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Espace Real Estate: Vorreiter für nachhaltigen und bezahlbaren Wohnraum

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«Wohnen muss man immer», sagt Andreas Hauswirth, Verwaltungsratspräsident der Espace Real Estate Holding AG, in seiner Eröffnungsansprache anlässlich der 22. Generalversammlung des Unternehmens im Landhaus in Solothurn. In diesem einen Satz kristallisiert sich die langfristige Strategie, die sich Verwaltungsrat und Geschäftsführung gegeben haben. Und die bei Aktionärinnen und Aktionären auf grosses Einverständnis trifft.

Verwaltungsratspräsident Dr. Andreas Hauswirth führte wie immer souverän durch die Generalversammlung. Bild: Sandra Blaser, schweizeraktien.net

Dass sich der Fokus immer stärker auf die Mieterinnen und Mieter der Wohn-Liegenschaften im Portfolio der Espace richtet, zieht sich wie ein roter Faden sowohl durch die Generalversammlung als auch durch den Geschäftsbericht. Dabei stehen zwei Themen für Espace im Mittelpunkt: die Schärfung der Nachhaltigkeits- und der Digitalisierungsstrategie.

Nachhaltigkeit im Fokus

Espace will weg von fossilen Heizsystemen hin zu erneuerbaren Energien kommen. Nachhaltige Heizsysteme und Photovoltaikanlagen haben dabei eine doppelte Wirkung. Zum einen verringern sie den CO2-Ausstoss der Immobilien. Zum anderen profitieren bereits zwei Drittel der Mieterschaft von Espace davon, dass mit nachhaltig erzeugter Energie die Kosten für Heizung und Strom nur geringfügig angestiegen sind, während viele Haushalte und Unternehmen deutlich höhere Energiekosten zu tragen haben, wie Andreas Hauswirth an der GV erläuterte.

Aber das alleine reiche nicht aus, so Hauswirth. Denn in jedem Bauwerk stecke graue Energie, Energie also, die beim Bauen aufgewendet und verbraucht wurde. Deshalb priorisiert Espace die Erneuerung des Immobilienbestandes durch Sanierungen. Zwar verbrauche auch dies Ressourcen, sagt Hauswirth, doch der Rohbau eines bestehenden Gebäudes mitsamt seiner grauen Energie könne weitergenutzt werden, was deutlich weniger ressourcenintensiv sei.

Massive Verschärfung der Anstrengungen zu noch mehr Nachhaltigkeit

CEO Lars Egger ergänzte, dass man schon seit geraumer Zeit die strategische Stossrichtung verfolge, in nachhaltige Liegenschaften zu investieren. So werden 2023 erstmals zwei Gebäude des Portfolios nach dem «Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz» (SNBS) zertifiziert. Espace verstehe Nachhaltigkeit möglichst umfassend, also nicht nur im Bereich Energie, sondern auch in Bezug auf nachhaltige Vermietbarkeit und wie mit Anspruchsgruppen zusammengearbeitet werden soll. Deshalb veröffentlicht das Unternehmen erstmals einen Nachhaltigkeitsbericht als Teil des Geschäftsberichts, um transparent aufzuzeigen, was das Unternehmen in diesem Bereich alles unternimmt. Man verschärfe die Anstrengungen nochmals massiv und hätte sich für die Zukunft noch ambitioniertere Ziele gesetzt, sagte Egger.

CEO Lars Egger erläuterte den Besuchern der GV, wie umfassend Espace Real Estate Nachhaltigkeit in ihrem Portfolio versteht. Bild: Sandra Blaser, schweizeraktien.net
Kapitalerhöhung

Um unter anderem diese Ziele zu erreichen, hat der Verwaltungsrat eine Kapitalerhöhung aus dem von den Aktionären im letzten Jahr genehmigten Kapital beschlossen, die in ihren Einzelheiten an der GV vorgestellt wurde. So soll durch die Ausgabe von 241’413 neuer Aktien (12,5% des bestehenden Aktienkapitals) ein Nettoerlös von 36.5 Mio. CHF erzielt werden. Das Bezugsverhältnis liegt bei 8:1, also für acht bestehende Aktien kann eine neue zum Preis von 154 CHF erworben werden. Die Bezugsfrist dauert vom 4. Mai bis zum 15. Mai 2023. Der Verwaltungsrat zeigt sich an der GV hocherfreut darüber, dass die beiden Ankeraktionäre, die Artemis Real Estate aus Aarburg und die Familie Dr. Christoph Müller aus Küssnacht am Rigi, die Kapitalerhöhung voll mitgehen und sich verpflichtet haben, nicht gezeichnete Anteile zusätzlich zu übernehmen. Ein Handel mit Bezugsrechten wird es nach Aussage von Hauswirth nicht geben, da die neuen Aktien «at market» gezeichnet werden.

Im Video erläutert VRP Andreas Hauswirth die Gründe für die Kapitalerhöhung.

Vorreiterrolle im Immobiliensektor

Lars Egger führte detailliert aus, wie die finanziellen Mittel eingesetzt werden sollen und in welche konkreten Projekte das Geld fliesst. So sollen bis 2025 244 Wohnungen saniert sein. Entsprechend fliessen die Investitionen insbesondere in Projekte oder Liegenschaften, welche auf Nachhaltigkeit und Zahlbarkeit ausgerichtet sind. Die Gesellschaft sei bestrebt, mit der konsequenten Umsetzung ihrer Strategie eine Vorreiterrolle im Immobiliensektor einzunehmen sowie einen wesentlichen Beitrag zum Wandel in der Branche zu leisten, so Egger. Dass aus dem Aktionariat keine Nachfragen oder kritischen Anmerkungen zur Kapitalerhöhung kamen, zeigt, wie erfolgreich VR und GL den 67 anwesenden Aktionären, die 80,3% des Aktienkapitals vertraten, die Massnahme erklären und verkaufen konnten.

Rekordgewinn und Dividendenerhöhung

Wenn wir schon beim Erfolg sind, darf nicht untergehen, dass Espace Real Estate 2022 wiederum ein sehr erfreuliches Resultat erzielt hat. Der operative Gewinn lag mit 18.2 Mio. CHF um 8,2% über dem Vorjahr, ein weiteres Rekordergebnis. Von diesem profitierten die Aktionärinnen und Aktionäre in der Form einer Dividende von 5.75 CHF, die aus den Kapitaleinlagereserven beglichen wird. Die Dividende liegt damit 0.25 CHF über dem Vorjahr, seit 2020 ist sie kontinuierlich von 4.75 CHF in drei Schritten um 1 CHF gestiegen. Die nachhaltige Ausschüttungsrendite der Aktionäre bleibe nach erfolgter Kapitalerhöhung unverändert und die attraktive, dynamische Dividendenpolitik solle fortgesetzt werden, so Espace.

Mit Anouk Marazzi erstmals eine Frau in den VR gewählt
Die neue Verwaltungsrätin Anouk Marazzi, hier mit Verwaltungsrat Ueli Winzenried und Ankeraktionär Christoph Müller, ist Inhaberin und Geschäftsführerin der Anouk Marazzi Immobilien GmbH. Bild: Sandra Blaser, schweizeraktien.net

Sehr positiv nahm das Aktionariat den Vorschlag zur erstmaligen Wahl einer Frau in den Verwaltungsrat auf. Die nominierte Kandidatin, Anouk Marazzi, wurde von der Generalversammlung als fünftes Verwaltungsratsmitglied mit grossem Mehr für die Amtszeit von einem Jahr gewählt. Auch die bestehenden Verwaltungsräte, Andreas Hauswirth, Christoph Arpagaus, Stephan A. Müller und Ueli Winzenried, wurden klar bestätigt.

Alle Anträge an die GV mit grossem Mehr gutgeheissen
Die Aktionärinnen und Aktionäre billigten alle Vorlagen des Verwaltungsrats grösstmehrheitlich. Foto: Sandra Blaser, schweizeraktien.net

Auch alle anderen Anträge des VR an die Generalversammlung wurden ohne massgebliche Gegenstimmen angenommen. Alleine bei der Vergütung der GL ergriff ein Aktionär das Wort und bemängelte, dass die Gehälter der Angestellten nicht wie die der GL angehoben worden seien. Die Verantwortlichen von Espace konnten diese Kritik aber umgehend entkräften, indem man darauf aufmerksam machte, dass die Gehälter aller Angestellten zum 1.1.2023 angepasst wurden.

Nach nicht einmal 90 Minuten wurde der offizielle Teil der wie immer von Hauswirth souverän geführten GV beendet und die Anwesenden konnten zum sozialen Teil der Veranstaltung übergehen. Bei Geschnetzeltem, Älpler-Makronen und einem guten Glas Wein wurde dann bis in den Abend intensiv über die Lage auf dem Schweizer Immobilienmarkt diskutiert.

Griesser Holding: Der Pandemie-Schub lässt merklich nach

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In der Cité de la Lumière in Lyon sorgen Lamellenstoren von Griesser für den Wärme- und Sichtschutz des Gebäudes. Bild: griesser.ch

Die geopolitischen Spannungen und die daraus folgenden Lieferengpässe und Rezessionsängste machen 2022 weniger erfolgreich, als es zu Jahresbeginn den Anschein hatte.

