unsere TRIC-Technologie (Transcriptional Regulator Inhibitory Compounds). Sie zielt darauf ab, die Transkriptionsregulatoren von Bakterien zu hemmen und dadurch verschiedene Stoffwechselwege in Bakterien zu beeinflussen. Wir können z.B. die Produktion von bakteriellen Toxinen stoppen oder die Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika erhöhen – ein innovativer Ansatz, um schwer behandelbare Infektionen zu bekämpfen.

Die zweite Plattform ist unsere Ansamycin-Chemieplattform, die sich auf die Entwicklung von Ansamycin-Derivaten konzentriert. Diese zielen auf die bakterielle RNA-Polymerase ab und sollen Resistenzen überwinden. Besonders im Bereich der nicht-tuberkulösen Mykobakterien (NTM) eröffnet diese Plattform neue therapeutische Möglichkeiten. Auf Basis dieser Plattformen entwickeln wir zwei vielversprechende präklinische Kandidaten.

Bitte gehen Sie ruhig tiefer und beleuchten die Details der Kandidaten.

BV200 basiert genau wie Alpibectir auf der TRIC-Technologie und zielt darauf ab, die Toxinproduktion von Staphylococcus aureus zu unterbinden. Dieser Ansatz könnte nicht nur bei der Behandlung von Hautinfektionen, sondern auch zur Reduzierung von Entzündungen bei atopischer Dermatitis von grossem Nutzen sein. BV200 wird derzeit auch von Innosuisse über das Swiss Accelerator Programm unterstützt.

BV500 stammt genau wie BV100 aus unserer Ansamycin-Chemieplattform und zielt auf die Behandlung von NTM-Infektionen ab – ein Bereich mit erheblichem medizinischem Bedarf. BV500 wurde gezielt entwickelt, um Resistenzen zu überwinden und eine breite Wirksamkeit gegen NTM zu ermöglichen. Besonders erfreulich ist, dass wir unser BV500-Programm 2024 durch eine nicht verwässernde Finanzierung des CF AMR Syndicate stärken konnten. Zusätzlich sind wir dem EU-finanzierten RespiriNTM-Programm beigetreten, das uns weitere finanzielle Mittel für die Weiterentwicklung dieses vielversprechenden Projekts sichert. Mit diesen innovativen Plattformen und unseren Kandidaten BV200 und BV500 sehen wir uns gut aufgestellt, um bedeutende Fortschritte in der Bekämpfung schwer behandelbarer Infektionen zu erzielen.

Wie gestaltet sich die Kooperation mit Ihrem Big-Pharma Partner GSK?

Unsere Zusammenarbeit mit GSK verläuft äusserst konstruktiv und erfolgreich – ein aktuelles Beispiel dafür ist die kürzlich gemeinsam veröffentlichte Pressemitteilung zur Phase-2-Kombinationsstudie von Alpibectir, in der wir die Dosierung des ersten Patienten bekannt gegeben haben. Dieser wichtige Meilenstein unterstreicht die enge und vertrauensvolle Partnerschaft, die wir mit GSK seit nunmehr 10 Jahren pflegen.

«Unsere Zusammenarbeit mit GSK verläuft äusserst konstruktiv und erfolgreich»

Was unsere Kooperation besonders auszeichnet, ist die Tatsache, dass GSK nicht nur als strategischer Partner auftritt, sondern auch als Aktionär in BioVersys engagiert ist. Auch bei unserem erfolgreichen Börsengang hat GSK weiterhin aktiv die Beteiligung ausgebaut – ein starkes Zeichen des Vertrauens in unsere gemeinsame Vision und unsere wissenschaftliche Arbeit.

Was sind die grössten Risiken auf dem weiteren Weg von BioVersys? Und wie sieht das Best-Case-Szenario aus?

Nachdem wir wirklich sehr gute klinische Daten für BV100 und Alpibectir erzielt haben, konnten wir bereits einen Grossteil des Entwicklungsrisikos reduzieren. Bei Antibiotika liegt der Industriedurchschnitt für eine erfolgreiche Zulassung bei Start der Phase 3 bei 75%, dies ist im Pharmabereich überdurchschnittlich hoch. Neben den Entwicklungsrisiken ist vor allem für Biotech-Unternehmen auch die Finanzierung oft ein erhebliches Risiko. Dank unseres erfolgreichen IPOs konnten wir nun die nötige Finanzierung bis zur Zulassung unseres ersten Wirkstoffes BV100 auch absichern.

Worauf konzentriert BioVersys aktuell die Energien?

Als Unternehmen fokussieren wir sehr stark auf unsere Expertise im Antibiotikabereich, arbeiten mit realistischen Zielen und haben eine attraktive Pipeline an Produktkandidaten. Wir sind es gewohnt, transparent zu kommunizieren und arbeiten nun daraufhin, so schnell als möglich, unsere Wirkstoffe so vielen Patienten wie möglich zur Verfügung zu stellen.

Vielen Dank, Herr Gitzinger. Unsere Leser werden die vertieften Einblicke zu schätzen wissen.

Reussegg Holding: Einigung mit Nachbar erzielt

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Die Reussegg Holding betreibt den Business Hub Luzern. Bild: businesshub-luzern.ch
Die Reussegg Holding betreibt den Business Hub Luzern. Bild: businesshub-luzern.ch

In einem Aktionärsbrief schreibt die Immobiliengesellschaft Reussegg Holding, dass sie sich in Bezug auf ein Baugesuch auf dem Nachbargrundstück mit dem Besitzer geeinigt hat. Bis Anfang 2027 soll auf dem benachbarten Areal die neue Mercedes Garage «Lueg» ihren Betrieb aufnehmen.

Reussegg betreibt den Business Hub Luzern, eine Immobilie mit Büro- und Gewerbeflächen im Industriegebiet Ibach-Reussegg. Wie das Unternehmen in dem Brief weiter mitteilt, habe man nach diversen Verhandlungsrunden mit der Baurechtsnehmerin und Investorin Acama Immobilien AG nun Verträge abgeschlossen, welche die Interessen der Reussegg Holding wahren würden. Dabei gehe es um gegenseitige Grenz- und Näherbaurechte. Reussegg erhalte nach erteilter Baubewilligung dafür eine materielle einmalige Entschädigung.

Ausserdem teilte das Unternehmen seinen Aktionären mit, dass sich per Ende 2024 die Anzahl Aktionäre von 280 auf 187 reduziert habe. Die Konzentration im Aktionariat hat dazu geführt, dass nun 15 Aktionäre mit mehr als 99 Aktien rund 76% der Gesellschaft besitzen.

Die Aktien der Reussegg Holding werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 102 CHF für eine Aktie bezahlt. Die Generalversammlung findet am 25. Juni statt, der Geschäftsbericht wird am 22. April publiziert.

Vinicio Marsiaj, Lakefield Partners: «Wahre Expertise wird in herausfordernden Zeiten geformt»

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Lakefield Partners verfolgt einen vollständig quantitativen, systematischen und datenbasierten Anlageansatz. Durch den Einsatz ökonometrischer Modelle anstelle traditioneller Fundamentalanalysen eliminiert das Unternehmen emotionale Verzerrungen und Marktnarrative. So wird sichergestellt, dass jede Entscheidung diszipliniert, wiederholbar und auf die Maximierung langfristigen Wachstums bei vertretbarem Risiko ausgerichtet ist.

Die Lakefield Swiss Mid & Small Cap Equity Strategie, kürzlich mit dem Lipper Fund Award 2025 ausgezeichnet, ist als Schweizer und Luxemburger Fonds verfügbar. Das verwaltete Vermögen in der Strategie beträgt rund 70 Mio. CHF.

Portfoliomanager Vinicio Marsiaj verfügt über langjährige Erfahrung bei der UBS sowie als Portfoliomanager bei J.P. Morgan in New York. Er hält einen MBA der Wharton School der University of Pennsylvania sowie einen MSc in Quantitative Finance der ETH Zürich und ist CFA-Charterholder.

Herr Marsiaj, nichts verabscheuen die Kapitalmärkte so stark wie Unsicherheit. Jetzt schwanken die Märkte wegen der erratischen Zollpolitik von Donald Trump gehörig. Wie gehen Sie mit der Grosswetterlage an den Märkten um?

Vinicio Marsiaj: Finanzmärkte sind bekanntlich äusserst empfindlich gegenüber Unsicherheit, und unberechenbare politische Massnahmen können erhebliche Volatilität verursachen. Anstatt auf kurzfristige Marktschwankungen zu reagieren, setzen wir auf einen systematischen, datenbasierten Ansatz, der objektive Erkenntnisse über Spekulation stellt. Unser Anlageprozess basiert auf ökonometrischer Analyse, sodass Entscheidungen auf Fakten statt auf Narrativen beruhen.

Anpassungsfähigkeit ist entscheidend für den Umgang mit Marktturbulenzen. Wir bewerten Risiken kontinuierlich und passen unsere Exponierung dynamisch an – wir erhöhen sie, wenn Risiken angemessen vergütet werden, und reduzieren sie, wenn die Risiken die potenziellen Erträge übersteigen. Durch die Kombination aus datenbasierter Analyse und dynamischem Risikomanagement streben wir danach, Portfolios aufzubauen, die Unsicherheit standhalten und gleichzeitig Investoren für langfristigen Erfolg positionieren.

Ihr Fonds existiert seit über 10 Jahren. Gibt es eine Periode in der Geschichte Ihres Fonds, die Sie herausstreichen möchten?

Es wäre einfach, sich auf die Punkte zu konzentrieren, die starke Renditen erzielt haben, aber wir sind überzeugt, dass wahre Expertise in herausfordernden Zeiten geformt wird. Anstatt unsere besten Performance-Phasen hervorzuheben, möchten wir uns auf eine entscheidende Lektion fokussieren, die uns geholfen hat, volatile Märkte effektiver zu navigieren. Das Kalenderjahr 2022 – ein Jahr, das viele unserer Mitbewerber lieber vergessen würden – war aus unserer Perspektive ein Erfolg, gerade, weil wir die Lehren aus früheren Marktturbulenzen verinnerlicht hatten.

Jahre wie 2018 und 2020 waren besonders herausfordernd, geprägt von extremen Veränderungen in der Risikobereitschaft und im Verhalten von Aktien. Diese abrupten Wendungen unterstrichen die Bedeutung einer dynamischen Risikobewertung und der Anpassung der Exponierung an sich ändernde Marktbedingungen.

