Die Generalversammlung der Hypi Lenzburg wurde auch in diesem Jahr von über zweitausend Aktionärinnen und Aktionären besucht. Alle Beitrags-Bilder: schweizeraktien.net/Boris Baldinger
Die 156. Generalversammlung der Hypothekarbank Lenzburg vom vergangenen Samstag stand ganz unter dem Eindruck von Abschied und Neubeginn. Abschied nahmen die zahlreichen anwesenden Aktionärinnen und Aktionäre von Gerhard Hanhart, der vor 28 Jahren erstmals in den Verwaltungsrat der Hypi Lenzburg gewählt wurde und seit 10 Jahren als Verwaltungsratspräsident fungierte. Hanhart will sich in Zukunft vermehrt seinen privaten Vorlieben widmen, aber dazu später.
Den Neubeginn markierte Silvan Hilfiker, seit 10 Monaten CEO und bei der GV erstmals derjenige, der dem Aktionariat den Geschäftsverlauf des vergangenen Jahres erläuterte.
Love Brand
«Die Hypi ist ein Love Brand», rief Hilfiker in den Saal. Wohl keine andere Bank hätte einen Kosenamen wie die Hypothekarbank Lenzburg. Einen solch populären Namen zu haben, sei einzigartig – und ein riesiges Kapital. Nicht nur für die Bank selbst, sondern auch für die Aktionärinnen und Aktionäre, für Kunden und Partner.
Eine Bank zum Verlieben: Silvan Hilfiker stellt den Love Brand Hypi Lenzburg vor.
Erfolgreiches Geschäftsjahr
Die Hypi blicke auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2024 zurück, freute sich Hilfiker. Und das trotz einem anspruchsvollen Umfeld. Denn die zunehmend regulatorischen Herausforderungen wie Basel III, die wirtschaftlichen Unsicherheiten durch das Zinsumfeld und die geopolitischen Risiken sowie der wachsende Wettbewerb machen auch vor den Lenzburgern nicht halt. Ein leichter Rückgang des Gewinns auf 20,5 Mio. CHF verdeutlicht dies, auch wenn der Vergleich zum Vorjahr insofern nicht zielführend ist, als dass das Geschäftsjahr 2023 ein überdurchschnittliches war.
Wachstum in allen Geschäftsfeldern
Aber davon abgesehen hatte Hilfiker nur Erfreuliches bekannt zu geben. So war in allen Bereichen Ertragswachstum zu verzeichnen und damit ein gesteigerter Geschäftsertrag auf 113,3 Mio. CHF (+2,1%). Das sei ein hervorragendes Ergebnis, weil man die rückläufigen Zinserträge durch Wachstum mehr als kompensiert habe.
Und auch wenn der Nettozinserfolg, die Hauptertragsquelle der Hypi, mit 81,6 Mio. CHF (-2,5%) leicht unter dem Vorjahr lag, verwies Hilfiker auf den Zinsertrag, der mit +5,7% deutlich gesteigert werden konnte. Und dies trotz der tieferen Verzinsung der Giro-Guthaben durch die Schweizerische Nationalbank SNB.
Insgesamt aber lag das Zinsniveau im vergangenen Jahr höher als im Vorjahr. Darüber dürfen sich die Hypi-Kunden freuen: Ihre Gelder wurden höher verzinst, was sich im Zinsaufwand manifestiert, der um 54% auf 35,2 Mio. CHF anwuchs.
Aufwand nimmt strategiekonform zu
Die zweitwichtigste Ertragsquelle, das Kommissionsgeschäft, das 14% zum Geschäftsertrag beisteuerte, kletterte um 1,7% auf 15,7 Mio. CHF. Dass die Erträge im Wertschriften- und Anlagegeschäft um 24,5% gestiegen seien, mache ihn besonders stolz, sagte Hilfiker.
Auf der Aufwandseite hätten die Personal- und Sachkosten strategiekonform zugelegt. Der Ausbau der Digitalisierung und des Finstar-Netzwerks seien durch zusätzliche Personalressourcen ermöglicht worden, so der CEO.
Rekordhohe Bilanzsumme
Mit Blick auf die Bilanz betonte Hilfiker den Anstieg von 4,9% der Bilanzsumme. Erstmals sei per Ende 2024 die 7-Milliardengrenze geknackt worden. Im Fünfjahresvergleich ist die Bilanzsumme damit um mehr als 20% angestiegen, was das Wachstum der Bank eindrücklich spiegle, so Hilfiker.
Erfolgreiche Beteiligungsstrategie
Die Beteiligungsstrategie der Hypi eröffnet Wachstumschancen, blickt Hilfiker voraus. Im Zusammenhang mit der Neuausrichtung und der Stärkung des Geschäfts im Banking-as-a-Service (BaaS) konnte die Hypi im Januar 2025 erfolgreich die Übernahme der Swiss Bankers Prepaid Services AG abschliessen. Zudem konnte im Herbst 2024 eine Beteiligung an der deutschen Sutor Bank mit Sitz in Hamburg erworben werden. Das schaffe die Basis für weiteres Wachstum – in der Schweiz und in der Europäischen Union.
Nebst der Beteiligung an der Sutor Bank sei eine Kooperation geplant, mit der beide Banken neue BaaS-Produkte auf einer gemeinsamen Plattform entwickeln könnten, führte Hanhart aus. Zum Einsatz komme dabei die Open-Banking-Plattform Finstar.
Grosse Zustimmung für alle Anträge des Verwaltungsrats
Den statutarischen Teil wickelte Verwaltungsratspräsident Hanhart gewohnt zielstrebig ab. Alle Anträge des VR zur Genehmigung des Lageberichts, des Vergütungsberichts und der Jahresrechnung fanden grosse Zustimmung bei den 2094 anwesenden und vertretenen Aktionärinnen und Aktionären. Auch die Wiederwahl der Verwaltungsräte hatte die überwältigende Unterstützung der Anteilseigner.
Der Rechtsanwalt Felix Muff wurde neu in den Verwaltungsrat gewählt.
Dabei kommt es im VR zu mehreren Mutationen. Susanne Ziegler stellte sich nicht mehr zur Wiederwahl zur Verfügung. An ihrer Stelle wurde der Rechtsanwalt Felix Muff in das Organ gewählt. Zudem trat nach 28 Jahren, davon 10 Jahre als VRP, Gerhard Hanhart aus dem VR zurück.
Gerhard Hanhart, der abtretende Verwaltungsratspräsident, erhielt aus den Händen von Silvan Hilfiker ein Bild als Abschiedsgeschenk. Ein weiteres Präsent in Form von Motorradreifen übergaben ihm die Mitglieder des Verwaltungsrats.
Er wurde sowohl von Silvan Hilfiker als auch von seinem Stellvertreter Thomas Wietlisbach gebührend verabschiedet. Dabei wurde seine Leidenschaft für das Motorradfahren mit einem Abschiedsgeschenk, bestehend aus zwei Motorradreifen, herausgestrichen.
Marianne Wildi wird neue VR-Präsidentin
Marianne Wildi wurde an der GV zur neuen VR-Präsidentin gewählt.
Zu Hanharts Nachfolgerin wurde Marianne Wildi gewählt, deren Verdienste als operative Führungskraft der Hypi von zahlreichen Schweizer Wirtschafts-Prominenten in einer Videoeinspielung gewürdigt wurden.
Einführung eines Kapitalbands
Für die Teilrevision der Statuten fand sich mühelos die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit. Der VR beantragte eine Ergänzung der Statuten, welche die Grundlage für die Einführung eines sogenannten Kapitalbands beinhaltet. Bei Bedarf kann der VR nun durch Ausgabe von maximal 36’000 neuen Aktien das Aktienkapital um maximal 9,36 Mio. CHF auf total 28,08 Mio. CHF erhöhen. Dabei könnten natürlich auch die Altaktionärinnen und -aktionäre vollumfänglich partizipieren, beantwortete Hanhart eine entsprechende Frage aus dem Publikum.
Zufriedenes Aktionariat
Die Aktionärinnen und Aktionäre waren am Ende der GV rundum zufrieden mit «ihrer» Hypi. Nicht nur kommen sie in den Genuss einer Dividende auf Vorjahresniveau von 120 CHF, sondern sie profitieren auch ab Mitte März von attraktiven Zins-Konditionen bei dem neu geschaffenen Aktionärskonto, auf dem Neugelder bis 100’000 CHF zu 1%, Beträge darüber mit 0,5% verzinst werden. Und als besonderes Dankeschön für den Besuch der GV erhielten alle Anwesenden wahlweise Pralinen oder Cigarren.
Nach der GV wurden die Aktionärinnen und Aktionäre sowie die Besucher mit Aargauer Spezialitäten verwöhnt.