Das vergangene Jahr war für Griesser ein Jubeljahr. Die im thurgauischen Aadorf beheimatete Gruppe beging ihren 140. Geburtstag. Finanziell lief es für den Hersteller von Sonnenschutzprodukten nicht mehr so rund wie in den vergangenen Jahren. In der Pandemiejahren hatten die Konsumenten viel investiert, um die eigenen vier Wände aufzuwerten. Und auch im Jahr 2021 hielt diese Boom-Stimmung trotz eines verheerenden Hackerangiffs an, der das Unternehmen für einige Tage lahmlegte.

Zu Beginn des Jahres 2022 schien alles parat für ein weiteres Erfolgsjahr. Die Auftragsbücher waren gut gefüllt. Doch die Folgen des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine, die Verteuerung der Energie, Lieferengpässe und aufkeimende Rezessionsängste belasteten das Geschäft. Die Gruppe hat die betrieblichen Erträge im vergangenen Jahr aber trotzdem um 2,1 Mio. auf 372, 2 Mio. CHF steigern können – und dies trotz der negativen Währungseinflüsse. Insbesondere der Euro hat sich im Vergleich zum Franken abgewertet. Das währungsbereinigte organische Wachstum hätte gemäss Medienmitteilung 14,4 Mio. CHF betragen, was einem Wachstum von 4,4% entspricht. Im Geschäftsjahr 2021 expandierten die vergleichbaren Einnahmen um 9,2%.

Der Norden leidet mehr

Im Resultat der Griesser Gruppe wird die 76,5%-Beteiligung der deutschen Weinor konsolidiert. Dieser Geschäftsbereich ist auf den Sonnen- und Wetterschutz auf Terrassen spezialisiert und produziert dafür Pergola-Markisen, Terrassendächer und zahlreiches Zubehör. Weinor konzentriert sich vermehr auf die Absatzmärkte in Nordeuropa. Diese sind von den politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten stärker in Mitleidenschaft gezogen worden – insbesondere von der Energieknappheit. Die Nachfrage nach den Produkten ist deutlich zurückgegangen.

In Südeuropa entwickelte sich der Geschäftsgang für Griesser wegen eines Subventionsprogrammes des italienischen Staates für Sonnenschutz nach Angaben des Unternehmens «sehr positiv». Die Engpässe an den Beschaffungsmärkten trafen Griesser teilweise direkt, schmerzhafter waren aber die Terminverschiebungen auf den Baustellen. Trotzdem verzeichnete Griesser insgesamt eine steigende Nachfrage. Diese fiel mit der Inbetriebnahme der neuen Produktionsanlage in Aadorf zusammen, was zu leicht höheren Durchlaufzeiten führte. Bis zum Jahresende wurden jedoch zahlreiche Optimierungspotenziale im Produktionsbereich umgesetzt, was gemäss Unternehmensmitteilung «eine gute Ausgangslage für das Geschäftsjahr 2023 bietet».

Höhere Preise, längere Garantie

«Auch im Jahr 2022 haben sich die Märkte in Nordeuropa und Südeuropa unterschiedlich entwickelt», sagt Griesser-CEO Urs Neuhauser. Aufgrund der tieferen Inflation sowie der geringeren Auswirkungen des Ukraine-Konflikts in Südeuropa konnten vor allem die Märkte in der Schweiz, in Italien und Frankreich gegenüber dem Norden aufholen. «Wir gehen davon aus, dass sich diese Tendenz auch im Jahr 2023 fortsetzen wird.»

Die steigenden Material-, Energie- und Personalkosten konnten nur teilweise mit Effizienzsteigerungen aufgefangen werden. Deshalb sah sich das Unternehmen gezwungen, im vergangenen Jahr die Preise drei Mal anzuheben. Um den Kunden die höheren Preise etwas zu versüssen, ist die Gewährleistungspflicht für Griesser-Produkte im vergangenen Jahr von zwei auf sechs Jahre erhöht worden.

Gleichbleibende Dividende

Gemäss Neuhauser sind weitere Preiserhöhungen vorerst kein Thema. Die im Jahr 2022 vorgenommenen Preiserhöhungen seien notwendig gewesen, um die steigenden Material-, Energie- und Personalkosten zu decken. «Obwohl die Materialkosten für gewisse Rohmaterialien und Komponenten etwas zurückgekommen sind, bleiben die Energie- und Personalkosten konstant höher als vor der Pandemie», fügt der Griesser-Geschäftsführer jedoch an.

Trotz Preiserhöhungen sank der Betriebsgewinn (EBIT) im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Mio. auf 17,9 Mio. CHF. Der Reingewinn reduziert sich im Jahresvergleich um 17,5% auf 11,7 Mio. CHF. Der Personalbestand der Griesser Gruppe hat sich 2022 um 38 Vollzeitstellen auf 1563 Mitarbeitende erhöht. Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung die Auszahlung einer unveränderten Dividende von 2 Mio. CHF vor, was einer Ausschüttung von 25 CHF entspricht.

Ausgezeichnetes Familienunternehmen

Die Anstrengungen – etwa auch im Bereich Nachhaltigkeit – bleiben nicht unbemerkt. Im September gewann Griesser im Kursaal Bern den Familiy Business Award. Damit werden besonders verantwortungsbewusst wirkende Familienunternehmen ausgezeichnet. In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen kontinuierliche Fortschritte bei der CO2-Reduktion gemacht – bei den Immobilien, in der Produktion und 2021 mit dem Startschuss für eine klimaschonende Firmenwagen-Flotte.

Urs Neuhauser, CEO Griesser Holding AG

«Eine Rezession im Bauwesen würde die Marke Griesser verspätet treffen»

«Unsere Nachhaltigkeitsstrategie setzen wir konsequent um. Gerade diese Woche werden weitere 15 Verbrenner-Fahrzeuge durch Elektrofahrzeuge ersetzt», ergänzt Urs Neuhauser. Darüber hinaus teilte Griesser erstmals seinen Nachhaltigkeitsbericht mit den Aktionären. Auch die Werkserweiterung in Nenzing sei klar auf einen nachhaltigen Produktionsprozess ausgerichtet.

In Möckern bei Magdeburg hat Weinor im Jahr 2021 mit dem Bau einer neuen Produktionsstätte samt Pulverbeschichtungsanlage begonnen. Die Bauarbeiten schritten im vergangenen Jahr planmässig voran. Im Frühjahr 2023 geht das Werk in Betrieb und hat an diesem Standort die Produktionskapazität mittelfristig beinahe verdoppelt. Diese Investition war einer der Hauptgründe, dass sich die flüssigen Mittel 2022 um 8,7 Mio. auf 25,5 Mio. CHF reduzierten.

Hohe Investitionen

Das Projekt wurde vollständig aus eigenen Mitteln der Gruppe finanziert. Zudem erhöhten sich auch die Lagerbestände, teilweise wegen höheren Bewertung und auch, weil wegen der Lieferengpässe grössere Lager gehalten werden. Aus diesen Gründen halbierte sich auch der operative Cashflow annähernd auf 11,7 Mio. CHF (Vorjahr 22,2 Mio.). Die Gruppe ist aber weiterhin solide finanziert, die Eigenkapitalquote erhöhte sich 2022 um 2,8 Prozentpunkte auf 71%.

Urs Neuhauser hält aber fest, dass die Investitionen im Jahr 2021 mit zwei parallel durchgeführten Investitionsprojekten mit den Areal-Entwicklungen in Aadorf und Möckern höher ausgefallen sind als im vergangenen Geschäftsjahr. Gleichzeitig fand die Planung der Werkserweiterung im deutschen Nenzing statt, welche nun in den Jahren 2023 und 2024 realisiert wird. «Darüber hinaus investieren wir fortlaufen in die Erneuerung unserer Produktionsanlagen», fügt der CEO an.

Chart Griesser Aktienkursentwicklung Griesser Holding AG, Quelle: otc-x.ch

Kurstechnisch konnten die Titel, die auf OTC-X gehandelt werden, den grössten Teil des «Pandemiebonus» halten. Von rund 720 CHF im März 2020 – mit Ausbruch der Corona-Pandemie erlitten die Griesser-Papiere einen kurzzeitigen Rückschlag – kletterte der Kurs im August 2021 bis auf 1200 CHF. In den vergangenen Monaten haben sich die Papiere auf leicht unter 1100 CHF eingependelt. Mit der vorgeschlagenen Dividende von 25 CHF würden die Aktien aktuell eine Rendite von 2,3% aufweisen.

Fazit

Obwohl sich die Lage an den Energie- und Beschaffungsmärkten nur wenig entspannt hat – und sich jederzeit wieder verschärfen kann –, geht die Griesser Gruppe davon aus, auch im laufenden Jahr den Verkaufsumsatz anheben zu können. Mit den neuen Produktionsstätten in Aadorf und Möckern ist das Unternehmen dafür gut vorbereitet.

Ohne unerwartete externe Störfaktoren darf mit einem soliden Jahresergebnis gerechnet werden. Doch das Vorjahr hat gezeigt, dass die momentane Weltlage einiges an Unvorhergesehenem bereithalten kann. Ein überraschender Einbruch der Bautätigkeit dürfte Griesser im 2023 kaum Probleme bereiten. «Eine Rezession im Bauwesen würde die Marke Griesser verspätet treffen, da unsere Produkte und Dienstleistungen erst am Ende des Bauprozesses montiert bzw. erbracht werden. Zudem sind wir auch stark im Renovationsgeschäft tätig, welches nicht so stark von der wirtschaftlichen Entwicklung der Baubranche abhängig ist», sagt Urs Neuhauser. Die Griesser-Produkte helfen auch mit, Energiekosten einzusparen, und gerade in diesem Bereich sieht das Unternehmen Wachstumsmöglichkeiten.