Diese Erfahrungen spielten eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung unseres Investmentprozesses, insbesondere in der Verfeinerung der Art und Weise, wie unser Modell die Risikobereitschaft an veränderte Marktbedingungen anpasst. Im Jahr 2022 ermöglichten uns diese Optimierungen, ein äusserst anspruchsvolles Marktumfeld mit Disziplin und Selbstbewusstsein zu navigieren. Während andere überrascht wurden, waren wir vorbereitet – ein Beweis dafür, dass ein robuster, datenbasierter und adaptiver Anlageansatz entscheidend für langfristigen Erfolg ist.

Der Lakefield Swiss Mid& Small Cap Equity hat mit 237% Kursgewinnen seit Bestehen die Benchmark SPIEX mit 182% deutlich übertroffen. Was sind die Pfeiler dieser erfolgreichen Performance?

Die starke Erfolgsbilanz des Lakefield Swiss Mid & Small Cap Equity Fund ist das Ergebnis eines strukturierten, datenbasierten Anlageprozesses, der darauf ausgelegt ist, Marktchancen zu identifizieren und zu nutzen. Anstatt uns auf subjektive Einschätzungen oder fundamentale Analysen zu verlassen, verwenden wir ökonometrische Modelle, um Aktien anhand ihrer historischen Renditemuster, Stabilität und ihres Beitrags zur Portfolio-Diversifikation zu bewerten.

Ebenso wichtig ist unser Bekenntnis zur Konsistenz. Indem wir emotionale Verzerrungen eliminieren und einem systematischen, wiederholbaren Prozess folgen, stellen wir sicher, dass unsere Anlageentscheidungen objektiv bleiben und auf langfristiges Wachstum ausgerichtet sind. Dieses disziplinierte Rahmenwerk hat es uns ermöglicht, ein Portfolio aufzubauen, das nicht nur Chancen nutzt, sondern auch Marktschwankungen effektiv standhält und langfristig starke Ergebnisse liefert.

Performance des Lakefield Swiss Mid & Small Cap Equity zur Benchmark seit Auflage. Quelle: lakefieldpartners.com

Lassen Sie uns nun zu Einzelpositionen in Ihrem Fonds kommen: zwei Ihrer vier grössten Positionen sind Bâloise und Helvetia Versicherungen. Ist eine eher defensive Strategie die Grundlage für den Fonds?

Um Ihre Frage mit einem Wort zu beantworten: nein. Unsere Strategie ist weder defensiv noch offensiv. Sie folgt keiner festen Risikoausrichtung. Stattdessen ist sie darauf ausgelegt, Risiko und Rendite systematisch und dynamisch auszubalancieren. Ein zentraler Faktor für den Mehrwert ist unsere Fähigkeit, die Risikoexponierung anzupassen: Wir gehen mehr Risiko ein als die Benchmark, wenn es die Marktbedingungen rechtfertigen, und reduzieren es, wenn dies nicht der Fall ist.

Bâloise und Helvetia spielen eine Rolle in diesem Balanceakt, sind jedoch nicht die zentralen Säulen des Fonds. Ihre Aufnahme spiegelt ihre Fähigkeit wider, zur Stabilität der Rendite beizutragen und Risiken im Gesamtportfolio zu begrenzen. Genauso wie wir Aktien mit starkem Wachstumspotenzial integrieren, berücksichtigen wir auch Positionen, die Resilienz bieten. So stellen wir sicher, dass das Portfolio sowohl anpassungsfähig bleibt als auch langfristig erfolgreich positioniert ist.

Ihre grösste Position ist Belimo. Was macht das Unternehmen für Sie interessant?

Genauso wie ein Kardiologe einem Patienten zuhört, sich letztlich aber auf objektive Daten eines Elektrokardiogramms (EKG) verlässt, blickt unser quantitativer Anlageprozess über Narrative hinaus und konzentriert sich auf das, was wirklich zählt: die Renditen. Das Verhalten einer Aktie sagt viel über die Gesundheit eines Unternehmens aus: Starke Renditen deuten auf Produktakzeptanz und Marktdurchdringung hin, Widerstandsfähigkeit in Abschwüngen signalisiert Preissetzungsmacht und eine starke Wettbewerbsposition, und geringe Volatilität spricht für eine konsistente Umsetzung und eine stabile Unternehmensführung.

Belimo erfüllt all diese Kriterien. Die konstante Performance des Unternehmens spiegelt seine führende Position in einer essenziellen Branche wider, während seine Widerstandsfähigkeit in turbulenten Märkten auf hohe Markteintrittsbarrieren und eine starke Marktstellung hinweist. Die Fähigkeit des Unternehmens, Innovationen voranzutreiben und sich an Markttrends anzupassen, sichert langfristiges Wachstumspotenzial. Ebenso wichtig ist das attraktive Diversifikationsprofil der Belimo-Aktie, das zu einem ausgewogenen Portfolio beiträgt, ohne übermässigen Marktschwankungen ausgesetzt zu sein.

Stark sind Sie auch im Flughafen Zürich investiert. Sehen Sie da weiteres Kurspotenzial?

Bei Lakefield Partners ist unser Anlageprozess darauf ausgelegt, Renditeprognosen auf Einzeltitelebene zu vermeiden. Die Komplexität der Finanzmärkte – geprägt durch Faktoren wie Marktvolatilität, unternehmensspezifische Risiken, regulatorische Veränderungen und globale Ereignisse – macht die Vorhersage der Rendite einer einzelnen Aktie äusserst schwierig.

Anstatt uns auf Renditeschätzungen zu verlassen, konzentrieren wir uns auf das gesamte Marktumfeld. Wir analysieren, ob die aktuellen Marktbedingungen risikofreudiges Verhalten begünstigen oder eine vorsichtigere Haltung erfordern.

Der Flughafen Zürich, wie alle unsere Positionen, wird im Kontext des übergeordneten Marktregimes bewertet. Wir analysieren seine Eigenschaften und wie er sich in unsere Strategie zur Balance von Risiko und Rendite im aktuellen Marktumfeld einfügt.

2025 haben Sie die Position Swatch neu aufgebaut. Zwar hat sich der Kurs wieder etwas von den Tiefstständen entfernt, aber die Performance lässt doch deutlich zu wünschen übrig. Was überzeugt Sie an Swatch?

Dies ist eine ausgezeichnete Frage, die einen wichtigen Aspekt unserer Anlagephilosophie hervorhebt: Unsere Modelle sind nicht darauf ausgelegt, kurzfristigen Gewinnern hinterherzujagen oder Aktien erst dann zu verkaufen, wenn sie bereits gefallen sind. Swatch ist ein perfektes Beispiel dafür.

Unser Ansatz basiert auf langfristiger Datenanalyse, nicht auf kurzfristigen Kursbewegungen. Wir bewerten den Beitrag einer Aktie zum Portfolio aus einer übergeordneten, systematischen Perspektive – mit Blick auf ihr Potenzial, Renditen zu stabilisieren und die Portfolio-Performance über die Zeit hinweg zu unterstützen. Swatch wurde trotz seiner jüngsten Underperformance von unseren Modellen als eine geeignete Position für die langfristige Stabilität und Wachstumsziele des Portfolios identifiziert.

Das quantitative Modell begann im Dezember 2024, Swatch aufzustocken, nachdem die Aktie im November um -10 % gefallen war. Dieser Zeitraum markierte das Ende einer Stabilisierungsphase für die Aktie, was sie zu einer attraktiven Gelegenheit machte. Ihr Potenzial, positiv zur Gesamtperformance des Portfolios beizutragen, war aus Risiko-Rendite-Perspektive klar erkennbar. Seitdem hat Swatch tatsächlich positiv zur Portfolio-Performance beigetragen – ein Beweis dafür, dass wir langfristigen Wert priorisieren, anstatt uns von kurzfristigen Schwankungen leiten zu lassen.

Aus Ypsomed sind Sie ausgestiegen. Vor welchem Hintergrund haben Sie diese Position geschlossen?

Die Entscheidung, unsere Position in Ypsomed zu veräussern, wurde ausschliesslich durch operative Faktoren bestimmt und steht im Einklang mit unserem disziplinierten, datenbasierten Ansatz. Im Rahmen unserer Strategie überwachen wir die Liquidität und Markttiefe der Aktien in unserem Portfolio genau, da das Schweizer Mid- und Small-Cap-Segment gelegentlich Phasen mit reduzierter Marktliquidität erleben kann.

Unser primäres Ziel ist es, dass die Anlageergebnisse aus der Qualität der von uns ausgewählten Unternehmen resultieren und nicht aus der Inanspruchnahme einer Illiquiditätsprämie. Mit anderen Worten: Die Performance unseres Portfolios soll auf soliden, fundamentalen Investments basieren und nicht auf der Fähigkeit, weniger liquide Aktien zu halten.

Diese Entscheidung unterstreicht unser Bekenntnis zu einem emotionslosen, systematischen Anlageprozess. Wir entwickeln keine emotionale Bindung an Positionen, sondern konzentrieren uns darauf, das Gesamtportfolio zu optimieren, indem wir rationale Entscheidungen auf Basis der aktuellen Marktbedingungen treffen.

Auch bei Burckhardt Compression sind Sie raus. Warum?

Ähnlich wie bei Ypsomed wurde der Ausstieg aus Burckhardt Compression durch eine Verschlechterung der Liquidität und der Handelsbedingungen bestimmt. Unser Anlageprozess legt grossen Wert auf Liquidität und Kosteneffizienz. Da die Marktbedingungen es zunehmend erschwerten, die Aktie effizient zu handeln oder im Portfolio zu repositionieren, kam unser Modell zu dem Schluss, dass es nicht mehr optimal war, die Position aufrechtzuerhalten.

Diese Entscheidung unterstreicht unser Bekenntnis zu einem effizienten Portfolio, das sich an veränderte Marktbedingungen anpasst und sicherstellt, dass jede Position unseren Zielen von Stabilität, Liquidität und langfristigem Wachstum entspricht.

Welche anderen Investments in Ihrem Portfolio möchten Sie positiv herausstreichen? Von welchen Aktiern lassen Sie die Finger?

Indem wir unserem systematischen und datenbasierten Ansatz treu bleiben, bevorzugen wir es, das gesamte Set unserer aktuellen Positionen im Portfolio hervorzuheben. Diese wurden gezielt ausgewählt und gewichtet, um unsere Ziele einer ausgewogenen Balance zwischen Risiko und Rendite zu erfüllen. Jede Aktie spielt eine wichtige Rolle in der Gesamtperformance des Portfolios – und genau diese ausgewogene Mischung ist der Schlüssel zu unserem langfristigen Erfolg.

Unser Ziel ist es, ein Portfolio zu schaffen, das Renditen maximiert und gleichzeitig das Risiko kontrolliert. Es geht nicht darum, dass eine einzelne Aktie heraussticht, sondern vielmehr darum, wie jede Position die anderen ergänzt, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

Mit welchem Motto machen Sie sich selbst und Ihren Mitarbeitenden Mut in diesen Zeiten?

