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One Swiss Bank: Ein definitiver Abschied in Raten

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Im Frühjahr 2023 bezog die One Swiss Bank ihren neuern Hauptsitz an der Rue de Lausanne 78 in Genf. Bild: One Swiss Bank
Im Frühjahr 2023 bezog die One Swiss Bank ihren neuern Hauptsitz an der Rue de Lausanne 78 in Genf. Bild: One Swiss Bank

Das Konstrukt One Swiss Bank blickt auf eine kurze «Aktienkarriere» zurück, welche die Aktionäre nicht zu begeistern vermochte. Hinter dem Institut steckt aber viel Tradition. Die ursprünglich in Lugano domizilierte Bank fusionierte im Sommer 2021 mit der in Genf ansässigen Banque Profil de Gestion, was eine Kotierung an der SIX mit sich brachte. Neben dem Hauptsitz in Genf verfügt das Institut über Niederlassungen in Zürich, Lugano und Dubai.

Die ursprüngliche One Swiss Bank entstand 2004 aus der Fusion der von Robert Pennone und Bénédict Hentsch gegründeten GS Banque (Geneva Swiss Bank, damals noch unter dem Namen Banque Bénédict Hentsch & Cie) mit der 1984 von Giovanni Giacomo Schräemli und Paolo del Bue gegründeten Banca Arner. Die Familie Hentsch gehört zu den ältesten und renommiertesten Bankiers der Schweiz und gründete 1798 die Lombard Odier Darier Hentsch & Cie.

Enttäuschende Kursentwicklung und Handelsvolumina

An der ausserordentlichen Generalversammlung (GV) im November 2023 wird die Dekotierung beschlossen. Die GV war auf Betreiben des Hauptaktionärs HPF Holding de Participations de Famille (HPF) einberufen worden. Die Kursentwicklung der Aktie hatte schon länger Unzufriedenheit ausgelöst. Die Underperformance war nach Ansicht der Geschäftsführung unter anderem eine Folge der fehlenden Handelsaktivität.

Aus dem Geschäftsverlauf 2023 fiel eine Dividende in Höhe von 0.15 CHF an, die ausserordentliche GV beschloss dazu, eine Sonderdividende in Höhe von 0.23 CHF aus den Reserven zu zahlen. Damit ergab sich eine einmalige «Abschiedsrendite» von 10%. Anfangs März 2024 wurde die Dekotierung von der SIX dann umgesetzt. Seither werden die Titel ausserbörslich auf der OTC-X-Plattform der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt.

Verkauf als Fusion verkleidet

Damals hiess es noch, die Dekotierung sei «nicht als Schritt Richtung Verkauf anzusehen», da sich das Kernaktionariat nicht ändere. Die Familie Pennone und die Familien, die zuvor die Banca Arner und Profil de Gestion besassen, kontrollieren 66% der Aktien. Doch diese Aussage hatte nicht lange Gültigkeit. Ende November 2024 verkündete das Institut eine Fusion mit Gonet. Was jedoch eher auf eine Übernahme durch Gonet hinauslaufen wird.

Von der Schweizer Börse verabschiedete sich One Swiss Bank mit soliden Zahlen – nachdem im Vorjahr (2022) ein Verlust ausgewiesen wurde. Für das Geschäftsjahr 2023 wies One Swiss Bank einen Betriebsgewinn (EBITDA) von 16.5 Mio. CHF und einen Reingewinn von 12.0 Mio. CHF aus. Der Gewinn pro Aktie (EPS) erhöhte sich auf 0.77 CHF (Vorjahr 0.04 CHF). Das regulatorische Kapital nahm um 10.4 Mio. auf 46.2 Mio. CHF zu, was einer komfortablen globalen Kapitalquote von 26,7% entsprach, gegenüber 18,5% im Jahr 2022.

Geschäftsdynamik nimmt ab

Die letzten verfügbaren Geschäftszahlen sind jene zum ersten Halbjahr 2024. In dieser Periode brachen sowohl der Betriebs- als auch der Reingewinn im Vergleich zum Vorjahr um 3% respektive 12% ein. Das ist insbesondere auf ein sinkendes Zinsergebnis und steigende Kosten im operativen Bereich zurückzuführen.

Gonet ist seit November 2022 im Besitz der jordanischen Arab Bank Switzerland. Diese will mit der Übernahme durch One Swiss Bank ihre ehrgeizige Wachstumsstrategie fortsetzen. Nach Abschluss der Transaktion wird die ABS-Gruppe ein verwaltetes Vermögen von 20 Mrd. CHF Franken erreichen. Das fusionierte Unternehmen wird unter der Marke Gonet tätig sein und vom aktuellen Gonet-CEO Jean-René Lepezel geleitet.

Bedingungen bleiben vertraulich

Nach dem Wechsel in den ausserbörslichen Handel entwickelte sich der Aktienkurs von One Swiss Bank kontinuierlich, aber unspektakulär nach oben. Die letzte Transaktion (der Handel mit einer Aktie) kam mit einer Notierung von 3.65 CHF zustande. Das entspricht seit Handelsaufnahme einem Plus von 15%. In den vergangenen Tagen kam es jedoch zu Abschlüssen mit hohen Stückzahlen zu Kursen von deutlich über 4 CHF, eine Transaktion schloss sogar über 5.50 CHF ab.

Chart One Swiss Bank Feb25 Aktienkursentwicklung der One Swiss Bank im letzten Jahr. Chart: otc-x.ch

Die Aktien von One Swiss Bank werden nach der Fusion nicht mehr gehandelt. Dies bestätigt die Bank Gonet. Bei der Transaktion werde die erworbene Gesellschaft mit dem Käufer «verschmolzen». Die Bedingungen der Übernahme seien vertraulich. Mehr Informationen zur Fusion gibt es gemäss Gonet erst, wenn die Aufsichtsbehörde grünes Licht gibt – das wird gegen Ende Juni erwartet. Das Zusammengehen von One Swiss Bank und Gonet wird in Etappen durchgeführt. In der Zwischenzeit behält jede Bank ihre Identität und Unternehmensführung bei.

Auch die Bank Gonet & Cie ist ein Produkt der Bankenkonsolidierung. Das heutige Institut entstand im Sommer 2018 durch das Zusammengehen der beiden über 150 Jahre alten Privatbanken Gonet & Cie und Mourgue d’Algue & Cie. Wobei Gonet rund vier Fünftel der verwalteten Vermögen einbrachte.

Orascom: Erfolgreiche Nachfrist

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Byoum in Ägypten ist eine der Destinationen der Orascom Development. Bild: orascomdh.com

Und dann ging es auf einmal doch noch schnell. Am Mittwoch, 26. Februar, teilte die LPSO Holding mit, dass ihre Beteiligung – inklusive jener von mit ihr in Absprache handelnder Personen – Ende der Nachfrist, also per 25. Februar, 97,5% betrage.

Damit dürfte die Holding, eine Offshore-Gesellschaft der Familie Sawiris, in der Lage sein, den Immobilienentwickler und Hotelbetreiber Orascom Development Holding (ODH) ganz zu übernehmen und von der Schweizer Börse SIX dekotieren zu lassen. Das Angebot wird voraussichtlich am 11. März 2025 vollzogen.

Vor einigen Wochen sah es noch weniger rosig aus für die Privatisierungspläne der Familie Sawiris. In der regulären Angebotsfrist, in der LPSO offerierte, 13.2 Mio. Aktien zu einem Kurs von 5.60 CHF zu erwerben, wurde dieses Angebot nur zu 43,9% genutzt. Der Anteil der Familie Sawiris am Aktienkapital erhöhte sich von 78 auf 87,6%. Mit diesem Resultat wäre auch eine sogenannte Abfindungsfusion mit Barentschädigung nicht anwendbar gewesen. Für ein Squeeze-Out-Verfahren wäre ein Aktienbesitz von 98% erforderlich.