Espace Real Estate: GV beschliesst höhere Dividende und wählt Anouk Marazzi in den Verwaltungsrat

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Für die Immobiliengesellschaft Espace Real Estate war 2022 trotz der geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen ein erfolgreiches Geschäftsjahr. Dies machten Verwaltungsratspräsident Dr. Andreas Hauswirth und CEO Lars Egger an der Generalversammlung (GV) des Unternehmens im Landhaus Solothurn deutlich.

Die Aktionäre beschlossen die vorgeschlagene Dividendenerhöhung auf 5.75 CHF je Aktie. Ausserdem wählten sie Anouk Marazzi neu in den Verwaltungsrat der Gesellschaft. Sie ist damit die erste Frau in dem fünfköpfigen Gremium. Einen ausführlichen Beitrag über die GV lesen Sie in den kommenden Tagen an dieser Stelle.

Dividenden: Schweizer verschenken rund 15 Milliarden Euro an nicht zurückgeforderter Quellensteuer

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Thomas Rappold ist CEO und Co-Gründer des deutschen Fintech Divizend, das neu auch in den Schweizer Markt eintritt. Bild: zvg
Thomas Rappold ist CEO und Co-Gründer des deutschen Fintech Divizend, das neu auch in den Schweizer Markt eintritt. Bild: zvg

Viele Privatbanken, Vermögensverwalter, Fondsgesellschaften etc. sind in der Schweiz zu Hause. So aber auch eine Vielzahl erfolgreicher Privatinvestoren. Laut Erhebungen des FinTechs Divizend Suisse verschenken alle Schweizer Investoren zusammen aktuell rund 15 Mrd. Euro an ausländischer Quellensteuer, welche sie nicht zurückfordern. Insgesamt handelt es sich pro Jahr um eine Summe von rund 4 Mrd. Euro.

Doch warum ist das so?

Dafür müssen wir erst einmal klären, wann und warum die Quellensteuer überhaupt anfällt.

Prinzipiell soll die Quellensteuer sicherstellen, dass Kapitalerträge wie Dividendenausschüttungen ordnungsgemäss versteuert werden. Da dies in den meisten Fällen allerdings bereits durch den Ansässigkeitsstaat passiert, haben etliche Länder sogenannte Doppelbesteuerungsabkommen (kurz: DBA) miteinander geschlossen. Damit soll verhindert werden, dass Anleger unnötigerweise doppelt besteuert werden. Zusammen mit den zugehörigen Formularen bilden diese Abkommen somit die rechtliche Grundlage, um sowohl Vorab-Befreiungen zu erwirken als auch eine Rückerstattung zu viel gezahlter Quellensteuer zu beantragen.

Wenn es diese Grundlage gibt, warum wird die Quellensteuer dann nicht massenweise zurückgefordert?

Dafür gibt es tatsächlich eine relativ simple Antwort, und zwar: Bürokratie. Jedes Land besitzt als Quellenstaat ein eigenes Formular, eigene Deadlines und unterschiedliche Anforderungen für solche Rückerstattungen. Hinzu kommt, dass nach wie vor fast alle Anträge papierbasiert sind und Anleger somit mit einer Menge Papierkram und bürokratischem Aufwand konfrontiert sind. Entsprechend besitzen nur die wenigsten die benötigte Expertise, um für jedes Land erfolgreiche Rückerstattungen zu beantragen, sowie die Zeit, sich dem verbundenen Aufwand hinzugeben.

Vergleichsweise kostspielige Angebote von Banken, Steuerberatern & Co. sind dabei für viele Anleger aufgrund der mangelnden Wirtschaftlichkeit keine Option. Das Resultat: Die eigentlich unrechtmässig entrichtete Quellensteuer wird nicht zurückgefordert.

Doch wie kann man dieses Problem lösen?

Vor genau diesem Hintergrund hat sich nun das FinTech Divizend den genannten Problemen angenommen, um endlich eine praktikable und effiziente Lösung für Privatanleger zu schaffen.

Mit Divizend wird das Zurückfordern von Quellensteuer einfach.

Dadurch wurde eine Plattform entwickelt, welche den Prozess zur Rückerstattung der Quellensteuer weitestgehend automatisiert und digitalisiert hat. Kunden können bequem über ihre Banking-Schnittstelle oder über das Einlesen der e-Steuerauszüge ihre Wertschriften-Depots verbinden und sich direkt ihre möglichen Rückerstattungs-Beträge berechnen lassen. Anschliessend genügt eine Bescheinigung durch das kantonale Steueramt, dass sich der steuerliche Wohnsitz tatsächlich in der Schweiz befindet, sowie das Hochladen der entsprechenden Dividendenbelege.

Daraufhin generiert Divizend alle benötigten Formulare, füllt diese vollständig aus und übermittelt, wo möglich, diese direkt digital an die ausländischen Behörden.

Für Privatinvestoren ist es somit möglich, ohne spezielles steuerliches Fachwissen für eine Vielzahl von Ländern die Quellensteuer-Rückerstattung zu beantragen. Und das zudem komfortabel, preiswert, bankenunabhängig und ohne den üblichen Stapel an Papier.

Sämtliche Angaben sind in einem Dashboard einsehbar.
Divizend jetzt auch in der Schweiz aktiv

Nach einem erfolgreichen Start im deutschen Markt tritt das Unternehmen durch die Landesgesellschaft Divizend Suisse nun auch in den Schweizer Markt ein, um somit auch hier der Vielzahl von Anlegern helfen zu können.

Die Divizend Suisse ist massgeblicher Innovator im Bereich Banking-APIs und Wertschriften und ist entsprechend eines der Gründungsmitglieder der Schweizer OpenWealth-Association, wo es sich neben weiteren bedeutenden Partnern aktiv für zukunftsträchtige Entwicklungen im Finanzsektor einsetzt. Entsprechend arbeitet das Unternehmen auch bereits seit 2020 eng mit der EStV zum Thema Quellensteuer-Rückerstattung und e-Steuerauszug zusammen und pflegt beste Beziehungen zu den Schweizer Behörden.

Zudem werden alle Daten in der Schweiz gehostet und sorgfältig nach Schweizer Recht behandelt, wodurch für Schweizer Kunden der bestmögliche Service garantiert wird.

Unter divizend.com/de/landing/ch/ können sich Schweizer Investoren bereits vorregistrieren und somit als erste von der Quellensteuer-Innovation profitieren!

Treffen Sie Divizend auch am Branchentalk Banken am 20. Juni 2023 in Zürich.

Macro Perspective: Asset Management – im Universum von UBS, BlackRock, Vanguard & Co.

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Als Finanzplatz weltweit bekannt: der Paradeplatz in Zürich. Bild: zuerich.com

«Der Mensch ist des Menschen Wolf.» Thomas Hobbes, 1588-1679, Mathematiker, Philosoph, Staatstheoretiker

Es ist gar nicht so lange her, da war Vermögensverwaltung noch ein Privileg der wenigen Reichen, die von Privatbanken mit wohlklingenden Namen und einer langen Historie besorgt wurde. Heute ist Asset Management dagegen ein Geschäft für die Massen. Trend folgt auf Trend, und nicht jede «Finanzinnovation» verbessert die Rendite der Investoren. An den Kapitalmärkten begegnen sich weiterhin Wölfe und Schafe.

Das Global Ranking im Asset Management ändert sich ein wenig in der Spitzengruppe durch die Not-Übernahme der CS durch die UBS. Den Top-Spot belegt BlackRock mit 8.5 Bio. USD an Assets-under-Management (AuM), gefolgt von Vanguard Group mit 7.3 Bio. USD vor State Street Global Advisors mit 4 Bio. USD. Fidelity Investments und UBS folgten knapp danach. Durch die Integration des Wealth Managements von der CS dürfte die UBS auf über 4 Bio. USD an AuM kommen. Die Frage ist nur, wie viel mehr? Nicht alle Kunden wollen bei der UBS bleiben. Und es könnte auch zu Auflagen in den Ländern kommen, wo der Wettbewerb durch die Übernahme signifikant vermindert wird.

Bandbreite der Vergütungen

Allein die absoluten Zahlen sagen jedoch wenig über die Ertragskraft im Asset Management. Die heute so beliebten ETFs – Asset Management für die Massen – bringen kaum Gebühren. Das ist der Preis für die Demokratisierung. Bei passiven Index-Fonds gehen die Gebühren sogar gegen null. Am anderen Ende des Spektrums stehen Hedge Funds, die 20% des Gewinns jenseits eines Schwellenwerts berechnen.

Smartphone-Banking und Stabilitätsrisiken

Dazwischen bewegen sich zahlreiche Player mit unterschiedlichen Mandaten und Zielsetzungen. Pensionsfonds und -kassen, Versicherungen, Stiftungen, Staatsfonds, Investmentgesellschaften, Spezialisten und Generalisten, lokale und globale Institutionen. Dabei ist Kapital nach der Liberalisierungswelle seit der Reagan-Thatcher-Ära ultra-mobil geworden. Gab es in den 1980er Jahren in vielen Ländern noch Beschränkungen für ausländische Investoren und Kapitalverkehrskontrollen für inländische, so ist es heute, auch dank der Smartphone-Technologie, möglich, in Sekunden Kapital von einem Kontinent in einen anderen zu verschieben. Dies stellt auch ein ernstzunehmendes Problem für die Finanzmarktstabilität dar, da es zu Verwerfungen und erhöhter Volatilität an den Börsen kommen kann, wenn plötzlich infolge von Herdenverhalten grosse Verkaufs- und Kaufwellen auftreten. Das gilt insbesondere für weniger liquide Aktiva und Märkte.