In unsicheren Märkten sind Disziplin und Objektivität von grösster Bedeutung. Unser Leitprinzip ist einfach: Vertraue dem Prozess. Märkte durchlaufen Zyklen der Volatilität, doch indem wir unserem systematischen, datenbasierten Ansatz folgen, stellen wir sicher, dass jede Entscheidung auf Analyse basiert – und nicht auf Emotionen.

Diese Denkweise gilt auch für unser Team. Anstatt uns von kurzfristigem Marktlärm beeinflussen zu lassen, konzentrieren wir uns auf das, was wir kontrollieren können: eine gründliche Bewertung, ein dynamisches Risikomanagement und eine langfristige Perspektive. Durch die konsequente Anwendung unseres Anlageansatzes schaffen wir Stabilität in Zeiten der Unsicherheit und gewinnen das nötige Vertrauen, um auch herausfordernde Marktphasen erfolgreich zu meistern.

Letztlich sind wir überzeugt: Resilienz entsteht durch Vorbereitung, Erfolg durch Disziplin. Das ist es, was uns motiviert und fokussiert hält – unabhängig von den Schlagzeilen.

Herr Marsiaj, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Bonainvest Holding: Mieterträge steigen 2024 um 25% auf 16.8 Mio. CHF

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Überbauung der Bonainvest Gruppe in Münchenbuchsee. Bild: zvg
Überbauung der Bonainvest Gruppe in Münchenbuchsee. Bild: zvg

Die Immobiliengesellschaft Bonainvest Holding konnte im Geschäftsjahr 2024 ihren Betriebsertrag gegenüber dem Vorjahr um fast 45,2% auf 29.6 Mio. CHF steigern. Zu dem kräftigen Anstieg haben sowohl steigende Mieterträge als auch deutlich höhere Verkaufserträge aus Projekten von Bonainvest beigetragen. Das Jahresergebnis lag mit 12.6 Mio. CHF um 77,8% über dem Vorjahreswert. Der innere Wert pro Aktie erreichte zum Jahresende 90.50 CHF. Die Aktionäre sollen eine um 10 Rappen auf 2.10 CHF erhöhte Dividende je Aktie erhalten.

Tiefe Leerstandsquote von 0,5%

Wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung schreibt, sei die Leerstandsquote mit 0,5% weiterhin sehr tief. Insgesamt konnten die Mieterträge um 25,3% auf 16.8 Mio. CHF zulegen. Sehr positiv entwickelten sich auch die Erträge aus dem Immobilienhandel: Diese erreichten knapp 23 Mio. CHF und lagen damit um 64,1% über dem Vorjahreswert. Ebenso haben positive Erstbewertungsgewinne von rund 2.8 Mio. CHF einen Beitrag zum steigenden Betriebsertrag geleistet. Dieser stieg daher um 45,2% auf 29.6 Mio. CHF.

Trotz eines leicht höheren Betriebsaufwands von 4.4 Mio. CHF, der vor allem auf den Anstieg des Liegenschaftsaufwands um 22,5% auf 2.2 Mio. CHF zurückzuführen ist, verdoppelte sich das Betriebsergebnis nahezu auf 21.2 Mio. CHF. Der Finanzaufwand erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr auf 3.4 Mio. CHF. Mit fast 2.5 Mio. CHF schlägt der Verlust an assoziierten Gesellschaften zu Buche. Dennoch erreicht das Jahresergebnis mit 12.6 Mio. CHF einen gegenüber dem Vorjahr um 77,8% höheren Wert.

Kapitalerhöhung geplant

Wie die Gesellschaft in ihrer Medienmitteilung weiterschreibt, beabsichtige sie ihre Kapitalbasis zu stärken und neue Projekte zu akquirieren. Dazu plane Bonainvest, Eigenkapital entweder durch eine Kapitalerhöhung oder durch einen möglichen Börsengang aufzunehmen. Die Eigenkapitalquote der Bonainvest Holding lag per Ende 2024 bei 47,0%.

«Im zurückliegenden Jahr haben wir unser Ziel einer künftigen nachhaltigen Brutto-Rendite von 3,8% bereits klar übertroffen. Zum einen wurden 2024 grosse Projekte bezugsbereit, zum anderen werden bis 2027 weitere gewinnbringende Überbauungen fertiggestellt sein und der Portfoliowert auf rund CHF 700 Mio. ansteigen», so Verwaltungsratspräsident Ivo Bracher in der Medienmitteilung.

Dividendenstrategie 2026: Steigende Ausschüttungen von ABB über CFT und Swiss Re bis Sulzer

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Bei den Aktien aus unserer Dividendenstrategie geht es kursmässig aufwärts. Bild: stock.adobe.com

An der Börse nimmt die Volatilität zu. Unsicherheiten und Euphorie wechseln sich in kurzen Abständen ab. Die Gewinner in einem solchen fragilen Umfeld sind Aktien zuverlässiger Dividendenzahler, am besten mit klar steigender Tendenz. Neun Aktien auf der Liste der Dividendenstrategie von schweizeraktien.net erhöhen die Ausschüttung in dieser Saison, zum Teil sogar markant.

CFT-Aktie kletterte um über 30%

Wie sich aufeinanderfolgende Dividendenerhöhungen auf die Kursentwicklung auswirken, führt die Aktie von Compagnie Financière Tradition (CFT) klar vor Augen. Ende September 2024 zu 152 CHF auf die Liste der Dividendenstrategie aufgenommen, kletterte CFT bislang um 30,3% auf 198 CHF. Ein Grund ist der kräftig gestiegene Unternehmensgewinn, der auch eine prozentual zweistellige Anhebung der Ausschüttung ermöglicht. Der Gewinn stieg 2024 um 22% auf 115.6 Mio. CHF, die Dividende soll um 75 Rappen auf 6.75 CHF je Aktie erhöht werden. Der Interdealer-Broker profitiert von Trendwenden und Trendbrüchen an den Finanzmärkten sowie der erhöhten Volatilität. Die Dividende ist in den letzten drei Jahren schrittweise von 5 CHF je Aktie auf 6.75 CHF angehoben worden. In diesem Zeitraum hat die Aktie 92% zugelegt. Das historische Hoch von 2007 bei 165 CHF ist kraftvoll durchstossen worden, der Weg nach oben ist frei.

Chart Compagnie Financière de tradition Mar 25
Der Kurs der Aktie der Compagnie Financière de Tradition zeigt kontinuierliche Aufwärtstendenz. Chart: six-group.com

Finanztitel führen Hausse an

Eine weitere Aktie mit kontinuierlichen Erhöhungen der Ausschüttungen und ebenfalls in der Finanz-Industrie angesiedelt ist Swiss Re. Trotz hoher Belastungen durch Naturkatastrophen fiel der Gewinn mit 3.2 Mrd. USD etwas höher als erwartet aus. Die Dividende wird auf 7.35 USD angehoben von 6.80 USD im Vorjahr. Bis 2027 soll die Ausschüttung jährlich um mindestens 7% angehoben werden. Der Rückversicherungszyklus ist im Aufschwung. Mehrere Prämienerhöhungen wurden von den Marktteilnehmern hingenommen. Für 2025 ist ein Jahresgewinn von 4.4 Mrd. USD das Ziel. Im Gegensatz zu CFT hat Swiss Re die historischen Rekordstände von über 200 CHF in 1998 noch nicht überboten, ist aber mit dem stetigen Kletterkurs auf bestem Weg dazu.

Sulzer mit brummendem Geschäftsgang

Auch Sulzer ist auf Klettertour. Seit Anfang Jahr stieg der Kurs um 23,8%, in den letzten drei Jahren um 104,7%. Die Geschäftsentwicklung läuft in allen drei Bereichen gut bis sehr gut. 2024 nahmen sowohl Umsatz als auch Auftragseingang um je 11% zu. Bei einem Umsatz von 3.5 Mrd. CHF entspricht der operative Gewinn von 436.2 Mio. CHF einer operativen Marge von 12,4%. Der Jahresgewinn stieg um 20% auf 265.4 Mio. CHF. Die Dividende wird um 50 Rappen auf 4.25 CHF je Aktie erhöht.

Chart Sulzer Mar 25
Seit Anfang Jahr stieg der Kurs von Sulzer um 23,8%. Chart: six-group.com

Dividendenreigen untermauert Auswahl

Dividendenerhöhungen gibt es ebenfalls bei ABB, Belimo, SIG Group, Galenica, Roche und Novartis. Die Kurse der meisten der genannten Aktien sind in den letzten Monaten deutlich angestiegen. Belimo erhöht die Dividende um 1 CHF auf 9.50 CHF, Novartis um 20 Rappen auf 3.50 CHF. Bei ABB, SIG Group, Galenica und Roche belaufen sich die Erhöhungen der Ausschüttungen auf 2% bis 5%. Bei Phoenix Mecano ist der Gewinn dagegen gesunken. Eine Sonderdividende wie im Vorjahr wird es wohl nicht geben, aber die letztes Jahr auf 18 CHF erhöhte reguläre Dividende dürfte wohl nicht gekürzt werden.

Sunrise mit fast 8% Dividendenrendite

Die zuletzt auf die Liste aufgenommene Sunrise kündigte ihre erste Dividendenzahlung an. Wie erwartet, liegt die Ausschüttung bei 3.33 CHF, entsprechend einer Dividendenredite von 7,8%. Auch das Zahlenwerk im Jahresabschluss liegt im Rahmen der Erwartungen. Trotz der meist höheren Kurse ist die durchschnittliche Dividendenrendite der 13 Aktien bei 3,7% verblieben. Das zeigt, dass steigende Gewinne und Ausschüttungen auch ganz wesentlich die längerfristige Kursentwicklung bestimmen.

Beteiligungsunternehmen im Schatten

Zwei Aktien zeigen allerdings ein negatives Vorzeichen, BB Biotech und HBM Healthcare. Bei Letzterer hält sich die negative Kursperformance noch im Rahmen. Da das Geschäftsjahr nicht dem Kalenderjahr entspricht, liegt noch keine Aussage zur Dividende vor. Letztes Jahr wurden 7.50 CHF ausgeschüttet. Der NAV hat sich kürzlich um 8.70 CHF oder 3,6% durch eine Transaktion eines Beteiligungsunternehmens erhöht. Der Investment Case bleibt intakt. Dass der Biotech-Sektor extremen Zyklen unterworfen und hoher Volatilität ausgesetzt ist, vermindert nicht die Anlagechancen auf lange Sicht.

