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Waldhaus Flims Mountain Resort AG: Liquiditätssituation weiter angespannt

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Das Grand Hotel Waldhaus in Flims mit dem Hotelpark. Bild: www.waldhaus-flims.ch
Das Grand Hotel Waldhaus in Flims mit dem Hotelpark. Bild: www.waldhaus-flims.ch

Die im OTC-Handel der Berner Kantonalbank (BEKB) gelistete Waldhaus Flims Mountain Resort AG betreibt das Waldhaus Flims Mountain Resort & Spa mit rund 150 Zimmern, verteilt auf die drei Gästehäuser Grand Hotel Waldhaus, Chalet Belmont und Villa Silvana in unterschiedlichen Kategorien und Stilrichtungen. Zum Resort-Komplex gehört auch ein historischer Jugendstil-Pavillon mit verschiedenen Restaurants und Bars, einem Jugendstil-Festsaal sowie hoteleigenen Museen und Sammlungen. Abgerundet wird das Waldhaus-Ensemble durch das 3’000 Quadratmeter grosse Wellnesszentrum delight spa & beauty sowie eine Waldhaus Arena für Curling & Events für bis zu 1’800 Personen.

Als mittlerweile für die Erfolgsrechnung wichtigstes Standbein baut und veräussert die Gesellschaft auch verschiedene Residenzen als Wohneigentum. Mehrheitsaktionäre sind die Familien Hans Peter Fontana, Flims, und Hans-Rudolf Wyss, Brugg. Der Multi-Unternehmer Hans Rudolf Wyss ist auch Hauptaktionär und VR-Präsident der ebenfalls OTC-gelisteten Bad Schinznach AG.

Das Aktienkapital von 9 Mio. CHF ist breit im Publikum gestreut und in 24’000 Namenaktien à 250 CHF und 3’000 Inhaberaktien à 1’000 CHF eingeteilt. Beide Gattungen sind im OTC-Handel vertreten. Insgesamt gibt es rund 1’000 Aktionäre, davon nach Angaben im Geschäftsbericht 2013 838 Namenaktionäre und etwa 130 Inhaberaktionäre. Bei zuletzt bezahlten Kursen von 325 CHF bzw. 1450 CHF (24.02.2014 / Inhaberaktie) ergibt sich eine Marktkapitalisierung von gut 12 Mio. CHF, der auf dem Papier ein Eigenkapital von knapp 20 Mio. CHF gegenübersteht. Gemessen am zuletzt bezahlten Preis der Namenaktien (325 CHF) handeln die Inhaberaktien auf aktueller Basis mit einer Prämie im Bereich um 10%, die fundamental nicht gerechtfertigt erscheint. In der Vergangenheit, etwa in den Jahren 2010 und 2011, waren die Inhabertitel liquider als die Namenaktien, doch hatte sich dies im Jahr 2013 umgedreht. Insgesamt ist die Liquidität in den Waldhaus-Titeln mit den gesunkenen Kursen weiter rückläufig. Offenbar sinkt mit den rückläufigen Kursen neben der Abgabebereitschaft auch die Nachfrage. Seit Anfang 2010 haben insbesondere die Namenaktien kräftig an Terrain eingebüsst: Wurden die Namenaktien Anfang 2010 noch um 800 CHF gehandelt, notieren sie heute um gut 60% tiefer. Dagegen haben die Inhabervaloren in der gleichen Zeitspanne „nur“ etwa um 30% verloren.

2013 hat die Hotel-Gruppe mit angehängter Immobilienabteilung im Kerngeschäft Hotellerie nach dem jüngst veröffentlichten Geschäftsbericht erneut nach einem bereits schwachen Vorjahr 2012 kräftig Federn lassen müssen. Die Ertragslage ist weiterhin unbefriedigend und die Liquiditätssituation problematisch. Die schwierige Situation im operativen Geschäft mit einem hohen „Cashdrain“ im Kerngeschäft Hotellerie konnte nur durch Immobilienverkäufe kompensiert werden.

Der Betriebsertrag ist um 8.1% auf 15.5 Mio. CHF zurückgegangen. Der in der Branche wichtige GOP (Gross Operating Profit), das Gesamtergebnis nach Abzug aller operativen Kosten, reduzierte sich sogar um gut 96% auf nur noch 46’000 CHF (Vorjahr 1.065 Mio. CHF). Das EBITDA fiel von plus 0.5 Mio. CHF auf minus 0.45 Mio. CHF. Der Finanzaufwand liegt angesichts der hohen Verschuldung der Gesellschaft trotz Rückführungen bei den Krediten weiterhin oberhalb von 1 Mio. CHF. Der „Cashdrain“ der Hotellerie verdoppelte sich von minus 0.8 Mio. CHF auf minus 1.6 Mio. CHF. 84% der Gäste kamen aus den strukturell nicht ganz einfachen Märkten Schweiz, Deutschland und Grossbritannien. Die anhaltende Währungssituation mit dem zum Schweizerfranken schwachen Euro führt dazu, dass Schweizer Gäste weiterhin lieber in der Euro-Zone Ferien machen als im eigenen Land, und auch die ausländischen Gäste, namentlich die deutschen Gäste, kommen nicht mehr wie früher, weil Urlaub in der Schweiz relativ noch teurer geworden ist, als er immer war. Die Zimmerbelegung liegt bei niedrigen 38.7% bei einer Bettenbelegung von 33.5%. Der Beherbergungserlös pro Logiernacht fiel um 8 CHF auf 196.20 CHF.

Noch immer drücken die Gesellschaft Bankschulden von 27 Mio. CHF. Insgesamt belaufen sich die Fremdkapitalien auf 42.6 Mio. CHF oder 68% der Bilanzsumme von 62.5 Mio. CHF. Die durchschnittliche Verzinsung liegt bei 3%. Die Aktivseite der Bilanz wird dominiert von den mit über 50 Mio. CHF bilanzierten Immobilien.

Die Erfolge aus Immobilienverkäufen bei der Überbauung „The Mountain Suites“ (6.65 Mio. CHF) – und die ausserordentlich hohen, steuerlich maximal zulässigen Abschreibungen (6.13 Mio. CHF) „in Erwartung grösserer Immobilienerfolge im nächsten Geschäftsjahr 2013/2014“ – waren es auch, die ein noch schlechteres Ergebnis verhinderten und die Erfolgsrechnung damit etwas verzerrten. Bei einer „normalen“, betriebsnotwendigen Abschreibung hätte sich – bedingt durch die Immobilienverkäufe – sogar ein Gewinn von „mindestens 2 Mio. CHF“ (Geschäftsbericht 2013, S. 5) ergeben, doch handelt es sich hierbei eben nicht um operative Gewinne, sondern um nicht beliebig und in die Ewigkeit replizierbare Gewinne aus Anlagenverkäufen. Immobiliengewinne sind endlich.

Nun ist die Gesellschaft mit einer „Liquiditätsproblematik“ (Geschäftsbericht, S. 4) konfrontiert. Die Gesellschaft spricht in ihrem Geschäftsbericht (S. 23) selbst angesichts der in den letzten Jahren „unbefriedigenden“ Ertragslage sogar von einer „angespannten Liquiditätssituation“. Sogar die Fähigkeit zur Unternehmensfortführung wird indirekt in Frage gestellt, wobei den Immobilien abermals eine Schlüsselrolle zufällt, um die Liquidität zu sichern. Wörtlich heisst es dazu auf Seite 23 des 2013-Geschäftsberichts: „Aufgrund der in den letzten Jahren unbefriedigenden Ertragslage ist die Liquiditätssituation angespannt. Die Fähigkeit zur Unternehmensfortführung hängt davon ab, ob die Budgetziele erreicht werden können resp. die notwendige Liquidität sichergestellt werden kann.“ Aufgrund der eingeleiteten Massnahmen und zum Teil umgesetzten Massnahmen zur Sicherung der Liquidität gehe der VR davon aus, dass die Fortführung der Unternehmenstätigkeit gegeben sei, so der Geschäftsbericht. Hinzu komme, dass Branchenprognosen positive Vorzeichnen setzten, was die Erwartung zulasse, dass die Talsohle durchschritten sei. Laut Geschäftsbericht musste zudem zur Sicherung der Liquidität eine vorzeitige Auflösung der vor 10 Jahren zur Entwicklung der Immobilien gemeinsam mit der Baugesellschaft Plaunca Sulegl gegründete Einfache Gesellschaft in die Wege geleitet werden. Weiter heisst es: „Eine vollständige Trennung des Immobiliengeschäfts vom Corebusiness Hotellerie ist beabsichtigt.“

Der Bericht der Revisionsstelle BDO greift diese Unsicherheiten ebenfalls auf und verweist auch auf mögliche Unsicherheiten in der Bewertung der Sachanlagen, die im schlimmsten Falle erhebliche Wertberichtigungen notwendig machen könnten. Auch sonst steht die Finanzierung aktuell unter keinem guten Stern und erfordert viele Kunstgriffe seitens der Verwaltung. Ein weiterer Aus- und Umbau im Rahmen der „Strategie `10“ hatte bereits keine Bankfinanzierung gefunden (siehe Geschäftsbericht 2013, S. 5 u. 8). So liegt es abermals an den Immobilien, die fürs operative Geschäft so notwendige Liquidität bereitzustellen. Die beabsichtigte Trennung soll hier nun die Lösung bringen.