Einige Minderheitsaktionäre verweigern die Andienung und wollen insbesondere ein Squeeze-Out verhindern. Nach ihrer Meinung ist das Angebot über 5.60 CHF zu tief. In dieser Bewertung seien die hohen Landreserven von ODH nicht berücksichtigt, die das Unternehmen in zahlreichen Investorenpräsentationen und Jahresabschlüssen jeweils angeführt habe. Zudem stehe das Unternehmen nach einer langen Aufbauzeit, die von den Aktionären mitgetragen wurde, vor der «Erntezeit».

Doch auch diese «oppositionellen» Investoren glauben nicht mehr daran, langfristig ein Squeeze-Out verhindern zu können. Nun sieht es so aus, als ob das Kapitel Orascom an der Schweizer Börse SIX bald zu einem Ende käme. Für die Minderheitsaktionäre war es eine jahrelange Enttäuschung.

Basel III: Geänderte Eigenkapitalvorschriften – Fluch oder Segen für das Bankgeschäft?

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Das Regelwerk Basel III führt nicht bei allen Krediten automatisch zu höheren Eigenkapitalanforderungen. Bild: stock.adobe.com
Das Regelwerk Basel III führt nicht bei allen Krediten automatisch zu höheren Eigenkapitalanforderungen. Bild: stock.adobe.com

Seit dem Jahreswechsel 2024/2025 gilt für Schweizer Banken das Regelwerk «Basel III». Im Folgenden wollen wir der Frage nachgehen, um was es sich bei «Basel III» eigentlich handelt, welche Banken davon betroffen sind und welche nur geringfügig bzw. gar nicht. Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zuerst einmal einige Jahre zurückblenden. Basel III ist das letzte Puzzle-Teil in der regulatorischen Antwort auf die globale Finanzkrise 2007 und 2008, deren Hauptursache viel zu tiefe Eigenkapitalausstattungen der Banken und das Eingehen zu hoher Geschäftsrisiken waren. In der Kombination führte das in der Folge fast zum Meltdown des globalen Finanzsystems.

Um was geht es bei Basel III?

Im Mittelpunkt der Umsetzung der Basel III Final Standards – so der gängige Begriff – in der Schweiz steht, dass Geschäftsbereiche von Banken, die mit erhöhten Risiken behaftet sind, mit höheren Eigenmitteln beziehungsweise diejenigen Geschäftsbereiche mit tieferen Risiken mit weniger Eigenmitteln unterlegt werden müssen. Zu diesem Zweck wurde Ende 2023 vom Bundesrat eine entsprechende Änderung der Eigenmittelverordnung (ERV) für Banken angenommen und in Schweizer Recht überführt. Bei Basel III handelt es sich um ein umfassendes Reformpaket des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht (BCBS), mit dem besonders die Solvenz und Liquidität im Bankensektor gestärkt werden sollen.

 Basel I – 14 Jahre Vorlaufzeit

In Anbetracht der Tatsache, dass das Finanzsystem hohe Risiken birgt und deswegen aus behördlicher wie auch wirtschaftlicher Sicht die Gefahr einer Bankenkrise gering zu halten ist, müssen Bankinsolvenzen vermieden werden. Als Folge von Bankenkonkursen in den 70er und 80er Jahren beschloss der in der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) eingebettete Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS=Basel Commitee on Banking Supervision) Richtlinien für die Banken der G10 Länder, die allerdings erst 1988, 14 Jahre nach den ersten Treffen (1974), in Kraft traten.

Zentraler Punkt von Basel I stellte die Mindestkapitalausstattung von 8% dar und damit risikoreiche Bankkredite abzusichern. Zur Berechnung wurden vier verschiedene Risikoklassen unterschieden:

  • 0% Gewichtung für Kredite an staatliche Schuldner;
  • 20% für Kredite an Banken;
  • 50% für grundpfandrechtlich gesicherte Realkredite;
  • 100% für Kredite an alle anderen Risikoaktiva

Allerdings reifte mit der Zeit die Erkenntnis, dass die Berechnungsmethode unzureichend war und die Banken nicht genügend gegen hohe Verluste abgesichert waren. Aus dieser Erkenntnis kam es 1999 zu neuen Verhandlungen, die fünf Jahre andauerten.

Basel II – Nur noch 5 Jahre bis zur Einigung

Im Jahre 2004 einigten sich die Vorstände der Zentralen Notenbanken und die Aufsichtsbehörden der führenden Industrieländer und verabschiedeten die verbindlichen Richtlinien, die mit dem Jahreswechsel 2006/2007 in Kraft traten. Neben der Eigenkapitalquote stand bei Basel II das Risiko bei Kreditgeschäften, d.h. das Risiko eines Zahlungsausfalles im Brennpunkt. Es entstanden daraufhin drei sich ergänzende Säulen, welche ein sicheres Finanzsystem garantieren sollten:

  • Mindesteigenkapitalanforderung
  • Bankaufsichtliche Überprüfung
  • Erweiterte Offenlegung und Marktdisziplin der Banken

Basel III Final – Auswirkungen bis auf Kundenebene spürbar

Hierbei handelt es sich um ein umfassendes Reformpaket des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht (BCBS) mit dem Ziel, insbesondere die Solvenz und Liquidität der Banken zu stärken. Der BCBS hatte das finalisierte Rahmenwerk zu Basel III bereits im Dezember 2017 verabschiedet und im Februar 2019 mit einem überarbeiteten Mindeststandard für Marktrisiken vervollständigt. Zu bemerken ist, dass die Umsetzung der Basel III Final Standards in der Schweiz geraume Zeit vor der Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS im März 2023 angegangen wurde. Die Notwendigkeit dieser im Nachgang heftig umstrittenen Übernahme wurde  durch diese Krise zusätzlich unterstrichen.

USA sagen Nein – Schweiz prescht in der Umsetzung einmal mehr vor

Interessant an dieser Stelle anzumerken ist, dass der i.d.R. grösste Reformtreiber, die Vereinigten Staaten von Amerika (USA), die Einführung von Basel III Final sistiert haben, was in der derzeitigen politischen Konstellation nicht weiter verwundert. Demgegenüber prescht die Schweiz auch bei Basel III Final vor und spielt auch hier den Musterknaben, ähnlich wie schon im Steuerstreit mit den USA, der Einführung von Mindestgewinnsteuern auf OECD-Ebene etc. Unbesehen dieser politischen Lage werden die Regeln für Schweizer Banken jetzt verschärft, während die US-Rivalen im Begriff sind, die Bremsen zu lockern.

Die eingangs erwähnte Anpassung der Eigenmittelverordnung (ERV) ist der letzte Baustein des umfassenden Reformwerks Basel III, das darauf abzielt, nicht nur einzelne Banken, sondern das Bankensystem per se widerstandsfähiger zu machen und bei der Berechnung von erforderlichen Eigenmitteln mehr Transparenz zu erreichen. Basel III Final Standards beinhalten bedeutende Neuerungen insbesondere im Bereich operationeller Risiken.

Übergeordnetes Ziel von Basel III bleibt die Stabilität des Finanzsystems

Basel III  folgt den durch die globale Finanzkrise 2007 aufgedeckten Missständen im Kreditgeschäft. Diese führten dazu, dass damals einige Banken mit staatlichen Mitteln gerettet werden mussten, da sie sich mit riskanten Kreditgeschäften verspekuliert hatten. Um dem entgegenzuwirken, sieht Basel III eine Verschärfung der Eigenkapitalquote und des Kernkapitals von 4% auf 6% vor. Hinzu kommt ein sogenannter Kapitalerhaltungspuffer zur Abfederung von Problemkrediten. Ziel war es, die Banken so gut mit Eigenkapital auszustatten, dass sie künftige (Finanz)Krisen aus eigener Kraft abfedern können und keine staatlichen Rettungsaktionen nötig werden.

