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Reishauer: Weniger Umsatz und mehr Gewinn in 2015, positiver Auftragseingang – Aktie stark gehandelt

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Schleifscheibe im Eingriff mit dem Zahnrad beim kontinuierlichen Wälzschleifprozess, dem sog. „Reishauer-Verfahren“. Bild: zvg
Schleifscheibe im Eingriff mit dem Zahnrad beim kontinuierlichen Wälzschleifprozess, dem sog. „Reishauer-Verfahren“. Bild: zvg
Schleifscheibe im Eingriff mit dem Zahnrad beim kontinuierlichen Wälzschleifprozess, dem sogenannten „Reishauer-Verfahren“. Bild: zvg

Die Reishauer Gruppe verzeichnete im 2015 auf der Basis der konsolidierten Zahlen ein Umsatzminus von 9.4% auf 323.8 Mio. CHF. Wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung schreibt, sind die tieferen Umsätze auf die deutsche Tochterfirma Felsomat zurückzuführen. Reishauer erwarb die im 1981 gegründete Felsomat, die auf die Komplettfertigung von Zahnrädern im Automobilbereich spezialisiert ist, im Jahr 2010. Durch die Integration der Felsomat ist Reishauer in der Lage, den Kunden komplette Systemlösungen für verschiedene Anwendungsbereiche in der Automobilindustrie aus einer Hand anzubieten. Das Unternehmen zählt daher auch alle grossen Automobilhersteller und deren Zulieferer zu seinen Kunden. Rund 85% der Gesamteinnahmen erzielt die Gruppe im Automobilsektor. Finanzanalysten gehen von einem Weltmarktanteil in Höhe von 60% bei Verzahnungsschleifmaschinen aus. Diese Maschinen werden dazu eingesetzt, mittels verschiedenen Schleiftechniken Zahnräder, wie sie beispielsweise in Autogetrieben eingesetzt werden, zu produzieren. Die Gruppe verfügt über zwei Produktionsstandorte in Wallisellen (Schweiz) und in Königsbach-Stein (Deutschland). Jeweils rund 35% der Umsätze der Gruppe entfallen auf Europa und den asiatisch-pazifischen Raum. Amerika steuert 30% zu den Einnahmen bei.

Die Reishauer-Gruppe besitzt ein grosses Areal in Wallisellen. Quelle: Reishauer Beteiligungen AG
Die Reishauer-Gruppe besitzt ein grosses Areal in Wallisellen. Quelle: Reishauer Beteiligungen AG

Gewinn steigt trotz Umsatzminus

Noch vor Jahresfrist rechnete Reishauer mit einem schwächeren Ergebnis für das Jahr 2015 (siehe auch Blog-Beitrag vom 6. Juli 2015). Allerdings reagierte das Management auf die sich abzeichnende Abschwächung mit Optimierungsmassnahmen. So musste die Gruppe zwar ein Umsatzminus verbuchen, konnte aber auf der Kostenseite deutliche Einsparungen erzielen. An erster Stelle stehen die um 7.7% auf 152.6 Mio. CHF gesunkenen Materialkosten, die den grössten Kostenblock darstellen. Deutlich geringer fielen die Minderaufwendungen beim Personal mit nur minus 0.6% auf 103.9 Mio. CHF aus. Den grössten Rückgang verzeichneten die betrieblichen Aufwendungen, die um 17.6% auf 43.9 Mio. CHF fielen. So resultierte trotz des Umsatzrückgangs von 9.4% ein Plus beim Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) um 3% auf knapp 41 Mio. CHF. Deutlich tiefere Sachabschreibungen von knapp 15 Mio. CHF nach 17.7 Mio. CHF im Vorjahr liesen das EBIT um 18% auf 26 Mio. CHF anschwellen. Trotz des um 1.7 Mio. CHF auf 5 Mio. CHF angestiegenen Finanzaufwands fiel der Reingewinn mit 33.2 Mio. CHF um 10.4% höher aus. Die Aktionäre partizipieren am höheren Gewinn mit einer um 60 CHF auf 890 CHF pro Aktie erhöhten Dividende.

Nordamerika in den ersten vier Monaten über Plan

Für das laufende Jahr 2016 zeigt sich die Reishauer Gruppe nach wie vor vorsichtig bezüglich Auftragseigang und Umsatzentwicklung. Als schwer prognostizierbar angesehen wird das konjunkturelle Umfeld, während der nach Ansicht der Gruppe nach wie vor überbewertete Schweizer Franken die Konkurrenzfähigkeit der Reishauer AG auf den Hauptmärkten beeinträchtige. Die Konkurrenten produzieren mehrheitlich im Euroraum und können daher direkt vom tiefen Euro profitieren. Reishauer rechnet damit, höhere Preisnachlässe geben zu müssen, die sich negativ auf die Umsatzvolumina auswirken werden. Hingegen werden bei der Felsomat dank neuer Produkte höhere Umsätze als im Vorjahr erwartet. Insgesamt seien die Erwartungen in Bezug auf den Auftragseingang positiv, was vor allen Dingen auf die über Plan liegende Nachfrage aus dem Markt Nordamerika während der ersten vier Monate in 2016 zurückzuführen sei. Seit Jahresbeginn werden die Reishauer-Aktien wieder sehr rege gehandelt. Allein über OTC-X haben in diesem Jahr 161 Namenaktien im Wert von 9.5 Mio. CHF den Besitzer gewechselt.

Die Geschäftszahlen von Reishauer für 2015 sind besser ausgefallen als erwartet und vom Unternehmen selbst prognostiziert. Besonders hervorzuheben ist die Steigerung des EBITDA trotz sehr schwieriger finanzieller Rahmenbedingungen infolge der Freigabe des Euro-Wechselkurses im Januar 2015. Sehr zu begrüssen ist auch die deutlich höhere Transparenz der Gruppe. So werden nun auch die konsolidierten Zahlen der Gruppe zur Verfügung gestellt. Kein Thema mehr sind auch die langjährigen Streitigkeiten mit Adrian Gasser respektive der Lorze AG als Minderheitsaktionär. Ein grosser Teil der Aktien der Lorze-Gruppe konnte über den Markt verkauft werden, so dass die Beteiligung von Lorze mittlerweile auf weniger als einen Drittel gesunken sein dürfte. Nach wie vor Hauptaktionär ist die Familie Bodmer, die über einen Anteil von 53% am Unternehmen verfügt. Wiederholt wurde in den Medien über einen Börsengang der Reishauer Beteiligungen AG spekuliert. Bis zum heutigen Zeitpunkt sind hierüber aber keine gesicherten Aussagen erhältlich, und so kann ein solcher Schritt nur als mögliche Spekulation angesehen werden. Auf Nachfrage von schweizeraktien.net dementierte die Gesellschaft allfällige Börsenpläne.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Die Gesellschaft verfügt über zwei Aktienkategorien, die vermögensrechtlich gleichgestellt sind. Es handelt sich dabei um je 5’000 Namen- und 5’000 Inhaberaktien im Nennwert von je 250 CHF. Beide Titel werden zu ähnlichen Preisen von gut 59’000 CHF pro Aktie gehandelt. Eine etwas höhere Liquidität weisen aktuell die letztmalig zu Kursen von 59’200 CHF gehandelten Namenaktien auf. Auf der Basis des aktuellen Kurses liegt die Dividendenrendite, eine gleichbleibende Dividende von 890 CHF je Aktie vorausgesetzt, bei eher tiefen 1.5%. Als nicht sehr niedrig angesehen werden kann auch das Kurs/Gewinn-Verhältnis. Dieses lag für 2015 bei hohen 17.8 auf der Basis des Reingewinns, der allerdings nur wenig Aussagekraft haben dürfte. Als eher relevant erscheint der Wert des Ebitda von knapp 41 Mio. CHF. Hierbei haben wir den Finanzertrag, der in der konsolidierten Rechnung mit 12.3 Mio. CHF benannt wird, nicht berücksichtigt. Auf dieser Basis erscheinen die Aktien mit einem Ebitda-Multiple von 14.5 als teuer. Positiver stellt sich die Situation dar, wenn der Finanzertrag bei der Ermittlung des Ebitda berücksichtigt wird. So lässt sich ein Ebitda von 53.2 Mio. CHF respektiv 5’320 CHF pro Aktie errechnen. Allerdings erscheinen die Aktien auch unter dieser Annahme mit einem Kurs-Ebitda-Verhältnis von 11.1 nicht unterbewertet. Nicht übersehen werden darf indessen, dass die Jahresrechnung lediglich nach den Regeln des Obligationenrechts erstellt wird, die wenig Transparenz fordern. So ist es nicht unwahrscheinlich, dass in den Finanzerträgen auch Einkünfte aus dem operativen Geschäft enthalten sind. Diese Vermutung wird auch durch den im Verhältnis zu den ausgewiesenen Wertschriften und Geldmarktanlagen von 100.9 Mio. CHF per Jahresende 2015 hohen Finanzertrag von 12.3 Mio. CHF untermauert. Ebenfalls enthalten sein könnten in dieser Position aber auch Gewinne aus der aktiven Bewirtschaftung der Wertschriften. Gemäss den Angaben des Geschäftsberichts werden sämtliche Positionen des Portfolios zu den Anschaffungskosten oder tieferen Marktwerten abzüglich Wertverminderungen bewertet. Eine Aufwertung bei höheren Kursen erfolgt demzufolge nicht. Somit könnte die Position Finanzertrag auch bei der Veräusserung einzelner Papiere realisierte Kursgewinne beinhalten.

Auch auf der Basis des ausgewiesenen Buchwerts erscheinen die Titel mit einem Agio von über 100% zum ausgewiesenen Wert auf den ersten Blick teuer. Selbst unter vollständiger Berücksichtigung der Rückstellungen in Höhe von 101 Mio. CHF, die zum grossen Teil Eigenkapitalcharakter haben dürften, beträgt das Agio rund 50%.

Auch wenn der Substanzwert weit höher liegen dürfte, wird sich dieser vorerst nicht realisieren lassen. Ändern könnte sich dies allerdings bei einem Verkauf der Gesellschaft, einem Börsengang oder durch Veränderungen im Unternehmen selber. Allein schon die Änderung der Rechnungslegung vom Obligationenrecht hin zu Swiss GAAP FER dürfte die Reserven des Unternehmens offenlegen. Ein Indiz zur Ermittlung der stillen Reserven sind die Brandversicherungswerte, die für die Liegenschaften per Ende 2015 bei 167 Mio. CHF und für die Maschinen bei 190.5 Mio. CHF lagen. In der konsolidierten Jahresrechnung sind die Sachanalagen lediglich mit 45.9 Mio. CHF aufgeführt. Ob allerdings eine deutlich höhere Bewertung gegenüber dem aktuellen Niveau zu erwarten ist, ist derzeit offen. Solange sich keine Erkenntnisse ergeben, die eine höhere Bewertung der Aktien rechtfertigen würde, bieten die Aktien nur wenig Potenzial für potenzielle Investoren. Ein wichtiger Schritt wäre in diesem Zusammenhang eine Erhöhung der Transparenz, indem z.B. der Rechnungslegungsstandard angepasst würde.