In dieser finanziell angespannten Konsolidierungsphase hatte sich im August 2013 auch das Direktoren-Ehepaar für einen „weiteren beruflichen Karriereschritt“ entschieden und mitgeteilt, das Unternehmen zum Ende der Wintersaison 2013/2014 zu verlassen. Insofern steht die Waldhaus Flims Mountain Resort AG, da auch der amtierende VR-Präsident Hans Peter Stücheli zur kommenden GV am 28. März 2014 nach 16 Jahren Tätigkeit aus diesem Amt ausscheidet, auch personell vor einem Neuanfang sowohl auf Ebene Direktion wie auf Ebene Verwaltungsratspräsident. Jeder Neubeginn kann aber auch eine Chance zur Erneuerung bieten.

Wir halten es im Kern für plausibel, dass die Waldhaus Flims-Gruppe nach der Phase eines faktischen Mäzenatentums durch die jetzigen Aktionäre – dazu zählen, trotz anderer Vorteile, auch die letztlich branchenfremden Mehrheitsaktionäre – mittel- bis längerfristig angesichts der Schwierigkeiten im Kerngeschäft ins Visier von Hotel-Investoren rückt, wie es auch bei der ebenfalls mit operativen Schwierigkeiten, aber insgesamt deutlich besser gestellten Victoria-Jungfrau-Gruppe passiert ist. Dies umso mehr, da bei der Waldhaus-Gruppe im laufenden Geschäftsjahr 2013/2014 mit einer weiteren Trennung des profitablen Immobiliengeschäfts vom z.Zt. defizitären Hotellerie-Geschäft zu rechnen ist. Zumindest sind hierfür in Abstimmung mit den Hausbanken zwecks Liquiditätssicherung und -beschaffung verschiedene Massnahmen eingeleitet worden, die 2014 vor der Umsetzung stehen (vgl. Geschäftsbericht 2013, S. 5).

Nachdem die Familie Manz bei der VJC-Gruppe gegen die Bieterin AEVIS unterlegen ist und ihr VJC-Gebot zurückgezogen hat, erklärte sie dennoch, „offen für neue attraktive Hotelprojekte in der Schweiz“ zu sein. Ob auch das traditionsreiche Waldhaus-Resort „attraktiv“ nach Lesart der Familie Manz ist, wissen wir nicht. Was wir jedoch wissen, ist, dass der noch amtierende, aber zurücktretende Waldhaus-Flims-Verwaltungsratspräsident Hans-Peter Stücheli gleichzeitig Verwaltungsrat bei der Manz Privacy Hotels AG ist und die Präsenz von Hans-Peter Stücheli im Manz-VR seitens der Manz-Gruppe im Übernahmekampf um die VJC-Gruppe als Argument für Hotelkompetenz im eigenen Verwaltungsrat bemüht wurde.

Angesichts der zunehmend offensichtlichen, angespannten Liquiditätssituation der Waldhaus Flims Mountain Resort AG und der stark rückläufigen Aktienkurse in den letzten Jahren könnten Aktionäre nunmehr allerdings auch auf die Idee kommen, die langjährige Amtszeit von Hans Peter Stücheli kritisch zu hinterfragen. Immerhin wurden – nachzulesen im „Dank an den Verwaltungsratspräsidenten“ im Geschäftsbericht 2013 (Seite 6) – in der Amtszeit von Stücheli „Projekte im Volumen von 150 Mio. CHF geplant und realisiert: der Neubau der Wellnessoase delight spa & beauty sowie der Waldhaus Arena, die Erneuerung des Jugendstil -Pavillons, der Villa Silvana und des Eingangsbereiches des Grand Hotels, Infrastrukturen für die Zukunft wie das neue Parkhaus“. „Rechtsgültige Baubewilligungen für nochmals rund CHF 20 Mio. «Desinvestitionspotenzial»“ fallen angesichts der getätigten Projekt-Investitionen von 150 Mio. CHF kaum mehr ins Gewicht. Insgesamt waren dies sicherlich schöne Investitionen, aber auch Liquidität, die dem Unternehmen heute zur Zukunftssicherung fehlt. Dabei profitierte die Gesellschaft auch davon, dass sich die Grundstücks- und Immobilienpreise in der Region – und damit die Substanz der Gesellschaft – quasi ohne eigenes Zutun im Zeitablauf sehr vorteilhaft entwickelten. Dieser Umstand begünstigte offenbar eine gewisse Grosszügigkeit bei den Investitionen.

Eine Bar-Dividende wird 2013 angesichts der angespannten Liquiditätslage erneut ausfallen müssen. Dafür erhalten die Aktionäre abermals einen 5%-Aktionärsbon auf den Nominalwert ihrer Aktien, also 12.50 CHF je „kleiner“ 250 CHF-Namenaktie und 50 CHF je „grosser“ Inhaberaktie. Damit liegt die „Naturaldividendenrendite“ bei immerhin 3.8% (Namenaktie, Kurs 325 CHF) bzw. 3.5% (Inhaberaktie, Kurs 1’450 CHF). Doch selbst die „Kennzahl“ eingelöster Aktionärsbons – ein Teil der Erfolgsrechnung – war 2013, passend zum Gesamtbild der Bilanz, um gut 10% oder etwa 19’000 CHF rückläufig.

Insgesamt eignet sich die Waldhaus-Aktie aus heutiger Sicht nur für Liebhaber mit einem Flair für Hotel-Aktien und einen Bezug zur Region Flims, die die Aktionärsbons auch nutzen können. Auch sehr verwegene „Turnaround-Spekulanten“, die darauf setzen, dass es langfristig an der Seite eines klassischen Hotelbetreibers doch noch gelingen könnte, die bisher schwache Auslastung und wesentliche Kennziffern der Erfolgsrechnung zu verbessern, könnten angesichts des gedrückten Kursniveaus Gefallen an der Aktie finden. Die Risiken bleiben gleichwohl hoch, und die Aktie lebt heute nicht nur von ihrer Substanz, sondern auch von ihrer treuen Fan-Gemeinde, die etwas mit den Aktionärsbons anzufangen weiss.

Thorsten Grimm, 5. März 2014.

Swiss Tech Invest AG: soll aufgelöst und liquidiert werden

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Die im Jahr 2000 gegründete Beteiligungsgesellschaft Swiss Tech Invest AG (STI) wurde erst zum 14. Juni 2013 (letzter Handelstag) nach fast 8 Jahren Börsenzugehörigkeit von der BX Berne eXchange
dekotiert. Seither ist der Titel im OTC-Handel der Berner Kantonalbank (BEKB) gelistet. Nach einem strategischen Schwenk und dem Verkauf eines diversifizierten Portfolios an börsenkotierten Aktien im Geschäftsjahr 2012 investierte die Gesellschaft überwiegend in nicht kotierte Private Equity-Beteiligungen. Zum 31. Dezember 2012 waren 94% der Finanzanlagen in nicht-kotierten Aktien investiert. Die grösste Position war mit 2 Mio. CHF (62.5% der Finanzanlagen) ein Engagement beim (mittelbaren) Öl- und Gas-Service-Provider ogtronic ag (vgl. Geschäftsbericht 2012).

Nun blickt die Gesellschaft auch ihrem Ende als OTC-X- und Publikumsaktiengesellschaft entgegen: Wie aus der Veröffentlichung der GV-Einladung im Schweizerischen Handelsamtsblatt vom 28. Februar 2014 hervorgeht, beantragt der Verwaltungsrat zur GV am 20. März 2014 in Zug unter Traktandum 6 die Auflösung mit Liquidation der Gesellschaft.