Wieso braucht es Basel III?

Die bisherige Bankenregulierung wies immer noch Defizite auf, die Basel III wenn nicht ganz beheben, so doch zumindest richtig adressieren kann. So beispielsweise im Bereich der Ermittlung der Beleihungswerte und der Ermittlung der individuellen Tragbarkeitskriterien bei Hypothekarkrediten. Banken werden wohl vorsichtiger bei der Vergabe sein und weniger Ausnahmen von ihrer Kreditpolitik zulassen. Damit verbunden wären höhere Anforderungen an das Eigenkapital. Ebenso könnte eine genauere Prüfung ihrer Kreditwürdigkeit verlangt werden. Wurde anfangs noch ein Anstieg der Hypothekarzinsen befürchtet, relativierte sich diese Befürchtung angesichts des deutlichen Rückgangs der Leitzinsen.

Die neuen gesetzlichen Vorgaben figurieren unter dem Begriff Fundamental Review of the Trading Book (FRTB). Sie beschränken die Möglichkeit von Banken, eigene Risikomodelle für die Berechnung der risikogewichteten Vermögen anzuwenden. Ein wichtiges Ziel von Basel III Final stellt die Erhöhung der Risikosensitivität der Eigenkapitalunterlegung sowie eine bessere Systemstabilität dar

Basel III wurde als Resultat der Defizite der bisherigen Bankenregulierung konzipiert, welche durch die globale Finanzkrise 2008 sichtbar wurden.

Risikoreiches Investmentbanking betroffen

Die neuen Basel III Richtlinien, die in der Schweiz zu Beginn 2025 in Kraft getreten sind, bringen vor allem auch für künftige oder bestehende Immobilienbesitzer Änderungen mit sich. Hierzu zählen strengere Kreditvergabekriterien und potenziell höhere (Zins)Kosten aufgrund veränderter Risikoeinschätzungen.

Allerdings zeigen erste Auswertungen und Stimmen, dass vor allem im risikoreicheren Investment Banking tätige Finanzinstitute mit höheren Eigenkapitalunterlegungen konfrontiert sind. Prominentestes Beispiel ist die UBS, die vehement gegen die erhöhten Anforderungen kämpft. Dagegen wird es für hauptsächlich im Inland- und Hypothekargeschäft tätige Privat-, Kantonal- und Regonalbanken, wenn überhaupt, nur marginal teurer bzw. z.T. sogar billiger. Diese Erkenntnis sollte deren Börsenbewertung eigentlich unterstützen.

Unternehmensauskünften und einer Analyse der ZKB zufolge variieren die Auswirkungen unter Basel III auf die CET1-Quote mit einer Spannbreite von-2.25% (Julius Bär) bis zu +1% (BCV). Hierin sind auch Vontobel, Cembra, EFGI, SGKB und LLB enthalten. Die Auswirkungen der Änderungen der Risikogewichtung für diejenigen Banken, die den sogenannten Standardansatz verwenden, zeigen mehrheitlich sowohl für selbstgenutztes Wohneigentum in der Schweiz wie auch im Ausland sowie für andere Wohnimmobilien im In- und Ausland in Richtung tieferer Risikogewichtung.

Somit alles halb so schlimm?

Auf den ersten Blick ja. Jedoch muss die Praxis weisen, dass die ermittelten Einflüsse wirklich so tief sind. Sichtlich härter dürfte es die Immobilieninvestoren treffen, da sie zuerst die Auswirkungen der restriktiven Kreditpolitik der Banken besonders bei Entwicklungs- und Renditeliegenschaften zu spüren bekommen.

Lienhardt & Partner: Steigerung der Erträge in allen Bereichen

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Der Sitz von Lienhardt & Partner an der Rämistrasse in Zürich. Bild: Lienhardt & Partner
Der Sitz von Lienhardt & Partner an der Rämistrasse in Zürich. Bild: Lienhardt & Partner

Die Zürcher Privatbank Lienhardt & Partner erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2024 ein überzeugendes und über alle Geschäftsbereiche breit abgestütztes Resultat, wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung darlegt.

Der Gesamtertrag ist auf 52.86 Mio. CHF gestiegen (+15,6%). Auch der Geschäftsaufwand ist mit 30.30 Mio. CHF höher ausgefallen (+10,2%). Der Geschäftserfolg verbesserte sich auf 20.35 Mio. CHF (+23,8%). Das Kreditvolumen konnte um 11,9% gesteigert werden, und ein höheres Zinsniveau hat allgemein zum Anstieg des Brutto-Zinserfolges beigetragen. Die Zinsaufwendungen haben sich im Gegenzug aber ebenfalls deutlich erhöht.

Die Ausgestaltung der pauschalen Wertberichtigungen zeige wie immer eine sehr vorsichtige Risikopolitik. Einzelwertberichtigungen gab es keine. Im Dienstleistungs- und Kommissionsgeschäft haben die Erträge aufgrund der überaus positiven Entwicklung der Kundenvermögen in den Bereichen Private Banking und Vorsorge zugenommen. Zusammen mit den zusätzlichen Erträgen aus dem Immobilienbereich ergab dies einen Anstieg von insgesamt 7,8%. Das Handelsgeschäft verzeichnete eine Zunahme von 55%. Auch der übrige ordentliche Erfolg fällt wegen einer Korrektur im Vorjahr äusserst positiv aus.

Geschäftsaufwand steigt an

Der fortlaufende Ausbau der Aktivitäten von Lienhardt & Partner ist mit einem Anstieg sowohl des Personalaufwands (+10,9%) als auch des Sachaufwands (+8,2%) verbunden. Insgesamt seien die Erträge aber klar stärker als die Aufwendungen gestiegen, teilt das Unternehmen weiter mit.

Dadurch verbessere sich auch die Cost-Income-Ratio auf 57,3%. Der operative Geschäftserfolg ist auf 20.35 Mio. CHF (+23,8%) und der Gewinn auf 11.84 Mio. CHF (+18,7%) gestiegen.

In den kommenden Jahren seien erhebliche Investitionen in Personal, IT-Infrastruktur und die Sanierung von Immobilien geplant, gibt Lienhardt & Partner zu bedenken.

Die Substanz der Bank hätte im vergangenen Jahr weiter gestärkt werden können. Die Bank weist eine Leverage Ratio von 12,7% und eine Gesamtkapitalquote von 25,9% aus. Der Verwaltungsrat empfiehlt der Generalversammlung vom 18. März 2025, die Dividende von bisher 46 CHF auf neu 50 CHF je Namenaktie zu erhöhen.

Die Aktie von Lienhardt & Partner wird auf OTC-X und bei der Bank selbst gehandelt und kostete zuletzt 3’275 CHF.

Kursverlauf der Aktie der Lienhardt & Partner Privatbank Zürich im letzten Jahr. Quelle:otc-x.ch

Birgitte Olsen, Bellevue Asset Management: «Agil bleiben und diversifizieren»

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Der Bellevue Entrepreneur Swiss Small&Mid Fonds investiert in börsenkotierte, eigentümergeführte Unternehmen in der Schweiz, welche von einem Unternehmer oder einer Unternehmerfamilie mit mindestens 20% der Stimmrechtsanteile kontrolliert und massgeblich beeinflusst werden. Das Management-Team der Bellevue Asset Management identifiziert mittels eines fundamentalen Bottom-up-Ansatzes die attraktivsten eigentümergeführten Unternehmen mit kleiner, mittlerer als auch grosser Marktkapitalisierung und konstruiert aus 40 bis 50 Titeln ein über Sektoren diversifiziertes Portfolio.

Frau Olsen, die Situation an den Finanzmärkten kann man getrost als labil bezeichnen. Kommen von den USA initiierte Zölle oder nicht? Wird der Protektionismus weitere Blüten treiben, auch über die USA hinaus? Wenn ja, was bedeutet das für die kleinen und mittleren, stark auf den Export angewiesenen Unternehmen in der Schweiz?