Interroll: Sehr gute Halbjahreszahlen – Research Partners erhöht Kursziel auf 900 CHF, senkt jedoch Rating auf „Verkaufen“

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Der Interroll-Hauptsitz in Sant'Antonino im Tessin. Bild: www.interroll.ch
Der Interroll-Hauptsitz in Sant'Antonino im Tessin. Bild: www.interroll.ch
Der Interroll-Hauptsitz in Sant’Antonino im Tessin. Bild: www.interroll.ch

Die im Bereich von Logistiklösungen tätige Interroll-Gruppe mit Sitz in San´Antonino im Tessin hat über das erste Halbjahr 2016 berichtet. Wie das Management im Aktionärsbrief schreibt, sind die erfreulichen Zahlen auf rein organisches Wachstum in allen Regionen zurückzuführen. Die positiven Trends der Vorjahre haben sich fortgesetzt. Der Auftragseingang nahm um 4.8% auf 216.3 Mio. CHF zu, der Umsatz stieg um 9.2% auf 187.1 Mio. CHF. Sogar um 16.4% nahm das EBITDA-Ergebnis auf nun 30.9 Mio.CHF zu. Dies entspricht einer EBITDA-Marge von 16.5%. Das Nettoergebnis belief sich auf 15.8 Mio. CHF, eine Steigerung um 23,4% zum Vorjahreszeitraum. Die Nettoumsatzrendite liegt bei 8.4%. Die Aktie hat durch eine starke Performance beeindruckt, per 30.06. wurden 49% der Aktien von internationalen Investoren gehalten, gegenüber noch 41% Ende 2015.

Starkes Wachstum bereits voll eingepreist

Die Analysten der unabhängigen Analyseboutique Research Partners schreiben in ihrer aktuellen Kurzstudie zu den Ergebnissen des ersten Halbjahres, dass die Zahlen sehr gut seien. Die Fokussierung auf internationales Wachstum und Produktinnovationen erweise sich als erfolgreich. Allerdings ist in der Einschätzung der Analysten das starke Wachstum in der aktuellen Bewertung voll eingepreist. Basierend auf den Gewinnschätzungen für 2017 sei das Kurs/Gewinn-Verhältnis auf aktueller Kursbasis bei 26.2 angelangt. Das Markt-KGV liege nur bei 17.6. Das Rating wird daher von „Halten“ auf „Verkaufen“ reduziert, obwohl das Kursziel von 780 CHF auf 900 CHF angehoben wird.

Aktuell liegt der Kurs der Interroll-Aktie an der SIX Swiss Exchange jedoch bei 1’106 CHF und somit um über 20% höher als das Kursziel.

BBO Bank Brienz Oberhasli: Höheres Kreditvolumen lässt Gewinn im 1. Semester ansteigen – Positives Gesamtjahr erwartet

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Das frisch renovierte Bankgebäude der BBO in Meiringen ist an attraktiver Lage. Quelle: BBO Bank Brienz Oberhasli AG
Das frisch renovierte Bankgebäude der BBO in Meiringen ist an attraktiver Lage. Quelle: BBO Bank Brienz Oberhasli AG
Das frisch renovierte Bankgebäude der BBO in Meiringen ist an attraktiver Lage. Quelle: BBO Bank Brienz Oberhasli AG

Die BBO Bank Brienz Oberhasli AG (BBO) verzeichnete im ersten Semester 2016 ein Wachstum der Ausleihungen von 1% auf 478.9 Mio. CHF. Besonders erfreut zeigt sich die Regionalbank aus dem Berner Oberland in ihrem Halbjahresbericht darüber, dass sie trotz der schwierigen Rahmenbedingungen mit einem tiefen Zinsniveau, Währungsturbulenzen und der unsicheren wirtschaftlichen und politischen Situation zulegen konnte. Geprägt worden sei das Resultat durch die unverändert tiefen Kreditzinsen. Ein Blick auf die Zahlen bestätigt diese Aussage. So wuchs zwar der Erfolg aus dem Zinsgeschäft im ersten Semester im Vergleich zum Vorjahr um 2.6% auf 3.4 Mio. CHF an. Gleichzeitig stieg allerdings das Volumen der Ausleihungen im Zeitraum zwischen dem 30. Juni 2015 und dem 30. Juni 2016 um 3.8% auf 478.2 Mio. CHF. Der Anstieg des Zinserfolgs resultiert aus dem Rückgang des Zinsaufwands um 0.25 Mio. CHF auf 1.2 Mio. CHF bei einem gleichzeitigen Minus der Zinseinnahmen um 0.18 Mio. CHF auf 4.45 Mio. CHF. Nur einen sehr marginalen Einfluss von rund 10’000 CHF auf das Zinsergebnis hatten bei der BBO die Auswirkungen der neuen Rechnungslegungsvorschriften, welche eine Verbuchung von Veränderungen ausfallbedingter Wertberichtigungen zulasten des Nettozinserfolgs erfordern.

Gehaltene Kosten erlauben Gewinnplus

Neben dem Zinserfolg von 3.4 Mio. CHF erwirtschaftete die BBO Erträge in Vorjahreshöhe von 0.5 Mio. CHF aus dem zinsindifferenten Geschäft. Deutlich besser verlief das Handelsgeschäft mit einem Gewinn von 53’000 CHF nach einem Verlust von 30’000 CHF im Vorjahr. Diesem Plus stehen niedrigere Kommissionseinnahmen und ein leicht tieferer übriger ordentlicher Erfolg gegenüber. Gesamthaft betrugen die Einkünfte aus dem Bankgeschäft 3.9 Mio. CHF nach 3.7 Mio. CHF im Vorjahr. Auf der Kostenseite gelang es, sowohl die Personal- als auch die Sachausgaben auf dem Niveau des Vorjahres von 1.35 Mio. CHF bzw. 0.85 Mio. CHF zu halten. Die Wertberichtigungen und Abschreibungen zulasten der Erfolgsrechnung betrugen 0.5 Mio. CHF nach 0.55 Mio. CHF im Vorjahr. Nach gleichen Veränderungen von Rückstellungen (0.25 Mio. CHF) wie im Vorjahr resultierte ein Geschäftserfolg von 0.9 Mio. CHF nach 0.7 Mio. CHF im Vorjahr. Wegen des Wegfalls eines im Vorjahr realisierten ausserordentlichen Ertrags von 0.2 Mio. CHF verharrte der Reingewinn auf dem Vorjahreswert von 0.2 Mio. CHF.

Stabiles zweites Semester erwartet

Die BBO rechnet für das zweite Semester mit einem Geschäftserfolg zwischen 0.8 Mio. CHF und 0.9 Mio. CHF. Wie bereits in der Vergangenheit soll der Grossteil des Erfolgs aus dem Zinsdifferenzgeschäft stammen. Weiterhin schwierig zu beurteilen seien die Erträge aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft sowie der Handelserfolg. Der Geschäftsaufwand soll für das Gesamtjahr 2016 bei 4.35 Mio. CHF liegen. Aus diesen Zahlen erwartet die Bankleitung einen Geschäftserfolg zwischen 1.7 Mio. CHF und 1.8 Mio. CHF bei einem Reingewinn von 0.4 Mio. CHF. Die BBO verfügt über eine Baulandparzelle in Brienz, auf der zwei Wohn- und Geschäftshäuser erstellt werden sollen. Die entsprechenden Vorarbeiten entwickeln sich planmässig. Die für die Bauten notwendige Überbauungsordnung wird voraussichtlich am 8. Dezember 2016 an der Brienzer Gemeindeversammlung behandelt.

Die Geschäftszahlen der BBO für das erste Semester 2016 fallen erfreulich aus. Im Gegensatz zu den anderen Regionalbanken, die bisher ihre Abschlüsse präsentierten, publiziert die BBO auch Erwartungen für das Gesamtjahr. Diese fallen für den Geschäftserfolg, eine für die Ermittlung des Gewinns einer Bank sehr wichtige Kennzahl, neutral bis leicht positiv aus. Bei einem Wert von 1.7 Mio. CHF würde der Vorjahreswert erreicht, während bei 1.8 Mio. CHF ein Plus von über 5% resultieren würde. Trotz der erhöhten regulatorischen Anforderungen verharrt der budgetierte Geschäftsaufwand auf dem Niveau des Vorjahres. Ebenfalls positiv präsentieren sich die wichtigsten Bilanzkennzahlen. So verfügt die BBO über einen Deckungsgrad der Ausleihungen durch eigene Kundengelder von gut 84% per 30. Juni 2016 – ein erfreulicher Wert. Einzig das Verhältnis der anrechenbaren zu den notwendigen Eigenmitteln fällt mit einem Wert von 171% per 30. Juni 2106 eher unterdurchschnittlich aus.