Stop-Loss bei BB Biotech

Während HBM Healthcare 2019 auf die Liste gesetzt wurde, ist BB Biotech bereits seit dem Start 2018 dort verteten. Obwohl es immer wieder Erholungsansätze gab, ist die Aktie aber zwischenzeitlich um die Hälfte weniger wert. Der Verlust wird zwar in der Total-Return-Betrachtung durch den über die Jahre substanziellen Dividendenrückfluss von insgesamt 20.55 CHF deutlich verringert, doch Disziplin ist für ein langfristig erfolgreiches Portfolio unverzichtbar. Die Stop-Loss-Marke ist bei beiden Beteiligungsgesellschaften ohnehin erweitert, aber von BB Biotech nun unterschritten worden. Die Aktie wird daher aus der Liste gestrichen. In den letzten drei Jahren ist die Dividendenhöhe zudem rückläufig gewesen. Sowohl die zukünftigen Gewinne und Dividendenströme als auch der Kurs der Aktie können wieder nach oben weisen, doch das wichtige und entscheidende Kriterium steigender Dividenden wird derzeit nicht erfüllt.

Globale Dividenden steigen auch 2024

Der globale Trend zu steigenden Unternehmensgewinnen und höheren Ausschüttungen blieb auch 2024 intakt. Laut dem Janus Henderson Dividend Report stieg die Dividendensumme der globalen 1200 Top-Dividendenzahler um 6,6% auf 1.75 Billionen USD. Neue Rekordausschüttungen verzeichneten u.a. die USA, Kanada, Frankreich, Japan und China. Eine besondere Rolle spielen die Mega-Caps Meta, Alphabet und Alibaba, die jeweils ihre ersten Dividendenzahlungen vorgenommen haben. Die drei Unternehmen stehen für ein Fünftel des Wachstums der globalen Dividendensumme. 88% der vetretenen Unternehmen erhöhten die Ausschüttung oder hielten sie stabil.

Imposante Dividendensumme in der Schweiz

In der Schweiz fiel das Wachstum wie gewohnt moderat aus. Die aggregierte Dividendensumme erhöhte sich um 0,8%. UBS steigerte die Ausschüttung zwar deutlich, doch Kühne & Nagel kürzte noch deutlicher. Die Dividendensumme fiel mit 49 Mrd. USD im Vergleich zu anderen europäischen Ländern eindruckvoll hoch aus. 85% der im Dividenden-Index von Janus Henderson enthaltenen Schweizer Unternehmen erhöhten die Dividende oder beliessen sie unverändert. In Italien stieg die Dividendensumme um 18,5% auf 30.8 Mrd. USD, in Spanien um 22% auf 29.1 Mrd. USD. In Deutschland dagegen fiel die Dividendensumme um 0,3% auf 51.7 Mrd. USD. Fresenius strich die Dividende, Bayer kürzte sie um 95%, und BMW kürzte ebenfalls deutlich.

Janus Henderson
Dividenden nach Region. Grafik: Janus Henderson Dividend Report

Global breites Momentum

Das positive Momentum ist zwar differenziert, aber doch in fast allen Regionen zu spüren. In Europa ohne UK nahm die Dividendensumme um 5,6% zu, in Japan um 15,5%, jeweils auf USD-Basis. In den USA erhöhte sich die Dividendensumme um 8,7% auf 651.6 Mrd. USD. Und obwohl die Dividendensumme in China durch Alibaba um ein Sechstel zulegte, verzeichnet die Region Asien-Pazifik einen Rückgang um 2%. Indien bleibt ein Wachstumstreiber in der Welt der Dividenden. Die Ausschüttungssumme stieg um 16,4% auf 30.6 Mrd. USD. Rund die Hälfte des globalen Anstiegs wurde vom Finanz-Sektor beigesteuert. Weitere Industrien neben Banken mit markanten Dividendenanhebungen sind Versicherungen, Telekom, Bau, langlebige Konsumgüter sowie Freizeit. Schwächer entwickelten sich dagegen die Sektoren Transport und Bergbau, die zusammen 26 Mrd. USD weniger ausschütteten. Im vierten Quartal 2024 beschleunigte sich das Dividendenwachstum auf 7,3%. Der starke USD führte zu einem negativen Effekt in Höhe von 1,1% bei der Umrechnung aus anderen Währungsräumen. Für 2025 prognostiziert Janus Henderson einen Anstieg der globalen Dividendensumme um 5% auf 1.83 Billionen USD.

Jährliche Dividenden global. Grafik: Janus Henderson Dividend Report

Die Ranking-Liste der Top 20

Wie im Vorjahr steht Microsoft an der Spitze der globalen Dividendenzahler. Auf den zweiten Rang hat sich Exxon geschoben, gefolgt von HSBC Holding und Apple. Danach finden sich drei chinesische Unternehmen unter den globalen Top 10 Dividendenzahlern: China Construction Bank, PetroChina und China Mobile. Die weiteren Ränge nehmen JP Morgan Chase, Chevron und Johnson & Johnson ein. Zusammengenommen schütteten die Top 10 mit 145.9 Mrd. USD rund 8,4% der Gesamtsumme der Top 1200 Dividendenzahler aus. Auf den Rängen 11 bis 13 folgen Taiwan Semiconductor, Verizon und Abbvie, danach die Rohstoff-Titel Petrobras und BHP sowie Broadcom, Pfizer, Procter & Gamble, Home Depot und Toyota Motor. Auf die Top 20 entfallen 14,2% der gesamten Ausschüttungssumme.

Fazit

Der Trend zu steigenden Unternehmensgewinnen und damit auch steigenden Dividenden ist seit Jahren ungebrochen. Neue Unternehmen, Industrien und Länder marschieren in den jährlichen Rankings nach vorne. Die Schweiz hält ihre Premium-Position und weist nicht nur eine erstaunliche Marktkapitalisierung auf, sondern auch eine signifikante Dividendensumme. Somit lassen sich an der Schweizer Börse wirklich gute Dividendenaktien finden, die ihren Aktionären langfristig steigendes Einkommen bescheren. Die jetzt wieder auf 12 Aktien reduzierte Auswahl bietet auch in einem schwieriger werdenden Anlageumfeld gute Perspektiven für steigende Dividenden und Kurse.

Peter Spirig, CEO V-Zug: «Besonders stolz bin ich auf die erfolgreiche Transformation von V-Zug»

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Peter Spririg ist CEO der V-Zug AG. Bild: zvg
Peter Spirig, geb. 1973, ist seit dem 1. September 2020 CEO der V-Zug AG. Bild: zvg

Die V-Zug Aktie ist zurück! In den vergangenen Wochen kletterte der Kurs von 45 CHF auf 66 CHF. Auslöser der Trendwende war die Vorlage des Jahresabschlusses. Damit könnte die jahrelange Talfahrt der Aktie beendet sein und ein neuer Zyklus begonnen haben. schweizeraktien.net spürt bei CEO Peter Spirig nach, um die Erfolgskomponenten zu identifizieren. Wie steht es um die Internationalisierung? Was sind die Ursachen der Margenexpansion? Wie weit ist die Arealtransformation vorangeschritten? Spirig gibt klare Antworten, die Anlegern zu einer verbesserten Einschätzung der weiteren Perspektiven der Aktie verhelfen. Das Aktien-Hoch im Jahr 2021 lag bei über 150 CHF. CEO Spirig verlässt V-Zug nach fünf Jahren im zweiten Quartal. Ein guter Zeitpunkt für eine Bilanz.

V-Zug hat eine schwierige Zeit hinter sich gebracht. Im Geschäftsjahr 2024 erholte sich nun die Profitabilität, und der Aktienkurs zeigt wieder nach oben. Wie haben Sie das vollbracht, Herr Spirig? Welchen Anteil hat die moderate Markterholung, und wie hat V-Zug navigiert und gepunktet?

Beides, sowohl die beginnende Markterholung als auch unsere internen Massnahmen, haben dazu beigetragen, dass sich Umsatz und Profitabilität der V-Zug wieder verbessert haben. Dabei darf man die wirklich ausserordentliche Dynamik der letzten Jahre nicht vergessen. Während der Pandemie – von Mitte 2020 bis Ende 2022 – profitierten wir von einer Sonderkonjunktur; es wurde überdurchschnittlich viel renoviert, weil die Menschen zu Hause blieben und es sich dort schön machten. Diese Sonderkonjunktur mündete ab Frühjahr 2022 in eine Lieferkettenproblematik, welche die meisten Industrieunternehmen und somit auch uns getroffen hat. Unsere Geschäftskunden bauten in der Folge zwischen Frühjahr und Winter 2022 Lager auf, sodass im Jahr 2023 weniger bei uns bestellt wurde. Ab anfangs 2024 kehren wir so langsam auf den Wachstumspfad zurück und bemerken hier, dass wir besonders dann wachsen, wenn wir neue, sich differenzierende Produkte auf den Markt bringen. Parallel dazu arbeiten wir täglich daran, gut aufgestellt zu sein, indem wir unsere Prozesse effizient und schlank gestalten.

Ihr Unternehmen schüttet planmässig erstmals seit dem Börsengang eine Dividende aus. Was können sie unseren Lesern dazu sagen?

Wir freuen uns natürlich sehr, dass der Verwaltungsrat nun angesichts der verbesserten operativen Leistung, des positiven Cashflows und der soliden Bilanz der Generalversammlung eine ordentliche Dividende sowie eine verrechnungssteuerfreie Ausschüttung aus Kapitalreserven in Höhe von zusammen CHF 0.90 pro Aktie vorschlägt.

Wie sind die weiteren Perspektiven? Da die grossen Investitionsprogramme ihren Zenith überschritten haben und Ihr mittelfristiges Ziel für die EBIT-Marge bei bis zu 13% liegt, sollte doch auch der gemäss Ihrer Dividendenpolitik ausschüttbare Gewinnanteil von 20% bis 40% entsprechend ansteigen.

Die Dividendenpolitik ist unverändert, wie auch unsere Mittelfristziele. Dementsprechend sollen auch unsere Aktionäre und Aktionärinnen in Zukunft davon profitieren.

«Die Dividendenpolitik ist unverändert, wie auch unsere Mittelfristziele»

Sie werden V-Zug nach fünf Jahren als CEO im zweiten Quartal 2025 verlassen. Wie fassen Sie die Herausforderungen, Erfahrungen und Erfolge der Periode zusammen?

Die letzten fünf Jahre bei V-Zug waren eine Zeit intensiver Veränderungen und wertvoller Erfahrungen. Ich habe gelernt, den Fokus konsequent auf den Kundennutzen zu richten, Mitarbeitende informiert und engagiert zu halten sowie offen und transparent mit allen Anspruchsgruppen zu kommunizieren. Dabei war es entscheidend, die Agilität des Unternehmens zu bewahren.