Traditionell klang der GV-Samstag in diversen Restaurants und Lokalitäten in Lenzburg aus, wo Aargauer Braten (Schweinebraten mit Pflaumen gefüllt) und Aargauer Rüeblikuchen serviert wurden.
Christian Egli ist seit 1. April 2024 Finanzchef der Clientis Bankengruppe in Bern. Zuvor war er über 25 Jahre bei der Credit Suisse tätig. Bild: schweizeraktien.net
Für die Clientis Bankengruppe endete das Geschäftsjahr 2024 mit einem Rückgang beim Geschäftserfolg (-7,3%) und Reingewinn (-8,4%) auf 74.6 Mio. bzw. 63.7 Mio. CHF. Grund war der um 4,1% rückläufige Netto-Zinserfolg, dies trotz eines Wachstums bei den Hypotheken um 4,2% auf 11.7 Mia. CHF. Die Zinsmarge verringerte sich um 9 Basispunkte auf 1,06%. Im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft legten die Banken 7,9% zu. Das Depotvolumen erreichte 3.4 Mrd CHF (+11,6%). Ein Mehrjahresvergleich zeigt allerdings, dass die 14 Clientis Banken 2024 operativ das zweitbeste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte erzielen konnten.
Im Interview mit schweizeraktien.net geht CFO Christian Egli auf die Geschäftsentwicklung ein, spricht über die steigenden Anforderungen im Banking sowie die damit verbundenen höheren Kosten und erklärt, wie Clientis Banking Solutions mit seinem modularen Angebot kleine und mittelgrosse Banken angesichts der gestiegenen Anforderungen unterstützt.
Herr Egli, die Clientis Gruppe konnte 2024 abermals wachsen. Die Hypothekarvolumen sind um 4,2% auf über 11 Mia. CHF gestiegen. Was waren die ausschlaggebenden Gründe für das Wachstum?
Wir sind leicht über dem Markt gewachsen, wobei viele Kantonalbanken und Regionalbanken ein Wachstum zwischen 2% bis 6% ausweisen. Der Markt bleibt geprägt durch niedrige Leerstandquoten und eine anhaltend hohe Nachfrage nach Wohnraum. Im lokalen Markt können unsere Banken ihre Stärken besonders ausspielen: Kundennähe und persönliche Beratung.
Bei Ihren 14 Mitgliedsbanken, die in ganz unterschiedlichen Regionen vertreten sind und sich auch in der Grösse deutlich unterscheiden, war die Entwicklung sicherlich nicht ganz homogen. Wie gross sind die Unterschiede beim Wachstum, und wo sehen Sie die Ursachen?
Im Rahmen der konsolidierten Überwachung agieren die 14 Clientis Mitgliedsbanken als eigenständige Institute mit Verantwortung für Vertrieb und Preisgestaltung. Sie operieren in unterschiedlichen Regionen mit variierender Bautätigkeit und Wettbewerbssituation. Gleichzeitig legen sie Wert auf eine ausgewogene Bilanzstruktur, wobei das Eigenkapital das Wachstum begrenzt.
Im Hypothekengeschäft verzeichneten wir ein Wachstum zwischen 1% und 7%. Die beiden Clientis Banken in Schaffhausen sowie die Clientis Bank Thur erzielten dabei das stärkste Wachstum.
Das Kreditportfolio der Clientis Banken ist sehr risikoarm. Fast drei Viertel der Ausleihungen gehen an Privatkunden. Abb. clientis.ch
Bei den Kundengeldern ist die Clientis Gruppe mit 2,7% weniger stark gewachsen. Konnten die Clientis Banken hier nicht vom Ende der Credit Suisse profitieren wie andere Institute?
Mit einem Wachstum von 2,7% liegen wir im Branchenvergleich im Durchschnitt. Die Kundengelder bei den Clientis Banken – ohne das zentrale Treasury – sind sogar um 3,8% gewachsen. Im Treasury haben wir die institutionellen Kundengelder im Vergleich zum Vorjahr bewusst um 100 Mio. CHF reduziert. Dank des Wachstums um 3,8% bei den Kundengeldern konnten die Clientis Banken das Wachstum der Ausleihungen von 3,7% eigenständig finanzieren. Zudem ist festzuhalten, dass die Kantonalbanken mit Staatsgarantie hier einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber den Regionalbanken haben.
«Kantonalbanken mit Staatsgarantie haben bei Kundengeldern einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber den Regionalbanken»
Gibt es Erfahrungen von Ihren Mitgliedsbanken, wie sich die Zwangsfusion von CS und UBS auf das Geschäfts ausgewirkt hat?
Einige Clientis Banken konnten vereinzelt neue Kunden gewinnen, allerdings in einem wenig nennenswerten Umfang. Bei den Kundengeldern haben – wie bereits erwähnt – vor allem die Kantonalbanken von der Staatsgarantie profitiert. Zudem war das Filialnetz der Credit Suisse stärker auf grössere Städte und Ballungsräume ausgerichtet, während ländliche Regionen weniger im Fokus standen.
Der Deckungsgrad der Ausleihungen durch die Kundengelder ist mit 83,1% eher tief. Wie stellen Ihre 14 Banken die Refinanzierung sicher?
Ein Kundendeckungsgrad von über 80 % ist ein solider Wert. Mit 83,1 % liegen wir im Branchenvergleich im Mittelfeld – als zu tief würde ich das nicht einstufen. Die Clientis Banken verfügen über multiple Refinanzierungsmöglichkeiten. Neben den Kundengeldern nutzen sie Pfandbriefdarlehen und haben den Vorteil, sich jederzeit über das zentrale Treasury der Clientis AG refinanzieren zu können. Die Clientis AG selbst hat Zugang zum Geld- und Kapitalmarkt und verfügt über ein starkes A2-Rating von Moody’s, was einen klaren Vorteil für die Finanzgruppe darstellt.
Der Refinanzierungsgrad der Clientis Banken ist in den vergangenen fünf Jahren zurückgegangen. Abb. clientis.ch
Die Kennzahlen in der Erfolgsrechnung zeigen, dass neben dem erneuten Druck auf die Zinsmarge auch der Kostendruck weiter zugenommen hat. Die CIR ist auf 55,8% gestiegen ist, hier vor allem auch der Sachaufwand durch Regulierungskosten und die KI gestützte Digitalisierung der Kreditadministration. Was genau ist darunter zu verstehen?
Mit Hypodossier, der KI-gestützten Digitalisierung der Kreditadministration, hoffen wir, eine Antwort auf die steigenden Kosten gefunden zu haben. Wir erwarten signifikante Effizienzgewinne, die es den Banken ermöglichen sollten, das Wachstum bei den Ausleihungen kostenneutral – also ohne zusätzlichen Personalausbau – zu bewältigen.
Wo kam es in den letzten Jahren ausserdem zu Kostensteigerungen?
Die gesamte Branche steht unter steigendem Kostendruck: Investitionen in Digitalisierung und IT-Plattformen treiben die Ausgaben weiter nach oben. Regionalbanken müssen keine FinTechs werden, aber ohne ein digitales Angebot sind sie nicht mehr wettbewerbsfähig. Gleichzeitig investieren wir gezielt in unser Cyberabwehrdispositiv, um den wachsenden Bedrohungen zu begegnen.
«Investitionen in Digitalisierung und IT-Plattformen treiben die Ausgaben weiter nach oben»
Welche Rolle spielen die regulatorischen Anforderungen bei der Entwicklung des Sachaufwands?
Auch die zunehmende Regulierungsdichte führt zu höheren Kosten. Seit etwas mehr als einem Jahr bin ich Finanzchef der Clientis Gruppe und bin erstaunt über die Vielzahl an Regulierungen und gesetzlichen Vorgaben, die selbst Regionalbanken der Kategorie 4 und 5 betreffen. Ich habe den Eindruck, dass das Proportionalitätsprinzip zu wenig berücksichtigt wird. Beispiele dafür sind die neuen Anforderungen an einen Cyberaudit mit 44 Prüfpunkten sowie die vielfältigen Vorgaben im Bereich Nachhaltigkeit.
Über Clientis Banking Solutions bieten Sie diese Dienstleistungen auch Nicht-Clientis-Mitgliedern an. Sie haben bereits bisher ihre Dienstleistungen für andere Institute, die sie Plattformbanken nennen, angeboten. Was ändert sich mit dem neuen Serviceangebot?
In den letzten Jahren haben wir unser Angebot modularisiert und bieten Banken mittlerweile über 70 verschiedene Services an. Diese können individuell auf das jeweilige Geschäftsmodell abgestimmt und bedarfsgerecht bezogen werden.