Die Aktien der BBO werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Der Kursverlauf der Papiere war auch im letzten Jahr von sehr geringen Schwankungen gekennzeichnet. Allerdings zogen die Kurse bis in den Mai 2016 um über 10% auf den letztbezahlten Höchstkurs von 136 CHF an. Während der letzten zwei Monate fanden keine Transaktionen über die Handelsplattform OTC-X mehr statt. Aktuell werden die Papiere zu Geldkursen von 138 CHF gesucht und zu Briefkursen von 144.50 CHF offeriert. Ob diese Entwicklung der letzten Monate mit einer Tendenz nach oben der Startschuss für eine Angleichung des Aktienkurses an das Niveau des Buchwerts darstellt, der den Kurs um mehr als 50% übersteigt, ist offen. Unter der unserer Ansicht nach realistischen Annahme einer gleichbleibenden Ausschüttung beträgt die Dividendenrendite noch knapp 1.8%. Dieser Wert ist im aktuellen Tiefzinsumfeld zwar attraktiv, insgesamt dennoch eher tief. Das KGV auf der Basis des erwarteten Geschäftserfolgs zwischen 1.7 und 1.8 Mio. CHF liegt in der Grössenordnung zwischen 10 und 10.5. Dies signalisiert keine Überbewertung der Aktien. Die Aktien der BBO weisen zudem einen nach wie vor sehr hohen Discount auf den Buchwert auf. Diese sehr tiefe Bewertung hat seit längerem Bestand. Auch wenn der Kurs etwas angezogen hat, dürfte allenfalls eine geringe Verkleinerung des Discounts zu erwarten sein. Eine Realisierung des hohen Substanzwerts der Aktien erscheint für Privataktionäre nahezu ausgeschlossen. Allerdings ist das Risiko von Kursrücksetzern, wie die Entwicklung der letzten Jahre aufzeigt, sehr gering. Somit eignen sich die Papiere insbesondere für Anleger mit einem Bezug zur Region als Ersatz für Obligationen

APG: Aussenwerbe-Unternehmen besticht mit Dividendenrendite von geschätzten 6.4% – Research Partners bestätigt „Halten“-Rating, Kursziel auf 400 CHF erhöht

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In Biel hat APG ein neues digitales City ePanel Netz realisiert. Bild: www.apg.ch
In Biel hat APG ein neues digitales City ePanel Netz realisiert. Bild: www.apg.ch

Die in der Aussenwerbung aktive AGP SGA AG hat über das erste Halbjahr 2016 berichtet. Die Verkaufserträge sind im Berichtszeitraum um 1.8% auf 150.4 Mio. CHF zurückgegangen. Die EBITDA-Marge blieb mit 24.7% gegenüber dem Vorjahreszeitraum unverändert. Aufgrund des Verkaufs einer Liegenschaft in Basel konnte das Nettoergebnis dennoch auf 42.7 Mio. CHF gesteigert werden. Der Anteil des Immobilienverkaufs schlägt hierbei mit 18 Mio. CHF zu Buche. Bereinigt um Einmaleffekte beträgt das Nettoergebnis 24.8 Mio. CHF, eine Steigerung um 2% zum Vorjahreszeitraum. Die weiteren Aussichten sind laut Aktionärsbrief gut einzuschätzen, zuletzt konnten zwei neue Konzessionen gewonnen werden. Die Gesellschaft will die Marktführerschaft durch Innovationen in der digitalen Welt und die Steigerung der Qualität der Angebote und Mitarbeiter ausbauen.

12-Monats-Kursziel auf 400 CHF angehoben

Die Analysten der unabhängigen Analyse Boutique Research Partners sind in ihrer aktuellen Kurzstudie zwar vom Wachstum enttäuscht, zeigen sich jedoch von der Ertragskraft beeindruckt und erwarten sogar eine Dividendenerhöhung. Die Gewinnerwartungen für 2016 wurden um die Einmaleffekte des Liegenschaftsverkaufs in Basel angehoben, die für 2017 durch höhere Goodwillabschreibungen bedingt um 5.3% gesenkt. Im Hinblick auf die Dividendenqualität hält Research Partners die Aktie für wenig korrekturanfällig. Das Kursziel wurde auf 12 Monatssicht von 360 CHF auf nun 400 CHF angehoben.

Die Aktien der AGP SGA SA werden an der SIX Swiss Exchange kotiert. Der Aktienkurs liegt aktuell bei 420 CHF und damit über dem Kursziel.

Clientis Bank im Thal: Solider Geschäftsverlauf im ersten Semester 2016, Zinserfolg steigt stark an

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Die Geschäftsstelle der Clientis Bank im Thal in Balsthal. Bild: Google
Die Geschäftsstelle der Clientis Bank im Thal in Balsthal. Bild: Google
Die Geschäftsstelle der Clientis Bank im Thal in Balsthal. Bild: Google

Die Clientis Bank im Thal AG (CBT) konnte im ersten Semester 2016 im Bilanzgeschäft zulegen. Während sich die Bilanzsumme wegen der im Vergleich zum Jahresende 2015 um fast 2 Mio. CHF gesunkenen flüssigen Mittel nur um 0.9% auf 314.6 Mio. CHF erhöhte, stiegen die Ausleihungen um 1.8% auf 282.2 Mio. CHF an. Im Gegensatz zum Gros der Regionalbanken verzeichnete die CBT einen leichten Rückgang der Hypotheken um 1.3% auf 261.1 Mio. CHF, während die sonstigen Kundenforderungen markant um 64.2% respektive 8.2 Mio. CHF auf 21.1 Mio. CHF anwuchsen.

Auf der Passivseite der Bilanz waren die um 2.5% auf 189.1 Mio. CHF angestiegenen Kundeneinlagen und die um 0.4 Mio. CHF respektive plus 7% auf 6.1 Mio. CHF erhöhten Reserven für allgemeine Bankrisiken für das Bilanzwachstum verantwortlich. Bei den Kassenobligationen verbuchte die Regionalbank einen Rückgang von 5% auf 22.8 Mio. CHF. Der Deckungsgrad der Kundenausleihungen durch eigene Kundengelder konnte auf dem Vorjahresniveau von gut 75% gehalten werden. Dank der soliden Bilanzstruktur sieht sich die CBT gerüstet für das weitere Wachstum. So zeigt sich die Geschäftsleitung denn auch zuversichtlich für das Gesamtjahr trotz der anhaltend anspruchsvollen Rahmenbedingungen.

Tiefere Kosten lassen Gewinn steigen

Insgesamt legten die Erträge des ordentlichen Bankgeschäfts um 9.9% respektive 0.2 Mio. CHF auf 2.4 Mio. CHF zu. Das Plus geht ausschliesslich auf das Konto des Zinsgeschäfts. Während der Bruttozinserfolg um 2.3% respektive 43’000 CHF auf 1.95 Mio. CHF anstieg, erhöhte sich der Nettozinserfolg um hohe 11.4% respektive plus 0.2 Mio. CHF auf 2.1 Mio. CHF. Der starke Anstieg wurde durch die gemäss der neuen Rechnungslegung dem Nettozinserfolg zuzurechnenden Veränderungen von Wertberichtigungen möglich. Im eigentlichen Zinsengeschäft musste die CBT einen Rückgang der Zinserträge um 0.1 Mio. CHF auf 2.65 Mio. CHF verbuchen. Gleichzeitig fiel der Zinsaufwand um 144’000 CHF auf 0.7 Mio. CHF. Diese Erträge wurden bei einem im Vergleich zum ersten Semester des Vorjahres um 3.8% höheren Ausleihungsbestand generiert. Das unterproportionale Plus des Zinserfolgs exklusive der Veränderung der Wertberichtigungen reflektiert den anhaltend hohen Zinsmargendruck, der das Geschäft der Regionalbank kennzeichnet.

Während die Einnahmen aus dem zinsindifferenten Geschäft auf dem Niveau des Vorjahres von 0.3 Mio. CHF verharrten, fielen die Geschäftskosten trotz der höheren regulatorischen Anforderungen tiefer aus als im Vorjahr. Vor allem der Personalaufwand lag mit 0.6 Mio. CHF um mehr als 0.1 Mio. CHF unter dem Vorjahreswert. Leicht tiefer fiel mit knapp 0.8 Mio. CHF auch der Sachaufwand aus. Erheblich niedriger als im Vorjahr waren auch die Wertberichtigungen und Sachabschreibungen mit knapp 0.2 Mio. CHF (nach 0.4 Mio. CHF im Vorjahr). Bei nahezu gleichen Veränderungen von Rückstellungen erhöhte sich der Geschäftserfolg von 0.2 Mio. CHF im Vorjahr auf 0.8 Mio. CHF. Der Reingewinn legte wegen der um fast 0.5 Mio. CHF gesunkenen ausserordentlichen Erträge nur um 0.1 Mio. CHF respektive plus 30.5% auf 0.4 Mio. CHF zu.

Die Geschäftszahlen der Bank im Thal fallen insgesamt positiv aus. Der ausgewiesene Anstieg des Gewinns darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser auf der Anwendung der neuen Rechnungslegungsvorschriften basiert. Ebenfalls positiv auf den Geschäftserfolg, die massgebliche Kennzahl für den Gewinnausweis, wirkten sich die deutlich tieferen Abschreibungen und Wertberichtigungen aus. Diese Faktoren gehen nur mittelbar auf das eigentliche Bankgeschäft zurück. Allerdings konnte die CBT auch ohne Berücksichtigung dieser Punkte ein solides Ergebnis erzielen. Zu keiner Kritik Anlass geben auch die Bilanzzahlen, die als solide angesehen werden können.

Die Aktien der CBT werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 300 CHF weisen die Titel einen erheblichen Discount von rund 60% gegenüber dem ausgewiesenen Buchwert per 30. Juni 2016 auf. Keinesfalls als überteuert angesehen werden kann auch das KGV auf der Basis des Geschäftserfolgs. Es sollte der CBT gelingen, ein Ergebnis, das zumindest die Vorjahreswerte erreicht, zu erzielen. Unter dieser Annahme lässt sich ein KGV auf der Basis des Geschäftserfolgs von knapp 8 ermitteln, was als günstig eingestuft werden kann. Als im aktuellen Tiefzinsumfeld zumindest akzeptabel angesehen werden kann die Dividendenrendite von 2%, sofern die Ausschüttung auf dem Niveau des Vorjahres bleibt. Dies kann allerdings als sehr wahrscheinlich angesehen werden. Bei möglichen Investments sollten Anleger die Marktenge der Papiere beachten, die Transaktionen mitunter sehr schwierig machen. Derzeit beispielsweise bestehen keine Verkaufsangebote für die Aktien. Die Aktien eignen sich daher vor allem für Anleger mit einem Bezug zur CBT als valable Alternative zu einer Anlage in Obligationen, die derzeit nur sehr tiefe Renditen abwerfen. Allerdings kann ein Verkauf der Papiere – sofern es denn gelingt, Aktien zu „vernünftigen“ Preisen zu erwerben- zu einem Geduldsspiel werden.

Macro Perspective: Erdogan-Nato-Calypse – Ahnungslos ins Desaster II

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Versorgungsflugzeuge der US Airforce nach dem Putschversuch auf der Luftwaffenbasis Incirlik. Bild: www.incirlik.af.mil

„Die frühesten Herrscher waren kaum gekannt. Die späteren wurden verehrt. Die noch späteren gefürchtet. Die letzten verachtet. …“ Lao-Tse, ca. 600 v. Chr., chinesischer Philosoph

Die Ereignisse in der Türkei überschlagen sich, so schnell, dass die europäischen Politiker, Medien und auch Wirtschaftsfachleute kaum mit der Evaluierung und Kommentierung nachkommen. Sie erscheinen unvorbereitet und so konfus, dass einmal mehr das Wesentliche scheinbar übersehen wird.