Besonders stolz bin ich auf die erfolgreiche Transformation von V-Zug: Die Marke wurde geschärft positioniert, das Produktportfolio weiterentwickelt, Prozesse wurden effizienter gestaltet und zentrale Alleinstellungsmerkmale wie Qualität, Funktionalität und Service gestärkt. Zudem hat sich unsere Unternehmenskultur spürbar weiterentwickelt – mit einer stärkeren Kundenorientierung, mehr Zusammenarbeit und grösserer Eigenverantwortung. Diese Jahre waren geprägt von Innovation und Mut zur Veränderung – ein Kapitel, das sowohl das Unternehmen als auch mich persönlich bereichert hat.

Die Innovationsführerschaft im Hausgerätebereich wurde in den letzten Jahren entschlossen ausgebaut. Können Sie kurz die Highlights nennen und wie diese das Geschäft beeinflussen?

Wichtig ist, dass wir uns mit unseren Produkten differenzieren. Wir produzieren in der Schweiz, d.h. statt Kostenführerschaft streben wir eine führende Position in Sachen Qualität, Lebensdauer, Funktionalität, Design und Servicefähigkeit an. Das funktioniert soweit, denn es gibt viele Konsumenten, die ein langlebiges und entsprechend nachhaltiges Gerät, das sich zudem leicht bedienen lässt, sehr schätzen. Insbesondere das Thema Nachhaltigkeit wird immer wichtiger, und hier sind wir sicherlich führend.

«Das Thema Nachhaltigkeit wird immer wichtiger, und hier sind wir sicherlich führend»

Sie haben auch das Konzept «Product-as-a-Service» eingeführt. Was sind die Vorteile für den Kunden, für V-Zug, und wie entwickelt sich die Nachfrage?

Unser Geschäftsmodell «Product as a Service» wurde ausgebaut und ist nun für das gesamte Produktsortiment erhältlich, d.h. Küche und Waschraum. Dabei werden Geräte zur Nutzung angeboten, statt sie zu verkaufen, und V-Zug bleibt über den ganzen Lebenszyklus in der Verantwortung. Insbesondere kleinere Verwaltungen schätzen dieses Angebot, da sie Wartung, Reparatur oder Upgrade abgeben können – Themen, welche sie mit eigenem Personal eher aufwendig abdecken können.

Im Geschäftsbericht sprechen Sie von der weiteren Plattformisierung des Produktportfolios. Können Sie das bitte kurz erläutern?

Mit der Plattformisierung des Produktportfolios verfolgen wir das Ziel, unsere Produkte auf gemeinsame technologische und funktionale Grundlagen zu stellen. Das bedeutet, dass wir für Produktlinien, z.B. Kühlschränke, standardisierte Plattformen schaffen. Dies ermöglicht nicht nur effizientere Entwicklungs- und Produktionsprozesse, sondern auch eine grössere Flexibilität bei der Anpassung an Marktbedürfnisse. Gleichzeitig schaffen wir so Synergien innerhalb der Produktlinien, wodurch wir unseren Kunden noch mehr Mehrwert bieten können. Plattformisierung bedeutet also für uns, Komplexität zu reduzieren, Innovation zu fördern und eine nachhaltige Grundlage für zukünftiges Wachstum zu schaffen.

Die Internationalisierung der Premium-Marke V-Zug war schon zum Zeitpunkt des Börsengangs eine Priorität. 2024 entfielen aber immer noch 84% des Umsatzes auf die Schweiz. Wie lauten die Ziele für 2030 und darüber hinaus?

Die Internationalisierung ist ein Eckpfeiler unserer Strategie. Dabei wollen wir unseren Heimmarkt Schweiz auf keinen Fall vernachlässigen; dieser ist unsere Erfolgsbasis. Die Ziele für das internationale Geschäft sind ein Wachstum von durchschnittlich 10% oder mehr pro Jahr. Wir denken, dass dies realistisch zu erreichen ist mit unserer Strategie, grosse und kaufkräftige Metropolitanregionen vorranging zu adressieren.

«Die Internationalisierung ist ein Eckpfeiler unserer Strategie»

2024 eröffnete V-Zug weitere Showrooms in Sydney, Mailand, Hamburg und Berlin. Erfüllen die internationalen Präsenzen die Erwartungen?

Ja. Es ist wichtig, dass wir in den für uns ausgewählten Märkten präsent sind. Dies signalisiert, dass wir gekommen sind, um zu bleiben und dass man sich auf uns verlassen kann. Es erlaubt unseren Kundinnen und Partnern, sich vor Ort über V-Zug und unsere Produkte zu informieren, wir können die Installationen zusammen mit unseren Fachpartnern begleiten, und wir bieten einen funktionierenden Service im Markt an. Sprich: Wir haben für jeden Kundenanspruchs-Abschnitt einen Ansprechpartner vor Ort. Natürlich gibt es immer eine Anlaufphase, wenn man einen Markt erschliesst; gleichermassen konnten wir uns bis jetzt immer gut etablieren.

Ein entscheidendes Kaufargument für die Kunden ist ja die Langlebigkeit der V-Zug Produkte sowie inzwischen auch deren Recycling-Fähigkeit. Es ist eine Priorität für V-Zug, den Recycling-Anteil zu erhöhen. Wie ist der Stand der Dinge?

Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter als Recycling. Die Kreislauffähigkeit der V-Zug Geräte ist ein strategisches Anliegen, in das konsequent und bereichsübergreifend investiert wird. Basierend auf den «R-Strategien» der Kreislaufwirtschaft verfolgt V-Zug einen umfassenden Ansatz, um den Fussabdruck der Geräte entlang des gesamten Lebenszyklus zu senken. Dies fängt beim Design der Produkte an und endet bei der gezielten Rücknahme von Komponenten im Zuge des Rückbaus der Geräte. Als Grundsatz gilt: Ressourcen wie Komponenten oder Material in Güte und Wert so lange wie möglich erhalten.

«Die Kreislauffähigkeit der V-Zug Geräte ist ein strategisches Anliegen»

Die Arealtransformation umfasst viele Jahre. Was können Sie zum Entwicklungsstand sagen?

Wir haben in den vergangenen 8 Jahren ca. 300 Mio. CHF in die Arealtransformation investiert. Dabei haben wir unsere Fläche mehr als halbiert und die Effizienz deutlich erhöht. Mit dieser Transformation sind wir gut aufgestellt, um unserer Positionierung gerecht zu werden und qualitativ hochstehende, langlebige Geräte herstellen zu können.

Die Stärkung der Margen lässt vermuten, dass Ihr Programm zur Effizienzsteigerung, «Simplify», seine Wirkung entfaltet hat. Wie beschreiben Sie die Wirkung der «einfachen» Lösungen?

Die Initiative «Simplify V-Zug» hat sich das Ziel gesetzt, unsere Prozesse nicht nur zu verändern, sondern sie gezielt zu vereinfachen. Im Laufe der Zeit entwickeln sich Abläufe weiter, werden optimiert und angepasst. Gleichzeitig kann es jedoch vorkommen, dass sich dabei auch unnötige Komplexität einschleicht – sei es durch Redundanzen oder Schritte, die ursprünglich sinnvoll waren, aber im aktuellen Kontext nicht mehr notwendig sind.

Im Rahmen von «Simplify V-Zug» haben wir alle Prozesse konsequent überprüft und uns darauf fokussiert, unnötige Hürden zu identifizieren und zu entfernen, ohne dabei die Qualität zu beeinträchtigen. Dadurch agieren wir schneller, flexibler und ressourcenschonender – mit positiven Effekten auf Margen und Kundennutzen.

Der Geschäftsgang von V-Zug ist ja durchaus stark mit der Immobilien- und Bauwirtschaft korreliert? Erwarten Sie Impulse?

Der Geschäftsgang von V-Zug ist in der Tat eng mit der Entwicklung der Immobilien- und Bauwirtschaft verbunden. Wir sehen derzeit eine Erholung im Bereich Renovation, während sich der Neubau weiterhin nur langsam aus der Zurückhaltung der vergangenen Jahre befreit und das Ersatzgeschäft sich stabil zeigt. Ob und in welchem Masse sich hier zusätzliche Impulse ergeben, hängt massgeblich von den konjunkturellen Rahmenbedingungen ab. Wir beobachten die Entwicklungen in diesen Märkten daher sehr genau, um gegebenenfalls flexibel reagieren zu können.

«Der Geschäftsgang von V-ZUG ist eng mit der Entwicklung der Immobilien- und Bauwirtschaft verbunden»

Im Aktionariat entfallen 30,3% auf Metall Zug, 27% auf den Streubesitz, der Rest auf Familienaktionäre und Institutionen. Wie ist das Interesse von internationalen Investoren einzuschätzen, um die sich V-Zug ja auch bemüht?

Unsere Position als führendes Schweizer Unternehmen mit einem starken Fokus auf Innovation und Qualität hat dazu geführt, dass wir international wahrgenommen werden. Gleichwohl ist es ein kontinuierlicher Prozess, das Vertrauen internationaler Investoren zu gewinnen und auszubauen, insbesondere in einem wettbewerbsintensiven Umfeld. Wir setzen daher auf eine klare und transparente Kommunikation, um die Attraktivität unseres Unternehmens auch international weiter zu stärken

Herr Spirig, was könnte V-Zug Ihres Erachtens in den nächsten fünf bis zehn Jahren für die Aktionäre erreichen?

Als Unternehmen setzen wir alles daran, durch unsere Geschäftsergebnisse, strategischen Initiativen und unsere langfristige Ausrichtung sicherzustellen, dass unsere Aktionäre mit ihrem Investment zufrieden sind. Unser Fokus liegt darauf, nachhaltiges Wachstum zu erzielen, innovative Produkte zu liefern und operative Exzellenz zu gewährleisten.

Aktienkurs V-Zug
Nach der Bekanntgabe der Geschäfftszahlen für 2024 hat der Aktienkurs von V-Zug angezogen. Chart: six-group.com

Letztlich wird der Aktienkurs von den Marktbedingungen bestimmt, die wir nicht direkt beeinflussen können. Was wir jedoch beeinflussen können, ist unser Engagement und die konsequente Umsetzung unserer Strategie. Indem wir unser Bestes geben, schaffen wir eine solide Grundlage, die sich langfristig positiv auf das Unternehmen und damit auch auf unsere Aktionäre auswirken kann.

Vielen Dank für die klaren Aussagen, Herr Spirig, und die besten Wünsche für Ihre nächsten Aufgabe.