Superreiche im Visier – Deutsche Bank sieht Chancen

Der Markt ist äusserst differenziert. Während smarte Fintech-Lösungen Investments selbst mit wenigen Franken möglich machen, zielt beispielsweise die Deutsche Bank mit ihrer Asien-Initiative nur auf Unternehmer und Superreiche ab, die wenigstens 50 Mio. USD an investierbarem Vermögen haben oder noch besser gleich 150 Mio. USD. Das Debakel bei der CS und die Konzentration unter dem Dach der UBS schaffen Chancen für die Neu-Akquise. Wettbewerber sind HSBC und verschiedene US-Adressen. Ziel sind bei den Unternehmern neben dem Wealth Management natürlich auch Mandate für Investment Banking und Corporate Finance, wie Börsengänge, Finanzierungen, M&A.

Im Vergleich: Charts von UBS (hellblau), BlackRock (gelb) und State Street (dunkelblau) während der letzten 5 Jahre, in USD. Grafik: nyse.com
Erster Aderlass bei UBS

Auch in der Schweiz ist die Migration des Kapitals in Bewegung gekommen. Ob ZKB oder Julius Bär, etliche Platzhirsche profitieren durch einen erhöhten Zustrom von Kunden und Kapital. Nach den jüngsten Marktdaten zu urteilen, fliessen aber nicht nur bei der CS, sondern auch bei der UBS Gelder in beträchtlicher Höhe ab, während andere Konkurrenten zulegen. Laut Financial Times verzeichnete die europäische ETF-Branche im März Netto-Zuflüsse von 13.1 Mrd. Euro, davon 7.7 Mrd. Euro an iShares. Die UBS verlor dagegen 2 Mrd. Euro, und CS 179 Mio. Euro.

Kursverlauf von UBS und CS seit 2018. Beide Institute verzeichnen einen Abfluss von Kundengeldern. Chart: six-group.com
Der Markt fällt das letzte Urteil

Daraus lässt sich Verschiedenes ablesen. Das ETF-Geschäft ist ein Commodity-Business mit geringen Margen. Unabhängig davon zeigen die ersten Verschiebungstendenzen, dass das Kalkül der Schweizer Super-Bank nicht unbedingt aufgehen muss. Zwar hat sich die UBS schon lange auf ein Szenario eingestellt, wie es jetzt geschaffen wurde, so Ex-UBS-VRP Axel Weber in seiner ersten Stellungnahme zu der Not-Übernahme, doch das letzte Wort hat der Markt. Wenn es den Kunden nicht gefällt oder den Marktteilnehmenden Bedenken aufkommen, so helfen Statements und Beteuerungen wenig. «Investors vote with their wallets», lautet ein bekanntes Idiom, das zu beachten viele verlernt haben.

Beispiellose Enteignung für nachrangige Anleihegläubiger

Und viele Marktteilnehmer sind auch überhaupt nicht einverstanden mit der Lösung, wie sie umgesetzt werden soll. Die Rede ist nicht von Kleinanlegern, die ihren Unmut mit hohlen Nüssen und ähnlichen Mitteln zum Ausdruck brachten, sondern von potenziell jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen zu durchaus plausiblen Streitgründen. So galt stets, dass es erst die Aktionäre trifft, dann erst die Schuldner. Doch im Fall CS sind die Aktionäre zwar stark in Mitleidenschaft gezogen, aber es gibt sie noch. Die Inhaber von Nachrang-Anleihen, sogenannte CoCo-Anleihen, wurden jedoch vollständig enteignet. Das Volumen ist mit 16 Mrd. CHF nicht unbeträchtlich. Allein japanische Adressen verloren 640 Mio. CHF. Ende vergangener Woche waren vier Klagen gegen die Finma eingereicht, u.a. von Migros und Gläubigern aus Singapur.

Milliardenverluste für alle

Verloren haben bei dem CS-Debakel aber eigentlich alle, ausser den überbezahlten CS-Bankern. Dazu zählen vor allem die Investoren aus der Golfregion, die Milliarden CHF in den Sand gesetzt haben. Ihnen gehörten rund 20% an der CS. Allein das Emirat Katar hielt 6,8%, die trotz des Namens private Saudi National Bank sogar 9,9%. Und auch die Schweizer Steuerzahler kommt das Desaster teuer zu stehen. Wie teuer, ist noch nicht abzuschätzen, je nachdem, ob und in welchem Ausmass Garantien staatlicher Stellen in Anspruch genommen werden müssen. Das kann bis zu dreistelligen Milliardenbeträgen gehen, oder, umgerechnet pro Kopf, ein fünfstelliger Betrag.

Schwache Leistungsbilanz

Der grösste Schaden aber entsteht dem Finanzplatz. Beide Grossbanken mussten vom Staat gerettet werden, die Regulierungsoffensive nach 2008 hat bei der CS offensichtlich nicht gegriffen, der Wettbewerb wurde vermindert und sämtliche Aufsichts- und Kontrollgremien und -behörden haben ihre jeweilige Primärfunktion offensichtlich nicht ausgeübt. Im Grunde handelt es sich also um kollektives und systemisches menschliches Versagen.

Der Fall CS und die Reputation

Die Schweiz ist und bleibt aus verschiedenen Gründen eines der globalen Zentren für die Vermögensverwaltung. Ein solides und ausdifferenziertes Bankensystem auf Weltklasse-Niveau ist hierfür jedoch unabdinglich. Insofern stellt sich schon die Frage, warum die Reputation des bedeutenden Finanzplatzes durch jahrelange Inaktivität bezüglich der zahlreichen Vergehen der CS so lange aufs Spiel gesetzt wurde?

Weniger Milliardäre in 2022

Wie viele Dollar-Milliardäre gibt es überhaupt? Nach der Auflistung des etablierten «Hunun-Reports», ein Äquivalent zur Forbes-Liste, sind es 3’112 per Ende 2022. Noch im Vorjahr waren es 3’381 gewesen. An der Spitze steht China mit 969 USD-Milliardären vor den USA mit 691. Allerdings verzeichnet China die stärkste Verringerung. 229 Namen aus dem Vorjahr sind verschwunden und nur 69 nachgerückt. Zum Teil ist es auf rückläufige Börsenkurse und den schwächeren Yuan zurückzuführen, aber hauptsächlich auf den «crack-down» der KP gegen die neureichen Tech-Milliardäre seit 2020. Repräsentativ ist die Entwicklung von Jack Ma, dem Gründer von Alibaba, der noch vor wenigen Jahren der reichste Chinese war, jetzt aber von Rang 34 im Vorjahr auf Rang 52 abrutschte. Ebenfalls verschwunden sind etliche Krypto-Milliardäre wie Samuel Bank-Friedman seit dem Kollaps von FTX, was Gegenstand der Macro Perspective vom November 2022 war sowie Justin Sun, der Gründer der Krypto-Plattform Tron, der u.a. für die Giacometti-Statue «Le Nez» bei einer Auktion 78.4 Mio. USD zahlte. Inzwischen klagt die SEC wegen unerlaubten Verkaufs von Wertpapieren.

Brauchen Milliardäre Vermögensverwalter?

Zwar jagen UBS, HSBC, Goldman Sachs & Co. Kunden mit Milliardenvermögen, doch Tatsache ist, dass die meisten Milliardäre und auch Centi-Millionäre ihre eigenen Family Offices haben und darüber hinaus auch diverse Banken oder sonstigen Dienstleister einspannen. Die Wallenberg-Dynastie in Schweden hält ihre Beteiligungen seit 1916 in der börsenkotierten Investor AB. Die Market Cap beträgt 57 Mrd. Euro. Dazu zählen u.a. bedeutende Anteile an Atlas-Copco, Electrolux, SKF, ABB, SEB, Astra Zeneca etc. Missmanagement des eigenen Vermögens ist von den Wallenbergs nach aller Erfahrung nicht zu erwarten. 87 Professionals sorgen bei Investor AB für eine konstant gute Rendite. Warren Buffetts Berkshire Hathaway ist ein weiterer Fall für eine direkte Vermögensverwaltung durch einen ausgewiesenen Experten, der keine Gebühren berechnet.

Performance als Mandat

Das wirklich grosse Geschäft ist mit institutionellen Anlegern zu machen, die immer höhere Summen rentabel investieren müssen, teilweise auch, um Pensions- oder sonstige Zahlungspflichten erfüllen zu können. Das ist das Universum der Pensionskassen, Pensionsfonds, Versicherungen, Stiftungen und sonstiger Sondervermögen, die auf langfristige Wertsteigerung angelegt sind. Hier geht es weniger um kurzsichtige Moden, Trends und Themen der Anlagewelt, als vielmehr darum, langfristig konsistente Returns für die Begünstigten zu erzielen.

Ende der monetären Kunstwelt

Mit dem Ende der Tiefzins- und QE-Notenbankpolitik kam an den Börsen die Gezeitenwende. Während die Liquiditätsflut und billiges Geld zuvor alle Schiffe anhob, herrschen nun Zinserhöhungen und der Abbau der aufgeblähten Notenbank-Bilanzen vor. Das Zeitalter des «Quantitative Tightening» ist angebrochen. Und der Zyklus ist wieder erwacht nach der langen Ära der «monetären Kunstwelt».