Die Amerikaner haben Distanz, werden von dem Amokläufer Erdogan als Drahtzieher des Putschversuchs beschuldigt, und evaluieren die Lage zumindest nüchtern, was von den Europäern wirklich nicht gesagt werden kann. Die sehen seit Jahren nur, und haben dazu beigetragen, dass die Türkei ein Bollwerk gegen den unerwünschten Flüchtlingsandrang sein soll, welcher zunehmend die etablierten Parteien in Österreich, Deutschland und anderswo durch den Aufstieg der Populisten unterspült. 2017 stehen wichtige Wahlen u.a. in Italien, Frankreich und Deutschland an. Brisant: In Deutschland leben über 3 Mio. Türken, von denen zwei Drittel Erdogan-treu sind, und jetzt nehmen die Asylanträge der Verfolgten aus der Türkei sprunghaft zu.

http://foreignpolicy.com/2016/08/02/running-out-of-people-to-purge-erdogan-targets-turkish-soccer-referees/
Der türkische Präsident Erdogan „säubert“ jetzt auch schon Fussballclubs. Quelle: www.foreignpolicy.com

Erdogans Niederschlagung in Zahlen

Die New York Times listet Anfang August die nackten Zahlen von Erdogans „Crackdown“ auf und übersetzt, was das in den USA bedeuten würde:

  1. 1`500 im Finanzministerium Beschäftigte wurden entlassen, entsprechend allen Bankregulatoren und mit der Herstellung und Zirkulation von Geld Betrauten in den USA.
  2. 1`500 Dekane von Universitäten, entsprechend allen Dekanen in den USA.
  3. 21`700 im Bildungsministerium Beschäftige, entsprechend einem Drittel in den USA.
  4. 21`000 Privatschullehrer, entsprechend jedem dritten Lehrer in den USA.
  5. 2`745 Richter, entsprechend allen Richtern in Kalifornien, Texas, New York und Georgia.
  6. 10`000 Militärangehörige, die Hälfte Offiziere, entsprechend jedem vierten Offizier in den USA.

Dazu wurden über 100 Medien geschlossen, Zeitungen Radiostationen und TV-Sender. Das schiere Ausmass der angeblichen „Säuberung“ ist laut NYT „nahezu ohne Beispiel“. Zuletzt, weil die Ziele ausgehen, wurde jetzt auch noch der Fussballverband „gesäubert“.

Oberbefehlshaber der Streitkräfte

Das überaus Merkwürdige ist, dass Erdogan sein Skript praktisch im Vorfeld von sich gegeben hat, z.B. mit der Aussage, dass Deutschland unter Hitler eines gutes Beispiel für ein funktionierendes Präsidialsystem sei, wie er es anstrebte und jetzt auch weitgehend umgesetzt hat. Seit kurzem ist Erdogan ja auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte, nachdem 150 Generäle und Admirale entlassen bzw. arretiert worden sind und er per Dekret regiert. Sozusagen ein Gegenputsch! Weiterhin ist bemerkenswert, dass ehe noch das Blut der Opfer des Putschversuches getrocknet war, schon Zehntausende verhaftet, arretiert oder entlassen waren, was beweist, dass die entsprechenden Listen schon im Vorfeld erstellt worden waren. Auch bei den Terrorattacken in der Türkei während der letzten zwei Jahre hatte Erdogan stets innerhalb kürzester Zeit die Täter benannt, wohingegen in jedem anderen Land solche Ermittlungen normalerweise Wochen und Monate dauern.

Vorauseilende Schatten

In der Macro Perspective waren der Cäsarenwahn, das zunehmend irreguläre und erratische Verhalten Erdogans und zuletzt die Entlassungen von Premier und Zentralbankchef, alles Symptome einer progressiven Entgleisung, mehrfach Gegenstand der Analysen. Ähnlich wie sonst vielleicht nur Ägypten und Israel ist die Türkei aufgrund der geostrategischen Lage von überragender Bedeutung für militärische und wirtschaftliche Bündnisse. Gegenüber der EU hat Erdogan diese Trümpfe rigoros ausgespielt, und die hat sich in einem Ausverkauf der demokratischen Werte beschämend erpressen lassen. Es konnte nicht gut gehen, weil der sogenannte „Flüchtlingsdeal“ gegen Recht, Moral und Ethik gleichermassen verstösst und deshalb die Glaubwürdigkeit und Integrität der Beteiligten aufs Äusserste kompromittiert hat. Auch die vielfach gepriesene „Australische Lösung“, zuletzt durch den österreichischen Aussenminister, ist nur ein Hirngespinst bzw. für die Betroffenen ein Alptraum von Gewalt.

Versorgungsflugzeuge der US Airforce nach dem Putschversuch auf der Luftwaffenbasis Incirlik. Bild: www.incirlik.af.mil
Versorgungsflugzeuge der US Airforce nach dem Putschversuch auf der Luftwaffenbasis Incirlik in der Türkei. Bild: www.incirlik.af.mil

Incirlik-Gate

Die Brisanz, die darin liegt, gegenüber einem zunehmend irr laufenden Autokraten eine Beschwichtigungspolitik (appeasement) zu betreiben, wie es noch heute geschieht, war den Vertretern von EU und Nato wohl nicht klar. So ist von der Flugbasis Incirlik im Südosten der Türkei, über die bis vor dem Putsch ständig berichtet wurde, von der aus Angriffe gegen fundamentalistische Terror-Milizen in Syrien und Irak geflogen werden und die auch 50  Nuklearsprengköpfe der Amerikaner beheimatet, kaum noch etwas zu hören. Die Flugbasis war durch Erdogan-treue Kräfte abgeriegelt worden, drei Tage von der Stromzufuhr abgeschnitten, der Kommandeur wurde wie viele andere Offiziere verhaftet, die Kommunikation der Amerikaner in der Basis mit der Heimat wurde ebenfalls abgeschnitten. Nach der ersten Normalisierung wurde die Basis in Erwartung eines zweiten Putschversuchs nochmals systematisch abgeriegelt. Die Nato-Kommunikation ist zeitweise völlig zusammengebrochen, auch weil die Amerikaner keine Ansprechpartner beim türkischen Militär mehr hatten. Inzwischen droht Erdogan ganz offen gegen die USA und die Europäer, die für ihn und die Mehrheit der Türken hinter dem Putsch stehen, der von der Incirlik-Basis aus geplant worden sei. Sowohl die Amerikaner als auch die Nato bestreiten jede Beteiligung. Die Prognose in der Macro Perspective vom Januar 2016, dass es zu einem Machtwechsel in der Türkei kommt, bleibt unverändert bestehen.

Explosives Rapprochement Türkei-Russland-Israel

Putin hatte übrigens Erdogan als einziger unmittelbar vor dem Putschversuch gewarnt. Schon davor hatte es ein Rapprochement zwischen Erdogan und Putin gegeben. Und auch mit Israel, nachdem zuletzt jahrelang die Atmosphäre vergiftet gewesen war. Selbst mit Assad sucht Erdogan die Annäherung, der jetzt plötzlich als wichtiger Verbündeter im Kampf gegen den wirklichen Dämon IS ein gesuchter Partner ist. Es ist auch verblüffend, dass Israel sich zunehmend Russland zu- und von den USA abwendet, die nach Ansicht der Israelis zu wenig in der Region tun. Allerdings zeichnet sich hier bereits ein weiterer Konflikt ab, denn scheinbar halten sich die Russen nicht an die Absprachen, weswegen jetzt hochgerüstete Hizbollah-Milizen unmittelbar vor der israelischen Grenze stehen.

Die ursprünglich im Dezember 2014 in der Macro Perspective prognostizierte Annäherung von Türkei und Russland ist zwar für einige Zeit von Erdogan konterkariert worden, doch seine Expansions- und Machtgelüste stiessen vor allem bei den USA, aber in der Folge auch bei der EU und der Nato bald an Grenzen, deshalb die erneute Hinwendung zu Russland. Am 9. August wird Erdogan Putin in St. Petersburg besuchen, u.a. soll das Turkish Stream Pipeline Projekt wieder belebt werden, was Amerikanern und Europäern zuwiderläuft. Handelt so ein zuverlässiger Nato-Partner?

Autokraten unter sich

Was Erdogan und Putin bei allen Unterschieden gemein haben, ist indes die autokratische, lediglich scheindemokratische Herrschafts- und Führungsstruktur. Zwar ist Putin zugutezuhalten, dass er scheinbar als einziger der Plage des IS etwas Wirkungsvolles entgegenzusetzen hat, doch was er selbst „Demokratur“ nennt und andere mit dem Modebegriff „illiberale Demokratie“ belegen, ist nur Augenwischerei. Tatsächlich ist Russland ebenso wie die Türkei auf dem Weg in eine totalitäre und faschistoide Autokratie, ohne demokratische Kontrolle, echte Gewaltenteilung, freie Medien.

Konfliktzone Südchinesisches Meer

Die Situation ist nicht nur brenzlig mit Blick auf die Situation in Nah-Ost, sondern auch global. Das Südchinesische Meer ist für Europäer weit entfernt, und daher ist der Aufmerksamkeit der Medien entgangen, dass China und Russland dort gemeinsam ein grosses Seemanöver durchführen. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hatte vor kurzem die chinesischen Hoheitsansprüche gegen alle Anrainer, darunter auch Japan, Indonesien, Vietnam und die Philippinen, vollumfänglich verworfen. Umgekehrt sind auch chinesische Kriegsschiffe im Arabischen Golf präsent. Und amerikanische Kriegsschiffe sind auch vor China im Pazifik. Dann bleibt noch das Problem Nord-Korea. Zuletzt war eine Rakete in japanischem Hoheitsgebiet detoniert – eine Provokation?

Repression in China

Auch Xi Jinping hat alle vorsichtigen Schritte in Richtung Demokratisierung durch seine Vorgänger, vor allen Deng Xiao-Ping, rückgängig gemacht und ebenfalls eine neue autokratische Ära eingeleitet. Der Personenkult um ihn wird im China der Neuzeit nur durch denjenigen um Mao Tse-Tung übertroffen. Wie in Russland und der Türkei werden Oppositionelle, Minoritäten, Systemkritiker, Menschenrechtsorganisationen und Meinungsvielfalt unterdrückt. Über die von Mao gegründeten Konzentrationslager, die in China „Lao Gai“ heissen, wird im Westen so gut wie nie berichtet. Das würde wohl die Wirtschaftsbeziehungen belasten. Sie wurden nie aufgegeben und werden heute wieder mit Regimegegnern und -kritikern zunehmend gefüllt. Nach seriösen Schätzungen sind dort seit den 1950er- Jahren rund 50 Mio. Menschen um ihr Leben gebracht worden, oft durch Verhungern.

Trump-Putin – eine Männerfreundschaft?