Unser Serviceangebot entwickeln wir kontinuierlich weiter – auch mit Blick auf eine noch stärkere Modularisierung. Aktuell nutzen 21 Banken unsere Plattform, während 6 weitere Banken einzelne Module davon beziehen.
Um welche Dienstleitungen handelt es sich genau, und welche Kundengruppen haben Sie hier im Visier?
Unser Fokus liegt auf umfassenden Outsourcing-Dienstleistungen für kleinere und mittelgrosse Banken. Dabei bieten wir eine moderne, sichere IT-Plattform, digitale Arbeitsplätze sowie spezialisierte Business-Lösungen in den Bereichen Compliance und Risk Management. Unsere Dienstleistungen sind modular aufgebaut, sodass Banken genau jene Services beziehen können, die sie für ihr individuelles Geschäftsmodell benötigen.
Unsere Zielgruppe sind Banken, die von unserer Effizienz, Skalierbarkeit und Expertise profitieren. Wir entlasten sie gezielt in administrativen und regulatorischen Themen, damit sie sich auf ihr Kerngeschäft und die Kundenbetreuung konzentrieren können.
Wie positionieren Sie sich in dem Umfeld der Outsourcing-Dienstleister?
Unsere Positionierung unterscheidet sich deutlich von anderen Outsourcing-Dienstleistern durch die drei folgenden Punkte. Erstens den Community-Ansatz: Investitionen und strategische Entscheidungen werden gemeinsam mit den Banken getroffen, nicht zentral vorgegeben. Zweitens durch ein flexibles Rundum-Paket: Es sind keine langfristigen Bindungen mehr nötig; unsere Services sind modular und individuell kombinierbar. Und drittens bieten wir mehr als IT-Outsourcing: Wir übernehmen nicht nur den IT-Betrieb, sondern unterstützen auch in Regulatorik, Cybersecurity und operativer Resilienz.
Unser Ziel ist es, Banken nicht nur IT-seitig zu unterstützen, sondern ihnen eine umfassende, zukunftssichere Plattform zu bieten, die den wachsenden regulatorischen Anforderungen gerecht wird und gleichzeitig Kosteneffizienz schafft.
Können Sie Beispiele geben, welche Vorteile Banken aus einer Zusammenarbeit mit Clientis Banking Solutions haben?
Wir gehen die Extrameile für unsere Banken und differenzieren uns durch unseren integralen Ansatz. Regulatorische Vorschriften setzen wir sowohl normativ als auch operativ um.
Ein moderner Arbeitsplatz für Bankmitarbeitende mag selbstverständlich klingen – doch mit unserem Multi-Tenant-Ansatz heben wir uns klar vom Wettbewerb ab. Während Banken mit einem Single-Tenant-Modell das Release-Management und die laufende Überwachung selbst übernehmen müssen, bieten wir diese Leistungen zentral und effizient an.
Gibt es auch Nachteile, wie beispielsweise eine starke Abhängigkeit? Viele Regionalbanken schätzen ihre Unabhängigkeit.
Unsere 21 Banken sind eigenständig und unabhängig. Die Services können modular bezogen werden – ohne langfristige Vertragsbindungen. Investitionsentscheidungen trifft die Community, nicht wir zentral. Dafür gibt es das Innovation Board und das Plattform Management Board, in denen alle Banken vertreten sind und gemeinsam die strategische Richtung festlegen.
«Unsere 21 Banken sind eigenständig und unabhängig»
Zusätzlich haben Banken die Möglichkeit, der Finanzgruppe beizutreten. Dies bringt Vorteile bei der Refinanzierung, Liquiditätssteuerung und der konsolidierten Überwachung gegenüber der Aufsichtsbehörde. Diese Überwachung basiert auf einem Limitensystem, innerhalb dessen die Banken dennoch unabhängig bleiben.
Ein weiterer Vorteil ist das Sicherheits- und Solidaritätsnetz mit einer Beistandspflicht. Auch innerhalb der Finanzgruppe können Banken ihren Marktauftritt eigenständig gestalten – sie sind nicht verpflichtet, den Namen Clientis oder das Branding zu übernehmen. Die Marke Clientis hat einen hohen Wert, auf den wir stolz sind – aber sie ist keine Voraussetzung für eine Mitgliedschaft.
Welche Ziele haben Sie in den kommenden Jahren für den Bereich Banking Solutions, welche für die Clientis AG?
In erster Linie sind wir der führende Outsourcing-Anbieter für kleine und mittelgrosse Banken – und genau so wollen wir uns auch bei weiteren Instituten positionieren. Mittelfristig erhoffen wir uns dadurch zusätzliche Kunden. Allerdings verfolgen wir kein Wachstum um des Wachstums willen. Banken müssen sowohl in unsere Community als auch auf unsere Plattform passen, damit wir Synergien optimal realisieren können. Gleichzeitig sind wir offen, weitere Banken in unsere Finanzgruppe aufzunehmen.
Mit welcher Entwicklung im Retailbanking rechnen Sie für das laufende Geschäftsjahr?
Die Zinsentwicklung bleibt spannend. Nach dem starken Zinsanstieg im Jahr 2023 und dem ebenso rasanten Rückgang im vergangenen Jahr schien es noch vor wenigen Wochen, als würde die SNB den Leitzins auf null senken oder sogar erneut Negativzinsen einführen. Inzwischen ist das Zinsniveau jedoch wieder leicht gestiegen. Geopolitische Spannungen und protektionistische Zölle könnten sich negativ auf die Wirtschaft, das Preisniveau und damit auf die Inflation auswirken.
Wo sehen Sie Herausforderungen?
Der Immobilienmarkt bleibt geprägt von tiefen Leerstandquoten und einer anhaltend hohen Nachfrage nach Wohnraum. Gleichzeitig führt das neue Basel III Regelwerk, das seit diesem Jahr in Kraft ist, zu deutlich höheren Kapitalanforderungen für Baukredite und Kredite für Bauland bei Renditeliegenschaften. Dies könnte die Finanzierungsbereitschaft der Banken in diesem Segment einschränken.
«Die zunehmende Regulierungsdichte wird sich zweifellos auf die Kostenstruktur der Banken auswirken»
Neben Basel III Final sind wir aktuell mit der Umsetzung zahlreicher regulatorischer Vorgaben beschäftigt – darunter das FINMA Cyber-Audit mit 44 Prüfpunkten, das FINMA-Rundschreiben zur operationellen Resilienz sowie die Selbstregulierung im Bereich Greenwashing. Und während wir diese Anforderungen umsetzen, stehen bereits neue Themen an: etwa das FINMA-Rundschreiben zu naturbezogenen Finanzrisiken oder die Einzelkrediterhebung.
Die zunehmende Regulierungsdichte wird sich zweifellos auf die Kostenstruktur der Banken auswirken und sie weiterhin stark fordern.
Herr Egli, wir danken Ihnen für dieses ausführliche Interview.
Marianne Wildi wurde an der GV zur neuen VR-Präsidentin gewählt. Bild: schweizeraktien.net/Boris Baldinger
Marianne Wildi wurde an der GV zur neuen VR-Präsidentin der Hypi gewählt. Alle Beitrags-Bilder: schweizeraktien.net/Boris Baldinger
Die 156. Generalversammlung der Hypothekarbank Lenzburg (Hypi) stand im Zeichen von Abschied und Neuanfang. An der GV wurde der langjährige VR-Präsident Gerhard Hanhart nach zehn Jahren verabschiedet. Gleichzeitig wählten die Aktionäre die frühere CEO Marianne Wildi als Nachfolgerin von Hanhart. Silvan Hilfiker, der im vergangenen Jahr als CEO Marianne Wildi ablöste, konnte von einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2024 berichten. Der Jahresgewinn erreichte 20.5 Mio. CHF. Die Aktionäre stimmten einer Dividende von 120 CHF je Aktie zu.
Mit der Finanzierung über die Crowd erhalten Unternehmen und Projekte eine Alternative zu Bankkrediten. Bild: stock.adobe.com
Wo ist die Begeisterung für die Schwarmfinanzierung – das sogenannte Crowdfunding – hin? Vor einigen Jahren war die Zuversicht noch grenzenlos. Musiker, Jungunternehmer, Sportvereine sahen neue Möglichkeiten, ihre Projekte finanzieren zu lassen, bei denen Banken und andere professionelle Kapitalgeber meist abwinkten – oder gar keine Kenntnisse davon bekamen.
