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Loeb Holding: Rückkauf von B-Aktien und PS zu 190 CHF

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Wie der Verwaltungsrat der Loeb Holding AG heute bekannt gab, startet das Berner Warenhaus- und Immobilienunternehmen einen Rückkauf eigener Titel. So sollen Namenaktien der Serien A und B sowie Partizipationsscheine zum Zwecke der Kapitalherabsetzung zurückgekauft werden. Der Angebotspreis für die im Rahmen des Rückkaufangebots angedienten Namenaktien der Serie A beträgt gemäss der Mitteilung je 19 CHF, für Namenaktien der Serie B sowie für Partizipationsscheine je 190 CHF. Die Angebotspreise basieren auf dem volumengewichteten Durchschnittskurs des Partizipationsscheins seit Montag, 11. Mai 2015.

Das Rückkaufangebot zum Festpreis läuft vom 11. Juni 2015 bis zum 24. Juni 2015. Insgesamt würden die Rückkäufe zum Festpreis 10% des Aktien- und Partizipationskapitals nicht übersteigen.

Details zum Rückkaufangebot finden sich in der Medienmitteilung vom 9. Juni 2015.

Die PS der Loeb Holding AG werden an der Schweizer Börse SIX gehandelt, die Namenaktien B auf der Handelsplattform OTC-X der BEKB. Der letzte bezahlte Kurs für die Namenaktien B lag bei 280 CHF.

 

Société Suisse des Explosifs: 2014 – Konsolidierungsjahr bringt tieferen Gewinn und Dividendenkürzung

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Gepumpter Srpengstoff, der in dafür ausgestatteten Camions transportiert wird, gehört zur Produktepalette der SSE. Quelle: Socété Suisse des Explosifs SA
Gepumpter Srpengstoff, der in dafür ausgestatteten Camions transportiert wird, gehört zur Produktepalette der SSE. Quelle: Socété Suisse des Explosifs SA
Gepumpter Sprengstoff, der in dafür ausgestatteten Camions transportiert wird, gehört zur Produktepalette der SSE. Quelle: Socété Suisse des Explosifs SA

Die Vollkonsolidierung der neu akquirierten Unternehmen in Osteuropa brachte Société Suisse des Explosifs SA (SSE) im 2014 ein deutliches Plus beim Konzernumsatz von 17.5% auf 88.75 Mio. CHF. Mit der Expansion ins Ausland will die SSE dem tief greifenden Wandel in den Geschäftsfeldern begegnen. Dank dieser Schritte sieht sich die Gesellschaft nun in einer optimalen Ausgangslage, um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu meistern. Dabei gehörte die Umstrukturierung der gesamten Aktivitäten inklusive derjenigen im Heimmarkt zu einer wichtigen Unternehmensaufgabe. Über eine erfolgreich durchgeführte Kapitalerhöhung im Dezember 2014 konnte die SSE die Eigenmittel stärken und neue Aktionäre gewinnen.

Der Geschäftsverlauf im 2014 war geprägt durch den erwarteten Rückgang im schweizerischen Sprengstoffgeschäft wegen des Abschlusses grosser Infrastrukturprojekte. Weiterhin stabil entwickelte sich aber der Export. Allerdings belastet hier die Aufwertung des Frankens die Margen. Einen deutlichen Rückschlag verzeichnete die Chemiesparte am Standort in Gamsen. Diese sollte die Rückgänge im Sprengstoffgeschäft am Hauptstandort kompensieren. Sie verlor allerdings zwei ihrer fünf Schlüsselprodukte, was die Anfälligkeit und Abhängigkeit von wenigen Produkten aufzeigt. Deutliche Worte findet die SSE für die Entwicklung der Pyrotechniksparte: Diese habe die Erwartungen in Bezug auf Rentabilität in keiner Weise erfüllt. Ausgezahlt hat sich indessen die Strategie, in Schweden auf Rentabilität anstatt auf Wachstum zu setzen. So gelang es der SSE, rekordhohe Margen zu erwirtschaften. In Mitteleuropa befindet sich die Gesellschaft nach wie vor in der Integrationsphase. Auch wenn sich in Europa allmählich Wachstum einstellt, waren auch hier die Kosten deutlich höher als erwartet. Besonders die Anfangsinvestitionen wurden dabei unterschätzt, wie die SSE einräumt.

Sprengstoffgeschäft Schweiz mit starkem Rückgang

Im Geschäftsfeld Sprengstoffe Schweiz verzeichnete die SSE im 2014 einen budgetierten Rückgang um 20%. Ebenfalls ein deutliches Minus von 15% verzeichnete die Chemiesparte. Ein Lagerabbau bei den Kunden führte zu einer Verschiebung der Lieferungen ins laufende Jahr. Allerdings ist auch die Marge, die in den vergangenen Jahren stets stieg, deutlich gesunken. Zudem belastete ein ungünstiger Produktmix. Deutlich werden die negativen Auswirkungen bei den Betriebskosten. Diese stiegen gegenüber dem Vorjahr überproportional um 24.3% auf 80.9 Mio. CHF an. Während der Anstieg bei den Materialausgaben mit 18.7% nur unwesentlich höher ausfiel als das Umsatzplus, legten die Personalkosten deutlich stärker um 27.6% auf 25 Mio. CHF zu. Bei ebenfalls erheblich höheren Verwaltungs- und Forschungsausgaben resultierte so ein Rückgang des Betriebsgewinns vor Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) um 24.7% auf 7.9 Mio. CHF. Trotz geringerer Sachabschreibungen von 5 Mio. CHF nach 5.8 Mio. CHF im Vorjahr fiel der Betriebsgewinn (EBIT) um 39.4% auf 2.8 Mio. CHF. Negativ auf das Ergebnis wirkte sich der akquisitionsbedingt gestiegene Finanzaufwand aus, so dass sich der Reingewinn um 53.1% auf 1.6 Mio. CHF halbierte. Dementsprechend sollen die Aktionäre eine um 50 CHF auf 70 CHF gesunkene Dividende erhalten. Diese wird allerdings bei der SSE als Folge der Kapitalerhöhung erstmalig in der für Schweizer Privatanleger steuerfreien Form der Erstattung aus Kapitaleinlagereserven bezahlt.

Für die Zukunft wird der Schweizer Sprengstoffmarkt trotz der rückläufigen Volumina für die Gewinnentwicklung der SSE entscheidend bleiben. Bei der Chemiesparte wurde im April mit der Umsetzung von Massnahmen zur Anpassung der Kosten an die tieferen Umsätze begonnen. Eine deutliche Verbesserung wird bei der Pyrotechnik im laufenden Jahr erwartet. Dabei setzt das Unternehmen grosse Hoffnungen auf die europäische Expansion. Insgesamt werden für 2015 in Lokalwährungen leicht tiefere Umsätze prognostiziert.

Die Geschäftszahlen der SSE für 2014 fallen wenig erfreulich aus. Ein Grossteil des tieferen Gewinns und der höheren Kosten dürfte auf das Konto der Akquisitionen gehen, die im 2014 voll wirksam wurden. Positive Synergieeffekte sind frühestens ab dem laufenden Jahr möglich. Dieses wird allerdings durch die Aufgabe der Eurounterstützung von der Schweizerischen Nationalbank negativ beeinflusst. Auch sind die Kennzahlen im Ausland mit Ausnahme von Skandinavien und insbesondere bei der Pyrotechnik auch im laufenden Jahr deutlich tiefer als dies für die SSE angestrebt wird. Dank der erfolgreich durchgeführten Kapitalerhöhung, bei der alle 4’200 Aktien platziert werden konnten, präsentiert sich die Bilanz mit einer Eigenmittelquote von gut 50% grundsolide.

Die Aktien der SSE werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 3’050 CHF werden die Titel mit einem deutlichen Agio zum ausgewiesenen Buchwert von gut 2’100 CHF gehandelt. Hierbei darf aber nicht übersehen werden, dass die Gesellschaft nach den Regeln des Obligationenrechts bilanziert und dabei die sich bietenden Möglichkeiten nicht betriebsnotwendiger Abschreibungen nutzt. Zudem dürfte die Gesellschaft über einige stille Reserven verfügen. Diese dürften nur zu einem sehr geringen Teil im aktuellen Aktienkurs enthalten sein. Ebenfalls mit Vorsicht betrachtet werden muss auch das optisch hohe KGV von fast 42 auf der Basis des Jahresabschlusses 2014. Als durchschnittlich angesehen werden kann auch nach der Kürzung immer noch die Dividende mit einer Rendite von 2.3%.

Aktuell präsentieren sich die Aussichten der SSE zumindest kurzfristig verhalten. Die Integration der neu akquirierten Firmen verläuft harziger als erwartet. Zudem leidet die Gesellschaft noch unter einer Abschwächung der Nachfrage im Stammgeschäft, welches durch die Chemiesparte nicht mehr egalisiert wird. Mittel- bis langfristig sollte sich die Situation wieder verbessern, und insbesondere sollten auch die neuen Firmen im Ausland und Pyrotechnik einen deutlich positiven Ergebnisbeitrag liefern. Sollte dies allerdings nicht gelingen, drohen hohe Abschreibungen. Die erwähnten Unsicherheitsfaktoren könnten sich möglicherweise negativ im Aktienkurs niederschlagen. Sollten die Titel allerdings deutliche Rückschläge von mehr als 10% verzeichnen, erscheinen sie für mittel- bis langfristig agierende Anleger wieder interessant.

Vorläufig drängt sich keine Änderung der langfristig positiven Einschätzung zu den Papieren auf. Wir werden die Entwicklung der SSE aktiv verfolgen und behalten die Titel bis auf Weiteres in unserem Musterdepot.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.