Mit der Liquidation würde die wechselvolle und für die Aktionäre unter dem Strich – in Abhängigkeit vom „Timing“ – nicht nur glückliche Geschichte der Swiss Tech Invest AG enden. Der erste Schlusskurs nach dem Börsengang am 4. August 2005 wurde mit 29 CHF festgestellt. Der Höchstkurs wurde im Sommer 2007 mit einzelnen Kursen oberhalb von 40 CHF erreicht. In den ersten 2 Jahren nach dem IPO lag der Kurs die längste Zeit oberhalb von 30 CHF. Mit der „Finanzkrise, 1. Teil“ im Sog von Lehman Brothers ging es auch für die Valoren von Swiss Tech Invest AG zum Jahresende 2008 steil bergab: Ende Dezember 2008 wurde die wenig liquide Aktie um 10 CHF gehandelt, ehe in den Folgejahren eine Erholung in den Bereich um 20 CHF einsetzte. Die einstigen Kurse oberhalb von 30 CHF hatte die Aktie nie mehr gesehen. In den Wochen vor der Dekotierung von der BX Berne eXchange im Juni 2013 und der Handelsaufnahme auf OTC-X fiel die Aktie – offenbar aus Furcht vor einer weiteren Reduktion der Liquidität – unter vergleichsweise grossen Umsätzen von 16 CHF auf nur noch 13 CHF. Bei 13 CHF lag auch der letzte mit Umsätzen festgestellte Kurs am 13. Juni 2013 am Vortag der Dekotierung.

Diejenigen Investoren, die ihre STI-Aktien unmittelbar vor der Dekotierung an der BX Berne eXchange aus „Furcht“ (oder Unkenntnis/Unwissenheit?) vor der nicht-kotierten Plattform OTC-X überstürzt zu 13 bis 14 CHF bei einem ausgewiesenen inneren Wert (NAV) von 20.83 CHF (per 31.12.2012) verkauft hatten, haben jedoch in der Sprache des Volksmundes „mit Zitronen gehandelt“. Im Herbst 2013 – also schon nach Rückzug von der BX Berne eXchange bereits zu Zeiten des OTC-Handels bei der BEKB – kam es zu einer Nennwertreduktion mit Rückzahlung von 12.00 CHF je Aktie. Anleger, welche die letzten BX-Handelstage im Mai/Juni 2013 im Angesicht des Wechsels in den OTC-Markt zu einem Kauf von STI-Titeln nutzten, hatten wenige Monate später bereits praktisch ihren Einsatz bis auf einen Schweizerfranken zurückerhalten.

Heute, nach Umsetzung der Kapitalherabsetzung im November 2013, ist das Aktienkapital in 217’589 Namenaktien zu CHF 18.00 nominal eingeteilt. Nach den letzten verfügbaren Informationen von der BX-Homepage lag der Streubesitz nur noch bei gut 35%. Bei einem zuletzt bezahlten OTC-Kurs von 6 CHF, unter Einrechnung der Kapitalrückzahlung übrigens faktisch fast 40% oberhalb der letzten BX-Kurse, ergibt sich so eine Marktkapitalisierung von nur noch 1.3 Mio. CHF, womit die Gesellschaft nach ihrer Nennwertreduktion definitiv zu den kleinsten OTC-Gesellschaften gehört. Sie ist damit mittlerweile längst vom Radarschirm vieler Anleger verschwunden. Bei Zugrundelegung des Geld-Kurses von 4.70 CHF läge die Rendite gegenüber den letzten BX-Kursen noch immer bei fast 30%.

Was können Nebenwerte-affine Anleger mit Liquiditätstoleranz aus diesem aufgrund der eingeschränkten Handelbarkeit nicht ganz einfachen Fall über den Einzelfall hinaus lernen? Nicht immer ist es ratsam, angesichts einer sich abzeichnenden SIX- oder BX-Dekotierung schnellstmöglich „zum Ausgang zu rennen“ und – den ausserbörslichen Handel vor Augen – die Aktien noch zu regulären Börsenzeiten zum Verkauf zu stellen, da dies mitunter eine bessere Performance verhindert. Es gibt in vielen Fällen ein Leben nach der Börsennotiz – und auch ein solches Leben abseits des grellen Scheinwerferlichts von SIX oder BX kann durchaus lebenswert sein, übrigens auch für Aktionäre. Neben der kleinen STI an der BX gibt es hierfür weitere prominente Beispiele, so etwa die vormals SIX-kotierten Aktien der Victoria Jungfrau-Collection AG oder die Athris AG aus dem Beteiligungsimperium des Georg von Opel.

Ein Unternehmen ist streng genommen fundamental nicht mehr oder weniger wert, nur weil sich der Handelsplatz oder die Handelbarkeit ändert. Im Einzelfall kann es gleichwohl zu einer weiteren Einschränkung der Liquidität kommen, so dass liquiditätsorientierte Anleger oder Investoren, die kraft ihres Anlagereglements nur in „kotierte“ Titel investieren dürfen, in eine Entscheidungssituation gezwungen werden, die dann zum Ende des „Lebenszyklus“ an der Börse zuungunsten des OTC-Handels ausfällt – nicht selten dann aber auch in einem längerfristigen Blickwinkel zuungunsten der Performance!

Da wir das Private Equity-Portfolio der STI AG nicht im Detail kennen und auch dessen Wert in einem Liquidationsszenario von aussen schlecht beurteilen können, verzichten wir hier bewusst auf Aussagen zu einem möglichen Liquidationserlös. Dieser ist letztlich auch von vielen verschiedenen, ex ante schwer bestimmbaren Variablen abhängig und heute ohne genaue Kenntnis der Situation in den Portfoliounternehmen kaum seriös prognostizierbar. Mit der Kapitalrückzahlung im November 2013 wurde nach unserer Einschätzung der überwiegende Teil des Portfoliowertes bereits an die Aktionäre zurückgezahlt, so dass ein etwaiger Kauf auf Basis des Brief-Kurses (z.Zt. 9.95 CHF) nicht zuletzt aufgrund der Dauer der Liquidation und ihrer Kosten vordergründig aufgrund des früheren 2012-NAV im Bereich knapp unter 21 CHF (vor Kapitalrückzahlung) wenig aussichtsreich und riskant erscheint.

STI-Aktionäre sind gut beraten, die GV am 20. März 2014 zu besuchen und dort Informationen über einen möglichen Liquidationserlös auf Basis aktueller Portfoliowerte und ihrer Realisierbarkeit von den Organen zu verlangen. Im Einzelfall könnte, gerade mit Blick auf die vermutete Dauer der Liquidation, auch ein Verkauf über OTC-X gerade für kleinere Aktionäre, die mit der tiefen Liquidität im Titel besser umgehen können, eine valable Alternative zu einem „Durchhalten“ bis zum Vollzug der Liquidation sein. Selbst bei einem Verkauf zum aktuellen Geld-Kurs über OTC-X wären verbliebene STI-Aktionäre heute in jedem Fall – die Nennwertrückzahlung von 12 CHF eingerechnet – bessergestellt als jene Aktionäre, die ihre Aktien an der BX in den Monaten seit Ankündigung der Dekotierung im März 2013 unterhalb von 15 bis 16 CHF verkauft haben.

Thorsten Grimm, 4. März 2014.

Generalversammlungen: Termine jetzt auf schweizeraktien.net

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GV-Hochsaison
Von März bis Juni ist GV-Hochsaison. Bild: © Peter Atkins – Fotolia.com

Ende Februar hat die Saison der Generalversammlungen (GV) begonnen. Bis Anfang Juli finden nun laufend GVs von börsenkotierten und nichtkotierten Schweizer Aktiengesellschaften statt. Damit Sie als Leser des Blogs „nebenwerte.schweizeraktien.net“ stets über die aktuellen GV-Termine der auf OTC-X gehandelten Gesellschaften informiert sind, publizieren wir ab sofort einen Terminkalender unter „nebenwerte.schweizeraktien.net/gv-termine/„.

Wir werden die Terminübersicht laufend aktualisieren. Dabei möchten wir Sie bitten, uns bei der Zusammenstellung der Termine zu unterstützen. Sofern Sie feststellen, dass ein Termin fehlt, können Sie uns den Termin unter Angabe von Firmenname, Datum, Uhrzeit und Ort gerne an info@schweizeraktien.net senden. Herzlichen Dank!