Doch der Boom ist verflogen. Das Gesamtvolumen der Finanzierungen über das Internet hat 2023 bereits das zweite Mal in Folge einen Rückgang zu verzeichnen. Abgenommen haben vor allem Immobilienfinanzierungen. Dies zeigt eine Studie der Hochschule Luzern. Das Marktvolumen des Crowdfunding-Marktes betrug 2023 noch 558.7 Mio. CHF und ist damit um 15,6% gegenüber dem Vorjahr geschrumpft, wie der Crowdfunding-Monitor der Hochschule Luzern (HSLU) zeigt.
Crowdlending leidet
«Die Abnahme im Volumen ist grösstenteils auf den Rückgang im Crowdlending, das im Jahr 2023 ein Minus von 20% verzeichnete, zurückzuführen. Die Gründe dafür kennen wir nicht, da wir in diesem Bereich nicht aktiv sind und uns auf Equity Crowdfunding beschränken», erklärt Leandro Davies, Co-Funder und Co-CEO der Crowdinvesting-Plattform Oomnium.
Die Gründe für diese Entwicklungen sind gemäss den Studienautoren vielschichtig. Die höheren Zinsen wirken eher hemmend auf die Kreditnachfrage. In der Schweiz gab es per Ende 2023 insgesamt 36 Crowdfunding-Plattformen. Für die einzelnen Teilbereiche von Crowdfunding sind aber nur wenige Plattformen relevant.
Entwicklung Crowdfunding in der Schweiz nach Volumen. Quelle: HSLU
«Wir differenzieren den Begriff Crowdfunding jeweils in unserem Crowdfunding Monitor und unterteilen in die vier Unterkategorien Crowdsupporting, Crowddonating, Crowdinvesting, Crowdlending», sagt Andreas Dietrich, Professor für Banking and Finance an der Hochschule Luzern sowie Leiter des Kompetenzzentrums Financial Services Management am Institut für Finanzdienstleistungen. «Es gibt hier einzelne Bereiche, die noch immer leicht wachsen. Es gibt aber auch gewisse Segmente, die in den vergangenen Jahren wieder an Volumen verloren haben». Insofern kommt es gemäss Dietrich darauf an, auf welchen Aspekt respektive auf welches Segment von Crowdfunding man sich beziehe.
«Wir merken auch im aktuellen Jahr keinen Rückgang im Volumen im Bereich Equity Crowdfunding. Im Gegenteil, aktuell sieht es danach aus, als dass wir im 2025 mehr Kampagnen durchführen werden als noch in den Vorjahren», sagt Leandro Davies. Trotzdem mache Oomnium Dinge anders.
Keine enorm riskanten Projekte
Das Unternehmen erachte gerade bei öffentlichen Finanzierungsrunden, die sich primär an Privatinvestoren richten, eine unabhängige Prüfung des Investitionsangebots, speziell der Unternehmensbewertung, einhergehend mit einer konsequenten Offenlegung der Finanzen als unabdingbar, weshalb das bei Oomnium auch ein Pflichtelement sei. «Ausserdem haben wir unser Angebot um die Möglichkeit erweitert, private Runden über unsere Plattform abzuwickeln. So können wir andere Arten von Unternehmen ansprechen und unserer Investoren-Community ein breiteres Portfolio anbieten, was der Diversifikation dient», so Davies.
«Im Crowdlending ist es tatsächlich so, dass es gegenüber Banken im Schnitt wohl etwas riskantere Firmen sind» antwortet Dietrich auf die Frage, ob Crowdfinancing nicht meist gewählt werde, wenn andere Finanzierungen aussichtslos oder gescheitert sind. Einen Teil dieser Crowd-Finanzierungen würden aber auch Banken finanzieren. Andere würden bei Banken möglicherweise durchfallen. «Insgesamt ist es aber nicht so, dass Crowdfunding-Plattformen enorm riskante Projekte freischalten. Auch sie haben ihre Risikomodelle und sind aus Reputationsgründen auch daran interessiert, nur gute Firmen oder Personen auf ihre Plattformen zu nehmen», fügt der Experte an. «Ausfälle von Konsumkrediten bei Privatpersonen im Crowdfunding-Bereich sind nur leicht höher als bei etablierten Konsumkredit-Anbietern», präzisiert Dietrich.
Vor allem im Konsumgüterbereich
«Crowdfunding findet vor allem im Konsumgüterbereich statt», sagt Stefan Kyora, Mitautor des Venture-Capital-Reports und Chefredaktor startupticker.ch. Er sehe einen nachlassenden Trend beim Crowdfunding, sagt er anlässlich der Präsentation des Venture Capital Reports für 2024. In diesem Report gibt es im zweiten Halbjahr keine Crowdfunding-Aktivität. «Es ist aber so, dass Crowdfunding meist in Grössenordnungen geschieht, die wir in unserem Research nicht erfassen», so Kyora. In der Schweiz hätten sich zwei Anbieter etabliert: Conda.ch und Oomnium.
Das Image des Crowdfunding litt zuletzt auch unter den Pleiten von bekannten Projekten -allen voran Farmy. Der im Jahr 2014 gegründete Online-Shop traf den Zeitgeist. Das Unternehmen spezialisierte sich auf frische Lebensmittel von regionalen Bauern, die am Morgen geerntet und am gleichen Tag ausgeliefert werden. Auch zehn Jahre nach der Gründung schrieb Farmy jedoch weiter Verluste und konnte nicht mehr genügend Kapital beschaffen für die Finanzierung bis zur Gewinnschwelle. Mitte Januar 2025 wird der Online-Hofladen in einem Notverkauf an den Biogrosshändler Pico für lediglich 100’000 CHF veräussert. Für die vielen Crowd-Investoren, die über Jahre Geld eingeschossen haben, bleibt nichts.
Auch Mitte Januar ging das Crowd-Funding Projekt KittyFlap Pleite. Das Zürcher Start-up produzierte eine Katzenklappe, die dank künstlicher Intelligenz erkennen sollte, wenn die Katze mit erlegten Vögeln oder Mäusen das Haus betreten will, um dann die Katzentür zu verriegeln. Die Kunden investierten 500 Franken im Voraus. Doch es kam angeblich zu Entwicklungs- und Lieferverzögerungen. Die wenigen ausgelieferten Exemplare funktionieren nicht wie versprochen, viele Kunden erhielten nie eine KI-Klappe für ihr Geld. Nun ist das Zürcher Start-up bankrott.
Es geht auch positiv
Doch natürlich gibt es auch positive Beispiele, die das Versprechen von Crowdfunding erfüllen: «Es macht Spass! Wir haben viele gute Interaktionen. Wir informieren aktuell ungefähr drei Mal pro Jahr mit News und Updates und sagen auch, wenn wir irgendwo Schwarmsupport brauchen», sagt Kevin Schmid, Gründer und CEO von Outlawz Food und Bakery Bakery. Die Unternehmen produzieren und vertreiben veganen Fleischersatz und ebensolche Backwaren. Die Gruppe hätte mit Hilfe der Community bereits einen neuen Standort gewinnen können. Zudem lasse das Unternehmen die Community mitentscheiden, in welcher Stadt als nächstes eine Filiale eröffnet wird. Auf diese Art seien auch schon Fehler vermieden worden, so Schmid. «Das Interesse ist sehr unterschiedlich, aber auf jeden Fall vorhanden.»
«Wir starten bald eine neue Finanzierungsrunde, wer weiss, vielleicht sogar wieder mit einem Crowdinvest», ergänzt der CEO weiter. Das Unternehmen hätte alle Ziele seit der letzten Runde geschafft. Für die Investoren gibt es gemäss Schmid jetzt und später viele «coole» Vorteile. Die Investoren wüssten, dass ihr Geld in einem Case investiert sei, der versuche zu wachsen und rentabel zu sein, aber auch ebenfalls nachhaltig handle. Langfristig bestünden bei dem konstanten, profitablen Wachstum grosse Renditechancen. «Investorinnen, die über einen gewissen Betrag investieren, erhalten bei uns eine Rabattkarte», fügt Schmid an.
Bei Immobilien ist der Boom vorbei
Manchmal scheitert das Crowdfunding aber bereits im Ansatz. Die ehemalige «Musicstar»- und «Voice of Germany»-Teilnehmerin Katy Winter wollte, Jahre nach ihren TV-Auftritten, ein Album mit eigenen Songs aufnehmen. Um die 32’500 CHF zu beschaffen, wandte sie sich mit einem Crowdfunding an die Fans. Für die Unterstützung hätte es verschiedene Goodies gegeben. Von einer selbstgemalten Aquarell-Dankeskarte über ein Tattoo bis zum Privatkonzert zuhause bot Winter vieles an. Sogar einen eigens geschriebenen Song, der es dann auch aufs Album geschafft hätte, konnte man kaufen. Aber die Finanzierung scheiterte.
