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Swiss Steel Group: Wie geht es weiter mit dem Delisting von der SIX?

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Stabstahl-Lager bei Swiss Steel. Bild: swisssteel-group.com

Im Januar entschied sich Swiss Steel, seine Aktien von der SIX Swiss Exchange zu nehmen. Diese Entscheidung kam nicht überraschend, da das Unternehmen bereits zuvor mit den schwierigen finanziellen und strukturellen Bedingungen konfrontiert war, die durch die Börsennotierung zusätzlich belastet wurden.

Abstimmung zum Delisting am 17. Februar

In einer ausserordentlichen Generalversammlung der Swiss Steel vom 17. Februar 2025 wird das Delisting nun zur Abstimmung gestellt. Wenn es im Gremium genehmigt wird, wird der formelle Antrag bei der SIX eingereicht. Bei der Genehmigung bestimmt SIX Exchange Regulation das Datum der Dekotierung sowie den letzten Tag, an dem die Aktien noch an der SIX gehandelt werden können. Der Entscheid liege somit im Ermessen der SIX Exchange Regulation, darauf macht Gerda Königstorfer, Senior Director Group Communications bei der Swiss Steel Group, aufmerksam.

Gemäss den zugrundeliegenden Bestimmungen erfolge die Dekotierung frühestens ca. 4 Monate bis spätestens 12 Monate nach Einreichung des Dekotierungsgesuchs bei der SIX, so Königstorfer.

Geringe Handelsvolumina und deutliche Verringerung des Streubesitzes

Einer der Hauptgründe für das Delisting ist das geringe Handelsvolumen der Swiss-Steel-Aktien auf der SIX. Das Unternehmen hatte in den letzten Jahren nur eine geringe Marktliquidität und einen schwachen Handel seiner Aktien verzeichnet.

«Die Entscheidung beruht auf der Aktionärsstruktur und der geringen Handelsaktivität. Nach der Kapitalerhöhung im vergangenen Jahr hat sich der Streubesitz unserer Aktien deutlich verringert, und die Handelsvolumina sind minimal. Die Vorteile einer Börsennotierung wiegen die damit verbundenen Verwaltungskosten und den Aufwand nicht mehr auf. Das Delisting ist ein zukunftsorientierter Schritt, um die Abläufe zu vereinfachen und Ressourcen auf strategische Prioritäten zu lenken», begründet Königstorfer den Abschied von der SIX.

Aktionärsstruktur der Swiss Steel
Aktionärsstruktur der Swiss Steel. Die GravelPoint Holding von Amag-Besitzer Martin Häfner hält als grösster Aktionär 65,75% der Anteile an dem Unternehmen. Quelle: swisssteel-group.com

Keine Sparmassnahme

Durch die freiwillige Dekotierung könne die Swiss Steel Group Ressourcen gezielter auf die laufende Restrukturierung und operative Verbesserungen konzentrieren, wodurch die Ziele der Strategie SSG 2025 unterstützt würden. Königstorfer: «Die Dekotierung basiert auf einer strategischen Abwägung von Kosten und Nutzen und ist keine reine Sparmassnahme.»

Und wie geht es nach dem Delisting weiter? «Swiss Steel Group plant, eine Möglichkeit zum ausserbörslichen Handel anzubieten. Hierfür prüft Swiss Steel Group derzeit verschiedene Optionen und wird zu gegebener Zeit Informationen bereitstellen», so Gerda Königstorfer.

Fazit

Das Delisting von Swiss Steel von der SIX Swiss Exchange ist ein strategischer Schritt, der sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus operativer Sicht Sinn macht. Es spiegelt die Notwendigkeit wider, die finanziellen Belastungen zu verringern und sich stärker auf die interne Restrukturierung und Marktanpassung zu konzentrieren. Auch wenn der Schritt die Wahrnehmung des Unternehmens in der Öffentlichkeit reduziert, bietet er Swiss Steel die Möglichkeit, sich neu zu orientieren und langfristig auf eine stabilere Basis zu stellen. Für Aktionäre und Investoren bedeutet dies eine Umstellung, aber auch die Chance, an einer langfristigen Neuausrichtung des Unternehmens teilzuhaben.

Swiss Steel Group plant nach eigenen Aussagen, eine Möglichkeit zum ausserbörslichen Handel anzubieten. Dafür käme in erster Linie ein Listing auf OTC-X der BEKB in Frage. Bisher ist dazu allerdings noch keine Anfrage gestellt worden, heisst es aus BEKB-Kreisen.

Ein Listing auf OTC-X wäre sicher die richtige Entscheidung, um die gut 10% der Aktien im Streubesitz weiterhin handelbar zu halten. Viele Unternehmen, deren Aktionariat eine ähnliche Struktur wie das von Swiss Steel aufweist – also wenige Grossaktionäre und geringer Free Float – sind bereits Mitglieder der OTC-X-Familie.

Chart Swiss Steel Jan 25
Kursverlauf der an der SIX gehandelten Aktie der Swiss Steel Group AG in den letzten drei Jahren. Quelle:six-group.com

WWZ: Dividende soll für 2024 auf 40 CHF je Aktie angehoben werden

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Die WWZ-Gruppe baut das Fernwärmenetz in der Region weiter aus: Bild: wwz.ch
Die WWZ-Gruppe baut das Fernwärmenetz in der Region weiter aus. Bild: wwz.ch

Das Zuger Versorgungs- und Telekom-Unternehmen WWZ AG publizierte erste Angaben zum Geschäftsjahr 2024. Gemäss einer Medienmitteilung soll das Konzernergebnis das Vorjahr übertreffen und die Dividende von 33 auf 40 CHF je Aktie angehoben werden.

Im zweiten Halbjahr habe das Unternehmen in Folge kühlerer Temperaturen und des fortschreitenden Ausbaus der Fernwärme einen höheren Energieabsatz verzeichnet, heisst es in der Mitteilung. Stabil entwickelte sich 2024 der Stromabsatz in der Grundversorgung. Dies trotz des zunehmenden Eigenverbrauchs von dezentral produziertem Strom der Kunden. Insgesamt konnte die Margen ausgeweitet werden. Positiv hat sich auch die Beilegung eines Rechtsstreits auf das Segment Elektrizität ausgewirkt.

EBITDA und EBIT über Vorjahr

Das Segment Elektrizität profitiert von der positiven Beilegung eines Rechtsstreits mit Alpiq, was zu einer Vergleichszahlung an die WWZ-Gruppe in Höhe von 50 Mio. CHF geführt hat.  Gemäss Angaben in der Medienmitteilung sollen EBITDA und EBIT über dem Vorjahr liegen. Der Beitrag aus den Beteiligungen und den Kapitalanlagen soll sich 2024 sehr gut entwickelt haben, sodass das Konzernergebnis das Vorjahr übertreffen wird. «Dank des guten Ergebnisses und der stabilen Geschäftsaussichten schlägt der Verwaltungsrat der Generalversammlung im Mai 2025 eine Erhöhung der Dividende von 33 auf 40 Franken vor», heisst es in der Medienmitteilung. Konkrete Zahlen gab WWZ in der Mitteilung noch keine bekannt. Diese werden erst am 8. April 2025 veröffentlicht.

Aktienkurs WWZ AG
Der Kurs der WWZ-Aktie hat sich im vergangenen Jahr zwar stabilisiert, ist seit Jahresbeginn 2025 allerdings wieder etwas zurückgekommen. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der WWZ AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 985 CHF für eine Aktie bezahlt. Auf Basis dieses Kurses errechnet sich eine Dividendenrendite von 4,1%.

Hinweis in eigener Sache: Andreas Ronchetti, CEO der WWZ AG, und Marcel Fähndrich, Leiter Energie, werden im Rahmen des Branchentalk Immobilien am 1. April 2025 in Cham über die Energiezukunft sprechen. Weitere Informationen und Anmeldung: schweizeraktien.net/branchentalk-immobilien-1-april-2025/

Schweizer Aktien Favoriten 2025: Starker Januar lässt Kursfantasien wachsen

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Nicht nur Bienen, auch gewisse Vögel gelten als Bestäuber. Bild: stock.adobe.com

So verhalten die Performance der Schweizer Leit-Indizes im Vorjahr ausfiel, so kraftvoll stürmten die Bullen die Zürcher Börsen-Arena im Januar. Nach fast 9% Anstieg beim SPI innert Monatsfrist kündigt sich ein phänomenaler Bullenmarkt an, wenn der vielzitierte Januar-Indikator hält, was er zu versprechen scheint.

Börsenregeln haben viel mit Wahrscheinlichkeiten zu tun, so auch der Januar-Indikator. Der wurde erstmals 1967 in der Börsenliteratur erwähnt. Ein positiver Januar würde, so die Theorie, auch zu einer guten Jahresperformance führen. In den 91 Jahren zwischen 1928 und 2019 erwies sich der Indikator 63mal als zutreffend. Allerdings war auch die Börsen-Performance in 75% der betrachteten Zeitspanne positiv.

Breiter Anstieg der Schweizer Börse

Auch die weiteren Indizes zogen mit. Der Small- und Mid-Cap-Index SPIEXX liegt 6,6% höher als am Jahresbeginn. Das heisst, dass nicht nur Richemont, Novartis, Swiss Re und sonstige Large- und Mega-Caps an der Börse gefragt waren, sondern auch Small- und Mid-Caps. Am ausserbörslichen Aktienmarkt zog der OTC-X Liquidity Index nach einer negativen Performance 2024 nun im Januar um 0,7% an.

SPIEXX Feb 25
Höchstes Niveau seit 2022 beim SPIEXX. Chart: six-group.com

Ende des Überschwangs an der US-Börse?

Das könnte der Beginn einer Rotation aus hochbewerteten US-Aktien in unterbewertete europäische Titel sein. Und aus überbewerteten Sektoren, vor allem Technologie, in vernachlässigte Industrien. Erste internationale Investoren scheinen bereits zu realisieren, dass der Trump-Überschwang der meisten Marktteilnehmer zu bröckeln beginnt. Pessimistische Zins-Auguren erwarten nur noch einen Zinssenkungsschritt der Fed in 2025, wegen den absehbar inflationären Effekten der nun erhobenen und angekündigten Zölle. Die treffen Konsumenten und Unternehmen in den USA. Auch der höhere USD entwickelt sich zum Problem für die US-Wirtschaft.