Medibank AG: Investoren aus Abu Dhabi wollen Zuger Privatbank kaufen

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An der Generalversammlung der Zuger Privatbank Medibank wurde am Freitag, 28. Februar, über die Zukunft des Instituts informiert. Ursprünglich hätten die Aktionäre die ordentliche Liquidation der Bank beschliessen sollen. Doch dann kam alles anders. Noch kurz vor der Generalversammlung stimmte der zweite Mehrheitsaktionär, Bruno De Nicolò, dem Verkauf seiner Anteile (33% der Stimmen) zu und machte so den Weg für den Verkauf der Bank frei. Hans-Rudolf Rahm (49% der Stimmen) hatte dem Verkauf schon früher zugestimmt und weilte während der GV im Ausland. Ohne die Zustimmung der beiden Hauptaktionäre, die seit etwas mehr als einem Jahr ihre Differenzen teilweise offen austrugen (siehe Blog-Beitrag vom 22.4.2013), wäre eine Liquidation unausweichlich gewesen. Verwaltungsratspräsident Adrian Leuenberger macht nochmals deutlich, dass angesichts der auf 275 Mio. CHF (per Ende 2013) stark zurückgegangenen Basis an verwalteten Vermögen eine Neupositionierung der Bank nur schwer möglich gewesen wäre. Nun wird die Bank also verkauft. Käufer wird ein Investor aus dem Emirat Abu Dhabi sein. Dabei handelt es sich um die „Bin Aweidha al Rajhi Holdings Co.LLC“, wie Michael Gale, CEO der amerikanischen Finanzfirma „Grammercy Millenium Group„, erklärte. Gale hatte in den letzten Monaten die Verhandlungen für den Käufer aus Abu Dhabi geführt. Die künftigen Eigentümer wollen auf der Basis der Medibank eine Schweizer Privatbank mit dem Fokus auf vermögende Privatkunden in den aufstrebenden Schwellenländern entwickeln. Dabei möchten sie auch mit dem bestehenden Management der Bank zusammenarbeiten. Ob der Verkauf der Medibank allerdings wirklich zustande kommt, hängt nun vor allen Dingen von der Zustimmung der Aufsichtsbehörde Finma ab.

Gale kündigte in einer kurzen Ansprache während der Generalversammlung auch an, den Minderheitsaktionären der Bank ein Angebot machen zu wollen. Zum Preis äusserte er sich allerdings nicht. Auf Nachfrage, ob die Minderheitsaktionäre ihre Namen- und Inhaberaktien zum gleichen Preis wie die Grossaktionäre verkaufen könnten, erklärte er, dass die Mehrheitsaktionäre gewisse Gewährleistungspflichten aus dem Verkauf übernommen hätten, die bei den Minderheitsaktionären wegfallen würden. Daher müssten die übrigen Aktionäre mit einem anderen Preis rechnen. Michael Gale betonte aber, dass seine Investoren den Kauf von 100% der Anteile anstrebten. Verkaufswillige Aktionäre sollten sich beim Management der Medibank melden.

Nach den neuesten Entwicklungen hatte der Verwaltungsrat während der Generalversammlung entschieden, den Antrag auf Liquidation abzulehnen. Zudem gab es im Rahmen der GV noch zahlreiche Diskussionen über die Sonderprüfung der Finanzmarktaufsicht Finma, die im letzten Jahr durchgeführt wurde. Zu den Ergebnissen der Prüfung durfte der VR allerdings keine Auskunft geben, da dies von die Finma untersagt wurde. Allerdings hat die Privatbank, die zum grossen Teil insbesondere über deutsche Kunden verfügt, zwischenzeitlich interne Prozesse, wie von der Aufsichtsbehörde gefordert, angepasst. Die Sonderprüfung sowie Rückstellungen für mögliche Strafzahlungen im Zusammenhang mit dem US-Steuerstreit hatten im Geschäftsjahr 2013 zu einem Verlust von 3.5 Mio. CHF geführt (siehe Blog-Beitrag vom 10.2.). Wie der VR an der Versammlung berichtete, hat sich die Medibank im US-Steuerstreit für die Kategorie 2 entschieden. Allerdings konnten bisher gerade einmal ein Dutzend US-Kunden unter den Kunden der Medibank identifiziert werden, wobei noch nicht einmal klar sei, ob diese überhaupt US-Recht verletzt hätten. Zum Abschluss der GV wählten die Aktionäre noch Dr. Richard Baumgartner, Pierre Schaerer und Carlo de Paoli in den Verwaltungsrat. Sie ersetzen Adrian Leuenberger, Manfred Gilles und Ernst Bütler, die nicht mehr zur Wahl antraten.

Die Details zur Übernahme der Medibank-Aktien fehlen derzeit noch. Daher ist es für eine Aussage zum Preis zu früh. Die Inhaberaktien wurden auf OTC-X zuletzt zu Kursen von 900 CHF gehandelt. Der Kurs für die Namenaktien lag bei 120 CHF. Gemäss Jahresabschluss 2013 beträgt der Buchwert pro Inhaberaktie rund 1’575 CHF. Ob der Käufer allerdings bereit sein wird, einen Preis in dieser Höhe zu zahlen, darf bezweifelt werden. Sobald uns weitere Informationen zum Vorgehen und dem Angebotspreis vorliegen, werden wir dies in unserem Blog kommentieren. Sicher ist allerdings auch, dass der Verkauf ohne die Finma-Zustimmung nicht zustande kommt. Sollte die Aufsichtsbehörde ihr Veto einlegen, müssten die Aktionäre doch noch der Liquidation zustimmen.

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Hinweis in eigener Sache:

Sind Sie interessiert an der Entwicklung der Schweizer Regionalbanken? Dann besuchen Sie unseren Branchentalk „Regionalbanken“ am 22. Mai um 16 Uhr in Zürich. Das Programm und die Online-Anmeldung finden Sie hier.

Bergbahnen: steiler Weg zum Rendite-Gipfel

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Dass der Weg zum Gipfel steinig und voller Herausforderungen ist, müssen derzeit die Schweizer Bergbahnen feststellen. Denn die langfristige Tendenz für diese wichtige Branche in der Schweizer Tourismusindustrie zeigt seit mehreren Jahren talwärts. Im Vergleich zu anderen Ländern verlieren die Schweizer Bergbahnen in der Wintersaison Gäste, wie der Rückgang der Skier Days in unserer gestern veröffentlichten Branchenanalyse Bergbahnen zeigt. Die unvorteilhafte Währungssituation, das geringere Interesse am Skisport allgemein und die Konkurrenz durch günstige Flugreiseangebote machen den Bahnbetrieben zu schaffen.

Eine Möglichkeit, diesem Trend entgegenzuwirken, stellt die Fokussierung auf neue Gästegruppen aus dem asiatischen Raum dar. Allerdings gelingt die Kompensation der rückläufigen Ersteintritte von Schweizern und europäischen Gästen durch Besucher aus den BRIC-Staaten nur den grossen, auf einen Ganzjahresbetrieb ausgerichteten Bergbahnunternehmen. Sie kommen in der Hauptsaison bereits an Kapazitätsgrenzen. Kein Wunder, dass auch diese Bahnunternehmen im Branchenvergleich am besten abschneiden und für den Investor dank regelmässiger Ausschüttungen eine gute Anlagemöglichkeit darstellen. Die anderen der zwölf analysierten Aktien eignen sich vor allem wegen der Naturaldividenden als Anlage für Personen mit einem Bezug zur Region.

Eine weitere grosse Herausforderung für mehr als zwei Drittel der Bahnen ist die Finanzierung künftiger Investitionen. Aufgrund der vorliegenden Kennzahlen ist davon auszugehen, dass nur rund 10% von 48 analysierten Bahnbetrieben anstehende Ersatzinvestitionen aus eigener Kraft finanzieren können.

Aus diesem Grund und weiteren Gründen sind die meisten Bergbahnaktien Liebhaber-Titel. Neben den Jungfrau-, Titlis- und Pilatusbahnen verfügen auch noch die Schilthornbahnen über eine gewisse Anlagequalität. Die Auswahl an Bergbahnaktien ist auf OTC-X mit 70 Aktiengesellschaften zwar gross. Allerdings schaffen nur wenige den Aufstieg zum Rendite-Gipfel, wie unsere Branchenanalyse zeigt.

