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Trendwende bei Öl, EUR, Bonds – sind SMI, Dow & DAX als nächstes dran?

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„Der Mensch ist das Mass aller Dinge, der seienden, dass sie sind, der nichtseienden, dass sie nicht sind.“ Protagoras, 490-411 v.Chr. So schnell kann es gehen! Innert nur zweier Wochen stieg die Rendite 10jähriger deutscher Bundesobligationen von 0.05% auf 0.79%. Die Zinsen an allen Anleihemärkte drehten nach oben und bescherten den Anleihehaltern einen Buchverlust von global rund 500 Mrd. USD.

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Die Kurse am deutschen Rentenmarkt mit dem REX sind kräftig eingebrochen, der Zins ist stark gestiegen. Chart: vwd AG

Dabei waren Staatsanleihen, insbesondere aus dem Euro-Raum, der „no-brainer“, also etwas, was man nicht falsch machen konnte, schlechthin, der „most crowded trade“. Wer konnte es sich leisten, die durch Draghi und die EZB garantierten Kursgewinne, die Einladung zum legalen Frontrunning beim monatlichen 50 Mrd. Euro-Bonds-Kaufprogramm abzulehnen?

Marktmanipulation – die Finanzwelt steht Kopf

Der Eingriff, den die QE-Massnahmen darstellen, zerstört die feine Balance von Angebot und Nachfrage im Markt der Staatsanleihen und führt dazu, dass der Marktzins eben nicht mehr von den Marktkräften gebildet wird sondern von den Schuldnern, den Regierungen, und ihren willigen Helfern, den Notenbanken. Und das stellt die Prinzipien des „freien Marktes“ zugunsten eines eher sozialistischen Plan- und Interventionsmodells auf den Kopf. Mitte April „rentierten“ 25% der Staatsanleihen im Euro-Raum im negativen Bereich.

Global weist der Markt für Staatsanleihen ein Volumen von 76 Bio. USD auf. Das sind 76 000 000 000 000 USD, eine Zahl mit 12 Nullen. Eine Erhöhung des Zinses um nur ein Prozent bedeutet rechnerisch eine zusätzliche Zahlungslast von 760 Mrd. USD. Und entsprechende Kursverluste für die Anleiheeigner.

Das Ende der 35-jährigen Bonds-Rallye

Als Paul Volcker 1979 sein Amt als Präsident der amerikanischen Federal Reserve antrat, erhöhte er die Leitzinsen auf 21%, um die hartnäckige Inflation und deren Erwartung niederzuringen. Was folgte, war ein beispielloser Rückgang von Zinsen und Inflation – auf globaler Ebene – bis zur Null-Linie. Während in den USA der Zins immerhin noch knapp im positiven Bereich blieb, schiessen insbesondere die Schweiz, Schweden, Dänemark und Deutschland über das Ziel hinaus.

Der Flirt mit einem permanent negativen Zinsniveau bringt aber Phänomene hervor, die die Natur der Finanzmärkte, wie wir sie seit Jahrhunderten kennen, pervertiert. Das Ergebnis ist, dass eine Absurdität auf die andere folgt.

Skurrilitäten 2015

In Dänemark werden seit einiger Zeit Hypothekenschuldner dafür bezahlt, dass sie sich Geld leihen. Restaurants und Tankstellen sind neuerdings in Dänemark nicht mehr verpflichtet Bargeld anzunehmen. In der Schweiz gehen institutionelle Anleger dazu über, Geld von den Banken abzuziehen und es in hoch gesicherten Lagerhäusern zu verwahren. Die Lager- und Überwachungskosten sind geringer als der Strafzins. Darüber hinaus berichtet die SNB, dass 1 000-Franken-Scheine eine enorme Nachfrage erleben und dementsprechend im Bargeldumlauf signifikant gestiegen sind. In den USA versandte J.P.Morgan vor einigen Wochen eine Mitteilung an Anleger, in der angekündigt wurde, dass fortan eine „balance-sheet utilization fee“ auf Einlagen erhoben wird – eine immerhin elegante Formulierung für Strafzinsen.

Wenn aber Banken ihr Kerngeschäft, das Depositen- und Kreditgeschäft, aufgrund der von Regierungen und Notenbanken verzerrten Marktbedingungen nicht mehr wirtschaftlich betreiben können und Kunden offen abschrecken, dann ist klar, dass die Marktmanipulationen von ganz oben nicht nur die Banken korrumpiert – LIBOR-, Devisenmarktmanipulation und andere kriminelle Aktivitäten –, sondern auch das Finanzsystem als Ganzes ausgehöhlt haben.

Beispiel Deutsche Bank

Kein Verfahren gegen Banken in den USA oder anderswo, bei dem die Deutsche Bank nicht als einer der Hauptakteure betroffen ist. Die Unzahl der schwebenden Verfahren und die teilweise milliardenschweren Strafzahlungen belasten die Bank schon lange und auch auf absehbare Zeit. Die Aktie zählt nicht ohne Grund zu den lahmen Enten und bewegt sich auf dem Kursniveau von 1994, um rund 75% unter ihrem historischen Hoch. Folglich wird wieder restrukturiert. In Deutschland werden Filialen in grosser Zahl geschlossen, die Postbank-Beteiligung wird veräussert. In den USA wurden zwei Drittel des Geschäfts in die Taunus Holding ausgegliedert, die nicht regulierten Geschäftsbereiche.

Die Taunus Holding residiert auch weit ausserhalb von New York in einem unscheinbaren und offensichtlich günstigen Gebäude. Daraus lässt sich leicht ablesen, dass der deutsche Privatkunde und weitgehend auch der Geschäftskunde nicht mehr unter den Prioritäten zu finden sind. Das Interesse gilt vielmehr dem Investment Banking und dem Shadow Banking. Bestimmt ist die Deutsche Bank ein grosser Player im geschätzte 400 Bio. USD umfassenden Markt für zinsbasierte Derivate – das, was Warren Buffett einst als finanzielle Massenvernichtungswaffen bezeichnet hat. Diese entwickeln ihre zerstörerische Wirkung speziell dann, wenn sich die Richtung der Zinsentwicklung ändert.

Euro-Dollar: noch ein crowded trade

Als Draghi endlich die Bazooka in die Hand nahm und das 50 Mrd. EUR pro Monat schwere Kaufprogramm für Staatsanleihen aufsetzte, war das ein weiterer no-brainer für Hedge Fonds und andere professionelle Investoren, die Euro gegen US-Dollar verkauften.

Alle Welt hatte diesen Trade aufgesetzt oder sprang auf den Trend auf. Bei 1,05 USD pro EUR drehte der Markt jedoch kraftvoll und durchstiess eine abwärtsgerichtete gleitende Durchschnittslinie nach der anderen. Eindeckungskäufe der Leerverkäufer oder nachhaltige Trendwende?

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Der Euro hat zum Dollar nach oben gedreht. Chart: vwd AG

Der Ölmarkt gibt die Richtung vor

In der Chronologie der Trendwenden steht dieses Jahr der Ölpreis am Anfang, der Mitte März nach 9-monatiger Talfahrt und einem Tief von rund 46 USD nach oben abdrehte – und dies trotz steigender Lagerbestände und unverminderten Fördermengen. Das Minus vom Hoch bei 98 USD im Juli 2014 betrug knapp über 50%. Anfänglich waren die Marktteilnehmer wenig überrascht, da nach einer Preishalbierung auch Gegenreaktionen nur natürlich sind.

Eindeckungen der Leerverkäufer, auch diese Erklärung ist plausibel und sogar nachprüfbar. Die Trendwenden bei Euro-Dollar und den Bonds erfolgten erst hinterher und diskontieren scheinbar die Konsequenzen des wieder nach oben gerichteten Preistrends beim Öl. Der EUR-USD-Chart zeigt ein Doppeltief Mitte März und Mitte April, bevor es fürs Erste nachhaltig nach oben ging. Die Trendwende am Bondmarkt schliesslich fand erst Ende April statt.

Interpretation – Sinngebung des Sinnlosen

Der unerwartet und nachhaltig schwache Ölpreis seit letztem Sommer hat einen mächtigen disinflationären Impuls in die Weltwirtschaft gebracht. Die Effekte für die Konsumentenländer wurden als gleichbedeutend mit einer Steuersenkung gesehen. Das Geld, das nicht mehr in den Tank floss, sollte für Konsumausgaben und damit Wirtschaftswachstum eingesetzt werden. Sehr bedingt ist das dann auch so eingetroffen, nämlich in Ländern mit nach wie vor positiven Wachstumsraten wie Deutschland und USA, allerdings nur bei den Bevölkerungskreisen, die nicht ständig finanzielle Löcher stopfen müssen.

Die 25% Arbeitslosen in Spanien und Griechenland und die Pensionäre, die mit 200 oder 400 EUR im Monat auskommen müssen oder auch die über 50% der amerikanischen Bevölkerung, die auf die eine oder andere Weise auf Regierungszuwendungen wie Lebensmittelmarken angewiesen sind – sie alle hatten von ein bisschen weniger Benzinkosten gar nichts, da sie überwiegend Kreditkartenschulden zurückzahlen müssen, überfällige Rechnungen und Medikamente bezahlen, oder darum kämpfen, weder Gewicht noch Würde zu verlieren. Zwei Drittel der Amerikaner sind nur einen Monatsscheck von der Strasse entfernt – und das trotz mehrerer Jobs. Universitätsabsolventen des Jahrgangs 2015 nehmen durchschnittlich 35 000 USD Schulden aus der Ausbildung mit, mehr als je zuvor. Studentenkredite machen zwischenzeitlich insgesamt mehr als 1 Bio. USD aus, werden verbrieft und sind eine der Subprime Krise sehr ähnliche Belastung geworden.

Notenbanken lenken das Investment-Universum

Doch die Märkte funktionieren heute nicht mehr als Antizipation der realen wirtschaftlichen Entwicklungen, sondern mehr wie ein kollektives Schwimmen auf den ungebremsten Wellen der Liquidität. Risk-on, Risk-off. Da private Anleger kaum noch ins Gewicht fallen und die Institutionen weitgehend unter sich und für sich bleiben, kommt für die Märkte das heraus, was die Notenbanken mit Hilfe der Institutionen des Investment Universums beabsichtigen. Fällt der Ölpreis, wahrscheinlich auch als Folge von Manipulationen mit geopolitischen Intentionen, so geht die im Sommer letzten Jahres kaum noch wahrnehmbare Mini-Inflation in der Eurozone in Deflation über, da können die Staatsanleihen auch bis in den Bereich der negativen Verzinsung getrieben werden – am Ende kauft die EZB, egal zu welchem Preis.

Da aber in den USA das Ende der Zero Interest Policy (ZIRP) von der Fed angekündigt und erste Zinserhöhungen in Aussicht gestellt wurden, musste als weiterer no-brainer der Euro zum USD fallen. Der schwache Ölpreis hat das zwar zeitlich verschoben, aber an der Divergenz der Zinsentwicklung in den USA und Europa hat dies nichts geändert. Zusammengenommen führten die Wechselwirkungen in den Annahmen bzw. deren Veränderungen über die Zeit dazu, dass ein scheinbar nun weiter steigender Ölpreis auch bedeutet, dass die Zinserhöhungen in den USA nun eben doch früher als erwartet kommen könnten und dass Europa damit einen erhofften reinflationierenden Effekt erfährt. Bye-bye Nullzinsanleihen! Bye-bye garantierte Kursgewinne auf Euro Staatsanleihen!

Aktienbörsen widerstehen bislang der Gravitationskraft

Eine wesentliche Auswirkung eines neuen Zinserhöhungszyklus wird sein, dass der Diskontierungsfaktor an den Aktienmärkten einer kontinuierlichen Anpassung unterworfen sein wird. Gegenwärtig sind die Bewertungsmodelle für Aktien, die auf der Gewinn-, Dividenden- und Cash-Flow-Diskontierung und der Kapitalrendite basieren, sehr gedehnt. Wie auch immer man es betrachtet: Als Vergleich bezüglich Kurs-Gewinn-Verhältnis und ähnlicher Parameter kommen nur die Jahre 2000 und 2008 in Frage. Nach mehr als 6 Jahren Aufschwung und Steigerung der Unternehmensgewinne zeichnet sich an der trendbestimmenden Wall Street nun eine Stagnation, wenn nicht Rezession ab. Zeitgleich sind die Zinsen der 10-jährigen Staatsanleihen vom Tief bei 1.7% auf immerhin 2.2% gestiegen.