Die politische und geopolitische Lage ist sicherlich herausfordernd, aber die Aktienmärkte in der Schweiz und in Europa haben sich stark entwickelt. Seit Jahresbeginn haben sie um 8% bzw. 10% zugelegt. Für mich liegt die Erklärung in der starken Konzentration des US-Marktes, was zu einer erhöhten Volatilität führt. Die Magnificent 7 machen heute ein Drittel des S&P 500 aus und US-Aktien 74% des MSCI World aus (die Schweiz 2.2%), jedoch nur 25% des weltweiten BIP. Seit DeepSeek und Trump 2.0 ist US-exceptionalism keine Einbahnstrasse mehr. Das Risiko hedgen Anleger mit Diversifikation, und da gehören internationalen Aktien in der Schweiz wie auch in Europa dazu, auch Nebenwerte. Wir hatten im Januar lauf Bank of America den zweitstärksten Inflow in europäische Aktien seit 25 Jahren.

Zu den Zöllen. Europäische Unternehmen erzielen 26% ihres Umsatzes in den USA. Davon werden 11% vor Ort «local for local» produziert. Letztendlich sind theoretisch weniger als 7% von Exportzöllen betroffen. Grundsätzlich gilt: Stärke ist die beste Verteidigung, und Unternehmen mit hohen Marktanteilen, guten Margen und Preissetzungsmacht sind agiler. Schweizer Unternehmen sind als innovative Nischen-Champions sehr gut positioniert, aber man muss genau hinschauen, und das Stockpicking gewinnt an Bedeutung.

Kommen wir zu Ihrem Fonds. Deutlich ausgebaut haben Sie die Position Sandoz, die mittlerweile die grösste in Ihrem Portfolio darstellt. Welche Erwartungen haben Sie an das Pharmaunternehmen?

Wie Sie wissen, ist der SPIEX kein echter SMID-Index, sondern beinhaltet alle Aktien, die nicht teil des SMIs sind, darunter viele Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über 15 Mrd. CHF. Dazu gehören Sandoz, aber auch Straumann, Schindler, Lindt, SGS oder sogar Roche. Entscheidend für den relativen Erfolg des Fonds ist nicht die absolute Grösse einer Position, sondern ihre Gewichtung relativ zur Benchmark. Zu unseren grössten Überzeugungen gehören beispielsweise Burckhardt, Kardex oder Huber + Suhner, nicht aber Sandoz. Sandoz ist nur in den Top 10, weil die Gewichtung am BM 5,5% beträgt.

Unter den Top 3 ist Ihre Position Swissquote. Das Engagement in diese Bank macht Anlegerinnen und Anlegern in den letzten Jahren viel Freude, alleine in den letzten zwölf Monaten legte die Aktie fast 90% zu. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung von Swissquote?

Swissquote hatte am 17. Januar starke Jahresendzahlen pre-indiziert. Vorsteuergewinn von 345 Mio. CHF, Kundenvermögen von 76 Mrd. CHF, über 30% Wachstum mit Netto-Neugeldern von über 8 Mrd. CHF. Egal, welche Kennzahl, das Wachstum ist beeindruckend, und die starken Neukundengelder sind eine sehr gute Basis für weiteres Wachstum in diesem Jahr. KGV 12m liegt bei 19x, höher als historisch, jedoch gerechtfertigt, skandinavische Wettbewerber wie Avanza oder Nordnet liegen bei einem KGV von knapp 23x mit weniger Wachstumsmomentum. Swissquote lockt immer mehr junge Anleger oder on-line-affine-Anleger sowie enttäuschte Grossbankkunden an, das könnte so weitergehen. Am 20. März kommen die Jahreszahlen, dann werden wir mehr erfahren.

Sie haben die Position Barry Callebaut geschlossen, auch unter dem Eindruck des stark steigenden Kakaopreises. Gleichzeitig bleibt Lindt & Sprüngli eine Ihrer grössten Investments. Wie geht das zusammen?

Wir haben Barry Callebaut aufgrund der zunehmenden Unsicherheit hinsichtlich der Cash-Generierung vor dem Hintergrund steigender Kakaopreise verkauft. Im Jahr 2024 haben sich die Kakaopreise verdreifacht, was zu einer Explosion des Working Capitals führte. Im Hinblick auf die Verschuldung des Unternehmens ist dies nicht wünschenswert. Die Hedging-Politik schützt die operative Marge, hat aber sehr hohe Liquiditätskosten, die sehr schwer zu modellieren sind.

Erstens ist bei Lindt das Kakao-Exposure mit 10% des Umsatzes viel geringer als bei Barry Callebaut, zweitens sollte sich die Premium-Positionierung in puncto Preisgestaltung niederschlagen, und drittens ist die Marge dreimal höher als die bei Barry Callebaut, was es dem Unternehmen ermöglichen sollte, einen eventuellen punktuellen Cashflow-Bedarf leichter zu finanzieren.

Als wir das letzte Mal im April 2023 miteinander sprachen, waren Sie noch voller Zuversicht, was die Swatch Aktie – damals die grösste Position in Ihrem Fonds –  anbelangt. Seither hat sich der Kurs der Aktie fast halbiert. Wie sind Sie mit diesem Investment seit 2023 umgegangen, und wie sehen Sie die Chancen auf einen Rebound?

Seit April 2023 ist viel Wasser die Limmat hinunter geflossen. Swatch gehört schon lange nicht mehr zu unseren Top Picks, d.h. die schlechte Performance im Jahr 2024 hat uns nicht tangiert. Nach der heftigen Gewinnwarnung von Ende Januar haben Analysten ihre Gewinnerwartungen um ca. -15% bis -25% herabgesetzt, jedoch hat der Titel kaum reagiert, was zeigt, dass die Erwartungen und die Bewertung am Boden sind. Das Umfeld für Luxusgüter ist seit letztem Jahr herausfordernd, und auch andere Unternehmen wie z.B. Kering haben ebenfalls Schwierigkeiten, während andere wie Moncler oder Richemont trotz der schwachen Nachfrage aus China viel besser dastehen. Es ist schwierig zu sagen… ja, die Marken der Swatch Group sind definitiv mehr wert als die aktuelle Marktkapitalisierung, aber der Case ist kompliziert und deswegen als Investment schwierig. Ein China Rebound wäre grundsätzlich positiv, aber daran scheiden sich die Geister.

Welche weiteren Positionen in Ihrem Fonds möchten Sie positiv oder negativ herausstellen?

Wie Sie sicherlich gesehen haben, konnten unsere Schweizer Nebenwertefonds Bellevue Entrepreneur Small & Mid (lux) und Bellevue Entrepreneur Switzerland mit +8,4% seit Jahresbeginn den BM SPIEX übertreffen. Top Performer waren Swissquote (+15%), Medmix (+53%) und Also (+22%). Bei der Titelauswahl mögen wir aktuell Huber+Suhner, Burckhardt Compression und mittelfristig auch Montana Aerospace.

Huber+Suhner wird in der Sparte Kommunikation von seiner optischen Switches-Technologie profitieren können. Huber+Suhner hatte 2016 den amerikanischen Hersteller Polatis (optische Switches) übernommen, dessen Produkte und Technologie in Data Centers zur Energieeinsparung und Effizienzverbesserung erfolgreich eingesetzt werden können.

Burckhardt Compression wird  im Zuge von Trumps Motto «Drill baby drill»  im LNG-Bereich profitieren können. Nach dem explosivem Wachstum der Kompressoren-Nachfrage im Jahr 2023 dürften in den nächsten zwei Jahren die Bereiche Systems und das hochprofitable Servicegeschäft mehr im Einklang wachsen, was die Durchschnittsmarge stützen wird.