Institutionelle sind immer investiert

Für das Asset Management werden damit die Zeiten schwieriger. Hohe Inflation lässt bei den Konsumenten weniger Geld für Anlagezwecke übrig oder Rücklagen werden sogar aufgezehrt. Steigende Zinsen bedeuten auch, dass Geldmarktfonds, Termingeld und andere Cash-nahe Anlageformen an Popularität gewinnen. Das Interesse an Aktien und exotischen Assets nimmt in einem solchen Umfeld dagegen umgekehrt proportional ab. Doch die institutionellen Anleger bleiben erhalten. Die sind sogar meistens Investitionsquoten unterworfen. Die meisten sind immer nahezu vollständig investiert. Institutionelle Liquiditätsquoten bewegen sich in der Regel bei 2% bis 4% und steigen selten über 5%.

State Street – seit 1792 im Dienst der Kunden

Es wird daher mehr auf die Expertise, gutes Research und Stock-Picking-Qualitäten ankommen bei der Wahl professioneller Asset Manager. Stiftungen, Staatsfonds oder Pensionsfonds wechseln ihre Vermögensverwalter durchaus, wenn die Leistungen zu wünschen übrig lassen. State Street ist führend im Geschäft mit Institutionen und verzichtet auf Privatkunden. Bereits 1792 gegründet, sind die Service-Tätigkeiten ein integraler Bestandteil des Systems, beispielsweise als Depotbank und Dienstleister für Banken und Asset Manager. Neben Asset Management und Service ist Research & Trading das dritte Standbein. Nach 2008 hat State Street als erste US-Grossbank bereits im Juli 2009 alle Staatshilfen zurückgezahlt.

Bewertung von AuM

Und trotz der starken strategischen Stellung und herausragenden langfristigen Leistungsnachweisen liegt die aktuelle Börsenbewertung bei lediglich 26 Mrd. USD, das KGV bei 10. Das zeigt, wie die AuM am Markt bewertet werden. In aller Regel wurden in der Vergangenheit bei Transaktionen 2% bis 4% der AuM vom Käufer bezahlt, je nach Börsenlage und Dynamik. Die UBS wird gegenwärtig mit 67 Mrd. USD und einem KGV von 9 bewertet, BlackRock mit 104 Mrd. USD und einem KGV von 21 und Goldman Sachs mit 113 Mrd. USD und einem KGV von 12.

Strukturwandel im Asset Management

Aber auch das Universum des Asset Managements ist vom Strukturwandel betroffen. Und wirklich bedeutsame Veränderungen der Marktanteile sind sehr wohl möglich. Vor nur 50 Jahren lagen die AuM der damaligen Citibank beim 10fachen von Fidelity. Dann kam der Boom der innovativen Investment-Fonds. Und kaum 25 Jahre später hatte sich das Verhältnis bei zwischenzeitlich deutlich gestiegenen Volumina zugunsten von Fidelity umgekehrt. Bei BlackRock und anderen ETF-Grössen ist die Erfolgsgeschichte ähnlich. Noch im Jahr 2000 lag die Aktie bei 3% des heutigen Werts.

Der Net-Zero-Faktor

Ein in den 2020er Jahren neuer Faktor ist die von Anlegern und teils gesetzlich geforderte nachhaltige Ausrichtung oder zumindest Transparenz mit Blick auf die verbreiteten ESG-Reporting Richtlinien. Je nach Methodik sind bereits mehr als die Hälfte der globalen AuM nach mehr oder weniger stringenten ESG-Kriterien investiert. Allein die 2020 gegründete «Net Zero Asset Managers Initiative» zählt 235 unterzeichnende Institutionen mit 57 Bio. USD AuM.

Wandel und Konflikt

Ob Energiewende, Klimawandel oder die neuen geopolitischen Realitäten – die kreative Destruktion der bestehenden Strukturen bringt neue Chancen für Investoren. Vieles spricht allerdings dafür, dass manche Player im Asset-Management-Universum trotz immenser Marketing-Bemühungen nicht die erforderliche Glaubwürdigkeit und Expertise mitbringen, die für diese Herausforderungen nun erforderlich sind.

Mit Blick auf das konfliktgeladene geopolitische Klima wie auch das planetarische Klima sowie das der Wirtschaft findet folgender Satz von Hobbes auch heute seine Bestätigung: «Denn Krieg besteht nicht nur in Schlachten oder Kampfhandlungen, sondern in einem Zeitraum, in dem der Wille zum Kampf genügend bekannt ist.»

Kardex Holding: Jens Hardenacke wird ab 1. Juni neuer CEO

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Jens Hardenacke wird ab 1. Juni 2023 neuer CEO von Kardex. Bild: linkedin.com
Jens Hardenacke wird ab 1. Juni 2023 neuer CEO von Kardex. Bild: linkedin.com

Die Kardex Holding wird seit dem 1. März 2023 interimistisch von VR-Präsident Felix Thöni geführt. Nun hat der Anbieter von Intralogistik-Lösungen Dr. Jens Hardenacke zum neuen CEO ernannt. Er wird das Unternehmen ab dem 1. Juni 2023 leiten. Dies teilte Kardex heute mit.

Der promovierte Volkswirt verfüge über langjährige Führungserfahrung sowohl in der Maschinenindustrie als in der Intralogistik, heisst es in einer Medienmitteilung. Er sei in den letzten sechs Jahren für den Intralogistik-Konzern Dematic tätig gewesen, u.a. als Managing Director in China und zuletzt als Managing Director für die DACH-Region. Davor habe er über ein Jahrzehnt erfolgreich in verschiedenen Führungsfunktionen beim Werkzeugmaschinenhersteller Gildemeister, insbesondere als Managing Director in Südost-Asien und in den USA, gearbeitet.

Immobilienanlagen im Fokus: Gesprächsstoff durch Grossbanken-Fusion

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Auch bei Hypothekarfinanzierungen spielt die Konkurrenz weiterhin. Bild: stock.adobe.com

Auf dem Zürcher Bahnhofplatz steht schon seit 134 Jahren die Statue von Alfred Escher. Etwa 900 Meter entfernt davon steht der Hauptsitz der Credit Suisse, also das Institut, das der Wirtschaftspionier vor genau 167 Jahren gründete mit dem damaligen Namen Schweizerische Kreditanstalt. Es hat genau nur einen Tag gedauert, um das Schicksal der Grossbank zu besiegeln. Eine wahre Herkulesarbeit wartet auf den neu gewählten CEO der UBS. Zwar ist der Zusammenschluss der beiden Institute auf dem Papier besiegelt, doch die Form und die Marschroute sind noch mit vielen Unsicherheiten und offenen Fragen behaftet. Eine nicht unwichtige Frage wird dabei sein, inwiefern der Schweizer Immobilienmarkt von der Elefantenhochzeit betroffen sein wird.

70‘000 Wohnungen in der Schweiz

Mit einem Marktanteil von 27% werden die beiden Banken zum grössten einzelnen Anbieter auf dem Schweizer Hypothekarmarkt. Allerdings gibt es mit den Kantonalbanken, der Raiffeisen-Gruppe, den Regionalbanken und den neuen digitalen Anbietern genügend Alternativen. «Die Konkurrenz spielt, und es ist nicht auszuschliessen, dass Kundinnen und Kunden, die bisher Hypothekarkredite bei der UBS und der CS hielten, bei nächster Gelegenheit zumindest eine Hypothek bei einer anderen Bank abschliessen werden», meint Donato Scognamiglio, Geschäftsführer des Immobilien-Beratungsbüros IAZI.

Die CS und die UBS besitzen selber nur wenige Liegenschaften. Sie haben viele Filialen und Bürogebäude verkauft und mieten sie nur noch. Zwischen 2011 und 2021 hat die CS Prestige-Immobilien im Wert von geschätzt rund 2.6 Mrd. CHF verkauft, wie die «Bilanz» im letzten Jahr vorgerechnet hat. Viel bedeutender sind die Immobilien, die nicht den Banken selber gehören, sondern den von ihnen verwalteten Immobilienfonds und Anlagestiftungen. Mit über 70’000 Wohnungen in der Schweiz sind die Fonds von UBS und CS zusammen künftig klar der grösste Akteur. Allein in der Stadt Zürich besitzen sie gemeinsam über 6000 Wohnungen. Gemäss dem Datenportal Alphaprop beläuft sich das Nettovermögen in Immobilienfonds bei der CS auf 14.4 (7 Fonds) und bei der UBS auf 13.8 (7 Fonds) Mrd. CHF. Das entspricht 44% des Nettovermögens aller Immobilienfonds (kotiert und nicht kotiert). In diesem Bereich wird die neue Superbank also ein gewichtiger Anbieter werden, falls sie alle Immobilienfonds beibehält. Verkäufe aus taktischen Gründen wären dort möglich, wo es zu einem zu starken Klumpenrisiko käme.