Aktienfans, besonders bei Banken und davon lebenden Fachmedien, scheint das nicht zu kümmern. Aus ihrer Sicht gibt es zur Aktie gar keine Anlagealternative. Das ist, wenngleich gut begründet, nach einer langen Hausse eine gefährliche Einstellung. Genährt wird sie durch das gebetsmühlenähnliche Wiederholen von den immer gleichen Argumenten, z.B. der Rekordsumme, die amerikanische börsennotierte Unternehmen in Aktienrückkäufe stecken. 2014 waren es 679.5 Mrd. USD, 2015 sind bereits 398 Mrd. USD angekündigt. Oder dem boomenden M&A Markt, wie dem unerwünschten und abgelehnten Übernahmeangebot von Monsanto für die Schweizer Syngenta, die das Unternehmen mit 41.7 Mrd. USD bewertete, gut einen Drittel über dem letzten Börsenkurs.

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Die Aktienmärkte – hier der DAX – sind noch im Höhenflug. Chart: vwd AG

Krieg und Chaos – ein Megatrend

Es dürfte allerdings auch den allmächtig erscheinenden Notenbanken kaum gelingen, die uralte Wechselwirkung von Zinsniveau und Aktienbewertungsniveau dauerhaft ausser Kraft zu setzen. Die Annahme, dass Aktien nicht mehr fallen können, hat noch immer zu katastrophalen Verlusten geführt. Möglich, dass Interventionskäufe am EUR-Bondmarkt die Trendwende verzögern können, doch die Märkte funktionieren heute wohl so, dass zwar ein Trend solange ein Trend ist bis er gebrochen wird, doch wenn er vorbei ist, dann zählt einzig und allein nur noch der nächste Trend. Wenn auch bis 2014 nichts auf kommende Inflation hingewiesen hat, so hat sich das Bild zwischenzeitlich stark gewandelt, zumindest für den Antizipationsmechanismus Börse: Ukraine, Libyen, Syrien, Irak, Yemen – immer grössere Flächen auf der Landkarte versinken in Krieg und Chaos.

Infrastruktur wird zerstört, Versorgungsgüter werden knapp, Flüchtlingswellen verlassen die Gebiete. Aufrüstung spielt nach 25 Jahren Abrüstung wieder eine grosse Rolle. Eine globale Verschuldungsorgie ausser Kontrolle wird den Anlegern eher früher als später die Augen für das öffnen, was einen markt- und risikogerechten Zins ausmacht. Griechenland, Kärnten, Venezuela lassen grüssen. Darüber hinaus sind die Lohnforderungen plötzlich nicht mehr im Minimalbereich, sondern liegen bei 5 und 6%. In Deutschland streiken Lokführer, Erzieher und Briefträger. Weitere Risiken tauchen praktisch täglich auf. Vorsicht erscheint angebracht.

Marktmechanismen sind ausser Kraft gesetzt

Klassische Konjunktur-, Zins- und Kreditzyklen wurden und werden durch die massiven Notenbankinterventionen bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Orientierungssuchende mögen Protagoras Satz bedenken: „Was die Götter angeht, so ist es mir unmöglich zu wissen, ob sie existieren oder nicht, noch was ihre Gestalt sei. Die Kräfte, die mich hindern, es zu wissen, sind zahlreich und auch die Frage ist verworren und das Leben kurz.“

La Goule: Aktie mit hoher Substanz und Dividendenphantasie

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Das Gebäude in St. Imier, welches den Firmensitz beinhaltet, ist ein attraktiver Bestandteil des Immobilienportfolios der La Goule. Quelle: La Goule SA
Das Gebäude in St. Imier, welches den Firmensitz beinhaltet, ist ein attraktiver Bestandteil des Immobilienportfolios der La Goule. Quelle: La Goule SA
Das Gebäude in St. Imier, welches den Firmensitz beinhaltet, ist ein attraktiver Bestandteil des Immobilienportfolios der La Goule. Quelle: La Goule SA

La Goule SA konnte bei der Energieerzeugung im 2014 nicht an den Rekord vom Vorjahr anknüpfen. So fiel die vom Unternehmen aus Saint-Imier bei Biel im vergangenen Jahr produzierte Energiemenge von 31.08 auf 26.97 GWh (Gigawattstunden). Allerdings lag die Strommenge, die im eigenen Wasserkraftwerk produziert wurde, um 2.01 GWh über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre. In zehn Jahren läuft die Konzession aus, was die Gesellschaft zu einer Evaluierung der aktuellen Situation nutzt. In engem Zusammenhang mit dem Konzessionsablauf steht auch die Erneuerung der Kraftwerksanlagen. Um aus den Anlagen die maximal mögliche Leistung bis zum Ende der Lebensdauer herausholen zu können, sind Investitionen von mehreren Zehntausend Franken nötig. Weitere Investitionen plant die Gesellschaft in den nächsten Jahren aber nicht.

Derzeit laufen Verhandlungen über eine weitere Erhöhung der Restwassermenge, die dem Fluss Doubs zugeführt werden muss. Bereits mit dem per 1. Dezember 2014 in Kraft getretenen neuen Reglement ist die Restwassermenge für die Zeit von 1.Dezember bis zum 15. Mai auf 7 Kubikmeter pro Sekunde und für die restliche Zeit auf 5 Kubikmeter pro Sekunde nach vorher 4 Kubikmetern pro Sekunde erhöht worden. Problematisch ist hierbei, dass die Zuständigkeit bei den französischen Behörden liegt, mit denen die La Goule die Abkommen aushandeln muss.

Anteil des zugekauften Stroms steigt

Die gesamte über das Netz der La Goule verteilte Energiemenge lag im 2014 bei 124.12 GWh, was einem Anstieg um 1.1% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Hiervon entfielen 1.88 GWh nach 1.12 GWh im Vorjahr auf durchgeleitete Energie für Abnehmer, die zwar ans Versorgungsnetz der Gesellschaft angeschlossen sind, aber von einem anderen Produzenten versorgt werden. Die Verkaufsmenge an die eigenen Kunden stieg um 0.7% auf 122.24 GWh. Während der Verbrauch der Industriekunden um 5.3% auf 45.25 GWh zulegte, sank die Abnahme der privaten Haushalte um 3.3% auf 26.11 GWh. Die übrigen Bezugsmengen verteilen sich auf die Gemeinde St. Imier, welche die Endkunden und sonstigen Abnehmer wie etwa Baustellen beliefert. Um den höheren Bedarf bei einer tieferen Eigenproduktion zu decken, kaufte die Gesellschaft von der BKW FMB Energie AG, dem Hauptaktionär der La Goule, 98.27 GWh an Strom. Im Vorjahr waren es erst 94.22 GWh. BKW ist mit 84.3% an der La Goule, die immer noch mit dem früheren Firmennamen Société des forces électriques de la Goule SA benannt wird, beteiligt.

Wegen der tieferen Strompreise fielen die Einkünfte aus Stromverkäufen trotz der höheren Verkaufsmenge um 3.9% auf 21.4 Mio. CHF. Die sonstigen Erträge, unter denen Dienstleistungen für Dritte und aktivierte Eigenleistungen verbucht werden, verharrten auf dem Vorjahresniveau von 3.3 Mio. CHF. Auf der Aufwandseite fielen die Strombeschaffungskosten ebenfalls preisbedingt um 12.2% auf knapp 11.3 Mio. CHF. Die betrieblichen Kosten einschliesslich der Abschreibungen stiegen um knapp 120’000 CHF auf 11 Mio. CHF an. Der Zuwachs geht auf das Konto einer höheren Bildung von Rückstellungen. Mit in diesen Kosten enthalten sind auch Management Fees von rund 200’000 CHF. Im Ergebnis resultiert ein ausgewiesener Anstieg des Betriebsgewinns vor Abschreibungen um 8% auf gut 3.6 Mio. CHF. Wegen tieferer Sachabschreibungen von netto 1.1 Mio. CHF nach netto 1.4 Mio. CHF im Vorjahr resultierte ein Plus des Betriebsgewinns um 28.8% auf 2.5 Mio. CHF. Wegen des Wegfalls von Erträgen aus Immobilienverkäufen – im Vorjahr waren das noch 400’000 CHF – und der um 175’000 CHF gestiegenen Steuerbelastung fiel der Reingewinn um gut 30’000 CHF auf 1.74 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten dennoch eine von 80 CHF auf 90 CHF erhöhte Dividende.

 

Die Geschäftszahlen der La Goule fallen sehr erfreulich aus. Eine komplette Analyse der Zahlen ist allerdings nur sehr schwer möglich, da die Gesellschaft zulasten der Erfolgsrechnung Rückstellungen bildet. Immerhin weist die Gesellschaft im Geschäftsbericht offen darauf hin. Eine derartige Praxis dürfte es auch bei zahlreichen anderen Energiefirmen geben, aber ohne einen klaren Hinweis auf dieses Vorgehen. Somit dürfte bei vielen Firmen der Branche und nicht nur bei der La Goule der ausgewiesene Gewinn deutlich tiefer ausfallen als der wirtschaftliche Gewinn. Ein Indiz liefern die bilanziellen Angaben zu den Rückstellungen, die bei der La Goule im Berichtsjahr um 1.9 Mio. CHF aufgestockt wurden. Während die kurzfristigen Rückstellungen zumindest teilweise notwendig sein sollten, dürften die langfristigen Rückstellungen nahezu vollumfänglich Eigenmittelcharakter aufweisen. Unter den kurzfristigen Rückstellungen dürften mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit solche für Kundenvorauszahlungen enthalten sein, die im Verlauf des Jahres wieder aufgelöst werden müssen. Der Anstieg der langfristigen Rückstellungen in Höhe von 600’000 CHF dürfte vollumfänglich dem Unternehmensgewinn zuzuschlagen sein. Somit lässt sich ein wirtschaftlicher Gewinn von rund 2.4 Mio. CHF anstatt der ausgewiesenen 1.7 Mio. CHF ermitteln. Dieser Wert lässt die Bewertungskennzahlen der auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X gehandelten Aktien in einem anderen Licht erscheinen.

Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 2’400 CHF lässt sich so ein um die Bildung der Rückstellungen bereinigtes KGV für 2014 von rund 14 bestimmen, während das KGV auf der Basis des ausgewiesenen Gewinns bei über 19 liegt. Das effektive KGV könnte sogar noch tiefer liegen. Ähnlich stellt sich die Lage beim ausgewiesenen Buchwert von gut 800 CHF pro Aktie dar. Zu diesem Wert können mit grosser Wahrscheinlichkeit die langfristigen Rückstellungen vollumfänglich hinzugerechnet werden. So lässt sich ein Buchwert von fast 2’300 CHF pro Anteilsschein ermitteln. Hierin nicht berücksichtigt sind mögliche stille Reserven, über welche die Gesellschaft im Anlage- und Immobilienbestand zusätzlich verfügen dürfte. Auch ist keineswegs auszuschliessen, dass unter den kurzfristigen Rückstellungen ebenfalls solche mit Eigenmittelcharakter enthalten sind.

Mit einer Dividendenrendite von 3.8% ist die Aktie vergleichsweise attraktiv. Angesichts der sehr gut dotierten Bilanz mit hohen Reserven ist eine Kürzung der Ausschüttung in den nächsten Jahren nicht zu erwarten. Zumindest kurzfristig nicht erfüllt haben sich aber die Hoffnungen auf die Ausschüttung einer hohen Substanzdividende analog der AEK Energie. Ein derartiger Schritt könnte aber in Zukunft nach wie vor möglich sein. Wegen der hohen Dividendenrendite und der Möglichkeit einer Sonderausschüttung erscheint das Risiko von Kursverlusten begrenzt. Wegen der Marktenge der Papiere kann allerdings ein Verkauf eines grösseren Pakets durchaus negative Auswirkungen auf den Kurs haben, die allerdings kaum langfristig ausfallen dürften. 