Rotation in unterbewertete europäische Aktien?

Europa dürfte dagegen gerade wegen der aktuellen Konjukturschwäche weitere Zinssenkungen erleben, was die Börsen stimulieren sollte. Dieser Effekt hat sich immer wieder als entscheidender für die unmittelbar bevorstehende Börsenentwicklung erwiesen als die sequenzielle Entwicklung der Unternehmensgewinne. Langfristig betrachtet zeigen Aktien von Unternehmen mit hohen und konstanten Gewinnsteigerungen jedoch die beste Performance.

Chart Galderma Feb 25
Höhenflug bei der Aktie von Galderma seit IPO. Chart: six-group.com

Gewinner und Verlierer

Trotz der starken Börsentendenz gibt es jedoch weiterhin Gewinner und Verlierer an der Börse. Während Galderma von positiven Studienergebnissen untermauert den Höhenflug fortsetzte und auch Ypsomed sowie SIG Group jeweils um die 10% markant anstiegen, verlor Barry Callebaut 16,8% auf nur noch 1000 CHF, den tiefsten Kurs der letzten 10 Jahre. Den Hauptgrund bildet die Trockenheit in Westafrika, die schlechte Kakao-Ernten erwarten lässt. Das wäre das vierte Jahr in Folge mit einem Defizit, was die bereits deutlich angestiegenen Kakao-Preise noch höher treiben könnte. Die Lagerbestände fallen. In US-Hafenstädten sind die Kakao-Lager auf ein 21-Jahres-Tief gefallen. Für die überproportionalen Preissprünge an den Warenbörsen sind aber auch spekulative Kräfte verantwortlich, die schnelle Gewinne suchen, was die hohe Volatilität erklärt.

Schwieriger Markt – intakte Perspektiven

Bei Barry Callebaut stieg der Umsatz im jüngsten Quartal um 54% auf 3.5 Mrd. CHF, die Volumina waren leicht rückläufig. Die Marktbedingungen bleiben schwierig, doch die Perspektiven des Weltmarktführers werden dadurch nicht schlechter. Werksschliessungen, neue Investitionen, Effizienz- und Sparprogramme lassen für die kommenden Jahre überproportionale Gewinnsteigerungen erwarten, die im aktuellen Kursniveau nicht reflektiert sind.

Zahlenreigen beginnt

Die SKAN Holding meldete die vorläufigen Eckdaten des Geschäftsjahres 2024. Demnach kletterte der Umsatz um 12,5% auf 360 Mio. CHF, der Auftragseingang erhöhte sich um über 20% auf ebenfalls 360 Mio. CHF. Das EBITDA wird mit 56 Mio. CHF beziffert, ein Anstieg um mehr als 10%. Detaillierte Zahlen werden am 25. März publiziert. Bei Geberit blieb der Umsatz 2024 bei 3.1 Mrd. CHF praktisch unverändert, trotz starkem Gegenwind. Die EBITDA-Marge wird leicht unter dem Vorjahresniveau liegen. Der Jahresabschluss wird am 6. März vorgelegt.

Auftriebskräfte setzen sich an der Ausserbörse durch

Auch an der Ausserbörse kommen die Auftriebskräfte zurück. Im Januar wurde auf OTC-X zudem mit 22.2 Mio. CHF Umsatz bereits ein Zehntel des rekordhohen Umsatzes des Vorjahres erzielt. Weiterhin steht wohl ein weiterer prominenter Neuzugang bevor. Swiss Steel wird sich von der SIX zurückziehen, nicht zuletzt aus Kostengründen. Der Aktienhandel könnte dann jedoch auf OTC-X weiterlaufen. Titel wie Bobst und Perlen Industrieholding, die von der SIX auf OTC-X wechselten, haben dort den Handel wesentlich belebt. Bei den vier Favoriten der Ausserbörse gab es im Januar keine kursrelevanten Nachrichten. Die Aktien konnten dennoch um durchschnittlich 1% zulegen.

BioVersys IPO: Kampf den tödlichen Keimen

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Immer mehr Bakterien sind resistent gegen herkömmliche Antibiotika. Bioverys entwickelt neuartige Medikamente für diesen und weiter Anwendungsbereiche. Bild: stock.adobe.com
Immer mehr Bakterien sind resistent gegen herkömmliche Antibiotika. Bioverys entwickelt neuartige Medikamente für diesen und weitere Anwendungsbereiche. Bild: stock.adobe.com

Nun kommt mit dem Baseler Biotech-Unternehmen BioVersys das erste IPO des Jahres an der SIX. Es ist ein 2008 ausgegründeter Spin-out der ETH Zürich, der vom Pharma-Multi GSK cofinanziert wird. Der Emissionserlös soll überwiegend in die Phase III Studie des Lead-Kandidaten BV100 investiert werden.

Seit langer Zeit ist BioVersys das erste Schweizer Biotech-Unternehmen, das an die Heimatbörse geht. Es ist auch das erste Mal seit langem, dass ein Börsengang in der Schweiz zu einem Festpreis durchgeführt wird. Bis Mittwoch, 05. Februar, reicht die Zeichnungsfrist. Der Ausgabepreis wurde auf 36 CHF je Aktie festgesetzt. Zur Zeichnung stehen 2’083’333 Aktien zuzüglich 138’888 Aktien als Over-Allotment Option. Werden alle Aktien gezeichnet, fliessen der Gesellschaft 80 Mio. CHF zu. Die Market Cap stellt sich dann auf 213 Mio. CHF. Die Aktionäre GSK und AMR Fund investieren beim IPO nochmals 19.5 Mio. CHF, wovon 16 Mio. CHF auf den AMR Fund entfallen. Der AMR Fund ist auf Investitionen im Umfeld antimikrobieller Resistenzen fokussiert.

Der Free-Float wird sich auf bis zu 28% belaufen. Management und Direktoren unterwerfen sich einer Lock-up-Periode von 360 Tagen, bei sonstigen Aktionären sind es 180 Tage. Obwohl das Volumen überschaubar bleibt, sind Citi, UBS und Stifel im Konsortium. Selling Agents sind darüber hinaus Octavian und Mirabaud. Erster Handelstag ist voraussichtlich der 07. Februar. Am 10. Februar wird die Aktie in den SPI-Index aufgenommen.

Herausforderung: Antimikrobielle Resistenzen

Es braucht schon eine gute Story, um derzeit am Neuemissionsmarkt die Aufmerksamkeit der Investoren zu gewinnen. Und BioVersys hat eine gute Story, die zu überzeugen vermag. Die Covid-Pandemie hat eindrücklich vor Augen geführt, wie Gesellschaft und Wirtschaft rund um den Globus von winzigen Viren in die Knie gezwungen wurden. Was wenig bekannt ist: Rund 20% der in Kliniken eingewiesenen Covid-Patienten haben sich dort mit multiresistenten Super-Bakterien infiziert, was bei nicht wenigen zum Tod führte. Ähnlich ist es bei der Krebs-Therapie. Die zweithäufigste Todesursache der jährlich 9.8 Mio. Krebs-Patienten in Chemo-Therapie sind Infektionen mit multiresistenten Erregern wie S.aureus oder A-baumannii. Laut einer 2022 in der Wissenschaftspublikation «The Lancet» veröffentlichten Studie starben 2019 weltweit 1.27 Mio. Patienten direkt an Infektionen durch MDR-Erreger, wobei MDR für Multi-Drug-Resistant steht. Bei weiteren 5 Mio. Patienten waren solche Infektionen wesentlich für das Ableben mitverantwortlich.

Infektionskrankheiten bremsen Wachstum

Der volkswirtschaftliche Schaden durch Infektionskrankheiten wird gemeinhin unterschätzt. Das zeigt sich nicht nur daran, dass seit Jahrzehnten keine neuen antibakteriellen Wirkstoffklassen entdeckt oder entwickelt wurden, sondern auch daran, dass eigentlich nur noch die amerikanische Merck, Astra-Zeneca und GSK sowie Roche, Pfizer und Shionogi in dem Indikationsgebiet aktiv sind. Alle anderen Big-Pharma-Unternehmen haben sich sukzessive von der Forschung & Entwicklung verabschiedet. Erst die Covid-Pandemie hat bei Big Pharma zu neuem Interesse an Infektionskrankheiten geführt. Insofern ist es ein kluger Zug von BioVersys, GSK als Partner gewonnen zu haben. Das erschliesst zugleich das globale Distributionsnetz des Pharma-Multis. GSK plant Investitionen von 1 Mrd. USD in das Indikationsgebiet. In Zahlen gefasst wird von Experten erwartet, dass ab 2030 jährliche Kosten von weltweit 1 Billion USD durch MDR-Keime entstehen. Dies würde, so die Prognose, 1,1 Prozentpunkte vom globalen Wirtschaftswachstum aufzehren. Allein für die USA werden die Kosten auf 55 Mrd. USD jährlich geschätzt.

Aktueller Vogelgrippe-Ausbruch in den USA

Gleich zwei Infektionskrisen, die derzeit in den USA grassieren, lenken den Blick der Öffentlichkeit und auch der Investoren erneut auf das enorme Risiko, das Epidemien und Pandemien darstellen. Seit Monaten schon greift die Vogelgrippe in den USA um sich. Mehr als 100 Mio. Hühner wurden bereits getötet, aber auch Enten und andere Nutztiere sind betroffen. Der Preis für Eier ist in den USA deshalb bereits um fast 40% gestiegen. Es handelt sich um die neue und aggressivere Variante H5, die auf Wildvögel, aber auch auf Säugetiere wie Seelöwen, Delfine, Bären und Nager übergreift. Laut Experten besteht die Gefahr, dass die Welt nur eine Mutation vor einer Pan-Zoonose steht, d.h. das Virus springt von einer Spezies auf andere über. Bisher wurden 66 Fälle menschlicher Infektion in den USA von der CDC dokumentiert. Die Berichterstattung dazu in den Massenmedien ist kaum wahrnehmbar.