Branchentalk Regionalbanken: Direktoren sind vorsichtig optimistisch – Regulierung macht weiterhin Sorgen

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Branchentalk Regionalbanken 2014 © Howard Brundrett
Branchentalk Regionalbanken 2014: Begrüssung und Einleitung. Bild: © Howard Brundrett
Podium Branchentalk
Engagierte Podiumsdiskussion am Branchentalk Regionalbanken. Bild: schweizeraktien.net/Sandra Blaser

„Konservative Einschätzung der Zinsmarge“ und „weitere Konsolidierung der Branche“ – das sind zwei wichtige Ergebnisse der Umfrage von schweizeraktien.net unter Direktoren von Schweizer Regionalbanken. Die Ergebnisse wurden am Branchentalk Regionalbanken von schweizeraktien.net, der am 2. Juni in Zürich stattfand, publiziert. 39 der 58 befragten Direktoren haben geantwortet, was einer hohen Rücklaufquote von 67% entspricht. Ein wichtiges Ergebnis der Befragung: Gegenüber dem Vorjahr zeigen sich die Bankdirektoren deutlich vorsichtiger bei der Einschätzung der zukünftigen Zinsmarge. Nachdem im 2014 noch 100% mit einer Steigerung der Marge in drei bis fünf Jahren gerechneten hatten, gehen jetzt nur noch 66.7% von einer höheren Marge in fünf Jahren aus.

Ein sehr deutliches Ergebnis lieferte die Frage nach den Wünschen der Eigentümer der Banken. Eine grosse Mehrheit von jeweils 81.3% nannte eine solide Bilanz und die Versorgung der Region mit Bankdienstleistungen als Ziel. Nur bei 37.5% der Befragten steht die Rendite ganz oben auf der Liste. Dieses Ergebnis erstaunt bei einem Blick auf die Eigentümerstruktur: Hier stehen die freien Anteilseigner an erster Stelle, gefolgt von den Kunden der jeweiligen Banken. Mit deutlichem Abstand folgen die öffentliche Hand und Finanzinstitute als Besitzer von Banken. Eine klare Aussage machten die Bankdirektoren auch zur weiteren Branchenentwicklung: 97% rechnen mit einer weiteren Abnahme der Anzahl der Regionalbanken in einem Zeitraum von 10 Jahren.

Branchenkonsolidierung – Grösse ist nicht unbedingt das Erfolgskriterium

Die erfolgreiche Entwicklung einer Regionalbank hängt, wie die Auswertung der Geschäftsergebnisse der letzten Jahre zeigt, nicht unbedingt von der Grösse ab. So gibt es zahlreiche kleine Banken, die seit Jahren sehr gute Zahlen ausweisen. So konnten etwa die Spar- und Leihkasse Wynigen und die Ersparniskasse Affoltern im Emmental, beides kleine Bankhäuser mit Bilanzsummen von weniger als 250 Mio. CHF, in den vergangenen Jahren stets sehr tiefe Cost-Income-Ratios ausweisen. Ebenfalls mit einer sehr tiefen Cost-Income-Ratio warten die Hypothekarbank Lenzburg und die AEK Bank 1826 auf, die beide mit Bilanzsummen von über 3 Mrd. CHF zu den grossen Regionalbanken gehören.

Weitaus nicht alle Regionalbanken können solche positiven Zahlen ausweisen, wie die durchschnittliche Cost-Income-Ratio von 61.4% zeigt. Daher verwundert es auch wenig, dass die Anzahl der Regionalbanken in den vergangenen Jahren zurückging und den Erwartungen der Bankdirektoren zufolge auch weiter sinken wird.

Sorgenfaktor: Regulierung

Hans-Peter Portmann
Nach Ansicht von FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann müssen die Regionalbanken einen Swiss Finish von MiFiD fordern, der ihren lokalen Kunden entspricht. Bild: schweizeraktien.net/Sandra Blaser

In der Diskussionsrunde der mit 80 Teilnehmern sehr gut besuchten Veranstaltung bezeichnete der Chef der Clientis AG, Andreas Buri, die stetig zunehmenden Regulierungen als Kostentreiber. Nationalrat Hans-Peter Portmann ergänzte, dass die Regionalbanken zu kurz kommen. Die Regulierungen sind auf die internationalen Verwerfungen der Grossbanken ausgerichtet. Nur diese Gruppe macht anfällige Geschäfte, die für die Regionalbanken nicht in Frage kämen. Die eidgenössische Bankenaufsicht Finma beurteile alle Banken gleich und mache es sich damit einfach. Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Unterschiede der einzelnen Banken Einklang in die Regulierung finden. Zudem wünsche er sich vom Regulator eine differenzierte Vorgehensweise: So sollen die von den jeweiligen Fällen betroffenen Institute verbindliche Anweisungen erhalten.

Als Beispiel für eine nicht an die Regionalbanken und deren Kunden angepasste Regelung betrachtet Portmann die Regelungen zum Anlegerschutz MiFID II, (Markets in Financial Instruments Directive = Finanzmarktrichtlinie, Details hierzu können auf Wikipedia hier nachgelesen werden). Seiner Ansicht nach müssten die Regionalbanken aufstehen und dürfen diese Regelungen nicht akzeptieren. Es könne nicht angehen, dass die bestehenden Kunden der Banken aus dem Inland ein Protokoll unterschreiben müssten, sobald sie ihrem Berater einen Auftrag für den Kauf eines Wertpapiers erteilten. Das Verhältnis der Regionalbanken zu ihren Kunden baue auf Vertrauen und einer Selbstverantwortung der Kunden, wie dies in der Schweiz üblich sei. Anders präsentiere sich die Lage bei den Banken, die über Kunden aus dem Ausland verfügten, wobei auch hier nochmals differenziert werden müsse. Für Institute mit europäischen Kunden sei die Anwendung der MIFID-Regelungen auch zum Eigenschutz wichtig.

Wunsch nach eigenem Finanzgesetz: Swiss Finish

Diese strikten Schutzregelungen entsprechen den Bürgern der Europäischen Union, nicht aber jenen der Schweiz. Ebenfalls nicht akzeptieren werden solche strikten Regelungen auch Anleger aus anderen Ländern wie etwa Kuwait. Diese Problematik stelle sich jedoch nur bei den grösseren, international tätigen Banken, nicht jedoch bei den Regionalbanken. Als mögliche Lösung sei eine abgeschwächte Regelung für die Schweizer Institute, als eine Art Finanzgesetz Swiss Finish, denkbar. Für den CEO der Bank Zimmerberg, Oliver Jaussi, ist das Festhalten an den aktuellen Regelungen vollkommen hinreichend. Bei seinem Institut, das selbst im Anlagegeschäft für die Kunden tätig ist, habe es keine einzige Reklamation von Kunden gegeben, die sich falsch beraten fühlten. Allerdings werde es auf langfristige Sicht nicht möglich sein, sich gegen den Einfluss aus dem Ausland zu wehren. Besonders bei komplexen Finanzprodukten aus dem Ausland, mit einem grossen Erklärungsbedarf bezüglich Kosten und Risiken dieser Produkte, sei eine Umsetzung der Regulierungen geboten.

Forderte die Regionalbanken auf, ihre Wünsche an den Beirat Zukunft Finanzplatz zu richten: Wirtschaftprofessor Aymo Brunetti. Bild: schweizeraktien.net/Sandra Blaser
Forderte die Regionalbanken auf, ihre Wünsche an den Beirat Zukunft Finanzplatz zu richten: Wirtschaftsprofessor Aymo Brunetti. Bild: schweizeraktien.net/Sandra Blaser

Wirtschaftsprofessor Aymo Brunetti, der zugleich Vorsitzender des vom Bundesrat eingesetzten Beirats zur Zukunft des Schweizer Finanzplatzes ist, zeigte sich sehr erfreut, dass er erstmalig an einem Podium teilnehme, an welchem Swiss Finish positiv bewertet werde. Ein Swiss Finish müsse nicht immer strenger sein, es könne auch mal einfacher als im Ausland sein, erklärte er. In jedem Fall müsse vor der Einführung der Regulierungen aus dem Ausland eine sorgfältige Abwägung zwischen dem Nutzen und den Kosten erfolgen. So müssten etwa bei MiFID die möglichen Chancen der Banken im europäischen Markt genau evaluiert werden. Erst im Anschluss könne dann entschieden werden, ob es sinnvoll sei, diese Vorschriften, die für einen Marktzutritt notwendig sind, einzuführen.

Kunden wenden sich von Grossbanken ab – Regionalbanken profitieren

Einig waren sich die Podiumsteilnehmer darüber, dass die Skandale in der Finanzkrise dem Ansehen der Banken geschadet haben. Die Auslöser der Verwerfungen waren allerdings nicht bei den Regionalbanken, sondern nur bei den Grossbanken zu finden. Die Grossbanken weisen von Quartal zu Quartal erheblich unterschiedliche Geschäftsgänge aus, zahlen mitunter enorme Bussen, die von den Finanzmarktteilnehmern unterschiedlich bewertet werden und zu teilweise erheblichen Schwankungen der Kurse führen. Dies verunsichere die Kunden, was Jaussi als positiv bewertet. So wenden sich einige Kunden von den Grossbanken ab und wechseln zu den Regionalbanken. Als schade bezeichnete es der Chef der Bank Linth, David Sarasin, dass man sich als Banker erst entschuldigen und erklären müsse, was genau man mache, um dem herrschenden negativen Image zu begegnen.

Gegen die grossen Marktplayer Credit Suisse und UBS können die Regionalbanken wenig ausrichten. Wie die Umfrage von „schweizeraktien.net“ zeigt, sind die Regionalbanken mit ihrem Geschäftsverlauf allerdings grossmehrheitlich zufrieden. Als wichtig bezeichnete Buri, dass die Regionalbanken bei ihrem angestammten Geschäftsfeld bleiben. Deren Kerngeschäft ist das Hypothekargeschäft, welches traditionsgemäss gewachsen ist. In diesem Bereich verfügen die Institute über eine sehr hohe Kompetenz. Für die kleinen Banken ist es wichtig, dass sie ihre Hausaufgaben machen. Dann können sie auch weiterhin erfolgreich sein. Diese bestehen darin, ihr Kerngeschäft Hypotheken stetig an die Marktverhältnisse anzupassen und die Kosten im Griff zu halten. Angesichts des aktuellen Zinsumfelds sei es sehr wichtig, die Mittelverwaltung adäquat durchzuführen.