Bernexpo: Stadt und Kanton wollen Bau der neuen Eventhalle mit 30 Mio. CHF unterstützen

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Im BElive Center soll es Platz für bis zu 9000 Personen geben. Bild: www.bernexpo.ch
Im BElive Center soll es Platz für bis zu 9000 Personen geben. Bild: www.bernexpo.ch

Gute Nachrichten gab es gestern für die Verantwortlichen bei der Bernexpo Holding AG: Der Stadtberner Gemeinderat und der Regierungsrat des Kantons Bern haben entschieden, dass sie mit je 15 Mio. CHF den Bau einer neuen Kongress- und Eventhalle auf dem Berner Messegelände unterstützen wollen. Das unter dem Namen „BElive Center“ geplante Projekt soll insgesamt rund 80 Mio. CHF kosten. Ob die rund 30 Mio. CHF am Ende wirklich fliessen werden, hängt auch vom Berner Stimmvolk und dem Grossen Rat ab. Beide müssen der Finanzierung noch zustimmen. Zudem hat der Gemeinderat seine Zusage an Bedingungen geknüpft: So sollen die finanziellen Chancen und Risiken ausgewogen zwischen der öffentlichen Hand und der Bernexpo Groupe verteilt sein. Zudem müssen noch Anliegen der Stadt bezüglich der Verkehrserschliessung und des Städtebaus berücksichtigt werden. Gesamthaft soll die Halle eine Fläche von 7600 qm umfassen, eine nutzbare Höhe von 14 Metern aufweisen und Platz für 9000 Personen bieten. Geplant ist zudem auf der Seite zum Guisanplatz ein dreigeschossiger Kopfbau mit Galerie und Kongressräumen. Auf der anderen Seite entstehen Büros, Gastronomie und ein Backstagebereich in einem fünfgeschossigen Kopfbau.

Wirtschaftlichkeit steht an erster Stelle

Für Roland Brand, den CEO der Bernexpo Groupe, ist die Absichtserklärung von Stadt und Kanton ein wichtiger Meilenstein in der weiteren Planung. Er betont auf Nachfrage nochmals, dass die Finanzierung des „BElive Centers“ über die Messepark Bern AG laufe, welche für die Infrastruktur zuständig sei. An der Messepark Bern AG hält die öffentliche Hand 22.2%. 77.5% sind in den Händen der Bernexpo Holding AG, deren Aktien breit gestreut sind und ausserbörslich u.a. auf der OTC-X-Plattform der BEKB gehandelt werden. „Wir sind ein Live-Marketing-Unternehmen“, betont Brand. Daher liege auch künftig der Fokus auf der Durchführung von Messen, Kongressen und Konzerten. Bezüglich der Wirtschaftlichkeit des Projektes betont Brand, dass die Bernexpo Groupe umfangreiche Abklärungen, insbesondere bei Veranstaltern von Grossanlässen, vorgenommen habe, um sicher sein zu können, dass das Projekt nicht am Markt vorbei geplant werde. „Die Wirtschaftlichkeit steht für uns an erster Stelle“, so Brand. Bereits an der Jahresmedienkonferenz hatte der Verwaltungsrat darauf hingewiesen, dass die Aktionäre keine Verwässerung ihrer Anteile durch eine Kapitalerhöhung befürchten müssten. Zudem verwies das Unternehmen auch immer wieder darauf, auch während der Bauphase für das „BElive Center“ rentabel arbeiten und dividendenfähig bleiben zu wollen.

Weitere Einzelheiten zur Finanzierung des Projektes wollte die Bernexpo Groupe noch nicht bekannt geben, da die Details der Auflagen der Stadt noch nicht bekannt seien. Gegenüber der Tageszeitung „Der Bund“ machte Stadtpräsident Alexander Tschäppät allerdings deutlich, dass „A-fonds-perdu-Beiträge“ nicht geeignet seien, um den Messeplatz zu unterstützen. Für Tschäppät müsse es eine Lösung geben, die auf irgendeine Beteiligungsform hinausläuft, so der Bericht im Bund weiter (siehe Bund vom 12. Mai 2015). Über den finanziellen Beitrag wird das Berner Stimmvolk wohl frühestens 2017 abstimmen.

Das ambitiöse Projekt der Bernexpo Groupe „Neue Eventhalle“ kann nun weiter verfolgt werden. Entschieden ist aber noch nichts. Die Führung des Berner Messeveranstalters hat aufgrund der Absichtserklärungen von Stadt und Kanton nur etwas mehr Planungssicherheit. Ohne die finanziellen Unterstützungen der Stadt wäre das Projekt allerdings, wie ähnliche Projekte an anderen Standorten auch, nicht realisierbar. Entscheidend für die Aktionäre der Bernexpo Holding AG ist jedoch, dass das „BElive Center“ weiterhin mit Augenmass, aber auch mit dem entsprechenden Weitblick geplant wird. Bisher ist es den Verantwortlichen jedenfalls gelungen. Ob dies auch weiterhin der Fall sein wird, hängt davon ab, wie stark sich die öffentliche Hand durch ihre Auflagen in die Geschäfte der privaten Bernexpo Groupe einmischt. Allerdings ist die öffentliche Hand bereits heute an der Infrastruktur-Tochter Messepark Bern AG beteiligt. Eine logische Folgerung wäre, dass sie im Rahmen der Finanzierung des „BElive Centers“ dort ihren Anteil erhöht, um so auch wirtschaftlich vom Erfolg des Projektes über Mieteinnahmen zu profitieren. In diesem Fall könnte sich die Bernexpo AG auf ihre Kernkompetenz, das Messe- und Veranstaltungsgeschäft, fokussieren. In den letzten Jahren hat sie bewiesen, dass sie dieses Geschäft erfolgreich betreibt.

Allerdings zeigt der Aktienkurs der Bernexpo Holding AG – trotz des jüngsten Kursanstiegs – dass Investoren dem Projekt skeptisch gegenüberstehen. Bei Kursen um die 453 CHF werden die Aktien immer noch um rund 10% unter dem Buchwert gehandelt, und das Kurs/Gewinn-Verhältnis liegt bei niedrigen 8. Zudem rentiert die Aktie bei einer Dividende von 15 CHF mit 3.3%. Damit bleibt die Aktie für langfristig agierende Aktionäre weiterhin attraktiv bewertet. Dies insbesondere im Vergleich zur börsenkotierten, aber viel grösseren MCH Group. Der Titel rentiert bei Kursen um die 61.45 CHF nur mit knapp 1%, und das Kurs/Gewinn-Verhältnis liegt bei 11. Auch die MCH Group hat übrigens bei ihrem Neubau von Investitionsbeihilfen und Darlehen der öffentlichen Hand (Kanton Basel-Stadt und Basel-Land) von insgesamt 270 Mio. CHF profitiert. Dennoch sollten Anleger die Projektfortschritte in Bern und insbesondere die Finanzierung des „BElive Centers“ kritisch beobachten. Auch wir werden das Projekt weiterhin eng begleiten.

Gotthard Raststätte: Rekordgewinn in 2014 trotz Umsatzrückgang – 7.50 CHF Dividende

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Nur in der Nebensaison in den Abendstunden ist die Raststätte menschenleer. Quelle: Gotthard Raststätte A2 Uri AG
Nur in der Nebensaison in den Abendstunden ist die Raststätte menschenleer. Quelle: Gotthard Raststätte A2 Uri AG
Nur in der Nebensaison in den Abendstunden ist die Raststätte menschenleer. Quelle: Gotthard Raststätte A2 Uri AG

Die Gotthard Raststätte A2 Uri AG konnte im Geschäftsjahr 2014 die Vorjahreswerte beim Umsatz nicht ganz erreichen. Erheblich tiefer fiel vor allem der Treibstoffabsatz aus. Die OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) sorgte mit ihrem Verhalten, den Erhalt der eigenen Marktanteile als Ziel zulasten der Verkaufspreise anzustreben, dafür, dass der Preis für Rohöl sich innerhalb von sechs Monaten halbierte. Wegen der grossen Lagerbestände, die die Raststätte hält, konnten die tieferen Marktpreise nicht immer zeitgleich an die Kunden weitergegeben werden. Nur sehr bescheiden fiel hingegen der Rückgang der Besucherzahlen mit minus 0.04% auf 1.37 Mio. Gäste aus. Positiv wirkte sich die Präsenz der Raststätte auf dem Switzerland Travel Markt aus, der alle zwei Jahre stattfindenden wichtigsten Messe für die Verkäufe von Schweizer Tourismusprodukten. Die Gotthard Raststätte ist den Angaben des Geschäftsberichts zufolge die einzige Raststätte der Schweiz, die an der im 2013 letztmals durchgeführten Messe teilnahm. So kann die Gastronomie vom wachsenden asiatischen Markt profitieren und trotz tieferer Treibstoffverkäufe eine nahezu gehaltene Besucherzahl und einen höheren Gastronomieertrag erzielen. Dies ist denn auch der Grund, weswegen die Konzerneinkünfte nur um 4.8% auf 28.2 Mio. CHF fielen, während die Treibstoffverkäufe mengenmässig um 10.9% auf 5.48 Mio. Liter einbrachen.

Gastronomiegeschäft legte zu

In den Gesamteinkünften enthalten sind die Einkünfte aus den betrieblichen Liegenschaften und dem Personalhaus sowie die übrigen betrieblichen Erträge, welche die Gesellschaft im Geschäftsbericht lediglich unter der Position übrige betriebliche Nebenerträge aufführt und nicht als Bestandteil der Umsätze ausweist. Der Unterschied zwischen den im Geschäftsbericht erwähnten Gesamtumsätzen von 26.6 Mio. CHF ist das Resultat. Hauptumsatztreiber war auch im Berichtsjahr der Treibstoffverkauf, dessen Einkünfte in Franken um 7.2% auf knapp 10.3 Mio. CHF fielen. Unter den tieferen Treibstoffverkäufen litten den Angaben des Geschäftsberichts zufolge auch die Shops, die ein Umsatzminus um 1.2% auf knapp 7 Mio. CHF verzeichneten. Zulegen konnte die Gotthard Raststätte hingegen im Gastronomiegeschäft, dessen Einkünfte um 1% auf fast 9.4 Mio. CHF anstiegen. Besonders positiv habe sich das Seerestaurant entwickelt, schreibt die Gesellschaft im Geschäftsbericht. Trotz eines Schlechtwettersommers konnte die Führungscrew ein Umsatzplus von 9.4% verbuchen.

Unveränderte Dividende von 7.50 CHF

Auf der Kostenseite wirkten sich die tieferen Kraftstoffpreise und die Kooperation mit anderen Schweizer Raststättenbetreibern unter dem Namen „My Stop“ positiv aus. So fielen die Warenkosten überproportional um 8.4% auf knapp 14.3 Mio. CHF. Bei den Personalausgaben verzeichnete die Gesellschaft hingegen einen marginalen Anstieg um 0.4% auf gut 6.5 Mio. CHF. Weitere Optimierungen und insbesondere ein tieferer Aufwand für Unterhalt und Reparaturen liess die Betriebskosten um 85’000 CHF respektive um 2.6% auf knapp 3.2 Mio. CHF sinken. Die übrigen betrieblichen Aufwendungen, welche die Kosten des Personalhauses und den Unterhalt der betrieblichen Liegenschaften mit einschliessen, gingen um 10’000 CHF auf 377’000 CHF zurück. So resultierte ein leichter Rückgang des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 1.1% auf knapp 3.8 Mio. CHF. Dank der um 100’000 CHF gesunkenen Sachabschreibungen legte der Betriebsgewinn (EBIT) um 2.5% auf 2.6 Mio. CHF zu. Bei leicht tieferen Steuern resultierte ein Plus des Reingewinns um 6.2% auf 2.13 Mio. CHF. Die Aktionäre sollen eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 7.50 CHF pro Aktie erhalten.

Zusammenarbeit mit Raststätte Knonau beendet

Die Zusammenarbeit mit der Raststätte Knonau im Bereich der administrativen und finanztechnischen Dienstleistungen wurde von der Raststätte Knonau gekündigt. Seit dem 1. März 2014 führt die Gesellschaft sämtliche Aktivitäten selbst durch. An einer ausserordentlichen Generalversammlung im Juni 2014 haben die Aktionäre der Raststätte A4 AG, entsprechend der Raststätte Knonau, dem Verwaltungsrat die Kompetenz erteilt, die Liegenschaft und den Betrieb an einen Investor zu veräussern. Dies entspricht der Liquidation der Gesellschaft, wie die Gotthard Raststätte im Geschäftsbericht schreibt. Nach wie vor verzögert sich der Baustart der Raststätte im österreichischen Hörbranz. Das vor Ort aufgestellte Provisorium entwickle sich erfreulich. Allerdings ist ungewiss, ob die Raststätte wie geplant gebaut werden kann.