Aktueller Tuberkulose-Ausbruch in Kansas

Das gilt auch für den aktuellen Tuberkulose-Ausbruch in Kansas. Laut der US-Seuchenschutzbehörde CDC handelt es sich um 67 aktive Fälle, die seit 2024 aufgetreten sind. 384 Kontaktpersonen werden in einem Monitoring-Programm überwacht. TBC ist extrem ansteckend und wird über die Luft übertragen. Die Krankheit kann bei Infizierten erst nach Jahren mit Symptomen ausbrechen, jedoch ab der Erstinfektion an andere übertragen werden. 79 solcher latenter Infektionen wurden in Kansas seit letztem Jahr diagnostiziert. Es ist einer der schlimmsten TBC-Ausbrüche, die je in den USA verzeichnet wurden. Insgesamt wurden 2024 von der CDC 8649 Fälle in den USA erfasst. Laut WHO hat TBC bereits 2023 Covid-19 als Infektionskrankheit mit den meisten Todesfällen abgelöst.

Konzentration auf die gefährlichsten Erreger

Während die meisten neuen am Markt eingeführten Produkte auf MRSA-Keime abzielen, hat BioVersys sich auf spezifische Bakterien bei spezifischen Infektionen mit besonders hoher Sterblichkeitsrate fokussiert. Der Lead-Kandidat BV100 zielt auf sogenannte Hospital Infektionen, insbesondere Acinetobacter baumannii, ab. Diese betreffen hauptsächlich Infektionen von Lunge und Blutkreislauf. 50% der betroffenen Patienten sterben, da die Pathogene gegen die bisher eingesetzte Wirkstoffklasse der Carbapeneme, oder Reserve-Antibiotika, inzwischen zu 40% bis 70% resistent sind.

Markant verbesserte Überlebensraten

Das Besondere an dem Wirkstoff Rifabutin ist, dass er bereits seit Jahrzehnten erfolgreich und problemlos eingesetzt wird. 2018 entdeckten Forscher der University of Southern California, dass Rifabutin unter bestimmten Bedingungen sehr aktiv gegen A. baumannii ist. BioVersys lizenzierte das Konzept und konzentrierte die Forschung auf die weitere Entwicklung. Es zeigte sich, dass die Wirksamkeit durch einen neuen biotechnologischen Wirkmodus und die Verabreichung durch Injektion deutlich verbessert werden konnte. Die bisherigen Studien zeigen, dass bei einer optimierten, mit BV100 ergänzten Therapie aus mehreren Wirkstoffen die Überlebensraten um das Doppelte bis Vierfache erhöht werden konnten. Der «medical need» ist sehr überzeugend, und die erhöhte Wirksamkeit soll nun durch die Phase III Studie untermauert werden. Der adressierbare Markt für 2027 wird auf 4.8 Mrd. USD geschätzt. Die Peak Sales für BV100 erwartet BioVersys bei 800 Mio. USD.

Kriegsseuche Tuberkulose

Durch das Wiederaufflackern der TBC nicht nur in den USA, sondern ebenfalls in den Kriegsgebieten in der Ukraine, im Nahen Osten und Afrika hat auch der zweite fortgeschrittene Wirkstoff-Kandidat von BioVersys ungewollt Aktualität erlangt. Laut WHO gibt es jährlich weltweit 10 Mio. TB-Infektionen und 1.3 Mio. Todesfälle. Alpibectir wirkt speziell gegen Tuberkulose-Meningitis und MDR-Tuberkulose. Es handelt sich um eine neue chemische Entität (NCE), die gemeinsam mit dem Pasteur Institut in Lille, der Universität Lille und GSK entwickelt wurde. Alpibectir befindet sich in Phase IIb der klinischen Versuchsreihen. Es wird in Kombination mit anderen Therapeutika verabreicht. Basierend auf den Prognosen wird für 2028 ein adressierbares Marktvolumen von 1.1 Mrd. USD erwartet. Die Peak Sales für Alpibectir sieht BioVersys bei 400 Mio. USD.

Globale Märkte

Bei beiden Lead-Kandidaten werden zwei unterschiedliche Märkte bedient. Europa, USA und weitere entwickelte Länder sind durch eine vergleichsweise geringere, wenngleich stark zunehmende Anzahl von Infektionen gekennzeichnet. Aufgrund der hohen Behandlungskosten von mehreren hunderttausend USD pro Patient sind die auszuhandelnden Preise für wirkungsvolle neue Therapeutika entsprechend höher, insbesondere dann, wenn eine neue Therapie die Überlebensraten deutlich erhöht und so den Gesundheitssystemen eskalierende Kosten erspart. In China und den Emerging Markets ist dagegen die Anzahl der Infektionen um ein Vielfaches höher. Die Therapie-Kosten müssen hier entsprechend niedriger ausfallen, dafür liegen die benötigten Dosen vielfach höher.

Chancen und Risiken

BioVersys liefert, bei erfolgter Zulassung, wirkungsvolle Therapeutika, die buchstäblich über Leben oder Tod bei Infizierten entscheiden können. Und jeder kann ins Krankenhaus kommen und den gefährlichen Pathogenen ausgesetzt sein. Wenn auch nur Teillösungen für die optimierte Therapie geliefert werden, deren verbesserte Wirksamkeit begründet eine starke Nachfrage. Mit GSK als globalem Distributionspartner und drei BioVersys-Tochtergesellschaften in den USA, Frankreich und China sind beste Voraussetzungen für eine rasche Marktpenetration gegeben. Die Chancen auf Zulassung durch die FDA und andere Arzneimittelbehörden sind besser als bei den meisten Biotech-Therapeutika. Beim Lead-Kandidaten wird die Phase III Studie die gleichen überzeugenden Ergebnisse wie die Phase II Studie bringen, denn es ist dasselbe Studien-Design. Sie umfasst allerdings mehr Teilnehmer und soll so die Werte validieren. Dazu kommt, dass Therapeutika im Indikationsgebiet Infektionskrankheiten, die es bis zur Phase III geschafft haben, mit einer Wahrscheinlichkeit von 75% auch zugelassen werden. Im Indikationsgebiet Onkologie liegt der Vergleichswert bei 36%. Das Ende der Phase III Studie bei BV100 wird für das zweite Halbjahr 2027 erwartet. Beim zweiten Kandidaten Alpibectir wird für das erste Halbjahr 2027 der Start der Phase III Studie angestrebt. Das Unternehmen erzielt bisher keine nennenswerten Umsätze und hat in den letzten fünf Jahren Verluste im Bereich 4 CHF bis 6 CHF je Aktie verzeichnet. Ende September 2024 lag der Liquiditätsbestand bei 23.6 Mio. CHF. Das Eigenkapital summierte sich auf 9.8 Mio. CHF, die Bilanzsumme lag bei 38.4 Mio. CHF.

Fazit

Wenn auch die erwarteten Zulassungen der beiden Lead-Kandidaten in der Zukunft liegen, die Chancen stehen relativ gut. Das zeigt sich unter anderem daran, dass die FDA beiden Lead-Kandidaten «Fast Track Approval» Status verliehen hat. Zudem wurde das exklusive Patent in den USA um jeweils 5 Jahre verlängert. Die Erstzeichner brauchen also Geduld, um die möglichen Früchte ihrer Investition in BioVersys zu ernten. Allerdings ist es bei Biotech Aktien oft so, dass die Börse antizipiert und der Höhenflug schon vor dem eigentlichen Ereignis, der FDA-Zulassung, erfolgt. Die Anlage-Chancen erwachsen aus der geringen Marktkapitalisierung von 213 Mio. CHF und den prognostizierten Umsatzvolumina mit den neuen Therapeutika in Höhe von 1.2 Mrd. USD p.a. In der Entwicklungs-Pipeline befinden sich zudem weitere Kandidaten, die bis in zwei oder drei Jahren ebenfalls Fortschritte verzeichnen können. Die Risiken sind jedoch ebenfalls beträchtlich. Wettbewerber könnten wirksamere Therapien entwickeln und an den Markt bringen, das Preisregime könnte enger als erwartet ausfallen, die Kommerzialisierung könnte sich verzögern, Patentstreitigkeiten könnten aufkommen oder der designierte US-Gesundheitsminister Kennedy könnte seine Feindseligkeiten gegen die FDA ausweiten … Die Liste ist lang und kann im 328-seitigen Prospekt von interessierten Anlegern en detail studiert werden.

Ist die Zeichnung zu empfehlen? Nicht für jeden Anlegertyp scheint der Micro-Cap geeignet. Doch wer den «medical need» und das Marktpotenzial erkennt und einen gewissen Prozentsatz des Portfolios für riskantere Aktien mit entsprechend hohen Chancen für die Wertentwicklung vorgesehen hat, kann ein überschaubares Investment in BioVersys prüfen. Mit dem Emissionserlös ist BioVersys bis 2028 finanziert. Der Aktienkurs kann sich im besten Fall in den nächsten Jahren vervielfachen, aber im schlechtesten Fall auch ins Bodenlose fallen. Die Chancen scheinen jedoch zu überwiegen. Bestenfalls wird ein erfolgreiches IPO eine Initialzündung für Börsengänge junger innovativer Unternehmen an der SIX sein. BioVersys hat 2022 an der Sparks IPO Academy teilgenommen, was zeigt, dass die Bemühungen der SIX um neue Emittenten durchaus fruchtbar sind.

Immobilienanlagen im Fokus: Zinssenkungen stützen Aktien, Fonds geraten unter Druck

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Dynamische Entwicklung des Immobilienmarktes. Gefragten Immobilienaktien stehen unter Druck geratene Immobilienfonds gegenüber. Bild: Erstellt mit DALL·E, einer KI-gestützten Bildgenerierungsplattform von OpenAI

Die jüngste Zinssitzung der Fed war von Anlegern mit Spannung erwartet worden. Der neue US-Präsident Donald Trump hatte im Vorfeld tiefere Zinsen gefordert; das Zinskomitee liess den Leitzins indes unverändert. Trotz positiver Konjunkturdaten lagen die neuesten Inflationszahlen weiterhin über dem angestrebten Ziel. Umfragen deuten darauf hin, dass für 2025 nur zwei Zinssenkungen in den USA erwartet werden. Der Leitzins bleibt demnach voraussichtlich auf einem hohen Niveau.

Der Zinsentscheid der US-amerikanischen Währungshüter entsprach den Markterwartungen und löste somit keine grösseren Reaktionen an den Aktienmärkten aus.

Zinssenkungen bei EZB und SNB

In Europa sieht die Lage anders aus. Am 30. Januar 2025 senkte die Europäische Zentralbank den Leitzins erwartungsgemäss um 25 Basispunkte; zwei weitere Zinsschritte sollen im Verlauf des Jahres folgen.