Die Inflation bleibt uns erhalten

Einen deutlich stärkeren Einfluss auf den hiesigen Immobilienmarkt spielt wohl die Inflation. Sie ist im Januar wieder leicht angestiegen und zwar auf +3.3% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Ein wichtiger Grund dafür waren die höheren Preise für Elektrizität und Gas. Im Verlauf des letzten Jahres verteuerten sich viele Nahrungsmittel erheblich, insbesondere Grundnahrungsmittel wie Zucker, Mehl, Reis, Nudeln und Öl. Belastet werden dadurch vor allem die Budgets von weniger wohlhabenden Haushalten, die generell einen grösseren Anteil ihres Einkommens für Nahrungsmittel und Energie ausgeben. Die Hausbesitzer sind ebenfalls direkt betroffen von den steigenden Preisen.

Die Leitzinserhöhungen der Schweizerischen Nationalbank sollen dazu dienen, die Inflation in Schach zu halten. Dadurch steigen aber auch die Hypothekarzinsen und damit verteuern sich die Eigenheime  für jene, die dieses Jahr ihre Hypothek erneuern müssen. Wie ein Rettungsanker erscheint in dieser Situation die scheinbar günstigere Finanzierungsvariante in Form einer Geldmarkthypothek. Deren Zinssätze richten sich nach dem Leitzins Saron, weshalb sie auch unter dem Namen Saron-Hypothek geläufig sind.

Der Gesamtzins errechnet sich aus dem Leitzins – derzeit 1.5% – und einer Risikomarge der Bank von bis zu 0.9%. Somit profitieren Interessenten derzeit noch von einem günstigeren Hypothekarzinssatz, denn eine 10-jährige Festzinshypothek liegt derzeit mit rund 3% noch über diesem Niveau, allerdings nur so lange, wie die Nationalbank nicht weiter an der Zinsschraube dreht. Viele befürchten darum, dass eine Saron-Hypothek jetzt zu riskant ist. Der Leitzins müsste jedoch mehrere Jahre auf einem Niveau von über 2% liegen, damit Saron­-Hypotheken auf längere Sicht teurer würden als zum Beispiel 5- oder 10-jährige Festhypotheken.

Zudem hat das VZ Vermögenszentrum in einem historische Kostenvergleich von Hypotheken nachgewiesen, dass Festhypotheken in den letzten 30 Jahren praktisch immer viel teurer waren als Geldmarkthypotheken. Nur einmal, und zwar zwischen 1990 und 1993, waren Geldmarkthypotheken in einer Phase steigender Zinsen etwas teurer.

Direkte Immobilienanlagen

Durch die deutliche Erhöhung der Finanzierungskosten ist eine scheinbar unveränderliche Faustregel des hiesigen Eigenheimmarktes ins Wanken geraten. In der Tiefzinsperiode war der Kauf eines Einfamilienhauses oder einer Eigentumswohnung in vielen Gemeinden günstiger als die Miete eines vergleichbaren Wohnobjektes. Dieser preisliche Vorteil hat sich nun deutlich in die Peripherie verschoben. (Siehe Artikel «Kaufen oder Mieten? Die Kehrtwende».) Doch wie sieht das Ganze in konkreten Zahlen aus?

Günstiges Zeitfenster für Immobilienverkauf

Ein Rechenbeispiel der Raiffeisenbank schafft Klarheit: Beim Kauf einer maximal belehnten, typischen Agglomerationswohnung (4 Zimmer, 100m2) hätten die monatlichen Wohnkosten Ende 2021 mit einer 10-jährigen Hypothek etwa 1’600 CHF betragen. In diesen Kosten sind neben den Hypothekarzinsen auch Rückstellungen und Steuern inbegriffen. Im Vergleich zur Miete eines vergleichbaren Objektes hätte der Käufer damit monatlich rund 400 CHF gespart. Durch die starke Verteuerung von Festhypotheken zu Beginn des letzten Jahres hat sich dieser Kostenvorteil sehr schnell in Luft aufgelöst. Ende 2022 hätte derselbe Käufer mit Wohnkosten von insgesamt rund 2’700 CHF sogar rund 500 CHF mehr als in einer Mietwohnung bezahlen müssen.

Angesichts dieser Situation stellt sich für manchen Hausbesitzer die berechtigte Frage, ob er oder sie das Eigenheim auf dem Markt verkaufen sollte, um einen Gewinn durch die beträchtliche Wertsteigerungen der letzten 20 Jahre zu realisieren. Mit dem neuen Kapital liesse sich vielleicht ein etwas bescheideneres Objekt an guter Lage erwerben. Tatsächlich wäre das Zeitfenster dafür günstig, denn der der Eigenheimmarkt zeigt sich weiterhin unbeeindruckt von den wechselnden Vorzeichen an der Zinsfront, wie der «SWX IAZI Private Real Estate Price Index» für Wohneigentum per Ende des 1. Quartals 2023 offenbart.

So sind die am Markt bezahlten Preise gegenüber dem Vorquartal erneut um 1.0% gestiegen, wobei Einfamilienhäuser (1.0%) und Eigentumswohnungen (0.9%) unter den Käufern praktisch gleich begehrt waren. Aus Ganzjahressicht liegt die Wachstumsrate bei nach wie vor überdurchschnittlichen 4.6%. Gerade in ländlichen und eher peripheren Regionen dürfte der Höhepunkt aber auch im Eigenheimsegment mittlerweile erreicht sein. In den kommenden Quartalen ist somit auch beim Wohneigentum ein Bremseffekt zu erwarten. Wer sein Haus verkauft, müsste allerdings damit rechnen, dass die effektiven Verkaufspreise leicht von den publizierten Marktpreisen abweichen könnten, denn in einem typischen Verkäufermarkt dürften die Preise etwas unter Druck geraten. Wer eine neutrale Einschätzung braucht, bestellt am besten eine Online-Immobilienbewertung bei den üblichen Anbietern.

Immobilienfonds

Für den wichtigsten Gesprächsstoff innerhalb der Fondsbranche dürfte wohl die bereits erwähnte Megafusion sorgen. Beide Institute verfügen jeweils über grosse Asset-Management-Sparten. Durch den Zusammenschluss von UBS und Credit Suisse entsteht damit der nach Produktanzahl grösste Fondsanbieter. Rund 470 aktive und passive Fonds der beiden Gesellschaften sind hierzulande zugelassen. Doch bei der enormen Zahl wird es wohl nicht bleiben. Nach Ansicht von Scope bestehen bei den Produktpaletten grosse Überschneidungen, zudem haben ungefähr 140 Fonds ein Volumen von weniger als 100 Mio. CHF. Es dürfte deshalb einige Fondsschliessungen und -fusionen geben, prognostiziert das Analysehaus. Gleichwohl gibt es Bereiche, die nicht von beiden Häusern abgedeckt werden. Dazu zählen etwa Themenfonds, Schwellenländeranleihen, Nachhaltigkeit und einige Spezialitäten. Anleger profitieren daher punktuell von einem erweiterten Produktangebot. Lediglich im Bereich alternativer Investments und bei Absolute-Return-Strategien bleibt das Angebot an Publikumsfonds auch nach der Fusion laut Scope dünn.

Welche Auswirkungen erwarten nun die Akteure der Immobilienwirtschaft? Für Thomas Spycher von der Alphaprop AG dürfte sich die bisher vorherrschende Unsicherheit reduzieren. Allerdings sei es noch zu früh, um konkrete Prognosen anzustellen, wie sich der Fondsbereich nach der Megafusion präsentieren werde. Die Fonds von UBS und Credit Suisse haben laut dem Fachmagazin «real estate move» einen Anteil von 44% am Nettovermögen aller Immobilienfonds. Im SWIIT-Index liegt ihr Gewicht bei gut 50%. Laut Thomas Spycher dürften einige Akteure aufgrund von Vorgaben in Bezug auf maximale Exponierung gegenüber einem Institut ihre Positionen umschichten.

Für Nicolas Di Maggio, CEO der SFP AG hängt die Antwort unter anderem von der Strategie ab, welche die UBS für das Immobiliengeschäft in der Schweiz beschliessen wird. Denkbar sei eine gewisse Integration der Teams und der Produkte, was zu einer Konsolidierung auf die Anzahl der angebotenen Fonds führen könnte. Wie wird sich nun dieser Zusammenschluss der beiden grossen Portfolien auf die Kursentwicklung der kotierten Anlagen auswirken? Laut Thomas Spycher könnte die bereits erwähnte Konzentration zu Kursbewegungen führen. Kurzfristig seien Unsicherheiten nie gut für die Finanzmärkte, hält der Fondsexperte dazu fest. Dies böte allerdings wiederum gute Einstiegspunkte für langfristige Investoren.

Immobilienaktien

Immobilienanlagen sind für Investoren seit der Zinswende nicht mehr so begehrt. Denn mit dem Leitzins der SNB sind auch die Renditen von 10-jährigen Bundesobligationen gestiegen. Damit ist der Unterschied zu der durchschnittlich zu erwartenden Rendite von Immobilien kleiner geworden. Die Rendite von 10-jährigen Bundesobligationen liegt bei rund 1,3%, und die Risikoprämie von Renditen an Top-Wohnlagen beträgt nur noch rund 50 Basispunkte. Vor allem langfristige Investoren wie Pensionskassen und Versicherer dürften daher vom Betongold Abstand nehmen und ihre Vermögen umschichten, falls dieser Schritt noch nicht vollzogen ist.