«Crowdfunding hat im Kulturbereich, im Sport und ähnlichen Projekten eine wichtige Rolle. Volumenmässig überschaubar, aber es werden viele einzelne Projekte dank Crowdfunding unterstützt. Insofern sind Unterarten wie Crowddonating und Crowdsupporting eine wichtige Ergänzung im Finanzierungsmix», sagt Andreas Dietrich. Crowdinvesting laufe in der Schweiz weniger gut, die Finanzierung von Unternehmen via Crowdinvesting sei hierzulande wenig relevant. Bei Immobilien hat der Boom gemäss HSLU-Professor ebenfalls nachgelassen: «Die Idee von Anbietern wie Crowdhouse ist für gewisse Investoren aber interessant.»
«Es gibt immer wieder Fälle, wo intransparent kommuniziert wird, wo Bewertungen zu hoch angesetzt werden und dies dann zu Verlusten führt», sagt Leandro Davies. Deshalb setze Oomnium auf volle Transparenz seitens Unternehmen und kuratiere bewusst, mit wem das Unternehmen arbeite. Als Plattform mache Oomnium die Investoren darauf aufmerksam, dass direkte Investments in Start-ups nebst grossen Chancen immer auch ein grosses Ausfallrisiko mit sich brächten. Auf die Frage, ob ein ein Crowdfunding zu schnell und zu unprofessionell aufgesetzt werden könne, sagt der Oomnium-Manager: «Nachlässigkeit in der Wahl der Unternehmen im Bezug auf ihre Financials und ihre Chancen auf dem Markt können durchaus zu Problemen führen.»
Sympathie vor Kennzahlen
Crowdlending ermögliche gewissen Privatpersonen oder KMU eine Alternative zu Banken – oder es eröffne die Möglichkeit, einen Kredit zu erhalten, den sie sonst nicht erhalten hätten. «Insofern ist diese weitere Alternative für Finanzierungen zu begrüssen», so Dietrich. Die Ausfälle seien etwas höher als bei Banken – aber aus Sicht dieser Unternehmen sei es gut, dass auch diese Option noch bestehe.
Bei den Beispielen der gescheiterten Projekte zeigen sich einige Probleme der Finanzierungsform. Die Geldgeber engagieren sich aus Sympathie oder ideellen Gründen – meist nicht aufgrund finanzieller Kennzahlen und detaillierter Prüfung des Potenzials. Manchmal bekommt man die Möglichkeiten, das neue Produkt als erster zu bestellen oder auch andere Zusatzleistungen. Doch wenn das Projekt nach einigen Jahren scheitert – ohne Produkt, schaut man in die Röhre und hat bei einem Konkurs keine privilegierte Stellung – d.h. man erhält meistens nichts zurück. Obwohl es doch schien, als sei man Mitglied einer verschworenen Community.
Das Führungsteam der Nexus Group mit Gründer und CEO Michele Blasucci (Mitte). Bild: zvg
Das Führungsteam der Nexus Group mit Gründer und CEO Michele Blasucci (Mitte). Bild: zvg
Die Geschäftsentwicklung der Nexus Group verlief im 1. Semester des Geschäftsjahres 2024/25 recht unterschiedlich. Während die Firmen Startups.ch AG sowie Websoft AG einen Umsatzrückgang hinnehmen mussten, konnte die Treuhandfirma Findea AG ein Plus von 13,1% verzeichnen. Konsolidiert lag der Betriebsertrag bis Ende Dezember 2024 bei 4.7 Mio. CHF und damit auf dem Niveau des Vorjahres. Da allerdings der Betriebsaufwand insgesamt gestiegen ist, erreichte der Halbjahresgewinn nur noch 119’000 CHF.
Neue Partnerschaften für Startups.ch
Bei der Startups.ch AG ging der Umsatz um 7,0% auf 2.1 Mio. CHF zurück. Als Grund nennt das Unternehmen in seinem Halbjahresbericht tiefere Vermittlungsprovision von der Credit Suisse. Im Herbst 2024 habe die Partnerschaft mit der CS durch eine neue Partnerschaft mit der UBS abgelöst und zahlreiche neue Partnerschaft hätten abgeschlossen werden können. Dennoch wirkte sich der Umsatzrückgang direkt auf das EBIT mit einem Minus von 73,3% und auf den Semestergewinn aus, der nur noch 37’500 CHF nach 155’000 CHF im Vorjahr erreichte.
Findea mit 13,1% mehr Umsatz
Besser liefs hingegen bei der Findea AG. Hier stieg der Umsatz um 13,1% auf 2.0 Mio. CHF an. In den vergangenen Jahren hatte das auf digitale Treuhandlösungen fokussierte Unternehmen stark in die Digitalisierung und Automatisierung investiert. Obwohl Bruttogewinn und EBITDA zulegten, war das Jahresergebnis aufgrund höherer Abschreibungen mit 80’000 CHF gegenüber dem Vorjahreszeitraum rückläufig.
Bei der Softwaretochter Websoft lag der Betriebsertrag mit 517’000 CHF leicht unter dem Vorjahreswert, der Gewinn war knapp positiv. Websoft entwickelt die Software für Findea und Startups.ch, die stets aktiviert und anschliessend abgeschrieben wird. Im ersten Halbjahr 2024/25 lagen die aktivierten Eigenleistungen bei 761’000 CHF, die immateriellen Anlagen in der Bilanz erreichten einen Wert von fast 7.5 Mio. CHF und machen fast das gesamte Anlagevermögen aus. Auf der Passivseite der Bilanz nahm das Fremdkapital um 8,0% auf knapp 7 Mio. CHF zu, die Eigenkapitalquote ging leicht auf 21,1% zurück.
Zuversicht für das 2. Semester
Für das 2. Semester zeigt sich CEO und Hauptaktionär Michele Blasucci zuversichtlich, den Umsatz weiter steigen zu können. Der künftige Umsatzmotor werde Findea sein, sagt der Grunder des Unternehmens. Auch die Margen sollen sich wieder verbessern. Ziel sei es wiederum, für das laufende Geschäftsjahr eine Dividende von 20 Rappen je Aktie auszuschütten.
Der Kurs der eher selten gehandelten Aktie der Nexus Group ist in den letzten Monaten stetig gestiegen. Chart: otc-x.ch
Die Aktien der Nexus AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 8 CHF für eine Aktie bezahlt.
Das Neubauprojekt «Hasenmatt» in Grenchen mit insgesamt 41 Wohneinheiten kann ab Ende 2025 von den Mietern bezogen werden. Bildquelle: espacereal.ch
Das Immobilienunternehmen Espace Real Estate blieb auch 2024 seiner langfristig verfolgten Strategie der Portfolio-Optimierung treu. Die Leerstandsquote sank um fast einen Prozentpunkt auf 2,61%, und die Mieterlöse erhöhten sich um 1.2 Mio. CHF auf 39.1 Mio. CHF. Die Aktionäre partizipieren, die Dividende soll um 0.25 CHF auf 6.25 CHF angehoben werden.
Neubau- und Renovierungsprojekte verjüngen das Immobilien-Portfolio von Espace Real Estate seit Jahren. Bereits ab Ende 2025 werden 76 neu an den Markt kommende innovative Wohnungen in Biel sowie 41 Neubauwohnungen in Grenchen den Mietertrag um weitere 2.5 Mio. CHF erhöhen. Ab April 2025 sind auch 32 modernisierte Wohnungen in Zuchwil vollvermietet.
Aktive Portfolio-Steuerung
Im Geschäftsjahr 2024 wurden auch zwei Gewerbe-Immobilien veräussert und eine Wohn-Immobilie erworben. Die Transaktionen haben die Anzahl der Renditeliegenschaften auf 60 reduziert und gleichzeitig den Anteil der Erlöse aus Wohn-Liegenschaften gegenüber gewerblich vermieteten Liegenschaften erhöht. Damit kommt das Unternehmen dem Ziel, 60% der Mieterlöse aus vermieteten Wohnungen zu erzielen, einen grossen Schritt näher. Weitere Wohnbau-Projekte im Volumen von annähernd 300 Wohnungen sind in frühen Stadien, dürften jedoch in absehbarer Zeit fertiggestellt werden und an den Markt kommen.
12% weniger Emissionen 2024
Die CO2-Emissionen der Gebäude nahmen 2024 um 12% ab. Das ist nicht nur das Resultat der Devestition der beiden Gewerbeimmobilien, sondern auch auf den aktiv betriebenen Ersatz von alten Öl- und Gasheizungen durch klimaneutrale Energie- und Wärmesysteme. Solaranlagen sind fester Bestandteil der meisten Liegenschaften. Das senkt nicht nur die Kosten der Mieter, sondern auch die Emissionen.