Auch gilt als wahrscheinlich, dass die Schweizerische Nationalbank im März eine weitere Zinssenkung beschliesst. Einige Experten halten es für möglich, dass die SNB den Leitzins bis zum Jahresende auf 0% absenken könnte. Diese Entwicklungen machen Schweizer und europäische Aktien attraktiv für Investoren, was sich in den Performancezahlen im Januar zeigt: Der SMI liegt mit 8,01% im Plus, der DAX legt um 8,68% zu.

REAL Index

REAL Jan 25
Immobilienaktien sind bei Schweizer Anlegern nach wie vor gefragt, wie der REAL Index zeigt. Chart: six-group.com

Die Schweizer Immobilienaktien haben ihren guten Start ins neue Börsenjahr im Verlauf des Januars fortgesetzt. Kurz vor Monatsende erreichte der REAL Index am 28. Januar mit 3.823,92 Punkten (+4,32% YTD) ein neues Rekordhoch.

Auch die europäischen Immobilienaktien profitieren von der positiven Stimmung. Trotz eines eher holprigen Starts ins neue Jahr notiert der EPRA Index Ende Januar wieder bei einem leichten Plus von +0,35% (nicht währungsbereinigt); Mitte des Monats lag die Performance noch bei -5,23%.

SWIIT Index

SWIIT Jan 25
Der SWIIT Index verlor seit seinem am 21. Januar 2025 erreichten Allzeithoch über 3% an Wert. Chart: six-group.com

Die Immobilienfonds verzeichneten zunächst einen erfolgreichen Start ins neue Jahr, jedoch nahm der Abgabedruck zuletzt deutlich zu. Der SWIIT Index verlor seit seinem am 21. Januar 2025 erreichten Allzeithoch über 3% an Wert und gab damit die Kursgewinne des laufenden Jahres vollständig ab. Ein Grund für die jüngsten Kursrückgänge sind Gewinnmitnahmen im Vorfeld der angekündigten Kapitalerhöhungen. Für das erste Quartal 2025 sind vier Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von rund 360 Mio. CHF geplant. Überdies hat das UBS Fundmanagement für den UBS «Sima» eine Kapitalerhöhung von rund 350 Mio. CHF angekündigt. Die frischen Mittel sollen für den Kauf von Liegenschaften, die Finanzierung von Sanierungen und Bauprojekten sowie die Rückführung der Fremdfinanzierung eingesetzt werden.

Ein Blick auf die Kursentwicklung zeigt, dass sowohl die Titel des UBS «Sima» als auch die des Schroder ImmoPLUS (Emission: 175 Mio. CHF) in den vergangenen Tagen deutlich an Wert verloren haben. Der UBS «Sima» büsste 5,75% vom Jahreshöchst ein, der Schroder ImmoPlus verzeichnete einen Kursrückgang von 4,4%.

Ausser den Emissionen der Immobilienfonds besteht auch seitens der Anlagestiftungen eine hohe Nachfrage nach frischem Kapital. Bereits jetzt zeichnet sich eine grosse Anzahl an Kapitalaufnahmen durch Anlagestiftungen ab. Dieser Bedarf beläuft sich allein im ersten Quartal 2025 auf rund 500 Mio. CHF.

Text: Florian Lemberger und Thomas Marti, SFP Group

Der Artikel in der Rubrik «Immobilienanlagen im Fokus» erscheint in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Immobilien-Magazin Immobilien Business.

Hinweis in eigener Sache: Am 1. April 2025 führt schweizeraktien.net gemeinsam mit der Cham Group den 1. Branchentalk Immobilien durch. 

 

Bondpartners SA: Die Finanzboutique, die seit mehr als einem halben Jahrhundert am Kapitalmarkt aktiv ist

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Bondpartners SA, der Anleihenhändler am Genfersee, verfügt über ein solides internationales Netzwerk und verstärkt seine Akquise und Sichtbarkeit im deutschsprachigen Raum. Im Video erinnert Christian Plomb, CEO des Unternehmens, an die historische Trendwende am Anleihenmarkt im Jahr 2022 vor dem Hintergrund steigender Zinsen und betont die erneute Attraktivität dieser Anlageklasse. Intern wird ein Projekt im Zusammenhang mit KI vorangetrieben. Überdies soll die zentrale Ausführung von Aufträgen für professionelle Kunden weiterentwickelt werden.

 

 

Ausserbörslicher Aktienmarkt: Kursaal Interlaken und Cham Group waren 2024 die Gewinner

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Der Aktienkurs der Kursaal Interlaken Holding hat sich 2024 mehr als verdoppelt.
Der Aktienkurs der Kursaal Interlaken Holding hat sich 2024 mehr als verdoppelt.

Der ausserbörsliche Aktienmarkt wird gerne als Nischensegment bezeichnet. Im letzten Jahr feierte die Berner Kantonalbank (BEKB) das 20-jährige Jubiläum ihrer Handelsplattform OTC-X. Seit dem Bestehen der Plattform ist der Handel wesentlich transparenter geworden. Dass auch das Interesse an den sogenannten «Nichtkotierten» zugenommen hat, belegt der Anstieg der Handelsaktivitäten eindrucksvoll. Binnen der letzten fünf Jahre konnten die Handelsvolumen von 157.9 auf 220.7 Mio. CHF (+39,8%) und die Anzahl Abschlüsse auf OTC-X sogar um 54,2% gesteigert werden.

Auch 2024 haben die Handelsaktivitäten auf der Plattform OTC-X im Vergleich zum Vorjahr nochmals zugenommen. Mit 16’528 Abschlüssen (+25,8%) wurde die höchste Anzahl seit Lancierung der Handelsplattform erzielt. Der Handelsumsatz erreichte den zweithöchsten Wert in der 20-jährigen Geschichte. Zum Erfolg beigetragen haben auch die zwei neuen Listings, Perlen Industrieholding und One Swiss Bank. Bereits 2023 verzeichnete die OTC-X-Plattform mit den Aktien der Bobst Group einen signifikanten Zuwachs, der wesentlich zum Wachstum der Plattform beitrug.


Obwohl sich die Umsätze auf Rekordniveau bewegen, fiel die Gesamtperformance der Aktien auf OTC-X unterdurchschnittlich aus. Während der SPI-Extra-Index mit 1,2% noch knapp im Plus lag, verlor der OTC-X-Liquidity-Index im gleichen Zeitraum sogar 3,6%. Eine Betrachtung der Branchenindizes zeigt, dass insbesondere die Sektoren Nahrungsmittel (-26,4%), Energie (-5,6%) und Industrie (-5,5%) zu den Verlierern gehörten, während es bei Immobilien (+4,7%), Banken (+3,4%) und Bergbahn-Aktien (+3,1%) deutlich besser lief.

Kursaal Interlaken: Veränderungen im VR-Präsidium

Bei den fünf grössten Gewinnern auf OTC-X sind die Gründe für den starken Kursanstieg sehr unterschiedlich. Bisher fristeten die Aktien der Kursaal Interlaken Holding (+144,8% auf 700 CHF) ein Mauerblümchendasein und wurden selten gehandelt. Nachdem das Unternehmen bekannt gab, dass der bisherige CEO der börsenkotierten Jungfraubahn Gruppe, Urs Kessler, im Sommer 2025 das Verwaltungsratspräsidium übernehmen soll, zog der Aktienkurs bei stark steigenden Volumen an. Offenbar erhoffen sich die Aktionäre vom neuen Präsident Impulse für das Veranstaltungsgeschäft und Pläne für den umfangreichen Immobilienbesitz der Gesellschaft. Seit Jahresbeginn 2025 ist der Kurs allerdings wieder etwas rückläufig.

Cham Group: Fusion mit Ina Invest treibt Aktienkurs

Kräftig angezogen hat auch der Aktienkurs des Immobilienunternehmens Cham Group (+44,4% auf 715 CHF). Dies, nachdem weitere Details zur Fusion mit der börsenkotierten Ina Invest bekannt wurden. Nach ersten Bewertungsüberlegungen sollen die Aktionäre der Cham Group einen Anteil von zwei Dritteln an der neuen Gesellschaft besitzen, zu der neben dem Papieri- und Pavatex-Areal in Cham weitere 19 Bauprojekte gehören werden. Nach der Fusion sollen die Aktien der fusionierten Gesellschaft an der SIX gehandelt werden. Mit weiteren Informationen zur Fusion, u.a. auch dem Umtauschverhältnis, ist mit der Bekanntgabe des Jahresergebnisses am 28. Februar zu rechnen. Zwischenzeitlich ist der Kurs weiter auf zuletzt 790 CHF gestiegen.

SSE Holding: Feinchemie-Sparte als Wachstumstreiber

Die Titel des Sprengstoff- und Feinchemieunternehmens SSE Holding (+35,1% auf 5'100 CHF) profitieren weiterhin von der guten Auftragslage bei der Tochter Valsynthese, die sich auf Nischenprodukte spezialisiert hat. Im Geschäft mit zivilen Sprengstoffen setzt das Unternehmen die europäische Expansion fort und erzielt hier erste Effizienzgewinne. Der Aktienkurs hält sich seit Jahresbeginn deutlich über der 5'000-CHF-Grenze.

Suvretta House: Hohe Substanz lockt Aktionäre

Bereits seit mehreren Jahren erklimmt der Aktienkurs des Luxushotel-Unternehmens in St. Moritz neue Höhen. Dabei dürfte der Geschäftsverlauf nur bedingt ein Treiber für den Kursanstieg sein. Interessant ist das Unternehmen vor allem wegen seiner Substanz, darunter grosse bebaute und unbebaute Flächen in und um St. Moritz. Hauptaktionär ist die Familie Candrian, der das Interesse nachgesagt wird, ihren Aktienbesitz stetig auszubauen. Anfang Januar wurden 33'000 CHF für eine Aktie bezahlt. Die Volumina sind allerdings sehr gering. 2024 gingen gerade einmal 19 Aktien (von insgesamt 5'000) über den Tisch.