Green Deal unter Beschuss: Was Trumps Rückkehr für Repower, Windparks und Meyer Burger bedeutet

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Poschiavo, 05.08.2019, Repower am Donnerstag, 05. August 2019 . (Nicola Pitaro)

Donald Trump ist zurück – und mit ihm die fossile Renaissance. Während Europa noch am Green Deal feilt, reisst der US-Präsident Klimaschutzpläne ein. Was bedeutet Trumps Comeback für Schweizer Wasserkraft-Pioniere, für Windrad-Giganten und Solarhersteller wie Meyer Burger? Eine Analyse über Gewinner, Verlierer und mögliche «Pläne B».

Empörung in der EU

Donald Trump ist zurück im Weissen Haus – und mit ihm eine 180-Grad-Wende in der US-Energiepolitik. Während Vorgänger Joe Biden auf Klimaschutz und erneuerbare Energien gesetzt hatte, erklärt Trump alle «grünen Fesseln» für gelöst. Sein neuer Energieminister kündigte an, Bidens «quasi-religiöse» Klimaauflagen radikal zu beenden. Fossile Brennstoffe geniessen wieder Priorität: Per Dekret setzte Trump gleich zum Amtsstart die Green-New-Deal-Agenda aus und versprach stattdessen, das «flüssige Gold unter unseren Füssen» – sprich Öl und Gas – uneingeschränkt zu fördern. Diese Kehrtwende markiert eine Abkehr von internationalen Klimazielen und führt zu Empörung in der EU. Europa und auch die Schweiz müssen sich allenfalls auf turbulente Zeiten einstellen, wenn Washington die Erneuerbaren ernsthaft auszubremsen vermag. Schweizer Haushalte spürten 2024 schon die Folgen der Energiekrise durch den Ukraine-Krieg. Letztes Jahr zahlten sie im Schnitt 18% mehr für Strom, weil Versorger die gestiegenen Beschaffungskosten weiterreichten.

Solaranlage Madrisa oberhalb von Klosters. Bildquelle: repower.com

Auswirkungen auf Schweizer Stromproduzenten – Fokus: Repower

Die Schweiz bezieht rund 60% ihres Stroms aus Wasserkraft – ein Trumpf in Sachen CO2-Bilanz. Repower, der Bündner Energieversorger mit zahlreichen Wasserkraftwerken, profitierte 2023 erheblich von den extremen Marktpreisen infolge der Energiekrise. Der Verkauf von Strom aus eigenen Kraftwerken war «an den internationalen Energiemärkten sehr profitabel», auch der Handel profitierte von der Preisschock-Volatilität. In Italien ist Repower auch in Wind und Solarkraft investiert. Die EU-Politik sollte aber sicherstellen, dass diese Assets nicht durch Trump unter Druck kommen

Trump könnte diesen Trend paradox beeinflussen. Einerseits will er Europa mehr US-Gas und Öl verkaufen – droht sogar mit Zöllen, falls die EU nicht genug «amerikanische Energie» abnimmt. Das Mehrangebot an fossiler Energie könnte die Grosshandelspreise drücken. Andererseits schafft seine Politik neue Unsicherheiten. Handelskriege und das Aufweichen internationaler Klimabemühungen erschweren Investitionsentscheidungen – vor allem in der schwer davon abhängigen Windkraftbranche mit ihren grossen Zeitfenstern bis zum Break-Even ohne Subventionen. In der Schweiz stehen Wasserkraftbetreiber wie Repower vor regulatorischen Herausforderungen: Wie lässt sich der Ausbau der Erneuerbaren stemmen, wenn der politische Rückenwind schwächer wird? Repower investiert bereits kräftig in neue Anlagen – vom modernisierten Kraftwerk Robbia bis zur geplanten Alpinsolaranlagen in Graubünden.

Prognose für Repower

Repower dürfte mittelfristig solide bleiben, muss sich aber auf volatilere Märkte einstellen. Sinkende Börsenpreise durch Trumps fossile Schwemme könnten die Gewinne schmälern. Schmelzende Gletscher werden in den nächsten rund fünfzig Jahren noch zu einer erhöhten Wasserkraftproduktion führen, während langfristig der Klimawandel zur Belastungsprobe für die Wasserkraft wird. Dario Castagnoli, Leiter Trading, Origination & IT, sieht aber keine grösseren Verwerfungen am Horizont. Denn das Wasserkraft-Portfolio von Repower ist ein sehr starker erneuerbarer Trumpf. Es ist rentabel, als flexibel einsetzbare Spitzenenergie europaweit gefragt – und die Visibilität bzgl. Investitionen ist gross (viel länger als die Amtszeit von Donald Trump). Fürs Portfolio in Italien vertraut Castagnoli auf die politische EU.

Equinor
Equinor ist ein internationales Energieunternehmen mit Hauptsitz in Norwegen. Bild: equinor.de

Auswirkungen auf die Windkraft – Fokus: Equinor & Orsted

Kaum ein Sektor steht so symbolisch für Bidens Klimapolitik wie die Offshore-Windkraft – und kaum einer gerät unter Trump so ins Trudeln. Schon jetzt kämpft die Windbranche mit massivem Gegenwind: Inflationsschocks, teure Kredite und Lieferkettenprobleme haben einen «perfekten Sturm» entfacht. Der dänische Windpark-Riese Ørsted stoppte Ende 2023 zwei Grossprojekte in den USA – und musste 5,6 Mrd. USD abschreiben. Sein Aktienkurs stürzte auf ein Drittel des früheren Werts. Auch Norwegens Equinor zieht sich aus unrentablen Offshore-Plänen zurück.

Mit Trump im Oval Office droht der Windindustrie weiteres Ungemach. Biden wollte bis 2030 grosse Offshore-Kapazitäten aufbauen, Trump hingegen gilt als erklärter Windkraft-Skeptiker. Seine Regierung dürfte teure Ökostrom-Vorgaben kippen und Projektförderungen streichen. Tatsächlich geriet der «aufkeimende» US-Offshore-Sektor schon unter Biden ins Stocken – eine geplante Wind-Auktion im Golf von Mexiko fand mangels Interesse keine Bieter. Unter Trump fehlen nun erst recht politische Stützen. Folgen hat das auch für Europa: Wenn der lukrative US-Markt wegfällt, werden Konzerne wie Ørsted oder Equinor noch vorsichtiger investieren. Einige Projekte in Europa könnten auf Eis liegen, bis die Kosten sinken oder die staatliche Hilfe zunimmt.

Prognose für Windkraft

Die Windkraft steht vor einer Zäsur. In Europa dürften die Regierungen dezidiert versuchen, Trump entgegenzusteuern – etwa durch die Anpassung von Ausschreibungen oder zusätzliche Förderungen – um ihre Ausbauziele doch noch zu erreichen. In den USA hingegen wird Offshore-Wind ohne Bundesrückhalt wohl auf Sparflamme laufen, während Onshore-Wind allenfalls in klimafreundlichen Bundesstaaten weiterwächst.

Meyer Burger, einst Schweizer Solarhoffnung, ist leider heute ein «gefallener Stern». Bild: meyerburger.com

Auswirkungen auf Meyer Burger und die europäische Solarindustrie

Für das Schweizer Solarunternehmen Meyer Burger (MB), kommt Trumps Kurs zur Unzeit. Die Firma, einst ein Hoffnungsträger für Europas Solarindustrie und Innovationsführer, steckt in einer existenzbedrohenden Krise. Ende 2024 sprang MBs wichtigster Kunde – der US-Projektentwickler DESRI – plötzlich ab und stornierte riesige Modul-Bestellungen. Die Folge: Die MB-Aktie brach um über 70% ein und notierte auf Rekordtief. Das Unternehmen musste (einmal mehr) einräumen, dass ohne frisches Kapital die Fortführung nicht gesichert ist.

Trump setzt auf Protektionismus: Die Importzölle auf Solartechnik dürften also steigen, um chinesische, aber auch andere ausländische Panels vom US-Markt fernzuhalten. Mit den wahrscheinlich höheren Zöllen in den USA ist Meyer Burgers Geschäftsmodell – Solarzellen in Deutschland zu fertigen und in die Staaten zu verkaufen – dann nicht mehr tragbar. Tatsächlich hatte DESRI fast den gesamten Absatz für 2025/26 abnehmen sollen – ein Absatzmarkt, der nun wegbricht.

Prognose für Meyer Burger

Meyer Burger wird nur durchkommen, wenn es sich strategisch neu erfindet. Möglich wäre eine stärkere Fokussierung auf den europäischen Markt, wo im Rahmen des EU-Green-Deals die heimische Solarproduktion ja gefördert werden soll. Sollte die EU ihre Importquoten oder eigene Solarsubventionen erhöhen, könnte MB davon profitieren. Eugen Perger von der Research Partners AG empfiehlt das KMU daher weiterhin zum Verkauf. Das 12-Monats-Kursziel lautet 1.00 CHF (unverändert). «2025 bleibt voraussichtlich weiterhin verlustreich, die Finanzierung durch externe Partner ist dringend nötig», so Perger.

Fazit

Trumps zweite Amtszeit setzt den EU Green Deal unter Druck. Der US-Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen und das Einfrieren von Bidens Klimagesetz (IRA) durch Trump sind ein Rückschlag für die internationale Klimapolitik. Europäische Klimaschützer befürchten Nachahmer: Wenn die Nummer 2 der Emittenten ausschert, könnten auch andere Länder ihre Zusagen schleifen lassen – im Schlepptau der mächtigsten Industrienation neben China.

Der EU-Emissionshandel und der neue CO2-Grenzausgleich (CBAM) verteuern klimaschädliche Importe – damit soll auch ein «Trittbrettfahrer USA» keine unfairen Vorteile geniessen können. Experten raten der EU, jetzt erst recht klimapolitisch Flagge zu zeigen und auf Härte in der Verteidigung der Klimaziele zu setzen. Dennoch dürfe Europa aber nicht auf ein preisliches «Wettrennen nach unten» einsteigen, sondern müsse stabile Rahmenbedingungen und finanzielle Anreize für die grünen Technologien bieten.

Für die Unternehmen des Energiesektors heisst das, strategisch sehr flexibel zu bleiben. Die Energie- und Klimapolitik könnte in den nächsten Jahren stärker schwanken als zuvor. Langfristig erfolgreiche Unternehmen werden jene sein, welche die Energiewende aktiv mitgestalten, statt auf nicht endende Beihilfen und nationalen Protektionismus zu setzen. Die Schweizer Wasserkraft ist ein gutes Beispiel: Sie ist sowohl grün als auch rentabel und «moderner als je zuvor» – weil sie die Lastspitzen aus fluktuierenden Erneuerbaren (Wind, Sonne) abfangen kann. Und weil sie in einem modernen, «smarten» Stromnetz mit Konsumenten, Prosumenten und Produzenten für die nötige Netzstabilität sorgt.