Montana Aerospace mit einer Marktkapitalisierung von 1 Mrd. CHF ist ein Zulieferer der Luftfahrtindustrie mit zwei Grosskunden Airbus & Boeing. Trotz der Produktionsschwierigkeiten von Boeing im vergangenen Jahr konnte ein Umsatzwachstum von 18% und ein EBITDA-Wachstum von +40% erzielt werden. Die Guidance für 2025 beinhaltet weiteres Profitabilitätswachstum mit einer Normalisierung der Flugzeugproduktion im zweiten Halbjahr. Die Aktie ist attraktiv bewertet.

Ihr Motto in dieser für Anleger diffusen Zeit?

Agil bleiben. Diversifizieren und Small & Mid Caps in die Allokation einbeziehen – in der Schweiz wie auch in Europa.

Frau Olsen, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Acrevis: Zinssenkungen verhindern ein weiteres Rekordergebnis

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Der Hauptsitz von Acrevis befindet sich in St. Gallen. Bild: acrevis.ch
Der Hauptsitz von Acrevis befindet sich in St. Gallen. Bild: acrevis.ch

Die Ostschweizer Acrevis Bank hat im vergangenen Jahr nach einem Rekordjahr in 2023 einen kleinen Dämpfer erlitten. Das Finanzinstitut vergab 2024 zwar deutlich mehr Hypothekarkredite als im Vorjahr. Doch die rasch angestiegenen Leitzinsen führten zu einem höheren Zinsaufwand, sodass der Netto-Zinserfolg um 8,8% auf 51.0 Mio. CHF zurückging. Höhere Kommissionserträge konnten die geringeren Zinserträge nicht wettmachen, was zu einem rückläufigen Reingewinn führte. Das Jahresergebnis erreichte mit 22.6 Mio. CHF (-4,4%) dennoch einen respektablen Wert; die Aktionäre sollen eine gleichbleibende Dividende von 40 CHF je Aktie erhalten.

Fast 165 Mio. CHF mehr Hypotheken

Gewachsen ist die Acrevis Bank vor allem durch die Ausweitung des Hypothekarvolumens. Insgesamt wurden 2024 für fast 165 Mio. CHF mehr Hypotheken ausgegeben, was einem Plus um 4,4% auf 3’879 Mio. CHF entspricht. Die Ausleihungen legten gesamthaft um 3,4% zu; die Bilanzsumme wuchs ebenfalls um 3,4% und kletterte über die 5-Mrd.-CHF-Grenze. In ihrem Geschäftsbericht weist Acrevis darauf hin, dass sie weiterhin eine sehr risikobewusste Strategie fährt und Ausleihungen nach vorsichtigen Kriterien vergibt. Auch wenn die Kundengelder mit dem Wachstum der Ausleihungen nicht ganz Schritt halten konnten und nur um 0,9% auf 3’721 Mio. CHF anstiegen, bleibt der Deckungsgrad mit 90,5% im Vergleich zu anderen Banken hoch. Konkret bedeutet dies, dass über 90% der Ausleihungen durch Kundengelder gedeckt sind. Kräftig zugelegt haben bei der Acrevis Bank auch die Kundenvermögen: So stiegen die Assets under Management um 6,6% auf 9.8 Mrd. CHF an, die Depotvolumen legten um 10,4% auf 5.9 Mrd. CHF zu.

Kosten im Griff

Die positive Entwicklung der Kundenvermögen spiegelt sich auch in der Erfolgsrechnung wider. So konnte der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft um 10,3% auf 27.3 Mio. CHF ansteigen. Der Nettoerfolg aus dem Zinsengeschäft erreichte jedoch nur 51.0 Mio. CHF (-8,8%). Dies trotz rund einem Drittel geringerer Wertberichtigungen.

Beim Geschäftsaufwand gab die Ostschweizer Regionalbank Gegensteuer. Während der Personalaufwand leicht um 0,9% anstieg, ging der Sachaufwand um einen Prozentpunkt zurück. Insgesamt bewegten sich die Kosten mit 53.5 Mio. CHF auf dem Niveau des Vorjahres. Dennoch verblieb ein um 4,5% tieferer Geschäftserfolg von 31.4 Mio. CHF. Der Jahresgewinn fiel mit 22.6 Mio. CHF um rund 1 Mio. CHF tiefer als im Vorjahr aus.

Fazit

Angesichts der rasch aufeinanderfolgenden Zinssenkungen der SNB im vergangenen Jahr ist es wenig überraschend, dass auch die Acrevis Bank trotz einer Ausweitung vor allem der hypothekarisch besicherten Kredite beim Zinsertrag Federn lassen musste. Auch das indifferente Geschäft konnte diesen Rückgang trotz einer positiven Tendenz nicht kompensieren. Dies zeigt die nach wie vor grosse Abhängigkeit der Regionalbanken vom Zinsengeschäft. Allerdings gehört die Acrevis Bank zu den wenigen Regionalbanken, deren Zinsengeschäft nur etwa 60% zu den Gesamterträgen beisteuert. Bei den meisten Regionalbanken macht das Kerngeschäft weit über 80% der Gesamterträge aus. Positiv zu erwähnen sind ausserdem die moderate Cost/Income-Ratio von 59,34% sowie der hohe Deckungsgrad.

In den letzten zwölf Monaten hat sich der Aktienkurs von Acrevis stabil entwickelt. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Acrevis Bank werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 1’455 CHF für eine Aktie bezahlt. Damit notiert die Aktie um etwas mehr als 10% über dem ausgewiesenen Buchwert von 1’284 CHF je Aktie. Dies ist für Regionalbankaktien eher ungewöhnlich, denn viele Titel werden mit einem deutlichen Abschlag auf die ausgewiesenen Eigenmittel gehandelt. Auch mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 24 ist die Aktie im Branchenvergleich eher hoch bewertet, selbst wenn hier die Reserven für allgemeine Bankrisiken nicht berücksichtigt sind. 2024 wurden 5 Mio. CHF an neuen Reserven gebildet. Attraktiv für Anleger ist vor allem die hohe Dividendenrendite: Diese beträgt fast 2,8% und ist damit deutlich höher als bei den meisten ausserbörslich gehandelten Regionalbankaktien. Acrevis-Aktionäre profitieren zudem ab dem Besitz von 11 Aktien von speziellen Aktionärsangeboten, was den Titel gerade für Anleger in der Region interessant macht.

LLB Gruppe: Bank setzt weiter auf Private Banking und Firmenkunden

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Group CEO Gabriel Brenna, VR-Präsident Georg Wohlwend sowie Group CFO Christoph Reich (v.l.). Bild: zvg
Group CEO Gabriel Brenna, VR-Präsident Georg Wohlwend sowie Group CFO Christoph Reich (v.l.). Bild: zvg

In den vergangenen zwölf Jahren hat die Liechtensteinische Landesbank (LLB) eine umfassende Transformation vollzogen. Mit dem Ende des Offshore Bankings verschob sich der Fokus des Bankhauses immer mehr Richtung Privat- und Firmenkunden sowie Internationale Vermögensverwaltung im Onshore Bereich. Mit vermögenden Kunden in Österreich, Deutschland und der Schweiz ist die LLB-Gruppe wieder gewachsen. Im Geschäftsjahr 2024 erzielte die Bankengruppe mit 167.2 Mio. CHF (+1,5%) das beste Ergebnis der letzten 15 Jahre. Die Aktionäre werden eine um 10 Rappen höhere Dividende von 2.80 CHF je Aktie erhalten. Im laufenden Geschäftsjahr rechnet die LLB allerdings aufgrund der sinkenden Zinsen und der Integrationskosten für die Übernahme der ZKB Österreich mit einem tieferen Jahresgewinn.