One Swiss Bank: Fusion mit Privatbank Gonet & Cie verleiht Impulse

Effizienzgewinne erhofft sich die One Swiss Bank (+27,3% auf 4,40 CHF), die eine Fusion mit der Genfer Privatbank Gonet & Cie angekündigt hat. In einem ersten Schritt hat Gonet eine Mehrheitsbeteiligung an der One Swiss Bank übernommen. Für Mitte 2025 ist dann die Fusion der beiden Privatbanken geplant. Der Kurs ist seit Jahresbeginn wieder auf 3,85 CHF gefallen. Mehr Klarheit werden wohl neue Angaben zur Fusion bringen.

Plaston: Hoffnungen auf Turnaround

Zu den weiteren Gewinnern auf OTC-X im Industriesektor gehört der Ostschweizer Kunststoffhersteller Plaston Holding (+25,0% auf 4'000 CHF). Das Unternehmen war im Geschäftsjahr 2023/24 tief in die roten Zahlen gerutscht, musste den Vertrieb einer Tochterfirma in den USA schliessen und ist nun wieder auf dem Weg zur Profitabilität. Der Kursanstieg lässt die Aktionäre auf einen gelungenen Turnaround hoffen. Im neuen Jahr hält sich der Aktienkurs oberhalb von 4'000 CHF.

Patiswiss: Aktie im Sinkflug

Der Kurs der Patiswiss-Aktie hat sich viele Jahre stabil oberhalb der 500-CHF-Grenze gehalten. Mit der Bekanntgabe der Jahreszahlen 2023 begann der Kurszerfall. Das Unternehmen konnte zwar den Umsatz steigern, aber die Profitabilität hat aufgrund hoher Energiekosten gelitten. Zudem verzeichnete Patiswiss im letzten Jahr zwei personelle Veränderungen. Der langjährige CEO Stefan Geller trat zurück. Und auch im Verwaltungsrat kam mit Barbara Steinmann ein neues Mitglied. Gut möglich, dass die Kursveränderungen auch mit dem personellen Wechseln zu tun haben. Seit Jahresbeginn scheint sich der Kurs bei 320 CHF stabilisiert zu haben.

Reishauer: Im Abwärtssog mit der Autoindustrie

Ein Grossteil der Industrietitel führen die Verliererliste an. Insbesondere die Spezialmaschinenbauer Reishauer, der seine Schleif- und andere Maschinen weltweit an Automobilhersteller verkauft, spürt die Transformation zur Elektromobilität. Gerade in Europa hat der tiefe Absatz von Elektrofahrzeugen zu Unsicherheiten und damit zur Zurückhaltung von Investitionen bei den Herstellern geführt. Zwar waren die Auftragsbücher für 2024 noch gut gefüllt. Doch für 2025 zeichnet sich ein Übergangsjahr ab. Hinzu kommt, dass gerade die Projekte im Bereich der Elektromobilität auf die Marge drücken. Mittlerweile scheint die Aktie bei 20'000 CHF einen Boden gefunden zu haben.

Griesser: Schwache Nachfrage in Deutschland verunsichert

Der Storenhersteller Griesser leidet ebenfalls unter einer schwachen Nachfrage vor allem in Deutschland beim Tochterunternehmen Weinor. Die hohen Zinsen im Nachbarland haben zu einem Einbruch der Baukonjunktur geführt, ebenso wie die Unsicherheiten bei den neuen Energiegesetzen. Auch wenn das Unternehmen erste Anzeichen einer Besserung sieht, so geht es für 2025 immer noch von einem «herausfordernden» Jahr aus. 2024 wurden über 2'200 Aktie gehandelt, so viele wie seit fünf Jahren nicht mehr. Zumindest hat sich seit Jahresbeginn der Kursrückgang nicht mehr fortgesetzt, was ein positives Zeichen sein könnte. Allerdings sind die Volumen sehr dünn.

Eniwa, VO Energies: Korrektur nach Boom

Etwas unter Druck geraten sind auch die Energieunternehmen, die im Vorjahr teilweise von den hohen Strompreisen profitieren konnten. Zu den Verlierern gehören neben Eniwa auch die Westschweizer VO Energies. Dabei sehen die Zahlen für Eniwa, gemessen am Jahresabschluss, ganz passabel aus. Vor allem dürfte das Unternehmen angesichts der positiven Entwicklung an den Finanzmärkten wieder von einem guten Finanzergebnis profitieren, das oft einen substanziellen Beitrag zum Gruppenergebnis beisteuert. Der Handel in den Eniwa-Aktien ist allerdings sehr dünn, was darauf zurückzuführen ist, dass sich nur 2,9% der Aktien im Publikumsbesitz befinden. Die Stadt Aarau ist mit 95,4% Hauptaktionär (Stand: Ende 2023).

Perlen Industrieholding: Schwaches Debüt auf OTC-X

Zwar hat das Neulisting der Aktien der Perlen Industrieholding zu einem starken Anstieg der Handelsaktivitäten auf OTC-X beigetragen. Jedoch konnten die Valoren in Bezug auf die Kursperformance 2024 noch nicht überzeugen. Seit dem Listing im Juni 2024 haben die Aktien des Papierherstellers rund 25,0% verloren. Verkäufe von institutionellen Investoren, die im Rahmen des Spin-offs von der börsenkotierten CPH Group Perlen-Aktien erhalten haben und nicht in nicht kotierte Titel investieren dürfen, sind wahrscheinlich ein Grund für den starken Kursrückgang. Auf der anderen Seite sind die Aussichten auf ein sehr schwaches Papiergeschäft bei Perlen Papier im Jahr 2024 ein weiterer Grund für Aktienverkäufe. Investoren, die bei Perlen dabei sind, setzen auf einen Turnaround im Papiergeschäft und vor allem auf den grossen Immobilienbesitz. Seit Jahresbeginn befindet sich die Aktie wieder in einem leichten Aufwärtstrend.

Transparenzhinweis: Ein mit dem Autor verbundenes Unternehmen besitzt Aktien der Kursaal Interlaken Holding.

Regionalbanken: Zinserträge geraten 2024 wieder etwas unter Druck

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Der Regiobank Solothurn ist es 2024 im Gegensatz zu anderen Regionalbanken gelungen, den Nettozinserfolg zu steigern. Bild: zvg
Der Regiobank Solothurn ist es 2024, im Gegensatz zu anderen Regionalbanken, gelungen, den Nettozinserfolg zu steigern. Bild: zvg

Die vier Zinssenkungen im vergangenen Jahr durch die SNB hinterlassen beim Zinsengeschäft der Regionalbanken in der Erfolgsrechnung ihre Spuren. Hingegen erzielten die Finanzinstitute im Anlagegeschäft wieder Mehrerträge, wie ein Blick auf die ersten Jahresabschlüsse 2024 der Regionalbanken zeigt. Geschäftserfolg und Jahresgewinn waren daher leicht unter Druck. Es gibt aber auch Ausnahmen, wie die Regiobank Solothurn und die Saanen Bank, die auch 2024 nochmals Rekordergebnisse präsentieren konnten.

Regiobank Solothurn

In nahezu allen Positionen der Bilanz und Erfolgsrechnung konnten die Solothurner im Geschäftsjahr 2024 nochmals brillieren. Die Ausleihungen an Kunden legten, getrieben vor allem durch Wohnbaufinanzierungen in der Region, um 4,5% auf 2’913 Mio. CHF zu. Bei den Kundengeldern verlief das Wachstum mit 3,8% auf 2’545 Mio. CHF nicht ganz so rasant. Die Kundengelder decken rund 87% der Ausleihungen bei der Regiobank Solothurn. Die Bilanzsumme erreichte 3.5 Mia. CHF (+4,3%).

Im Zinsengeschäft gelang es der Bank, den Nettoerfolg um 5,7% auf 40.3 Mio. CHF zu steigern, was vor allem auch dem starken Wachstum im Kreditgeschäft zu verdanken ist. Damit ist sie allerdings eine Ausnahme. Weniger kräftig mit einem Plus von 1,6% auf 5.3 Mio. CHF legte das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft zu, was rund 10% zum Betriebsertrag der Bank in Höhe von 49.4 Mio. CHF beiträgt. Höhere Personal- und Sachaufwendungen hatten zur Folge, dass der Geschäftsaufwand um 4,4% auf 25.4 Mio. CHF anstieg, damit aber noch weniger stark als die Erträge wuchs. Der Geschäftserfolg kletterte daher kräftig um 9,6% auf 20.6 Mio. CHF, der Jahresgewinn erhöhte sich – nach Zuweisungen zu den Reserven für allgemeine Bankrisiken in Höhe von 7.7 Mio. CHF – auf 10.0 Mio. CHF (+5,4%).

Aktienkurs Regiobank Solothurn
Die Aktien der Regiobank Solothurn legten 2024 um 5,4% zu. Chart: otc-x.ch

Die Aktionäre sollen eine um 2 CHF auf 22 CHF erhöhte Dividende erhalten. Auf Basis eines Aktienkurses von 1’030 CHF, der zuletzt auf OTC-X für eine Aktie bezahlt wurde, beträgt die Dividendenrendite 2,1%.

Bank SLM

Gewachsen sind die Ausleihungen der Kunden im Geschäftsjahr 2024 auch bei der Bank SLM, mit einem Plus von 3,1% auf 1’573 Mio. CHF, wobei die Hypotheken mit 3,2% etwas stärker zulegten. Die Kundengelder konnten hingegen mit 0,7% auf 1’257 Mio. CHF nur leicht gesteigert werden, nachdem sie im Vorjahr noch rückläufig waren. Rund 80% der Ausleihungen sind bei der Bank SLM durch Kundengelder gedeckt. Die Bilanzsumme legte im Gleichschritt mit den Ausleihungen um 3,2% auf 1.8 Mrd. CHF zu.

Beim Nettoerfolg aus dem Zinsengeschäft musste die in der Region Münsingen tätige Regionalbank Federn lassen. Dieser ging im Vergleich zum sehr guten Vorjahr um 6,2% auf 20.1 Mio. CHF zurück. Begründet wird dies in einer Medienmitteilung mit dem «markant höheren Zinsaufwand und den deutlich tieferen Markt-Zinssätzen». Die Zinsmarge hat sich nach Angaben der Bank auf 1,12% zurückgebildet. Wesentlich besser liefs bei den Erträgen aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft. Die gute Entwicklung im Wertschriften- und Anlagegeschäft führte zu einem Plus von 10,3% auf 4.6 Mio. CHF. Die positive Entwicklung bei den Finanzanlagen führte auch zu einem höheren übrigen ordentlichen Erfolg von 1.7 Mio. CHF (+47,0%). Dennoch erreicht der Geschäftsertrag mit 27.2 Mio. CHF (-1,2%) den Vorjahreswert nicht ganz.