Spar+Leihkasse Riggisberg: beendet aggressiven Wachstumskurs

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Felix Graber
Felix Graber räumt derzeit bei der SLR auf und sucht nach einer neuen Bankleitung. Bild: zvg

Immer wieder starten kleinere Banken den Versuch zu wachsen, indem sie aus ihrem Stammgebiet ausbrechen und neue Kunden in angrenzenden Regionen oder gar der ganzen Schweiz gewinnen wollen. Auch der Verwaltungsrat der kleinen Spar+Leihkasse Riggisberg (SLR) hatte sich vor drei Jahren zum Ziel gesetzt, aus der vorwiegend lokal verankerten Bank mit einer Bilanzsumme von 470 Mio. CHF die viertgrösste Regionalbank im Kanton Bern zu formen. Für diese Aufgabe wurde Andreas Petrikis engagiert, der als Nachfolger des langjährigen Bankleiters Ernst Hirsig ab 2011 für die Mitgestaltung des Wachstumskurses als neuer Vorsitzender der Geschäftsleitung verantwortlich war. Ein neuer Internetauftritt, Werbespots mit Musiklegenden wie Polo Hofer und andere Marketingmassnahmen sollten dazu beitragen, den Bekanntheitsgrad der SLR zu steigern. Auf das Ausleihungswachstum hatte dies positive Auswirkungen: Die Ausleihungen wuchsen 2012 um mehr als 14% auf 389 Mio. CHF (siehe untenstehende Grafik). Trotz der mit einem aggressiven Wachstumskurs verbundenen Risiken, deren sich die Gremien der SLR laut Aussagen im Geschäftsbericht 2012 „bewusst seien“, bestätigte die Bank in diesem Bericht ihren Kurs. „Die SLR verfolgt auf Unternehmensebene weiterhin eine Wachstumsstrategie, hat sich in Bezug auf den Wettbewerb für eine Differenzierungsstrategie entschieden und wird sich in der Marktbearbeitung auf die Bereiche Markt- und Produktentwicklung sowie Diversifikation konzentrieren“, heisst es dort im Februar 2013. Knapp acht Monate später ist die vermeintliche Erfolgsstory am Ende: Andreas Petrikis verlässt die SLR Ende Oktober 2013 wegen „unterschiedlicher Auffassungen über die Unternehmensführung“, so eine Medienmitteilung. Mit der Publikation des Jahresabschlusses 2013 zeigt sich aber, dass die kleine Bank mit dem aggressiven Expansionskurs offenbar überfordert war. Das Resultat ist ein um 20% tieferer Bruttogewinn von 2.5 Mio. CHF, ein Zwischenergebnis von Minus 7.3 Mio. CHF und Wertberichtigungsbedarf von 9.4 Mio. CHF, der nur mittels Auflösung von stillen Reserven in Höhe von 8.7 Mio. CHF gedeckt werden konnte. Unter dem Strich verblieb ein Gewinn von 1.15 Mio. CHF (siehe Geschäftsbericht 2013). Der Generalversammlung am 8. März 2014 soll die Ausschüttung einer gleichbleibenden Dividende von 125 CHF je Aktie vorgeschlagen werden.

Doch was ist genau schief gelaufen, bei der Umsetzung der Wachstumspläne im Gantrischgebiet? Felix Graber, der im Oktober 2013 die Geschäftsleitung interimistisch übernommen hat, versucht angesichts des hohen Wertberichtigungsbedarfs etwas zu relativieren. Bei den 9.7 Mio. CHF handle es sich nicht nur um Geschäfte, bei denen mit Ausfällen gerechnet werde. Die SLR habe vielmehr aus Vorsichtsgründen Rückstellungen in dieser Höhe gebildet. Graber gibt sich überzeugt, dass die Bank die gebildeten Rückstellungen nicht in vollem Umfang benötige, da der Anteil der gefährdeten Forderungen wesentlich kleiner ist. Dass die Wachstumspläne nicht so aufgegangen seien, wie es sich die damaligen Geschäftsleitung und der VR erhofft hätten, hänge aber nicht nur mit den getätigten Geschäften zusammen. „Die ganze Organisation war nicht für derartige Schritte ausgelegt und daher teilweise auch überfordert“, erklärt Graber. Interne Kontrollsysteme hätten versagt. Dies erklärt auch, warum Mitarbeiter wie der langjährige Kommerzchef Jürg Stettler das Unternehmen verlassen hätten. Felix Graber ist jedoch zuversichtlich, dass die SLR nach der Bereinigung der schwierigen Situation mit einer neuen Führung und dank der soliden Bilanz (Eigenmitteldeckungsgrad: 227%) auch künftig erfolgreich sein wird. Allerdings werde 2014 nochmals ein Übergangsjahr, so das Interimschef. Klar sei aber auch, dass die Bank nun einen Gang zurückschalten müsse und sich auf das Kerngebiet konzentrieren werde. „Das Geschäft im Radius von 30 Kilometern haben wir im Griff“, sagt Graber. In diesem Gebiet wolle die Bank auch in Zukunft wachsen, aber nicht um jeden Preis. Die jährliche Wachstumsrate liegt bei 4 bis 5%. Felix Graber weiss, wovon er spricht, hat er in den letzten 10 Jahren nicht weniger als drei Regionalbanken interimistisch geleitet und dabei die jeweiligen Banken stabilisiert und auf den Erfolgspfad zurückgeführt.

Wenn Banken im Teich der anderen fischen gehen, kann dies ganz schnell schief gehen. Zu gross ist die Gefahr, dass eine neue Bank in einer ihr weniger vertrauten Region nur die schlechten Geschäfte erhält, die von vor Ort vertretenen Banken verschmäht wurden. Das musste die Glarner Kantonalbank (GLKB) im Jahr 2008 schmerzhaft erfahren, als der umtriebige GLKB-Chef Bernt Arpagaus durch eine grosszügige Kreditvergabe in Nachbarkantonen faule Kredite in Höhe von 64 Mio. CHF anhäufte. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung wurden seinerzeit ausgewechselt und der Kantonalbank ein Neustart verpasst. Ganz so schlimm sieht es in Riggisberg und dem Gantrischgebiet nicht aus. Dennoch bleiben nach dem Weggang von Petrikis auch Veränderungen im VR nicht aus. So werden VR-Präsident Urs Stoller an der GV zurücktreten und auch Walter Steiner nicht mehr zur Wahl antreten. Stattdessen sollen die Aktionäre Erika Ingold-Schmutz und Thomas Hirsig neu in den VR wählen. Mit diesem Wechsel auf Stufe Verwaltungsrats initiiert die Bank den Generationenwechsel und stärkt ihre Corporate Governance. Der Aktienkurs hat binnen Jahresfrist um knapp 20% verloren. Die Namenaktien der Gesellschaft werden derzeit zu Kursen um die 6’100 CHF auf OTC-X gehandelt. Bei einem Buchwert von 11’289 CHF je Aktie beträgt der Kurs knapp die Hälfte des Buchwertes. Auch die Dividendenrendite von 2.1% ist mit anderen Regionalbank-Aktien vergleichbar. Nachdem die kritischen Positionen durchleuchtet wurden und nun auf dem Tisch liegen, dürfte der Aktienkurs auf dem aktuellen Niveau seinen Boden gefunden haben. Sofern sich das Geschäft wieder stabil entwickelt und keine neuen Ungereimtheiten auftauchen, könnte die Aktie ihren vergleichsweise hohen Discount zum Buchwert wieder etwas abbauen. 

Quelle: Geschäftsberichte SLR 2003-2013

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Hinweis in eigener Sache:

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Stadtcasino Baden AG: wechselt Bilanzierung ab 2013 auf IFRS

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Bild: Grand Casino Baden

Eigentlich zeigt der Trend in eine andere Richtung: In den letzten sechs Jahren wechselten rund zwei Dutzend börsenkotierte Firmen vom internationalen Rechnungslegungsstandard IFRS zu Swiss GAAP FER (vgl. untenstehende Tabelle). Daher überraschte die Stadtcasino Baden-Gruppe umso mehr mit ihrer Mitteilung, dass sie künftig nach IFRS rapportieren wird. Bisher erfolgte der Jahresabschluss der Stadtcasino Baden AG nach dem Mindeststandard Obligationenrecht (OR). Lediglich die Tochterunternehmen Spielbank Baden AG (Beteiligung: 100%) und Casino Davos AG (Beteiligung: 90%) mussten aufgrund der Vorschriften der Spielbankenkommission ESBK nach IFRS bilanzieren.