Wenn risikolose Anleihen wieder eine attraktive Rendite abwerfen, dann steigen die Renditeerwartungen von Investoren. Das wirkt sich wiederum direkt auf die Bewertung von Immobilienbeständen aus. Doch wie starke Preiskorrekturen anstehen, ist noch unklar. Derzeit reagiert der Immobilieninvestitionsmarkt noch mit Zurückhaltung auf die Zinswende. Klar ist, dass sich die Realitäten im Schweizer Immobilienmarkt verändert haben: Neubewertungsgewinne werden nun seltener. Das dürfte auch die bevorstehende Berichtssaison zeigen. In diesem Umfeld rückt nicht zuletzt das operative Geschäft in den Vordergrund. Der Anlegergunst dürfte sich momentan PSP erfreuen. Die Leerstandsquote des Spezialisten für Büroliegenschaften vor allem an zentralen Lagen fiel im vergangenen Jahr von 3.8 auf 3.0%, der Liegenschaftsertrag stieg um 2.1%. Und wegen gestiegener Immobilienpreise gab es im Portfolio eine Aufwertung von 124.9 Mio. CHF. Unter dem Strich stieg das Eigenkapital des Immobilienkonzerns aus Zug im vergangenen Jahr um 3.6% auf 113.33 CHF je Aktie.

Swiss Prime Site hingegen hat einen höheren Retail-Anteil und ist damit stärker von Wertverlusten betroffen. Hingegen fokussieren Allreal und Mobimo stärker auf den Wohnungsmarkt. Hier bleibt abzuwarten, ob sich die von der IAZI AG konstatierte Stagnation bei der Preisentwicklung von Wohnrenditeliegenschaften im nächsten Quartal in eine Preiskorrektur verwandelt.

Ein Lichtblick für den Immobiliensektor sind die Dividendenrenditen, die bei operativem Erfolg überdurchschnittlich bleiben. Investitionen in Immobilienaktien können sich also nach wie vor lohnen, trotz leicht trüberen Aussichten.

Die Zinswende bremst die Preisentwicklung von Mehrfamilienhäusern. Der Wohneigentumsmarkt zeigt sich jedoch noch unbeeindruckt von steigenden Finanzierungskosten. Grafik: IAZI

Säntis Schwebebahn: Jakob Gülünay neuer Geschäftsführer

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Der 49-jährige Jakob Gülünay ist seit 1.4.2023 neuer Geschäftsführer der Säntis Schwebenbahn AG. Bild: saentisbahn.ch

Auto AG Group: Auf Erfolgsfahrt

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Die von der Auto AG betriebene Flotte von Hyundai Wasserstoff-Trucks. Bild: autoag.ch

Die Auto AG blickt auf ein sehr gutes Geschäftsjahr 2022 zurück. Ein Rekordergebnis und damit einhergehend eine deutliche Erhöhung der Dividende sind die Folgen des erfolgreichen Wirtschaftens des Unternehmens aus dem luzernischen Rothenburg.

Sichtlich gut gelaunt empfingen VR Präsident Walter Huber und CEO Marc Ziegler die Journalisten zur Bilanzmedienorientierung. «Wir haben Freude über ein sehr gutes Geschäftsjahr mit einem Rekordgewinn», eröffnete Huber das Meeting. Der Erfolg ruht nach Hubers Worten auf zwei Pfeilern: So habe sich zum einen der Öffentliche Verkehr wieder auf vor Corona-Niveau etabliert, zum anderen griffen die getätigten Schritte zur Kostenoptimierung.

Lieferschwierigkeiten im Bereich Nutzfahrzeuge

Das Unternehmen hat im Jahr 2022 einen Umsatz von 114.7 Mio. CHF (Vorjahr: 113.5 Mio. CHF) erzielt. Es wäre mehr drin gelegen als die 1,1% Wachstum, sagt Huber dazu. Aber insbesondere Lieferschwierigkeiten im Bereich der Nutzfahrzeuge führten zum Rückgang von 98.2 auf 96.6 Mio. CHF in diesem Geschäftsbereich. 500 Fahrzeuge wurden weniger verkauft als im Vorjahr, so der Geschäftsbericht. CEO Ziegler ergänzt, dass man ohne die Lieferschwierigkeiten, die sich bereits in 2020 und 2021 abzeichneten, aber erst 2022 akzentuierten, einen um 10 Mio. CHF höheren Umsatz hätte erwirtschaften können. Dass der Umsatz nicht noch weiter zurückging, hat laut Ziegler insbesondere damit zu tun, dass die Kunden die älteren Fahrzeuge, die sie zurzeit nicht mit Neufahrzeugen ersetzen könnten, jetzt zur Reparatur brächten.

Profitabilität deutlich gesteigert

Trotz des Umsatzrückgangs im mit Abstand wichtigsten Geschäftsbereichs hat das Unternehmen seine Profitabilität deutlich steigern können. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg um rund 20% auf 10.1 Mio. CHF stark an. Der Reingewinn sprang von 2.46 Mio. CHF auf 4.55 Mio. CHF und stieg damit um über 80%. Damit steigt die Umsatzrendite auf 4%, auch das ein Bestwert in der Unternehmensgeschichte.

Dazu beigetragen hat insbesondere auch der Bereich Öffentlicher Verkehr, der einen Umsatzsprung von nahezu 20% von 15.3 Mio CHF auf 18.1 Mio CHF verzeichnete. Hier lag die Auto AG sowohl bei den Ticket- als auch bei den Werbeeinnahmen über Budget, was die Verantwortlichen positiv überraschte, hatten sie zwar mit einer Erholung nach den mauen Coronajahren gerechnet, aber nicht in diesem Umfang.

Weiteres Wachstum im Bereich Immobilien

Sehr erfreut zeigen sich die Verantwortlichen auch über die Entwicklung ihrer Immobilien. So konnte der Gewerbepark A2 wie geplant im September 2022 eröffnet werden. Insgesamt hat die Auto AG 24 Mio. CHF in das Projekt investiert und per Ende Jahr rund 60% der Gesamtfläche vermietet. Darüber hinaus wurde 2022 ein Grundstück von gut 10‘000 m2 für ein Bauprojekt eines Gewerbeparks und Nutzfahrzeugbetriebs in Wigoltingen für 7 Mio. CHF gekauft. Ende 2023/Anfang 2024 will die Auto AG das Baugesuch für die Bebauung des Grundstücks im Thurgau eingeben.

Da sowohl der Gewerbepark A2 als auch Wigoltingen teilweise mit Fremdkapital finanziert wurden und werden, ging der Eigenkapitalanteil von 46,8% auf 44% zurück. Gleichzeitig stieg das Anlagevermögen von 79.3 Mio. CHF auf 98.7 Mio. CHF. Damit wuchs die Bilanzsumme unter dem Strich von 128.6 Mio. CHF auf 145.5 Mio. CHF.

Arbeiten an der Zukunft der Mobilität

Die Auto AG arbeitet bereits seit ein paar Jahren an der Entwicklung der Wasserstoff-Mobilität, die mit dem Wegfall des russischen Gases deutlich an Aktualität und Attraktivität gewonnen hat. So beteiligte sich das Unternehmen im letzten Jahr mit H2-Testfahrten im Öffentlichen Verkehr. Darüber hinaus wurden 4 Truck-Werkstätten für H2- und Gas-Fahrzeuge ausgerüstet. Auch der Bau einer eigenen H2-Werk-Tankstelle in Rothenburg ist in vollem Gange. Noch sei aber die H2-Technologie für den Alltagsgebrauch z.B. im Öffentlichen Verkehr schlicht zu teuer, sagt Ziegler. Aber man arbeite mit Hochdruck an der Zukunft der Mobilität.

Ausblick

Bleiben wir gerade bei Wasserstoff: 2023 soll die H2-Produktionsanlage in Rothenburg in Betrieb genommen werden. Auch der mobile H2-Stromgenerator, den das Unternehmen zusammen mit der Firma GRZ Technology entwickelt, wird laut Planung in diesem Jahr einsatzbereit sein.

Der Wasserstoff-Generator soll noch in diesem Jahr in den Betrieb gehen. Bild: autoag.ch

Im Bereich Nutzfahrzeuge sollen weitere Expansionsmöglichkeiten der Auto AG Truck ausgelotet werden. Man wolle die Position als «Leader für Nutzfahrzeuge mit alternativen Antrieben in der CH» ausbauen, so die Verantwortlichen.

Zudem soll bis Ende Jahr ein bewilligungsreifes Projekt für den Gewerbepark Wigoltingen stehen. Gleichzeitig arbeitet man in Rothenburg intensiv am Bau von Photovoltaik-Anlagen für die Standorte Rothenburg und Weiningen.

Fazit

Auch wenn das Jahr 2022 von Lieferengpässen insbesondere im Bereich Neufahrzeuge geprägt war und deshalb deutlich weniger ausgeliefert werden konnte, als Bestellungen vorlagen, so hat man bei der Auto AG doch mit der Werkstattpräsenz an acht Standorten in der Schweiz bestens vorgesorgt. Das führte unter anderem dazu, dass die Profitabilität im vergangenen Jahr nochmals einen deutlich Sprung nach oben machte.

Im Bereich erneuerbarer Energien sind die Rothenburger schon länger mit vorne dabei, sei es mit der Arbeit an H2-Lösungen oder mit Einsatz hybrider Busse, von denen sieben neue Fahrzeuge der Firma MAN die alten Gelenkbusse ersetzen werden. Der Slogan «Leader für Nutzfahrzeuge mit alternativen Energien» trifft also genau die Wirklichkeit.