Dem geringeren Geschäftsertrag steht ein leicht höherer Geschäftsaufwand von 12.8 Mio. CHF (+2,8%) gegenüber, was auch zu einem Rückgang des Geschäftserfolgs um 3,3% auf 11.7 Mio. CHF führte. Die Cost/Income-Ratio liegt dennoch bei tiefen 46,3%.

Aktienkurs Bank SLM
2024 klettere der Aktienkurs der Bank SLM um 8,5%. Chart: otc-x.ch

Unter den Strich verblieb ein Jahresgewinn von 3.5 Mio. CHF. Die Aktionäre dürfen sich über die Ausschüttung einer gleichbleiben Dividende von 30 CHF freuen. Bei einem Aktienkurs von 2’000 CHF beträgt die Rendite 1,5%.

SB Saanen Bank

Die in der Region Gstaad im Berner Oberland tätige Saanen Bank konnte in sämtlichen Bilanzpositionen ein Wachstum verzeichnen. Auch die Depotvolumen legten im Geschäftsjahr 2024 um 11,3% auf 619 Mio. CHF zu. Die Ausleihungen erhöhten sich um 6,8% auf 1’530 Mio. CHF und damit deutlich stärker als bei den anderen Regionalbanken. Bei den Kundengeldern zeigte sich lediglich ein Plus von 2,4% auf 1’498 Mio. CHF, was dazu führte, dass die Ausleihungen nur noch mit knapp 98% durch Kundengelder gedeckt sind – dennoch ein hervorragender Wert. Die Bilanzsumme kletterte im 150. Jahr des Bestehens der Bank auf 1’902 Mio. CHF (+3,8%).

Trotz des starken Wachstums bei den Ausleihungen gelang es nicht ganz, den Nettoerfolg aus dem Zinsengeschäft zu erhöhen. Dieser lag mit 22.5 Mio. CHF um 1,3% unter dem Vorjahreswert. Starke Erträge mit Kommissionen (+9,2% auf 4 Mio. CHF) und im Handelsgeschäft (+14,1% auf 1.6 Mio. CHF) konnten diesen leichten Rückgang jedoch mehr als kompensieren, sodass der Bruttoerfolg mit 11.9 Mio. CHF um 1,1% über dem Vorjahreswert lag.

Aktienkurs Saanen Bank
Die Aktie der Saanen Bank konnte 2024 18,9% gut machen. Chart: otc-x.ch

Der Geschäftsaufwand fiel mit 13,0 Mio. CHF um 6,3% höher als im Vorjahr aus, was die Bank vor allem mit höherem Sachaufwand begründet, der im Zusammenhang mit den Jubiläumsaktivitäten und IT-Investitionen steht. Dennoch liegt die Cost/Income-Ratio bei tiefen 44,8%. Der Geschäftserfolg erreichte mit 11.9 Mio. CHF den Vorjahreswert, der Jahresgewinn lag mit 3.2 Mio. CHF um 3,0% höher. Dies trotz einer um fast 2 Mio. CHF höheren Zuweisung an die Reserven für allgemeine Bankrisiken. Die Aktionäre erhalten eine Dividende von 54 CHF, 4 CHF mehr als im Vorjahr.  Bei Kursen um die 5’100 CHF rentiert die Aktie mit 1,1%.

Spar- und Leihkasse Frutigen

Einen neuen Höchstwert bei der Bilanzsumme erreichte im Geschäftsjahr 2024 auch die Spar- und Leihkasse Fruitigen. Die Bilanzsumme wuchs um 2,7% auf über 1’800 Mio. CHF. Dabei wurde das Wachstum der Regionalbank getrieben durch neue Hypotheken mit einem Plus von 2,9% auf 1’560 Mio. CHF sowie einer Zunahme der Kundengelder um 2.8% auf 1’389 Mio. CHF.

In der Erfolgsrechnung ging der Nettoerfolg aus dem Zinsengeschäft um 1,5% zurück, was die Bank mit dem generellen Rückgang des Zinsniveaus begründet. Hingegen legten die Einnahmen aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft kräftig um 7,8% zu. Der Bruttoerfolg erhöhte sich leicht um 0,6% auf 23.3 Mio. CHF. Um 1,7% höher fiel auch der Geschäftsaufwand aus, der aufgrund höherer Sachaufwendungen bei 11.1 Mio. CHF landete. Mit 48,0% liegt die Cost/Income-Ratio immer noch auf einem tiefen Niveau. Und mit 8.2 Mio. CHF lag der Geschäftserfolg leicht über dem Vorjahresniveau.

Aktienkurs Spar+Leihkasse Frutigen
Werden eher selten gehandelt: die Titel der SL Frutigen. Chart: otc-x.ch

Mit 4.0 Mio. CHF (+0,3%) erzielt die Bank beim Jahresgewinn eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Die Aktionäre sollen eine gleichbleibende Ausschüttung von 42.50 CHF je Aktie erhalten, die aus den gesetzlichen Kapitalreserven entnommen werden soll und daher für private Aktionärinnen und Aktionäre in der Schweiz steuerfrei ist. Bei Kursen von 2’490 CHF, die zuletzt auf OTC-X für eine Aktie gezahlt wurden, beträgt die Dividendenrendite 1,7%.

Fazit

Wie zu erwarten war, zeigen sich die raschen und konsequenten Zinssenkungen der SNB in den Jahresabschlüssen der Regionalbanken. Auch wenn die Zinsmargen wieder etwas unter Druck geraten sind, so konnte das teilweise beachtliche Volumenwachstum die Schmälerung des Nettozinserfolgs etwas kompensieren. Dank der positiven Entwicklung an den Kapitalmärkten hat das indifferente Geschäft einen höheren Ergebnisbeitrag als im Vorjahr geliefert. Die Cost/Income-Ratios der Institute zeigen, dass die Regionalbanken ihre Kosten trotz leichter Kostensteigerung im Griff haben.

Auffällig ist allerdings, dass die Kundengelder nicht im Gleichschritt mit den Ausleihungen wachsen. Die Banken sind daher auf andere Finanzierungsinstrumente, wie Pfandbriefdarlehen, angewiesen. Im laufenden Jahr wird sich auch zeigen, welchen Effekt die neuen Eigenkapitalvorschriften Basel III auf die Banken haben werden. Das Umfeld für die Regionalbanken wird sicherlich nicht einfacher, auch wenn das Ende der Credit Suisse den Wettbewerbsdruck reduziert und bei der einen oder anderen Bank auch zu Kundengeldzuflüssen geführt haben dürfte. Jedenfalls dürften sich die guten Ergebnisse, die 2022 und 2023 dank der Zinserhöhungen möglich waren, nicht mehr so schnell wiederholen.

Aktienkurse und Gewinner/Verlierer 2024

Von der guten Entwicklung der Ergebnisse in den vergangenen zwei Jahren haben auch die Aktienkurse profitiert. Der OTC-X Subindex Banken legte 2024 um 3,4% zu. Zu den Gewinnern gehörten vor allem die Titel der Saanen Bank mit einem Plus von 18,9%, Bank SLM mit 8,5% oder Regiobank Solothurn mit plus 5,4%. Dies zeigt, dass mit Regionalbank-Titeln durchaus eine gute Performance zu erzielen ist. Denn allgemein werden die Aktien eher als «Obligationenersatz» gesehen, denn die Dividendenrenditen liegen im Bereich von 1 – 2%. Meistens befinden sich die Titel auch bei den Kunden der Bank und damit in der Region, was zu seltenen Käufen und Verkäufen führt.

 

Transparenz in Schweizer KMU: Nachhaltigkeit des Wirtschaftens bleibt Priorität

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Auch 2024 haben wieder 34 OTC-X gelistete Unternehmen an der Umfrage von schweizeraktien.net teilgenommen.

Die Small- und Mid-Caps, deren Aktien auf OTC-X gehandelt werden, sind nicht zu mehr verpflichtet, als ihren Aktionären den Jahresabschluss zukommen zu lassen. Es gilt das Obligationenrecht. Der Charakter der Berichtspflichten ist also sehr «privat», vor allem im Vergleich zu börsenkotierten Emittenten. Umso erstaunlicher mag die hohe Bereitschaft der Unternehmen der Ausserbörse sein, an den ESG-Umfragen von schweizeraktien.net teilzunehmen und 3×10 Fragen zu Umwelt, Sozialem und Governance zu beantworten.

Die vorliegende 4. ESG-Umfrage von schweizeraktien.net fand zwischen 18. November und 12. Dezember 2024 statt. Dieses Jahr erreichte die Anzahl der Teilnehmer 34. Angeschrieben worden waren 174 Unternehmen, deren Aktien auf OTC-X gehandelt werden. Der Rücklauf beträgt somit 19,5%. Beide Zahlenwerte liegen etwas unter dem Niveau der Vorjahre. Letztes Jahr waren es 49 Teilnehmer, bei der ersten Umfrage 38.

Gründe der rückläufigen Teilnahmequote

Nach Aussage einiger Teilnehmenden der Vorjahre hat sich bei ihnen nichts Wesentliches geändert, weshalb sie den zusätzlichen Aufwand mieden. Bei anderen Nicht-Teilnehmern der diesjährigen Umfrage mögen sich angesichts der schwierigen konjunkturellen Bedingungen andere Prioritäten in den Vordergrund geschoben haben. Und bei wieder anderen kann sich auch ein Gesinnungswandel vollzogen haben, der mit den veränderten Zielsetzungen der neuen Trump-Administration konform geht und auch dem verminderten Enthusiasmus in Sachen Umwelt in Europa entspricht. So ist der «Green Deal» der EU am Ende stark verwässert worden.

Breite Diversifikation der Teilnehmenden nach Branchen

Von den teilnehmenden Unternehmen entfallen 13 auf den Sektor Bergbahnen, Tourismus, Freizeit und je sieben auf Industrie, Energie sowie weitere wie Transport, Nahrungsmittel und Finanzen. Die Branchenindizes auf OTC-X umfassen 87 Valoren aus den Bereichen Bergbahnen, Tourismus, Freizeit, wovon 14,9% teilnahmen, weiterhin 26 Industrieunternehmen von denen 26,9% teilnahmen, sowie 18 Energieunternehmen, bei denen die Teilnahmequote bei 38,9% liegt. Die 4. ESG-Umfrage von schweizeraktien.net ist somit auch dieses Jahr repräsentativ.