Energetische Sanierung führt zu Aufwertungen
Der Neubewertungserfolg betrug 2024 rund 1.6 Mio. CHF, worin sich die gesteigerte Werthaltigkeit der Liegenschaften ausdrückt. Ein wichtiger Faktor ist die anhaltend hohe Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in der Region, in der Espace Real Estate aktiv ist. Im Vorjahr lag der Neubewertungserfolg bei 0.2 Mio. CHF. 2023 waren auch keine Immobilien veräussert worden, doch 2024 fanden Verkäufe im Volumen von fast 1 Mio. CHF statt. So stieg der Jahresgewinn von 19.6 Mio. CHF um 12.9% auf 22.1 Mio. CHF.
Stetiges Gewinnwachstum
Der wichtigste Key Performance Indicator für Espace Real Estate ist jedoch der operative Periodengewinn, der Neubewertungen und Verkaufserlöse nicht berücksichtigt. Der operative Gewinn erhöhte sich um 2,7% auf annähernd 20 Mio. CHF. Vor diesem Hintergrund schlägt der Verwaltungsrat der GV am 30. April eine Erhöhung der Dividende um 25 Rappen auf 6.25 CHF je Aktie vor. Da die Ausschüttung wiederum aus den Kapitaleinlagereserven erfolgt, bleibt sie für private Aktionäre mit Wohnsitz in der Schweiz vollumfänglich steuerfrei.
Bilanz bleibt stark
Unverändert solide bleibt die Bilanz. Das Eigenkapital stieg um 2,3% auf 399.8 Mio. CHF. Die Eigenkapitalquote ging um einen halben Prozentpunkt auf 46,5% zurück. Die Zinsentwicklung berührte Espace Real Estate nur marginal. Durch die Diversifikation des Fremdkapitals über verschiedene Laufzeiten erhöhte sich der durchschnittliche kapitalgewichtete Zinssatz geringfügig auf 1,3%. Die durchschnittliche Zinsbindung beträgt fünf Jahre.
Die Leerstandsquote bei Renditeliegenschaften sinkt bei Espace Real Estate kontinuierlich. Grafik: espacereporting.ch
Mieterstruktur und Leerstände
Die Anzahl der Mieter hat sich im Berichtsjahr um vier auf 1709 erhöht. Die Leerstandsquote der Wohnliegenschaften sank von 1,61% weiter auf 1,49%. Bei den Gewerbeimmobilien ging die Leerstandsquote kräftiger von 5,45% auf 3,78% zurück.
Zahlenwerk
Dem Betriebsertag von 39.3 Mio. CHF steht ein Betriebsaufwand von 9.3 Mio. CHF gegenüber. Das sind 3% mehr als im Vorjahr. Während die sonstigen Positionen nur geringfügige Änderungen zeigen, stieg der Personalaufwand von 1.7 Mio. CHF auf 1.9 Mio. CHF, da die Anzahl der Mitarbeitenden auf 17.9 Vollzeitäquivalente erhöht wurde. Inklusive Verkaufserlösen und Neubewertungen resultierte ein EBIT von 32.6 Mio. CHF nach 29.3 Mio. CHF im Vorjahr. Die Finanzierungskosten erhöhten sich geringfügig auf 5.8 Mio. CHF. Doch die Steuerlast erhöhte sich um 0.7 Mio. CHF auf 4.7 Mio. CHF kräftiger. Der Jahresgewinn erreichte somit 22.1 Mio. CHF, eine Steigerung um 2.5 Mio. CHF.
Fazit
Für das Geschäftsjahr 2025 erwartet das Unternehmen eine kontinuierliche Entwicklung. Die wird von der Nachfrage nach Wohnraum im Geschäftsgebiet getrieben. 2025 und in den Folgejahren werden weitere neu erbaute oder sanierte Liegenschaften von Espace Real Estate an den Markt kommen und die Mieterlöse absehbar erhöhen. Die nicht rentabilisierte Landbank ist in der Bilanz mit 45 Mio. CHF angesetzt und bietet weiteres Entwicklungspotenzial, das über die bekannten Projekte hinausreicht. Durch die fortgesetzte Verjüngung des Portfolios und die solide Finanzierung bleibt Espace Real Estate gegen typische Krisen in der Immobilienwirtschaft gut gewappnet.
Der Kurs von Espace Real Estate zeigt nach einer volatilen Phase wieder Aufwärtstendenz.Chart: otx.ch
Die Aktie von Espace Real Estate wird auf OTC-X gehandelt. Der letztbezahlte Kurs beträgt 194 CHF. Daraus errechnen sich ein KGV von 19 und eine Dividendenrendite von 3,2%. Der Buchwert pro Aktie liegt bei 184 CHF, so dass die Aktien aktuell mit einem leichten Agio auf das ausgewiesene Eigenkapital pro Aktie gehandelt werden.
Am 1. April 2025 führt schweizeraktien.net den Branchentalk Immobilien durch. Lars Egger, CEO der Espace Real Estate AG, wird an der Konferenz als Referent teilnehmen.
Transparenzhinweis: schweizeraktien.net erbringt Dienstleistungen für den Emittenten.
Rund ein Drittel der Anlagen von RealUnit Schweiz sind in Gold investiert. Bild: stock.adobe.com
Rund ein Drittel der Anlagen von RealUnit Schweiz sind in Gold investiert. Bild: stock.adobe.com
Die Investmentgesellschaft RealUnit Schweiz ist angetreten, um ihre Investoren durch eine Anlagestrategie mit Fokus auf Sachwerte vor Wertverlusten zu schützen. Auch im Jahr 2024 ist dies gelungen, wie der Jahresabschluss zeigt. Der starke Anstieg des Goldpreises und die gute Performance digitaler Währungen haben für einen Gewinn von 3.9 Mio. CHF gesorgt. Der innere Wert je Aktie kletterte um 11,9% auf 1.15 CHF. Das Eigenkapital der Gesellschaft liegt mittlerweile bei 38.5 Mio. CHF. Wachstumschancen sieht RealUnit auch im deutschen Markt.
Fast zwei Drittel in Gold investiert
Anleger, die im vergangenen Jahr auf Gold und digitale Assets wie den Bitcoin gesetzt haben, konnten damit locker die Aktienmärkte schlagen. Aufgrund der Anlagestrategie der Zuger Investmentgesellschaft RealUnit gehören diesen beiden Anlageklassen in deren Portfolio. Per Ende 2024 waren 42,2% des Vermögens in physisches Metall investiert, fast ein Drittel davon in Gold. Sogenannte Kryptowährungen machen 4,8% des Portfolios aus. Der Rest teilte sich in Aktien, physisches Bargeld sowie alternative Anlagen auf.
Die Portfoliozusammensetzung der RealUnit Schweiz AG per Ende 2024. Abb. realunit.ch
Fast 4 Mio. CHF Gewinne mit Edelmetallen
Angesichts der Dominanz von Gold im Portfolio ist es wenig überraschend, dass der Anstieg des Goldpreises den grössten Anteil zum Jahresgewinn beisteuerte. Wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist, lag der Edelmetallerfolg bei fast 4 Mio. CHF, wobei es sich dabei vor allem um nicht realisierte Edelmetallgewinne in Höhe von 3.9 Mio. CHF handelt. Mehr als zwei Drittel der Gesamterträge der RealUnit Schweiz stammen daher im Geschäftsjahr 2024 aus Anlagen in Edelmetalle.
851’000 CHF betragen die Erträge aus digitalen Währungen, 269’000 CHF der Wertschriftenerfolg. Hinzu kommen 482’000 CHF als «übriger Dienstleistungsertrag», darunter eine Art Marketingprämie des Mitgründers Karl Reichmuth, der damit den Markennamen RealUnit bekannter machen möchte.
Markteintritt in Deutschland erfolgt
Auf der Kostenseite finden sich ein etwas höhere Personalaufwand von 593’000 CHF (+10,0%) sowie höhere Aufwendungen für Verwaltung, Software und Werbung. Die höheren Kosten für den Werbeaufwand von 253’000 CHF (+24,0%) begründet das Unternehmen mit dem Bekanntmachen der Mark RealUnit auch in Deutschland. Denn RealUnit Schweiz ist seit Juli 2024 nach der Genehmigung der Börsenprospekte durch die FMA in Liechtenstein auch am deutschen Markt aktiv, darunter mit einem eigenen Podcast Klartext Finanzen.
«Das Bedürfnis nach einer wertstabilen, diversifizierten Kapitalanlage in Sachwerte aus der Schweiz scheint in Deutschland gross zu sein», schreibt die Investmentgesellschaft in einer Medienmitteilung. Obwohl der Aufwand höher als im Vorjahr ausfiel, erreichte der Gewinn dank der guten Entwicklung der Edelmetalle und digitalen Währungen 3.9 Mio. CHF.