Weiter auf Wachstumskurs

Weiteres Ergebnis der Umfrage: Die Regionalbanken setzen für die nächsten Jahre auf Wachstum. Das bestätigten auch die Podiumsteilnehmer. Als wichtig bezeichnete Jaussi die Zinsmarge, deren Erhöhung sein Haus in Angriff genommen habe. Dies sei zwar schwierig umzusetzen, keinesfalls aber unmöglich. Zudem setzt die Bank Zimmerberg auf einen weiteren Ausbau des zinsindifferenten Geschäfts, um die Abhängigkeit vom Zinsgeschäft zu reduzieren.

Die Regionalbanken sind ein wichtiger Bestandteil des Schweizer Finanzmarktplatzes. Wie Brunetti ausführte, habe es in der Finanzkrise in der Schweiz nie einen Credit Crunch (Kreditklemme) gegeben. Es standen stets genügend Mittel zur Verfügung, um den Kunden Kredite zu geben, was der breiten Aufstellung der Schweizer Banken zu verdanken sei. Besonders in der Finanzkrise würden die kleinen und mittleren Banken eine sehr wichtige Rolle spielen, da sie von den Wirren der Finanzmarktkrise nicht unmittelbar betroffen gewesen seien und die Auswirkungen nur mittelbar gspürt hätten. Dies sei auch der Grund, weswegen die Finanzmarktkrise die Schweiz nicht so stark getroffen hätte, so Brunetti.

Regionalbanken: Keine Interessensvertretung

Besucher Branchentalk
Über 80 Besucher folgten den Referaten und der Diskussion am Branchentalk Regionalbanken. Bild: schweizerktien.net/Sandra Blaser

Trotz dieser grossen Bedeutung finden die Regionalbanken nur wenig Beachtung. Ihnen fehle eine Lobby, wie Sarasin anführte. Allerdings sei es gerade für sein Haus schwierig, sich einem Verband zugehörig zu fühlen. Die Bank Linth kann wegen der Eigentümerstruktur mit einem Mehrheitsbesitzer im Ausland (Bank LLB in Liechtenstein) etwa als Auslandsbank gelten. Gleichzeitig sei sie aber regional in der Ostschweiz tätig und könne auch als Regionalbank angesehen werden. Diese Ausgangslage seines Hauses ist nur ein Beispiel der Situation der Regionalbanken. Sie verfügen über kein gemeinsames Sprachrohr, welches ihnen eine Interessensvertretung ermöglicht. Grossbanken hingegen haben ihre eigene Lobby, mit deren Hilfe sie direkten Einfluss auf die Regulierungen nehmen können. Zumindest noch einen Verband besitzen die Kantonalbanken, auch wenn über dessen Qualität gesprochen werden könne. Für Buri ist das Lobbying aber kein wichtiger Faktor für den Erfolg der Regionalbanken.

Für die Zukunft hoffen alle Teilnehmer, dass es den Nationalbanken gelingen wird, einen Ausweg aus der aktuellen Finanzmarktlage mit hoher Liquidität zu finden, ohne dass dies zu einem Desaster führt. Wie die Zukunft des Finanzplatzes in zehn Jahren aussehen wird, ist derzeit offen. Hier nahm auch Aymo Brunetti kein Blatt vor dem Mund: Er erklärte offen, dass er keine Ahnung habe, wie der Finanzplatz in zehn Jahre aussehen werde. Allerdings sei er sehr zuversichtlich, dass der Finanzplatz weiterhin bestehen werde. Für Portmann ist es wichtig, dass die Bedeutung des Finanzplatzes für die Wirtschaft nicht unterschätzt wird. Die generierte Wertschöpfung mache es notwendig, dass der Platz bestehen bleibe.

Die Diskussionsrunde und die Auswertung der Umfrageergebnisse sowie die Zahlen der Regionalbanken zeigen auf, dass die Zukunft der Regionalbanken-Branche spannend bleibt. Kein Ende in Sicht ist bei der Regulierungsdichte, die auch zukünftig steigen dürfte. Eine erste Entspannung deutet sich zumindest im Bereich der Zinsmarge an. Hier zeichnet sich eine Bodenbildung im Bereich von rund 100 Basispunkten ab, entsprechend einer Marge von 1%. Dieser Wert ist zwar als tief anzusehen, dürfte es den meisten Instituten dennoch erlauben, ansehnliche Erträge zu erzielen. Hierbei müssen aber vor allem die Kosten im Auge behalten werden. Manchen Häusern gelingt dies auf eindrückliche Weise, wie unsere Auswertung der Kennzahlen zeigt. Es ist aber auch nicht von der Hand zu weisen, dass einige Häuser Probleme haben und teilweise sogar Reserven auflösen, um einen guten Gewinn auszuweisen. Dies gilt es bei Investments in Aktien von Regionalbanken zu beachten. Das Redaktionsteam von schweizeraktien.net wird weiterhin die Abschlüsse durchleuchten und sowohl positive als auch negative Beispiele in ihrem Blog vorstellen. 

Zur Präsentation der Branchenanalyse und der Umfrageergebnisse: Branchenanalyse Regionalbanken_Präsentation_Branchentalk_150206

Präsentation Bank Zimmerberg AG: Branchentalk Regionalbanken ZIM 02_06_15

Präsentation Bank Linth LLB AG: 150531 Präsentation Bank Linth

OTC-Musterdepot: Parkresort Rheinfelden – neue Rekorde und ein vielversprechender Jahresstart

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Kongress + Kursaal Bern – die Aktie zählt zu den Top-Performern im Mai auf OTC-X. Bild: Kongress + Kursaal Bern

Stagnation – so lässt sich die Kursentwicklung der ausserbörslich auf OTC-X am meisten gehandelten Aktien beschreiben. Tatsächlich bewegte sich der BEKB Liquidity-Index im Mai so gut wie nicht. Es gab ein Kursplus von 0.3 Prozentpunkten. In diesem allgemeinen Börsenumfeld der Lähmung ist die Performance des OTC-Musterdepot von schweizeraktien.net mit einem Anstieg des Plussaldos seit Jahresanfang von 9.2% auf 11.4% mehr als erfreulich.

Während die meisten Titel sogar unverändert aus dem Monat gingen, leichte Gewinne oder Kursverluste auswiesen, gab es drei Depotmitglieder, die deutlich zulegen konnten.

Kongress + Kursaal Bern – Kurse weit unter Buchwert…

Der Top-Performer in den vergangenen vier Wochen war Kongress + Kursaal Bern. Die Aktie des Veranstalters sprang vergangene Woche infolge Übernahmespekulation – wir berichteten – an einem einzigen Tag zwischenzeitlich um rund 20% nach oben und notiert auch heute noch um mehr als 10% über dem Niveau von Anfang Mai.

Zwar ist der Wert jetzt auf dem erhöhten Kurslevel mit einem KGV im Bereich von 17 und einer vergleichsweise geringen Dividendenrendite von nur etwa 2% auf den ersten Blick nicht sonderlich günstig, doch immerhin notiert das Papier um 30% unter dem Buchwert von rund 720 CHF je Aktie.

… und Lorze AG notiert deutlich unter dem Substanzwert

Ein Kursplus von rund 10% registrieren wir auch bei der Aktie von Lorze AG. Die Beteiligungsgesellschaft hält rund 47% an der Reishauer Beteiligungen AG. Das Handelsvolumen im Mai war allerdings mit lediglich 100 Stück – entsprechend einem Kurswert von 2.250 CHF – nur gering. Die Aktie von Reishauer selbst wird seit geraumer Zeit zu Kursen von 60.200 CHF gehandelt.

Trotz des Kursgewinns ist Lorze immer noch wegen des hohen Abschlags zum inneren Wert – eine Simulation für das Nettovermögen, den NAV, hatte schweizeraktien.net Anfang Januar durchgerechnet – nach wie vor ein klarer Kauf.

Parkresort Rheinfelden glänzt mit guten Jahreszahlen

Ein Kursplus von 10% liefert auch die Aktie von Parkresort Rheinfelden. Immerhin gaben die 2014er-Ergebnisse auch Anlass zur Freude. So steigerte der Wellness-, Klinik- und Hotelbetreiber im vergangenen Jahr nicht nur seinen Umsatz um 2.4% auf 48.6 Mio. CHF und damit auf ein neues Hoch, sondern erzielte mit 3.3 Mio. CHF auch einen neuen Rekordgewinn. Die Strategie des Unternehmens mit seinen verschiedenen Geschäftsfeldern zahlt sich also aus und erweist sich bereits seit längerem als vielversprechend. Während beispielsweise die Tochter Bad Rheinfelden AG mit ihren Wellnessmöglichkeiten und gut 550’000 Besuchern im Jahr keine grosse Wachstumsfantasie mehr bietet, gab es bei der Salina Medizin AG, welche die medizinischen Dienstleistungen für die Gruppe erbringt, in den letzten Jahren gewaltiges Wachstum.

So kletterte der Umsatz der Sparte seit 2008 um 63.5% auf 14.8 Mio. CHF. Stark läuft auch Park-Hotel am Rhein AG. Dort wurde der Reingewinn im vergangenen Jahr durch steigende Auslastung und infolge der hohen Nachfrage nach Residenzwohnungen um mehr als 50% auf knapp 1.0 Mio. CHF katapultiert. Angesichts der guten Geschäftszahlen sollen die Aktionäre nach der Generalversammlung am 23. Juni eine um 20% auf 30 CHF je Aktie erhöhte Dividende erhalten. Da sich das laufende Geschäftsjahr laut Verwaltungsratspräsident Thomas Kirchhofer sehr positiv entwickelt, wären weitere Steigerungen im 2015 keine grosse Überraschung. Mit einem für 2015 geschätzten 10er-KGV und einer Dividendenrendite von über 4% besitzt die Aktie weiteres Potenzial.