Weleda: Beteiligung am Start-up von Make-up-Artistin Loni Baur

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Weleda-CEO Tina Müller mit Nike Lohmann und Loni Baur. Bild: zvg
Weleda-CEO Tina Müller mit Nike Lohmann und Loni Baur. Bild: zvg

Tina Müller, die neue CEO von Weleda, betont in Interviews immer wieder, wie wichtig die junge Zielgruppe für den Hersteller von Naturkosmetik und anthroposophischen Arzneimitteln ist. Sie will das Unternehmen verjüngen und auf eine Modernisierungsreise schicken, sagte sie erst kürzlich in der SRF-Sendung Eco Talk und ergänzte: «Wir glauben, dass Tik-tok der grösste Beautykanal der Welt werden wird.» Nun macht Weleda einen für das traditionsreiche Unternehmen ungewöhnlichen Schritt und beteiligt sich an dem deutschen Kosmetik Start-up LONI BAUR, das auf dekorative Kosmetik setzt und deren Gründerin weltweit Models und andere Promis schminkt.

Erste Start-up-Investition in der Geschichte

Wie Weleda in einer Medienmitteilung schreibt, sei es die erste Start-up Investition in der Geschichte der 1921 gegründeten Weleda. Es sei ein weiteres Beispiel dafür, wie sich Weleda modernisiere, verjüngere und weiter öffne. Hinter dem Start-up steht die gleichnamige Make-up-Artistin Loni Baur, die ihr Unternehmen erst 2021 mit Geschäftspartnerin Nike Lohmann gegründet hat.

LONI BAUR hat sich auf dekorative Kosmetik spezialisiert und setzt dabei auf Produkte ohne gesundheits- und umweltschädigende Inhaltsstoffe, die vegan und in Deutschland hergestellt werden. Wie Weleda in der Medienmitteilung weiter mitteilt, verwendet die Make-up-Artistin schon seit einiger Zeit Weleda-Produkte wie Skin Food und Blauer Enzian&Edelweiss. Eigene Produkte von LONI BAUR sollen künftig auch in den Webshops von Weleda angeboten werden.

Keine weiteren Angaben zur Zusammenarbeit

Weitere Angaben zu der Zusammenarbeit, auch zur Höhe der Beteiligung und der investierten Summe, wurden nicht gemacht. Tina Müller begründet die Beteiligung damit, dass der Ansatz von LONI BAUR gut zu Weleda passe, das Start-up auch auf hohe Qualität, gute Verträglichkeit und natürliche, intensiv pflegende Inhaltsstoffe setze. Ausserdem zeigt sich Tina Müller begeistert von der Leidenschaft der Gründerinnen für ihre Produkte und ihre Tutorials auf Social Media, mit der sie eine echte Fan Base aufgebaut hat.

Der Kurs des Weleda-PS entwickelte sich in den letzten zwölf Jahren positiv. Chart: otc-x.ch

Die Partizipationsscheine (PS) von Weleda werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 4’270 CHF für einen PS gezahlt.

Thomas Vogt, CEO, Spar- und Leihkasse Bucheggberg: «Die Regulierungsdichte nimmt weiter zu»

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Thomas Vogt. CEO der Spar- und Leihkasse Bucheggberg. Bild: zvg
Die Spar- und Leihkasse Bucheggberg erstellte für 16 Mio. CHF ein neues Bankgebäude, das 2024 eröffnet wurde. Bild: www.slb.ch

Immer mehr Banken reduzieren die Anzahl ihrer Geschäftsstellen und dünnen so ihr Filialnetz. Grund dafür ist der Trend zum Onlinebanking, Beratungen vor Ort sind weniger gefragt. Die Regionalbank Spar- und Leihkasse Bucheggberg (SLB) gehört mit einer Bilanzsumme vom 841 Mio. CHF zu den kleineren Regionalbanken und betreibt lediglich eine Geschäftsstelle in Lüterswil. Im vergangenen Jahr zügelte die Bank in ein neues Domizil am Ortseingang. Der dreistöckige Neubau besticht durch eine grosszügige, sehr offen gestaltete Eingangshalle mit Kundenzone sowie Besprechungsräumen, Büros und Reservefläche in den oberen Stockwerken.

CEO Thomas Vogt und CFO Daniel Sommer erklären im Gespräch mit schweizeraktien.net, warum der Neubau notwendig war und welche Rolle regionale Unternehmen beim Bau gespielt haben. Ausserdem sprechen sie über die Zukunftsaussichten der Regionalbank, die in diesem Jahr ihr 175-jähriges Jubiläum feiert, sowie regulatorische Herausforderungen und Immobilien als Diversifikation der Erträge.

Im vergangenen Jahr hat die SLB ein neues Bankgebäude für 16 Mio. CHF erstellt. Warum braucht es einen solchen Bau in Zeiten, in denen Bankdienstleistungen immer mehr digitalisiert werden?

Thomas Vogt, CEO: Die Investition in ein neues Bankgebäude sehen wir auch als Investition in die Zukunft unserer Bank. Wir sind überzeugt, dass sich die SLB auch in Zukunft weiter im Markt behaupten und wachsen wird. Hinzu kommt, dass am langjährigen Hauptsitz Investitionen in die Infrastruktur nötig wurden, damit wir die Kundenbedürfnisse nachhaltig erfüllen können. Zudem ist es uns wichtig, unseren Mitarbeitenden attraktive Arbeitsplätze anbieten zu können. Die Kapazitätsgrenze für den aktuellen Personalbestand sowie die verfügbaren Räumlichkeiten für unsere zahlreichen persönlichen Kundenkontakte waren am bisherigen Standort erreicht.

«Die Investition in ein neues Bankgebäude sehen wir auch als Investition in die Zukunft unserer Bank»

Thomas Vogt. CEO der Spar- und Leihkasse Bucheggberg. Bild: zvg

Sie schreiben im Geschäftsbericht, dass das Gebäude aus einheimischen Materialien erstellt und die Aufträge möglichst an regionale Unternehmen vergeben wurden. Was hat Sie dazu bewogen?

Daniel Sommer, CFO: Es war für uns die logische Konsequenz aus unserer Geschäftsphilosophie. Wir sind ins lokale Wirtschaftsleben als Regionalbank eingebettet. Wir kennen die Gewerbetreibenden, und sie kennen uns. Zudem war es für uns auch eine einzigartige Möglichkeit, unseren Kunden und den Unternehmen in unserem Umfeld etwas zurückzugeben. Davon profitieren beide.

Wie hat sich dies bei den Baukosten bemerkbar gemacht?

Die lokale Arbeitsvergabe ist etwas teurer. Wir haben aber klar die Erfahrung gemacht, dass dafür in Bezug auf die Qualität, die Verlässlichkeit und den Service ein deutlicher Mehrwert resultiert. Auf die Preis-/Leistung kommt es an, und die stimmte zu 100%.

Obwohl die SLB sehr stark regional verankert ist und auch beim Bau des neuen Bankgebäudes auf Holzbauweise, Wärme aus erneuerbarer Quelle und Strom aus der eigenen PV-Anlage setzt, nimmt Ihre Bank an der-ESG-Umfrage von schweizeraktien.net nicht teil. Was sind Ihre Überlegungen?

Thomas Vogt: Grundsätzlich bin ich absolut der Überzeugung, dass Nachhaltigkeit ein sehr wichtiges Thema ist, auf welches Augenmerk gelegt werden muss. Jedoch störe ich mich persönlich immer mehr an der Nachhaltigkeits- & Zertifizierungsindustrie, welche mittlerweile einer grossen Maschinerie gleicht. Wir sollten unseren Fokus lieber darauf verwenden, nachhaltig zu handeln, als dies plakativ zur Schau zu stellen. Also: weniger «Schein» und mehr «Sein»!

Was geschieht mit dem alten Bankgebäude? Wird es verkauft oder anderweitig genutzt?

Daniel Sommer: Das alte Bankgebäude inkl. Land gehört der Bank. Eine Umnutzung macht aufgrund der heutigen Bedürfnisse und dem wirtschaftlichen Alter des Gebäudes keinen Sinn mehr. Die Parzelle liegt jedoch ideal süd-westlich ausgerichtet und ist für die Wohnbaunutzung gut geeignet. Wir prüfen aktuell die Realisierung einer Überbauung mit Mietwohnungen. Hierzu haben wir aus strategischen Gründen ebenfalls die Nachbarparzelle erworben.

«Wir prüfen aktuell die Realisierung eineR Überbauung mit Mietwohnungen»

Daniel Sommer, CFO der Spar- und Leihkasse Bucheggberg. Bild: zvg

Die Bilanzsumme der SLB hat in den letzten zehn Jahren von 520 auf 841 Mio. CHF um mehr als 60% zugelegt. Wie wollen Sie diesen Wachstumskurs in den kommenden Jahren halten?

Thomas Vogt: Die Entwicklung der SLB und das erreichte Wachstum in den letzten Jahren freut uns natürlich sehr. Grundsätzlich gilt es stetig und mit Elan weiterzuarbeiten, unsere bestehenden und potenziellen Kundinnen und Kunden weiterhin von unseren Fähigkeiten zu überzeugen. Wenn wir weiterhin unsere sehr persönlich ausgerichtete Kundenbetreuung pflegen, dann werden wir automatisch neue Kundinnen und Kunden gewinnen.

Wo sehen Sie Wachstumsmöglichkeiten: eher im indifferenten Geschäft oder im klassischen Hypogeschäft, und welche Pläne verfolgen Sie?

Wir sehen in beiden Geschäftszweigen weitere Wachstumsmöglichkeiten. Grundsätzlich wird das Zinsengeschäft immer unser Hauptgeschäft bleiben, in welchem wir weiterhin gesund wachsen wollen. Uns liegt aber auch viel daran, die Ertragsdiversifikation unserer Bank weiter voranzutreiben. Daher wollen wir auch im indifferenten Geschäft weiterhin Anstrengungen unternehmen, dieses weiter auszubauen.

«Grundsätzlich wird das Zinsengeschäft immer unser Hauptgeschäft bleiben»

Die Regulierung und die Refinanzierung sind zwei der grossen Herausforderungen für die Zukunft. Insbesondere kleinere Banken sind hier gefordert. Welche Antworten haben Sie auf diese Herausforderungen?