Die 24 börsenkotierten Unternehmen, die von IFRS auf Swiss GAAP FER wechselten, haben in empirischen Studien vielfältige Motive für ihren Entscheid angegeben. Dazu gehören u.a. die Verringerung der Kosten, die Vereinfachung der Abläufe, die hohe und weiter steigende Komplexität der IFRS, eine mögliche Verrechnung des Goodwills mit dem Eigenkapital, der mögliche Wegfall aktuarieller Bewertung der Verbindlichkeiten für Personalvorsorge, die zunehmende Detailregelung durch IFRS. Kurzum: Sie haben keinen Zusatznutzen gesehen, den ihnen die Rechnungslegung im Vergleich zu Swiss GAPP FER gebracht hätte. Eine Übersicht zum Direktvergleich IFRS / Swiss GAAP FER findet sich u.a. hier bei der Beratungsgesellschaft BDO.

Warum also hat sich der Verwaltungsrat der Stadtcasino Baden AG trotz des gegenläufigen Trends für den Wechsel von OR zu IFRS entschieden? In einem Aktionärsbrief und der Medienmitteilung weist die Gesellschaft auf eine „transparentere Kommunikation gegenüber den Aktionären und anderen Interessensgruppen“ sowie die „bessere Messbarkeit der Performance im nationalen wie im internationalen Vergleich“ hin. Für ein OTC-gelistetes Unternehmen der Grösse von der Stadtcasino Baden AG mit einem prozentual hohen Anteil der Einwohnergemeinde Baden (51%) sowie der Gauselmann-Gruppe (10%) bei einem Umsatz von „nur“ gut 55 Mio. CHF (2012) erscheint ein solcher Schritt einer IFRS-Öffnung auf den ersten Blick ungeachtet der genannten Vorteile zumindest ungewöhnlich. Auch hätte ein Wechsel von OR zur Swiss GAAP FER auch zu einer transparenteren Kommunikation beigetragen. Auch die angekündigte Aufnahme in dem OTC-X Premium-Index der Berner Kantonalbank (BEKB) wäre mit Swiss GAAP FER möglich gewesen.

Auf unsere Nachfrage hin erklärte Finanzchef Marcel Tobler: „Mit dem Schritt zu IFRS möchten wir primär sicherstellen, dass auch in den Ländern, in welchen wir uns für eine Konzession bewerben, die Konzernrechnung unserer Gruppe einfach verstanden wird. Dies wäre mit Swiss GAAP FER nicht der Fall. Ebenfalls sind wir aufgrund der Verordnung über Glücksspiele und Spielbanken in der Schweiz verpflichtet, für die Spielbanken in Baden und Davos eine Jahresrechnung nach IFRS zu erstellen. Daher würde ein Konzernabschluss nach Swiss GAAP FER einen erhöhten Aufwand bei der Konsolidierung bedeuten“. Die Stadtcasino Baden AG erhoffe sich von diesem Schritt, dass die Änderungen die wirtschaftliche Lage der Gruppe klarer darstellen würden und ein neues Bilanz-Bild der Gruppe entstehe.

Die Umstellung von IFRS zu Swiss GAAP FER – also das „Downsizing“ im Rechnungslegungsstandard – führte auch nach Kapitalmarktuntersuchungen in der Schweiz zu keinen bedeutenden positiven wie negativen Kapitalmarkteffekten, so dass die These berechtigt sein könnte, dass Veränderungen im Bilanzierungsstandard aus Anlegerperspektive von nur untergeordneter Relevanz sind und andere Aspekte viel entscheidender für die Kursentwicklung sind als Standard A oder B.

Im Kern wollen wir uns dieser These anschliessen, wenngleich wir das „Upsizing“ aus den „OR-Niederungen“ in Richtung internationale Reportings-Standards wie IFRS längerfristig in Abhängigkeit der operativen Entwicklung als ein eher positives Signal für Aktie und Unternehmen einschätzen. Bisher gut versteckte Werte und Ertragspotenziale könnten so künftig freigelegt werden, was dann auch im Interesse der Aktionäre ist. Zudem können mit einem neuen, internationalen Rechnungslegungsstandard im internationalen Umfeld auch neue Investoren an ein Unternehmen herangeführt werden.

Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die gemeldete Umstellung auf die folgenden Jahresabschlüsse auswirkt. Für eine diesbezügliche Aussage ist es mit den öffentlich bekannten Informationen zu früh. Aktionäre sind jedenfalls gut beraten, die konkrete Ausgestaltung des „Systemwechsels“ abzuwarten und in der Überleitungsrechnung eng zu beobachten. Wir erwarten allerdings keine sehr grossen Veränderungen gegenüber den bisherigen Jahresabschlüssen. Lediglich die Verrechnung des Goodwills von 36.9 Mio. CHF aus der Übernahme der 49%-Anteile der Spielbank Baden AG mit dem Eigenkapital dürfte zu einer niedrigeren EK-Quote führen. Andere positive Effekte in der Erfolgsrechnung könnten durch Sonderkosten, wie z.B. das Lizenzgesuch für Wien, wieder egalisiert werden.

Kurzfristig erscheint uns die ebenfalls am 20. Februar 2014 gemeldete und von der Steuerverwaltung abgesegnete Klassifizierung von Reserven über 5.4 Mio. CHF als „Kapitaleinlagereserven“ in Relation zu den eher technischen Reporting-Standards als das „positivere“ Ereignis. Die Kapitaleinlagereserven erlauben zukünftige Ausschüttungen, welche für sämtliche Aktionäre von der eidgenössischen Verrechnungssteuer und für Privatanleger mit Wohnsitz in der Schweiz von der Einkommenssteuer befreit sind. Ausgehend von 100’000 Aktien entspräche dies einem steuerfreien Ausschüttungsvolumen von 54 CHF/Aktie bzw. 9 % bezogen auf die letzten Kurse. Mit einem zuletzt bezahlten Kurs von 600 CHF hat die Stadtcasino Baden AG seit Anfang Jahr bereits um gut 18% zulegen können und gehört damit zu den Top-Performern des OTC-Segments. Ein Argument für die Aktie ist neben der optisch moderaten Bewertung in einer schwierigen Branche die hohe Dividendenrendite um 4%.

SIX-Emittenten: Wechsel von IFRS zu SWISS GAAP FER

IFRS

Acrevis Bank AG: „Die Fusion zahlt sich nun aus“

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Stephan Weigelt, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Acrevis Bank AG
Stephan Weigelt, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Acrevis Bank AG. Bild: zvg

Die Ostschweizer Regionalbank acrevis Bank AG ist im letzten Jahr wieder gewachsen. Dank der Akquisition der Sparkasse Wiesendangen, aber auch aufgrund einer starken Zunahme der Hypothekarkredite um 9.1%, gelang es der Bank, die Bilanzsumme um 8.1% auf knapp 3.8 Mrd. CHF auszuweiten und den Gewinn auf allen Stufen zu steigern. Der Reingewinn erreichte 17.3 Mio. CHF (plus 1.1%). Für 2013 wird wieder eine Dividende von 32 CHF je Aktie beantragt. Dass es acrevis entgegen dem Branchentrend auch gelang, den Erfolg aus dem Zinsengeschäft um 10% zu steigern, sei laut CEO Stephan Weigelt eine Folge der in 2011 erfolgten Fusion aus swissregiobank und Bank CA St. Gallen. Im Interview mit „schweizeraktien.net“ erklärt Weigelt auch, dass sich aus dem Effizienzsteigerungsprogramm FIT in diesem Jahr positive Effekte auf der Aufwandseite zeigen dürften. Zudem erwarte die Bank ein geringeres Ausleihungswachstum im Bereich gegen 5%.

Herr Weigelt, Sie sprechen in Ihrer Medienmitteilung davon, dass Ihr „FIT“-Projekt zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit weit fortgeschritten sei und erste Früchte trage. Wie gross war das bisherige Sparpotenzial, und welche Auswirkungen wird das Projekt auf den Aufwand im laufenden Geschäftsjahr haben?

Diese Frage kann man nicht einfach beantworten. Im Jahr 2013 stehen den ersten Einsparungen erwartungsgemäss auch FIT-Aufwendungen gegenüber. Dazu gehören Unterstützungsmassnahmen für Mitarbeitende, die eine andere Stelle suchen mussten, und Rückbauaufwendungen an Standorten, die wir geschlossen haben. Unser Ziel war es, mit FIT rund 10% Kosten zu sparen. Allerdings haben auch andere Projekte und Vorhaben auf die Kostenentwicklung Einfluss. Konkrete Prognosen bezogen auf eine Rechnungsperiode sind deshalb nicht sinnvoll.

Bis wann wollen Sie die 10% einsparen?