Auf Nachfrage von Lesern noch eine kleine Anmerkung zur Performanceberechnung und den verwendeten Kursen. Wir weisen bei der Performance die zuletzt bezahlten oder gestellten Kurse aus. Zwischenzeitlich mag es da zwar Abweichungen und andere Geld- oder Briefkurse geben, doch das sind ohnehin alles nur Momentaufnahmen. Das Depot ist eher mittel- bis langfristig ausgerichtet und nicht als Trading-Portfolio zu betrachten. Abgerechnet wird zum Schluss, und so spielen kleine zwischenzeitliche Abweichungen in der Regel keine nennenswerte Rolle.

schweizeraktien.net Musterdepot OTC
Valoren Unternehmen Kaufkurs aktueller Kurs Stück in CHF Performancee
1110034 Bernexpo Holding 396 450 25 11250 13,6%
160200 Générale Beaulieu 10600 12200 1 12200 15,1%
161329 Kongress+Kursaal Bern 410 500 25 12500 22,0%
10517517 Lorze AG 20,85 22,5 480 10800 7,9%
1792366 Menzi Muck AG 6050 6790 2 13580 12,2%
199228 Parkresort Rheinfelden 655 750 15 11250 14,5%
251331 Soc. Suisse des Explosifs 3100 3100 3 9300 0,0%
1474512 Thurella AG 90 100 110 11000 11,1%
21293696 Weiss+Appetito 300 320 33 10560 6,7%
4261528 Zur Rose AG 23 24,5 430 10535 6,5%
Cash 258
Performance gesamt 113’233 11,4%
BEKB Liquidity Index 965,6 966,54 0,1%
Start: 6.1.15, Start fiktiv mit 101’673 CHF; Stand: 2.6.15

Antoine Hubert, VR-Delegierter AEVIS: „VJC-Aktionäre erhalten künftig wieder Dividende“

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Antoine Hubert, VR-Delegierter der AEVIS-Gruppe. Bild: zvg
Antoine Hubert, VR-Delegierter der AEVIS-Gruppe. Bild: zvg
Antoine Hubert, VR-Delegierter der AEVIS-Gruppe. Bild: zvg

Der Handel von Victoria-Jungfrau Collection (VJC) auf der ausserbörslichen Plattform auf OTC-X hat bald ein Ende. Nach der Generalversammlung von VJC und Hauptaktionär AEVIS (71.2%) am 29. Juni 2015 wird die Luxushotelgruppe mit AEVIS fusioniert und künftig unter dem Namen AEVIS VICTORIA Holding auftreten. Im Rahmen der Transaktion sollen die Aktionäre der VJC (28.8%) für ihre VJC-Aktien neue AEVIS-Aktien im Verhältnis von acht AEVIS-Aktien pro VJC-Aktie erhalten. Anschliessend halten die VJC-Aktionäre dann rund 4.5% der Aktien der AEVIS Holding SA. Der Wert je VJC-Aktie beträgt 359.20 CHF. Im Februar 2014 hatte AEVIS 310 CHF in bar für eine VJC-Aktie geboten.

Mittlerweile scheinen sich die ersten Synergien aus der Zusammenarbeit von AEVIS und VJC in der Erfolgsrechnung niederzuschlagen. Im Geschäftsjahr 2014 erzielte die Victoria-Jungfrau-Gruppe einen Umsatz von 74.7 Mio. CHF (+3.6%) und einen Bruttobetriebserfolg (GOI) von 31.5 Mio. CHF (+11%). Die Logiernächte stiegen um 5.6% auf rund 163’000 an. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) verdoppelte sich auf 5.2 Mio. CHF. Unter dem Strich verblieb jedoch erneut ein Verlust von 0.5 Mio. CHF (Vorjahr: 2.8 Mio. CHF).

Turnaround im 2015

Im Gespräch mit schweizeraktien.net erklären der Verwaltungsratsdelegierte der AEVIS-Gruppe, Antoine Hubert, und VJC-Direktor Beat Sigg, dass noch 2015 der Turnaround der Luxushotelgruppe abgeschlossen werden soll. Der schwache Euro treffe die 5-Sterne-Häuser nur bedingt, da VJC schon frühzeitig die Abhängigkeit vom Euroraum reduziert habe, so Sigg im Interview. Hubert und Sigg beruhigen auch die vielen Kleinaktionäre der VJC-Gruppe, die im Rahmen der Fusion um ihre Aktionärsprivilegien bangen. Diese Privilegien sollen als Vorteile für alle AEVIS VICTORA-Aktionäre erhalten bleiben.

Herr Hubert, Sie haben angekündigt, dass die AEVIS-Gruppe mit der Victoria-Jungfrau Collection fusionieren wird. VJC-Aktionäre erhalten für eine Aktie im Tausch acht AEVIS-Aktien. Mit dem Kuwait Investment Office (KIO) ist noch ein Grossaktionär mit einem Anteil von knapp 24% dabei. Wie steht KIO zu der Fusion?

Hubert: Wir haben KIO heute wie alle anderen Aktionäre auch über die Fusion informiert. Ob sie mit diesem Schritt einverstanden sind, wissen wir nicht. Wir hoffen natürlich, dass sie als Aktionäre der AEVIS VICTORIA auch nach der Fusion investiert bleiben. Allerdings würde ihr Anteil dann nur noch bei 3.2% liegen.

Hatten Sie im Vorfeld keinen Kontakt mit den Investoren in Kuwait?

Hubert: Es gab immer wieder Gespräche mit den Kuwaitis. Allerdings haben wir sie im Vorfeld dieser Transaktion nicht gesondert informiert, da wir alle Aktionäre gleich behandeln möchten.

Neben dem KIO gibt es keine weiteren grösseren Aktionäre mehr in der VJC. Die meisten sind Kleinaktionäre, vorwiegend Personen mit einem regionalen Bezug zu den Hotels oder auch Gäste, die über Aktionärsvorteile verfügen. Werden diese als AEVIS-Aktionäre ihre Vorteile verlieren?

Hubert: Nein. Wir möchten, dass uns diese verbunden bleiben. Um die Verbindung zur Hotelgruppe zu unterstreichen, werden wir auch den Namen der Gruppe in AEVIS VICTORIA ändern. Auch die übrigen bisherigen Vorteile, wie Aktionärsvergünstigungen, bleiben bestehen.

Bedeutet dies, dass künftig jeder AEVIS VICTORIA-Aktionär auch Rabatte auf die Übernachtungen erhält?

Hubert: Ja. Und die Generalversammlungen finden weiterhin in Interlaken statt. Wir schätzen unsere Aktionäre als Kunden sehr. Ebenso freuen wir uns, wenn wir bisherige AEVIS-Aktionäre künftig zu unseren Kunden zählen dürfen. Ein zusätzlicher Vorteil für die neuen AEVIS VICTORIA-Aktionäre ist es, dass sie künftig auch eine Dividende erhalten. Die Victoria-Jungfrau-Gruppe hat seit vielen Jahren keine Bardividende mehr ausgeschüttet.

Fürchten Sie nicht, dass die Aktionäre der neuen Gesellschaft als Gäste den Rücken kehren werden?

Beat Sigg, CEO der Victoria-Jungfrau Collection AG: Bild: zvg
Beat Sigg, CEO der Victoria-Jungfrau Collection AG: Bild: zvg

Sigg: Unsere Aktionäre bleiben die wichtigsten Botschafter für die Gruppe. Dies war in der Vergangenheit so und wird auch in Zukunft so bleiben. Wenn man länger zurückblickt, hat sich unsere Gesellschaft immer wieder verändert. Bis 2006 bestand sie nur aus dem Victoria-Jungfrau Hotel in Interlaken, dann kamen mit Luzern, Zürich und Bern weitere Hotels hinzu. Jetzt sind wir weiter gewachsen und haben zu den vier Hotels noch 14 Kliniken hinzubekommen.

Die VJC-Gruppe hat vor zwei Jahren einen Turnaround begonnen. Im letzten Geschäftsjahr konnten Sie den Verlust schon deutlich auf 0.5 Mio. CHF reduzieren. Wie weit sind Sie heute im Turnaround-Prozess?

Sigg: Unser Ziel ist es, in diesem Jahr den Turnaround abzuschliessen und wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Die Synergien mit der AEVIS-Gruppe helfen uns dabei.

Wo sehen Sie die Synergien, und wie gross schätzen Sie diese ein?

Hubert: Dies ist schwer zu beziffern. Allein die administrativen Kosten, die wir beispielsweise für die Generalversammlung, den Geschäftsbericht und die Revision sparen, liegen schon im Bereich von mehreren hunderttausend Franken. Viel wichtiger sind allerdings die Synergien im operativen Bereich. Hier arbeiten wir eng mit den Seiler Hotels und der Hotelgruppe von Michel Reybier zusammen. Wir können im Einkauf und der Bewirtschaftung viel sparen, aber auch im Verkauf in den Fernmärkten.

Aber Seiler Hotels und La Réserve gehören doch nicht zur Victoria-Jungfrau Gruppe.

Sigg: Das stimmt. Aber wir arbeiten dennoch eng zusammen. Christian Seiler ist unser Verwaltungsratspräsident und La-Réserve-Besitzer Michel Reybier ist ebenfalls im Verwaltungsrat der Victoria-Jungfrau Collection vertreten. Dies wird auch in der künftigen, 100%igen Tochtergesellschaft der AEVIS VICTORIA Holding der Fall sein.

In der heutigen AEVIS-Gruppe haben Sie die Immobilien und den Betrieb der Kliniken komplett getrennt. Werden Sie die Hotelimmobilien in Interlaken und Zürich auch in die Swiss Healthcare Properties einbringen, so dass hier ebenfalls Betrieb und Immobilien getrennt sind?