Die Freigabe des Eurowechselkurses hat zu einer schlaghaften Verteuerung der Raststätte für die internationalen Gäste geführt. Nach den in den letzten drei Jahren bereits umgesetzten Kostensenkungen gelte es nun, den Gästeaufenthalt mit Engagement und Qualität ins Zentrum der Gästewahrnehmung zu führen, so die Gesellschaft.

Die Geschäftszahlen der Gotthard Raststätte fallen nicht nur angesichts des schwierigen Umfelds in der Gastronomiebranche und beim Benzinabsatz sehr erfreulich aus. So ist es trotz Minderumsätzen gelungen, den Gewinn zu steigern. Dabei ist besonders augenfällig, dass vor allem bei den Betriebskosten und den Warenaufwendungen weitere Einsparungen möglich waren. Allerdings dürfte das weitere Sparpotenzial mit Ausnahme eines allfälligen weiteren Preisrückgangs beim Benzin sehr begrenzt sein, ohne Abstriche bei der Qualität der Leistungen zu machen. Diese würde zulasten der geplanten Leistungsoffensive gehen. Somit sollte im laufenden Jahr keine weitere Steigerung des Gewinns gegenüber dem Vorjahr mehr zu erwarten sein. Zusätzliche Erträge aus der Raststätte Hörbranz sind zumindest kurzfristig nicht zu erwarten. Gleichzeitig sind auch keine Kosten einzukalkulieren, solange nicht mit dem Bau der Anlage begonnen werden kann.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Von den im Februar 2015 erreichten Höchstkursen von 235 CHF sind die Papiere mittlerweile um rund 15% auf den letztbezahlten Kurs von 200 CHF gesunken. Unter der unserer Annahme nach realistischen Einschätzung eines gehaltenen Gewinns für das laufende Jahr werden die Titel mit einem KGV von knapp 12 für das laufende Jahr gehandelt. Damit erscheinen die Aktien nicht mehr als günstig bewertet. Dies signalisiert auch das Kurs/Buchwert-Verhältnis mit einem deutlichen Agio des Kurses gegenüber dem ausgewiesenen Wert von über 50%. Allerdings fällt die Dividendenrendite mit 3.75% sehr attraktiv aus.

Sofern sich die Lösung des Bundesrats für die Sanierung des Gotthard-Strassentunnels durchsetzt, würde der Tunnel während der Arbeiten durchgehend befahrbar sein. Die Gesellschaft müsste so keine erheblichen Ertragsausfälle oder sogar eine temporäre Betriebsschliessung budgetieren. Im Fall, dass der Tunnel dennoch geschlossen würde, müssten die Gesellschaft deutliche Einbussen und die Aktionäre zumindest eine erhebliche Kürzung der Dividende in Kauf hinnehmen. Für Investoren, die mit dem Risiko eines Ausfalls der Dividende über ein paar Jahre leben können, eignen sich die Titel auf dem aktuellen Niveau als ein Ersatz zu einer Anlage in Obligationen. Allerdings darf das Kursrisiko nicht unbeachtet bleiben.

Pilatus-Bahnen: CEO der Obwaldner KB soll Schwenk-Nachfolger werden – will die Bahngesellschaft eine gute Winterbahn kaufen?

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Blick vom Pilatus auf den Vierwaldstättersee. Bild: www.pilatus.ch

Wie die Samstagsausgabe der Neue Luzerner Zeitung (NLZ) am 9. Mai 2015 berichtete, soll der amtierende CEO der Obwaldner Kantonalbank (OKB) Bruno Thürig neuer Präsident der Pilatus-Bahnen AG und damit Nachfolger des langjährigen Präsidenten Oskar J. Schwenk werden. Schwenk tritt zur kommenden Generalversammlung am 12. Mai 2015 nach 17 Jahren im Verwaltungsrat – die längste Zeit davon als Präsident – nicht mehr zur Wahl an, und VR-Mitglied Thürig wird der GV als Nachfolger vorgeschlagen. Erst Mitte April 2015 hatten wir auf schweizeraktien.net über das sich abzeichnende Ende der Ära Schwenk berichtet.

Zu Beginn seiner Amtszeit als Präsident des Verwaltungsrats stand im Jahr 2000 die Fusion von Pilatus-Bahn-Gesellschaft und Krienseregg-Bahn zur heutigen Pilatus-Bahnen AG. Oskar J. Schwenk hat die Bahn während seiner Amtszeit stark geprägt und – unterstützt von einem engagierten Management – aus der lokalen, anfänglich auch vom „Kantönligeist“ (NLZ, 9. Mai 2015, S. 15) durchzogenen Bahngesellschaft ein auch international beachtetes, touristisches Erfolgsmodell am Luzerner Hausberg geformt. Wie die NLZ weiter berichtete, haben die Gäste am Berg in der Amtszeit Schwenks zwischen 1999 und Mai 2015 zwar „nur“ um 29% zugenommen. Gleichzeitig hat sich aber das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA um 2’400%, der Gesamtumsatz um 115% und der Aktienkurs der ausserbörslich auf OTC-X gehandelten Pilatus-Bahnen-Aktie um 460% erhöht. Zudem sind die Pilatus-Bahnen zu einem verlässlichen Dividendenzahler geworden, was in der Bergbahnen-Branche abseits typischer Naturaldividenden alles andere als selbstverständlich ist. Oscar J. Schwenk übergibt seinem Nachfolger Bruno Thürig so ein gut bestelltes Haus auf einem soliden finanziellen Fundament mit intakten Perspektiven für weiteres Wachstum.

Thürig verbindet Kantone Obwalden und Luzern

Mit der jetzt vorliegenden Personalie setzen die Pilatus-Bahnen in einer Phase des organisatorischen Umbruchs auf Kontinuität in der Führung: Bruno Thürig, Jahrgang 1961, wurde anlässlich der letzten Generalversammlung im Jahr 2014 neu in den Verwaltungsrat gewählt und kennt die interne Organisation sowie die finanziellen und politischen Prozesse aus seiner bisherigen Verwaltungsratstätigkeit. Zudem ist er nicht zuletzt aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit für die OKB – Thürig ist seit 2002 für die OKB tätig, seit 2008 als CEO – im Sitzkanton der Gesellschaft (Obwalden) bestens vernetzt. Da Thürig zugleich in Kriens (LU) aufgewachsen ist, verbindet er – wie die fusionierte Pilatus-Bahnen AG – auch in seiner Vita die Kantone Obwalden und Luzern. Insofern ist die neue Funktion als VRP der operativ heute in Alpnach OW und Kriens LU beheimateten Pilatus-Bahnen für Thürig beinahe ein „doppeltes Heimspiel“, was perspektivisch nicht zum Nachteil der Bahngesellschaft sein dürfte.

Der jetzt auf dem Tisch liegende Vorschlag bedeutet auch, dass die Verantwortlichen der Pilatus-Bahnen AG Thürig zutrauen, die Gesellschaft erfolgreich in die Zukunft zu führen. Der Generationenwechsel an der Spitze des Verwaltungsrats wird damit vollzogen. Damit ist aber auch klar, dass der vormalige Pilatus-Bahnen CEO André Zimmermann, der der kommenden Generalversammlung am 12. Mai 2015 zur Zuwahl in den Verwaltungsrat vorgeschlagen wird, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zum Verwaltungsratspräsidenten aufsteigt. Zimmermann, Jahrgang 1969, bliebe aus unserer Perspektive aber ein guter „Reservekandidat“ für einen späteren Zeitpunkt, wenn wieder einmal ein Umbruch an der Spitze unter Wahrung der Kontinuität zu meistern sein sollte. „Mitte 40“ ist vermutlich auch (noch) nicht das ideale Alter für einen Verwaltungsratspräsidenten.

Gastronomie und Steigerung des Freizeitwertes als Schlüssel zum Erfolg

Darüber hinaus liefert das von der NLZ geführte Gespräch mit Oscar J. Schwenk weitere interessante Einblicke in die Erfolgsgeschichte Pilatus-Bahnen AG der letzten 17 Jahre.

Schwenk führt im NLZ-Gespräch aus, dass erst die Fusion der beiden Bahnen von der Obwaldner und der Luzerner Seite des Berges im Jahr 2000 „eine flexible, kundenbezogene einheitliche Preisgestaltung“ ermöglicht hatte. Richtig autonom in der Preisgestaltung sei man aber erst geworden, als man „ab 2001“ dazu übergegangen ist, „die verpachteten Restaurants und Gastronomiebetriebe am Pilatus in Eigenregie zu führen„. Das Führen der Gastronomiebetriebe hat sich als erfolgreich erwiesen.

Auch die Steigerung des Freizeitwertes am Pilatus sieht Schwenk im Rückblick als einen wichtigen Schlüssel zum Erfolg. Dazu zählen namentlich der von den Pilatus-Bahnen initiierte Bau eines Seilparks, des für Familien attraktiven Kinderspielplatzes PiluLand und die Pachtübernahme der Sommerrodelbahn auf der Fräkmüntegg. Diese Einschätzung teilen wir aus einer Aussenperspektive. Der Pilatus-Verwaltungsrat hat strategisch in den zurückliegenden Jahren die richtigen Prioritäten gesetzt und diese konsequent (und zum Vorteil aller Stakeholder) umgesetzt. Tatsächlich haben andere Bahnbetriebe im Nah- und Fernbereich der Pilatus-Bahnen im direkten Quervergleich diesbezüglich noch immer einige Defizite. Im Nahbereich hatten wir uns im Juli 2014 im Rahmen eines Blogbeitrags mit der diesbezüglichen Situation an der dem Pilatus gegenüberliegenden Rigi auseinandergesetzt. Die Aktien der Rigi-Bahnen AG sind ebenfalls auf OTC-X gelistet, doch liegt die Kursentwicklung der Rigi-Aktie in den letzten Jahren sehr weit hinter den Pilatus-Bahnen AG zurück, was auch die unterschiedliche Sichtweise des Marktes auf die unterschiedlichen Modelle und die getätigten Investitionen veranschaulicht. Ungeachtet sichtbarer Fortschritte in einigen Bereichen und zuletzt präsentierten Rekord-Zahlen bleibt für den neu zusammengesetzten Verwaltungsrat mit dem Unternehmer Karl Bucher an der Spitze noch manches zu tun, wenn man auch die Aktie als Finanzierungsinstrument und Indikator für den Erfolg eines Unternehmens – gerade auch vor dem Hintergrund möglicher weiterer Kapitalmassnahmen in den Folgejahren – attraktiver gestalten und das Unternehmen im Verhältnis zum Aktionariat neu positionieren möchte. Das vom neuen Rigi-VRP zuletzt auch öffentlich erklärte Ziel, für die Zukunft Bardividenden anzustreben und im Rahmen der neuen „Strategie 2015 bis 2019“ die Rigi-Bahnen AG über den reinen Transportauftrag hinaus künftig in Richtung erlebnisorientiertes Tourismusunternehmen zu transformieren (Rigi-Strategie 2015 bis 2019: «Vom Bahnbetrieb zum Tourismusunternehmen», vgl. Rigi-Geschäftsbericht, S. 4), geht – bei gelungener Umsetzung – bereits in die richtige Richtung. In einer solchen wertschöpfenden Wandlung liegt viel verstecktes Potenzial, wie Oscar J. Schwenk mit seiner Mannschaft am Pilatus früh – früher als andere – erkannt hat.

Letztlich bieten gerade strategisch sinnvolle Investitionen in den Freizeit- und Erlebniswert – Gästen und Aktionären gleichermassen – vielfach eine höhere Rendite als immer weitere und dabei nicht immer nur wertsteigernde Investitionen in „Infrastruktur“ und Technik. Insbesondere den Pilatus-Bahnen gelingt dieser in der Praxis nicht immer einfache Spagat bei den Investitionen seit Jahren sehr gut. Deshalb sind sie über den touristischen Nahbereich hinaus auch eine gute Benchmark, an der sich die Verantwortlichen der Branche orientieren sollten.

Planen die Pilatus-Bahnen längerfristig den Kauf einer „guten Winterbahn“ ausserhalb der Pilatus-Welt?