Der grösste Teil der Einsparungen dürfte im Jahr 2014 zu Buche schlagen. Ein Rest bleibt dann noch für das Jahr 2015. Allerdings lässt sich wegen der anderen Projekte, wie beispielsweise dem US-Steuerprogramm und FATCA, nicht sicher sagen, dass der Aufwand in diesem Jahr deutlich zurückgeht. Die Ungewissheiten, dass neue Einflüsse Wirkung zeigen, sind nicht zu unterschätzen.

In 2013 ist die Cost/Income-Ratio (CIR) auf 61.8% gestiegen. Wo liegt der Zielbereich, und bis wann wollen Sie diesen erreichen?

Unser Zielwert liegt bei 55%. Auf einen Zeitraum wollen wir uns aufgrund der sehr volatilen Märkte allerdings nicht festlegen. Unsere Cost/Income-Ratio ist auch nicht mit den klassischen Regionalbanken zu vergleichen. Aufgrund unserer Stärke im Private Banking-Bereich – wir haben im letzten Jahr rund 40% unserer Erträge im zinsindifferenten Geschäft erzielt – weisen wir auch eine andere Kostenstruktur auf.

Das Wachstum im Hypothekarbereich lag, ohne den Beitrag der SPK Wiesendangen, bei 9.1%. Im Vergleich zu anderen Regionalbanken, die ihre Ausleihungen bewusst gedrosselt haben, ist dies noch recht hoch. Wie steuern Sie hier die Risiken?

Einerseits führen wir mit realistischen – sprich nicht zu hohen – Zielsetzungen und einem eher zurückhaltenden Anreizsystem. Andererseits bestehen konkrete Richtlinien, Limiten und Kompetenzregelungen sowie Kontrollen verbunden mit einem ausgefeilten Controllingsystem. Wichtig ist uns unter anderem, dass der Kreditausschuss der Geschäftsleitung nebst den Geschäften, die sie bewilligt, sämtliche übrige Geschäfte mindestens zu Kenntnis nimmt. So gewährleisten wir einen hohen Kenntnisstand in der Geschäftsleitung über die Kunden und die Praxis bei der Kreditsprechung. Und damit kann natürlich auch konkret Einfluss  genommen werden.

Also sind Sie trotz der hohen Steigerung der Ausleihungen keine grösseren Risiken eingegangen?

Nein. Wir konnten durch eine aktivere Marktbearbeitung entsprechende Marktanteile in unserem Geschäftsgebiet gewinnen. Wenn Sie zudem die Zunahme der Ausleihungen über einen 10-Jahres-Zeitraum anschauen, werden Sie feststellen, dass wir ein moderates Wachstum aufweisen.

Welche Entwicklung sehen Sie im Immobilienmarkt in Ihrer Kernregion? Gibt es auch hier Überhitzungen oder sogenannte Hotspots?

Die Marktentwicklung um den Zürichsee ist besonders bemerkenswert. Punktuell gibt es auch in der Umgebung der Stadt St. Gallen überdurchschnittliche Entwicklungen. Man muss sicher generell zunehmend vorsichtiger werden. Vermehrt hört man auch, dass sehr teure Objekte nicht mehr so rasch und zu Höchstpreisen die Hand wechseln. Demnach gibt es Anzeichen, dass bereits Zeichen der Beruhigung zu erkennen sind. Für die kommende Entwicklung sind die Faktoren Zinsentwicklung und Einwanderung sehr wichtig. Bei der Zinsentwicklung sehen wir tendenziell eher ein leichtes „Anziehen“. Betreffend Einwanderung ist es aufgrund der bemerkenswerten Volksabstimmung zu früh, um eine Aussage zu machen.

Wenn Sie davon sprechen, dass man „generell zunehmend vorsichtiger“ werden müsse, dürften die Ausleihungen in diesem Jahr nicht mehr im gleichen Umfang wie im Vorjahr zulegen.

Es ist weiterhin unsere Zielsetzung, auch im Hypothekargeschäft deutlich zu wachsen. Dies ist eine Notwendigkeit, um sich langfristig zu behaupten zu können. Allerdings dürfte das Wachstum in diesem Jahr eher in der Nähe der 5%-Marke liegen.

Wie hat sich die Zinsmarge entwickelt?

Wir machen dazu keine konkreten Aussagen. Allerdings können wir sagen, dass sie stabil ist und sich auf einem tiefen Niveau befindet. Man kann hoffen und aktuell annehmen, dass wir bei der Zinsmarge den Boden gefunden haben.

Laut Erfolgsrechnung ist der Erfolg aus dem Zinsengeschäft in 2013 um 10% auf 41 Mio. CHF gestiegen. Angesichts der aktuellen Zinssituation und dem Margendruck ist dies ungewöhnlich. Ist dieser Effekt auf die erstmalige Konsolidierung der SPK Wiesendangen zurückzuführen oder gibt es noch andere Faktoren?

Vom Zinsmehrertrag stammt rund die Hälfte aus der Integration der SPK Wiesendangen. In unserem bisherigen Geschäft ist der Zinserfolg vor allem wegen einer Verbesserung der Bilanzstruktur entstanden, welche auf die Fusion der Swissregionbank und der Bank CA St. Gallen im Jahr 2011 zurückzuführen ist. Die Bank CA hatte vor der Fusion mit 130 bis 140% einen Überschuss an Kundengeldern, während die swissregiobank einen Deckungsgrad um 80% aufwies. Per Ende 2013 konnten 94.6% der Ausleihungen durch Kundengelder gedeckt werden. Damit zeigt sich, dass die Fusion zu einer Win-win-Situation für beide damaligen Banken geführt hat. Mit anderen Worten: Die Bilanz wurde rentabilisiert. Die Fusion zahlt sich nun aus.

Wie wird sich das laufende Geschäftsjahr entwickeln?

Wir sind gut in das neue Jahr gestartet. Aber das Jahr ist noch jung, und es gibt ja eher immer mehr Ungewissheiten auf dieser Welt. Aus diesem Grund sind wir mit Prognosen generell zurückhaltend. Einerseits gibt es verschiedene positive Indikatoren und Entwicklungen. Andererseits sind wichtige Probleme, wie beispielsweise der Verschuldung vieler Staaten, nicht wirklich gelöst, so dass permanent ein Risiko besteht, dass es zu Verwerfungen kommen kann. Wenn solche ausbleiben, bestehen gute Chancen, im Geschäftsjahr 2014 das Niveau des Vorjahres zu erreichen.

Der Aktienkurs der acrevis-Aktien hat sich in den letzten zwölf Monaten seitwärts entwickelt. Derzeit werden die Namenaktien auf OTC-X für 1’130 CHF gehandelt. Gemessen an den vorliegenden Kennzahlen der Bilanz- und Erfolgsrechnung ist der Titel auf Basis des ausgewiesenen Gewinns mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 19 bewertet und notiert leicht über dem ausgewiesenen Buchwert von 1’032 CHF. Angesichts der erfolgreichen Integration der SPK Wiesendangen, den zu erwartenden positiven Auswirkungen des FIT-Programms und der Effekte aus der Fusion der zwei Ostschweizer Bankhäuser dürfte das Ergebnis künftig weiterhin solide sein. Mit einer Dividendenrendite von 2.9% gehört die Aktie zu den besseren Dividendenpapieren unter den ausserbörslich gehandelten Regionalbank-Aktien. Die Papiere eignen sich als Obligationenersatz. Zudem profitieren die Aktionäre von einem speziellen Aktionärskonto mit Vorzugszins. Die Generalversammlung findet am 28. März 2014 in St. Gallen statt.

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Hinweis in eigener Sache:

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Loeb Holding AG: Namenaktie „B“ – ein Liebhabertitel mit Substanz

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Das Loeb-Warenhaus in Bern am Bahnhofsplatz.
Das Loeb-Warenhaus in Bern am Bahnhofsplatz.

Seit dem 13. Januar 2014 werden die Namenaktien Serie „B“ der Berner Warenhausgruppe Loeb Holding AG auf OTC-X gehandelt (siehe Blog-Beitrag von 13.1.). Das Listing stellt ein Novum in der 130-jährigen Firmengeschichte des Familienunternehmens dar. Bisher konnten sich Investoren nur über den börsenkotierten Partizipationsschein (PS) an der Gesellschaft beteiligen. Mit der Namenaktie „B“ werden sie gleichwertige Aktionäre der Gesellschaft und dürfen auch an der Generalversammlung, die am 29. April stattfindet, teilnehmen. Obwohl sie auch über ein Stimmrecht verfügen, bleibt der Einfluss der neuen Aktionäre gering. Die Stimmenmehrheit liegt weiterhin mit 79.33% bei der VR-Delegierten Nicole Loeb, die als Vertreterin der fünften Generation das Unternehmen führt.