Hubert: Ich möchte einen solchen Schritt nicht ausschliessen. Heute ist es allerdings sinnvoll, dass Immobilien und Hotelbetrieb in einer Hand blieben. Im Klinikgeschäft ist das etwas anderes. Der Klinikbetrieb ist deutlich komplexer als der Hotelbetrieb. Denken Sie alleine an die vielen Geräte in einer Klinik.

Sie haben gesagt, dass VJC in diesem Jahr den Turnaround schaffen soll. Ist das angesichts der Euroschwäche und der damit verbundenen Tourismusschwäche noch realistisch?

Sigg: Wir haben schon vor Jahren gesagt, dass die Währungen eines Tages zu einem Risiko für unser Unternehmen werden könnten. Damals stand der Euro noch bei 1.60 CHF. Daher haben wir uns konsequent auf die Fernmärkte Südostasien, Indien, China, Brasilien und Middle East fokussiert. Heute stammen nur noch zehn Prozent unserer Gäste aus dem Euroraum. Daher sind wir zuversichtlich, dass wir den Turnaround trotz dieser Schwierigkeiten schaffen werden. Warten Sie die Publikation unserer Umsatzzahlen für das erste Quartal ab.

Was sind die nächsten Wachstumsschritte?

Hubert: Wir müssen viel Energie in unsere Hauptprojekte investieren. Daher planen wir aktuell keine Akquisitionen. Wenn sich allerdings Opportunitäten ergeben, werden wir diese natürlich prüfen. Anders sieht es im Klinikbereich aus. Hier möchten wir ganz klar weiter durch Akquisitionen wachsen. Auch in diesem Jahr. Konkrete Projekte gibt es aber auch hier nicht.

Die Fusion der VJC-Gruppe mit der AEVIS-Gruppe war nach der Übernahme der Mehrheit durch den Klinikkonzern im Frühjahr 2014 nur eine Frage der Zeit. Überraschend ist an der Transaktion, dass sich der Westschweizer Klinikkonzern offenbar bisher nicht mit dem KIO über den Kauf der Aktien einigen konnte. Doch dies ist für die Fusion auch nicht entscheidend, blockiert werden kann sie ohnehin nicht mehr. Dass die Bewertung nun weitere 15% über dem Angebot für die Barabfindung vom Frühling 2015 liegt, mag zwar ebenfalls überraschen. Allerdings ist fraglich, ob die Luxushotelgruppe ohne den Ankeraktionär und die Synergien mit AEVIS den Turnaround so rasch im Alleingang geschafft hätte.

Nach dem Aktientausch können frühere VJC-Aktionäre nun entscheiden, ob sie an der neuen Klinik- und Hotelgruppe AEVIS VICTORIA beteiligt bleiben möchten. Nach den bisherigen Aussagen dürften auch ihre Aktionärsprivilegien bestehen bleiben. Zudem können sie vom weiteren Wachstum der Luxushotelgruppe und dem Potenzial im Klinikbereich profitieren. Wem dieses Risiko zu gross ist, der sollte seine AEVIS-Aktien nach dem Tausch über die Börse verkaufen. Ein Verkauf vor dem Umtausch würde bei Kursen von 330 CHF auf OTC-X nur sinnvoll sein, wenn der Aktienkurs der AEVIS-Aktien von derzeit 44.80 CHF bis zur Generalversammlung stark unter Druck gerät, während der VJC-Aktienkurs auf dem aktuellen Niveau verharrt. Wir werden die Transaktion in den kommenden Wochen genau verfolgen und uns auch die AEVIS-Aktien näher anschauen.

SPI-Musterdepot: Burckhardt Compression – Anleger setzen auf starke Jahreszahlen am 9. Juni

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Die Geschäfte an der Firmenzentrale von Burckhardt Compression laufen rund. Bild: Burckhardt Compression

Nach dem Einbruch des SPI-Musterdepots Mitte Januar gab es vereinzelt Skeptiker, die gedacht haben, das Depot würde sich nie erholen und dem bereiten Markt auf Dauer hinterherhinken. Denn immerhin sind im Portfolio einige besonders exportorientierte Unternehmen und Maschinenbauer wie Bucher, Burckhardt Compression oder Rieter. Diese drei Titel waren nach dem Aus beim Euro-Mindestkurs auch zweistellig ins Minus gerutscht.

Dann hat es sich aber schnell gezeigt, dass Qualität auch bei einem hohen Franken-Kurs gefragt ist. Inzwischen liegt das Plus im SPI-Depot seit Jahresanfang bei 4.4%. Und insbesondere die Aktien von Bucher und Burckhardt Compression konnten sich in den letzten Monaten schön erholen und bringen jetzt eine klare Outperformance zum breiten Markt. Der Spezialist für Kompressoren aus Winterthur schafft seit Jahresbeginn ein Kursplus von 10.0% und zählt damit zu den Top-Performern an der Börse.

Anleger markieren den 9. Juni im Kalender – da präsentiert Burckhardt seine Jahreszahlen

Wie von uns beim letzten Update vor einem Monat erwartet, sorgte offensichtlich die Aufnahme des Maschinenbauers in den SPI Select Dividend für nachhaltig erhöhtes Interesse der Investoren an der Aktie und weiteren Kursauftrieb. Der Widerstand und die wichtige psychologische Marke bei 450 CHF sind nicht mehr weit. Möglicherweise nimmt die Aktie schon bei Vorlage der 2014er-Jahreszahlen am 9. Juni diese Hürde. Das Allzeithoch vom Juli 2014 bei 480 CHF könnte dann ganz schnell erreicht sein.

Flughafen Zürich dagegen notiert bereits wieder im Bereich des Allzeitrekords vom April. Inzwischen ist damit auch die kleine Kursdelle nach der Generalversammlung wieder so gut wie ausgebügelt. Wie schon in den Vormonaten konnte der Flughafenbetreiber auch im April einen Anstieg bei der Passagieranzahl melden. Diese ging um 2.5% auf rund 2.2 Mio. nach oben. Der Flughafen ist damit auf Kurs, die Bekanntgabe der Verkehrsstatistik für Mai am 11. Juni könnte der Aktie weiteren Auftrieb bringen.

Valiant zeigt sich stark – Dividendenabschlag ist schon wieder aufgeholt

Spannend macht es unser Depot-Top-Performer Kudelski (+13.2% seit Jahresanfang). Die Aktie des Spezialisten für digitale Sicherheit und Medien hatte vor einigen Tagen den Widerstand bei 15 CHF so gut wie erreicht, ist dann aber wieder nach unten abgedreht. Möglicherweise nimmt der Titel schon bald Anlauf zum nächsten Sturm auf die Marke. Die Halbjahreszahlen am 20. August könnten den nötigen Schub bringen. Das Dreijahreshoch aus 2014 bei 16.60 CHF könnte da ganz schnell drin sein.

Erstaunlich positiv entwickelt sich in den letzten Tagen die Aktie von Valiant. Bei der Bank gab es nach der Generalversammlung am 21. Mai zwar den erwarteten ex-Dividende-Abschlag von rund 4.0%. Doch die Delle ist inzwischen mehr als ausgebügelt. Möglicherweise erreicht der Wert jetzt rasch die Marke von 90 CHF, nachdem der Widerstand bei 85 CHF bereits vor wenigen Tagen geknackt wurde.

Schmolz + Bickenbach hält an den Zielen fest

Etwas enttäuschend war allerdings die Kursentwicklung bei Schmolz + Bickenbach. Die Aktie des Stahlkonzerns rutschte seit Ende April zwischenzeitlich um mehr als 10% nach unten. Offensichtlich hatten viele Anleger einen Rückfall des Turnaround-Kandidaten in die Verlustzone befürchtet. Die Veröffentlichung der Geschäftszahlen zum ersten Quartal konnte die Sorgen der Börsianer aber zum Teil zerstreuen. Seit Bekanntgabe der Daten am 19. Mai kletterte die Notierung immerhin um knapp 10%. In einem anspruchsvollen Marktumfeld konnte der Konzern aus Emmenbrücke seinen Umsatz in den drei Monaten um 2.3% auf 765.7 Mio. CHF ausbauen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen hielt sich dabei mit einem Rückgang von 60.9 auf 54.5 Mio. CHF noch vergleichsweise gut, und auch unter dem Strich verblieb noch ein Gewinn aus den fortzuführenden Geschäftsbereichen von 1.9 Mio. CHF. Dabei war das Ergebnis sogar durch einmalige Währungsverluste in Höhe von netto 7.4 Mio. CHF belastet.

Positiv ist zu erwähnen, dass Schmolz + Bickenbach wie geplant das Finanzergebnis weiter verbessern konnte. So fiel der Zinsaufwand aus Finanzverbindlichkeiten in den fortzuführenden Bereichen in den drei Monaten von 9.8 auf 5.1 Mio. CHF. Allerdings drückten Wertberichtigungen auf den aufgegebenen Geschäftsbereich in Höhe von 123.7 Mio. CHF das Periodenergebnis letztendlich mit 122.4 Mio. CHF tief ins Minus. Der Ausblick für dieses Jahr ist wegen der angespannten Konjunktur verhalten. Das Unternehmen erwartet eine Absatzmenge von 300 Kilotonnen unter dem Niveau von 2014. Aufgrund der Unsicherheit will das Management das im 2013 eingeleitete Ergebnisverbesserungsprogramm um weitere Massnahmen ergänzen. Dennoch hält Schmolz + Bickenbach an seinen Zielen fest. Ab 2016 soll das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen über einen Wirtschaftszyklus bei mehr als 280 Mio. CHF liegen. Hier handelt es sich eben um eine Turnaround-Spekulation, bei der Anleger Geduld mitbringen müssen.