Für das laufende Jahr rechnet die RealUnit Schweiz AG aufgrund der geopolitischen Spannungen und der hohen Staatsverschuldung mit volatilen Märkten, was sich in den vergangenen Tagen bereits gezeigt hat. Man sei jedoch mit den Investments aus einer starken Gewichtung von Edelmetallen und defensiven Aktien in diesem Umfeld gut positioniert, um das Vermögen der Aktionärinnen und Aktionäre zu schützen, heisst es.
Fazit
Mit ihrer Anlagestrategie, rund ein Drittel des verwalteten Vermögens in Gold zu investieren, lag und liegt die RealUnit Schweiz AG «goldrichtig». Auch die übrigen Anlageklassen haben 2024 profitiert. Angesichts der Turbulenzen an den Kapitalmärkten muss sich nun zeigen, dass das Portfolio auch in herausfordernden Zeiten stabil und die Werte der Investoren erhalten bleiben.
Die Namenaktien der RealUnit Schweiz konnten in den letzten Monaten kräftig zulegen. Chart: bxswiss.ch
Seit Jahresbeginn hat der NAV der RealUnit-Aktie nochmals leicht auf 1.18 CHF zugelegt. Der Aktienkurs der an der BX Swiss gehandelten Namenaktie bewegt sich leicht über dem NAV. Positiv zu werten ist, dass die RealUnit Schweiz im vergangenen Jahr ihren Bestand an eigenen Aktien und Token verkaufen konnte.
Kritisch zu sehen ist der im Vergleich zu einem Anlagefonds hohe Verwaltungsaufwand, der bei über 3% des verwalteten Vermögens liegen würde und nur dank der Vergütung aus dem Markenförderungsvertrag auf 1,9% gesenkt werden kann. Insgesamt muss es der RealUnit Schweiz AG daher weiterhin gelingen, das verwaltete Vermögen bei möglichst gleichbleibendem Verwaltungsaufwand zu steigern. Für langfristig denkende Anleger mit Fokus auf Vermögenserhalt, die ihr Portfolio nicht selbst managen wollen, ist die RealUnit-Schweiz-Aktie oder der Token dann eine interessante Alternative.
Die Aufzucht Shrimps in Rheinfelden benötigt Geduld und viel Erfahrung. Bild: www.swissshrimp.ch
Die Aufzucht der Shrimps in Rheinfelden benötigt Geduld und viel Erfahrung. Bild: www.swissshrimp.ch
Erst kämpfte die SwissShrimp AG mit den Folgen der Pandemie, dann gab es Schwierigkeiten bei der Aufzucht der Garnelen in der Aquakultur in Rheinfelden. Obwohl sich das Start-up im Sommer 2024 mit einer weiteren Kaptalerhöhung die Mittel für die Finanzierung bis zum Break-even beschafft hatte, musste nun ein Antrag auf Nachlassstundung eingereicht werden. Dies teilte das Unternehmen kürzlich Aktionären und Medien mit.
Als Grund nennt das Unternehmen erneute Liquiditätsprobleme, die aufgrund anhaltend hoher Energiekosten und den hohen Kosten für die Wasseraufbereitung entstanden sind. Als weiteren Grund nennt das Unternehmen das «Nichteinhalten vereinbarter Bestellmengen einiger Grosskunden».
Erzielte Fortschritte reichten nicht aus
In der Medienmitteilung schreibt SwissShrimps weiter, dass der seit Spätsommer 2023 neu zusammengesetzte Verwaltungsrat und das neu eingesetzte Management zwar einige Fortschritte erzielen konnten. So sei es gelungen, die Produktion zu verbessern, zusätzliches Know-how an Bord zu holen und einen Teil der Kosten zu senken. Doch weitere dringend notwendige Kostenoptimierungsmassnahmen würden hohe Investitionen und mehr Zeit bedingen.
Für Geschäftsführer Matthias Laube liegt derzeit der Fokus darauf, für die 20 Mitarbeitenden rasch sozialverträgliche Lösungen zu finden und dem Tierwohl Rechnung zu tragen. Die Aktionäre werden voraussichtlich einen Totalverlust hinnehmen müssen. Denn ob es in der Anlage eines Tages wieder eine Schweizer Garnelenproduktion geben wird, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. «Wir hoffen nach wie vor und engagieren uns auch weiterhin in diese Richtung, dass wir in quasi letzter Sekunde noch einen Investor finden, der mit uns Idee und Werte der nachhaltigen Shrimpsproduktion in der Schweiz teilt», teilt Laube auf Nachfrage von schweizeraktien.net mit.
Fazit
Das drohende Aus für die nachhaltige Schweizer Shrimps-Produktion kommt angesichts der vielen Herausforderungen, mit denen das Start-up seit der Gründung konfrontiert war, nicht ganz überraschend. Dies ist nicht nur für die Aktionäre bedauerlich, die in das zukunftsweisende Projekt investiert haben. Es ist auch ein Rückschlag für den Versuch, eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion für die beliebten Meeresfrüchte in der Schweiz aufzubauen und damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Angesichts der enormen Pionierarbeit, welche mit Unterstützung von renommierten Hochschulen hier geleistet wurde, gebührt den handelnden Akteuren dennoch Respekt. Es wäre daher erfreulich, wenn noch ein Weg gefunden würde, wie das Projekt weitergeführt werden kann.
Kevin Kunz ist seit Mai 2016 CEO der Kursaal Bern AG. Bild: kursaal-bern.ch
Kevin Kunz ist seit Mai 2016 CEO der Kursaal Bern AG. Bild: kursaal-bern.ch
In der Kursaal Bern-Gruppe zeichnet sich ein Generationenwechsel ab. Nachdem vor wenigen Wochen bekannt wurde, dass der CEO der Grand Casino Kursaal Bern AG, Ludwig Nehls, Ende Oktober 2025 seinen Ruhestand antreten wird, kommt es auch bei der Kursaal Bern AG zu Veränderungen an der Spitze: Kevin Kunz, der seit Mai 2016 die Unternehmensgruppe leitet, wird per April 2026 ebenfalls in den Ruhestand treten. Dies gab die Kursaal Bern AG in einer Medienmitteilung bekannt. Der Rekrutierungsprozess für die Nachfolge von Kunz werde in den kommenden Monaten starten.
Verwaltungsratspräsident Daniel Buser lobt in der Medienmitteilung die Arbeit von Kevin Kunz: «Als CEO hat Kevin Kunz in den vergangenen neun Jahren den Kursaal Bern massgeblich geprägt und mit seiner Fachkompetenz sowie seiner Erfahrung erfolgreich geführt», lässt sich Buser zitieren und dankt ihm für die gute Zusammenarbeit. Seit seinem Amtsantritt habe Kunz den Kursaal Bern durch die Corona-Pandemie geführt, im Hotelbereich das zur ACCOR-Gruppe gehörende Franchise Swissôtel umgesetzt, das erfolgreiche Gastronomie-Konzept Rooftop Grill und Rooftop Igloo entwickelt sowie die Nachhaltigkeit des Unternehmens vorangetrieben, heisst es weiter. Über eine Nachfolge werde zu einem späteren Zeitpunkt informiert.
Der Kurs der Kursaal-Bern-Aktien hat sich in den letzten Monaten von seinen Tiefstständen gelöst. Chart: bxswiss.com
Die Aktien der Kursaal Bern AG werden an der BX Swiss gehandelt. Zuletzt lag der Kurs bei 360 CHF.
Die NostalChic Class ist ein neues Angebot der Gornergrat Bahn. Bild: bvzholding.ch
Die NostalChic Class ist ein neues Angebot der Gornergrat Bahn. Bild: bvzholding.ch
Ein schweres Unwetter auf der Bahnstrecke zwischen Visp und Zermatt hat im Jahresabschluss der BVZ-Gruppe im vergangenen Jahr seine Spuren hinterlassen. Das Walliser Tourismusunternehmen konnte zwar mit einem Betriebsertrag von 216.2 Mio. CHF (+5,0%) einen neuen Rekord erzielen, musste aber beim Gewinn mit 23,0 Mio. CHF (-22,3%) unwetterbedingt Federn lassen. Die Unwetterschäden belasteten vor allem den öffentlichen Bereich, während die privaten Bereiche auch beim Gewinn Bestwerte erzielten. Die Aktionäre dürfen sich daher trotz des Gewinnrückgangs in der konsolidierten Jahresrechnung über eine auf 18 CHF je Aktie erhöhte Dividende freuen.