Herausfordernde Zinssituation

Drei Faktoren bestimmten das Geschäftsergebnis 2024 massgeblich: die Zinssituation, die gute Performance an den Kapitalmärkten und die höheren Kosten. Im Zinsengeschäft gelang der Bank zwar ein kräftiges Wachstum der Ausleihungen um 7,9% auf 16.6 Mia. CHF. Doch der Zinserfolg blieb mit 134.1 Mio. CHF um mehr als 30 Mio. CHF oder fast 20% unter dem Vorjahreswert zurück. Finanzchef Christoph Reich sieht im Zinsengeschäft jedoch auch Chancen auf eine Steigerung der Margen, wie er im Rahmen des jährlichen Bilanzmediengesprächs betonte. Reich verwies auch auf die Stabilität des Kreditportfolios: 90% der Ausleihungen seien hypothekarisch besichert.

Positive Entwicklung der Börsen hilft

Hingegen legt die LLB im zinsindifferenten Geschäft deutlich zu. Der Kommissions- und Dienstleistungsertrag kletterte um 7,0% oder 14 Mio. CHF auf 214 Mio. CHF. Als Gründe nannte Reich vor allem die höheren Performance Fees dank der guten Entwicklung an den Börsen sowie die gestiegenen Kundenvermögen. Diese erreichten mit 97,0 Mia. CHF ein neues Allzeithoch. An Netto-Neugeldern flossen der Bank 2.8 Mia. CHF zu. 5.7 Mia. CHF an Vermögenszuwachs sind der positiven Marktperformance zu verdanken. Im Handelsgeschäft stiegen die Erträge um 15,4% auf 199.9 Mio. CHF. Die Ertragssteigerungen bei den Kommissionen und im Handel konnten den kräftigen Rückgang im Zinsengeschäft mehr als kompensieren und führten zu einem Anstieg der Gesamterträge auf 565.8 Mio. CHF (+4,4%).

Investitionen in das Personal

Angestiegen sind allerdings auch die Kosten auf 369.5 Mio. CHF (+6,1%), hier insbesondere der Personalaufwand. Begründet wird dies mit neuen Stellen in Deutschland, wo die LLB mit Standorten in München, Frankfurt und Düsseldorf vertreten ist, sowie in Zürich und St. Gallen. Nach der vollständigen Übernahme der Bank Linth baut die Gruppe auch in der Schweiz das Geschäft mit Firmen- und Privatkunden aus, wozu in Zürich ein neuer Standort der LLB Schweiz eröffnet wird.

In den drei Strategieperioden der letzten zwölf Jahre hat die LLB eine Transformation vollzogen und setzt nun auf Wachstum. Abb. llb.li

Per Ende 2024 lag der Personalbestand daher bei 321 Personen (Vorjahr: 275). Obwohl die Sachkosten um 1.5 Mio. CHF zurückgingen, stieg die Cost/Income-Ratio (CIR) auf 66,4. Das Konzernergebnis wies daher mit 167.2 Mio. CHF nur ein kleines Plus von 1,5% gegenüber dem Vorjahr aus. CEO Gabriel Brenna betonte allerdings an der Bilanzmedienkonferenz, dass sich die Investitionen sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland lohnen würden. In der Schweiz funktioniere die Strategie, wo es nach der Übernahme der CS durch die UBS Raum für neue Anbieter gegeben hat. In Deutschland biete die LLB massgeschneiderte Lösungen für deutsche Kunden an, die gerade auch in der aktuell schwierigen konjunkturellen und politischen Situation nachgefragt sind.

Integration der ZKB Österreich

Anfang Januar 2025 hat die LLB Gruppe die Übernahme der ZKB Österreich vollzogen. Damit fliessen der Bank 3.4 Mio. EUR an Kundenvermögen zu. Gabriel Brenna wies darauf hin, dass die ehemalige Tochter der ZKB profitabel gewirtschaftet hat und per Ende 2024 einen Jahresgewinn von rund 8 Mio. EUR ausweisen konnte. Dennoch rechnet die Bank für 2025 mit Integrationskosten für die Österreichische Bank, sodass auch angesichts der weiter sinkenden Zinsen für das laufende Geschäftsjahr mit einem niedrigeren Ergebnis gerechnet wird.

Mittelfristig hält die LLB Gruppe an den Wachstumszielen von mindestens 3% beim Netto-Neugeld und den Ausleihungen fest. Auch die Effizienz soll wieder verbessert werden, sodass die CIR auf unter 65 sinkt. In puncto Nachhaltigkeit ist die LLB-Gruppe nach Aussagen von Brenna auf Kurs. So will die Bank das Netto-Null-Ziel beim CO2-Ausstoss spätestens im Jahr 2040 erreichen. Auch wenn der Wind derzeit in der Finanzindustrie etwas gedreht hat, wie der Ausstieg von grossen Vermögensverwaltern aus der Net-zero-Banking Alliance zeigt, hält die LLB an ihren Nachhaltigkeitsbestrebungen fest.

Ausschüttungsquote von mindestens 50%

Festgehalten wird auch an der Dividendenstrategie. Die Ausschüttungsquote beträgt mindestens 50% des Jahresgewinns. «Die LLB-Aktie ist ein lohnendes Investment mit einer attraktiven Dividendenrendite», hob Verwaltungsratspräsident Georg Wohlwend an der Bilanzmedienkonferenz hervor und verwies auf die kontinuierliche Steigerung der Dividende. Diese stieg in den vergangenen 8 Jahren von 2.0 auf nun 2.80 CHF für das Jahr 2024 an.

Fazit

Mit ihrer Strategie ACT-26 hat sich die LLB Gruppe einem beschleunigten Wachstum verschrieben. Dies ist in den letzten drei Jahren, gemessen am Geschäftsvolumen und dem Konzernergebnis, auch gelungen. Erreicht wurde das Wachstum durch die Eröffnung neuer Standorte und durch Akquisitionen. Nun gilt es, neben dem Volumenwachstum auch die Effizienz wieder in den Fokus zu rücken. Dass dies möglich ist, zeigt die Reduktion der Sachkosten im Jahr 2024. Allerdings ist gerade das Geschäft mit anspruchsvollen Firmen- und Privatkunden beratungs- und damit auch personalintensiv. In Zeiten von höherer Inflation dürfte dies beim Block der Personalkosten wenig Spielraum für Anpassungen lassen.

Die LLB-Aktie befindet sich seit Jahresbeginn im Aufwätstrend. Chart: six-group.com

Der Kurs der LBB-Aktie hat seit Jahresbeginn um fast 10% auf 77.20 CHF zugelegt und befindet sich damit auf dem höchsten Stand seit 15 Jahren. Bei einem Gewinn pro Aktie von 5.47 CHF beträgt das Kurs-/Gewinn-Verhältnis 14. Damit ist die Aktie nicht zu teuer, auch wenn der Gewinn im Jahr 2025 etwas tiefer ausfallen sollte. Insbesondere, wenn die Investitionen in die neuen Standorte zum gewünschten Wachstum führen, sind weitere Kurssteigerungen zu erwarten. Auch die Dividendenrendite von 3,6% ist attraktiv und befindet sich damit in guter Gesellschaft mit anderen börsenkotierten Schweizer Bankaktien.

NZZ-Mediengruppe: Christian Arnold wird ab August 2025 neuer CFO

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Per 1. August 2025 wird der 44-jährige Christian Arnold neuer CFO der NZZ. Bild: zvg
Per 1. August 2025 wird der 44-jährige Christian Arnold neuer CFO der NZZ. Bild: zvg

Nach 16 Jahren kommt es im August 2025 bei der NZZ-Mediengruppe zu einem Wechsel in der Geschäftsleitung: der 58-jährige Jörg Schnyder wird das Amt des Finanzchefs an Christan Arnold (44) übergeben. Arnold ist seit über 20 Jahren in verschiedenen Finanzfunktionen bei der NZZ tätig und derzeit Leiter Finanzen und stv. CFO der NZZ-Mediengruppe.