Musterdepot 2015 SPI-Extra-Werte “schweizeraktien.net”
Valoren Unternehmen Kaufkurs Kurs aktuell Ziel Stück in CHF Performance
1478650 Valiant Holding 82,55 84,4 100 135 11 394,00 2,2%
1233742 Micronas Semiconductor 5,89 5,84 8 1800 10 512,00 -0,8%
243217 Bucher Industries 245,60 254 295 41 10 414,00 3,4%
1056796 Flughafen Zürich 687,00 742,5 780 15 11 137,50 8,1%
2553602 Burckhardt Compression 385,00 423,5 490 26 11 011,00 10,0%
367144 Rieter 161,50 156,1 225 62 9 678,20 -3,3%
1100359 Carlo Gavazzi 228,20 227,1 275 44 9 992,40 -0,5%
2620586 Looser Holding 63,70 56 85 156 8 736,00 -12,1%
1226836 Kudelski 12,85 14,55 16,5 780 11 349,00 13,2%
579566 Schmolz + Bickenbach 1,08 0,91 1,5 9250 8 417,50 -15,7%
Cash 1 762,54
Performance gesamt 104’404,14 4,4%
SMI 9105,70 9363,51 2,8%
Start: 9.1.15, Start fiktiv mit 100’000 CHF; Stand: 29.5.15

Kursaal Bern: Aktie explodiert, Spekulation um einen neuen Grossaktionär

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Die neue Arena im Kursaal Bern ist beliebt. Bild: www.kursaal-bern.ch
Die neue Arena im Kursaal Bern ist beliebt. Bild: www.kursaal-bern.ch

Nachdem die Aktie von Kongress + Kursaal Bern AG (KKB) in den letzten Jahren in einer engen Handelsspanne meist im Bereich um 400 bis 450 CHF vor sich hingedümpelt hatte, kam es heute zur Kursexplosion. Die Aktie schoss dabei auf 580 CHF. Die Gründe für den extremen Kursanstieg beim Veranstalter – zur Unternehmensgruppe zählt neben dem Kursaalbetrieb auch das Hotel Allegro, eine Beteiligung am Grand Casino Bern (55%) und am Casino in Neuenburg (98%) – sind zwar noch nicht ganz klar. Immerhin gingen bis zum Mittag auf der Handelsplattform OTC-X der BEKB aber schon rund 7’000 Aktien um. Das waren mehr als 8% des Grundkapitals der Gesellschaft. Es scheint, als ob sich ein neuer Investor an der Gesellschaft beteiligt hat.

Die Publikation des Jahresabschluss kann jedenfalls nicht der ausschlaggebende Grund für den Kursanstieg gewesen sein. So stieg der Betriebsertrag des Unternehmens im 2014 um 0.4% auf 86.3 Mio. CHF. Während die Erträge im Gastronomie- und Veranstaltungsgeschäft gegenüber dem Vorjahr leicht zulegten, waren die Beherbergungserträge mit 8.9 Mio. CHF gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig. Im Spielbereich erwirtschaftete die Kursaal-Gruppe mit 43.0 Mio. CHF einen Betrag, der knapp auf Vorjahresniveau lag. Dass die Erträge hier gleich geblieben sind, ist insbesondere auf das Casino in Neuenburg zurückzuführen, das Ende 2013 eröffnet wurde. Entgegen der rückläufigen Tendenz im Schweizer Casinogeschäft konnte das Casino Neuenburg dabei den Bruttospielertrag (BSE) um 10.7% auf 21.4 Mio. CHF steigern. In Bern war der BSE mit 5.9% hingegen rückläufig und erreichte nur noch 48.8 Mio. CHF. Damit liegt der Rückgang allerdings nur leicht über dem schweizweiten Schnitt von minus 5%.

Betriebsaufwand steigt, Gewinn fällt

Aufgrund eines höheren Betriebsaufwands verfehlte das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) mit 18.3 Mio. CHF nur knapp den Vorjahreswert von 18.9 Mio. CHF. Auch das EBIT lag mit 8.0 Mio. CHF leicht unter dem Vorjahreswert. Unter dem Strich verblieb ein Gruppenergebnis von 4.6 Mio. CHF (Vorjahr: 5.1 Mio. CHF). Nach Abzug der Minderheitsanteile – das Grand Casino in Bern gehört nur zu 55% der Kursaal-Gruppe – erreicht das anteilige Ergebnis für die Aktionäre der KKB 2.3 Mio. CHF. Der Generalversammlung wird die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 10 CHF vorgeschlagen.

Immerhin hat das laufende Geschäftsjahr nach Angaben von Daniel Frei, dem Verwaltungsratspräsidenten der Kongress + Kursaal Bern AG, erfreulich begonnen. Insbesondere im Casinogeschäft seien die Spielerträge höher als im Vorjahr ausgefallen. Im Hotel- und Kongressgeschäft spürt die Kursaal-Gruppe die Euroschwäche. So verzeichnet der Kursaal im Veranstaltungsgeschäft weniger Buchungen von ausländischen Veranstaltern (siehe auch Blog-Beitrag vom 16. März). Frei betont allerdings, dass man sich nun einfach etwas mehr als früher anstrengen müsse.

Obwohl das Geschäft im 2014 gut gelaufen ist und die Aussichten für 2015 – trotz der Euroschwäche – positiv sind, wird die KKB-Gruppe in den kommenden Jahren keine grossen Sprünge machen. Zwar scheint das Casinogeschäft in Bern und Neuenburg besser als in anderen Schweizer Casinos zu laufen und dürfte wieder respektable Gewinne zum Gesamtergebnis beisteuern. Auch ist ein gut laufendes Casino in Neuenburg, dank der höheren Beteiligungsquote und der niedrigeren Spielbankenabgaben, für das Gruppenergebnis erfreulich. Dennoch dürften aufgrund der zunehmenden Konkurrenz im Internet, im illegalen Bereich und wegen des neuen Geldspielgesetztes die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Bei Kursen um die 450 CHF waren die Aktien mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 16 im Branchenvergleich schon eher hoch bewertet. Auch die Dividendenrendite ist mit 2.2% nicht üppig. Lediglich das Verhältnis vom Kurs zum Buchwert war mit 0.6 interessant.

Nach der aktuellen Kursexplosion beträgt das KBV bei Kursen um 580 CHF und einem Buchwert pro Aktie von knapp 720 CHF (exkl. Minderheiten) immer noch nur 0.8. Daher ist es wahrscheinlich, dass ein Value-Investor diese Titel gekauft hat. Es halten sich zudem die Gerüchte, dass der Grossaktionär – die Familie des Bauunternehmers Bruno Marazzi (10%) – für die KKB-Gruppe mehrere Berner Investoren als Ankerinvestoren gewinnen will. Zu diesen könnten ähnliche Aktionäre wie bei den Jungfraubahnen (Gebäudeversicherung Bern, Securitas Investment AG), aber auch Unternehmer wie Willy Michel (Ypsomed) gehören. Denkbar ist zudem auch, dass sich hier die Mobiliar-Versicherungsgruppe als langfristiger Investor einkauft. Immerhin ist die Mobiliar-Gruppe gemeinsam mit dem Generalunternehmen Losinger Marazzi treibende Kraft hinter dem Projekt „Berner für Bern“ in Wankdorf City, wo die Kursaal-Gruppe auch als Betreiberin eines möglichen Hotels im Gespräch ist. Es würde daher nicht überraschen, wenn schon an der nächsten Generalversammlung am 23. Juni diese neue Investorengruppe gegenüber der Öffentlichkeit auftreten würde. Zumindest dürfte der Verwaltungsrat dann zu den Aktientransaktionen Stellung beziehen.

Victoria-Jungfrau Collection: Hotelgruppe fusioniert mit AEVIS – 8 Aktien pro VJC-Titel

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Kommt vielleicht doch in Zürcher Hände: das zur VJC-Gruppe gehörende Eden au Lac am Zürichsee. Bild: zvg
Das zur VJC-Gruppe gehörende Eden au Lac am Zürichsee. Bild: zvg

Die Tage der traditionsreichen Luxushotelgruppe Victoria-Jungfrau Collection (VJC) sind gezählt. Nachdem sich der börsenkotierte Klinikkonzern AEVIS Holding Anfang 2014 in einem monatelangen Übernahmekampf eine Mehrheit von 71.2% sicherte, folgte nun die Ankündigung zur Fusion der beiden Unternehmen. An den Generalversammlungen beider Unternehmen am 29. Juni in Interlaken soll die Fusion formal beschlossen werden. Das neue Unternehmen, dessen Aktien dann an der SIX kotiert sein werden, werde dann in AEVIS VICTORIA SA umbenannt, wie die Gesellschaft heute mitteilte.

Im Rahmen der Transaktion würden die Aktionäre der VJC (28.8%) für ihre VJC-Aktien neue AEVIS-Aktien im Verhältnis von acht AEVIS-Aktien pro VJC-Aktie erhalten, so die Mitteilung weiter. Anschliessend halten die VJC-Aktionäre rund 4.5% der Aktien der AEVIS Holding SA. Der Wert je VJC-Aktie beträgt 359.20 CHF. Im Februar 2014 hatte AEVIS 310 CHF in bar für eine VJC-Aktie geboten. „Dieser gegenüber dem öffentlichen Übernahmeangebot von 2013 höhere Wert erklärt sich durch den Umstand, dass die VJC Fortschritte im Rahmen des Neuausrichtungsprozesses erzielt hat und sowohl den Umsatz als auch die Profitabilität steigern konnte“, so die AEVIS Holding in ihrer Medienmitteilung. Der Wert für die AEVIS-Aktien sei auf der Basis des volumengewichteten Durchschnittskurses der letzten 60 Tage bestimmt und liege bei 44.90 CHF je Aktie.