Zum Ende seiner Amtszeit wird Oscar J. Schwenk im Gespräch mit der NLZ nochmals zum Visionär. Für die Folgejahre sieht Schwenk nach den hohen Investitionen der jüngeren Vergangenheit zunächst auf der Ausgabenseite eine Phase der „Konsolidierung“ am Horizont, um die „Kassen für die nächsten Investitionen“ wieder zu füllen. Für die – vermutlich etwas fernere – Zukunft denkt Schwenk auf der Strategieebene gegenüber der NLZ laut über den „Erwerb einer guten Winterbahn“ nach, um die vorhandenen Kapazitäten gerade auf der Personalebene auch im Winter besser auszulasten. Schwenk sieht, dass „bei den Pilatus-Bahnen ein Grossteil der Gelder im Sommer eingenommen und teils im Winter wieder ausgegeben wird„. Auch decke „der Winterbetrieb gerade einmal die eigenen Kosten.“ Ginge es nach Schwenk, soll sich dies langfristig einmal zum Vorteil der Pilatus-Bahnen AG ändern. Das Unternehmen soll im Winter nicht nur kostendeckend wirtschaften, sondern auch Möglichkeiten für weiteres Wachstum haben. Es liegt dabei nahe, dass der Erwerb einer „guten Winterbahn“ – so dies eines Tages nach der erneuten Kassenfüllung auch für den neuen Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung in der Zeit nach Oscar J. Schwenk zum Thema wird – nur ausserhalb der jetzigen Pilatus-Welt möglich sein dürfte. Da Oscar J. Schwenk hier an dieser Stelle über die visionäre Idee hinaus nicht konkreter wird, möchten wir uns vorläufig auch nicht an diesbezüglichen Spekulationen über mögliche Übernahmeziele beteiligen. In jedem Fall wäre ein solcher Schritt mit einer möglichen Verbindung einer auch räumlich getrennten Sommer- und Winterbahn in einer einzigen AG nicht nur visionär, sondern auch mutig. In der Vergangenheit wurde der Mut der Pilatus-Verantwortlichen, auch unkonventionelle Dinge zu tun und einen Schritt weiter zu denken, allerdings häufig belohnt.

Visionär klingt auch die von Schwenk gegenüber der NLZ zur Behebung von Parkraumproblemen in Kriens LU am Ausgangsort der Panorama-Gondelbahn Kriens-Fräkmüntegg angedachte Idee einer Hochseilbahn, die den Hauptbahnhof in Luzern mit Kriens-Obernau verbindet und in der Nähe der jetzigen Talstation der Bahn in Kriens hält. Ob sich eine solche Hochseilbahn längerfristig realisieren lässt oder nur eine kühne Vision bleibt, wird die Zukunft zeigen. Als Variante könnte, so Schwenk weiter, aber auch eine neue grosse Talstation in Kriens mit deutlich mehr Parkplätzen bei einer veränderten Streckenführung am Ende des (Planungs-)Weges stehen, um so die heutigen Parkplatz- und Verkehrsprobleme zu lösen.

Alle Gedankenspiele zeigen: Für den mit der Generalversammlung am 12. Mai 2015 neu zusammengesetzten Verwaltungsrat gibt es auch nach allen Erfolgen der Vergangenheit noch genug zu tun, um den Erfolg der Pilatus-Bahnen zukünftig und langfristig nachhaltig zu sichern. Wir gehen davon aus, dass die Pilatus-Bahnen auch unter neuer Führung weitere erfolgreiche Kapitel an ihre Unternehmensgeschichte anhängen können und auch immer wieder für Überraschungen gut sein werden.

Unser Fazit gegenüber unserem Blog-Beitrag Mitte April 2015 bleibt unverändert. Die diesjährige Generalversammlung der Pilatus-Bahnen AG findet am 12. Mai 2015 um 17.00 Uhr in der Messe Luzern (Halle 3/4) statt – letztmals mit einem Referat von Oscar J. Schwenk als Verwaltungsratspräsident zur Lage am Pilatus.

Transparenzhinweis: Dem Autoren nahestehende Personen sind Aktionäre der Pilatus-Bahnen AG.

Orascom Development: Turnaround geglückt – die Aktie hat ein gutes Chance-Risiko-Profil

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In Ägypten, hier die Anlage in El Gouna, betreibt Orascom die meisten Hotels. Bild: Orascom Development

Orascom scheint das Schlimmste hinter sich zu haben. Im vergangenen Jahr schaffte der Konzern aus Altdorf im Kanton Uri mit einem Jahresüberschuss von 41.9 Mio. CHF den Turnaround. 2013 war der Betreiber von 32 3- bis 5-Sterne-Hotels und Entwickler von touristischen Ortschaften und Städten mit Hotels, Privatwohnungen, Golfplätzen oder Yachthäfen unter anderem in der Schweiz, in Grossbritannien, auf der arabischen Halbinsel und in Nordafrika wegen der politischen Krise in Ägypten noch tief in die roten Zahlen gerutscht. Das Unternehmen verbuchte damals ein Minus von 157.7 Mio. CHF.

Rückenwind brachte nun im vergangenen Jahr nicht nur das Auslaufen der Reisewarnung für Ägypten im August 2014, sondern auch Kostensenkungs-, Monetarisierungs- und Schuldenrestrukturierungs-Programme. So kletterten die Umsätze infolge einer von 50 auf 51% gestiegenen Belegungsrate, wegen erhöhter Erträge bei Landverkäufen und gestiegener Erträge im Bereich Immobilien und Bau um 13.1% auf 250.5 Mio. CHF. Neben den operativen Erfolgen gab es deutliche Kostensenkungen. So konnte die Gruppe die allgemeine Kostenbasis im Vergleich zu 2012 um 47.7 Mio. CHF zurückfahren und den operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von -80.7 Mio. CHF auf 105.2 Mio. CHF nach oben schieben. Unter dem Strich verbesserte sich das Ergebnis je Aktie so von -5.29 CHF auf 1.47 CHF.

100 Mio. CHF in cash

Und die Perspektiven hellen sich weiter auf. So kooperiert Orascom jetzt bei einigen Objekten mit anderen Grundstücksentwicklern, um die Monetarisierung von Landreserven zu beschleunigen. Daneben führt die Gruppe auch im Beteiligungsbereich eine Monetarisierung durch. So hat Orascom vor kurzem nicht nur seine Anteile an der CMAR, der Club Med Hotels auf Mauritius, für 10.7 Mio. CHF verkauft, sondern auch 15 Prozent an der grössten Tochtergesellschaft, der Orascom Hotels and Development in Ägypten, für 70.7 Mio. CHF veräussert. In Ägypten betreibt das Unternehmen immerhin 85% seiner insgesamt rund 7900 Hotelzimmer. 2013 hatte die Gruppe übrigens erst 6700 Zimmer. Insgesamt konnte Orascom durch die Massnahmen 100 Mio. CHF an flüssigen Mitteln generieren und verfügt nun über einen gleich hohen Cashbestand. Das Geld dürfte für Schuldentilgung und Senkung der Zinsbelastung verwendet werden. Denn Firmenchef Samih Sawiris hat den Abbau der Schuldenlast und eine Umfinanzierung auf seiner Agenda.

Der Manager gibt sich damit aber nicht zufrieden. Sawiris strebt in diesem Jahr nicht nur eine weitere Optimierung der Kostenbasis an und zusätzliche Schritte im Monetarisierungs-Prozess, sondern auch die Erweiterung der Geschäftsmöglichkeiten durch die Aktivierung des Portfolios mit seinen Hotels, Immobilienprojekten und Landreserven. Potenzial ist reichlich vorhanden. Von den 102.5 Mio. Quadratmetern Land des Unternehmens sind nur 17% entwickelt. Insgesamt will Sawiris in diesem Jahr Immobilien für 120.9 Mio. CHF veräussern. Dabei soll das Volumen in Ägypten alleine im ersten Quartal um 40 bis 60% über dem Vorjahreswert gelegen haben. Im Rahmen seiner Strategie will der Orascom-CEO und -Verwaltungsratspräsident beispielsweise in Ägypten zwei neue Immobilienprojekte lancieren mit Verkaufsstart im April und im vierten Quartal.

Ausbau der Vertriebsaktivitäten und neue Hotels

Vielversprechend ist der positive Jahresstart 2015 im Hotelsegment mit Belegungsraten im März von rund 70% an den Standorten El Gouna in Ägypten und Salalah im Oman. Vertriebsseitig hat das Unternehmen inzwischen auch den italienischen Markt für seine Destination im Oman erschlossen und arbeitet derzeit für sein Objekt in El Gouna an der Marktbearbeitung in Polen, Tschechien, Holland und Belgien. Neben diesen zusätzlichen Vertriebsaktivitäten will Orascom im 2015 ein neues 5-Sterne-Hotel mit 176 Zimmern in El Gouna und ein Al Fanar Hotel and Residences mit 300 Zimmern im Oman eröffnen sowie die Anlage in den Vereinigten Arabischen Emiraten um 150 Zimmer erweitern.

In diesem Jahr ist zwar nicht mit einem Ergebnis auf 2014er-Niveau zu rechnen, der Gewinn dürfte eher bei deutlich unter 1.0 CHF je Aktie liegen. Mit einem geschätzten KGV im 20er-Bereich wäre Orascom damit auf den ersten Blick nicht mehr günstig. Doch der Titel wird um rund 35% unter dem Buchwert von 21.75 CHF je Aktie gehandelt und notiert obendrein an der starken Unterstützung im Bereich von 14 CHF. Da bestehen aktuell deutlich mehr Chancen als Risiken. Auch wenn es keine Dividende geben wird, löst möglicherweise schon die Generalversammlung am 18. Mai einen Schub nach oben aus.

Walter Oberhänsli, CEO Zur Rose Group: „Specialty Care und das OTC-Geschäft sind 2015 die Wachstumstreiber“

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Walter Oberhänsli
Der Rechtsanwalt Walter Oberhänsli ist Delegierter des Verwaltungsrats und CEO der Zur Rose Group AG. Bis Ende 2004 war er selbstständiger Rechtsanwalt in Kreuzlingen (TG). Sein Studium der Rechtswissenschaften hat er an der Universität Zürich absolviert. Bild: zvg
Walter Oberhänsli, CEO Zur Rose Group AG. Bild: Geschäftsbericht

Die Freude über den guten Jahresabschluss 2014 war Geschäftsleitung und Verwaltungsrat der Zur Rose-Gruppe an der Generalversammlung (GV) anzumerken. Denn im letzten Jahr ist dem Unternehmen der Turnaround gelungen: Bei einem Umsatz von 915.6 Mio. CHF schaffte die Versandapotheke wieder den Sprung in die schwarzen Zahlen (siehe Blog-Beitrag vom 9. April 2015). Der Reingewinn von 7.2 Mio. CHF reichte auch, um den Aktionären eine Dividende von 0.60 CHF zu beantragen. Diese stimmten nicht nur dieser Ausschüttung aus Kapitalreserven zu, sondern auch der Umfirmierung in „Zur Rose Group AG“ sowie einer Verlängerung des genehmigten Kapitals in Höhe von 5.175 Mio. CHF sowie eines bedingten Kapitals in Höhe von 1.15 Mio. CHF zur Schaffung eines Mitarbeiterbeteiligungsprogrammes. Mit dem genehmigten Kapital wolle sich die Zur Rose Group die Flexibilität bewahren, Opportunitäten bei Akquisitionen nutzen zu können oder die 2017 fällige Obligationenanleihe abzulösen, erklärte Walter Oberhänsli an der GV und im Interview mit schweizeraktien.net. Im laufenden Geschäftsjahr sollen die noch junge Sparte Specialty Care, die im Bereich von schwer kranken Patienten tätig ist, und das Geschäft mit den rezeptfreien Medikamenten (OTC) bei Doc Morris die Wachstumstreiber sein.

Herr Oberhänsli, wie hat für die Zur Rose Group AG das Geschäftsjahr 2015 begonnen?

Wir sind in allen Bereich gut gestartet. Das Ärztegeschäft in der Schweiz läuft stabil. Besonders erfreulich entwickelt sich das Specialty Care-Geschäft, mit dem wir erst vor drei Jahren begonnen haben. Obwohl wir für dieses Jahr in dem neuen Geschäftsfeld ursprünglich schon optimistisch mit Umsätzen im Bereich von 20 Mio. CHF geplant hatten, dürften wir mit mindestens 40 Mio. CHF mehr als doppelt so viel umsetzen.

Kommt es in diesem Markt nicht zu einer Kannibalisierung mit dem klassischen Ärztegeschäft?