Jörg Schnyder scheide auf eigenen Wunsch aus der Funktion aus, heisst es in einer Medienmitteilung. Er werde in einem reduzierten Pensum weiterhin ausgewählte Mandate betreuen und das Unternehmen beratend unterstützen. Als CFO und Mitglied der Geschäftsleitung werde Christian Arnold die Finanzorganisation der NZZ führen und die Finanzstrategie, -planung und -berichterstattung verantworten, schreibt das Medienunternehmen weiter. Zudem übernehme er die Bereiche Tax, Audit, Treasury und Services.

Über 20 Jahren Erfahrung bei der NZZ

Arnold verfüge mit seinen mehr als 20 Jahren in verschiedenen Finanzfunktionen bei der NZZ über umfassende Erfahrung in Controlling und Finanzmanagement. In den letzten zwei Jahren habe er als Leiter Finanzen und stellvertretender CFO eine zentrale Rolle bei der finanziellen Planung und Steuerung des Unternehmens übernommen und strategische Transformationsprojekte begleitet, so die NZZ. Durch die enge Zusammenarbeit mit Jörg Schnyder in den vergangenen Jahren sei eine nahtlose Übergabe und Kontinuität in der Finanzstrategie der NZZ gewährleistet.

Aktienkurs NZZ
Binnen Jahresfrist hat der Kurs der NZZ-Aktien knapp 3% verloren. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der AG für die Neue Zürcher Zeitung werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 5’000 CHF für eine Aktie bezahlt.

CPH Group: Alois Waldburg-Zeil übernimmt per 1. April die Geschäftsleitung

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Dr. Alois Waldburg-Zeil wird ab dem 1. April 2025 neuer CEO der CPH Group AG. Bild: cph.ch
Dr. Alois Waldburg-Zeil wird ab dem 1. April 2025 neuer CEO der CPH Group AG. Bild: cph.ch

Im Januar kündigte die CPH Group an, dass sich der langjährige CEO Peter Schildknecht nach 16 Jahren per Ende März zurückziehen wird. Nun gab das in den Bereichen Chemie und Verpackungen tätige Unternehmen den Nachfolger bekannt: Ab dem 1. April wird Dr. Alois Waldburg-Zeil als CEO das Unternehmen leiten. Im vergangenen Jahr hatte die Gruppe das Papiergeschäft abgespalten und sich auf die zwei Kernbereiche fokussiert.

Mit Alois Waldburg-Zeil hat die CPH Gruppe eine interne Nachfolgelösung gefunden. Er leitet seit 2010 den Bereich Chemie/Zeochem. In dieser Zeit habe er die Entwicklung dieses Bereiches massgeblich mitgestaltet sowie wichtige Schritte für den künftigen Erfolg umgesetzt, heisst es in einer Medienmitteilung. Er werde den Bereich Chemie auch weiterhin in Personalunion leiten, während er die Leitung des Bereichs Molekularsiebe an einen internen Nachfolger übergebe. Der Geschäftsbereich Chemie erzielte im 1. Halbjahr 2024 einen Umsatz von 62 Mio. CHF und ein EBITDA von 10.4 Mio. CHF, während der Bereich Verpackung mit einem Umsatz von 115 Mio. CHF und einem EBITDA von 20.4 Mio. CHF fast zwei Drittel zum Geschäftserfolg beisteuert.

Alois Waldburg-Zeil hat sich gemäss Medienmitteilung zum Ziel gesetzt, die globale Präsenz und die Marktanteile der Zeochem und der Perlen Packaging kontinuierlich zu erhöhen. Er freue sich darauf, die gute Marktposition des Unternehmens weiter zu stärken und nachhaltiges, profitables Wachstum zu schaffen, heisst es weiter.

Aktienkurs CPH
Nach einem guten Start ins 2025 hat die Aktie in den letzten Tagen wieder etwas verloren. Chart: six-group.com

Die Aktien der CPH Group AG sind an der SIX kotiert. Seit Jahresbeginn hat die Aktie um knapp 8% zugelegt. Die Geschäftszahlen für 2024 präsentiert das Unternehmen am 25. Februar.

ESG Reporting: Sinn und Unsinn jenseits von Regulierungswut und Anti-Bürokratismus

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Wie weit darf die Nachhaltigkeitsberichterstattung gehen und werden die Regelen zur Belastung? Damit hat sich economiesuisse in einer Umfrage auseinandegesetzt. Bild: stock.adobe.com
Wie weit darf die Nachhaltigkeitsberichterstattung gehen, und werden die Reglen zur Belastung? Damit hat sich economiesuisse in einer Umfrage auseinandergesetzt. Bild: stock.adobe.com

Niemand mag Bürokratie. Und doch wachsen die bürokratischen Apparate ungebremst. Organisationen tendieren eben dazu, sich auszubreiten. Es schadet daher nicht, immer wieder zu hinterfragen, ob die Mutationen des Bürokratismus überhaupt noch Sinn ergeben oder nicht. Der Dach- und Lobby-Verband der Schweizer Wirtschaft, economiesuisse, hat sich die Nachhaltigkeitsberichterstattung der Unternehmen vorgenommen und, wenig überraschend, damit in ein Wespennest gestochen.

Trotz der berechtigten Kritik an der überbordenden Regulierung greift das Positionspapier aber zu kurz. Die Informationsbedürfnisse der Investoren bleiben ebenso ausgeblendet wie die Produktanforderungen der Kunden oder die bei den gesuchten talentierten Fachkräften zu erfüllenden Voraussetzungen als sinnstiftender Arbeitgeber. Nachhaltigkeit ist eben vielschichtig.

Gegen den Wildwuchs

Grundsätzlich richtig ist die von economiesuisse geübte Kritik an dem Wildwuchs mit Blick auf ESG-Ratings, ESG-Berichterstattung, ESG-Kriterien und das so schnell entstandene ESG-«Öko-System». Dies besteht aus PR- und IR- sowie Rating-Agenturen, Fachmedien, Beratern, Expertengremien sowie teilweise höchst unterschiedlichen Methoden der Evaluierung und der Implementierung von Kennziffern, die selbst Experten nur schwer nachvollziehen können. Das Ergebnis ist Unsicherheit, Verwirrung und Orientierungslosigkeit nicht nur bei den direkt Betroffenen, sondern auch im öffentlichen Diskurs.

Konjunkturrisiko Regulierungslast

Zusammen mit der sonstigen Regulierungsflut wie beispielsweise umfangreichen Dokumentationspflichten ist verständlich, dass bei den 431 von economiesuisse befragten Unternehmen die Frustration und sogar Wut über weitere Vorschriften hochkocht. Daher rangiert bei den von den Umfrageteilnehmern identifizierten Risiken die Regulierungslast als Konjunkturrisiko gleich hoch wie die geopolitischen Spannungen. Das sind allerdings nur je 17% der Befragten! Die Nachhaltigkeitsberichterstattung stellt jedoch nur einen sehr kleinen Teil der Regulierungslast dar. Bisher sind nur die börsenkotierten und wirklich umsatzstarken, grossen Unternehmen zum Reporting von Nachhaltigkeitskennzahlen verpflichtet, KMU dagegen kaum oder gar nicht. Bei ihnen geht die Initiative vom CEO oder dem Verwaltungsrat aus, und auch der damit verbundene Work-Load wird in aller Regel von der Unternehmensführung und vielleicht wenigen Mitarbeitern gestemmt. Die Motive für das ESG-Engagement der KMU sind langfristiger Natur und auch vielfältig.