Über 800’000 Gäste am Gornergrat
Vom boomenden Tourismus in der Schweiz konnten auch die Betriebe der BVZ-Gruppe im abgelaufenen Geschäftsjahr profitieren. Zugpferd war hier ein weiteres Mal die Gornergrat Bahn (GGB), die 2024 über 808’000 Reisende von Zermatt auf den 3’135 Meter hohen Berggrat beförderten. Dies waren zwar 3,9% weniger als im Vorjahr. Dennoch stieg der Ertrag der Bahn um 2,6% auf 47.1 Mio. CHF.
Neue Rekordzahlen bei den Frequenzen konnte mit 9.2 Mio. (+6,0%) die Matterhorn Gotthard Bahn (MGBahn) erzielen, die mit ihrem 144 Kilometer langen Streckennetz von Zermatt bis Disentis den öffentlichen Verkehr betreibt. Die MGBahn erzielte 2024 einen Umsatz von 79.9 Mio. CHF – rund 6,0% mehr als im Vorjahr.
Positiv entwickelten sich auch die Beteiligungserträge und «sonstige Leistungen» mit einem Plus von 4,7% auf 48.7 Mio. CHF. Zu den Beteiligungserträgen gehören die Dividenden der 22%-Beteiligung an der Zermatt Bergbahnen AG, den 34% an der Matterhorn Terminal Täsch AG, welche das Parkhaus in Täsch betreibt, sowie dem Glacier Express.
Verwaltungsratspräsident Patrick Z’brun wies im Rahmen der Bilanzmedienkonferenz darauf hin, dass einzig die MGBahn von der öffentlichen Hand mitfinanziert und daher der Geschäftsbereich Mobilität abgeltungsberechtigt sei, die anderen Geschäftsbereiche jedoch rein «privat» finanziert seien. Zu den privaten Bereichen zählt auch der Geschäftsbereich Immobilien, der 2024 wie im Vorjahr Mieterlöse in Höhe von fast 6.2 Mio. CHF zu den Gesamterlösen der Gruppe beisteuerte.
Nach Angaben der BVZ-Gruppe trugen die als privat bezeichneten Bereiche im Berichtsjahr 101.9 Mio. CHF zum Gesamtertrag bei, weitere 79.9 Mio. CHF sind Erlöse der MGBahn sowie 34.3 Mio. CHF Leistungen der öffentlichen Hand, dazu gehören die Abgeltungen für den Personenverkehr.
Das Unwetter vom Sommer 2024 hat im Jahresabschluss seine Spuren hinterlassen. Abb. bvzholding.ch
24 Mio. CHF Gewinn im privaten Bereich
Belastet wurde die konsolidierte Jahresrechnung vor allem im Geschäftsbereich Mobilität durch die Hochwasserschäden von Ende Juni 2024, die zu mehrwöchigen Streckenunterbrüchen führten. Die Zusatzkosten im Geschäftsbereich Mobilität seien durch höhere Erträge und die öffentliche Hand abgedeckt worden, erläuterte Finanzchefin Alice Kalbermatter an der Medienkonferenz. Dies habe zu einem negativen Ergebnis in diesem Geschäftsbereich geführt und die Gesamtrechnung entsprechend belastet. Im Vorjahr resultierte hier noch ein Gewinn von 7.3 Mio. CHF. Der fünftägige Betriebsunterbruch der Gornergrat Bahn sei hingegen vollumfänglich durch Versicherungsleistungen abgedeckt worden, so Kalbermatter.
Bei den Immobilien führten Entwicklungskosten für das Projekt Central 2 in Andermatt und am Bahnhof in Zermatt zu einem niedrigeren Gewinnbeitrag. Dennoch konnten die «privaten» Bereiche gesamthaft fast 24 Mio. CHF zum konsolidierten Gewinn von 23.0 Mio. CHF beisteuern.
Absenkungspfad für CO2-Emissionen definiert
Durch die Unwetterereignisse hat die BVZ-Gruppe im vergangenen Jahr die Folgen des Klimawandels direkt zu spüren bekommen. Dass sich das Tourismusunternehmen intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, zeigt auch die ausführliche nichtfinanzielle Berichterstattung im Jahresbericht 2024. So wurden zwei Nachhaltigkeitsbeauftragte benannt, deren Arbeitspensum 100% umfasst. Diese werden von einer ESG-Kerngruppe unterstützt, die sich aus Repräsentanten aller Unternehmensbereiche zusammensetzt und sich zu zwölf Sitzungen im Jahr trifft.
Im Jahr 2024 wurden bereits konkrete Ziele und Massnahmen für den Zeitraum 2025 bis 2030 definiert und ein Dekarbonisierungspfad für die BVZ-Gruppe festgelegt, der im Einklang mit den Schweizer Klimazielen Netto-Null bis 20250 steht. So zielt die Strategie darauf ab, die Scope 1 und 2, also die vom Unternehmen direkt beeinflussbaren Treibhausgasemissionen, bis 2030 um 42% im Vergleich zum Basisjahr 2023 zu senken. Im Bereich der Scope 3 Emissionen, den indirekt entlang der Wertschöpfungskette entstehenden CO2-Emissionen, will das Unternehmen Netto-Null bis 2050 erreichen.
Ausbau der Partnerschaften in neuer Strategieperiode
Im vergangenen Jahr hat Egon Gsponer als CEO die Unternehmensleitung von Fernando Lehner übernommen. Gleichzeitig startete der Verwaltungsrat eine neue Strategieperiode für die Jahre 2025 bis 2028.
In dieser Periode will die BVZ-Gruppe nach den Worten von VR-Präsident Patrick Z’Brun den Unternehmenswert steigern, die Kundenorientierung erhöhen, Kooperationspotenziale realisieren, Technologien gewinnbringend nutzen und die werthaltige Unternehmenskultur fördern.
Im Bereich der Kooperationspotenziale sieht er durchaus Raum für weitere Beteiligungen, wie er auf Nachfrage von schweizeraktien.net sagte. Entlang des 144 Kilometer langen Streckennetzes der MGBahn gebe es interessante Möglichkeiten für neue sowie den Ausbau von Partnerschaften und Kooperationen, so Z’Brun, ohne konkreter zu werden.
Zuversicht für 2025
Konkreter wurde er mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr. Die Nachfrage aus den USA und Asien könne im Sommer abflachen, auch wenn die Buchungen derzeit vielversprechend seien. Die Nachfrage aus dem Inland und dem europäischen Ausland könne hingegen leicht wachsen. Insgesamt geht die BVZ-Gruppe davon aus, dass die Ergebnisse für 2025 mindestens gehalten werden. Reisen habe nach wie vor eine hohe Priorität bei den Menschen, so Z’Brun.
Fazit
Die BVZ-Gruppe hat trotz der unwetterbedingten Schäden und dem durchwachsenen Sommer ein gutes Jahresergebnis erzielt. Relevant für Investoren ist dabei das gute Abschneiden der privaten Bereiche, die umsatzmässig und auf Stufe Gewinn gegenüber dem Vorjahr zulegen konnten. Die Ausnahme bilden hier die Immobilien, was allerdings auf die Vollvermietung sowie den Entwicklungsaufwand zurückzuführen ist.
Positiv zu werten ist, dass die Schäden vor allem im subventionierten Bereich entstanden sind, in dem ohnehin keine Gewinne erzielt werden dürfen. Allerdings zeigt dies auch, wie anfällig Tourismusunternehmen im alpinen Raum für Extremwettereignisse sind, die in Zukunft häufiger vorkommen dürften. Dagegen sollen Millioneninvestitionen wie der Mattertal Tunnel schützen. Doch ohne öffentliche Gelder wären diese kaum zu stemmen. Daher ist es folgerichtig, dass sich die BVZ-Gruppe intensiv mit der ESG-Thematik beschäftigt und einen Pfad zur Absenkung der Treibhausgasemissionen definiert hat. So kann sie ihren Teil zur Senkung der Treibhausgasemissionen beitragen.
Seit Jahresbeginn haben die Aktien der BVZ Holding um knapp 8% zugelegt. Chart: six-group.com
Auf der Bewertungsseite bleiben die Aktien gemessen an Kennzahlen wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis und dem Kurs Buchwert-Verhältnis günstig. Bei Kursen um die 950 CHF liegt das KGV bei tiefen 9; der Abschlag auf den ausgewiesenen Buchwert von 1’292 CHF beträgt knapp 25%. Durch die Erhöhung der Dividende auf 18 CHF rentiert die Aktie mit 1,9%, was deutlich unter der Dividendenrendite einer Jungfraubahn Holding von 3,7% liegt. In Bezug auf die Ausschüttungen besteht daher durchaus etwas Nachholpotenzial.