Nein, im Primary Care-Bereich liegt der Fokus rein auf Hausärzten. Mit dem Specialty Care-Geschäft sind wir in den Facharztbereich vorgedrungen. Hier kooperieren wir mittlerweile mit fünf Herstellern und zehn Spitälern. Überraschend ist für uns, dass wir später als unsere Wettbewerber in diesen Bereich eingestiegen sind, aber dennoch so stark wachsen können. Diese Erfahrungen werden uns auch helfen, in Deutschland in das SC-Geschäft einzusteigen.

Wie entwickelt sich Zur Rose in Deutschland?

Bei zur Rose in Deutschland sind wir zufrieden. Das Geschäft mit der dm-Drogeriemarktkette entwickelt sich bekanntlich langsamer, als wir uns das erhofft hatten. Wichtiger ist, dass wir mit dem elektronischen Rezept weiter vorankommen. Nachdem wir die Pilotphase abschliessen konnten, bereiten wir nun den Roll-out vor. Möglicherweise bringt uns das in Deutschland diskutierte E-Health-Gesetz hier Vorteile.

Und wie sind die Perspektiven für die Onlineapotheke DocMorris im laufenden Geschäftsjahr?

Hier beschäftigt uns in diesem Jahr der Umzug in das neue Logistikzentrum in Heerlen. Wir sind auf Kurs und werden den Umzug Mitte Jahr abgeschlossen haben. Im Geschäft mit den nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten, dem OTC-Geschäft, verzeichnen wir ein hohes Wachstum. Das Geschäft mit den rezeptpflichtigen Medikamenten (RX) läuft hingegen seitwärts. Durch einen höheren Werbedruck wollen wir ab 2016 wieder mit einer neuen Wachstumsphase beginnen. Helfen könnte uns dabei der Entscheid des Europäischen Gerichtshofes, der ein Urteil fällen muss, ob das deutsche Festpreissystem für Arzneimittel mit europäischem Recht vereinbar ist. Gestern (am 6.5.) hat der Gerichtshof die Klage angenommen. Wir rechnen daher mit einem Entscheid in den nächsten zwölf Monaten.

Was passiert, wenn das Urteil zugunsten des deutschen Festpreissystems ausfällt?

Dann werden wir weiterhin mit der Qualität unserer Leistungen punkten müssen, ohne Rabatte anbieten zu können. Das Wachstum wäre dann weniger gross. Ansonsten rechnen wir mit zweistelligen Wachstumsraten im RX-Geschäft. In diesem Jahr werden Specialty Care und das OTC-Geschäft die Wachstumstreiber sein. Nächstes Jahr könnte dann bei DocMorris das RX-Geschäft einen zusätzlichen Schub geben.

Welchen Einfluss hat die Aufhebung der Wechselkursuntergrenze auf die konsolidierte Jahresrechnung der Zur-Rose-Gruppe?

In Lokalwährung erwarten wir eine Umsatzsteigerung. Im konsolidierten Abschluss wird es jedoch zu einer Umsatzreduktion von etwa 40 bis 50 Mio. CHF kommen, sofern der Euro auch zum Jahresende bei 1.05 CHF stehen sollte. Wir setzen alles daran, trotz der ungünstigen Wechselkurssituation das Ergebnis mindestens auf Vorjahresniveau halten zu können.

Sie haben Anfang Jahr die Mehrheitsbeteiligung an BlueCare übernommen. Wie sieht die Zusammenarbeit genau aus, und was versprechen Sie sich mittelfristig von der Kooperation?

Wir sind bereits seit 2000 an BlueCare beteiligt und haben nun mit 75% die Mehrheit übernommen. BlueCare ist ein Think Tank, der sich mit Innovationsmanagement und auch mit dem Medikationsmanagement beschäftigt. Ein grosser Teil der Kosten für die Medikation entstehen heute erst bei der Einnahme der Medikamente, denn diese wird nur vom Patienten kontrolliert. Die falsche oder unregelmässige Einnahme von Medikamenten führt zu einem geringeren oder gar dem Ausbleiben des Behandlungserfolgs. Mit unseren Entwicklungen und Services wollen wir den Patienten dabei unterstützen, die Medikamente auch richtig anzuwenden.

Also ist BlueCare künftig so etwas wie eine ausgelagerte Entwicklungsabteilung der Zur-Rose-Gruppe?

Das könnte man so sagen. Allerdings ist BlueCare auch ein eigenständiges Unternehmen, das Dienstleistungen für Dritte erbringt und seit Jahren profitabel arbeitet. Daher wird BlueCare auch einen Ergebnisbeitrag zum Gruppenergebnis leisten.

Sind in Zukunft weitere Akquisitionen geplant und wenn ja: in welchen Bereichen?

Wir haben an der Generalversammlung die Verlängerung des genehmigten Kapitals um zwei Jahre beschlossen. Dadurch möchten wir in der Lage sein, bei entsprechenden Opportunitäten zugreifen zu können. Allerdings haben wir derzeit keine konkreten Akquisitionspläne.

Wollen Sie mit einer möglichen Kapitalerhöhung auch die 50 Mio. CHF-Anleihe ablösen, wenn diese 2017 fällig wird? Immerhin zahlen Sie derzeit mit 4 1/8% angesichts der günstigen Zinssituation einen recht hohen Zinssatz.

Die Ablösung der bestehenden durch eine neue Anleihe wäre derzeit sicher günstiger, da nicht nur die Zinsen tiefer sind, sondern Zur Rose sich jetzt auch als Kapitalmarktteilnehmer etabliert ist. Eine vollständige Ablösung der Anleihe durch Eigenkapital würde wenig Sinn machen.

Die Zur Rose Group AG möchte die Phase der Integration von DocMorris und der Restrukturierung so rasch als möglich hinter sich lassen und wieder auf Wachstumskurs gehen. Dies wurde an der GV deutlich. Der Start in das Geschäftsjahr 2015 scheint gelungen zu sein. Obwohl die Wechselkurssituation das konsolidierte Ergebnis negativ beeinflussen könnte, ist dennoch ein Reingewinn – unter Ausschluss der einmaligen Steuergutschrift von 2.6 Mio.CHF – im Bereich von 4 bis 5 Mio. CHF denkbar. Bei einem Gewinn pro Aktie von 1.22 bis 1.53 CHF und Kursen um die 25.20 CHF, die auf der OTC-X Plattform gezahlt wurden, beträgt das Kurs/Gewinn-Verhältnis 16 bis 20. Die Dividendenrendite liegt bei 2.4%. Damit ist die Aktie auf dem aktuellen Kursniveau fair bewertet. Verglichen mit börsenkotierten Unternehmen, die im e-Commerce tätig sind, ist die Bewertung allerdings eher moderat. Sofern die Rückkehr auf den Wachstumspfad in den kommenden Jahren nachhaltig gelingt, sind daher weitaus höhere Kurse möglich. Anleger brauchen dabei allerdings noch etwas Geduld.

Zürcher Freilager: Zahlreiche Bauprojekte und geringe Visibilität

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Das Areal des ehemaligen Zollfreilagers wird zu einem neuen Quartier umgebaut, hier eine Visualisierung. Quelle: Zürcher Freilager AG
Das Areal des ehemaligen Zollfreilagers wird zu einem neuen Quartier umgebaut, hier eine Visualisierung. Quelle: Zürcher Freilager AG
Das Areal des ehemaligen Zollfreilagers wird zu einem neuen Quartier umgebaut; hier eine Visualisierung. Quelle: Zürcher Freilager AG

Die Zürcher Freilager AG realisiert ein enormes Immobilienprojekt. Derzeit erstellt das Unternehmen nämlich ein komplett neues Wohnquartier mit einigen wenigen Gewerbeflächen auf dem ehemaligen Areal des Zürcher Zollfreilagers. Ein Blick auf die Grösse der Gesamtfläche von 70’500 Quadratmetern und die Anzahl der Mietwohnungen von rund 800 sowie 200 Zimmern für studentisches Wohnen veranschaulicht die Dimension des Projekts. Zur Finanzierung der Ausbauten, deren Investitionsvolumen bei 360 Mio. CHF liegt, führte die Gesellschaft im letzten Jahr eine Kapitalerhöhung durch. Hieraus sind dem Unternehmen insgesamt 101 Mio. CHF zugeflossen.

Mit der AXA Leben AG aus Winterthur verfügt die Freilager über einen sehr finanzstarken Hauptaktionär, der zudem auch eine langjährige Erfahrung im Immobilienbereich mitbringt. Zusätzlich sind gemäss Angaben des Geschäftsberichts 213 freie Aktionäre an der Gesellschaft beteiligt. Gemäss einer vom Immobilienberatungshaus Jones Lang LaSalle durchgeführten Bewertung lag der Wert des gesamten Portfolios von Zürcher Freilager Ende 2014 bei 509,3 Mio. CHF. Neben dem Freilagerareal mit 384.3 Mio. CHF besitzt die Gesellschaft zwei gewerbliche Objekte, den Embraport in Embrach im Wert von 113 Mio. CHF und eine Logistikliegenschaft in Münchenstein im Wert von 12 Mio. CHF.

Neubau, Modernisierung und Umnutzung

Dabei wird derzeit nicht nur im Freilagerareal gebaut, sondern auch in Embrach wird demnächst die Halle A, die im Jahr 1973 erstellt wurde, modernisiert. Nach dem Erhalt der Baugenehmigung per Ende Februar 2015 wird mit einem Baustart im Juni gerechnet. Wegen der anstehenden Arbeiten sind die vermietbaren Flächen derzeit geringer als üblich. Dies zeigt sich in den Mietererträge, die im 2014 auf 9.7 Mio. CHF nach 10.8 Mio. CHF im Vorjahr gefallen sind. Für die dritte Liegenschaft in Münchenstein, die ein Hochregallager beinhaltet, welches im Jahr 1984 erstellt wurde, steht dagegen eine Umnutzung an. Für das ursprünglich für einen Alleinmieter konzipierte Gebäude werden im laufenden Jahr verschiedene Optionen geprüft. Wie die Gesellschaft im Geschäftsbericht schreibt, drängt sich eine Teil-Umnutzung auf. Dies insbesondere nach einem Rückgang der Mieterträge nach dem Auszug eines Grossmieters von 0,9 Mio. CHF im 2013 auf nur noch 0.5 Mio. CHF.

Die grosse Bau- respektive Umbautätigkeit der Gesellschaft spiegelt sich auch in der Erfolgsrechnung wider. In der nach Swiss Gaap FER erstellten Rechnung sticht der um 13.4% auf knapp 12 Mio. CHF gefallene Nettoertrag hervor. Deutlich geringer fällt demgegenüber auf der Kostenseite der Rückgang der Personalkosten mit minus 3.5% auf 2.3 Mio. CHF aus, während die Unterhaltsaufwendungen sogar um 27.6% auf 1.45 Mio. CHF gestiegen sind. Unverändert blieb der Miet- und Baurechtszinsaufwand, den die Gesellschaft an die Gewährer des Baurechts auf dem Areal in Embrach entrichtet, das nur zu einem Viertel der Zürcher Freilager AG gehört. Das Baurecht wird von der Imbrex Immobilien AG und der Gemeinde Rorbas gewährt und läuft noch bis ins Jahr 2072. Von den aktuellen Investitionen geprägt ist auch die Entwicklung des Rechts- und Beratungsaufwands, der im 2014 bei 588’000 CHF nach 251’000 CHF im Vorjahr lag. Insgesamt stiegen die Aufwendungen gegenüber dem Vorjahr daher um 10% auf fast 6.6 Mio. CHF an, was zu einem Rückgang des Betriebsgewinns vor Abschreibungen um 31.2% auf 5.4 Mio. CHF führte.

Sonderabschreibungen fallen weg, operativer Gewinn legt deutlich zu

Deutliche Veränderungen gab es auch bei den Sachabschreibungen. Während die ordentlichen Abschreibungen investitionsbedingt um 19.9% auf knapp 3.6 Mio. CHF anstiegen, fielen die im Zusammenhang mit der Umnutzung respektive dem Abbruch von Gebäudeteilen angefallenen Sonderausschreibungen, die im 2013 bei 3.6 Mio. CHF lagen, weg. Dies ermöglichte einen Anstieg des Betriebsgewinns (EBIT) um 45.5% auf gut 1.8 Mio. CHF. Markant tiefer fielen die ausserordentlichen Erträge mit 227’000 im 2014 nach knapp 1,7 Mio. CHF im Vorjahr aus. Der hohe Vorjahreswert entstand aus Zugängen bereits abgeschriebener Forderungen und der Auflösung von Rückstellungen. Ebenfalls deutlich gesunken sind die Finanzierungskosten, die im Berichtsjahr 283’000 CHF nach 777’000 CHF im Vorjahr betrugen. Hingegen legten die Steuern von 725’000 CHF auf knapp 1.3 Mio. CHF zu. Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von 567’000 CHF nach knapp 1.5 Mio. CHF im Vorjahr. Die Aktionäre werden eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende in Höhe von 15 CHF pro Aktie erhalten.