Im Geschäftsjahr 2014 hat die Victoria Jungfrau-Gruppe einen Umsatz von 74.7 Mio. CHF (+3.6%) und einen Bruttobetriebserfolg (GOI) von 31.5 Mio. CHF (+11%) erzielt. Die Logiernächte stiegen um 5.6% auf rund 163’000 an, teilte das Unternehmen mit. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) verdoppelte sich auf 5.2 Mio. CHF. Unter dem Strich verblieb jedoch erneut ein Verlust von 0.5 Mio. CHF (Vorjahr: 2.8 Mio. CHF).

Die Aktien der Victoria-Jungfrau Collection werden auf der Handelsplattform OTC-X der BEKB gehandelt. Zuletzt wurden 300 CHF pro Aktie bezahlt. Für eine Aktie der AEVIS Holding wurden zuletzt an der SIX Swiss Exchange 44.80 CHF gezahlt.

Zur Medienmitteilung AEVIS: http://www.aevis.com/websites/aevis/German/2111/ad-hoc-mitteilungen.html?newsID=1484351

Zum Geschäftsbericht Victoria-Jungfrau Collection: http://www.victoria-jungfrau-collection.ch/getattachment/6b393a6b-803a-4b1e-9ba7-7912622a0928/Geschaftsbericht-2014/

 

 

 

Germann Wiggli, CEO WIR Bank: „Wir rechnen 2015 mit besseren Margen und starkem Volumenwachstum“

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Germann Wiggli, CEO der WIR Bank
Germann Wiggli, CEO der WIR Bank. Bild: zvg
Germann Wiggli, CEO der WIR Bank
Germann Wiggli, CEO der WIR Bank. Bild: zvg

Während andere mittelgrosse Banken auf der Wachstumsbremse stehen, hat die WIR Bank Genossenschaft im Geschäftsjahr 2014 einen grossen Schritt nach vorne gemacht. Die Bilanzsumme wuchs um 11.3% auf 4.6 Mrd. CHF (siehe Geschäftsbericht). Dies ist insbesondere auf das kräftige Kreditwachstum zurückzuführen. CEO Germann Wiggli versicherte jedoch im Interview mit schweizeraktien.net, dass die Bank keine Zugeständnisse in Bezug auf Sicherheiten oder Preise machen würde. Dennoch waren die Erträge aus dem Zinsengeschäft mit 46.7 Mio. CHF sowie der Bruttogewinn mit knapp 36 Mio. CHF rückläufig. Unter dem Strich verblieb ein um 2.1% auf 13.5 Mio. CHF gesteigerter Jahresgewinn, der die Ausschüttung einer auf 9.75 CHF (Vorjahr: 9.40 CHF) erhöhten Dividende je Stammanteil möglich machte. Im laufenden Jahr rechnet Wiggli mit besseren Margen und einem weiterhin starken Volumenwachstum. Ausserdem arbeite die Bank an einem Projekt, das der bankeigenen Währung „WIR“ zu einem besseren Image verhelfen soll.

Herr Wiggli, die WIR Bank ist 2014 wieder sehr stark gewachsen. Das gesamte Kreditvolumen ist um 8.2% angestiegen, die Hypothekarforderungen stiegen sogar um 9.5%. Während andere Banken das Wachstum bewusst drosseln, gehen Sie in die Offensive. Wie stellen Sie sicher, dass Sie angesichts der Überhitzungen im Immobilienmarkt keine zu grossen Risiken eingehen?

Unser Wachstum resultiert insbesondere aufgrund der gezielten Marktbearbeitung unserer Kundenbetreuung. Zugeständnisse an Sicherheiten oder auf die Preise machen wir bewusst nicht. Dennoch ziehen uns viele Kunden anderen, insbesondere grossen Instituten, vor. Bei uns haben die Kunden die Chance, denselben Berater noch in zehn Jahren anzusprechen und mit diesem auf Augenhöhe zu diskutieren.

In welchen Regionen sind Sie besonders stark gewachsen?

Unser Wachstum verteilte sich auf alle Regionen des ganzen Landes. Denn wir sind ein in der ganzen Schweiz tätiges Bankinstitut. In den sogenannten Gefahrenregionen sind wir untervertreten. Somit bereitet uns dies auch keine Sorgen.

Trotz der starken Volumenausweitung ist es Ihnen nicht gelungen, den Erfolg aus dem Zinsengeschäft zu steigern. Dieser war sogar mit 4.5% rückläufig. Mit welcher Entwicklung im Zinsengeschäft rechnen Sie im laufenden Jahr? Die Zinsmargen sind ja weiter unter Druck, und auch die Ausleihungen dürften weniger stark wachsen.

Den Zinsertrag konnten wir eigentlich halten. Die rückläufigen Zinserträge aus den Finanzanlagen haben den Erfolg aus dem Zinsengeschäft negativ beeinträchtigt. Fällige Anleihen mit hohen Coupons konnten nicht adäquat ersetzt werden. Wir rechnen jedoch in diesem Jahr wieder mit besseren Margen und auch einem starken Volumenwachstum. Das erste Quartal stimmt uns zuversichtlich, den Zinserfolg in diesem Jahr zu steigern.

Auch der Ertrag aus dem Handelsgeschäft war rückläufig, obwohl 2014 ein gutes Börsenjahr gewesen ist. Woran hats gelegen?

Einen Teil des Portfolios haben wir entsprechend gehedgt. Hinzu kommen die Kosten für Absicherungsmassnahmen im Hinblick auf steigende Zinsen auf unserem Kreditportfolio. Mit der Performance von 3.8% für das vergangene Jahr sind wir auf jeden Fall zufrieden.

Auffällig an der Erfolgsrechnung ist auch, dass die Erträge insgesamt rückläufig waren, der Geschäftsaufwand hingegen zugelegt hat. Insbesondere der Sachaufwand ist mit 11.7% gestiegen. Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?

Die Personalkosten sind sogar tiefer ausgefallen. Bei den Mehrkosten im Sachaufwand handelt es sich um Investitionen in unsere Infrastruktur. Diese Kosten wurden direkt der Erfolgsrechnung belastet.

Das Geschäftsmodell der WIR Bank ist durch die eigene Währung „WIR“ einzigartig. Allerdings sind die Erträge genau aus diesem Geschäftsfeld im letzten Jahr zurückgegangen. Die Forderungen gegenüber Kunden in CHW haben um 7.8% abgenommen, die Hypothekarforderungen in CHW lagen mit 1.2% leicht im Plus. Was waren die Gründe, und wie wird sich die Akzeptanz der Währung WIR in Zukunft entwickeln?

Insgesamt haben die Ausleihungen in CHW leicht um 0.9% abgenommen. Die aktuelle Situation an den Geld- und Kapitalmärkten wirkt für die Erteilung von WIR-Krediten erschwerend. So gesehen ist das Halten auf beinahe demselben Niveau bereits ein Erfolg. Es gilt zu bedenken, dass jährlich rund 100 Millionen WIR-Kredite von unseren Kunden amortisiert werden. Somit streben wir jährlich ein Neuvolumen im CHW-Bereich von rund 110 Millionen an.

Sie haben angekündigt, das Angebot der WIR Bank weiter ausbauen zu wollen, damit die WIR Bank immer mehr zur Hauptbank Ihrer Kunden wird. Wie weit sind Sie auf diesem Weg, und welche neuen Dienstleistungen haben Sie aufgenommen?

Derzeit arbeiten wir an einem internen Projekt, das den Stellenwert der Komplementärwährung und der WIR Bank in naher Zukunft sehr positiv verändern wird. Mehr dazu aber zu einem späteren Zeitpunkt.

Welche Rolle spielt dabei das Joint-Venture mit der Regiobank Solothurn im Leasinggeschäft, und wie entwickelt sich die IG Leasing?

Investitionsgüter-Leasing ist ein Angebot, das sehr gut zu unseren Hauptkunden passt. Somit ist unsere Beteiligung bei der IG Leasing AG eine sehr gute Produkteergänzung. Mit unserem Vertriebsnetz können zudem weitere Abschlüsse zur Tochtergesellschaft vermittelt werden. Das Geschäftsjahr 2014 verlief gut, und die Aktionäre, also die WIR Bank und die Regiobank Solothurn, wurden mit der geplanten Dividende verwöhnt.

In Ihrem Geschäftsbericht schreiben Sie, dass Sie die Anzahl KMU-Kunden mittelfristig verdoppeln wollen. Wie gross ist Ihr Kundenstamm hier derzeit, und wie wollen Sie dieses ambitiöse Ziel erreichen?

Wir betreuen heute bereits 45’000 kleine und mittlere Unternehmen. Zurzeit arbeiten wir an den zukünftigen Prozessen, an Beratungskonzepten, Segmentierungen, Pricing und am Auftritt im Markt. Der Hauptteil der Kunden soll zukünftig vermehrt über digitale Kanäle mit uns in Kontakt treten. Aber auch die Möglichkeit der persönlichen Betreuung soll es natürlich weiterhin geben. Wie schon vorhin angetönt: Wir werden ein einzigartiges Angebot für KMU in der Schweiz anbieten.

Welche Auswirkungen haben die Einführung der Negativzinsen auf das Geschäft im laufenden Jahr, und spüren Sie bereits Folgen bei Ihren Kunden durch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses?

Mit unseren Vertriebszielen sind wir gut unterwegs. Die Negativzinsen belasten jedoch alle vorsichtig agierenden Finanzinstitute. Und somit auch unsere Bank. Die SNB riskiert mit ihrem Entscheid, dass das Finanzsystem destabilisiert wird. So sind Zinsabsicherungsgeschäfte zum Verlustbringer geworden, und unsere Volkswirtschaft wird ebenfalls stark geschröpft. Insbesondere Exporteure, deren Zulieferbetriebe oder der Tourismusbereich fahren schlechtere oder sogar verlustbringende Zahlen ein. Wir stehen den betroffenen Firmen mit unserem WIR-KMU-Netzwerk solidarisch zur Verfügung. Gerade in schwierigen Zeiten ist das Wirtschaften mit WIR von grossem Nutzen.