Sollte jetzt noch Donald Trump, ein weiterer Autokrat, wider Erwarten US-Präsident werden, dann wäre die Welt wirklich in einer unkalkulierbaren Situation, die nichts Gutes verspricht. Allerdings sind ja Putin und Trump bisher keine Gegner, sondern eher Geschäftspartner, obwohl viele US-Geheimdienstmitarbeiter ihn sogar für Putins Mann in den USA halten. Trump will als Geschäftsmann auch in Moskau einen Trump-Tower bauen. Und in der Ukraine hat er ebenfalls Interessen.

Konsequenzen

Doch gewählt wird in den USA erst im November, und einstweilen bleibt der vorsichtige Taktierer Obama amtierender Präsident. Man muss kein Militärstratege sein, um zu erkennen, dass die Türkei unter den gegebenen Umständen kein zuverlässiger Partner in der Nato sein kann. Das Militär war angeblich von „Terroristen“ unterwandert, wovon die Nato-Partner allesamt überrascht waren. Dann droht laut Erdogan ein weiterer Putschversuch. Schuld seien die USA und die Europäer. Und dann wendet sich der Oberbefehlshaber der zweitstärksten Nato-Macht den Russen zu, die er noch vor wenigen Monaten verbissen bekämpft hatte. Es kann aus Nato-Sicht, d.h. aus Sicht der Hegemonialmacht USA, nur eine Konsequenz geben – die Trennung!

Kapitalflucht und Risk-on

An den Finanzmärkten war die Reaktion eindeutig. Die Türkische Lira verlor zunächst um weitere 4%, die Aktienbörse um ca. 8%. Daraufhin lud Erdogan die Investorenvereinigung zu einer Veranstaltung, in der beschwichtigt wurde. Und tatsächlich flossen nach der ersten negativen Reaktion in Woche drei nach dem Putschversuch wieder Milliardenbeträge zurück, die Börse holte die Hälfte der Verluste wieder auf. Allerdings gab es in dieser Woche massive Zuflüsse für alle Emerging Markets, die plötzlich gesucht waren angesichts von negativen Renditen bei den Staatsanleihen der Ersten Welt im Volumen von 12 Billionen USD, überdehnten Aktienbewertungen und fragwürdigen wirtschaftlichen Aussichten. So hat die Bank of England die Leitzinsen auf den niedrigsten Stand in der 322-jährigen Geschichte der Institution abgesenkt, weil der mit dem Brexit verbundene Attentismus der Akteure die Inselwirtschaft in die Rezession zu stürzen droht.

Investment Grade Anlagen werden rar

Die Verknappung von Investment Grade Staatsanleihen, Top Corporate Bonds und gemeinhin als „sicher“ eingestuften Qualitätsaktien hat zuletzt zu einer deutlichen Zunahme der Risikofreudigkeit geführt, vielleicht auch angestachelt von den neuen historischen Höchstständen beim S&P 500 und dem Dow-Jones. Doch diese Hausse ist eine Liquiditätshausse, die zwar noch weiterlaufen kann, aber angesichts der seit fünf Quartalen rückläufigen Unternehmensgewinne (S&P 500) zunehmend auf Sand gebaut scheint. Denn der Börsenaufschwung wird nicht von zyklischen Werten getragen, sondern von zinssensitiven Industrien wie Versorgern, Telekom und Versicherungen sowie konjunkturunabhängigen Segmenten wie Pharma und Verbrauchsgüter. Die Gewinnmultiples bei den grossen US- Pharmawerten bewegen sich bei nahe 40X. Ein echter Konjunkturaufschwung müsste an der Börse auch von Bauaktien und dem Dow-Jones Transport Index angeführt werden.

Aktienanzahl schrumpft

Den meisten Anlegern dürfte unbekannt sein, dass die Anzahl der ausstehenden Aktien in den USA trotz aller IPOs und spin-offs seit der Jahrtausendwende vor allem durch die massiven Rückkaufprogramme und die M&A Transaktionen um 25% abgenommen hat, während auf der Nachfrageseite allein durch das Wachstum der institutionellen Anleger die Nachfrage deutlich höher liegt. Diese Verknappung der Ware „Aktie“ drückt sich auch in einer Prämie bei der Bewertung aus.

Fehlallokationen dank Notenbankpolitik

Die aktuellen Anlagetrends sind daher zweigeteilt. Zum einen wird auf bewährte Trends gesetzt, d.h. seit langem steigende Kategorien, auch wenn die Bewertungen überspannt sind, zum anderen auf riskantere und illiquide Anlageklassen wie Emerging Market Aktien und Bonds, Private Equity, High Yield Corporate Bonds, Rohstoffe, Infrastruktur. Gold wird zögerlich wiederentdeckt. Das in der Macro Perspective seit Oktober 2015 wiederholt favorisierte „barbarische Relikt“ ist seit Jahresbeginn mit 29% Performance auf USD Basis indes die mit Abstand beste Anlageklasse.

Hat 2016 schon mehr als 30% zugelegt: die Aktie der Partners Group. Chart: www.moneynet.ch
Hat 2016 schon um mehr als 30% zugelegt: die Aktie der Partners Group. Chart: www.moneynet.ch

Alternative Asset Manager

Eine exorbitante Performance weist auch der Schweizer Alternative Asset Manager Partners Group seit dem IPO 2013 auf. Inzwischen werden über 60 Mrd. CHF verwaltet, die Bewertung ist mit 13 Mrd. CHF allerdings mittlerweile ambitioniert. Im Gegensatz dazu sind die US Asset Manager, die sich jenseits des börsenkotierten Universums betätigen, derzeit eher attraktiv bewertet. So liegt die Bewertung von KKR, den Erfindern des Leveraged Buy-outs, nur bei 11 Mrd. USD, das verwaltete Vermögen liegt bei 175 Mrd. USD. Noch extremer ist es bei Carlyle, die ebenfalls 175 Mrd. USD verwalten, aber an der Börse mit weniger als 2 Mrd. USD bewertet sind.

Wert und Werte

Das grosse Bild ist sowohl ökonomisch als auch politisch nicht erbaulich. Es scheint, als ob die über die Jahrhunderte mühsam Schritt für Schritt errungene Freiheit und Demokratie mit dem gesamten abendländischen Wertekomplex innerhalb weniger Jahre zu einem porösen und leblosen Gebilde verkommen ist und, damit einhergehend, die traditionellen Parteien als politische Bannerträger des Wertekatalogs ebenfalls im Niedergang begriffen sind. Dies betrifft die Linke ebenso wie die sogenannte Mitte und die rechts davon angesiedelten Parteien. Der Sozialist Hollande kommt je nach Umfrage gerade noch auf 9 bis13% Zustimmung bei den französischen Wählern, der mit Abstand niedrigste Wert aller Zeiten. In Italien zeichnet sich ein Ende der Mitte-Links-Regierung ab zugunsten der 5-Sterne- Partei des Komödianten Grillo, welche den Euro-Raum verlassen will. Und auch in Deutschland ist es alles andere als klar, wie die kommenden Wahlen ausgehen werden. Es gibt ein ernst zu nehmendes Problem mit der Glaubwürdigkeit. So sagte der seit einigen Monaten amtierende Präsident der Philippinen, Dutarte, nachdem Kritik aus dem Westen laut wurde an den von ihm angekündigten und angeordneten Hinrichtungen unter Drogenhändlern ohne Prozess, insgesamt über 700 Fälle: „Fuck you UN, ihr habt das Desaster im Nahen Osten nicht im Griff und habt euch über die Abschlachtungen von Schwarzen in Afrika auch nicht aufgeregt.“

Fortschritt oder Rückschritt?

Die Verschärfung des geo-politischen Klimas mit allen Folgen wie über 60 Mio. Kriegsflüchtlingen, 60 Mio. in moderner Sklaverei, davon die Hälfte Kinder, volle Gefängnisse, Verfolgung Andersdenkender und der massenhafte Aufstieg totalitärer Regime bilden schlechte Rahmenbedingungen für die freie Marktwirtschaft, die eben von freiem Verkehr bei Gütern, Kapital und Menschen lebt und freie Wissenschaft und Kunst sowie Medien benötigt, um Innovationen, Produktivität und Wachstum hervorzubringen – und damit auch Wohlstand und Fortschritt. Die Welt befindet sich an einem historischen Scheideweg. Wird man später, so es denn Überlebende geben wird, sagen: „Geschichtsschreibung ist Sinngebung des Sinnlosen“, wie eine Definition lautet, oder im Sinne der Licht ins Dunkel bringenden kantianischen Aufklärung, dass Geschichte Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit ist? Letzteres wäre zu bevorzugen, weil damit auch die Freiheit des ethischen Verzichts auf Krieg, Völkermord, Unterdrückung denkbar ist, womit die Zukunftsfähigkeit der Menschheit wesentlich verbessert würde.

Zeitwert von Geld

Vielleicht drückt sich in dem negativen Zinsszenario auch aus, dass es ökonomisch keine Zukunft im Sinne von progressivem Wachstum gibt. Oder wie sollte das All-Time-Low beim Zins in der 322 Jahre umfassenden Geschichte der Bank of England interpretiert werden?  Wenn ein Franken heute oder in 10 oder sogar 50 Jahren unverändert durch Verzinsung oder Diskontierung immer gleich bleibt, welchen finanz-ökonomischen Sinn sollten Investitionen da noch machen? Sitzen die grossen Unternehmen deshalb auf Billionen an Cash? Eine Konsequenz ist jedenfalls, dass Pensionskassen die Beiträge dramatisch erhöhen müssen, wie jetzt die BVV Versicherungsverein des Bankgewerbes, mit 25.8 Mrd. AuM Deutschlands grösste Adresse, es jetzt als erster deutscher Branchenvertreter ankündigt: Für ab 2017 bezahlte Beiträge werden die Rentenzahlungen um 24% geringer ausfallen. Wollen die zukünftigen Pensionäre die Versorgunglücke schliessen, müssen sie ihre Beiträge um 31,6% erhöhen.

Mit Blick auf die zahlreichen und wortgewaltigen Erklärungen zum Zinsszenario durch Notenbanken und Experten, aber auch durch Politiker zu den vielen Krisenherden gilt Lao-Tses zeitlose Erkenntnis: „Wahre Worte sind nicht gefällig, gefällige Worte sind nicht wahr.“

OTC-Musterdepot: Zur Rose – Flagshipstore bietet Fantasie, Parkresort Rheinfelden mit plus 67.9% verkauft

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So soll es in dem ersten Flagshipstore von Zur Rose aussehen, den die Versandapotheke am Montag in Bern eröffnet. Bild: Zur Rose
So soll es in dem ersten Flagshipstore von Zur Rose aussehen, den die Versandapotheke am Montag in Bern eröffnet. Bild: Zur Rose
So soll es in dem ersten Flagshipstore von Zur Rose aussehen, den die Versandapotheke am 8. August in Bern eröffnet. Bild: Zur Rose

Ferienzeit – und so war auch in den letzten vier Wochen im OTC-Musterdepot von schweizeraktien.net wie auch im gesamten ausserbörslichen Handel generell vergleichsweise wenig Bewegung. Der BEKB Liquidity Index kam im Juli um 0.2% voran, das Musterdepot stagnierte rein kursmässig.