Auch die Fertigstellung des A2 Gewerbeparks, der ohne Überschreitung des Kostenvoranschlags fertiggestellt werden konnte, ist ein Beleg für die verantwortungsvolle operative Führung um CEO Marc Ziegler und CFO Walter Odermatt.

Entwicklung des Kurswertes der Aktie versus Buchwert pro Aktie. Quelle: autoag.ch

Wer mit der guten Perfomance des Unternehmens nicht ganz mithalten kann, ist der Aktienkurs. Das ist dem VRP und dem CEO durchaus ein Dorn im Auge. Die Schere zwischen Aktienkurs und Buchwert des Unternehmens geht immer weiter auseinander. Der Buchwert lag Ende 2022 bei 757 CHF, der Kurswert der auf OTC-X gehandelten Aktie bei 440 CHF, mithin ein Delta von 42%. Der Kurs der Aktie ist also deutlich unterbewertet. Aktuell kostet die Aktie 470 CHF. 

Die Aktionärinnen und Aktionäre können sich, wenn schon nicht am Kurswert ihrer Aktie, so doch an einer ansehnlichen höheren Ausschüttung freuen. Die Dividende soll von 9 CHF für 2021 auf 14 CHF für 2022 steigen, was einer Dividendenrendite von 3,1% entspricht.

Der Kurs der auf OTC-X gehandelten Aktie der Auto AG über die letzten drei Jahre. Quelle: otc-x.ch

Stanserhorn-Bahn: Zum Jubiläum geht es aufwärts

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29 Mio. CHF wurden in Anschaffung und Bau der CabriO-Bahn investiert. Über zwei Drittel der Anschaffungskosten konnten mittlerweile abgeschrieben werden. Bild: stanserhorn.ch

Die Stanserhorn-Bahn feiert in diesem Jahr ihr 130-jähriges Bestehen. Gerade rechtzeitig zum Jubiläum geht es auch wieder mit den Besucherzahlen aufwärts.

Die Besucherzahl im Jahr 1893 war überschaubar: 4728 Gäste zählte die Stanserhorn-Bahn in ihrem Gründungsjahr und machte mit ihnen einen Umsatz von 18’806 CHF. 2022, 129 Jahre später, sehen die Zahlen natürlich ganz anders aus. 178’883 Passagiere benutzten die Bahn aufs Stanserhorn und brachten dem Unternehmen einen Brutto-Ertrag von 4.163 Mio. CHF.

Die Stanserhorn-Bahn 1893. Bild: stanserhorn.ch

Damit sei das Unternehmen, so der Geschäftsbericht, wieder auf Vor-Pandemie-Niveau. Gegenüber 2021 stiegen die Gästezahlen um 60%. Die Sommermonate seien von herrlich sonnigem Wetter geprägt gewesen, was den Schweizer Ausflugstourismus beflügelt hätte.

Rückkehr internationaler Besucher

Internationale Reisegruppen kehrten auch wieder zurück. Die zahlenmässig bedeutendsten internationalen Gruppen stammten seit Jahrzehnten aus den USA. Rasch sei die Reiselust der Gäste aus Nordamerika erwacht und hätte viele glückliche Übersee-Gäste gebracht, schreiben die Verantwortlichen im Geschäftsbericht. Der Anteil der ausländischen Reisegruppen stieg auf 11%, was etwa der Hälfte des Vor-Corona-Niveaus entspricht. Der Bahn-Betriebserfolg sei so auf erfreuliche 1.568 Mio. CHF gestiegen.

In der gesamten Schweiz litt die Gastronomie 2022 unter prekären Personalengpässen. Auch die Stanserhorn-Bahn war davon betroffen. Deshalb sei man zu Saisonbeginn, vor dem Hintergrund von möglicherweise drohenden Schutzmassnahmen, bei der Rekrutierung behutsam vorgegangen. Ein Nachrekrutieren hätte sich anschliessend als äusserst schwierig und mässig erfolgreich erwiesen. Dennoch sei trotz des Personalmangels ein Betriebserfolg in Höhe von CHF 1.01 Mio. CHF erwirtschaftet worden, zeigt sich die Stanserhorn-Bahn beeindruckt.

Rückzahlung offener Darlehen

Die Ergebnisse aller drei Betriebsbereiche (Bahn, Restaurant und Shop) schlossen deutlich über dem Vorjahr ab. So kletterte der Nettoerlös der Bahn um 52%, der des Restaurants um 42%, und im Shop stiegen die Umsätze um 75%.

Das betriebliche Ergebnis (EBITDA) von 1.88 Mio. CHF sowie der gestiegene Cash-Flow ermöglichten die Rückzahlung der letzten Darlehensschuld aus dem CabriO-Bau von 2012 und das Tätigen von Abschreibungen auf der CabriO-Bahn, schreibt das Unternehmen dazu. Auch konnte die Restschuld des zinsfreien Darlehens von Bund und Kanton Nidwalden in Höhe von 1.3 Mio. CHF (ursprünglich 6 Mio. CHF) im Berichtsjahr vollständig zurückbezahlt werden.

Die getätigten Abschreibungen bei der CabriO-Bahn belaufen sich 2022 auf 1.5 Mio. CHF, sodass die 2012 für 29 Mio. CHF erbaute Bahn nun noch mit knapp unter 10 Mio. CHF in den Büchern steht. Diese Situation sei sehr erfreulich und wesentlich besser, als in den Business-Plänen zur Realisierung der CabriO-Bahn erwartet wurde, meint das Unternehmen.

Gewinn wird zum Abbau des Verlustvortrags genutzt

Mit dem Umsatzwachstum auf Vor-Corona-Niveau stiegen natürlich auch die Ausgaben wieder an, wobei heraussticht, dass der Personalaufwand um nur massvolle 20% zunahm. Zusammen mit dem höheren Materialaufwand und den oben genannten Abschreibungen von 1.5 Mio. CHF bleibt dem Unternehmen unter dem Strich ein Gewinn von 0.36 Mio. CHF. Im Vorjahr 2021 wurde dank Härtefallgeldern des Bundes in Höhe von 1.36 Mio. CHF noch ein minimaler Verlust verzeichnet.

Der Jahresgewinn 2022 soll verwendet werden, um den Verlust-Vortrag aus den Corona-Jahren um einen Drittel von 0.99 Mio. CHF auf neu 0.63 Mio. abzubauen.

Ausblick

Die schiere Schönheit der Stanserhorn-Aussicht werde mit dem Drehrestaurant zelebriert, schreibt der Verwaltungsrat im Geschäftsbericht. Die anderen Räumlichkeiten nutzten diesen Vorteil des Stanserhorns nur in geringerem Masse aus. Die Sicht auf Stans, Luzern, das Mittelland und die vielen Seen sei von der Terrasse aus nicht oder kaum sichtbar. Auch seien die 6 Gebäudehüllen auf dem Stanserhorn nach heutigem Standard nicht genügend gut wärmeisoliert. Da die Saisonzeiten in den kommenden Jahren vermutlich gegen das Jahresende hin verlängert werden würden, sei eine gute Wärmedämmung unabdingbar. Deshalb befassen sich die Verantwortlichen mit der künftigen baulichen Entwicklung auf dem Stanserhorn, allerdings noch ohne konkrete Massnahmen anzukündigen.

Im November erhält die Stanserhorn-Bahn einen neuen Geschäftsführer. Peter Bircher wird die Nachfolge von Jürg Balsiger antreten. Balsiger geht zu diesem Zeitpunkt nach 26 Jahren an der Spitze der Cabriobahn in den Ruhestand.

Fazit

Dank den hohen Abschreibungen ist die Luftseilbahn bereits zu über zwei Dritteln abgeschrieben. Das gesamte Anlagevermögen beläuft sich per Ende 2021 auf 10.3 Mio. CHF, was in Anbetracht der Investitionshöhe von 29 Mio. CHF für die CabriO Bahn die Vermutung nahelegt, dass stille Reserven in der Bilanz schlummern. Die flüssigen Mittel übersteigen mit 2.4 Mio. CHF das kurzfristige Fremdkapital deutlich. Die Stanserhorn-Bahn AG ist somit auch nach den drei äusserst schwierigen letzten Jahren grundsolide aufgestellt.

Die Stanserhorn-Bahn AG schüttet ihren Aktionären keine Dividende aus. Allerdings kommen sie, wie üblich in der Branche, in den Genuss einer Naturaldividende in Form vergünstigter Fahrkarten auf den Berg. Das Aktienkapital der Stanserhorn-Bahn AG ist eingeteilt in 2’000 Namenaktien zu nominal 10 CHF und 12’000 Namenaktien zu 250 CHF. Beide Aktienkategorien werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Die liquideren Aktien zu nominal 250 CHF wechselten zuletzt für 1’170 CHF den Besitzer. Der letztbezahlte Kurs der Aktien zu nominal 10 CHF liegt bei 500 CHF, datiert jedoch vom Dezember 2021. Damit liegen beide Kategorien über dem anteiligen Buchwert und sind somit nicht gerade günstig bewertet. Das Unternehmen ist aber solide aufgestellt und verfügt dank dem hohen Anteil Schweizer Gäste über eine gesicherte Gästebasis im Vergleich zu internationaler ausgerichteten Innerschweizer Unternehmen wie den Pilatus- oder Rigi-Bahnen.

Kursentwicklung der auf OTC-X gehandelten Stanserhorn-Bahn-Aktie zum Nominalwert von 250 CHF in 2023. Quelle: otc-x.ch

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