Umfragewerte verbessern sich weiter

Die Ergebnisse der diesjährigen Umfrage zeigen, im Gegensatz zum scheinbar vorherrschenden Zeitgeist, im Wesentlichen keinen Rückgang der Bemühungen um nachhaltiges Wirtschaften. Überraschend viele Umfragewerte sind weiterhin angestiegen, wie beispielsweise bei der Frage nach dem zunehmenden Anteil erneuerbarer Energien am Energie-Mix, wie sich dieser in den letzten zwei Jahren entwickelt hat und in den kommenden zwei Jahren entwickeln soll. Hier wurde mit 91,2%, die «Ja» sagten, ein neuer Höchstwert verzeichnet. 2021 bei der ersten Umfrage lag der Vergleichswert noch bei 71,1% und ist seitdem deutlich gestiegen. Das senkt die Energiekosten und leistet gleichzeitig einen Anteil zur Reduzierung der Treibhausgase, die laut der Schweizer Energiestrategie 2050 in den nächsten 25 Jahren auf Null zurückgeführt werden sollen.

91.2% der befragten Unternehmen setzen im Energie-Mix auf erneuerbare Energien. Abb. ©schweizeraktien.net, 2025

Plateaubildung bei vielen Fragen

Bei etlichen Fragen zeigt sich auch eine Plateaubildung. So hat sich das Müllaufkommen bei 67,6% durch Vermeidung von Verpackungen oder Nutzung von Recycling-Material in den vergangenen zwei Jahren vermindert und soll absehbar in den kommenden zwei Jahren weiterhin reduziert werden. 2021 lag der Vergleichswert bei 68,4%, der Höchstwert wurde 2022 mit 81,8% erreicht. Die interessanterweise exakt gleichen Jahreswerte weisen die Antworten zur Messung und Verbesserung der Luftqualität in Büro und Produktion aus.

Bei zwei Drittel der befragten Unternehmen hat sich das Müllaufkommen reduziert oder wird sich in den nächsten zwei Jahren reduzieren. Abb. ©schweizeraktien.net, 2025

Governance bleibt verbesserungswürdig

Und bei einigen wenigen Fragen ist die Tendenz auch rückläufig. Ein Beispiel ist die Frage nach der Festlegung der Regelgrenze für die Zugehörigkeitsdauer zum Verwaltungsrat. «Ja» sagen nur 29,4%. Der Wert ist kontinuierlich von 36,8% in 2021 gefallen. Im Bereich Governance besteht, wie schon in den Vorjahren, zweifellos das grösste Potenzial für Verbesserungen. Es gibt aber auch grosse Fortschritte. Bei der Frage, ob Related-Parties-Transaktionen offengelegt und über Identifikation, Prüfung und Genehmigung berichtet wird, sagen dieses Jahr 56,3% der Teilnehmer «Ja». 2021 lag der Vergleichswert bei 42,1% und ist seitdem Jahr für Jahr gestiegen.

Weiterhin verbesserungsbedürftig ist die Governance bei den befragten Unternehmen, wie die Antworten zur Verweildauer im VR zeigen. Abb. ©schweizeraktien.net, 2025

Methodik

Resultat der jährlichen Umfrage ist ein Ranking der teilnehmenden Unternehmen, unterteilt in die Transparenznote, die anzeigt, wie viele der 30 Fragen beantwortet wurden, und die qualitative Auswertung der positiven Antworten. Die Transparenznote wird gesondert ausgewiesen und fliesst nicht in das Ranking auf Basis der Beantwortung der 30 Fragen ein. Die qualitative Auswertung führt zu einem Gesamtranking sowie zum jeweiligen Ranking in den Segmenten Umwelt, Soziales und Governance. Diese fallen mitunter recht unterschiedlich aus.

Ranking 2024

Espace Real Estate nimmt mit 27 Ja-Antworten und einem Transparenz-Score von 100% den Top-Spot im Ranking ein. Auf zweiter Position folgt Plaston Holding mit 26 Ja-Antworten und einem Transparenz-Score von ebenfalls 100%. Beide Spitzenreiter hatten auch in den Vorjahren bereits Top-Positionen bekleidet. Auf Position drei kommt Eniwa mit 25 Ja-Antworten, der Transparenz-Score liegt bei 93,3%. Die Top 3 kommen also aus drei verschiedenen Branchen. Rang vier teilen sich mit 24 Ja-Antworten gleich drei Unternehmen: SGV Gruppe, Brauerei Schützengarten sowie Kursaal Bern. Die repräsentieren zwei weitere Branchen.

Zu den Top10 im Ranking gehören 2024 die Espace Real Estate, Plaston und Eniwa. Abb. ©schweizeraktien.net

Qualitative Verbesserung

Die Top 10 werden durch weitere vier Unternehmen mit je 23 Ja-Antworten ergänzt: Metall Zug, EWJR, Weiss+Appetito sowie Bobst. Insgesamt kommen 10 Unternehmen auf 23 oder mehr Ja-Antworten, eine weitere qualitative Verbesserung zum Vorjahr von 9 auf 10 und mehr als eine Verdreifachung zur ersten Umfrage von 2021. Im Segment-Ranking stechen neben den genannten Unternehmen bei Umwelt die Säntis-Schwebebahn und Thermalbad Zurzach hervor, bei Sozialem die Rigi Bahnen und bei Governance aventron und Energie Zürichsee Linth.

Fazit

Auch wenn der mediale und politische Wind die Richtung gedreht zu haben scheint, die KMU der Schweiz erweisen sich angesichts der weiter verbesserten Umfrage-Werte und der fortschreitenden Transparenz als gute «Corporate Citizens», die ihren Teil zur Realisierung der nationalen «Energiestrategie 2050» beitragen. Die Transparenz schafft zudem Bewusstsein bei allen Stakeholdern für notwendige Anpassungen, um den Planeten als habitable Zone für zukünftige Generationen zu erhalten. Die verstärkte Integration der Mitarbeitenden und die verbesserte Kommunikation nach aussen schaffen zudem eine Corporate Identity, die Unternehmen resilienter, fokussierter, effizienter und daher auch profitabler macht. Die aktuelle Umfrage hat weniger Teilnehmer, jedoch aus guten Gründen, die nachvollziehbar sind. Die Kernaussagen bestätigen jedoch die wichtigsten Trends der Vorjahres-Umfragen einer Entwicklung hin zu mehr Transparenz und Verantwortung. Die sind Voraussetzung, um agile Unternehmen durch erforderliche Anpassung auch langlebig zu machen.

Die detaillierten Ergebnisse sowie die verblüffenden Antworten auf Zusatzfragen zum Themenkomplex Nachhaltigkeit, etwa aus Kundensicht oder als Instrument der Rekrutierung, finden Sie in der vollständigen Auswertung, die Sie hier anfordern können.

Orascom Development Holding: Etwas Widerstand gegen das Angebot der Familie Sawiris

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Die Landreserven in El Gouna in Ägypten spielen bei der Bewertung von ODH auf einmal keine Rolle mehr.

Und dann manifestiert sich doch noch etwas Widerstand. Die LPSO Holding der ägyptischen Familie um Samih Sawiris offeriert gemäss Mitteilung vom 16. Dezember in einem freiwilligen öffentlichen Kaufangebot 5.60 CHF in bar für alle Titel der Immobilien- und Hotelgruppe Orascom Development Holding (ODH) und will die Gesellschaft so von der Börse nehmen. Das teilte die Gesellschaft am 16. Dezember mit, die Andienungsfrist läuft noch bis zum 5. Februar.

Die Sawiris-Familie besass bereits zuvor fast 78% der ODH-Aktien. Mit dem «Going Private» würde eine unrühmliche Geschichte an der Schweizer Börse ihr Ende finden. Die Titel wurden im Jahr 2008 zu einem Preis von 152 CHF bei Publikumsaktionären platziert. Obwohl die Meldung in der Vorweihnachtszeit kaum Wellen warf, häufen sich nun die Medienberichte und Aktionärsmeldungen, die das Angebot als viel zu tief – oder auch als «dreist» oder «Zumutung» beschreiben.

Aktienkurs Orascom Development Holding. Quelle: six-group.com

Desinteresse der Anleger ausgenutzt

Zwar betrug der Kurs anfangs Dezember 3.80 CHF und ODH konnte in der Going-Private-Offerte von einer Prämie von 40% sprechen. Doch mit Blick auf die Kursentwicklung der vergangenen Jahre und dem Gutachten des Unternehmenswerts, der zu diesem «fairen Wert» führt, geht bei vielen Aktionären der Hut hoch. Die Sprecher und Vertreter, die bisher für ODH in der Schweiz kommuniziert haben, gehen auf Tauchstation. Das hat mit der speziellen Situation zu tun: Die Familie Sawiris, die das Übernahmeangebot macht, ist auch beim Kaufobjekt die bestimmende Stimme. Ob das Management ODH selbst überrascht und enttäuscht ist vom Angebot, lässt sich deshalb nicht herausfinden.

Der Aktionär Andrin Renz hat in einem Blog-Eintrag andere Mitaktionäre aufgefordert, seinen Widerstand gegen dieses Angebot zu unterstützen. Ludwig Loretz, ehemaliger Urner FDP-Landrat und Unternehmer aus Andermatt, meint gegenüber schweizeraktien.net: «Angesichts dessen, dass im April 2023 noch Aktien für 7 CHF neu ausgegeben wurden, wäre das für mich der absolute Mindestpreis.» Dies wäre für ihn auch ein Commitment, dass die Firma an sich und an das Geschäftsmodell glaubt und Vertrauen darin hat. Auf seiner Website ist Loretz etwas weniger diplomatisch: Das Angebot sei eine «dreiste Sache»; es werde «schamlos» ausgenutzt, dass der breite Markt das Interesse an Orascom verloren habe, heisst es da.