In den vergangenen Jahren haben Sie die Ausschüttung kontinuierlich erhöht. Wie wird die Ausschüttungspolitik in Zukunft aussehen?

Wir streben eine kontinuierliche Dividendenausschüttungspolitik in Höhe von rund zwei Dritteln des Jahresgewinnes an. Erhöhungen sind weitere geplant, richten sich aber natürlich nach dem Ergebnis.

Der Kurs für die Stammanteile der WIR Bank hat auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der BEKB seit Jahresbeginn um rund 6.3% auf 455 CHF zugelegt. Mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von über 30 auf Basis des ausgewiesenen Gewinns und einem Agio von 10% auf den Buchwert ist der Titel damit nicht mehr günstig bewertet. Interessant bleibt allerdings weiterhin, gerade in Zeiten negativer Zinsen, die Ausschüttungsrendite von mehr als 2%. Gelingt es der WIR Bank zudem, weiter zu wachsen und das Potenzial der über 45’000 KMU-Kunden noch besser zu nutzen, dürften sich mittelfristig auch noch höhere Erträge einstellen. Eine der grossen Herausforderungen dürften allerdings weiterhin der Druck auf die Zinsmargen sowie die Suche nach renditeträchtigen Investments im Anlagegeschäft bleiben.

Medianet: Vollintegration in Elektra Baselland steht bevor – Aktionäre nutzen das Rückkaufangebot

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Die vom Management auf der GV vorgestellte neue neue Kampagne der Medianet wird über die EBL abgewickelt. Quelle: Holger Geissler
Die vom Management auf der GV vorgestellte neue neue Kampagne der Medianet wird über die EBL abgewickelt. Quelle: Holger Geissler
Die an der GV präsentierte neue Kampagne der Medianet wird über die EBL abgewickelt. Quelle: Holger Geissler

Die Tage der Medianet Holding AG als eigenständiges Unternehmen sind gezählt. Die Gesellschaft ist in der Telekommunikationsbranche tätig und hat sich auf die Sparte Kabelkommunikation für Haushaltungen, kleine und mittlere Unternehmen und öffentliche Verwaltungen spezialisiert. Die im Jahr 1974 gegründete Gesellschaft bietet ihre Dienstleistungen in den Kantonen Bern und Luzern an. Aktuell hat die Medianet rund 30’000 Kunden in 46 Gemeinden. Wegen der hohen Kosten des Aufbaus eines eignen Kabelnetzes musste die Gesellschaft wiederholt frisches Kapital in der Form von Erhöhungen des Aktienkapitals beschaffen. Die letzte Erhöhung des Aktienkapitals fand im Jahr 2009 statt.

Hierbei zeichnete das im Kanton Baselland domizilierte Versorgungsunternehmen Elektra Baselland (EBL) mit einer breiten Angebotspalette von Energieversorgung und Telekommunikationsdienstleistungen die neuen Aktien und wurde so zu einem bedeutenden Aktionär der Medianet. Die EBL konnte damit ihr Absatzgebiet deutlich ausbauen, und Medianet gewann einen stabilen finanzkräftigen Partner, der das Unternehmen bei den Ausbauplänen finanziell und technisch unterstützte. Während der letzten Jahre hat die EBL den Anteil an der Medianet sowohl durch Zukäufe von Aktien über den Markt als auch durch ein Rückkaufangebot bis auf zuletzt rund 95% aufgestockt, wie die Aktionäre an der GV in Langnau im Emmental erfuhren. Die EBL bietet den Medianet-Aktionären weiterhin an, ihre Papiere zu erwerben. Angestrebt wird eine Vollintegration und allenfalls ein Squeeze Out der noch verbleibenden Aktionäre im nächsten Jahr. Derzeit besitzen noch rund 250 Personen Titel der Medianet.

Harter Wettbewerb mit Umsatzrückgang…

Wie Adrian Koessler, VR-Präsident und CEO der Medianet Gruppe, den Aktionären an der GV mitteilte, befindet sich die Gesellschaft in einem umkämpften Markt. Er verglich die Situation der Medianet-Gruppe mit der Swisscom. Während die Swisscom mit einer Erweiterung der Angebotspalette um Fernsehkunden kämpft, versucht die Medianet, neue Kunden für die Telefonie und das Internet zu gewinnen. Als Marktführer in der Telefonie dringt die Swisscom nun zusehends in das Fernsehgeschäft, dem Hauptgeschäftsfeld der Medianet, vor. Der Wettkampf führte dazu, dass Medianet im Jahr 2014 ein Umsatzminus um 1.2% auf gut 10 Mio. CHF verzeichnete. Gleichzeitig fiel die Anzahl der von Medianet betriebenen Kabelanschlüsse um 2.8% auf 21’308. Hingegen konnte Medianet bei den Internetanschlüssen mit plus 16.9% auf 6’006 und den Telefoniekunden mit plus 27.8% auf 2’810 deutlich zulegen. Dennoch besteht hier der Geschäftsleitung zufolge noch deutlich Luft nach oben für die Zukunft.

Auf der Kostenseite hinterliessen die Angebotsausbauten mit einem Anstieg der Material- und Energiekosten um 30.7% auf 3.55 Mio. CHF deutliche Spuren. Ein Teil der höheren Kosten geht auch auf die veränderte Verbuchung von Aufwendungen zurück. So fielen die übrigen Betriebsaufwendungen um 23.5% auf 2.8 Mio. CHF, und der  Personalaufwand ging in Folge von Stellenstreichungen von 2.3 auf 1.4 Mio. CHF zurück. Dank der Kosteneinsparungen gelang es, den Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) von knapp 1.5 Mio. CHF im Vorjahr auf 2.3 Mio. CHF zu steigern. Wegen der im Berichtsjahr durchgeführten Investitionen im Umfang von gut 6 Mio. CHF stiegen die Sachabschreibungen um 500’000 CHF auf fast 3.3 Mio. CHF an. Dies führte zu einem Betriebsverlust von knapp 1 Mio. CHF nach einem Vorjahresverlust von 1.3 Mio. CHF. Bei nahezu konstanten Finanzaufwendungen von gut 700’000 CHF resultierte unter dem Strich ein Reinverlust von 1.6 Mio. CHF nach 1.9 Mio. CHF im Vorjahr.

… und eingetrübte Perspektiven

Die Zukunftsaussichten beschreibt die Geschäftsleitung als weiterhin schwierig. Mit zusätzlichen Angeboten sollen der Erosion bei den Kunden Einhalt geboten und vor allem für die Bereiche Internet und Telefonie weitere Kunden hinzugewonnen werden. Mit dem per 1. April 2015 lancierten Angebot eines 3-in-1-Anschlusses, der neben dem Kabelfernsehen eine Internetverbindung und einen Telefonanschluss beinhaltet, will die Gesellschaft Neukunden gewinnen respektive die Angebotspalette bei den bestehenden Kunden ausbauen. Mit dem neuen Angebot sollen Kunden dazu bewogen werden, neben dem Kabelfernsehen weitere Angebote von Medianet zu beziehen, wodurch sich das Unternehmen Skaleneffekte erhofft.

 

Die Geschäftszahlen der Medianet fallen trotz einer deutlichen Verbesserung nach wie vor tiefrot aus. Hieran wird sich wegen der hohen Kosten für den Ausbau und den Unterhalt des Netzes und den daraus resultierenden hohen Sachabschreibungen so rasch nichts ändern. Weitere Kosteneinsparungen dürften zudem schwierig sein. Zu keiner Freude Anlass bieten auch die Kennzahlen der Bilanz, welche die Auswirkungen der langjährigen Verluste deutlich widerspiegeln. So beträgt der ausgewiesene Eigenmittelanteil lediglich noch gut 10% der Gesamtsumme. Mit einem ausgewiesenen Wert von 3.26 Mio. CHF bei einem Aktienkapital von 8 Mio. CHF ist zudem der Wert unter die Schwelle von 50% des Aktienkapitals gefallen. Dies würde gemäss den gesetzlichen Vorschriften des Obligationenrechts eine Bilanzsanierung erfordern, die aber wegen des Rangrücktritts des Hauptaktionärs ausbleiben kann. Der überwiegende Teil der Finanzverbindlichkeiten von gut 28 Mio. CHF steht zugunsten der EBL in den Geschäftsbüchern der Medianet. Die EBL will die Medianet weiterhin unterstützen und hält daher am Geschäftsbetrieb fest.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Die nur sehr selten gehandelten Papiere wurden letztmalig im laufenden Monat zu Kursen von 50 CHF umgesetzt. Derzeit werden die Titel zu einem Geldkurs von 18 CHF gesucht und für einen Briefkurs von 90 CHF offeriert. Der ausgewiesene Buchwert liegt aktuell bei rund 40 CHF pro Anteilsschein. Mit der zu erwartenden weiteren Erhöhung des Verlusts dürfte der Buchwert weiter zurückgehen. Aktuell offeriert die EBL allen verkaufswilligen Aktionären einen Preis von 30.32 CHF pro Aktie, der Firmenangaben zufolge nach der Ermittlung des aktuellen Substanzwerts festgelegt wurde. Dieser Wert erscheint angesichts des weiteren zu erwartenden Verlustes für das laufende Jahr als realistisch und übersteigt den Geldkurs auf der OTC-X-Handelsplattform deutlich. Angesichts der wenig erfreulichen Zukunftsaussichten kann den freien Aktionären die Annahme des Rückkaufangebots uneingeschränkt empfohlen werden. Eine Spekulation auf eine mögliche Preiserhöhung im Rahmen des für nächstes Jahr geplanten Squeeze Outs dürfte wenig erfolgreich ausgehen. Allenfalls Aktionäre mit nur wenigen Papieren können möglicherweise auch beim Besuch der Generalversammlung im nächsten Jahr – an der voraussichtlich wiederum ein Nachtessen serviert wird – eine attraktive Naturaldividende erzielen.  

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