Inklusive zusätzlich vereinnahmter Dividenden ergab sich dann aber doch ein leichtes Monatsplus von 0.4%. Seit Jahresstart dagegen zeigt sich das Depot enorm spurtfreudig. Denn während der Vergleichsindex seit Anfang Januar nur um 0.8% zulegen konnte, machte unser Portfolio einen Sprung um 10.5%. Entsprechend hoch ist so auch die Outperformance des OTC-Depots seit Start im Januar 2015. Diese bleibt mit 27 Prozentpunkten auf hohem Niveau.

Dividenden – Zinseszinseffekt nicht vergessen!

Dividenden sind generell ein Thema, das von vielen Anlegern nicht mit in ihr Performance-Kalkül einbezogen wird. Viele Börsianer träumen vom schnellen Geld, und da sind Ausschüttungen fast schon etwas lästig. Erfahrene und mittel- bis langfristig orientierte Anleger wissen aber: Dividenden liefern einen grossen Teil der Performance von Aktien überhaupt.

Wie diese für viele unsichtbare Kraft der Dividenden auf lange Frist wirkt, zeigt der Vergleich des SMI mit dem SMIC – also des SMI inklusive Dividendenzahlungen. Während der SMI in den letzten fünf Jahren ein Plus von 60% bringt, hat sich der SMIC im selben Zeitraum verdoppelt. Der SMI brachte es dabei auf eine durchschnittliche jährliche Rendite von rund 10%, der SMIC inklusive Dividende hatte mit einem Plus von 15% pro Jahr deutlich mehr Triebkraft. Auf längere Sicht zeigt sich eben der Zinseszinseffekt der Dividendenzahlungen mit zunehmender Wucht. Dabei zeigen Dividenden auch in Seitwärtsphasen ihre Stärken. Während der SMI seit drei Jahren per Saldo auf der Stelle tritt und sich nicht von der 8000-Punkte-Marke lösen kann, bringt der SMIC im aktuellen Niedrigzinsumfeld doch noch ein respektables Plus von mehr als 10%.

Zur Rose – neuer Flagshipstore geht an den Start…

Ferienzeit – und so ist auch die Meldungspipeline der Unternehmen in den letzten Wochen fast versiegt. Entsprechend dünn war der Handel auf OTC-X in den meisten Portfoliowerten. Während bei einigen Titeln in den letzten vier Wochen kaum Umsätze stattfanden, waren immerhin Soc. Suisse des Explosifs, Thurella, Weleda und Zur Rose teils sogar vergleichsweise rege gefragt. Bei Thurella und Weleda waren dafür nicht einmal gewichtige Nachrichten verantwortlich, bei Soc. Suisse des Explosifs dürften das noch die Folgen der positiven Geschäftsentwicklung sein, und bei Zur Rose gibt es derzeit ohnehin grössere Umwälzungen insbesondere im Aktionariat.

Aber auch operativ tut sich was beim Konzern aus Frauenfeld. Die Aktionäre des Unternehmens warten nämlich schon mit Spannung auf die Eröffnung des ersten Flagshipstores in wenigen Tagen. Die Versandapotheke bietet ihren Kunden in Bern dort künftig die Möglichkeit, Medikamente vorab online zu bestellen und an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr am Pick-up Automaten vor der Apotheke mittels Abholcode zu beziehen.

… das könnte eine Signalwirkung für die Branche haben

Möglicherweise senkt das die Berührungsängste, die sicher viele Verbraucher gegenüber Bestellungen von Medikamenten via Internet und einer postalischen Zustellung noch haben. Der neue Shop könnte damit auch eine wichtige Signalwirkung haben. Auf jeden Fall profitieren die Kunden des neuen Zur-Rose-Flagshipstores von günstigen Preisen.

Die Konditionen sind dort die gleichen wie in der Versandapotheke. Laut Firmenangaben sollen die Preise im Durchschnitt um 12% tiefer sein als in den üblichen öffentlichen Apotheken. Auch das Gesundheitssystem profitiert. Laut Zur Rose liegen die Einsparungen des Systems alleine in der Schweiz durch Bestellungen via Versandapotheke bei jährlich 30 Mio. CHF.

Parkresort Rheinfelden – die Aktie wurde mit hohem Gewinn verkauft

Neues gibt es noch in Hinblick auf die Zusammensetzung des Musterdepots. Wir haben nun die Aktie von Parkresort Rheinfelden doch zum Preis des Übernahmeangebots von 1100 CHF aus dem Depot genommen. Ein Plus von 67.9% ist aber auch mehr als respektabel, und die Aktie könnte vorerst ausgereizt sein. Wegen bevorstehender grösserer Investitionen in den Betrieb könnte das Wellnessunternehmen in naher Zukunft möglicherweise sogar seitens Dividende etwas kürzer treten. Die frei gewordene Liquidität werden wir auf jeden Fall schon bald in einen neuen vielversprechenden Titel investieren. Möglicherweise gleich nach dem Ende der Ferienzeit.

schweizeraktien.net Musterdepot OTC
Valoren Unternehmen Kaufkurs aktueller Kurs Stück Wert in CHF Performance
1110034 Bernexpo Holding 396 445 25 11125,00 12,4%
151948 Biella 3900 4200 2 8400,00 7,7%
262089 Wasserwerke Zug 13800 14000 1 14000,00 1,4%
1792366 Menzi Muck AG 6050 7500 2 15000,00 24,0%
251331 SSE Holding (ehm. Soc. Suisse des Explosifs) 3100 2825 3 8475,00 -8,9%
1474512 Thurella AG 90 99 110 10890,00 10,0%
496018 Weleda 2950 3000 4 12000,00 1,7%
4261528 Zur Rose AG 23 32 430 13760,00 39,1%
12651797 Neue Zürcher Zeitung 5350 5950 2 11900,00 11,2%
Cash 24541,00
Performance gesamt 130’091,00 28,0%
BEKB Liquidity Index 965,6 975,65 1,0%
Start: 6.1.15, Start fiktiv mit 101’673 CHF; Stand: 4.8.16

SPI Musterdepot: Neuzugang – Mobilezone und Leonteq: wieder günstig nach dem Kurszerfall

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Der wiedereröffnete mobilezone-Shop in Bern an der Waaghaus-Passage 8. Bild: www.mobilezone.ch

So macht Börse Spass! Zwar fiel der breite Aktienmarkt mit dem SMI seit dem letzten Update des SPI-Musterdepots vor vier Wochen um rund 1.0% zurück, doch die zehn Portfoliowerte von schweizeraktien.net zeigten sich dagegen bombenfest. Das Depot kletterte im Juli um 4.9% und bringt so seit Start am 9.1.2015 ein schönes Plus von 22.1%. Der SMI beschert dagegen im selben Zeitraum ein Minus von -12.0%. Die Outperformance des Depots zum SMI kletterte so im Juli bezogen auf den Start Anfang 2015 von 27.6 auf 34.1 Prozentpunkte. Und während der SMI in 2016 bereits -7.0% verliert, bringt unser SPI-Depot in sieben Monaten ein Plus von +17.5%.

Keine Frage – Valiant, Huber+Suhner, Flughafen Zürich und Kudelski waren dabei die absoluten Überflieger mit Kurssteigerungen seit Januar von teils mehr als 50%. Das ist auch operativ nachvollziehbar. Heute etwa brachte Valiant ihre Zahlen zum ersten Halbjahr. Und die waren überzeugend – überraschend überzeugen. Nach Veröffentlichung kletterte die Aktie der Bank ganz schnell um 4%.

Valiant – Geschäfte laufen rund, die Aktie notiert weit unter Buchwert

In den sechs Monaten steigerte das Geldhaus seinen Gewinn um 6.5% auf 51.7 Mio. CHF. Grund dafür war vor allem das deutlich verbesserte Zinsergebnis. Bei einem Anstieg der Ausleihungen um 0.4% auf 22.2 Mrd. CHF – 92.3% davon stammen aus dem Hypothekargeschäft – fiel der Zins- und Diskontertrag zwar wegen des im Vorjahresvergleich noch tieferen allgemeinen Zinsniveaus um -6.6% auf 182.2 Mio. CHF. Doch der Zinsaufwand ging mit -24.5% weit überproportional auf 53.4 Mio. CHF zurück, und so stieg der Bruttoerfolg im Zinsgeschäft um 2.5% auf 143.2 Mio. CHF. Auflösungen bei Wertberichtigungen von Ausleihungen in Höhe von 10.1 Mio. CHF brachten dann sogar einen Anstieg im Nettoerfolg des Zinsgeschäfts um 8.9% auf 153.3 Mio. CHF. Ein leichter Rückgang im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft um -1.6 Mio. CHF konnte den starken Anstieg in der Zinssparte um 12.6 Mio. CHF nicht annähernd auffressen, und so ergab sich bei stabilem Geschäftsaufwand ein Anstieg im Geschäftserfolg um 25.4% auf 74.4 Mio. CHF.

Firmenchef Markus Gygax rechnet für das Gesamtjahr mit einem leicht höheren Gewinn. Das Ergebnis je Aktie könnte dadurch von 7,24 CHF in 2015 in den Bereich von 8.0 CHF steigen. Nachdem die Dividende schon für 2015 um 0.4 CHF auf 3.60 CHF angehoben worden war, wäre da auch für 2016 eine erneute Steigerung – dann vielleicht auf 4.0 CHF je Aktie – denkbar. 11er-KGV, 4.2% Dividendenrendite und ein Abschlag von 27.1% zum Buchwert von 130.51 CHF je Aktie – Valiant hat noch deutliches Potenzial. Da sollten eigentlich Kurse in Höhe des Eigenkapitals drin sein.

Flughafen Zürich – weiter im Steigflug

Gut läuft es auch beim Überflieger Flughafen Zürich. Dabei kletterte die Aktie des Betreibers des Airport in Kloten in den letzten vier Wochen nicht nur um 5.5%, sondern kam auch operativ weiter nach oben. Die Halbjahreszahlen werden zwar erst am 24. August veröffentlicht, doch die Daten dürften gut sein. Nachdem der Airport die Anzahl der Passagiere in diesem Jahr bereits in jedem einzelnen Monat steigern konnte, gab es auch im Juni ein Plus der Fluggäste von 2.8%, und dann wurde Mitte Juli erstmals auch die magische Passagiergrenze von 100’000 Personen an einem einzigen Tag geknackt.