Kapitalerhöhung fand kaum Beachtung

Naguib Sawiris, Verwaltungsratspräsident von ODH, gibt dem FDP-Landrat indirekt recht. In einem Artikel auf der Finanzplattform tippinpoint meint er, dass eine Art Vorentscheidung bereits bei der Kapitalerhöhung vor zwei Jahren gefallen sei. Weniger als 5% der Minderheitsaktionäre hätten damals an der Kapitalerhöhung zu 7 CHF teilgenommen. «Das war ein klares Zeichen dafür, dass das Interesse an der Aktie deutlich nachgelassen hatte», so Naguib Sawiris.

Rückblickend sei er sehr überrascht, frustriert und auch enttäuscht über die auf die Kapitalerhöhung folgende Reaktion des Aktienmarktes gewesen. Wieso er sich nicht bereits nach der missglückten Kapitalerhöhung dazu entschied, die Gesellschaft von der Börse zu nehmen, ist das Geheimnis des Sohns von Samih Sawiris, der 2022 von seinem charismatischen Vater das Präsidentenamt übernahm.

Lockvogel Landreserven

ODH wäre nicht das erste Unternehmen, dass nach dem Börsengang Probleme bekommt, an der Börse eine miserable Leistung zeigt und dann verschwindet. Aktionäre müssen damit leben: So wie sich eine Aktie zur Kursrakete entwickeln könnte, so kann sie auch abstürzen. Nicht umsonst heissen Aktien «Risikopapiere». ODH hatte mit Reiseeinschränkungen während der Pandemie, Konflikten im Nahen Osten und einer hohen Inflation immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen. Im Jahr 2008 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 568 Mio. CHF und einen Reingewinn von 116 Mio. CHF. Fünfzehn Jahr später lag der Umsatz bei 655 Mio. CHF und der Gewinn bei 54 Mio. CHF. Diese operative Flaute schlug auch auf den Aktienkurs durch.

Doch die Aktionäre engagierten sich nicht wegen der operativen Ergebnisse in ODH. Für Attraktivität sorgen die riesigen Landreserven, die zum Einstandspreis und damit mit erheblichen stillen Reserven in der Bilanz vorhanden sind. Dies kehrte auch das Management von ODH in den vergangenen Jahren immer wieder hervor. Etwa der CEO Omar El Hamamsy im Gespräch mit schweizeraktien.net im Oktober 2023: «Der Immobiliendienstleister CBRE hat bereits vor ein paar Jahren allein die Landreserve in El Gouna mit 2.3 Mrd. CHF bewertet.»

Auf einmal ohne Wert

Die Art und Weise, wie der Wert des Unternehmens für das Angebot zum Börsenrückzug berechnet wird, – und wie sich die Kommunikation des Unternehmens diesbezüglich innert Kürze komplett verändert hat, – sorgt bei den Aktionären für Ärger. Die Landreserven werden in der «Fairness Opinion» nicht berücksichtigt. Insgesamt besitzt ODH mehr als 100 Mio. m2 in sieben Ländern (Ägypten, Oman, Vereinigte Arabische Emirate, Montenegro, Schweiz, Grossbritannien, Marokko), wovon knapp 60% noch unerschlossen sind.

Gut ein Drittel davon entfällt auf die grösste Destination, El Gouna in Ägypten. Die ägyptischen Landreserven werden nur zu 53 Mio. CHF bilanziert. Der Wert der übrigen unerschlossenen Landreserven wird im Übernahmeangebot gar nicht berücksichtigt. Noch in einer Investoren-Präsentation im September 2024 wird der Wert der unerschlossenen Landreserven in El Gouna mit 1.2 Mrd. CHF veranschlagt.

Investorenpräsentation ODH vom September 2024.

Der Blickwinkel wird verändert

In der «Fairness Opinion», die von der Zürcher Corporate-Finance-Boutique IFBC im Auftrag des Verwaltungsrats von Orascom durchgeführt wurde, steht, dass «nur Immobilienprojekte in der Bewertung reflektiert werden, die sich derzeit in der Pipeline von Orascom Development Holding befinden und im Businessplan berücksichtigt sind». Dies ist umso erstaunlicher, weil das Management von ODH in den vergangenen Jahren immer wieder darauf hinwies, dass das Unternehmen viel zu tief bewertet werde, weil diese Landreserven von den Anlegern nicht berücksichtigt würden.

Als Managing Partner von IFBC, die ihre «Fairness Opinion» vor allem auf die jüngste Aktienkursentwicklung abstützten, arbeitet unter anderem Thomas Vettiger. Er ist auch Mitglied der Übernahmekommission (UEK), einer Bundesbehörde. Das ist kein aussergewöhnliches Vorkommnis, sondern eine stossende Praxis in der «kleinteiligen» Schweiz.

«Squeeze-Out zu diesem Preis verhindern»

Investoren, die überzeugt sind, dass die Orascom-Aktien zu 5.60 CHF markant unterbewertet sind, werden die Andienung verweigern, Aktionär bleiben und hoffen, die Titel später zu einem besseren Preis veräussern zu können. Gemäss dem öffentlichen Kaufangebot der LPSO Holding wird diese ein Squeeze-Out-Verfahren durchführen, sobald sie mehr als 98% der Aktien besitzt. Verzichtet wird vorerst auf eine sogenannte Abfindungsfusion ab einem Schwellwert von 90%, zu einem späteren Zeitpunkt wird eine solche explizit nicht ausgeschlossen.

Der Aktionär Andrin Renz hat vor kurzem vom ODH-Verwaltungsrat ein Update des CBRE-Reports aus dem Jahr 2018 verlangt. Damals schätzte die CBRE-Group den Wert allein für die unbebauten Grundstücke in El Gouna auf 1,82 Mrd. USD, fast das 170-fache des Buchwerts. Gleichzeitig fordert Renz auch eine zweite unabhängige «Fairness Opinion» zum Übernahmepreis. «Ich muss auf jeden Fall ein Squeeze-Out zu diesem Preis verhindern», meint Renz auf die Frage nach seiner Motivation.

Zwiespältige Rolle der UBS

«Wir sehen dazu keinen Grund», sagt ODH-Unternehmenssprecher Ahmed Abou El Ella zu einer zweiten Fairness Opinion. Erstens sei diese von einem der renommiertesten Schweizer Experten in dieser Frage – IFBC – vorgenommen worden. Zweitens sähen die Analysten von UBS (4.00 CHF) und Kepler Cheuvreux (4.60 CHF) das Kursziel ebenfalls signifikant unter dem Angebotspreis. Drittens messe der Kapitalmarkt der Landreserve seit Jahren keinen höheren Wert bei – sowohl auf der Ebene der ODH selbst wie auch ihrer in Ägypten kotierten Tochtergesellschaft Orascom Development Egypt. Damit übernimmt ODH beim Going Private die Argumentation, die sie über Jahre als nicht korrekt dargestellt hatte.

Diese Analysteneinschätzungen, die wie IFBC die Landreserven nicht in ihre Berechnungen mit einbeziehen, verursachen bei den Investoren Stirnrunzeln – vor allem jene der UBS. Denn die Schweizer Grossbank begleitet die Familie Sawiris auch beim Going Private. «Zuerst günstig rechnen, dann von den Minderheitsaktionären zu tiefem Kurs zurückkaufen», kommt da manch einem desillusionierten Kleinanleger in den Sinn.

Gibt es einen ausserbörslichen Handel?

Ludwig Loretz rechnet vor, dass, wenn er die Landreserven in El Gouna mit einem Wert von 1.2 Mrd. CHF, wie im September vom Unternehmen präsentiert, ins Verhältnis zur Anzahl Aktien von rund 59,8 Mio. setze, dann komme er mit dieser rudimentären Kalkulation auf einen Wert von 20.06 CHF. Doch Hoffnung auf eine Nachbesserung hat Loretz keine. «Ich habe meinen letzten bescheidenen Anteil ODH abgestossen», sagt der Andermatter.

Auch wie es mit den Aktien weitergeht, die nicht angedient werden, ist noch offen. Orascom zeigt sich noch unentschlossen. Auf die Frage, ob ODH einen ausserbörslichen Handel etwa auf der Plattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) organisieren wird, antwortet Ahmed Abou El Ella: «Das ist nicht ausgeschlossen, aber es wurde noch kein Entscheid gefällt.»

Boomerang für die Familie Sawiris?

Das Vorgehen der Familie Sawiris im Fall ODH könnte auf das Projekt in Andermatt zurückfallen. In der Schweiz wurden die Orascom Development Holding und das Projekt im Urner Alpental von Samih Sawiris vom breiten Publikum meist gleichgesetzt – obwohl ODH in Andermatt nur Minderheitsaktionärin ist. Dieser Rückzug von der Börse mit einer in den Augen vieler Aktionäre und Beobachter unfairen Abgeltung könnte zur Belastung für Sawiris zukünftige Projekte werden – in Andermatt oder am Vierwaldstättersee.

Das sieht ODH wenig erstaunlich nicht so. «Wir haben mit sehr vielen Aktionären persönlich gesprochen. Fast alle verstehen unseren Schritt. Die Erfolgsgeschichte des Projektes in Andermatt wird weitergehen, denn es ist nicht tangiert vom Delisting», sagt der Sprecher. Im Übrigen seien die die Urner nach wie vor sehr erfreut über die Entwicklung in Andermatt. Das habe sich Ende November wieder gezeigt beim sehr deutlichen Ergebnis der kantonalen Volksabstimmung zu «Isleten».

Kleinaktionäre haben Investitionen getragen

Die Abstimmung für einen Yachthafen am Urnersee, finanziert von Samih Sawiris, fand jedoch Ende November statt – vor der Ankündigung zum Going-Private. Ob es heute zu einem anderen Resultat kommen würde, lässt sich nicht sagen. Damals sprachen sich zwei Drittel der Urner Stimmbürger gegen die Initiative aus, die das Hotelprojekt in Isleten stoppen wollte.

Die Familie Sawiris wird – falls die Kleinaktionäre mit ihrem Widerstand erfolglos bleiben – das Unternehmen, das beim Börsenstart einen Marktwert von 3,5 Mrd. CHF aufwies, mit einem Aufwand von weniger als 90 Mio. ganz übernehmen können. Die fast 700 Mio., die durch den Börsengang und drei Kapitalerhöhungen in die Kassen von ODH flossen, gingen in verschiedene Projekte, welche die LPSO Holding nun privat weiterführt und entwickelt. Die entsprechenden Landreserven dafür sind ja vorhanden.

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