Daniel Sommer: Wir profitieren von den Erleichterungen im Kleinbankenregime der FINMA und der proportionellen Ausgestaltung der Bankenaufsicht. Die Regulierungsdichte nimmt aber in der Tat weiter zu. Die fortschreitende Digitalisierung bedingt heute insbesondere im Bereich der operationellen Risiken und der Cyber-Abwehr eine hohe Maturität der Schutzvorkehrungen. In Bezug auf die Refinanzierung nutzen wir neben Kundengeldern auch Darlehen der Pfandbriefbank und der Efiag. Eine stabile Refinanzierung und eine ausreichende Liquidität sind für unser Geschäftsmodell essenziell. Nur so können wir von Opportunitäten profitieren.

In den vergangenen Jahren haben sie auch Mehrfamilienhäuser, u.a. in Selzach, als Renditeobjekte erworben. Mit 714’000 CHF steuerten die Liegenschaften 2024 schon mehr als 5% zu den Gesamterträgen bei. Wie sieht Ihre Immobilienstrategie generell aus?

Wir fokussieren uns auf mittelgrosse Mehrfamilienhäuser ohne Renovationsbedarf im Grossraum Solothurn und den angrenzenden Berner Gebieten. Wichtig ist uns ein ausgewogener Wohnungsmix und eine gute Energiebilanz. So wird bei unserem ältesten Objekt in Lohn in diesem Jahr die Fassade renoviert und eine Pelletheizung eingebaut.

Das Immobiliengeschäft dient aber klar der Diversifikation unseres Hauptgeschäfts. Wir sind und bleiben eine Bank.

«Das Immobiliengeschäft dient (…) der Diversifikation unseres Hauptgeschäfts»

Wie verlief der Start ins laufende Geschäftsjahr, und welche Ziele haben Sie sich gesteckt?

Thomas Vogt CEO: Die SLB ist gut ins neue Geschäftsjahr 2025 gestartet. Was die finanziellen Ziele betrifft, wollen wir versuchen, das letztjährige Rekordergebnis mindestens zu egalisieren.

Ein grosses Ziel ist es, mit unseren Aktionärinnen und Aktionären sowie unseren Kundinnen und Kunden im Jahr 2025 ein gelungenes Jubiläumsjahr zu gestalten. Die SLB feiert in diesem Jahr ihr 175-jähriges Bestehen.

Auch wird in diesem Jahr die SLB erstmals mit einem Stand an der HESO, der Herbstmesse Solothurn, vertreten sein. Zudem wird sich der Bucheggberg als Ganzes im Zuge der Sonderschau präsentieren. Mein Ziel ist es, dass sich die SLB in den 10 Tagen in Solothurn authentisch und von ihrer besten Seite zeigt

Zudem freue ich mich auf das weitere «Einleben» unseres Personals im Neubau. Noch liegt der Umzug im September 2024 nicht weit zurück. Ich bin sehr froh darüber, wie gut die Prozesse und die Zusammenarbeit am neuen Standort bereits funktioniert.

«Wir wollen versuchen, das letztjährige Rekordergebnis mindestens zu egalisieren»

Der Aktienkurs ist im vergangenen Jahr über 12% gestiegen. Dennoch notiert der Titel rund 50% unter dem ausgewiesenen Buchwert. Wie setzt sich Ihr Aktionariat zusammen, und wo sehen Sie die Gründe für die Unterbewertung? Welche Massnahmen werden Sie ergreifen, um die Unterbewertung zu reduzieren?

Daniel Sommer: Wir sind eine Publikumsgesellschaft. Die Aktien sind breit gestreut und verteilen sich auf über 2000 Aktionärinnen und Aktionäre. Oft sind es Kunden unserer Bank oder sie haben einen Bezug zum Bucheggberg.

In den letzten Jahren konnten wir die Nachfrage nach unserer Aktie aus dem Eigenbestand bedienen. Aktuell übersteigt die Nachfrage jedoch das Angebot, wodurch sich die Unterbewertung tendenziell verringern wird.

Die Spar- und Leihkasse Bucheggberg feiert in diesem Jahr ihr 175-jähriges Jubiläum. Was sind die Erfolgsrezepte dafür, dass die vergleichsweise kleine Regionalbank so lange existiert und dabei einige Krisen überstanden hat?

Thomas Vogt: Das Entscheidende ist, dass man sich und seinen Grundsätzen treu bleibt. Deshalb stellen wir hohe Anforderungen bezüglich Eigenkapital, Liquidität und Kenntnisse des Marktgebietes an uns selbst.

Welche Akzente werden Sie im Jubiläumsjahr setzen, und wie werden Sie den Geburtstag feiern?

Am 16. Mai 2025 findet unsere spezielle Jubiläums-Generalversammlung statt. Es werden spezielle Acts auftreten, und was uns speziell freut und ehrt, ist, dass Bundesrat Dr. Albert Rösti die Festansprache halten wird. Zudem wird ein Jubiläumsbuch mit spannenden und teilweise auch lustigen Geschichten sowie interessanten Testimonials von Persönlichkeiten mit Bezug zu unserer Bank erscheinen.

Herr Vogt, Herr Sommer. Vielen Dank für Ihre interessanten Ausführungen.

Der Kurs der SLB-Aktie hat in den letzten drei Jahren um rund ein Drittel zugelegt. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Spar- und Leihkasse Bucheggberg werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 8’000 CHF für eine Aktie bezahlt. Im Jubiläumsjahr zahlt die Bank eine Dividende von 175 CHF, was einer Rendite von 2,2% entspricht.

Digital Assets: BX Digital erhält Bewilligung als DLT Handelssystem der Finma

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Digitale Vermögenswerte sollen künftig auf dem DLT-Handelssystem der BX Digital schnell und effizient über die Blockchain gehandelt werden. Bild: stock.adobe.com
Digitale Vermögenswerte sollen künftig auf dem DLT-Handelssystem der BX Digital schnell und effizient über die Blockchain gehandelt werden. Bild: stock.adobe.com

Es ist rund fünf Jahre her, dass das Wort Tokenisierung die Finanzbranche in helle Aufregung versetzte. Der Grund dafür war einfach: Die Verbriefung von Anlagegütern und die Abwicklung von Wertpapiergeschäften auf der Blockchain sollten die ganze Finanzindustrie völlig verändern, neudeutsch «disruptieren». Doch wie es bei Innovationen üblich ist, verlief die «Disruption» nicht ganz so schnell wie von vielen Exponenten gewünscht. Regulatorische Fragen, die fehlende Marktakzeptanz und auch der mangelnde Wille, eingespielte Prozesse aus wirtschaftlichen Gründen oder aus Bequemlichkeit anzupassen, waren nur einige Gründe.

Nun ist der BX Digital, der digitalen Tochter der Börse BX Swiss Exchange, ein entscheidender Schritt gelungen. Nach drei Jahren intensiver Arbeit hat das Unternehmen von der Finanzmarktaufsicht FINMA die Bewilligung für ein sogenanntes «Distributed Ledger Technology» – kurz DLT – Handelssystem erhalten. Damit werde die Basis für eine regulierte Plattform für digitale Vermögenswerte geschaffen, kündigte die BX Digital AG in einer Medienkonferenz an.

Abwicklung über Ethereum-Blockchain

Lidia Kurt, CEO der BX Digital, verglich die Veränderungen in der Finanzbranche an einem Mediengespräch mit der Entwicklung von E-Mail, welche die Kommunikation seit dem Einführung des Internet völlig verändert haben. Heute sei es üblich, Dokumente in elektronischer Form als pdf zu versenden. Bei einem pdf handle es sich stets um eine Kopie. Wenn digitale Vermögenswerte übertragen werden, müsse sichergestellt sein, dass das Original und im Gegenzug das Geld transferiert werde, so Kurt.

Lidia Kurt ist CEO der BX Digital. Bild: zvg

Denn im Gegensatz zur heute üblichen Finanzmarktinfrastruktur sorgt ein DLT-Handelssystem dafür, dass die Abwicklung der Transaktion bei der BX Digital über eine öffentliche Blockchain (Ethereum) läuft. Dies sei viel effizienter als der Weg über sogenannte Zentralverwahrer. «Bei Transaktionen über einen Zentralverwahrer kann es bis zu zwei Tage dauern, bis Geld gegen Vermögenswerte getauscht werden. Bei uns dauert es rund 30 Minuten», so Lidia Kurt. Den Zentralverwahrer brauche man nicht mehr, auch weitere Intermediäre fallen weg. Die geldseitige Abwicklung erfolgt direkt über die Schweizerische Nationalbank (SNB). «Das spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern ermöglicht auch den Handel von tokenisierten Vermögenswerten wie Aktien, Anleihen und Fonds zwischen Marktteilnehmern wie Banken und Wertpapierhäusern», schreibt die BX Digital auch in ihrer Medienmitteilung.

Neue Funktionalitäten und Geschäftsmodell erwartet

Im Fokus hat die neue Börse daher vor allem auch die neuen digitale Vermögenswerte, die ebenfalls in der Blockchain abgelegt sind. So erwartet BX Digital, dass das Erstellen von Strukturierten Produkten wesentlich kostengünstiger wird und die Abwicklung der Transaktionen schneller als bisher erfolgt, was finanzielle Vorteile bietet. Zudem können innovative Features genutzt und auch neue Anlageklassen erschlossen werden. «Wir stehen am Anfang der Entwicklung und wissen noch nicht, welche Geschäftsmodelle und Funktionalitäten es in einigen Jahren geben wird», so Lidia Kurt. Die BX Digital verspüre aber schon heute eine starke Nachfrage nach digitalen Vermögenswerten. Kurt verweist dabei auch auf einen globalen Trend.

Europa im Visier

Lucas Bruggeman, CEO der BX Swiss und VR-Präsident der BX Digital, unterstreicht die Aussagen von Kurt: «Das Interesse ist gewaltig. Wir konnten bereits ein Ökosystem von Partnern gewinnen und dabei Banken und Emittenten für unsere neue Finanzmarktinfrastruktur begeistern.» Bruggeman visiert dabei nicht nur den Schweizer Markt an. Als Teil der Börse Stuttgart-Gruppe werde die BX Digital ihr Angebot auch auf Europa ausweiten. Tests mit der EZB und die Abwicklung in Euro seien bereits gemacht worden, so Bruggeman.

Bis es zu den ersten Transaktionen auf der neuen Plattform kommt, wird allerdings noch etwas Zeit vergehen, denn die Plattform soll erst in sechs Monaten live gehen. Erst dann wird sich zeigen, wie gross die Akzeptanz am Markt ist und wie sich BX Digital in diesem sehr schnell wachsenden Markt behaupten kann. Dennoch darf die Bewilligung des DLT-Handelssystems als wichtiger Innovationschub für den Schweizer Finanzplatz gewertet werden.

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