Da warten Anleger schon jetzt gespannt auf die Bekanntgabe der Juli-Verkehrsstatistik am 15. August. Die Aktie notiert nur knapp unter der oberen Begrenzungslinie des langfristigen Aufwärtstrends. Möglicherweise treibt die Vorlage der Zahlen in einer Woche den Kurs über diese Marke, und dann könnten ganz schnell 200 CHF drin sein. Wegen des guten operativen Laufs und der technischen Situation passen wir deshalb unser Kursziel nach oben auf 198.50 CHF an.

Mobilezone und Leonteq – zwei Neuzugänge

Sehr gut ist es auch bei Huber+Suhner und Kudelski gelaufen. Nach dem schnellen Kursspurt beider Aktien in den letzten Wochen mit Erreichung des Kursziels nehmen wir die beiden Titel mit Kursgewinnen von 34.6% und 60.7% aus dem Depot. An die Stelle der beiden Abgänge kommen nun Mobilezone und Leonteq.

Mobilezone hatten wir schon im Depot und sind dort auch bereits vor einiger Zeit mit schönem Gewinn ausgestiegen. Nun allerdings ist die Aktie nach dem Kursrückgang um 15% seit März und noch mehr seit dem Abfallen von den Allzeithochs vom Juni 2015 sogar um 30% wieder vielversprechend. Denn operativ läuft es rund beim Spezialisten für Mobilfunk und Festnetztelefonie.

Mobilezone – hohe Dividende, günstig bewertet

Der wiedereröffnete mobilezone-Shop in Bern an der Waaghaus-Passage 8. Bild: www.mobilezone.ch
Der wiedereröffnete mobilezone-Shop in Bern an der Waaghaus-Passage 8. Bild: www.mobilezone.ch

Vor allem wegen der Übernahme des deutschen Distributors für Mobilfunkgeräte einsAmobile konnte Mobilezone seinen Umsatz im vergangenen Jahr von 389 auf 859 Mio. CHF mehr als verdoppeln und den operativen Gewinn von 29.2 auf 40.4 Mio. CHF ausbauen. Das Ergebnis je Aktie kletterte dadurch um rund 40% auf 0.96 CHF. Vielversprechend sind nicht nur neue Produkte und die Eröffnung weiterer Filialen oder der Ausbau der Online-Aktivitäten, sondern auch die weitere Nutzung von Synergien mit der neuen Tochter.

Das Ergebnis könnte deshalb in diesem Jahr die Marke von 1.0 CHF knacken, und bei einer erwarteten Dividende von 0.60 CHF je Aktie wäre Mobilezone mit einem 11er-KGV und 4.8% Dividendenrendite nicht teuer. Der Wert notiert im Bereich der unteren Begrenzungslinie seines Abwärtstrends. Da kommt es möglicherweise schon zeitnah zu einem Rebound nach oben. Wir nehmen den Titel in das Depot auf mit einem ersten Kursziel von 16.50 CHF.

Leonteq – Wachstumschancen sind jetzt wieder moderat zu haben

Massiv unter die Räder kam in den letzten zwölf Monaten die Aktie von Leonteq. Der Titel hat sich seit vergangenem August fast geviertelt. Der Finanzdienstleister ist damit ein gutes Beispiel dafür, was passieren kann, wenn bei hoher Bewertung hohe Wachstumserwartungen nicht erfüllt werden. Denn vor einem Jahr wurde die Aktie mit KGVs im mittleren zweistelligen Bereich gehandelt und das bei einem KBV im Bereich fast von 10. Zwar kam es 2015 tatsächlich zu operativen Zuwächsen. So stieg der Erfolg im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft des Emittenten von strukturierten Produkten und Betreibers einer Technologie-Plattform für strukturierte Anlageprodukte im vergangenen Jahr um 26% auf 228.7 Mio. CHF, und der Betriebsertrag kletterte gesamthaft um 10% auf 219.7 Mio. CHF. Doch auch die Kosten gingen – insbesondere auch wegen der Investitionen in die Plattform – deutlich nach oben und stiegen um 8% auf 150.5 Mio. CHF. Deshalb kam das Vorsteuerergebnis lediglich um 15% voran, und wegen erhöhtem Steueraufwand gab es beim Jahresüberschuss nur einen Anstieg um 10% auf 68.6 Mio. CHF.

Waren KGVs von 30 oder 40 bei einem Gewinnwachstum von 10% auf 4.31 CHF je Aktie nicht zu rechtfertigen, so ist der Titel nun nach dem Kursrutsch aussichtsreich. Zwar ist in 2016 noch nicht mit einem Schub zu rechnen – wegen weiterer Investitionen in die Plattform und dem Ausbau des Partnernetzwerks sowie wegen des schwierigen Branchenumfelds stagnierte der Gewinn im Halbjahr bei 37.2 Mio. CHF – doch mittelfristig besteht enorme Wachstumsfantasie. So will der Finanzexperte die Anzahl seiner Plattformpartner in den nächsten fünf Jahren von derzeit 10 auf mehr als 30 ausbauen und sieht bei einem deutlichen Preisvorteil zur Konkurrenz von etwa 70% gute Chancen, seinen Marktanteil zu steigern. Mit einem 14er-KGV und einer inzwischen attraktiven Dividendenrendite im Bereich von knapp 3% – die obendrein zumindest für 2015 steuerfrei ausgezahlt wurde – bietet sich bei Leonteq nun eine gute Einstiegsgelegenheit. Anleger können dort bei nicht übertrieben hoher Bewertung in starke Wachstumsperspektiven investieren. Kurse um 100 CHF wie zuletzt im März könnten bald wieder drin sein. Unser erstes Kursziel lautet 98.50 CHF.

Musterdepot SPI “schweizeraktien.net”
Valoren Unternehmen Kaufkurs Kurs aktuell Ziel Stück Wert in CHF Performance
1478650 Valiant Holding 82,55 92,40 135,00 135 12 474,00 11,9%
236106 Starrag 46,00 48,95 60,00 200 9 790,00 6,4%
3038073 Leonteq 62,50 62,50 98,50 275 17 187,50 0,0%
1056796 Flughafen Zürich 137,40 181,70 198,50 75 13 627,50 32,2%
2553602 Burckhardt Compression 385,00 290,25 490,00 26 7 546,50 -24,6%
367144 Rieter 161,50 204,10 225,00 62 12 654,20 26,4%
1100359 Carlo Gavazzi 228,20 236,00 275,00 44 10 384,00 3,4%
2620586 Looser Holding 63,70 60,55 85,00 156 9 445,80 -4,9%
1226836 Mobilezone 12,50 12,50 16,50 1250 15 625,00 0,0%
1075492 Schweiter 826,50 980,00 995,00 10 9 800,00 18,6%
Cash 3 609,14
Performance gesamt 122’143,64 22,1%
SMI 9105,70 8011,24 -12,0%
Start: 9.1.15, Start fiktiv mit 100’000 CHF; Stand: 31.7.16

Spar- und Leihkasse Bucheggberg: Geschäftserfolg steigt im 1. Semester 2016 um 2.3%, Zinsmarge geht zurück

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Das Geschäftsgebiet der SLB ist ruhig und beschaulich und vor allem durch die Landwirtschaft geprägt. Quelle: Spar- und Leihkasse Bucheggberg AG
Das Geschäftsgebiet der SLB ist ruhig und beschaulich und vor allem durch die Landwirtschaft geprägt. Quelle: Spar- und Leihkasse Bucheggberg AG
Das Geschäftsgebiet der SLB ist ruhig und beschaulich und vor allem durch die Landwirtschaft geprägt. Quelle: Spar- und Leihkasse Bucheggberg AG

Die Spar- und Leihkasse Bucheggberg AG (SLB) konnte im ersten Semester 2016 im Ausleihungsgeschäft mit einem Plus von 2.7% auf 468.4 Mio. CHF gegenüber dem Jahresende 2015 deutlich zulegen, wie das Bankhaus in einer Medienmitteilung zum Semesterabschluss schreibt. Im gleichen Umfang nahmen die Kundengelder zu, die per 30. Juni 2016 die Summe von 405.5 Mio. CHF erreichten. Der Deckungsgrad der Ausleihungen durch eigene Kundengelder konnte auf dem hohen Niveau von 86.6% gehalten werden. Die solide Finanzierung erlaubt es der SLB, das Wachstum der Kredite aus Eigenmitteln zu finanzieren. Getragen wurde das Wachstum im Berichtssemester massgeblich von den Hypotheken, die um 11 Mio. CHF auf 443 Mio. CHF anstiegen. Diese sind auch für den Anstieg der Bilanzsumme um 3.1% auf 541 Mio. CHF verantwortlich.

Zinsmargendruck hält an

Wie die SLB weiter schreibt, hielt der Zinsmargendruck im ersten Semester 2016 an. Deutlich wird dies etwa bei einem Vergleich des Zinserfolgs und des Anstiegs der Kundenausleihungen. Für einen exakten Vergleich dürfen allerdings nicht die im Semesterbericht erwähnten Veränderungen gegenüber dem Jahresende 2015, sondern vielmehr gegenüber den Werten per 30. Juni 2015 hinzugezogen werden. Hier lässt sich ein Wachstum der Kredite um 6.2% auf 468.4 Mio. CHF ermitteln, während der Erfolg aus dem Zinsgeschäft, exklusive der Veränderungen von Wertberichtigungen (Bruttozinserfolg), nur um knapp 3% auf 3.7 Mio. CHF zulegte. Deutlich stärker erhöhte sich indessen der Nettozinserfolg nach Veränderungen von Wertberichtigungen mit plus 5.5% auf 4 Mio. CHF. Dank der stabilen Erträge des zinsindifferenten Geschäfts, die allerdings nur 12.1% der Gesamteinnahmen ausmachten, legten die ordentlichen Einnahmen des Bankgeschäfts um rund 5% auf 4.4 Mio. CHF zu. Dem Einnahmenplus steht ein Anstieg der Kosten von 4.5% auf 2.3 Mio. CHF gegenüber. Im Ergebnis führte dies zu einem Plus des Geschäftserfolgs von 2.3% auf 1.4 Mio. CHF, während der Reingewinn um 1.7% auf 0.5 Mio. CHF anstieg.