Nach einer erfolgreichen Konsolidierung des Warenhausgeschäfts Ende 2010 setzt die Loeb-Gruppe heute auf die zwei Standbeine „Detailhandel“ und „Immobilien“, wie wir in einer am 13. Februar 2014 veröffentlichten Unternehmensanalyse schreiben. Im Detailhandel setzt das Unternehmen mit den vier Warenhäusern der Marke „Loeb“, dem Musikgeschäft Krompholz und weiteren Geschäften für Textilien und Accessoires rund 100 Mio. CHF im Jahr um. Die Immobiliensparte besteht aus Renditeliegenschaften und selbstgenutzten Immobilien mit einem Buchwert von 170 Mio. CHF. Mit der Übernahme der Ladengeschäfte der Scooter Fashiongroup ab Mai 2014 will das Unternehmen im Detailhandel weiter wachsen. Zudem ist der mittelfristige Ausbau des Immobilienportfolios vorgesehen. Dank einer soliden Bilanz mit einer Eigenkapitalquote von über 70% und einer Nettoverschuldung von unter 10 Mio. CHF kann die Loeb-Gruppe die Expansionsschritte aus eigener Kraft finanzieren. Für das Geschäftsjahr 2013 erwarten wir einen Anstieg des Nettoumsatzes auf 100 Mio. CHF. Das operative Ergebnis (EBITDA) dürfte mindestens 13.5 Mio. CHF und der Reingewinn rund 5 Mio. CHF erreichen. Da in der Regel 50% des Reingewinns als Dividende ausgeschüttet werden, wäre auch eine Erhöhung der Dividende von 3.80 CHF pro Namenaktie „B“ auf 4 CHF denkbar.

Die Namenaktien der Loeb Holding sind seit der Erstnotiz von 230 CHF auf 280 CHF gestiegen. Allerdings waren die Handelsvolumen mit 583 Stück bisher eher gering. Denn insgesamt verfügen die zwölf Altaktionäre aus dem Umfeld der Familie Loeb über 180’660 Namenaktien „B“, die theoretisch für den Handel zur Verfügung stehen. Allerdings sind die Namenaktien „B“ der Loeb Holding im Vergleich zur anderen Detailhandelsaktien (siehe Tabelle), aber auch zum Partizipationsschein, deutlich höher bewertet. Anleger, die heute in die Namenaktien „B“ investieren, zahlen daher auch eine Art Liebhaberprämie. Wer einen Bezug zum Unternehmen hat und gerne an der Generalversammlung teilnehmen möchte, kann allerdings angesichts des moderaten Wachstumskurses und der hohen Substanz der Gesellschaft mit einem Kauf der Aktie nicht viel falsch machen. Denn der ausgewiesene Buchwert pro Aktie liegt bei 358 CHF und damit immer noch 21.7% über dem aktuellen Kurs. Investoren, die auf das Stimmrecht verzichten und statt der GV lieber die PS-Versammlung besuchen möchten, sollten den PS (Kurs: 180.10 CHF) bevorzugen.

Menzi Muck AG: Nach Rekordjahr 2013 weiterhin auf der Erfolgsspur

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Bild: Menzi Muck
Das Firmengebäude von Menzi Much im Rheintal.
Das Firmengebäude von Menzi Muck in Widnau.

Die auf die Herstellung von Baggern spezialisierte Menzi Muck AG hat im vergangenen Jahr 2013 die Erlöse um hohe 14% auf 55 Mio. CHF gesteigert. Perfekt gelang die Ablösung des bisherigen Hauptumsatzträgers, des von der Menzi Muck entwickelten Schreitbaggers. Dieser wurde konzipiert für den Einsatz in steilen unwegsamen Gelände. Er unterscheidet sich von herkömmlichen Baggern dadurch, dass er nicht über ein Radlaufwerk verfügt, sondern mit vier Schreitbeinen ausgestattet ist (siehe Video auf Youtube). Die neue Generation sei von den Kunden sehr gut aufgenommen worden, erklärt der Geschäftsführer René Bürgler. Selbstverständlich seien Service und Ersatzteilversorgung für die früheren Generationen vollumfänglich gewährleistet. Die Nachfrage nach den neuen Baggern präsentiere sich sehr gut, bis Ende Mai 2014 seien derzeit die Produktionskapazitäten ausgelastet. Gut haben sich auch die Eigenmarken, deren Verkäufe im 2013 um 7% zulegten, entwickelt.

Im Jahr 2013 baute Menzi Muck ein neues Produktionsgebäude in Nitra in der Slowakei. Die Gesellschaft verfügt dort über Grundstücksflächen von rund 15’000 Quadratmetern, auf der sich Produktionsgebäude mit einer Fläche von 7’000 Quadratmetern befinden. Insgesamt wurden in der Slowakei rund 4 Mio. EUR, d.h. rund 5 Mio. CHF, investiert. Bis Ende März 2014 werden die Anlagen komplett fertiggestellt sein, und auch die aktuell noch im Bau befindliche Lackieranlage wird dann betriebsbereit sein.

Der Gewinn der Gesellschaft für 2013 wird den Vorjahreswert im zweistelligen Prozentbereich übersteigen. Für genauere Aussagen zum konsolidierten Abschluss sei es derzeit noch zu früh, erklärt Bürgler. Die zwei neuen Gesellschaften, die Menzi Muck Slovakia und die Menzi Muck Rent AG, welche für das Vermieten der Menzi Muck Bagger zuständig ist, werden den Abschluss verändern. Der Gewinn werde sich dennoch ansprechend positiv präsentieren. Es müsse allerdings berücksichtigt werden, dass die Sachabschreibungen die betrieblich notwendigen Werte übersteigen und Rückstellungen für den Umzug in das neue Werk in Nitra gebildet werden. Den Aktionären werde voraussichtlich eine Dividendenzahlung in Vorjahreshöhe beantragt.

Auch für das laufende Jahr zeigt sich Bürgler zuversichtlich. Er rechnet mit einem weiteren Anstieg der Erlöse bei den Eigenmarken und den Handelsprodukten in der Grössenordnung von 7%. Der Gewinn werde sich auch ansprechend entwickeln.

Die Menzi Muck AG wird einen sehr guten Jahresabschluss 2013 präsentieren können. Damit setzt das Unternehmen den Rekordkurs des Vorjahres fort. Auch für 2014 ist kein Ende des Wachstums in Sicht. Der hervorragend gemeisterte Generationswechsel beim Hauptprodukt und die neue Fabrikationshalle in Nitra stellen wichtige Meilensteine für Baggerhersteller dar. Diese beiden für den Zukunftserfolg matchentscheidenden Punkte wurden aus eigener Kraft gestemmt. Bei einem Investitionsvolumen von 5 Mio. CHF für die neuen Fabrikationshallen dürften die Ausbauten allenfalls marginale Spuren in der Bilanz hinterlassen, die sich mit einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von über 42% per Ende 2012 grundsolide präsentiert.

Angesichts der guten Zahlen verwundert es nicht, dass der Kurs der Aktien der Menzi Muck seit Jahresanfang um rund 8% und innert eines Jahres sogar um 31.6% zulegte. Auf der Basis des letztbezahlten Aktienkurses von CHF 5’500 auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank sind die Aktien nicht zu teuer. Unter der Annahme eines 10%igen Gewinnanstiegs auf der Basis der konsolidierten Zahlen werden die Aktien aktuell mit einem KGV von weniger als fünf für 2013 gehandelt. Als wenig attraktiv muss hingegen die Dividendenrendite von 1.7% unter der Annahme einer gegenüber dem Vorjahr gleichbleibenden Ausschüttung angesehen werden. Ebenfalls hat Menzi Muck keine Möglichkeit mehr, steuerfreie Ausschüttungen aus den Kapitaleinlagereserven auszurichten, da diese bereits komplett für Ausschüttungen verbraucht wurden. Eine allenfalls mögliche Nennwertreduktion steht für Menzi Muck nicht zur Debatte.

Grösste Aktionärin der Menzi Muck AG ist die Beteiligungsgesellschaft Rheintal Assets AG (siehe Blog Beitrag vom 5.12.13), die Ende 2012 eine Beteiligung von 74.05% an Menzi Muck ausgewiesen hat. Die Aktien der Rheintal Assets werden ebenfalls auf OTC-X zu Kursen um die 150 CHF gehandelt.

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