Die Regulierung wird laut der Mitglieder-Umfrage von economiesuisse als eines der grössten Konjunkturrisiken gesehen. Abb. www.economiesuisse.ch

Moden kommen und gehen am Beispiel der Banken

Nicht berücksichtigt wird, dass die zu Recht kritisierten, weiteren ausufernden Gesetzesvorhaben eigentlich schon ausgebremst sind. Der Green Deal der EU ist stark redimensioniert worden. Auch der Draghi-Plan zeichnet eine substanzielle Reduzierung des bürokratischen Aufwands vor. Mit Beginn der Ära Trump 2.0 hat zudem der Wind gedreht mit Blick auf die Klimapolitik, was auch in Europa Nachahmer finden dürfte. Besonders auffällig und beispielhaft ist, wie schnell und unerwartet plötzlich nahezu alle namhaften international operierende Banken vor einigen Jahren auf den ESG-Zug aufgesprungen sind und plötzlich Sustainability-Experten waren. Nicht weniger auffällig sollte sein, dass sich genau diese Banken jetzt in einem nicht weniger verblüffenden Rekordtempo aus Nachhaltigkeits-Allianzen zurückziehen – immer das Fähnchen im Wind.

Aufgeheizte Stimmungen und nüchterne Erfordernisse

Der Aufschrei gegen die Nachhaltigkeitsberichterstattung fällt somit nicht zufällig in eine Zeit, in der sich die Wünsche nach dem status quo ante, als die Welt vermeintlich noch in Ordnung war, übermächtig Ausdruck verleihen wollen. Dampf ablassen – warum nicht? Es ist durchaus «en vogue». Die im Positionspapier genannten Zahlen sind jedoch inkonsistent. Auf Seite 1 wird geschrieben, dass schweizweit Zehntausende Mitarbeitende für die Erfüllung der Regulierungsanforderungen notwendig sind, die Hunderte von Mio. CHF pro Jahr verschlingen. Doch auf Seite 3 ist es plötzlich die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die Zehntausende Mitarbeitende bindet und Hunderte von Mio. CHF kostet. Damit sind Menge und Teilmenge gleich. Dies erscheint jedoch nicht plausibel, da nur ein Bruchteil der mit Regulierungsanforderungen Beschäftigten mit Emissionen, Wasserverbrauch etc. befasst ist. Eine weitere Unschärfe betrifft die Einordnung der EU-Taxonomie als 600-seitiges Gesetzeswerk. Es ist eine Taxonomie, also ein Klassifizierungssystem, nicht mehr und nicht weniger. Es ist zudem vorrangig für Investoren geschaffen, sodass diese ihr Risiko-Management verbessern können. Die im Positionspapier zum Ausdruck kommenden Meinungen, aber auch aufgestauten und angefachten Kollektiv-Emotionen sind durchaus nachvollziehbar, führen aber scheinbar nicht zu einer rationalen und wie es heisst «evidenzbasierten» Evaluierung.

Transparenz ist gut und basiert auf Fakten

Tatsache ist und bleibt dagegen, dass die gesetzliche Vorgabe der Erreichung der Klimaneutralität bis 2050 kein «kicking the can down the road» mehr erlaubt. Es ist gut und ganz im Sinne des Gesetzes, der Kunden, der Zulieferer, der Mitarbeitenden, der Kommunen und der Öffentlichkeit, wenn die Unternehmen ihren Teil dazu beitragen – und darüber berichten. Viele tun das, und erstaunlicherweise sind gerade Schweizer KMU, wie die Unternehmen, deren Aktien auf OTC-X gehandelt werden, oft Vorreiter im nachhaltigen Wirtschaften, haben aber bis vor wenigen Jahren kaum darüber berichtet.

Klima- und Kulturwandel

Das hat sich geändert, und ein ganz wesentlicher Grund ist, dass die gesuchten Facharbeiter und talentierten Berufseinsteiger heute den zukünftigen Arbeitgeber nach geänderten Prioritäten auswählen. So gibt es Unternehmen, die Männer und Frauen gleich bezahlen, die meisten jedoch nicht. Es gibt immer mehr Unternehmen, die ihre Fahrzeugflotte elektrifizieren. Um den Müll reduzieren zu können, muss erst einmal ein Bewusstsein für dessen Entstehung respektive Vermeidung geschaffen werden. Erst danach nehmen die Mengen teilweise rapide ab. Ähnlich ist es bei Wasser- und Energieverbrauch. Die Tatsache, dass viele Unternehmen PV-Anlagen installiert haben, reduziert nicht nur die Emissionen, sondern auch die Energierechnung, was den Aktionären zugutekommt.

Vier Jahre Erkenntnisse der ESG-Umfrage von schweizeraktien.net

Die genannten Erkenntnisse entstammen der seit vier Jahren von schweizeraktien.net durchgeführten ESG-Umfrage unter KMU, deren Aktien auf OTC-X gehandelt werden. Die Teilnehmerzahl bewegte sich zwischen 34 und 49 Unternehmen aus allen vertretenen Branchen, darunter durchaus namhafte Unternehmen wie WWZ, Bobst, Themalbad Zurzach, Kongress + Kursaal Bern und Metall Zug. KMU haben weder die Zeit noch die Ressourcen, um die Daten für 300 oder 500 Fragen von Rating-Agenturen zu erheben und zu beantworten. schweizeraktien.net stellt deshalb je 10 simple Fragen zu Umwelt, Sozialem und Governance, deren Antworten zwar kein umfassendes und detailliertes Bild ergeben, aber doch repräsentativ und aussagekräftig sind. Darüberhinaus sind die Fragen ganz einfach mit Ja oder Nein zu beantworten.

Verbesserungen und Defizite

Gerade im Bereich Umwelt zeigt sich bei den meisten Fragen eine kontinuierliche Verbesserung über die Jahre. 88% der teilnehmenden Unternehmen haben 2024 ihre Energieeffizienz gesteigert und wollen dies auch weiterhin verfolgen. Im Bereich Soziales war der Standard von Anfang an hoch und verbessert sich weiter. 97% unternehmen Anstrengungen, damit Mitarbeitende Familie und Arbeit besser vereinbaren können. Bei der Governance dagegen ist und bleibt viel Spielraum für Verbesserungen, die jedoch nur marginal zu beobachten sind. Bei 59% der Unternehmen ist keine Regelgrenze für die Zugehörigkeit zum Verwaltungsrat definiert.

Bei 59% der von schweizeraktien.net befragten Unternehmen gibt es keine Grenze für die Dauer der Zugehörigkeit zum VR. Abb. schweizeraktien.net

Die wahren Motive für das ESG-Engagement der KMU

Für die Unternehmen ist die ESG-Berichterstattung vor allem wichtig für die externe Kommunikation …

Bei der letzten Umfrage von Ende 2024 war eine Zusatzfrage gestellt worden, um die wahren Motive für das ESG-Engagement der Unternehmen zu erforschen. Sie lautete: Wie wichtig ist die Umsetzung von ESG-Aspekten in Ihrem Unternehmen für … Danach werden im Einzelnen externe Kommunikation, Kunden, finanzieller Erfolg, Personalrekrutierung sowie Einhaltung von Gesetzen aufgeführt. Die Wichtigkeit war auf einer bis 10 reichenden Skala anzugeben. Wenig überraschend erhält Einhaltung von Gesetzen mit durchschnittlich 8.79 Punkten den höchsten Durchschnittswert. Doch externe Kommunikation erreicht mit 7.66 Punkten ebenfalls einen erstaunlich hohen Durchschnittswert. Nur für drei von 29 Antwortgebern ist es eher unwesentlich. Fast genauso hoch ist der Durchschnittwert von 7.55 Punkten bei den Kundenbedürfnissen. Knapp danach folgt mit 7.31 Punkten Personalrekrutierung. Den tiefsten Durchschnittswert verzeichnet mit 6.66 Punkten der finanzielle Erfolg.

… und für die Einhaltung von Gesetzen. Abb. schweizeraktien.net

Erstaunlich ist, dass alle Werte im oberen Drittel der Wichtigkeit angesiedelt sind und dass es abgesehen von den offensichtlichen Motivationen der Profiterzielung und der Gesetzeskonformität eben auch andere Interessensgruppen gibt, die von weitsichtigen Unternehmenslenkern nicht ignoriert werden – unabhängig von wechselnden Moden und Trends.

 

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