Die Kennzahlen der SLB für das erste Semester 2016 fallen insgesamt positiv aus. Es ist allerdings festzuhalten, dass der Anstieg des Gewinns ausschliesslich auf das Konto der Veränderungen von Wertberichtigungen geht. Ohne diese positiven Effekte hätte die SLB einen Rückgang des Gewinns verzeichnet. Detailliertere Angaben zur Entwicklung des Ergebnisses sind erst mit der Vorlage des Jahresabschlusses für 2016 möglich, in welchem auch die Wertberichtigungen, welche die SLB zulasten der Erfolgsrechnung bildet, offengelegt werden. Einen nicht unwichtigen Einfluss auf den Geschäftserfolg haben auch die Abschreibungen auf Forderungen und Sachanlagen. Diese Faktoren sollten für eine Bewertung der Aktien nicht unberücksichtigt bleiben, auch wenn bei der SLB keine deutlich negativen Einflüsse aus Wertberichtigungen oder Abschreibungen zu erwarten sind. Die Regionalbank hat in der Vergangenheit stets eine vorsichtige Vergabepolitik bei den Ausleihungen verfolgt, was sich in einem tiefen Korrekturbedarf niederschlägt. Als grundsolide angesehen werden kann auch die Bilanz.

Die Aktien der SLB werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 4’800 CHF weisen die Titel einen deutlichen Abschlag zum ausgewiesenen Buchwert von 7’750 CHF per 31. Dezember 2015 auf. Wegen des im ersten Semester erzielten Gewinns dürfte der Buchwert trotz der Dividendenausschüttung in Höhe von 70 CHF pro Aktie zumindest dem Wert per Jahresultimo 2015 entsprechen. Während der Discount zum Buchwert die Papiere für Investoren mit einem Faible für Substanzwerte attraktiv erscheinen lässt, fällt die Dividendenrendite unter der Annahme einer unveränderten Ausschüttung für 2016 mit 1.45% bescheiden aus. Angesichts des aktuellen Tiefzinsumfelds ist die Ausschüttung dennoch nicht unattraktiv. Unter der unserer Ansicht nach realistischen Annahme einer konstanten Geschäftsentwicklung im zweiten Semester kann ein Geschäftserfolg von 2.8 Mio. CHF für das Gesamtjahr erwartet werden. Hieraus lässt sich auf der Basis des aktuellen Aktienkurses ein KGV von gut 10 auf der Basis des Geschäftserfolgs ermitteln. Dieser Wert erscheint nicht nur angesichts der soliden Geschäftsentwicklung eher tief. Die Papiere sind daher nicht überteuert und bieten zumindest langfristig agierenden Anlegern Chancen auf Kurszuwächse. Zudem profitieren die Aktionäre, welche an der GV teilnehmen, von einem guten Essen.

Regiobank Solothurn: 3.6 Mio. CHF Gewinn im 1. Semester, geringes Kreditwachstum – Aktie legt seit Jahresbeginn fast 16% zu

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Liegt diese Jahr weit vor den börsenkotierten Finanzwerten: die Aktie der Regiobank Solothurn. Chart: schweizeraktien.net/ moneynet.ch
Liegt diese Jahr weit vor den börsenkotierten Finanzwerten: die Aktie der Regiobank Solothurn. Chart: schweizeraktien.net/ moneynet.ch
Liegt dieses Jahr weit vor den börsenkotierten Finanzwerten: die Aktie der Regiobank Solothurn. Chart: schweizeraktien.net/ moneynet.ch

Während die Aktien der Grossbanken UBS und CS in den letzten Wochen neue Tiefststände markierten, gibt es unter den ausserbörslich auf OTC-X gehandelten Bankentiteln einen grossen Kursgewinner: die Aktie der Regiobank Solothurn verzeichnete allein in diesem Jahr einen Kurssprung um rund 16% auf derzeit 4’400 CHF. In den vergangenen fünf Jahren konnten sich die Anteilseigner der Regionalbank – dazu gehören vor allen Dingen Kunden der Bank und die Stadt Solothurn mit einem Anteil von 20% – über eine sattes Plus von mehr als 50% freuen. Dabei sind die regelmässigen Dividendenzahlungen nicht mit eingerechnet. Für Markus Boss, CEO der Regiobank Solothurn, gibt es keine konkrete Ursache für den jüngsten Kursanstieg. „Wir haben seit Bekanntgabe des Jahresabschlusses für 2015 eine grössere Nachfrage nach unseren Aktien verzeichnet“, erklärt er im Gespräch mit schweizeraktien.net. Da es allerdings zu wenig Verkäufer am Markt gegeben habe, sei der Kurs entsprechend gestiegen. Boss weist allerdings auch darauf hin, dass es sich bei den Käufern nicht um Einzelpersonen oder grössere Aktionäre handelt, sondern um viele Kunden und bisherige Aktionäre, die ihren Anteil angesichts der stabilen Geschäftsentwicklung und der konstanten Ausschüttungen aufgestockt hätten.

Stagnierendes Zinsengeschäft, mehr übrige Erträge

Markus Boss, CEO Regiobank Solothurn
Markus Boss, CEO Regiobank Solothurn, setzt auf moderates Wachstum. Bild: zvg

Die aktuelle Geschäftsentwicklung rechtfertigt jedenfalls den jüngsten Kurssprung nicht. Wie die Bank in einer Kundeninformation mitteilte, entwickelte sich das Geschäft im ersten Semester 2016 stabil. Zwar erhöhte sich die Bilanzsumme um 3.3% auf 2’585 Mio. CHF, und die Kundengelder stiegen um 2.5% auf 1’942 Mio. CHF. Allerdings wuchsen die Ausleihungen nur marginal und lagen Ende Juni bei 2’138 Mio. CHF (+ 0.6%). Die Regiobank Solothurn begründet dieses geringe Wachstum mit den tiefen Zinsen, welche die Kunden dazu veranlasst hätten, die freien Gelder nicht in Finanzanlagen zu investieren, sondern stattdessen ihre Hypotheken und Darlehen zu amortisieren. CEO Markus Boss erklärt, dass diese Entwicklung besonders in den ersten Monaten dieses Geschäftsjahres sehr ausgeprägt gewesen sei. „Im zweiten Semester werden wir wieder etwas stärker wachsen“, kündigt Boss an und fügt hinzu, dass die Regiobank auch künftig lieber moderat wachsen wolle, als grössere Risiken einzugehen. Bereits in der Vergangenheit hatte die Bank immer wieder bewusst auf Volumenwachstum verzichtet (siehe auch Blog-Beitrag vom 30. Januar 2015). Diese Politik zeigt sich auch in der Erfolgsrechnung. Der Nettoerfolg aus dem Zinsengeschäft stieg nur um 0.9% auf 14.4 Mio. CHF an. Das Wertschriftengeschäft entwickelte sich weniger gut. Der Ertrag aus Kommissionen und Dienstleistungen erreichte nur noch 2.6 Mio. CHF (- 6.3%). Mit einem Plus von 12.6% auf über 2.6 Mio. CHF legte hingegen der übrige Erfolg zu. In diese Position fallen auch Erträge, welche die Regiobank im Rahmen des Esprit-Netzwerkes für andere Regionalbanken erbringt. Seit Dezember beziehen zehn Banken aus der früheren Spirit-Gruppe Leistungen vom Esprit-Netzwerk. Allerdings verzeichnete das Bankinstitut aufgrund dieser positiven Entwicklung auch höhere Personalaufwendungen (+ 5.2% auf 8.0 Mio. CHF), was unter dem Strich zu einem um 2.1% niedrigeren Geschäftserfolg in Höhe von 7.9 Mio. CHF führte. Der Halbjahresgewinn wurde jedoch mit knapp 3.6 Mio. CHF (+ 1.0%) ausgewiesen. Für das Gesamtjahr erwartet die Regiobank ein „unverändert gesundes und gleichmässiges Wachstum sowie eine stabile Ertragslage“.

GLP fordert Verkauf der Regiobank-Aktien

Angesichts der positiven Kursentwicklung in den letzten Jahren überrascht es wenig, dass die GLP im Solothurner Gemeinderat eine Motion zum Verkauf der 20%igen Beteiligung der Stadt an der Regionalbank eingereicht hat. Dabei wurde auf die Reduktion der Anteile in den Jahren 2007 bis 2012 verwiesen. In diesem Zeitraum hatte die Stadt ihren Anteil schon einmal von 36.6% auf 20% reduziert. Die GLP verweist in ihrer Motion darauf, dass die Bank keine öffentliche Aufgabe mehr erfülle und die Beteiligung für die Stadt ein Klumpenrisiko darstelle. Die Motion dürfte frühestens an der nächsten Gemeinderatssitzung am 16. August behandelt werden. Markus Boss äusserte sich auf Nachfrage nicht zu dieser Motion. Dies zu kommentieren sei Aufgabe des Aktionärs, also der Stadt, so Boss. Auch zum Stand beim Verkauf des Aktienpaketes der Regiobank Solothurn an der Seilbahn Weissenstein wollte sich Boss nicht weiter äussern. Der Verkaufsprozess sei eingeleitet, wie die Bank bereits Anfang Jahr bekannt gegeben hatte. Ob und wann es zu einem Verkauf komme, sei derzeit noch offen.

Die Kursentwicklung bei den Regiobank-Solothurn-Aktien auf OTC-X seit Jahresbeginn ist erfreulich und spiegelt das Vertrauen der Aktionäre – zumeist Kunden – in ihre Bank und damit auch in die Bankleitung wider. Es zeigt auch, dass die Aktionäre mit dem moderaten Wachstumskurs der Bank einverstanden sind. Gerade in dem aktuell schwierigen Umfeld an den Finanzmärkten ist diese vorsichtige Risikopolitik zu begrüssen. Allerdings müssen sich die Aktionäre bewusst sein, dass die aktuelle Bewertung der Regiobank Solothurn mit einer Kapitalisierung von 220 Mio. CHF für eine Bank in dieser Grösse eher hoch ist. Angesichts des aktuell niedrigen Zinsniveaus erscheint auch die Dividendenrendite – eine gleichbleibende Ausschüttung in Höhe von 66 CHF vorausgesetzt – mit 1.5% noch attraktiv. Investoren, welche bei Kursen von 4’400 CHF einsteigen, sollten sich der hohen Bewertung und der Risiken eines Kursrückgangs allerdings bewusst sein. Aufgrund der starken lokalen Verankerung des Aktionariats dürfte jedoch insgesamt weiterhin mit einer stabilen Kursentwicklung zu rechnen sein, auch wenn die Kursschwankungen zunehmen könnten. Wir bleiben daher bei unserer Einschätzung vom 2. Februar, in der wir geschrieben haben, dass der Titel vor allem für Investoren interessant ist, die einen Bezug zur Region und zur Bank haben.

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