Das laufende Jahr ist von zahlreichen Baumassnahmen geprägt. Während auf dem Freilagerareal die Bautätigkeit weitergeführt wird, werden auch in Embrach im Juni die Bagger auffahren. Die Gesellschaft bezeichnet 2015 als ein für alle drei Standorte entscheidendes Jahr. Im Freilager gelte es, die ehrgeizigen Etappenziele zu erreichen und den Schwung beizubehalten. Die seit Februar laufende kommerzielle Vermarktung der Mietfläche entwickelt sich gut. Die beiden Areale in Münchenstein und in Embrach müssten durch wegweisende Entscheide und zielgerichtete Investitionen noch stärker auf die Marktbedürfnisse ausgerichtet werden. Die Geschäftsleitung geht davon aus, dass sich die Schweizer Wirtschaft vom Schock des Wegfalls der Euro-Untergrenze erholen wird. Es wird eine anhaltend robuste Nachfrage nach Mietwohnungen erwartet, wobei sich die tiefen Zinsen und die anhaltende Zunahme der Wohnbevölkerung wachstumsfördernd auswirken sollten.

 

Die Geschäftszahlen der Zürcher Freilager AG sind von den zahlreichen Umbau- und Erweiterungsmassnahmen geprägt. Eine verlässliche Aussage über die Kennzahlen der Erfolgsrechnung ist wegen der zahlreichen Sonderfaktoren für die Neugestaltung des Areals auf dem Freilagergelände und dem gleichzeitigen Umbau der Liegenschaft in Embrach nicht möglich. Nur als Momentaufnahme angesehen werden können auch die Bilanzkennzahlen. Diese weisen per Jahresende 2014 einen sehr hohen Eigenfinanzierungsgrad von über 90% aus. Dieser Wert muss angesichts der laufenden Investitionsprojekte relativiert werden. Analog kann die Bewertung des Anlagevermögens in der Bilanz von 257.8 Mio. CHF nicht zur Bewertung herangezogen werden. Deutlich aussagekräftiger ist der Schätzwert der Liegenschaften von 509.3 Mio. CHF, der als einziges derzeit relevantes Bewertungskriterium dienen kann. So lässt sich ein Wert von knapp 6’500 CHF pro Aktie errechnen.

Die Titel werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 6’200 CHF weisen die Papiere einen Abschlag von knapp 5% auf den geschätzten Buchwert auf. Dieser Preis ist gerade bei einer Immobilienaktie, die aktuell grossteils mit einem Agio auf den inneren Wert gehandelt wird, keinesfalls als überteuert anzusehen. Indessen dürfen die Risiken der Entwicklung nicht übersehen werden. So ist es etwa keineswegs sicher, dass es der Gesellschaft gelingt, die ab 2016 zur Verfügung stehenden Wohnungen und Gewerbeflächen im Freilagerareal vollständig zu vermieten. Sollte dies nicht gelingen, kann eine Korrektur des Werts angebracht sein. Auch wenn dies angesichts der soliden Finanzierung und der Unterstützung durch den Hauptaktionär keinesfalls eine existenzielle Bedrohung für die Gesellschaft darstellt, dürfte dies den Kurs negativ beeinflussen. Als wenig attraktiv, wenn auch vollumfänglich nachvollziehbar, präsentiert sich die Ausschüttungsrendite, die derzeit nur 0.2% beträgt.

Eine verlässliche Einschätzung der Papiere ist derzeit nicht möglich. Sollten die Pläne so umgesetzt werden können, wie dies die Gesellschaft anstrebt, sollte sich ab 2017 mit der Vollvermietung der Flächen auf dem Freilagerareal eine deutliche Steigerung der Erträge und Gewinne einstellen. Bis zu diesem Zeitpunkt werden sowohl die Einnahmen als auch die Ausschüttungen an die Anteilseigner unterdurchschnittlich bleiben. Wagemutige Investoren, die an den Erfolg der Baumassnahmen glauben, können die Titel mit einem Anlagehorizont von mindestens drei Jahren bei Kursen unterhalb des geschätzten Werts als Depotbeimischung kaufen.

Rheintal Medien: Erfolgreiches Fusionsjahr und Komplettübernahme von Galledia

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Trotz aktueller Schwierigkeiten soll das Ergebnis auch bei Galledia in diesem Jahr besser ausfallen. Bild: Galledia AG

Die Medienbranche ist derzeit auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen und Strategien. Grosse Verlage wie Ringier und Tamedia setzen künftig auf digitale Transktionsgeschäfte, mit denen sie die rückläufigen Erträge im Printgeschäft ersetzen wollen. Andere Unternehmen, wie die NZZ, wollen nicht „mit Hundefutter handeln“, wie CEO Veit Dengler nicht müde zu betonen wird. Sie glauben daher an den Verkauf von hochwertigen Inhalten – und dies über alle Kanäle hinweg. Doch wie gehen die kleinen Druck- und Verlagshäuser mit der Transformation um?

Im St. Galler Rheintal ist in den letzten drei Jahren mit der Rheintal Medien AG durch Zusammenschlüsse ein neues, mittelgrosses Medienhaus entstanden, das in diesem Jahr die 50 Mio.- CHF-Umsatzgrenze überschreiten wird. Dies erklärte CEO und Verwaltungsratspräsident René Wuffli anlässlich der ersten Generalversammlung der Rheintal Medien AG am 6. Mai in Widnau vor 208 Aktionären. „Bei uns steht die Nische im Vordergrund“, so beschrieb Wuffli die Strategie für das mehr als 250 Mitarbeiter zählende Unternehmen. Er sieht die regionalen Tageszeitungen „Rheintaler“ und „Rheintalische Volkszeitung“ ebenso als Nischenprodukt wie die Fachmediensparte der Galledia AG mit rund 20 Publikationen wie „Organisator“, „Marketing+Kommunikation“ und „Immobilienbusiness“.

Vier Standbeine: Druckerei, Verlage, Tageszeitung und Immobilien

Entstanden ist die Rheintal Medien AG im letzten Jahr durch die Fusion der zwei einst konkurrierenden Unternehmen rdv und rva. Anfang 2015 beschloss die Rheintal Medien AG zudem, rückwirkend auf den 1. Januar 2015 die restlichen 50% an der Galledia AG zu übernehmen, die noch in der früheren Druckerei Flawil (df media ag) verblieben waren. Durch den Verkauf wurde die df media zu einer reinen Investmentgesellschaft und firmiert heute als df invest AG.

Anders sieht es bei der Rheintal Medien AG aus, die mit ihren rund 800 Aktionären nun über vier Standbeine verfügt: die regionalen Medien, das Druckgeschäft mit Galledia und der Digitaldruckerei Copydruck, Fachmedien sowie den Liegenschaften in Altstätten und Berneck. Die Liegenschaften werden zum Teil selbst genutzt. Ein grosser Teil ist aber auch fremdvermietet und bringt so, unabhängig vom Erfolg im Mediengeschäft, regelmässige Erträge.

Margendruck im Printgeschäft lässt Galledia schwächeln

Durch die Fusion in 2014 sowie die rückwirkend auf den 1. Januar 2015 erfolgte Übernahme der Galledia sind die im Geschäftsjahr 2014 ausgewiesenen Geschäftszahlen weder mit dem Vorjahr vergleichbar, noch dienen sie als Richtschnur für das laufende Geschäftsjahr. In 2014 erreichte der konsolidierte Umsatz der Rheintal Medien AG 34.2 Mio. CHF. Rund 12.8 Mio. CHF steuerten davon die Regionalmedien und Copydruck bei, während die übrigen Umsätze aus dem Verlagsgeschäft der Galledia AG stammten. Galledia konnte dabei durch die Übernahme des Druckgeschäfts der Luzerner UD Medien umsatzmässig wachsen.

Allerdings belasteten Investitionen und Rückstellungen die Erfolgsrechnung der Galledia AG, so dass diese für 2014 einen kleinen Verlust ausweisen musste. Die gute Ertragskraft der Muttergesellschaft, ein hoher Finanzerfolg, der sich vorwiegend aus Wertschriftenerträgen (670’000 CHF) und der Vorjahresdividende der Galledia AG (300’000 CHF) zusammensetzt, sowie a.o. Erträge aus dem Verkauf von Anlagevermögen und der Auflösung von Rückstellungen (2 Mio. CHF) sorgten für einen Konzerngewinn von 2.8 Mio. CHF. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) erreichte 3.2 Mio. CHF und das EBIT 1.3 Mio. CHF.

Zuversichtlicher Ausblick

CEO René Wuffli an der GV 2015 in Widnau. Bild: schweizeraktien.net
CEO René Wuffli an der GV 2015 in Widnau. Bild: schweizeraktien.net

In das neue Geschäftsjahr ist die Rheintal Medien AG gemäss René Wuffli erfreulich gut gestartet. Allerdings ist das Bild sehr uneinheitlich. Im Bereich der regionalen Tageszeitungen war der Anzeigenumsatz zwar um 9% höher als im Vorjahr. Dafür ging die Anzahl der Abonnemente zurück, und auch der vom St. Galler Tagblatt stammende Mantelteil verbuchte rund 8% weniger Inserate. Auch Copydruck sei gut gestartet. Etwas schwieriger sieht es hingegen bei der Galledia AG aus. Trotz der starken Konkurrenz aus dem Ausland, die sich durch den schwachen Euro nochmals akzentuiert hat, befindet sich das Unternehmen hier auf Budgetkurs. Bei den Fachmedien konnten die Ziele und auch die Vorjahreswerte bisher nicht erreicht werden. Massnahmen zur Verbesserung der Gesamtsituation bei Galledia wurden bereits 2014 eingeleitet, und so erwartet Wuffli auch bei der Galledia AG für 2015 ein Ergebnis, das gegenüber dem Vorjahr „insgesamt besser“ ausfallen soll. Die Immobilie in Altstätten sei zu 100% vermietet, und auch für die Produktionshalle in Berneck habe man ab September 2015 nun einen Mieter gefunden. Der CEO erwähnte zudem, dass das Unternehmen auch nach der Übernahme von Galledia noch über eine Eigenkapitalquote von mehr als 65% sowie 12 Mio. CHF Liquidität verfüge.

Aus dem kleinen Ostschweizer Verlagshaus rdv hat sich durch die Fusionen und Übernahmen der letzten Jahre ein mittelgrosses Medienhaus entwickelt. Doch auch die neue Rheintal Medien AG muss sich dem Transformationsprozess in der Branche stellen. Die Komplettübernahme von Galledia erhöht nun die Risiken, aber auch die Chancen für das Unternehmen. Grösstes Risiko innerhalb der Galledia für die gesamte Unternehmung ist das Druckgeschäft. Denn auch in Zukunft wird der Margendruck aufgrund der Überkapazitäten im In- und Ausland anhalten. Sofern das Fachverlagsgeschäft erfolgreich weiterentwickelt und durch digitale Medien erweitert wird, bietet dieser Bereich Wachstumschancen. Allerdings haben auch Wettbewerber wie die NZZ-Mediengruppe oder AZ Medien ein Auge auf dieses lukrative Geschäftsfeld geworfen, so dass akquisitorisches Wachstum nicht einfach wird.

Die Aktien der Rheintal Medien AG wurden zuletzt auf der OTC-X Plattform der BEKB zu Kursen um die 440 CHF gehandelt. Auf der Basis der 2014er Geschäftszahlen sind die Titel bei einem Gewinn/Aktie von 39.40 CHF mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 11 bewertet. Sofern die Ausschüttung auch im kommenden Jahr bei 20 CHF je Aktie liegt, beträgt die Dividendenrendite attraktive 4.5%. Der Buchwert je Aktie liegt mit 328 CHF zwar deutlich unter dem aktuellen Kurs. Hier werden aber offensichtlich die hohen stillen Reserven doch schon mehr oder weniger im Aktienkurs enthalten. In der Bilanz sind Land und Gebäude immerhin mit nur 4.2 Mio. CHF ausgewiesen, während der Brandversicherungswert für die Immobilien bei 16.6 Mio. CHF liegt. Somit dürfte der Kurs der Aktien, die vor allen Dingen von Anlegern in der Region gehalten werden, nach unten gut abgesichert sein. Nur wenn das Unternehmen in seinen Nischenmärkten in den kommenden Jahren wächst und sich dieses Wachstum auch in der Erfolgsrechnung spiegelt, sind auch höhere Kurse für die Rheintal Medien-Aktie denkbar.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.

Griston Holding: Die Margen stehen unter Druck

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Das Kieswerk Untervaz t. Quelle: Griston Holding AG
Im Kieswerk Untervaz wurde im 2013 das 50-jährige Firmenjubiläum gefeiert. Quelle: Griston Holding AG
Im Kieswerk Untervaz wurde im 2013 das 50-jährige Firmenjubiläum gefeiert. Quelle: Griston Holding AG

Bei Griston Holding AG stehen die Margen unter Druck. Das Unternehmen ist in der Baubranche tätig und mit seinen operativen Gesellschaften auf die Kies- und Betonindustrie, den Anlagenbau, das Engineering und den Baudienstleistungsbereich spezialisiert. Der Firmensitz liegt in Untervaz im Churer Rheintal, wo die Gesellschaft Kies zur Herstellung von Beton abbaut. Das Kieswerk Untervaz ist in den Unternehmensbereich Sand, Kies, Beton (SKB), in welchem die stationären und projektbezogenen Kies- und Betonwerke der Griston-Gruppe zusammengefasst sind, eingegliedert. Per 1. Januar 2015 wurde mit der Akquisition der in Davos beheimateten Oberrauch-Unternehmungen erstmalig ein Unternehmen in die Griston Gruppe integriert, das eigenständig Transportdienstleistungen erbringt. Zu den finanziellen Details der im April bekannt gegebenen Übernahme sind bislang keine Angaben erhältlich. Zur Sparte SKB gehört der Bereich Projektanlagen mit den Neat-Baustellen in Faido und in Sedrun sowie das neue im Bau stehende Grosskraftwerk Linthal. Trotz der infolge des Baufortschritts besonders bei den Neat-Baustellen erwartungsgemäss tieferen Betonabsätze im Jahr 2014 wurden die Budgetziele übertroffen, schreibt die Gesellschaft im Geschäftsbericht.

Das Anlagengeschäft und das Engineering werden in der STAG zusammengefasst. Auch wenn im Geschäftsjahr 2014 die Marktposition gehalten werden konnte, gelang es nicht, die hoch gesteckten Ziele vollumfänglich zu erreichen. Die Ausdehnung der Geschäftsaktivitäten auf den osteuropäischen Markt konnte mit Projekten im Bereich der Energie- und Umwelttechnik gefestigt werden. Das Steckenpferd stellt die Trockenschlackeaufbereitung dar. Hierbei handelt es sich um die Aufbereitung der bei der Abfallverbrennung entstehenden Schlacke. Nach einer Sistierung im Jahr 2013 befindet sich nun das Projekt der Zürcher Abfallverwertungs AG in Hinwil in der Umsetzung. Mit der geplanten Anlage, an deren Realisierung aktuell gearbeitet wird, können 200’000 Tonnen Schlacke pro Jahr verarbeitet werden. Eine Inbetriebnahme der Anlage wird im laufenden Jahr erwartet. Gegenüber der internationalen Konkurrenz konnte sich die STAG bei der Ausschreibung für den Austrag und die Verladung der Trockenschlacke der Kehrichtverbrennungsanlage in Zürich Hagenholz durchsetzen. Dieser Auftrag ist mit einem Umsatz von 7.5 Mio. CHF das grösste Einzelprojekt der Gesellschaft.

Deutlicher Umsatzrückgang im Anlagenbau

Auf Konzernebene musste Griston im Geschäftsjahr 2014 ein Umsatzminus um 11.5% auf 40.1 Mio. CHF verbuchen. Noch etwas stärker gingen die Einnahmen im Bereich Anlagenbau mit minus 12.5% auf 20.7 Mio. CHF zurück. Bei den Zahlen differenziert die Gesellschaft nicht nach den einzelnen vorerwähnten Bereichen, sondern unterteilt die Aktivitäten in die Bereiche Anlagenbau, Dienstleistungen, Gesteinskörnungen sowie die kleineren Sparten Handelsertrag Anlagenbau, Liegenschaftsertrag und übrige Erträge. Die von den Umsatzzahlen her grösste Sparte Anlagenbau steuerte im Berichtsjahr noch 51.7% zu den Gruppenerträgen bei. Im Vorjahr waren es 52.2%. Die zweitgrösste Sparte, der Bereich Gesteinskörnungen hielt sich mit einem Minus um 7.9% auf 12.7 Mio. CHF deutlich besser. Hingegen brachen die Einnahmen in der drittgrössten Einheit, dem Dienstleistungsgeschäft um 18.7% auf 4.2 Mio. CHF ein. Auch die Einkünfte aus den übrigen Geschäftsfeldern gingen vor allem wegen des tieferen Handelsertrags aus dem Anlagebau um 200’000 CHF auf 2.5 Mio. CHF zurück.

Auf der Kostenseite gab es bei den Wareneinkäufen und Fremdleistungen deutliche Einsparungen um 13.9% auf 20.2 Mio. CHF. Demgegenüber steht ein marginaler Anstieg der Personalausgaben um 0.3% auf 11.8 Mio. CHF infolge höherer Sozialaufgaben. Deutlich stärker stiegen die Betriebskosten mit einem Plus um 3.9% respektive plus 172’000 CHF auf 4.6 Mio. CHF. Während die Unterhalts- und Reparaturausgaben sanken, stiegen die allgemeinen Betriebsausgaben und die Vertriebskosten an. So resultierte ein um 19.7% auf knapp 4.8 Mio. CHF gefallener Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA).

Starker Gewinnrückgang

Wegen der investitionsbedingt um fast 200’000 CHF auf 2.9 Mio. CHF angestiegenen Sachabschreibungen fiel der Betriebsgewinn (EBIT) sogar um 41.9% auf knapp 1.9 Mio. CHF. Trotz der um gut 230’000 CHF tieferen Steuern resultierte ein Rückgang des Reingewinns um 47.1% auf 1.2 Mio. CHF. Dennoch erhalten die Aktionäre eine gegenüber den Vorjahren unveränderte Dividende von 56.25 CHF pro Aktie.

Im Bereich SKB wird ein guter Jahresstart 2015 dank der im Herbst 2014 akquirierten Grossprojekte erwartet. Die STAG stösst dagegen wegen des starken Frankens auf zusätzliche Herausforderungen im internationalen Umfeld.

Die Geschäftszahlen der Griston Gruppe für 2014 reflektieren das schwierige Marktumfeld der Baubranche, das von einem hohen Margendruck und Überkapazitäten geprägt ist. Es ist dem Unternehmen allerdings gelungen, verschiedene Projekte zu akquirieren und so dennoch einen ansehnlichen Leistungsausweis zu erwirtschaften. Als solide angesehen werden kann die Bilanz, die auf Konzernebene eine Eigenmittelquote von gut 50% ausweist. Dank einiger Vorzeigeprojekte wie etwa der Schlackeaufbereitung, die im laufenden Jahr startet, verfügt die Griston über einige wichtige Assets, die ihr einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Mitbewerbern bieten. Sofern es in der Zukunft gelingt, diesen konsequent zu nutzen, dürfte es trotz des anhaltend schwierigen Marktumfelds gelingen, auch im Ausland weiter erfolgreich zu sein.

Die Margen werden allerdings unter anderem infolge der Aufgabe der Euro-Unterstützung tiefer ausfallen. Eine Verbesserung ist zumindest kurzfristig nicht zu erwarten. Im Bereich Beton ist vor allem die Bautätigkeit im näheren Umkreis der Abbaustellen entscheidend. Wegen des hohen Transportgewichts sind längere Transporte aus ökonomischer Sicht wenig sinnvoll und können allenfalls zur Deckung der Fixkosten dienen. In der Baubranche des Kantons Graubünden wurden jüngst einige Bremsspuren ausgemacht, die darauf schliessen lassen, dass weitere Umsatzrückgänge zu erwarten sind. Als Lichtblick bleibt das Projektgeschäft, welches im 2015 zumindest die Vorjahreswerte erreichen sollte. Dank der neu hinzugekommenen Oberrauch-Unternehmungen könnte es auch im Bereich SKB gelingen, die Umsätze zu halten. Allerdings wird es sehr schwer werden, die Margen zu verteidigen.

Angesichts des schwierigen Umfelds erscheint es zumindest kurzfristig wenig wahrscheinlich, dass die Gesellschaft Gewinnsteigerungen realisieren kann. Ein Verharren auf dem tiefen Niveau des Jahres 2014 sollte aber möglich sein. Unter dieser Annahme weisen die auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelten Papiere auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 1’800 CHF ein sehr hohes KGV von beinahe 30 auf. Hierbei darf aber nicht übersehen werden, dass die Gesellschaft eine restriktive Abschreibungspolitik verfolgt. So werden die Maschinen über einen Zeitraum von maximal 10 Jahren vollständig abgeschrieben. Auch die übrigen Produktionsanlagen und Förderbänder werden über längstens 20 Jahre abgeschrieben. Sowohl die Maschinen als auch die Produktionsanlagen werden in der Branche dagegen üblicherweise deutlich länger eingesetzt als die Abschreibungsdauer bei Griston vorgibt. Zudem schreibt die Gesellschaft auch die Gebäude über einen Zeitraum von 30 Jahren ab, was nicht alle Unternehmen machen.

Ein Blick auf die Bewertung der Sachanlagen von 17.5 Mio. CHF bei einem Anschaffungswert von knapp 71.2 Mio. CHF verdeutlicht ebenfalls die rigide Abschreibungspolitik. Es ist zumindest zu vermuten, dass so nicht unbedeutende stille Reserven zulasten des ausgewiesenen Gewinns gebildet werden. Die Höhe des wirtschaftlichen Gewinns lässt sich indessen nur schwer ermitteln. Als Indiz kann das EBITDA verwendet werden, das mit einer Marge von fast 12% der Umsätze zumindest überdurchschnittlich ausfällt. Der grob geschätzte wirtschaftliche Reingewinn dürfte den ausgewiesenen Wert um rund 50% übersteigen, woraus sich ein KGV von rund 20 ermitteln lässt. Dieses ist zwar immer noch als hoch anzusehen, kann aber angesichts der guten Marktstellung als nicht überteuert bezeichnet werden.

Aber auf der Basis des Vergleichs des Kurses mit dem Buchwert von rund 1’350 CHF pro Aktie erscheinen die Papiere auf jeden Fall nicht günstig. Attraktiv hingegen ist die Dividendenrendite von 3.1%. In den ausgewiesenen Kennzahlen nur teilweise enthalten sind die effektiven Werte der Sachanlagen und Beteiligungen, in denen stille Reserven zu vermuten sind. Bei den Titeln handelt es sich somit um einen Wert mit hoher Substanz, die auch in anhaltend unsicheren Zeiten kaum gefährdet sein dürfte. Deutliche Kursavancen sind aber dennoch zumindest kurzfristig nicht zu erwarten.

Nicht übersehen werden darf zudem die Kapitalstruktur der Gesellschaft. Das Aktienkapital von 7.5 Mio. CHF ist eingeteilt in 23’335 Stimmrechtsaktien mit einem Nennwert von 75 CHF und 15’333 Namenaktien mit einem Nennwert von 375 CHF. Je eine Aktie hat unabhängig vom Nennwert eine Stimme. Die Besitzer der nicht handelbaren Stimmrechtsaktien, bestehend aus den Gründern der Gesellschaft respektive deren Nachfolgern, kontrollieren mit einem Kapitalanteil von 23.3% gut 60% der Stimmen. Die ausserbörslich gehandelten Namenaktien mit einem Kapitalanteil von 76.7% verfügen dagegen nur über einen Stimmenanteil von knapp 40%. Damit sind die freien Aktionäre den Entscheidungen der Eigner der Stimmrechtsaktien mehr oder weniger stark ausgesetzt. Zwar ist so die Mitbestimmungsmöglichkeit der Hauptkapitaleigner begrenzt, aber gleichzeitig ist damit gewährleistet, dass die Entscheidungen über die Firmenstrategie nicht von aussen beeinflusst werden können.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.

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